Hermann Blattner

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Dialäkt: Züritüütsch
Hermann Blattner (1866–1910).
Em Hermann Blattner syni Underschrift.

De Hermann Blattner (* 22. Juli 1866 z Schinznach-Dorf; † 20. April 1910 z Brugg) isch en Gërmanischt, Apiteegger, Schurnalischt, Schriftsteler und zletschtamänd Redakter am Schwyzerischen Idiotikon gsy. Am liebschten aber wëër er en Afrika-Aabetüürer woorde.

Sys Läbe[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Hërkumpft, Uusbildig, Militëërdienscht[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Uufgwachse isch de Blattner as zwäite Soo und jüngschts Chind vom Apiteegger Friedrich Blattner und synere Frau, geboorene Hediger, z Schinznach, wo doozmaal nanig de Zuesatz «Dorf» ghaa hät. D Familien isch dänn 1880 i s Stettli Brugg züglet, wo de Vatter en Apiteek übernaa hät. Deet isch er na anderthalb Jaar i d Bezirksschuel ggange und nachane, a der Ooschtere 1882, uf Aarau i s Gimnaasium, wo-n-er de Lieblingsschüeler vom Adolf Frey gsy isch.

1888 hät er d Matuur gmachet und isch a d Uniwërsitëët Züri go tüütschi Spraach und Literatuur go studiere. Äis Semeschter hät er au a der Uniwërsitëët Bëërn und di letschte drüü Semeschter a der Uniwërsitëët Läipzig gstudiert. Er hät underem anderem Voorläsige vom Ludwig Tobler bsuecht, wo auch bim Schwyzerischen Idiotikon gschaffet hät. I de Schwyz hät er sys Stuudium locker gnaa, eerscht z Läipzig hät em de Friedrich Zarncke, Mitverfasser vom Mittelhoochtüütsche Wöörterbuech, z verstaa ggëë, das er bis doo äigetli nanig vil taa heg. De Zarncke hät en gforderet und gförderet, de Blattner isch zu sym Lieblingsschüeler avanciert, und mit de Zyt häts druus e richtigi Fründschaft ggëë. D Dokteraarbet über s Aargauertüütsch (mit em Tialäkt vo Schinznach im Zäntrum) hät er nöd öppe z Züri, sundere z Läipzig gschribe.

E Gleertenatuur isch de Blattner aber nöd gsy. Zwaar hett er chönen en guete Leerer gëë: Zrugg us Läipzig, hät er z Brugg es Zytli lang Natuurwüsseschaft und Italiänisch underrichtet, und er häts mit vil pëdagoogischem Gschick und vil Empaty verstande, di Junge richtig z nëë. Aber das isch nu en Episoode gsy. As e Chraftnatuur hät er öppis anders gsuecht. Im Militëër hät er di ganz Lauffbaan vom Soldaat über de Korporaal, de Lüütnant, der Oberlüütnant bis zum Hauptme durezoge; ja er hät au scho der eerscht Täil vo de Gäneraalstaabsschuel hinder si ghaa, wo-n-er plötzli uufghört hät – spööter hät en dëë Abbruch schuurig groue.

Der Afrikatraum[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Syn Läbesplaan isch gsy, in Koloniaaldienscht z gaa. Scho as Studänt hät er das voorgspuuret und mit em tüütschen Aabetüürer und Afrikaforscher Gerhard Rohlfs und em tüütschen Aabetüürer und osmaanisch-ägiptische Guvernöör «Emin Pascha», em Eduard Schnitzer, Kontakt uufgnaa. Zum nööcher am Schuss sy, isch er ändi 1880er-Jaar uf Spanie gräist, uf Aschtuurie, wo syn Schwaager e Dinamitfabrik gläitet hät. De Blattner hät im Schwick nöd nu Spanisch, sunder au Aschtuurisch gleert. Über syni Wanderigen und Erläbnis z Nordspanie hät er im Feuilleton vo de Zürizytig gschribe. Dänn äntli isch d Antwoort vom Rohlfs und vom Emin Pascha choo: Ja, si findid d Idee vom Blattner guet, chönid aber nüüt tiräkt für in tue. Er sell doch Kontakt uufnëë mit em tüütsche Koloniaalamt z Berlyn. Das hät de Blattner dän au taa, und wäret er wider uf en Antwoort gwaartet hät, hät er iez au na Kaschtylien abgräist und sich prompt e Malaaria ygfange. De Tüüffschlaag aber isch gsy, das em Berlyn umegschribe hät, es gäb z Tüütschland gnueg Offizier, wo uf Afrika welid, me bruuchi ekän Ussländer. De Muet und s Gält, sys Ziil iez halt uf ander Wääg aazgaa, hät er nüme ghaa, und am Bode zerstöört isch er uf Brugg häichoo.

