Ammianus Marcellinus

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Titelsite vo dr Ammianus-Uusgab vom Accursius (Augschburg 1533)

De Ammianus Marcellinus (* um 330 z Antiochia am Orontes, Syrie; † um 395, wahrschiinlich z Rom) isch en römische Hischtoriker gsii. Er isch nebed em Prokopios vo Caesarea dr bedüütendschti schpaatantiki Gschichtsschriiber gsii.

S Werch vom Ammianus Marcellinus isch s letschte grosse uf Latiinisch verfassti Gschichtswerch vo dr Antike, obwohl siini Muetterschpraach s Griechische gsii isch.

Lebe[ändere | Quälltäxt bearbeite]

De Ammianus stammt usere riiche griechische Familie us Antiochia am Orontes und isch offebar sehr belese gsii, wie sini Kenntniss i dr latiinische und griechische Literatur zäigt. Er hät in junge Jahre als Offizier i dr Garde dient (protectores domestici) und under em magister militum Ursicinus under anderem in Gallie und in Mesopotamie, wo er a de Kämpf gege de Schapur II. teilgnah hät. Bim Fall vo dr wichtige römische Feschtig Amida 359 isch er selber debii gsii und hät nur mit knapper Not chönne entchoo. De Ammianus hät au am Feldzug vom Kaiser Julian gege d Sassanide teilgnaah. Schpäter hät er Griecheland und Ägypte bereist und isch wohl um 380 uf Rom gange, wo er um 390 siis Gschichtswerch (Res Gestae) verfasst hät; dr gnaui Titel vo siim Werch isch öis allerdings nöd bekannt. Allerdings wüssed mir us eme Brief vom Libanios (epist. 1063), dass sis Werch üsserst beleibt gsii isch, wenns au i jüngschter Ziit Zwiifel geeh hät, dass de Ammianus gemeint gsii isch, wofür aber viiles schpricht.

Werch[ändere | Quälltäxt bearbeite]

D Kaisergschicht vom Ammianus[ändere | Quälltäxt bearbeite]

S Werch vom Ammianus hät in 31 Büecher nach siinere eigene Uussage (31,16,9, wo er sich au als „Soldat und Griech“ bezeichnet) d Ziit vom römische Kaiser Nerva bis zur Schlacht vo Adrianopel 378 n. Chr behandlet; en Teil vo de Büecher isch bereits 391/392 veröffentlicht worde, dr Rescht (ab em Buech 26) isch schpäter chho, villicht um 394. Vo dene sind nur d Büecher 14–31 erhalte blibe, wo de Ziitruum vo 353 bis 378 n. Chr. abdecked, wo er als Offizier vo dr Garde als Augenzüüg mitverfolgt hät. De Zitruum wo vordem glegen isch, hät de Ammianus us andere Quelle rekonschtruiert, drunder wohl au de Herodian und de Virius Nicomachus Flavianus. Dr Verluscht isch beduurlich, wil mer suscht über e luggeloosi Hischtoriographii vom 1. bis zum Endi vom 4. Jahrhundert hetted; aber dr Wert vom erhaltenen Teil isch unschätzbar. Vermuetige, de Ammianus hebi es zweits Werch vomene ähnliche Umfang gschribe, wo er d Gschicht vom Nerva bis zum Konschtantin behandelt häb, wobi denn di verlorene Büecher 1 bis 13 nur de Ziitruum vom Konschtantin bis 353 abdeckt hettid, werded vo dr neuere Forschig verworfe.

De Ammianus hät vor allem e Kaisergschicht gschribe, wobii er bemüeht gsii isch, möglichscht objektiv z urteile: A dr chronologische Behandlig vo dr Regierigsziit folgt e knappi Charakterisierig vom jewiilige Kaiser.

Interessant isch siis Werch nöd nur als eini vo de wichtigschte Quelle über d Zot vo dr Völkerwanderig, sondern au wege de zahlriche Exkürs bezüglich dr Geographii, wo nöd immer fehlerfrai isch, und vom Militärwese. So erfahrt dr Leser einigs über s Persie vo de Sassanide und über d Germane und d Hunne, wobii siini Beurteilig vo de „Barbare“, dr Tradition vo dr antike Hischtoriographie Rechnig träged, teils recht schtereotyp isch. Interessant sind au d Romexkürs, wo er s Lebe (und de Verfall vo de Sitte) z Rom beobachtet. D Büecher vom Ammianus sind au di wichtigschti Quelle für d Kämpf vom Imperium mit em Sassanideriich under em Schapur II.

De Ammianus selbr isch ganz Römer gsii und hät d Einheit vo dr griechisch-römische Kultur betont, doch hät er d Grenze vom Römische Riichs überall vor em Aaschturm vo de Barbare kollabiere gseeh. Folglich isch s Werch vonere schtarch pessimistische Zuekunftshaltig prägt, ohni allerdings d Hoffnig uf besseri Ziite uufzgee: Wo de Ammianus siis Werch mit dr Schlacht vo Adrianopel ende laa hät, wird i de Schlussbemerkige doch düütlich, dass nonig alles verloren gsii isch. Zwar hät er d Niederlaag mit dere vo Cannae vergliche – aber uf die isch bekanntlich dr Triumph vo de Römer gfolgt. Under em Kaiser Theodosius I. häts gschune, dass sich d Laag au tatsächlich nomal schtabilisieri; wenigschtens d Gotegfahr hät für e Moment beruigt. De Ammianus hät sich offebar am Tacitus orientiert und isch bemüeht gsii, sich a siin Lehrsatz z halte, wo sine ira et studio (ohni Zorn und ohni Iifer; folglich unparteiisch) gheisse hät – frili isch das em Tacitus selber nöd immer glunge, ebesowenig wie em Ammianus, wo trotz siinere allgemeine Objektivität mängisch recht subjektiv gurteilt hät.

