Jakob Vetsch (Schriftsteller)

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Dä Artikel handlet vom Gërmanischt, Jurischt und Schriftsteler Jakob Vetsch. Wyteri Lüüt mit dëm Name findt men under Jakob Vetsch.
Dialäkt: Züritüütsch
Jakob Vetsch, gnamst Mundus.

De Jakob Vetsch, Psöidonym Mundus (* 28. Oktoober 1879 z Nesslau; † 22. Novämber 1942 z Züri; Bürger vo Grabs), isch en Schwyzer Gërmanischt und Jurischt gsy und de Verträtter von ere Soziaalutopy, em «Mundismus».

Chindhäit und Juged[ändere | Quälltäxt bearbeite]

De Vetsch isch as Soo vomene Leerer im Toggeburg uf d Wält choo. Wäg emen Unfall hät der anderthalbjëërig Bueb es Aug verloore und drum zytläbes es Glaasaug ghaa. 1881 sind d Eltere i s Appizälisch züglet, wil im usserrodische Wald e Leererstell frei woorden isch. Scho 1891 hät er d Mueter verloore, wo-n-im Chindpett gstoorben isch.

S Gimnaasium hät er z Trogen und z Sanggale bsuecht. Wil s Gält für es Hoochschuelstuudium gfëëlt hät, hett er zeerscht sele Leerer wëërde – asewääg hett er sich s Gält für d Uniwërsitëët chöne sälber verdiene. De Vetsch hät aber de Reaalleerer-Kurs voorzytig abprochen und isch 1899 vo dihäime durepränt und uf Parys abghaue. Er hät deet probiert syn Läbesunderhalt z verdiene, hät aber nöd reüssiert und isch 1900 wider i d Schwyz zrugg.

De Gërmanischt[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Stuudium und Dissertazioon[ändere | Quälltäxt bearbeite]

De Vatter hät bi Verwandte Gält zämepättlet, und esoo hät de jung Vetsch sich 1900 a der Uniwërsitëët Züri für Tüütsch, Änglisch, Filosofy und Psichology ygschrybe. Im Änglisch isch es Jaar im Spraachgibiet voorgschribe gsy, und so hät er 1902/03 as Tüütschleerer z Londen schaffet. 1903 hät er si z Züri namaal für Tüütsch aagmulde und 1905 bim Albert Baachme mit eren Aarbet über der Appizäler Tialäkt tokteriert (Täiltruck 1907, Gsamttruck 1910). Für syni Diss hät er s ganz Appizälerland durwanderet und an 88 Oort Uufnaame gmachet; bi de Lüüt isch er mit syneren Aart allwääg rächt guet aachoo.

S Schaffen am Idiotikon, für s Fonogrammarchyv – und «d Affëëre Vetsch»[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Underschrift vom «Dr. J. Vetsch», 1913.

Scho as Studänt, 1903, hät de Vetsch as Hülffschraft bim Schwyzerischen Idiotikon z Züri aagfange. Wo syni Dissertazioon über s Appizälisch 1905 aagnaa gsy isch, isch er regulëëre Idiotikon-Redakter woorde – de Baachmen isch nöd nu syn Toktervatter, sunder au de Scheffredaktor vo dëm Wöörterbuech gsy. Deet isch es zeerscht ganz guet gloffe. Äis Jaar lang hät er au s nöi Fonogrammarchyv, wo de Baachmen und de Louis Gauchat ggründet ghaa händ, i de Funkzioon vom tächnische Läiter gfüert – doozmal hät men aagfange, Spraachen und Tieläkt uufzäichne. 1909 hät er zwäimaal sälber in en groosse Trachter inegredt, und syni Mundaart isch uf ere Wachsplatte uufgnaa woorde; die beeden Uufnaame sind 2002 vom Zürcher Fonogrammarchyv zäme mit em Wiener Fonogrammarchyv i digitalisierter Form publiziert woorde. Und i de Jaar zwüsched 1909 und 1913 hät er als «Phonographist» dur di ganz Schwyz dure e Schwetti vo Uufnaame gmachet, wo 1914 vom Otto Gröger under em Titel Schweizer Mundarten publiziert woorde sind.[1] Ab 1908 hät er näbet syneren Aarbet am Wöörterbuech und für s Fonogrammarchyv au na e Klass a de Kantonsschuel übernaa und ere Tüütsch ggëë.

