Vintschgau

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im obere Vintschgau

S Vintschgau (italienisch Val Venosta, im Vallader: Vnuost/?) isch es Taal i den Oschtalpen und e politische Bezirk i dr iteliänischen autonome Provinz Booze-Südtirol.

Name[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Der dütsch Name Vintschgau het sech vom Name vom antike Volk vo de Venosten us entwiklet. Zur Zyt vom Riich vo de Franke im früene Middelalter isch das Taal eini vo de Regione gsi, won e Graf verwaltet het, und däne het me Gau gseit. So isch d Namensverbindig Vintsch-Gau entstande.

Ane 1077 het dr Chönig Heinrich IV. em Bischof Altwin vo Brixe Land i däm Taal obe gschänkt; i dr latynischen Urkunde stoot in pago Finsgowe, das heisst uf Dütsch im Biet Vintschgau.[1]

dr Reschesee

Geografii[ändere | Quälltäxt bearbeite]

S Vintschgau isch der oberscht Deil vom Etschtaal. Er isch öpe 70 Kilometer lang und het mit allne Sytetääler e Flechi vo 1'441 Kwadratkilometer.

S Haupttaal foot am Reschepass (1507 Meter über Meer) i dere Bärgchetti a, wo s Inntaal z Öschtrych vom Yzugsgebiet vo dr Etsch trennt. Die Bärge sind en Abschnidd vom Hauptkamm vo den Alpe. Im Südoschte goot s Taal bis zu dr Töll, em ene steile Hang bim Dorf Partschins. Unden a dr Töll chunt dr nögscht Taalabschnitt, s Burggrafenamt bi Meran. Me deilt de Vintschgauer Abschnidd vom Etschtaal y is obere Vintschgau vo Resche bis uf Laas und s under Vintschgau vo Schlanders bis uf Staabe bi Naturns.

Dr Ortler mit 3906 Meter über Meer isch dr högscht Bärg vom Vintschgau und vom ganze Südtirol.

d Gmeinde vom Vintschgau:
1. Kastelbell-Tschars
2. Graun
3. Glurns
4. Latsch
5. Laas
6. Mals
7. Martell
8. Prad
9. Schlanders
10. Schluderns
11. Schnals
12. Stilfs
13. Taufers

Gmeinde[ändere | Quälltäxt bearbeite]

D Gmeinde vom Vintschgau sind:

Schlanders isch dr Hauptort vom Bezirk.

Sytetääler[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Uf dr rächte Taalsyte:

Uf dr lingge Taalsyte:

  • s Langtauferer Taal
  • s Planeiltaal
  • s Matscher Taal
  • s Schlandrauntaal
  • s Schnalstaal

Ywooner[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Im politische Bezirk Vintschgau läbe 34'260 Einwohner.[3] Die Flechi i de Tääler, wo mit Sidligen überbout isch, macht weniger weder eis Prozänt vom ganze Land us.

Wirtschaft[ändere | Quälltäxt bearbeite]

D Landwirtschaft pflägt Obschtpflanzige und Räbbärge uf 2,2 Prozänt vo der Flechi vom Taal und Matten und Weidland und Alpe uf 8,3 Prozänt.

Wald het’s uf 33 Prozänt vo der Flechi vom Vintschgau.

Sid em Middelalter isch bi Laas e berüemte Schteibruch, wo Marmor abbout wird.

S Töllwärch vo 1898 isch eis vo de früene Wasserchraftwärch im Etschtaal. Ane 1950 isch vo dr Firma Montedison dr Reschesee für nes Chraftwärch ufgstaut worde, wo d Dörfer Graun und Resche drin versunke sind. Dr Chiledurm vo Graun luegt no hüt zum Wasser us. Es anders Wasserchraftwärch isch bi Laas, mit em Stausee oben im Martelltaal.

Dr Turismus isch eine vo de wichtige Wirtschaftszwäig vom Vintschgau. Es het Wanderwäg, Route für Bärgtuure, Mountainbike-Trails, Schygebiet und vil Sehenswärts, bsunders Burge, Chile und Kapälle us em Middelalter.[4]

Naturschutz[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Grossi Naturschutzpiet vom Vintschgau sind dr Nationalpark am Stilfser Joch, wo ane 1935 im Bärgbiet vom Ortler ygrichtet worden isch, und dr Naturpark Texelgruppe i de Ötztaaler Alpe. Im Martelltaal erklärt e Gletscherlehrpfad d Natur vo de Bärge und d Veränderig vo de Gletscher.

d Churburg

Gschicht[ändere | Quälltäxt bearbeite]

I gwüssne Berych vom Taal sind scho i dr Urzyt Dörfer gsi. Vom ene Mönsch, wo vor öpe 5200 Joor gläbt het, het me ane 1991 z oberscht im Schnalstaal im ene Gletscher d Lych gfunde; er isch als Ötzi wältwyt bekannt worde.

