Volchskund

Us der alemannische Wikipedia, der freie Dialäkt-Enzyklopedy
Dialäkt: Züritüütsch

D Volchskund isch di akadeemisch Disziplyn vo de Gäischteswüsseschafte, wo di mäntschlich Altaagskultuur erforscht, dokumäntiert und vermittlet. Di verschidene Uniwersitëëte gchäned daadefür verschideni Näme; näbed Volchskund säit mer au Europëëischi Etnology («europëëisch» drum, zum d Volchskund vo der ussereuropëëische Völkerkund z underschäide), Populëëri Kultuure, Empyrischi Kultuurwüsseschaft, Verglychendi Kultuurwüsseschaft oder Kultuurantropology.

Was mer eso gforschet hät und hüt forschet[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Tradizionelli Forschigsgibiet sind Aarbetsgrëët, Brüüch, Volchslieder, Huusforschig und so wyter. Me hät sich aso uf di tradizionell püürlich Wält konzäntriert.

I de 1960-er Jaar sind sozioloogischi Fraagen uufchoo, und me hät aagfange, di urbaan Wält erforsche: s Läben im Quartier, s Verhalte vom mändlichen und wybliche Gschlächt, d Meedien- und Komunikazioonswält, was mer isst, was me für Musig loset, wie men es Museeum yricht – und sottigs mee.

Für d Schwyz gits drüü volchskundlichi Grundlaagewëërch:

  • Für di tradizionell, sachorientiert Volchskund isch das der «Atlas der schweizerischen Volkskunde», wo i de Zwüschechriegszyt plaanet woorden und dän ab 1950 bis 1988 (Regischter 1995) usechoo isch.
  • Im Übergang vo de tradizionele Volchskund zun ere strukturalistische, wo mee d Funkzioon vom Bruuchtum im Fokus hät, isch em Richard Weiss syni grooss aagläit «Volkunde der Schweiz», wo 1946 usechoo und 1984 zum dritte Maal uufgläit woorden isch.
  • Für di jünger, soziokulturell uusgrichtet Volchskund gits s drüübändig «Handbuch der schweizerischen Volkskultur», useggëë vom Paul Hugger im Jaar 1992.

Zytschrifte, wo sich ganz oder täilwys de Volchskund widmet, gits im alemanische Ruum verschideni. I de Schwyz sind das bsunders d Publikazioone «Schweizerisches Archiv für Volkskunde» (sit 1897) und «Schweizerische Volkskunde» (vo 1911 bis 2019).

Volchskund und Spraach[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Di elter Volchskund isch in eren änge Verbindig mit de Spraach gstande. Für s «Schwyzerisch Idiotikon» zum Exämpel, s grooss Wöörterbuech vom Schwyzertüütsch, isch es bi synere Gründig im 19. Jarhundert sälbschtverständlich gsy, das me näbed de Spraach au de Brüüch en bräite Platz im Wöörterbuech git.[1] Für di andere drüü nazioonale Wöörterbüecher vo de Schwyz, s «Glossaire des patois de la Suisse romande», s «Dicziunari Rumantsch Grischun» und s «Vocabolario dei dialetti della Svizzera italiana», gilt s Glych; bsunders s «Dicziunari» und s «Vocabolario» händ hüt na d Volchskund ganz fescht im Fokus, bim «Idiotikon» isch si echli hinder d Spraach zruggträtte.

Vil Gleerti sind doozmaal glychzytig Spraachwüsseschafter und Volchskundler gsy oder händ sich zmindscht für bäides intrissiert. Byspiil sind öppe de Franz Joseph Stalder, di beede Grimm-Brüedere, de Julius Maximilian Schottky, de Friedrich Staub, de Ludwig Tobler, de Jakob Hunziker, der Aristide Baragiola, der Eduard Hoffmann-Krayer, der Otto von Greyerz, d Clara Stockmeyer, d Florence Guggenheim-Grünberg, de Marco Bauen oder de Max Waibel. Und byspilswys hät de Fritz Gysling e langs arimmerdytsches Gedicht vom Pietro Axerio drum im «Archyv für schwyzerischi Volchskund» praacht, wils drin um Hoochsigsbrüüch gaat. En bsundrige Fall isch der Emil Balmer, wo kän Gleerte gsy isch, aber syni Uufzäichnigen über d Lieder und Brüüch vo de Walser im Piemont us de Zwüschechriegszyt sind vo groossem Wärt.

