Faane

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E Faanen isch es rächteggigs oder kwadratischs Tuech, wo us farbigem Stoff gmacht isch und wome meischtens an ere Faanestange amacht oder nöime ufhänkt. Mä cha ne amenen Oort fescht ufstelle und an es Huus hänke oder au umeträäge oder uff Faarzüüg uufstecke.

Gschicht und Bedütig[ändere | Quälltäxt bearbeite]

e Rootchrüüzfaane
usem 19. Joorhundert

S Wort «Faane» chunt vom althochdüütsche “fano” und em germanische “fanon”, wo eifach «Tuech» und denn au «Faane” bedüütet het. Es entspricht em latynische “pannus”. Im Französische isch es au eso, wo s Wort drapeau für «Faane» vom altfranzösische drap, wo Tuech bedüütet, chunt.[1][2]

Im Middelalter isch s Wort «gonfanon» für d Chriegsfaane gebrüüchlech gsi.[3] Zu der Gschicht vom Wort und vo der Sach «Faane» cha me vil Beleeg bim Schwyzerischen Idiotikon finde.[4] S Idiotikon bringt au die wytere Bedüütige vom Wort, so wie öppe wenn me wott zeige ass men über öppis stuunet: «Potz heitere Faane!»[5][6] S Wort isch i der alemannische Mundart und Literatur, wie wyter obe im Värs vom Schiffli, früener mit em männleche Gschlächt – «der Faane» – bruucht worde, erscht under em Yfluss vom Hochdütsche und vo der Schriftkultur hets i der nöieren Umgangsprooch au im Schwyzerdüütsche fasch algemein die wyblechi Form agnoo.

Die farbige Tüecher sind uuffelligi visuelli Sache im öfentleche Ruum. Me bruucht d Fääne als Zeiche für d Länder und dene ihri Teilglider und s Milidäär, und i dene Fäll ghöre si zu de Hoheitszeiche. Au Gmeinde, Organisazioone und privati Gruppe wie öppe d Veräin kännese. Als Zeiche vo der Gmeinschaft tuet me s Bild vom Faane, so wie me s au für d Wappe und d Sigel macht, formell und prezys beschrybe und offiziell für gültig erkläre; bi de Länder bassiert das i der Staatsverfassig oder imene Gsetz, bim Milidär dur staatlechi Vorschrifte und bi den anderne Organisazioone dur Pschlüss vom höggschte Gremium.


Wäge der grosse symbolische Bedüütig vo de Fääne lueget me ganz gnau druuf, wie me se macht und bruucht, und das wird i der Öfentlechkeit kritisch beobachtet; wenn do öpperem e Fääler bassiert, cha das unagnäämi diplomatischi Konsekwänze haa. Drum het sech us langer Gwoonet use s internazionale Faanerächt (hochdüütsch und ofiziell: «Internationales Flaggenrecht») entwicklet.[7]

Es git tradizionelli Rituaal für wichtegi Momänt im «Läbe« vo de Fääne, zum Bischpiil tuet me se teils wenn si früsch gmacht si fyrlech daufe; und es gälte prezysi Protokoll derfüür wie me se uufhänkt,[8] wie si am Morge ufzogen und am Oobig wider ygholt wärde und wänn as me Fääne darf bruuche, me stellt i vilne Fäll en Faanewach derzue, d Soldaate loot me der Faaneneid lo schwööre.[9] Und die Tüecher siind a vilnen Oort es Elimänt vo de Dootefyre, wo me ne früener au «Seelefääne» gseit het.

d Schwiizergarde z Rom
Gmeindfääne uf em Faanedurm vo der Expo64 z Lausanne

Es git Fääne sit der antike Zyt, grad bi der römischen Armee sind «Fäldzeiche» us Stoff wichtig gsi, me het ne «vexillum» gseit, und sid em Konstantin em Groosse au «labarum». Me gseht se uf Bilder us der römische Zyt, öppen uf em Relief vo der Trajanssüüle z Rom. Wemme sones symbolischs Zeiche verloore het, isch das e schlimmi Nöiigkeit gsi; der römisch Schriftsteller Ammianus het i sinere Römische Gschicht mol dervoo prichtet, d Alemanne heigen es Fäldzeiche von ere römische Einheit eroberet.[10]

I der middelalterliche Herrschaftsornig, wo d Regle vom Leenswääse gälte, het der König zum Zeiche für d Verantwortig über en Regioon em Leenstreeger e Faane fyrlech übergää.

