Ancien Régime

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S Ancien Régime (französisch: «alti Regierigsform») isch allgemein d Zit in ganz Europa vor dr französische Revolution bzw. vor de Napoleonische Chrieg; im spezielle und ursprünglig aber d Regierigsform vo de Bourbone, wo z Frankriich gherrscht hai.

Begriff[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Hüte wird dr Begriff Ancien Régime nit nume uf Frankriich bezoge, sondern allgemein für e monarchischs Regierigssystem bruucht, wo sich überläbt het und dr Zit nüm aabasst isch. So bezeichnet me z. B. hüfig au die monarchisch Regierig vo Portugal vor 1910 oder d Regierig vom letzte Zar, em Nikolaus II. vo Russland bis 1917, als Ancien Régime .

In dr Gschichtswüsseschaft het sich dr Begriff Ancien Régime spötestens mit em französische Publizist und Politiker Alexis de Tocqueville und siim Essay L'ancien régime et la Révolution (1856) duregsetzt.

Dr Ursprung und dr ängeri Sinn[ändere | Quälltäxt bearbeite]

In siim ängere Sinne wird mit dr geschichtlige Bezeichnung «Ancien Régime» d Regierigsform vo de Bourbonen bezeichnet, wo Frankriich absolutistisch beherrscht hai. Si si 1589 mit em König Henri IV. zum erste Mol uf e Dron cho und hai guet 200 Johre ohni Underbrächig regiert.

Die drei Johr zwüsche 1789, em Afang vo dr Französische Revolution, und 1792, em Johr wo s Ancien Régime vollständig besiitigt worden isch, gälte as Übergangszit, wo die uniigschränkti Herrschaft vom König scho broche gsi isch, d Monarchii as Regierigsform aber immer no bestande het. Die Ersti Republik z Frankriich isch erst am 21. Septämber 1792 proklamiert worde, am Dag noch em Siig vo de französische Revolutionsdruppe gege die anti-revolutionäre Koalitionär in dr Schlacht vo Valmy. Zu däm Zitpunkt isch dr König Louis XVI. scho sit sächs Wuche verhaftet gsi.

S Ancien Régime in dr Eidgenosseschaft[ändere | Quälltäxt bearbeite]

S eidgenössische Ancien Régime het uf dr einte Siite us em Bund bestande und uf dr andere us de kantonale Regierigssystem. Die Alti Eidgenosseschaft isch e lockere Staatebund gsi, wo us vollkomme autonome Land- und Stadtort bestande het. Siis einzige 'Regierigsorgan', d Dagsatzig, het sich vor allem um d Verwaltig vo de Gmeine Herrschafte kümmeret, het d Soldverdräg mit de fremde Monarche usghandlet und d Verhandlige mit em Usland gfüehrt in Aaglägeheite, wo d Eidgenosseschaft as Ganzes aagange si. In de Landort isch d Landsgmeind, d Versammlig vo alle männlige Landbewohner mit Bürgerrächt dr oberst Souverän gsi. D Stadtort hingege si vo dr Bürgerschaft vo dr Stadt regiert worde, ihri Landbevölkerig isch dr Stadt Underdan gsi, und zum Deil isch d Liibeigeschaft no in Chraft gsi. D Herreschichte, wo bim Regiere öbbis z säge gha hai, hai in Zumftstedt wie Basel, Züri und Schaffhuuse us de stedtische Oligarche bestande, in Patriziat wie Bärn, Solodurn, Freiburg und Luzärn us dr lokale Aristokrateschicht. Die Gmeine Herrschafte si Underdane uf dr Ebeni vom Staatebund gsi und ihri Iiwohner hai keini politische Rächt gha. Au Zuewanderer ohni Bürgerrächt, siigs in de Stadt- oder in de Landort, hai as Hindersasse kei Stimm gha.

Politisch si die alte Ort erstarrt. Si hai ufghört neui Bürger ufzneh und hai d Forderige vo de benochdeiligte Schichte mit Gwalt underdruggt. Im 18. Johrhundert het s z Gämf sit 1707 Unruehe ge, in däm Johr hai sich d Toggeburger gegn e Fürstabt vo Sanggalle erhobe; Glarus het vo 1719 bis 1722 dr Wärdebärgerufstand erläbt, dr Major Davel het 1723 brobiert d Waadt vo Bärn z befreie, 1749 isch d Henzi-Verschwörig gege d Bärner Patrizier azettlet worde, 1755 het Uri dr Livinerufstand underdruggt und 1781 Freiburg dr Chenaux-Ufstand und denn Unruehe in dr Stadt sälber und 1782 isch z Gämf e Revolution usbroche.

Mit dene Zueständ het die zentralistischi Helvetischi Republik welle ufruume. Si het Gliichberächdigung wenigstens vo de männlige Bürger iigfüehrt und dr Underdanestatus abgschafft, d Meinigs- und Glaubensfreiheit garantiert und d Politik demokratisiert. D Bürger vo de alte Ort hai aber nit nume ihri heissgliebti kantonali Autonomii verlore, sondern au ihr Iikomme us de Underdanegebiet, e bedütendi Iibuess für die kantonale Staatsschetz. Das het in wiite Kreis die neui Verfassig verhasst gmacht. Drzue isch cho, ass d Helvetik, wie d Eidgenosseschaft zur Zit vom Ancien Régime, äng an Frankriich bunde gsi isch und sich nit het chönne vo dr französische Bervormundig befreie.

Wärtig[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Begriff, wo hüte as Bezeichnig für e vorrevolutionäre Absolutismus en ehnder negative Biigschmack het, isch vor de revolutionäre Umwälzige ursprünglig ehnder positiv bsetzt gsi als Erinnerig an die «gueti alti Zit». Dr Talleyrand het emol gsait, ass dä wo s Ancien Régime nüme erläbt haig, d Süessi vom Läbe («la douceur de la vie») nit wurd kenne.

Obrigkeite hai em Ancien Régime hüfig nochdruurt mit Sprüch wie «wo dr Herr non e Herr gsi isch und dr Chnächt e Chnächt», und gmeint gsi drmit isch d Zit vom französische Absolutismus vor dr Französische Revolution.

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Alexandre de Tocqueville: L'ancien régime et la révolution. 7. Uflag. Michel Lèvy Frère, Paris 1866, online bi Library of Liberty.