Peter Ochs

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Dr Peter Ochs
Dialäkt: Baseldütsch

Dr Peter Ochs (* 8. August 1752 z Nantes; † 19. Juni 1821 z Basel) isch e Basler Jurist, Politiker, Historiker und Autor gsi.

Läbe[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Peter Ochs isch am 8. August 1752 z Nantes uf d Wält cho as Sohn vom Basler Groossroot Albrächt Ochs und dr Louise-Madeleine His, wo us ere Hamburger Groosshandelsfamilie stammt. Er isch z Hamburg ufgwachse, won er e Lehr im Kontor vo sim Grossvater gmacht het, und het sich 1769 z Basel niidergloo.[1] 1774 het er agfange z Basel und z Leide Rächt z studiere. 1776 het er mit em Doktertitel abgschlosse und isch under em Iifluss vo sim Profässer Isaak Iselin dr Helvetische Gsellschaft biidrätte, ere überkonfessionelle Vereinigung vo ufklärerische Schwizer, wo fuffzäh Johr vorhär vom Iselin und andere gründet worden isch. 1779 het dr Ochs d Salome Vischer, e Dochder vom Handelsherr Leonhard Vischer, ghürotet, won er fümf Chinder gha het mit ere, dr Peter Albärt (1780-1816), dr Georg Friedrich (1782-1844), dr Wilhelm (1784-1804), d Emma (1788-1871) und dr Eduard (1792-1872).[2]

1780 isch er Grichtsherr am Basler Stadtgricht worde und zwei Johr druf Rootsschriiber. 1783 het er s Collegium Musicum zämme mit em Daniel Legrand und e baar andere wider uf d Bäi gstellt. Wo 1787 die ufkläärerischi Allgemäini Lääsigsellschaft Basel gründet worden isch, isch er iire erst Statthalter worde. Vom Johr 1790 aa isch er dr Basler Stadtschriiber gsi und im Joor druf au no Drizääner worde. Er het as diplomatisch gschiggt gulte und isch e baar Mol as Abgsandte vo Basel uf Bariis d Interässe vo dr Stadt dört go verdrätte. 1794 isch er in dr Groossroot gwehlt worde und im Johr druf het er zwüsche de Preusse, de Spanier und Frankriich vermiddlet. Die preussisch-franzöösische Verhandlige si am 5. April im Friide vo Basel im Markgrööflerhoof erfolgriich abgschlosse worde und im Holstäinerhoof isch churz druf dr Friidesverdraag zwüsche Schbanie und dr Französische Republik underschriibe worde.

1796 isch er Oberstzumftmeister worde, e Boste, won er bis zum Januar 1798 bsetzt het. 1797 het en dr Napoleon uf Bariis gholt, für zum über d Zuekumft vom Frickdaal z verhandle. Wo s französische Direktorium verlangt het, ass d Eidgenosseschaft e neuji Ornig söll iifüehre, het dr Ochs beschlosse en unbluetigi Revolution duurezfüehre, was em wenigstens z Basel im Januar 1798 glungen isch und under anderem d Underdaneschaft vom Land und d Herschaft vo de Zümft in dr Stadt abgschafft het.[3]

Dr Ochs isch gege d Stationierig vo französische Druppe uf Schwizer Bode gsi, het aber dänggt, ass wenn d Franzose in dr Nöchi vo dr Schwizer Gränze wurde ufmarschiere, das chönnt as Druckmiddel diene. Er het no z Paris in de Johr 1797/98 e Verfassig für e schwizerische Eiheitsstaat gschriibe, wo s französische Direktorium in sim eigene Sinn abgänderet het. Die isch denn in dr Schwiz verbreitet worde und as "Ochse-Büechli" bi wite Kreis vo dr Bevölkerig verhasst gsi.

Am 12. April 1798 het dr Ochs as Senatspresidänt z Aarau die "Eine und unteilbare helvetische Republik" proklamiert. Er het au s Presidium vo dr Helvetische Nationalversammlig gfüehrt. Wie z Frankriich isch d Republik vom ene Direktorium gregiert worde, dr Ochs sälber isch aber nume wägem französische Druck Diräkter worde. Er het sis eigene Vermöge iigsetzt für zum dr neu Staat überläbensfähig z mache und het all sis Gäld verlore. Sini politische Gegner hai en as französische Lakei tituliert und am 25. Juni 1799 het en dr Waadtländer Frédéric-César de La Harpe gstürzt.

Me het dr Ochs verantwortlig gmacht für die französisch Invasion und au drfür, ass die Helvetisch Republik gschiteret isch. Er het d Schwiz mit siner ganze Familie müesse verloo und isch uf Paris züglet. Dört isch er in de Johr 1802 und 1803 Mitgliid vo dr Helvetische Consulta worde, e Konstituante wo vom Napoleon am 30. Septämber 1802 iiberuefe worden isch, für zum die Helvetisch Republik z stabilisiere. Er het neuji Verfassige für Basel und Solodurn gschriibe, wo aber nid implementiert worde si.