As Apiteegger und Schurnalischt[ändere | Quälltäxt bearbeite]

I de Schwyz händ en d Familien und guet Fründ wider uufpäppelet. 1891 hett er chöne a de Brugger Bezirksschuel Leerer wëërde, aber churz drufaben isch im Jäner 1892 syn eltere Brüeder Otto gstoorbe. De jünger Brüeder hät si etschlosse, dëm syne Chind z luege, und isch as Leerling i d Apiteegg vo sym Vatter yträtte. Nach eme Sumer as Ghülff z Morges hät er dänn 1894 bis 1896 z Züri es Zwäitstuudium i Farmazy absolwiert und Voorläsigen über Pflanzekund, Chemy und Arzneimittelleer bsuecht. Nach em bistandene Staatsäxaame hät de Blattner im Oktoober 1896 s vätterlich Gschäft übernaa. Im glyche Jaar hät er au ghüraate, nämli d Pfarerstochter Ida Belart.

Aber s isch nöd lang ggange, daa hät er nöii Useforderige gsuecht. Wo syni Mueter 1903 gstoorben isch, hät er d Apiteegg verchaufft und isch uf Basel, wo-n-er Redakter a de Basler Naachrichte woorden isch. Welewääg isch em dëë Prueff aber z hektisch gsy, und er hät si nach anderthalb Jaar nach öppis anderem umglueget. Syni nöi Stell am Schwyzerischen Idiotikon seg, wie-n-er gsäit hät, syni Traumstell gsy.

Syni Aarbet am Idiotikon und syni Dissertazioon über d Aargauer Mundaarte[ändere | Quälltäxt bearbeite]

I de Wöörterbuechredakzioon[ändere | Quälltäxt bearbeite]

1904 isch de Blattner as Naachfolger vom Felix Balsiger, wo nu churz am Wöörterbuech gschaffet ghaa hät, i d Redaktzioon vom Schwyzerischen Idiotikon gwelt woorde. Syni Aarbet hät er aafangs 1905 uufgnaa. Es sind em aber nu föif Jaar vergune gsy – im Früelig 1910 isch de Blattner an ere Lungenentzündig im Alter vo nöd emaal 44 Jaar gstoorbe. – Syn Naachfolger am Idiotikon isch de Wilhälm Wiget woorde.

De Scheffredaktor, der Albert Baachme, schrybt im Pricht über das Jaar, de Tood vom Blattner seg en schmërzliche Verluscht. S sträng Filoloogisch vo de Wöörterbuechaarbet seg zwar nöd grad i synere Natuur gläge, aber d Wichtigkäit vom Idiotikon seg em alewyl klaarer woorde, und mit synere zëëchen Energy und Pflichttröii heg er sich guet ygschaffet. Bsunders wichtig seg halt au syni grooss Sachgchäntnis i verschidene Wüsses- und Läbesgibiet gsy und syni Vertrouthäit vo Land und Lüüt vom Aargöi. Au syn Redakzioonskoleeg Eduard Schwyzer hät i de Zürizytig gschribe, s heg de Blattner nie groue, Zyt und Gält für s Wöörterbuech yzsetze, wäns das pruucht heg. Was linguischtischi Metoode und läxikograafischi Tächnik aagöch, seged anderi besser gsy, aber as Gchäner vo syneren ängere Häimet, as Apiteegger, Natuurwüsseschafter, Jeger und Offizier seg er famoos gsy.

