Urbaar vom Rychsguet z Churräzie

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Churräzie

S Urbaar vom Rychsguet z Churräzie isch e latinisch gschribeni Lischte vo Güeter und vo Ykümpft vom karolingische Rych im Piet vo Churräzie. S Rychsguet sind die topografische und wirtschaftleche Sache gsi, wo em Chönig ghört hend und iim und syne Dienschtlüt zum s Rych z leite zur Verfüegig gstande sind und wo nid privats Eigetum von ere bestimmte adlige Familie oder em ene andere Grundherr gsi sind.

S Rychsgueturbaar vo Churräzie isch eis vo de sältene grosse Güeterverzeichnis us em früene Middelalter, wo s no git. Für d Gschicht vom Bündnerland und vo de Nochberregione isch das Verzäichnis e wichtegi Kwelle, wil do drin vil Sache und Ortschafte vo dr Oschtschwiiz zum erschte Mol vorchöme.

s Dokumänt[ändere | Quälltäxt bearbeite]

D Originalschrift vom Rychsgueturbar, wo gwüss eim vo de alte Archiiv vo Churräzie z Chur oder im Chloschter Pfäfers oder z Müschtäir ghört gha het, isch nid erhalte blibe. Me kennt einzig d Abschrift, wo dr Aegidius Tschudi von em gmacht het. Em Tschudi sis Buech, wo au die Lischte drin vorchunt, liit hüt i dr Stiftsbiblioteek vo Sanggalle.[1] Der Tegscht isch im erschte Band vom Bündner Urkundebuech ane 1955 useggä worde.[2]

Vermuetli isch es so gsi, ass d Redaktoore vo däm Urbaar im Uftrag vom Chönigshof i die verschidene Piet vo Churräzie gange sind zum go usefinde, was me ne über d Rächt vom Chönig z säge gha het. Ob do derfür bim Rych sälber oder in regionale Archiiv elteri Dokumänt vorhande gsi sind oder ob sech di Gsandte nur uf Uskümpft vo Gwäärslüüt hend müesse verloo, cha me nit säge. Vo anderne Regione vom Rych sind keini Verzäichnis vo dere Art vorhande.

Datum[ändere | Quälltäxt bearbeite]

S Verzäichnis isch i dr erschte Helfti vom 9. Joorhundert ufgschribe worde. Früener het me dänkt, es sig im Zämehang mit der planete Rychsdeilig ane 806 zämegstellt worde. Das isch au no d Mäinig vo de Herusgäber vom Bündner Urkundebuech, dr Elisabeth Meyer-Marthaler und em Franz Perret gsi. Sider isch d Forschig druf cho, ass das Dokumänt öpe i dr Zyt um 842 entstanden isch wäge dr Ufdeilig vom Riich, wo ane 843 z Verdun pschlosse worden isch.[3]

Inhalt[ändere | Quälltäxt bearbeite]

D Lischte isch i dr Form, wie se dr Tschudi ufgschribe het, nid ganz sistematisch zämegstellt und au nid geografisch klar gordnet. Vilecht isch d Vorlag, wo dr Tschudi gsee het, au nur es Heft mit Notize oder en Entwurfstegscht gsi. S Dokumänt het gmischti Notize über Stüüre, divärsi Abgobe und anderi Sache und Dienscht, wo s Rych z guet gha het; me weiss nid, eb d Lischte überhoupt vollständig isch.

Es wärde verschideni Bezirk (uf latynisch ministerium) und Piet erwäänt, wo vermuetli so en Art Dienschtberych oder regionali Ämter gsi sind, öpen eso wie spöter d Grafschafte oder wie d Gau:

S Rychsgueturbaar zellt i dene Ortschafte, wo für s Rych relewant gsi sind, zimli gnau die einzelne Herrschaftsrächt uf. Das heisst au, ass alli andere Dörfer i dene Regione, wo s Rych kes Eigetum gha het, in dr Lischte nit vorchöme.

Ufzellt wärde regionali Herrehööf und einzelni Hofgüeter, Chirche, wo deils au s Patrozinium gnännt isch, und dr Zäänt, s Mattland, d Veeställ, Räbbärge, Müline, Fischdeich und Wälder und au Abgobe vo de Alpbetriib, und es chöme süscht no aller Gattig Ware vor, wo dr Obrikeit zuegstande sind: Vee, Salz, Määl, Heu, Yse, Textilie. S Urbaar het die eltischte Informazioone über d Alpwirtschaft vo Räzie. Für s Montafoo isch d Lischte di erschti Kwelle vom Bärgbou.

Dr Chönig het verschidnegi Plätz und Ufgobe verpachtet, wo mit em Reise und mit em Warevercheer z tue gha händ: Tafärne, also früeni Hoschpiz a de Bärgstroosse, sind erwäänt a däne Ort: Schaa, Chur, Lenz, Zuoz, Ardez, Marmorera, Bivio, Sils im Engadin und z Bondo.