I de Mitti vom 20. Jarhundert häts en äigeti Forschigsrichtig mit em Name «Wörter und Sachen» ggëë, wo Spraach und Volchskund miteinand verbunde hät. Tipische Resultat sind d Büecher übers Spinen und Wäben im Walis vo de Annemarie Bodmer vo 1940 und über d Puurenaarbet im Rhywald vom Christian Lorez vo 1943. Aber au di hindere Bänd vom «Sprachatlas vo de tüütsche Schwyz» huldiget dëm Theema. Bsunders tüütli gseet me d Verbindig vo Volchskund und Spraach im «Atlas vo de schwyzerische Volchskund». Tialäktoloogischi Biraater sind deet der Ernest Schüle vom «Glossaire des patois de la Suisse romande», de Rudolf Trüb vom «Sprachatlas vo de tüütsche Schwyz» und em «Schwyzerischen Idiotikon», der Andrea Schorta vom «Dicziunari Rumantsch Grischun» und der Elio Ghirlanda vom «Vocabolario dei dialetti della Svizzera italiana» gsy. Überhaupt händ di früene Redakzioone vom «Volchskundatlas» uf der äinte Syte und vom «Spraachatlas vo de tüütsche Schwyz» (under em Rudolf Hotzenköcherle) uf der andere Syte äng zämegschaffet. De «Spraach- und Sachatlas vo Itaalien und de Süüdschwyz» träit d Verbindig vo dëne beede Forschigsrichtige sogaar im Titel.

I de Naachchriegszyt händ sich die Fächer vollständig usenandentwicklet und tränt. Vilicht letschti Uusnaame sind na de Baselbieter Eduard Strübin gsy, wo gäge s Änd vo sym Läbe syni Wöörtersamlig de Redakzioon vom «Schwyzerischen Idiotikon» überlaa hät, und d Emily Gerstner-Hirzel, wo sich i ire Publikazioonen über Bosco/Gurin alewyl au starch für de Tialäkt intressiert und d Grundlaag für es Guriner Wöörterbuech gläit hät (eerschte Täil postum 2014 usechoo).

D Gschicht vom Fach[ändere | Quälltäxt bearbeite]

D Volchskund isch im 18. Jarhundert uufchoo. Zeerscht hät me sich de Mitology, de Saage, de Mëërli und de Volchslieder gwidmet. Früeni Pionier sind öppe de Johann Gottfried Herder, d Grimm-Brüedere, der Achim von Arnim und de Clemens Brentano gsy. I de Schwyz cha me scho im Luzëërner Renwart Cysat (1545–1614) en Voorlöiffer gsee, er hät byspilswys Züügnis über s Wüetisheer gsamlet. Au de Pündner Nicolin Sererhard (1689–1756?) hät i synere «Einfalte Delineation aller Gemeinden gemeiner dreyen Bünden» (usechoo 1742) ganz vil über Saage, Bruuchtum und Ässe gschribe. Vom Luzëërner Franz Joseph Stalder (1757–1833) hämer dänn die eerscht volchskundlich Lokaalmonografy, nämli über s Äntlibuech (truckt 1797/98).

Ab de Mitti vom 19. Jarhundert hät men aagfange, Samlige vo alte Sachen yzrichte. S isch tüütli, dass d Volchskund starch woorden isch im Zytalter vo de Induschtrialisierig. Der eerscht, wo d Volchskund as wüsseschaftlichs Fach aaglueget hät, isch im Jaar 1858 de Wilhelm Heinrich Riehl gsy. De Rudolf Virchow hät 1889 as eerschten es volchskundlichs Museeum gründt, de Karl Weinhold (dëë, wo au en alemanischi Gramatik gschribe hät) 1890 as eerschten en volchskundliche Veräin, wo ab 1891 di eerscht volchskundlichi Zytschrift useggëë hät. Der eerscht Leerstuel häts 1919 a der Uni Hamburg ggëë. I der eerschte Helfti vom 20. Jarhundert hät de Basler Eduard Hoffmann-Krayer de Volchskund wyteri und wichtig Impuls ggëë.