Tatsächlich isch s Werch vom Ammianus aber trotzdem - nebed de Werche vom Prokops - di beschte hischtoriographische Quelle für d Ziit vo dr Schpaatantike und chann sich durchuus mit de andere grosse Gschichtswerche vo dr Antiki messe, wobii s Werch au schprachlich guet glunge isch, wenn au dr künschtlichi Schtil vo dr Schpaatantike oft düütlich fürechunt und s Werch mit Gräzisme gschpickt isch.

Em Ammianus siis Verhältnis zum Chrischte- und Heidetum[ändere | Quälltäxt bearbeite]

De Ammianus isch zwoor en Haid gsii, isch aber em Christetum mitere groose Toleranz begegnet und er het zum Bispil d Armeversorgig und die moralische Wert anerchennt. Doch isch sin Held de letzti haidnischi Kaiser Julian Apostata.

Beurteilig und Kritik[ändere | Quälltäxt bearbeite]

I dr neuere Forschig wird druuf hiigwise, dass de Ammianus, trotz siinene Verdienscht und siinere nie würklich aazwiiflete Fairness, biswiile au recht subjektiv gurteilt hät, öppe im Bezug uf de Constantius II., de Gegeschpiler vo siim Favorit Julian. Er isch nämli vom Ammianus zu Unrecht so schlecht beurteilt worde, wohl au, um de Kontrascht zum "so vorbildliche" Julian z verschtärche. Wo d Darschtellig vom Ammianus abbricht, muess dr wiiteri Gschichtsverlauf für di nächschte Jahrzehnt dur Quelle rekonschtruiert werde, wo em Ammianus siini Qualität bi wiitem nöd erreiched, wie de Zosimos.

S Werch hät bereits zu siinere Ziit grosses Aasehe gnosse, isch aber i dr Folgeziit wie so viili Werch undergange und isch erscht i dr Renaissance wieder nöi aufgleit worde; d editio princeps isch 1474 z Rom erschine. D Überliferig basiert uf em Codex Fuldensis (wo sich hüt im Vatikan befindet) und uf em hüt bis uf sechs Siite völlig verlore gangene Codex Hersfeldensis.

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Uusbage und Übersetzige[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Ammiani Marcellini Rervm gestarvm libri qvi svpersvnt. Hrsg. von Wolfgang Seyfarth. Bibliotheca scriptorvm Graecorvm et Romanorvm Tevbneriana. Leipzig 1978. (Textuusgab)
  • Ammianus Marcellinus: Das römische Weltreich vor dem Untergang. (=Bibliothek der alten Welt). Übersetzt vom Otto Veh. Artemis-Verlag, Münche-Züri 1974. ISBN 3-7608-3514-7
  • Ammianus Marcellinus: Römische Geschichte. Latinisch und Tütsch und mit eme Kommentar vom W. Seyfarth. 4 Bde. Akademie Verlag, Berlin 1968 ff.

Sekundärliteratur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Timothy D. Barnes: Ammianus Marcellinus and the Representation of Historical Reality. Ithaca 1998
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Ammianus Marcellinus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 147.
  • Jan den Boeft, Daniel den Hengst und Hans C. Teitler (Hrsg.): Cognitio Gestorum – The Historiographic Art of Ammianus Marcellinus. Amsterdam – New York 1992
  • Jan den Boeft, Jan Willem Drijvers, Daniel den Hengst, Hans C. Teitler (Hrsg.): Ammianus after Julian. The Reign of Valentinian and Valens in Books 26–31 of the Res Gestae (Mnemosyne Supplementa 289). Brill, Leiden 2007
  • Jan Willem Drijvers, David Hunt (Hrsg.): The Late Roman World and Its Historian: Interpreting Ammianus Marcellinus. London 1999
  • Charles W. Fornara: Studies in Ammianus Marcellinus I: The Letter of Libanius and Ammianus′ Connection with Antioch. In: Historia 41 (1992), S. 328–344
  • Gavin Kelly: Ammianus Marcellinus: The Allusive Historian (Cambridge Classical Studies). Cambridge 2008
  • Manfred Landfester (Hrsg.): Geschichte der antiken Texte. Werklexikon. In: Der Neue Pauly. Supplemente 2. Stuttgart 2007
  • The Late Roman World and Its Historian: Interpreting Ammianus Marcellinus. Hrsg. v. Jan Willem Drijvers u. David Hunt, London 1999
  • John F. Matthews: The Roman Empire of Ammianus. London 1989. (Standardwerch und di best Darstellig zum Thema.)
  • John F. Matthews: The Origin of Ammianus. In: Classical Quarterly 44 (1994), S. 252–269
  • Philological and historical commentary on Ammianus Marcellinus. Hrsg. v. Jan den Boeft, Daniel den Hengst, Hans C. Teitler u. Jan Willem Drijvers. Bd. 21-23. Groningen 1991–98. (Kommentar)
  • Klaus Rosen: Ammianus Marcellinus. Erträge der Forschung 183. Darmstadt 1982. (Informativ)
  • Guy Sabbah: Ammien Marcellin, Libanius, Antioche et la date des derniers livres des Res gestae. In: Cassiodorus 3 (1997), S. 89–116
  • Frank Wittchow: Exemplarisches Erzählen bei Ammanius Marcellinus - Episode, Exemplum, Anekdote. Saur, München-Leipzig 2001. ISBN 3-598-77693-4

Weblinks[ändere | Quälltäxt bearbeite]

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