Im spoote Middelalter het me a teil Oorten underschide zwüsche de grosse «Hauptbanner» (s Wort chunt vom gootische “bandwa”) – das sind die grosse Fääne vom Uuszug gsi, und der ganz Druppekörper het denn grad der glych Name «Banner» übercho – und de chlynere «Fäänli», das sind die mindere Faane vo einzelne Druppedeil gsi. Der Faaneträäger vom Hauptbanner vonnere Stadt isch der «Venner» oder «Fäänrich» gsi, e bedüütendi Person i der kommunale Organisazioon vo de alte Stedt z Europa. Vo do här isch «Fähndrich» zum ene wyt verbreitete Familiename worde.

s Wappe vo der Gmeind Bennwil im Baselland het es Schoof mit Nimbus und Chilefaane

Fääne vo de Ryterdruppe heisse «Standarte», und das Wort, wo scho anne 1080 s erschte mol in ere Urkunde erwäänt wird, giltet au für die chlynere milidärische Faanezeiche und vo dört für chlyni Fääne vo teil Sportklüb.

Bi vilne Religioone bruucht me Fääne für verschideni Sache, z Asien öppe als Verzierig vo de Tämple und für Gibättfane im Buddhismus, und bi de Chrischte kännt me se bsunders als Prozässionsfääne.

d Faane vo der UNO uf ere Luftposchtmargge
s Tampfschiff «Schiller» mit sim Faane ufem Waldstettersee

Für vil Undernääme vo der Wirtschaft, für gselschaftlechi Gruppe, politischi Parteien und Opposizionsbewegige sind Fääne es Elimänt vo ihrem visuellen Uuftritt. I der Konsumgsellschaft sind öppe Wärbefääne wyt verbreitet, und im Internet bruucht me der Begriff vom «Banner» für Wärbefäischter ufem Bildschirm.

Im Sport chöme Fääne i vilne Variante und für ganz verschideni Zwäck vor. Bi grosse sportleche Wettkämpf wärde d Fääne vo de Länder, wo d Gwünner härchöme, bi der Siigereerig uufzoge und me spiilt derzue d Nazionalhimne; bi de modäärnen Olimpische Spiil isch der Momänt, wo der gross IOC-Faane id Arena treit und mit der IOG-Melody uufzoge wird, der simbolisch Afang vo der Wettkampfzyt; d Lüüt wo bi de Wettkämpf zueluege mache de Sportler Muet wenn si Fäänli i de Landesfarbe schwänke. I der Fäänkultur vo grosse Tschuttklüb sind Fääne Teil vo de «Choreos» im Stadion. Und aler modärnere Technik z Trotz ghöre im modärne Motorsport Fääne als Signalmiddel immer no zum Ritual. Nit z vergässe d Banner und Fäänli, wo d Sponsoore dermit Wärbig mache a dänen Oort, wo vill Lüüt hiichöme und s Färnsee zueluegt.

Bi de groosse Musiggruppe ghöre Fääne derzue, wenn d Musikante in ere Paradeformazioon ufträtte und Marschmusig spiile; das chunt vo der Tradizioon vo de Milidärmusige usem 19. Joorhundert und het au öppis mit der uralte Gschicht vo de religiöse Prozässioone z tue. So Musigverein bringe bi de Fäschtumzüüg Abwächslig is zimli asträngende stundelange Waarten und lauffe; me ghöört se scho wytem ide Gasse, und bi de erschte Töön und wemme afe dr Faane über de Chöpf gseht säge d Lüüt, wo scho lang am Stroosserand warte: «jetz chömesi!» So Musige mit iirne Fääne laufen öppe bi de Jugendfäscht und am am Sächsilüütenumzug z Züri mit, wo men au d Zouftfääne umetreit.

Im maritime Vercheerswääse isch es für d Schiff nach internazionale Regle vorgschribe, ass si en Faane ufzieh zum faare; dört seit men en uf hochdüütsch «Flagge»; I den alemannische Mundarte chunt das Wort suscht numen als Frömdwort usem Hochdüütsche vor. S nautische Flaggesyschteem, wo us der Zyt chunt lang bevor s Funkgräät gää het, gwüss scho sid der antike Schifffahrt, isch en aspruchsvolli Zeichesprooch, wo bit guetem Liecht au uf grossi Dischtanz funkzioniert.

Zum algemein vertroute Bild vom Schiff mit em Faane git’s em schööne schwiizerdüütsche Chinderväärs vom Zürcher Schriftsteller Konrad Bänninger (1890–1981); das Gedicht vom chlyni Schiffli isch mit sinere eifache und frööliche Melody i der Schwiiz es bekants Chinderlied:

I han e chlyses Schiffli,
i gahne mit zum See
und gib em dänn es Püffli,
dänn fahrt s devo, juhee!
Im Schiffli staht en Fahne,
de fladeret hin und her,
es tuet mi ganz dra mahne,
wie wänn s es Dampfschiff wär.