I de Naazi-Zyt aber isch d Volchskund rassistisch umpoolet woorde. Z Tüütschland isch das Fach wäge dëm i de Naachchriegszyt in e Kryse graate. I de Schwyz aber isch das nöd de Fall gsy, da hät de Richard Weiss mit synere «Volkskunde der Schweiz» vo 1946 dëm Fach e nöii, psicholoogisch-funkzionaali Richtig ggëë.

Nach 1968 isch dän aber d Kryse gänerell choo: Was sel esones altmöödigs Fach i de modërne Wält? Me hät iez wele mee i de Gägewaart sy und sich de soziokulturelle Fraage widme. S Fach hät drum e ganzi Räie nöii Nämen überchoo, e paar sind oben uufzelt. Hüt isch mer eso wyt, das täil Lüüt säged, di «modërn Volchskund» sei ja nu en idealisierte Darstelig vo der Arbäiterschicht, ganz esoo, wie me der «alte Volchskund» verwërffi, di püürlich Kultuur idealisiert z haa.

Literatuur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Atlas der schweizerischen Volkskunde. Ggründet vom Paul Geiger und em Richard Weiss, wytergfüert vom Walter Escher, der Elsbeth Liebl und em Arnold Niederer. 2 Chaartebänd à jee zwee Halbbänd, dezue anen en Yfüerigsband und sibe Komäntaarbänd. Basel 1950/88; Regischterband. Basel 1995.
  • Hermann Bausinger, Utz Jeggle, Gottfried Korff, Martin Scharfe: Grundzüge der Volkskunde. 4., duregluegeti und erwytereti Uuflaag. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, ISBN 3-534-14230-6.
  • Rolf Wilhelm Brednich (Ug.): Grundriß der Volkskunde. Einführung in die Forschungsfelder der Europäischen Ethnologie. 3. Uuflaag. Reimer, Berlin 2001, ISBN 3-496-02705-3.
  • Silke Göttsch, Albrecht Lehmann (Ug.): Methoden der Volkskunde. Positionen, Quellen, Arbeitsweisen der Europäischen Ethnologie. Reimer, Berlin 2001, ISBN 3-496-02704-5.
  • Paul Hugger: Handbuch der schweizerischen Volkskultur. Leben zwischen Tradition und Moderne, ein Panorama des schweizerischen Alltags. 3 Bänd. Offizin, Züri 1992, ISBN 978-3-907495-36-0.
  • Wolfgang Kaschuba: Einführung in die Europäische Ethnologie. 2. Uuflaag. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50462-0.
  • Ingeborg Weber-Kellermann, Andreas C. Bimmer, Siegfried Becker: Einführung in die Volkskunde / Europäische Ethnologie. Eine Wissenschaftsgeschichte (= Sammlung Metzler. Band 79). 3. Uuflaag. Metzler, Stuegert/Weimar 2003, ISBN 3-476-13079-7.
  • Richard Weiss: Volkskunde der Schweiz. Grundriss. Rentsch, Eerlibach-Züri 1946; 3., umverändereti Uuflaag Rentsch, Züri und Schwööbisch Hall 1984, ISBN 3-7249-0567-X.
  • Günter Wiegelmann, Matthias Zender, Gerhard Heilfurth (Ug.): Volkskunde. Eine Einführung (= Grundlagen der Germanistik. Band 12). Berlin 1977, ISBN 978-3503005789.

Zum Theema Volchskund und Spraach lueg auch:

  • Stefan Sonderegger: Volkskundliche Aspekte einer Flurnamensammlung. I: Schweizerdeutsches Wörterbuch. Schweizerisches Idiotikon. Bericht über das Jahr 1956. [Züri 1957], S. 11–27 (Digitalisaat).

Link[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Fuessnoote[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. Lueg daadezue au Richard Weiss: Das Schweizerdeutsche Wörterbuch und die Volkskunde. I: Schweizerdeutsches Wörterbuch. Schweizerisches Idiotikon. Bericht über das Jahr 1953. [Züri 1954], S. 10–23 (Digitalisaat).