S mues i dëre Zyt gsi sy, wo de Vetsch au hät welen e sanggalisch-appizälischs Oorts- und Fluernamebuech uusschaffe. S git ämel en Uufrueff, underschribe vom bikanten Uurkunde-Usegäber Hermann Wartmann, für eso-n-es Wëërch, wos dän am Schluss ghäisst, mer seli mit em «Dr. phil. J. Vetsch, Spiegelgasse 18, Zürich 1» Kontakt uufnëë, «der die Ausarbeitung des Werkes übernommen hat».[2] Da druus isch dän aber für langi Zyt nüüt woorde.

Wo de Vetsch aber im Hërbscht 1910 es Zwäitstuudium vo de Jurisprudänz und Nazionaalökonomy aagfange hät, isch d Laag am Wöörterbuech naadisnaa häikel woorde. Im Archyv vom Idiotikon häts e ticks Gguwëër, aagschribe mit «Affäre Dr. J. Vetsch. Okt. 1912 – März 1913» und e 32sytigi Daarstelig vom Konflikt us de Sicht vom Vetsch, z Hande vom Adolf Chägi vom Läitenden Uusschuss. S Betriibsklima am Idiotikon mues i dëne Jaar ganz schlächt gsy sy. De Stryt isch eso wyt ggange, das de Scheffredakter Baachme mit em Rücktritt trooet hät. De Läitend Uusschuss hät dänn aber chöne vermittle, und im Pricht über s Jaar 1914 ghäisst ganz versöönlich, me heg de Vetsch as «eifrigen, pflichtgetreuen Mitarbeiter» gschetzt.

De Jurischt[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Stuudium und Dissertazioon[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Di zwäit Uusbildig as Jurischt hät er a der Uni Züri 1910 aagfange[3] und 1914 mit em Staatsäxaamen abgschlosse. 1917 isch di juristisch Dissertazioon usechoo, wos um missbruuchti Gsetzeslucke ggangen isch. Wäge dëne chönn de Richter nöd loogisch urtäile, sunder mües sich s Rächt «vom Himel obenabe» hole, wel ems d Ëërde nöd zur Verfüegig steli. Daadrüber, wurum er die zwäit Uusbildig aapackt hät, gits verschideni Motyv. Em Albert Baachme gägenüber hät er echli diplomaatisch gsäit, er wel en Prueff haa, wo-n-er mee mit Mäntschen und em «würkliche Läbe» z tue heg; spööter, wo de Stryt mit em Baachmen eskaliert isch (mee daadezue obe), hät er i synere Wuet aaggëë, der äigetlich Grund seg, das es am Idiotikon under em Baachmen nöd uuszhalte seg. I synere Dissertazioon gseet men aber, das es im ganz grundsätzlich um der Ysatz für d Grächtigkäit ggangen isch. Äxpliziert wird das i sym Romaan «Die Sonnenstadt» (daadezue une mee), wo-n-er schrybt, das en d Uursache vo de soziaale Noot intressierid und das er gäge d Ungrächtigkäit vom Rächtswäse well aakämpfe.

S Schaffen bim Pierbrouerveräin[ändere | Quälltäxt bearbeite]

1914, nach em Staatsäxaame, hät de Vetsch es Praktikum i der Aawaltskanzlei Fick gmachet, und wo de Fick 1916 gstoorben isch, hät er dëm syni Stell as Sekretëër vom «Schwyzerische Pier­brouerveräin» übernaa. Er isch uf dëm Poschte ganz en lojaale Mitarbäiter gsy, und er häts im Eerschte Wältchrieg gschafft, z groossi finanzieli Schade vor de Brouereibsitzer abzwände.

Eerschti Hüraat[ändere | Quälltäxt bearbeite]

1918 hät de Vetsch d Marguerite Hübscher (1889–1940) ghüraate, d Tochter vomene Brouerei-Groossakzionëër – für de Pryys von «e paar hundertuusig [doozmaalige] Franke», wo-n-em syn Schwigervatter in spe zalt hät, wil syni Tochter en Eerbchranket ghaa hät. Dezue isch na d Uussicht uf es Eerb i de Hööchi vo drei Milioone doozmaalige Franke choo. Hüüser händs z Züri zwäi ghaa: e groossi Wonig a de Chornhuusstraass 25 und für Luft- und Sunebeder es Chalet am obere Züribëërg. Zäme händs e Tochter ghaa, d Irene (1920–?) – au sy chrank wie d Mueter. Es isch aber nöd äifach e Gälthüraat gsy: Zum äinte hät de Vatter Hübscher sälber die Verbindig voorgschlage (er hät wool tänkt, syni chrank Tochter seg bi somene tüchtige Jurischt guet uufghobe), und zum ander hät de Vetsch spööter rüerend für syni Frau gsoorget, wo si mee und mee ygschränkt gsy isch.