S Aargauertüütsch im spöötere 19. Jarhundert[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Syni Tokteraarbet isch näbet em Leerauer Wöörterbuech vom Jakob Hunziker bis wyt i di zwäit Helfti vom zwänzgischte Jarhundert ine der äinzig Bytraag zun Aargauer Tialäkt gsy. Wil si aber na us de Früezyt vo de Dialäktology stammt, hät si nanig die Gnauigkäit vo dënen Aarbete, wo spööter under der Uufsicht vom Albert Baachme gschribe woorde sind, und en zwäite Jost Winteler isch er halt nöd gsy. Der eerscht Täil, dëë über d Ytäilig von Aargauer Mundaarte, isch echli «al fresco», er stelt für jedi Regioon e paar Daate zäme und macht daadruus Tialäktrüüm. Im zwäite Täil, wo s um d Äinzelluut gaat, mërkt me der Yfluss vo de Läipzigerschuel.

Äin Punkt isch aber für d Gschicht vom Schwyzertüütsch intressant: De Blattner vermërkt (i den 1880er Jaar), das es i der Umgäbig vo Schinznach Entrundig vo mittelhoochtüütsch /öi/ zu /ai/ (fraie «freuen» usw.) und au vom im Hiat diftongierte mittelhoochtüütschen /üː/ über /öi/ zu /ai/ (nai «neu») gäb. Wo men i dëre Regioon zwoo Gänerazioone spööter d Uufnaame für de Spraachatlas vo de tüütsche Schwyz gmachet hät, hät me daadevoo nöd emaal me Räschte gfunde. Relikthafti Entrundige verzäichnet de Hans-Peter Schiferli aber hundert Jaar nach em Blattner na in e paar Oort im Nordoschtaargau.[1] Ales in alem cha me druus schlüüsse, das di früenerig Mundaart au im Aargau und vilicht überhaupt im Schwyzer Mittelland emaal zur Entrundig tändiert hät, das aber die Entwicklig spööter wider zruggträngt woorden isch. Lueget me daas im gsamttüütsche Zämehang aa, dänn mues me säge, das d Entwicklig zur Entrundig äigetli fascht z erwaarte wëër: Fascht ali mitteltüütschen und obertüütsche Mundarte tüend nämli entrunde! S Schwyzertüütsch, wo daas – ussert de Tialäkt vo de «Gotthard­landschaft» (Süüdwalser [ussert Issime], Walis, öschtlichs Bëërneroberland, Underwalde, Schwyz, tüütschspraachigi Oort im Vorderrhytaal) – nöd macht, staat aso i de tüütsche Spraachlandschaft zimli eläige, und das d Entrundig daa fascht überall fëëlt, zäiget, dass d Tüütschschwyz linguischtisch gsee es Rückzugsgibiet isch. Alem Aaschy naa isch d Entrundig dän emaal au i s Schwyzer Mittelland choo, hät si aber glych nöd chöne duresetze.

Syni Schriftstelerei[ändere | Quälltäxt bearbeite]

De Blattner hät au gschriftsteleret. Sys Festspiel zum Aargauischen Kantonalschützenfest in Brugg 1902 hät mer im röömische Theaater vo Vindonissa gspilt. S Tialäktdraama De neu Herr Pfarer isch z Brugg by-n-ere Fäschtlichkäit vom Turnveräin uufgfüert woorde. Und a de Nowäle Aus der hintern Gasse hett allwääg au de Gopfrid Chäller Fröid ghaa. Er hät au tichtet; under em Psöidonym Heinrich Ragor isch s äint oder s ander i de Zytschrift Deutsche Dichtung truckt woorde. Viles hät er aber au für siich bhaltet.