D Venoschte sind, wie me dänkt, es rätischs Volch gsi, wo im römische Riich langsam romanisiert worden isch. D Römer händ – noch em groossen Alpechrieg um 15 vor Chrischtus – vo Norditalie us dur s Etschtaal di grossi Houptstrooss Via Claudia Augusta bout, wo uf Augusta Vindelicorum, d Houptstadt vo Underräzie, hüt Augschburg, ggangen isch. Im Middelalter isch im Vintschgau und im Engadiin us em Volchslatyn e romaneschi Sprooch entstande, wo ne bsunderi Form vom Rätoromanisch isch, s Ladin, wo au no underdeilt wird in d Dieläkt Putèr, Vallader und Jauer. D Sprooch Jauer isch s Rätoromanisch vom Münschtertaal und das dörft am nögschte bim ehemolige Vintschgauer Rätoromanisch sy.

I dr Zyt vo de Karolinger im früene Middelalter isch im Münstertaal s Chloschter Sankt Johann z Müstair gründet worde. S Vintschgau isch vo denn aa und no bis zum Afang vom 19. Joorhundert e Deil vom Bischtum Chur gsi. 967 het dr Kaiser Konrad em Bischof vo Chur Güeter im Vintschgau ggää, und für e Bischof sind d Churburg und d Fürschteburg bout worde. Ane 1027 het dr Kaiser Konrad II. d Grafschaft mit de wältleche Herrschaftsrächt im Vintschgau und im undere Engadiin bis zu dr Brugg Punt Ota ufe em Bischof vo Trient übertreit. D Vogtei isch im 13. Joorhundert i dr Hand vo de Herre vo Matsch gläge. Vom Bischof vo Trient sind d Herrschaftsrächt im 13. Joorhundert a d Graafe vo Tirol cho.

Um 1280 isch Martell s erschte Mol gnännt.

S obere Vintschgau het sech am Bündner Gottshuusbund agschlosse. S Tirol het aber sid 1363 de Habsburger ghört, und d Herrschaft isch intensiver usgüebt worde. Im Chrieg vo ane 1499 isch s kaiserlige Ufgebot am 22. Mai 1499 i dr Schlacht a dr Kalve vo de Bündner gschlage worde, und so isch s Münschtertaal bi Chur und bim Gottshuusbund blibe.

1816 isch s Vintschgau vo Chur wägg as Bischtum Brixe cho.

Im erschte Wältchrieg isch s Vintschgau a dr Front zwüsche Öschtriich und Italie gsi; bsunders am Ortler, am Cevedale und uf em Stilfserjoch hets herti Kämpf ggä. Wil Öschtrych dr Chrieg verlore het, 1920 het Italie s Südtirol übernoo.

Ane 1962 händ d Vintschgauer Gmeinde d Bezirksgmeinschaft Vintschgau bildet, zum für gwüssi Sache en eigeti Verwaltig z ha.[5]

Sprooch[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Öpe sid em Ändi vom Middelalter isch im Vintschgau näben em Rätoromanisch mee und mee au s Dütsch bruucht worde, und zwor houptsächlech e Dialäkt vom Südbairische wie fascht im ganze Tirol, wo sech vom undere Taalabschnidd bi Meran us s Taal ufwärts und über de Reschepass vom Inntaal här bis is Vintschgau usbreitet het. D Sproochforschig gseet im Dütsch vom obere Vintschgau au e gwüsse Yfluss vom Alemannische.[6] S obere Etschtaal isch es inträssants Bischpiil für en Sproochkontaktzone mit ere Gschicht, wo vil Joorhundert lang goot.

Dr Bündner Historiker Ulrich Campell het über d Sproochsituazion im spoote 16. Joorhundert Auskunft ggää. Es wird brichtet, ass uf ere Chileglogge vo 1608 i dr Gmeind Mals e rätoromanischi Inschrift stoot.

Bis im 17. Joorhundert het me im Vintschgau no wytume en rätoromanische Dialäkt gredt, um s Joor 1800 sind s vermuetli nur no ganz wenig Lüüt gsi, und denn isch die Sprooch im Taal verschwunde. S Chloschter Mariebärg het sid dr Gägereformazion immer mee s Dütsch welle duresetze, und vom Mariebärger Apt Matthias Lang (im Amt 1615–1640) weiss me, ass er bi der Landesverwaltig z Innsbruck gmaant het, me sell s Romanisch ganz verbiete. Und au d Tiroler Landesverwaltig het vor allem uf Dütsch gschäftet. Z Taufers isch s Romanisch erscht im 19. Joorhundert vom Dütsch abglöst worde, ännet der Landesgränze im Münstertaal isch s Ladin aber bis hüt no d Houptsprooch blibe.[7][8]