De «Mundischt»[ändere | Quälltäxt bearbeite]

1922 hät de Vetsch syni Stell bim Pierbrouerveräin an Nagel ghänkt. Scho vorane hät er im Ghäime gschribe ghaa, und iez hät er wele ganz für syni Missioon läbe: Sys Buech, wo im glyche Jaar s eerscht Maal usechoo isch, isch en Utopy gsy, hät «Die Sonnenstadt» ghäisse, und er häts graatis i di halb Wält verschickt – alne Fründ, Bikanten und Verwandte, alne schwyzerische Zytigs- und Zytschrifteredakzioone, alne Schwyzer Biblioteeke, de Leerer, de Politiker und de Pfarhëre. S gaat drin um e Stadt im Jaar 2100 (äigetli Züri), und vor dëre Foolie rächnet de Vetsch radikaal mit de bürgerliche Gsellschaft und Wirtschaft, mit Chilen und Staat, mit Kapitalismus und Kolonialismus ab. Sym Entwurf von ere wältwyten ideaalen und soorgefreie Gsellschafts- und Wirtschaftsoornig, wo-n-er mit missionaarischem Yfer vertritt, säit er «Mundismus» (vom latynische Woort für «Wält»); ëër, wo die verchündt hät, isch de «Mundus» gsy.

S Gält isch abgschaffet, Häimaarbet (die hät er vo Appizäll hëër gchänt!) gits nüme, es git i de Schuel ekäi Prüeffige, me leert eerscht mit drizäni schryben und läse, jede studiert bis vierzgi, nachane schaffet me 25 Stund i de Wuche und widmet sich i der andere Zyt syne künschtlerische Wyterbildig und de Freizytaktiwitëëte, de Natuurschutz und d Natuurhäilkund wëërded groossgschribe, d Energy wird mit Wasser, Sune, Wind und Fluet & Ebbe produzierte, de Sex isch vom Zwang zur Ee loosglööst, d Ee cha me nach föif Jaar ooni wyters uuflööse, s git e staatlich organisierti Geburtekontrolen und Emfängnisverhüetig, de Frau isch di voll Empfaltig vo irer Përsöönlichkäit garantiert, s Rasseprobleem isch glööst, und d Wältspraach isch s Italiänisch. Er isch au über d Gnosseschaftsidee, de Völcherbund, d Freiland-Freigält-Idee, de religiöös Sozialismus usw. hëërzoge und hät en ambiwalänte Haltig zum Komunismus und zum Mussolini ghaa. Die nöi Wält hett selen en Aart es Gsamtkunschtwëërch sy, und der Yfluss vom Nietzsche und vom Wagner isch tüütlich. – Näbet dëm Buech hät de Vetsch na e Schrifteräie ggründet, wo sächs Äinzelbänd spezyfischi Fraagen abghandlet händ.

S Buech isch in e paar Uuflaagen usechoo und e tipischs Chind vo synere Zyt gsy, aber offebaar ganz ooni Würkig bi dëne Lüüt, wo me hett chöne mäine, si segid empfänglich für söttigs. Di bürgerlich Öffetlichkäit häts natüürli gar nöd bräschtiert, und mit ere Prässkampanie händs gäge de Vetsch ghetzt. D Hübscher-Verwandtschaft, wo ja mit dëm Buech ganz schöön aaggriffe woorden isch, hät sogaar probiert, der Autoor für gäischteschrank laa z erchlëëren und i di psichiatrisch Klynik Burghölzli yzwyse. De Vetsch, wo sys ganz Gält i das Buech gsteckt hät, isch konkurs ggange, und d Familie isch 1927 i s Fürschtetum Liechtestäi uusgräist. Syni Frau isch zue-n-em gstande, und er hät chöne uf em Trisebäärg s Läbe vomene Privatier füere. Er hät deet bim Rhybruch im glyche Jaar eso unäigenützig ghulffe, das em de Fürscht en Uuszäichnig ggëë hät.