Faanetreeger am Eerschte Mai 2018 z Beffert

Bärgstyger, wo s erschte mol uf ene Bärg chöme, stecke dört gärn es Fäänli uf mit em Wappebild vom Land, wo si här chöme, und machen e Foti vo Siich und däm nazionale Zeiche. De erschten Astronauten uf em Mond het men an amerikaneschi Faane mitggä zum se dört nach der Landig, wo am 17. Juli 1969 gsi isch, fyrlech i Bode stecke, und die russeschi Marine het vor es baar Joor mit emene U-Boot ufem Bode vom Nordpol e russeschi Faane agmacht zum Zeiche, ass Russland d Bodeschetz usemPolarmeer für siich wett hole.

D Wüsseschaft vom Faanewääse isch d Vexillology. Sid em Middelalter het me d Fääne wie die andere Hoheitszeiche und d Wappe algemein dokumäntiert und abzeichnet ass me die Symbol bi offizielle Begägnige mit Lüüt us anderne Länder und grad au im Chrieg wider könnt het. D Fachlüüt für die grossi Wält vo dene Symbol sind d Herold gsi. Die Schwiizerisch Gselschaft für Faanekund isch anne 1967, die Düütschi Gselschaft für Flaggekund 1995 gründet worde. Si sind Mitglider vom Internazionale Bund fo de Faanegselschafte, der VIAF, wo 1967 ufem Kongräss vo de Faanekundler z Züri gründet worden isch.

I der Schwiiz und im Süddütsche und au i anderen Gägende isch s Faaneschwinge e volchstümleche Bruuch.[11] Es git middlerwyle au scho Wältmeischterschafte im Faanehööchschwinge; anne 2016 isch so en Wettkampf z Tauberbischofsheim gsi.[12]

e Dafele vo 1864 mit de Länderfääne

Mit de Fääne verwandt sind anderi farbegi Tüecher wie öppe d Wimpel, wo au als optischi Signal würke. Chlyni Wimpel us agmooletem Bläch stelt men als Verzierig uf d Brunnestöck; uf alte Brünne het’s i vil Stedt im düütschsproochige Ruum d Figur vom Faane- oder Bannertreeger. Der «Wätterfaane» isch au e sones Stück Bläch, wo hööch ufemene Turm agmacht isch und sech cha dräje wenn der Wind cheert; er isch hüüffig i der Form vonere Tuechfaane wo fladeret usgschnitte.

Lueg au[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 8, Berlin New York 1994, S. 307–326.
  • Peter M. Mäder: Faane. In: Historisches Lexikon vo dr Schwiiz.
  • Peter M. Mäder, Günter Mattern: Fahnen und ihre Symbole. 1993.
  • Laitenberger/Bassier: Wappen und Flaggen der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Länder. 5. Uflag 2000.
  • Cédric de Fougerolle: Le tour du monde des drapeaux. 2015.

Weblink[ändere | Quälltäxt bearbeite]

 Commons: Faane – Sammlig vo Multimediadateie

Fuessnoote[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. Lueg der Artikel drapeau uf larousse.fr
  2. Artikel drappus bim Französische etymologische Wörterbuch online.
  3. Elmar Sebold (bearb.): Kluge. Etymologisches Wörterbuch der dutschen Sprache. 25. Uflag, Berlin Boston 2011, S. 272.
  4. lueg der Artikel Fane bim Schwyzerischen Idiotikon online
  5. Heieterefahne isch es Lied vom Schwiizer Mundartsänger Trauffer, wo dä Uusdruk au susch no öppe bruucht.
  6. https://www.dieheiterefahne.ch/menu Heitere Fahne] isch es Kulturprojäkt z Wabere bi Bärn
  7. Günter Hoog: Deutsches Flaggenrecht. Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7875-2137-2.
  8. Jürg Rohrer: Das grosse Flattern uf tagesanzeiger.ch, vom 29. Septämber 2015 (über s Faanereglemänt vo der Stadt Züri)
  9. %https://www.srf.ch/sendungen/heute-aktuell/die-armee-hat-neu-ein-fahnenreglement Die Armee hat neu ein Fahnenreglement] uf srf.ch, vom 20. Februar 2008
  10. Ammianus Marcellinus, Römischi Gschicht, 27, 1, 6.
  11. Anne 1995 isch z Konstanz der Lndesverband vo de Faaneschwinger vo Bade-Würtebärg gründet worde: Website vom Verband uf fahnenschwinger-lfbw.de
  12. Ein farbenprächtiges Spektakel: Weltmeisterschaften im Fahnenhochschwingen uf fnweb.de