Im Vintschgau het sech nie es kulturells Zäntrum entwiklet, wo s Romanisch als Schriftsprooch hätti chönne staarch wärde. Drum sind git’s ganz weni Kwelle für die alti Mundart. Dr Dieter Kattenbusch, wo über die letschti Zyt vom Vintschgauer Rätoromanisch gforschet het, brichtet über die paar Imformazione, wo do derzue z finde sind. I de Gmeindarchiv heig er kei Uskumft übercho. Er het Schrifte vom Ulrich Campell (16. Joorhundert), vom Bendiktiner Placidus a Spescha (1752–1833) vo Disentis[9] und vom Alois Faller, em Archivar vom Chloschter Mariebärg um 1800, könnt. I de alte Vintschgauer Dokumänt wird dr Dieläkt mängmol als s Rätisch oder s Bündnerisch bezeichnet. Dr Faller het dere Sprooch Romaunsch gseit, wie au scho dr Titel vo sim Pricht vo ane 1807 zeigt: Notizen von dem ehemaligen Gebrauch der romaunschen Sprache im Vinschgau […]. Dr Kattenbusch dänkt wäge dämm, im Vintschgau sig s Rätoromanisch irgendwenn zwüsche 1770 und 1820 usgstorbe.[8]

I dr Vintschgauer Kulturlandschaft sind no bis hütt vil rätoromaneschi Orts- und Fluernäme erhalte blibe.[10]

Im Vintschgau het Italie noch em Erschte Wältchrieg andersch als i de grosse Südtiroler Stedt wyter im Etschtaal unde s Iteliänisch, au wenns di offizielli Sprooch worden isch, nid allgemäin chönne düresetze. Hüt rede öpe 97 Prozänt vo de Lüüt im Vintschgau Dütsch und nume drüü Prozänt Iteliänisch. Es wichtigs sproochpolitischs Middel vom iteliänische Staat isch es gsi, allne Ortschaften und Piet au i de dütschsproochige und ladinische Regione mit eme Gsetz offizielli iteliäneschi Näme z gää.[11] Im öffentleche Läbe isch wider einisch e politische Striit um di zwei- oder drüüsproochige Südtiroler Stroossedafele losggange, wo es neus Toponomastikgsetz ygfüert worden isch.[12][13][14]

d Strooss uf s Stilfser Joch

Vercheer[ändere | Quälltäxt bearbeite]

E gueti Strooss dur s Taal uuf het’s scho i der Röömerzyt gha: d Via Claudia Augusta.

Dur s Vintschgau goot d Staatsstrooss 38, und derzue dr Etsch-Velowäg. D Passtrooss über s Stilfser Joch isch ane 1826 bout worde, die über e Ofepass ane 1872 und die über e Umbrailpass ane 1901.

D Vintschgaubaan goot vo Meran us bis uf Mals, e Buslinie vo dr Poschtauti Schwiiz AG vo Zernez übere Ofepass bis uf Mals.

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Martin Bundi: Vintschgau. In: Historisches Lexikon vo dr Schwiiz.
  • Elisabeth Meyer-Marthaler: Unterschungen zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der Grafschaft Vintschgau im Mittelalter. Teil 1, in: Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubünden, 70, 1940, S. 41-235.
  • Rainer Loose: Der Vinschgau und seine Nachbarräume. Bozen 1993
  • Josef Rampold: Vinschgau. Bozen 1974.
  • Reimo Lunz: Venosten und Räter. Ein historisch-archäologisches Problem. Calliano 1981.
  • Gerhard Waldherr: Venostes. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 12/2, Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01487-8, Sp. 13–14..

Weblink[ändere | Quälltäxt bearbeite]

 Commons: Vinschgau – Sammlig vo Multimediadateie
 Wikivoyage: Vintschgau – Reisefüerer

Fuessnoote[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Bd. 1: Bis zum Jahr 1140. Innsbruck 2009, S. 224–225 Nr. 254.
  2. Sandra Regensburger: Das Martelltal. "Schianbliamltol"" – das Tal zwischen Gletscher und Erdbeeren. Bozen 2006.
  3. Zaale vo der Volkszäälig vo 2001
  4. Wandercharte vom Vinschgau
  5. Website vo der Bezirksgmeinschaft Vinschgau
  6. Marc Giegerich: Der baierische Sprachraum., 2015, S. 6.
  7. Germanisierung durch Sprachverbot im Vinschgau uf vejin.com
  8. 8,0 8,1 Dieter Kattenbusch: (Raeto-)Romanisch im Vinschgau zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Eine Handschrift aus dem Jahre 1807.
  9. Iso Müller: P. Placidus Spescha und Südtirol. In: der Schlern 47, 1973, S. 470–479.
  10. Carlo Battisti: Dizionario toponomastico Atesino. I nomi locali dell'Alta Venosta. Floränz 1936.
  11. Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. 3 Bde. Bozen 1995–2000, ISBN 88-7014-634-0.
  12. Zweisprachige Ortsnamen in Südtirol
  13. Akte Strassenschilder. Archiviert vom Original am 23. Oktober 2019; abgruefen am 22. Juli 2017.
  14. Über die Toponomastik und offene Wunden (Site cha nüme abgrüeft wärde; Suche im Webarchiv)[1] [2] Vorlage:Toter Link/opendemocrat.net