Währed dr Mediationsszit isch er wider z Basel gsi. 1803 isch er zum Groossroot gwehlt worde vo dr Landbevölkerig, wo die revolutionäre Gedanke stark gsi sii. Denn isch er im Chläine Root und spöter im Staatsroot gsässe, won er sis liberale Gedankeguet wenigstens deilwiis het chönne verwirklige. 1808 het er d Schuelornig für d Landschaft gschriibe, 1813 d Basler Landesornig und 1821 e Deil vom Kriminalgsetzbuech.

Dr Peter Ochs isch 19. Juni 1821 z Basel gstorbe.

Wältaaschauig und Wirke[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Ochs isch as Deil vo dr Basler Aristokratii ufgwachse. Si Familie, wo sich no im 17. Johrhundert iibürgeret het, het sich mit Handel und Bankgschäft befasst, und mehreri Mitgliider si im Groossroot gsässe oder si Zumft- oder Oberstzumftmeister gsi, en Art vo Bürgermeister wo d Zümft verdräte het.[2] Si het e bedütends Vermöge gha und isch in dr ganze Region iiflussriich gsi. Dr Ma vo dr Schwöster vom Peter Ochs zum Bispil, dr Jean Dietrich, isch under em revolutionäre französische Regime 1790 dr erst Bürgermeister vo Stroossburg worde. Sine Brief nooch isch dr Ochs in de 1780er Johr nit allzu unzfriide gsi mit dr politische und soziale Situation z Basel,[4] au wenn uf dr Landschaft d Liibeigeschaft no bis 1790 gherrscht het.[5] Er het zwar zuegää, ass Basel von ere chliine Grubbe vo Iigsässene regiert wurd, wo alles under sich sälber wurde usmache, het aber sälber nüt welle ändere, au wenn er si Dissertation vom 4. Juni 1776 agfange het mit eme Vorwort über d Menscherächt und din s Schiggsal vo de Negersklave in dr Karibik beklagt het.[4]

Dr Ochs isch wältoffe, kulturliebend und liberal gsi, het zwei Sprooche fliessend beherrscht, sich für Literatur interessiert und Drame und Operelibretti gschriibe, wo aber nit sehr erfolgriich gsi si, im Gegsatz zu siner achtbändige Gschicht vo Basel. Er het z Basel e Läsklub gründet, wo am Nomiddag und am Oobe offe gsi isch mit eme Ruum für zum Diskutiere und eme Läsruum, wo s Zitige, Zitschrifte, Pamphlet und anders zum Läse gha het. Im Johr 1787 het dä ehnder elitäri Klub 78 Mitgliider gha, drunder Richder und alli Profässer an dr Uni. Au d Musig het dr Ochs gförderet. Är, dr Daniel Legrand und anderi hai Konzärt im ene Saal an dr Augustinergass organisiert.[6]

Wenn die amerikanischi Revolution no wit äwäg stattgfunde het, het en die französischi meh berüehrt. Er isch vo de Menscherächt begeisteret gsi und het gege d Zensur gredet, wo d Bärner Burger dr Basler Root bittet hai, ass er de Zitige söll verbiete, positiv über revolutionäri Gedanke wie d Abschaffig vom Zähte oder dr chostelos Zuegang zum Gricht z schriibe. Er het au gwüsst, wie s Ancien Regime au in dr Eidgenosseschaft uf wagglige Bei stoht, dr Bonstette us Bärn het welle ihn as Füehrerfigur usestelle, wil z Bärn zum Bispil die regimäntsfähige Burger am usstärbe sige-1680 haig s no 500 Patrizierfamilie ge und hundert Johr spöter nume no 230 und au vo dene haige vili keini Chinder. Im Oktober 1789 het dr Ochs e Chrieg zwüsche Frankriich und de reaktionäre europäische Staate vorusgseh. Er het zwar dänggt, ass Frankriich wurd gwünne, het aber sicherheitshalber sini Gschäft z Frankriich afo liquidiere.[4]

Dr Ochs isch e groosse Apfikat vo dr Gliichberächdigung gsi und het d Abschaffig vom Untertanestatus vo dr Baasler Landschaft agsträbt. Si Schwoger, dr Rootsherr Peter Vischer, het das de Basler Rööt vorgschlage. Die hai s zwar zerst abglähnt, aber schlussändlig het d Überredigskunst vom liberale Johann Lukas Legrand, und d Angst vor eme Gwaltsusbruch—d Baselbieter hai e baar Landvogteie abebrennt—die konservativere Rööt drzue broocht zuezstimme, und so isch Basel am 20. Januar 1798 dr erst eidgenössisch Ort worde, wo dä Aspäkt vom Anciää Reschiim abgschafft het.[7] In dr Helvetik isch denn d Befreijig vo de Untertanegebiet uf die ganzi Republik usdehnt worde. Für zum das und anderi Reforme chönne durefüehre, hai die alte Elite müesse entmachdet wärde. Doderzue isch im Ochs und sine Mitkämpfer, wo sich Patriote gnennt hai, die revolutionäri französischi Idee vom ene zentral regierte Staat mit ere representativi Demokratii z rächt cho, wil si die föderalistische Patrizier und konservative Landört gschwecht het.[8]

