Aargauertüütsch
Aargauertüütsch isch e nüd-sproochwüsseschaftleche Begriff für d Mundarte, wo men im Kanton Aargau tuet rede.
Sproochgeografy
[ändere | Quälltäxt bearbeite]Es esch e künschtlichi Hilf, zom die regionale Dialäkt zämezfasse. Es äinhäitlechs Argauertüütsch im ängere Sinn vom Wort gits nämli ned. Im Gägetäil: D Sprooche vo de vier Grossregioone vom Kanton sind nöcher bi de Dialäkt vo änet de Kantonsgränze als bi den andere Mundarte im Kanton.
Die Situazioon het historischi Grönd. De Kanton Aargau isch mit em Napoleon synere Mediazioonsverfassig im Joor 1803 us verschidnige Territorie, wo jewils ihri eigeni Gschicht hei kha, zämegfüegt worde.
Drzue chunt na, ass au di kulturell wichtig Brünig-Napf-Rüüss-Linie, wo vo Süüde gäge Norde lauft, zmitz durch de hütig Aargau goot. Die kulturgeografischi Linie, wo sech d Kulturforscher mit dr Gschicht vom Land im früene Middelalter erklääre, vrschnyt übrigens au dr Kanton Luzärn.
D Mundarte, wo men im ganzen Aargau tradizionell redt, ghöre zu de hochalemannesche Sprooch. Z unterscheide isch vor alem dr Dialäkt im Weschtaargau, wo vo 1415 bis 1798 zum Bärnbiet ghört het, vo de Schprooch im Oschtaargau, bsunders was d è- un d ä-Lut agoot. So seit me weschtlich vo de Rüüss Schtäärn, Bäärg u schtäärbe, öschtlich vo de Rüüs ehnder Schtèèrn, Bèèrg u schtèèrbe. Im Oschtaargau, bsunders in de ehemolige Grafschaft Bade, isch d Nööchi zum Züritüütsch und im Weschte zum Bärntütsch offesichtlech. S Frickdaal, wo bis am Änd vom Ancien Régime e Teil vom vorderöschtrychische Oberamt Brysgau gsi isch, het sich sprochlich immer ehnder gäge d Region vo Basel und vom Oberrhy orientiert, und s Freiamt isch under am Yfluss vo Lozärn und Zog.
D Sproochforscher merke, wie i dr nöiere Zyt die verschidene Mundarte oder algemäin d Art wie me redt sich nadisna im Kanton e chly tuet aglyche. Das het öppis mit dr Mobilität vo de Lüüt, em Yfluss vom Hochdüütsche und de Meedie z tue.[1] Dialäktolooge wie dr Beat Siebenhaar rede vonnere «Labilitätszoone» zwüschem Zürcher und em Bärner Mundartruum.[2]
D Sproch i de ehemalige Grafschaft Bade
[ändere | Quälltäxt bearbeite]Em Oschte vom Kanton, im Piet vo de ehemalige Grafschaft Bade, esch d Sprooch ned überall gliich. So säit mer zum Bischpil i de Stadt Bade Schtròòss un gèèl, im Umland ehnder Schtraass un gääl. Grad Baden ond Wettige, wo Nochberort send, hend tütlechi Unterschiid in der Ussprooch. So sait me z Bade nììd, denn und Wèèg (wi au öpe z Brugg), z Wettige aber nüüd, dänn u Wääg (wi au z Züri).[3] Dodergäge si di offene Hochzungevokal i, u und ü, im Gägesatz zum Züritütsch, scho i de alte Grafschaft Bade so offe – un witer im Weschte isch das no me usprägt –, dass Lüt, wo schpontan i de Mundart schriibed, hüfig es e, o un es ö bruuche. Die Ussaag gseht denn zom Bispel so us: «Dodegäge send di offne Hochzongevokal i, u ond ü, em Gägesatz zom Zöritütsch, scho e de alte Grafschaft Bade so offe, ond wiiter em Weschte esches no me usprägt, dass Lüüt, wo schpontan e de Mondart schriibe, hüfig es e, o ond es ö bruche.»[4]
Im Surbtaal het sech lang e Sproochinsle vom Weschtjiddisch – s Surbtaalerjiddisch – chönne halte.
D Sprooch im Weschtaargau
[ändere | Quälltäxt bearbeite]Zu der Sprooch i de weschtleche Regioone vom Aargau gänd vor alem d Arbet vom Walter Bigler „Sägs einfach soo we deer de Schnabu gwachse n esch“, die vom Jakob Hunziker über d Mundart vo Chilchlerb und d Schrift vom Ärnscht Matter über d Sprooch vom Suuredaal Uskumft. Und über d Sprooch i der Regioon vo Brugg de Hermann Blattner mit sym Wärch über d Mundart vo Schinznach.