Vom Rych sind au d Fäärine über d Flüss und d Schifffaart und d Fischerei uf em Walesee verlihe worde. Do dermit hangt au d Pflicht vo gwüssne Tääler zäme, Waretransport für s Rych uszfüere: Für d Gruob im Bündner Vorderrhytaal het gulte, ass bim ene Chriegsufgebot 12 Säumer mit Fuerwärch zu dr Transportkolonne vom Rychsheer händ müesse cho; vilecht het das mid em Vercheer über de Lukmanierpass uf Italie z tue. S Rychsgueturbaar isch di einzegi Kwelle mit em ene Zolltarif us em 9. Joorhundert: es seit, was me z Walestadt het müesse zaale.[4]

Güeter im Walgau[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Im Walgau im Voradlbärg isch Rychsguet a dene Ort erwäänt: Raankl, Fealdkirch, Sulz und Bangs bi Fealdkirch, Muntlix bi Raankl (das chönt vilech aus s sanggallische Muntlaga sy), Gefis, Röötis, Frastaz, Bäschlinge, Setaas, Nentzinge, Schliis, Schnüfis, Dins, Türrig, Bludesch, Zitz, Klooschterberg im Grosse Walsertaal, Nüzigers, Bludaz und Büürsch.

Güeter i de Bezirk Chur und Bode[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Das Biet, wo ministerium in Planis gheisse het, isch vom Churer Rhytaal dur d Bündner Herrschaft bis zum Sanggaller Rhintl mit Liechteschtei und dur s Seeztaal zum Gaschterland ggange. Do het s Rychsguet a dene Orte gha: Chur, Felsbärg, Malans, Maiefäld, Fläsch, Ragaz, Vilters, Balzers, Mels, Sargaas, Schaa, Räfis (bi Sevele), Grabs, Lims im Wärdebärgische, Buchs, Flums, Bärschis bi Waalestadt und z Waalestadt (latynisch Ripa Vualahastad).

Güeter im Vorderrhytaal und i dr Region Viamala[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Rychsguet isch ufgschribe vo Flims, Fellers, Waltenschburg mit dr Burg Jörgebärg, Andiast, Obersaxe, Ilanz, Luven, Ruis, Fallerin und Schnaus bi Ilanz, Cumbel, Pleif, Rumein und Surcasti im Lugnez, Valsertaal (latynisch Vallis Fallerunae), Rhäzüns, Domleschg, Mathon, Loon, Suufer, Zillis und Schams.

Güeter im Oberhalbschtei[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Im Surses sind Rychsgüeter gsi i dene Gmeinde: Lenz, Brienz (hüt i dr Gmeind Albula), Obervaz, Almens (hüt i dr Gmeind Domleschg), Igis, Stürvis (hüt i dr Gmeind Albula), Tüfakaschta (latynisch in Castello Impitinis; hüt i dr Gmeind Albula), Riom (hüt i dr Gmeind Surses) und Tinizong.

Güeter i de Südtääler vom Bischtum Chur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Nals im Vinschgau, d Burg Castelmur im Bergell und Misox.

Urbar vom Chloschter Pfäfers[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Im Tegscht drin chunt e Lischte vo Grundpsitz vom Chlooschter Pfääfers vor.[5] S Chlooschter het scho dozmol Güeter und Ykümpft, vilecht vom Rych verlihe, a däne Orte gha: Ragaz, Undrvaz, Chur, Trimmis, Domat, Flims, Rusein, Ladir, Siat, Duvin (Lugnez), Splüüge, Casaccia im Bergell, Tschilfigg, Quarte, Weese, Bollige (hüt z Rapperswil-Jona, Escha, Fläsch, Maiefäld, Tugge (dozmol no am Zürisee), Fuasche, Güttinge un Hirschlatt am Bodesee, Wettswil im Züripiet, Wäggis (Luzärn), Sulz im Voradlbärg und Morter im Vinschgau.[6]

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Otto P. Clavadetscher: Zum Churrätischen Reichsgururbar aus der Karolingerzeit. In: Zeitschrift für Schweizerische Geschichte 30, 1950, S. 161–197.
  • Otto P. Clavadetscher: Das Churrätische Reichsguturbar als Quelle zur Geschichte des Vertrags von Verdun. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung, 70, 1953, S. 1–63.

Weblink[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Fuessnoote[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. Stiftsbibliothek St. Gallen, Handschrift 609.
  2. Elisabeth Meyer-Marthaler, Franz Perret: Bündner Urkundenbuch. I. Band (390–1199). Chur 1955, Syte 375–396.
  3. Otto P. Clavadetscher: Das Churrätische Reichsguturbar als Quelle zur Geschichte des Vertrags von Verdun. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung, 70, 1953, S. 1–63
  4. Bündner Urkundenbuch 1, S. 382f. – Friedrich Pfeiffer: Rheinische Transitzölle im Mittelalter. Berlin 1997. Syte 28.
  5. Bündner Urkundenbuch, 1, S. 385 und folgendi.
  6. Joseph Aanton Hardegger: Die Abtei Pfäfers und ihre Pfarreien. In: Hardegger: Beiträge zur spätmittelalterlichen Geschichte der Benediktinerabtei Pfävers. Mels 1969. Syte 143–161.