De Läbesaabig[ändere | Quälltäxt bearbeite]

1934 sind s Vetsche uf Oberägeri im Kanton Zuug züglet. Er hät as Bonvivant gläbt, hät äis von wenigen Automobyl gha, isch uf em Ägerisee mit eme gschnälle Boot umegflitzt – und as Sunemäntsch so vill wie mügli a de Sune gläge. 1940 hät de Vetsch d Läitig vo de komunaale Weermanen-Uusglychskasse und vom Razionierigsbüro übernaa (underzwüsche hät de Zwäit Wältchrieg gwüetet), und im Meerz 1942 isch er zum Gmäindsbresidänt gwëëlt woorde – uf Voorschlaag vo de Freisinige Partei. Wil d Marguerite Hübscher 1940 gstoorbe gsy isch und er sich Soorgen um d Pflääg vo synere bihinderte Tochter gmachet hät, hät er im 42i di langjëërig Huusaagstelt Frieda Honstetter ghüraate.

Nach nu eme halbe Jaar i dëm Amt isch de Vetsch im Alter vo 63 Jaar a akuutem Gräisebrand (Gangrän) gstoorbe; für churzi Zyt isch er na z Züri hoschpitalisiert gsy. Di Verwandte händ sofort ales Papyrig laa ystampfe, drum cha me nie mee usefinde, öb de Vetsch nöd vilicht glych na mee gschribe ghaa hät weder daas, was me gchänt.

Publikazioone[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Germanistischs
  • Die Laute der Appenzeller Mundarten. Huber, Frauefäld 1910 (Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik 1). – Vorane: Die Vokale der Stammsilben in den Appenzeller Mundarten. Diss Uni Züri. Huber, Frauefäld 1907.
  • Herkunft und ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Rood“. I: Appenzellische Jahrbücher 1906, S. 226–246.
  • Üseri Puuresprooch. Zum hundertsten Geburtstage des appenzellischen Dialektforschers Dr. Titus Tobler. I: Appenzeller Kalender. Troge 1907.
  • Artikel im Schwyzerischen Idiotikon, Bänd VI (1909 abgschlosse), VII (1913 abgschlosse) und VIII (Aafang).
  • Leiden und Freuden eines wandernden Mundartforschers. I: Monatsblatt des Appenzellervereins Zürich, Nr. 5, 1917.
Juristischs
  • Die Umgehung des Gesetzes (in faudem legis agere): Theorie, Rechtsprechung und Gesetzgebung. Ein Beitrag zur allgemeinen Rechtslehre. Diss Uni Zürich. Orell Füssli, Züri 1917.
Mundistischs
  • Die Sonnenstadt. Ein Roman aus der Zukunft, von Mundus (Dr. jur. & phil. J. Vetsch). Sälbschtverlaag, Züri 1922. – Nöi useggëë under em Titel: Die Sonnenstadt. Ein Bekenntnis und ein Weg. Roman aus der Zukunft für die Gegenwart, von Mundus (Dr. jur. & phil. J. Vetsch). Grütli, Züri 1923 (sächs Uuflaage). – Nöi useggëë under em Titel: Die Sonnenstadt. Ein Roman aus der Zukunft für die Gegenwart. Mit einem Nachwort von Charles Linsmayer. Ex Libris, Züri 1982 (Frühling der Gegenwart 23).
  • Mundistische Schriftenfolge. 6 Bänd: Der Weltstaat des Mundismus! Züri 1923; Was will der Mundismus und wie will er es? Züri 1923; Ihr Frauen und der Mundismus. Züri 1923; Der Mundismus als Erbe und Sieger in der Arbeiterbefreiung. Züri 1923; Der Mundismus der Jugend! Züri 1924; Kapitalist und Mundist. Züri 1924.
Autobiografy
  • Ein Ostersang. Züri 1924, Privattruck, nöd publiziert, aber vom Charles Linsmayer uusgwërtet (lueg i de Quäle); lyt i de Zäntraalbiblioteek Züri.

Quäle[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Weblink[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Fuessnoote[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. Schweizer Mundarten. Im Auftrage der leitenden Kommission des Phonogramm-Archivs der Universität Zürich bearbeitet von Otto Gröger. Hölder, Wien 1914 (Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Philosophisch-Historische Klasse 176, 3, zugleich Mitteilung der Phonogramm-Archivs-Kommission 36).
  2. Unsere Orts- und Flurnamen. Eine Anregung zur Mitarbeit an dem st. gallisch-appenzellischen Orts- & Flurnamenbuch. Useglaa vom Histoorische Veräin vom Kanton Sangale und zäichnet vom H. Wartmann. De Thomas Arnold Hammer hät dëë Uufrueff i synere Privaatbiblioteek.
  3. De Charles Linsmayer schrybt i syneren Edizioon vo de «Sunestadt» uf Syte 302 «1909», aber gmëëss de Matrikeledizioon vo der Uni Züri isch es Hërbscht 1910 gsy.



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