De Mäntsch[ändere | Quälltäxt bearbeite]

De Chäsli (Kaeslin), wo syt de Schuelzyt en guete Fründ vom Blattner gsy isch, schrybt i de Brugger Nöijaarsbletter, de Blattner seg vole Läbesfröid und Tämperemänt gsy. Er heg chöne der Augeblick gnüüsse, hegs gëërn luschtig ghaa und seg gaar ekän Büechermäntsch, Pedant oder Streber gsy. Plötzli heg er aber chönen is Grüble graate und melanchoolisch wëërde. Er heg vil Yfüüligsvermöge und en lydeschaftliche Grächtigkäitssinn ghaa. Scho uf syni Kameraade am Gimi heg er en bsunderen Ydruck gmachet, wel en Fraagen umtaa händ, wo für en Achtzäjëërige nöd sälbschtverständli gsy sind. Syni Lieblingstichter segid de Zürcher Heinrich Leuthold und de Bëërner Ludwig Ferdinand Schmid, de Dranmor, gsy – der äint, cha me säge, isch i de Fuessstapfe vom Hölderlin gwandlet, der ander en Kultuurpessimischt gsy. Syn letschte Scheff, der Albert Baachme, hät im Jaarespricht 1910 vom Idiotikon gschribe, de Blattner seg en Maa vo graadem, offenem Wäse gsy, zueverlëëssig, früntli und gfelig.

De Blattner isch au en überzüügte Verbindiker gsy. Scho a de Kantonsschuel hät er by de Gimnasiaalverbindig mitgmachet und isch au dëren ire Bresidänt gsy. As Studänt isch er wider enere Verbindig byträtte und au deet ganz en aktyvs und bigäischterets Mitgliid gsy. Gfochte hät er mit alem Ëërnst, und na as Althërr isch er a synere Verbindig ghanget. Di äinzig Foti, wo s von em im mittleren Alter git, zäiget en mit Stürmer (ere Studäntechappe mit flachem Täler) und Band.

Publikazioone[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Ueber die Mundarten des Kantons Aargau (Grenzen; Eintheilung; Phonetik). Vocalismus der Schinznacherm[und]a[rt]. Effingerhof, Brugg 1890.
  • [zäme mit em Viktor Jahn:] Festspiel zum Aargauischen Kantonalschützenfest in Brugg 1902. Effingerhof, Brugg 1902.
  • De neu Herr Pfarer. Ein Stücklein. Bëërn 1902.
  • Aus der hintern Gasse. Feuilleton vo de Basler Naachrichte, 1910.
  • Mitaarbet bi verschidene Zytige, Zytschriften und bim Brugger Nöijaarsblatt.
  • [underem Psöidonym Heinrich Ragor:] Gidicht i de Zytschrift «Deutsche Gedichte».
  • Mitaarbet am Schwyzerischen Idiotikon, am Schluss vom Band V, wäret em ganze Band VI und am Aafang vom Band VII.

Quäle[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Hans Kaeslin: Dr. phil. Hermann Blattner, geboren am 22. Juli 1866, gestorben am 20. April 1910. I: Brugger Neujahrs-Blätter für Jung und Alt 22 (1911), S. 3–28.
  • Heinz Vogelsang: Blattner, Hermann. I: Biographisches Lexikon des Aargaus 1803–1957. Sauerländer, Aarau 1958 (Argovia 68/69), S. 77–78.
  • O. M[ittler]: Hermann Blattner. I: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Bd. II, S. 269.
  • Margrit Lang: Blattner, Hermann. I: Deutsches Literatur-Lexikon. 3., völig nöi biarbäiteti Uuflaag, Ergänzigsband II, Saur, Bëërn/Münche 1995, Spalte 162.
  • D Jaarespricht vom Schwyzerischen Idiotikon über d Jaar 1904, 1905 und 1910.
  • D Vita i em Hermann Blattner synere Dissertazioon.
  • Naarüeff i de Basler Naachrichte vom 22. April 1910 (Fritz Baur) und i de Zürizytig vom 26. April 1910 (Eduard Schwyzer).
  • Blattner Hermann i de Matrikeledizioon vo der Uniwërsitëët Züri.

Weblink[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Fuessnoote[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. Hans-Peter Schifferle: Dialektstrukturen in Grenzlandschaften. Untersuchungen zum Mundartwandel im nordöstlichen Aargau und im benachbarten südbadischen Raum Waldshut. Diss. Züri, Bëërn 1995 (Europäische Hochschulschriften I.1538), Syte 219.


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