Iischetzig[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Peter Ochs isch zu Läbzite stark aagfindet worde vo konservative, hüfig undemokratische Kreis in dr Schwizer Gsellschaft. Das isch noch dr Restauration so schlimm gsi, ass zwei vo sine Söhn, dr Eduard im Johr 1818 und dr Georg Friedrich im Johr druf dr Familename vo ihrem Urgrossvater, His, agnoh hai. Im Ochs sini demokratischi Überzüügig isch diefer gange as die vo vilne vo sine Kritiker. Die Helvetisch Verfassig isch de Schwizer zwar ufzwunge worde, aber das isch uf e Druck vo de Franzose bassiert. Dr Ochs het in sim Verfassigsentwurf zwar es System mit ere indiräkte Demokratii vorgseh, aber die Verfassig hät sölle im ene Volksentscheid agnoh wärde, und die Bedingig isch vom Philippe Antoine Merlin, eme Mitgliid vom französische Direktorium, gstriche worde. Es isch au dr Merlin gsi, wo d Wichdikeit vom exekutive Direktorium gsterkt het uf Chöste vo de legislative Versammlige.[9] Wil aber dr Ochs die Helvetisch Republik doch mit dere Verfassig usgrüeft het und denn au no vom französische Regierigskommissär Jean-Jacques Rapinat zum Mitgliid vom Direktorium ernennt worden isch,[10] isch er vo mängge Schwizer as Landesverröter agluegt worde. Dr Ochs sälber und sini Mitstriter hai sich as Patriote gseh, wo s Wohl vo dr Heimet in ufklärerische Reforme gseh hai und undemokratischi, aristokratischi Reschiim in dr Schwiz hai welle abschaffe.

Im Zwanzigste Johrhundert het sich d Meinig über en Ochs as Historiker, Jurist und Staatsma verbesseret.[11] 1922 isch er geehrt worde mit ere neue Strooss im Basler Bruederholz Quardier, dr Peter-Ochs-Strooss. S Interässi an siner Person het 1989 zu dr Gründig vo dr Peter-Ochs-Gsellschaft gfüehrt,[12] wo 1992 e Biografii uusebrocht het.

Wärk[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Geschichte der Stadt und Landschaft Basel, 8 Bänd, Basel 1786/1822
  • Korrespondenz des Peter O. (1752-1821), 3 Bänd., uusegee vo G. Steiner, 1927-37
  • Reden, uusegee vo C. Bertin, 1998
  • Zeltner, ou, La prise de Soleure, uusegee vo P.F. Kopp, B. von Wartburg, 1998
  • Briefe, uusegee vo C. Bertin, 2002

Nowiis[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. "Ochs, Peter." in Encyclopædia Britannica. Ultimate Reference Suite. Chicago: Encyclopædia Britannica, 2010.
  2. 2,0 2,1 Dr Ardikel "Ochs" im Historisches Lexikon der Schweiz
  3. Lionel Gossman, Basel in the age of Burckhardt: a study in unseasonable ideas, University of Chicago Press, 2000, p.23
  4. 4,0 4,1 4,2 Palmer, op. cit.
  5. Fuffzäh Möned isch s gange vom Vorschlag d Liibeigeschaft abzschaffe, bis d Basler Rööt sich am 20. Dezämber 1790 drzue entschlosse hai. Lueg Samuel Sugenheim, Geschichte der Aufhebung der Leibeigenschaft und Hörigkeit in Europa: bis um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, St. Petersburg 1861, pp.534f.
  6. Gossman, op.cit., S.60
  7. Gossman, op.cit. S.49
  8. Gossman, op.cit., S.51
  9. Dr Ardikel "Merlin, Philippe Antoine (de Douai)" im Historisches Lexikon der Schweiz
  10. Dr Ardikel "Rapinat, Jean-Jacques" im Historisches Lexikon der Schweiz
  11. Dr Ardikel "Ochs, Peter" im Historisches Lexikon der Schweiz
  12. Présentation de la Peter Ochs Gesellschaft à Bâle

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Martin Birmann: Ochs, Peter. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 131–144.
  • Edgar Bonjour: Ochs, Peter. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 140 f.
  • Lionel Gossman: Basel in the age of Burckhardt: a study in unseasonable ideas. University of Chicago Press, 2000.
  • Peter F. Kopp: Ochs, Peter. In: Historisches Lexikon vo dr Schwiiz.
  • Peter F. Kopp: Peter Ochs. Sein Leben nach Selbstzeugnissen erzählt und mit authentischen Bildern reich illustriert. Basel 1992.
  • Robert Roswell Palmer, The age of the democratic revolution: a political history of Europe and America, 1760-1800. Princeton University Press, 1969, S. 361 ff.
  • Dietrich Seybold: Peter Ochs. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2. Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1338.
  • Andreas Staehelin: Peter Ochs als Historiker. Basel 1952.
  • Beat von Wartburg: Musen und Menschenrechte. Peter Ochs und seine literarischen Werke. Basel 1997.

Weblink[ändere | Quälltäxt bearbeite]

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