I däm Kantonsteil het bis anne 1798 s Bärntüütsch uf die regionale Mundarte abgfärbt.
Literatur
[ändere | Quälltäxt bearbeite]- Sandro Benini (uf der Basis vomene Gsprööch mit em Hans-Peter Schifferle): Der Dialekt, den niemand nachahmt. I: Tages-Aazäiger vom 26. Merze 2024.
- Niklaus Bigler: Mundartwandel im mittleren Aargau. Eine Untersuchung zu den heutigen Sprachverhältnissen im Spannungsfeld zwischen Ost- und Westschweizerdeutsch. Bern/Frankfurt a. M./Las Vegas 1979 (Europäische Hochschulschriften, Reihe 1, 264).
- Niklaus Bigler: Der Aargau im Schweizerdeutschen Wörterbuch. Beispiele zur Organisation des Materialsammelns in einem mundartreichen Kanton. I: Schweizerdeutsches Wörterbuch. Schweizerisches Idiotikon. Bericht über das Jahr 1984. [Züri 1985], S. 9–21.
- Walter Bigler: Sägs einfach soo we deeer de Schnabu gwachse n esch. E Hampfele Wöörter ond Uusdröck vo geschter ond höt. Berner Aargauer Mundartwörterbuch aus der Region Südwest-Aargau. Oftringen 2012.
- Hermann Blattner: Ueber die Mundarten des Kantons Aargau (Grenzen; Eintheilung; Phonetik). Vocalismus der Schinznacherm[und]a[rt]. Brugg 1890.
- Matthias Friedli, Dieter Studer-Joho, Manuela Weibel: Hunziker2020: Das Aargauer Wörterbuch auf seiner Reise ins 21. Jahrhundert. I: Schweizerisches Idiotikon. Jahresbericht 2020. [Züri 2021], S. 21–40.
- Rudolf Hotzenköcherle: Zur Sprachgeographie des Aargaus. I: Rudolf Hotzenköcherle: Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz, useggää vom Niklaus Bigler und em Robert Schläpfer under de Mitaarbet vom Rolf Börlin. Aarau/Frankfurt a. M./Salzburg 1984 (Reihe Sprachlandschaft 1), S. 79–90.
- Jakob Hunziker: Aargauer Wörterbuch in der Lautform der Leerauer Mundart. Aarau 1877. Nohtruck Wiesbaden 1968.
- Ernst Matter: Schproochmümpfeli us eusere Gäget. Von der Mundart des Suhrentales. Schöftland 1998.
- Heinrich Meng: Mundartwörterbuch der Landschaft Baden im Aargau. Baden 1986.
- Hans-Peter Schifferle: Dialektstrukturen in Grenzlandschaften. Untersuchungen zum Mundartwandel im nordöstlichen Aargau und im benachbarten südbadischen Raum Waldshut. Zürcher Dissertation, Bern 1995 (Europäische Hochschulschriften, Reihe 1, 1538).
- Hans-Peter Schifferle: Die Mundart von Zurzach in Geschichte und Gegenwart. I: Geschichte des Fleckens Zurzach, useggää vom Alfred und em Hans Rudolf Sennhauser und em Alfred Hidber. Zuurzi 2004, S. 527–545.
- Hans-Peter Schifferle: Badisches und schweizerisches Alemannisch am mittleren Hochrhein. Gemeinsames und Trennendes. I: Grenzüberschreitungen. Der alemannische Raum – Einheit trotz der Grenzen? Useggää vom Wolfgang Homburger, em Wolfgang Kramer, de R. Johanna Regnath und em Jörg Stadelbauer. Ostfildern 2012, S. 173–197.
Weblink
[ändere | Quälltäxt bearbeite]- hunziker2020.ch
- Markus Gasser, Nadia Zollinger: «Dialektratis» Aargau. I: Dini Mundart – Schnabelweid uf srf.ch.
Fuessnoote
[ändere | Quälltäxt bearbeite]- ↑ Sabine Kuster: Verliert der Aargau seine Dialekte? uf aargauerzeitung.ch
- ↑ Beat Siebenhaar: Sprachvariation, Sprachwandel und Einstellung. Der Dialekt der Stadt Aarau in der Labilitätszone zwischen Zürcher und Berner Mundartraum. Stuttgart 2000.
- ↑ Mundartwörterbuch der Landschaft Baden im Aargau, S. XVII
- ↑ Vgl. Mundartwörterbuch der Landschaft Baden im Aargau, S. XVII