Magganaatitsch

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S Magganaatitsch isch dr hegschdalemanisch Dialäkt vù Magganaa. Es ghèèrd doodrmid zem Siidwalsertiitsch.

Foorschigsgschiichd[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Magganaa isch e Ùfnaameord vùm Schwyzer Schbroochatlas gsii. D Ùfnaam isch vùm Fritz Gysling ùn em Rudolf Hotzenköcherle im April 1953 gmachd woore.

Fir s Phonogramm-Archiv vù dr Universität Züri hed dr Wilhelm Doegen vùm Berliner Lutarchiv im Oktober ane 1929 Tonbandùfnaame gmachd. Die Ùfnaame sin vùm Fritz Gysling, em Rudolf Hotzenköcherle ùn dr Clara Stockmeyer voorberaided ùn vù dr èrschte beede ane 1952 verefendligd woore.

Dr Max Waibel hed fir syyni Dokteraarbed Ùndersuechige z Magganaa zue dr Volchsiberliiferig gmachd ùn hed dooderfir Määrli, Saage ùn sùnschdigi Verzelige gsamled, au Lieder ùn Schbrichwèèrder. Är hed dooderzue zwische 1974 ùn 1981 insgsamd 30 Gwèèrslyd befrogd. Syyni Dokteraarbed hed er derno ane 1985 verefendligd.

D Fluurnäme vù Magganaa hed dr Paul Zinsli ùf drèi Forschigsexkursione ùfgnùù, im Juni 1959 mid Schtudände, im Mai ùn Oktober 1980 zäme mid em Max Waibel ùn im Mai 1981 mid em Max Waibel ùn em E. Schorno. Dr Zinsli hed die Samlig derno ane 1984 in syym Buech „Südwalser Namengut“ verefendligd.

Schryybwyys[ändere | Quälltäxt bearbeite]

In däm Artikel sin di makanaatitsche Dialektbyyschbel in Dieth-Schryybig gschriibe. Dooderbyy wird dr Buechschdaab <k> fir d Fortis [k] bruucht, fir d Affrikata [kx] wird <kch> gschriibe.

Soziolinguistischi Situation[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Ane 1881 sin di ganze Wyyler vù z Magganaa user Zèr Bùrfùkù ùn Ìn der Mattù no walsertitschschbroochig gsii. Im Lauf vùm 20. Jh. isch dr Aadail al mee zrùggange ùn hid sin s nùme noo weenig Yywoner, wù Magganaatitsch chene schwäze. Jùngi Walsertitschsprecher gid s gar kaini me.

Ane 1972 hed d Gmai noch ere Volchszeelig aagee, as 18 % vù dr Yywooner Magganaatitsch chene schwäze ùn nomool 10 % hän s chene verschdoo.

Fir 1976 gid d Elisabetta Fazzini Giovannicci gid die Zaale aa:

Magganaa Zaal Aadail
Yywooner 760 100 %
Walsertitschsprecher iber 40 Joor 86 11 %
Walsertitschsprecher 30-40 Joor 8 1 %
Walsertitschsprecher ùnder 30 Joor 0 0 %

Dr Max Waibel gid in syyre Aarbed Zaale aa fir di ainzelne Wyyler. Die Aagoobe gälde fir 1979/80.

Wyyler Yywooner Walsertitschsprecher Aadail
Zèr Tannù 100 22 22 %
Ìn d Schtapfù 316 34 10,8 %
Uf Tìeschtù 2 2 100 %
Ìn d Ejù 56 5 8,9 %
Fùrnùrei 42 2 4,8 %
Zèr Bùrfùkù 110 5 4,5 %
Insgsamd 626 70 11,1 %

Dr Max Waibel gid drèi Grind aa fir d Romanisierig vù Magganaa:

  • Syder em 19. Jh. sin vyyl idalieenischschbroochige Bäärglyd zuezooge, wù in dr Goldbäärgwäärch gschafd hän.
  • Wel vyyl Mane vù Magganaa in s Uusland gange sin, hän d Fraue elai miese buure. V. a. in dr èèrschde Hälfdi vùm 20. Jh. sin derno vyyl Maidli us andere Dèèrfer im Vischpertal ùf Magganaa chùù fir zem Chinder hiede. Die hän mid dr Chinder nùme Idalieenisch gschwäzd.
  • Ane 1932 isch dr èèrschd Chindergaarde z Magganaa ùfgmachd woore ùn doo isch nùme Idalieenisch gschwäzd woore.

D Maria Concetta Di Paolo hed ane 1999 e Schtudie verefendligd, wù si d Dialäktkompetänz vù dr Siidwalser Gmaine din ùndersuechd hed. D Daate fir Magganaa sin ùfgnùù woore vù dr Rosangela Pirazzi.

Joor Yywooner Dialäkt aktiv Dialäkt passiv
1974 760 94 (12,4 %) -
1993 623 94 (15,1 %) 30 (4,8 %)
1996 630 86 (13,7 %) 30 (4,8 %)

Vù dääne 86 aktive Dialäktschprächer ane 1996 sin 65 iiber iiber 65 gsii, 12 zwische 51 ùn 65, 9 zwische 36 ùn 50 ùn kaini ùnder 36.

Vù dääne 30 passive Dialäktschprächer ane 1993 sin 7 iiber 65 gsii, 12 zwische 51 ùn 65, 7 zwische 36 ùn 50, 4 zwische 26 ùn 35 ùn kaini ùnder 26.

D Chilcheschbrooch z Magganaa isch scho syder em 19. Jh. Idalieenisch. Ane 1839 isch no ne zwaischbroochige Katechsimus uusechùù fir d Chilcheprovinz Novara. Aber z Magganaa isch in däm Joor d Breedig scho nimi ùf Dydsch ghalde woore. D Chinderlèèr isch no lenger ùf Dydsch gsii, byychde hed mer z Magganaa no bis am Änd vùm 19. Jh. ùf Dydsch chene.

Scho ane 1839 hed s z Magganaa nääbe dr dydschschbroochige Schuel au ne idalieenischschbroochigi gee. D Eldere hän chene frèi weele, in weli Schuel si iiri Chinder gschigd hän. Ane 1880 isch di dydsch Schuel zuegmachd woore.

Bsùnderhaide us dr Lutig[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Voli Vokal
Im Magganaatitsch sin wie in andere Walserdialäkt di vole Vokal in ùùbetoonde Silbe nid abgschwèchd woore.
Mattù (dt. Wiese), Naagla (dt. Nägel), Schlùssil (dt. Schlüssel)
  • Entrùndig
Wie im Wallisertitsch sin ü, ö, üü, öö, üe ùn öü entrùnded:
Lècher (dt. Löcher), bìesch (dt. böse), Sìnd (dt. Sünde), Miisch (dt. Mäuse), Heuw (dt. Heu), riime/rieme (dt. rühmen)
  • Palatalisierig
Wie im Wallisertitsch isch mhd. û palatalisierd
Hüüt (dt. Haut), Chrüt (dt. Kraut)
  • 2.,3. Sg. vù mhd. stân, gân
Wie im Wallisertitsch erschyyne di 2./3. Sg. vù mhd. stân, gân mid Diphthong
du geischt (dt. du gehst), är geit (dt. er geht), du schteischt (dt. du stehst), är schteit (dt. er steht),
  • mhd. î, iu, û
Mhd. î, iu ùn û sin wie in alene hegschdalemanische Dialäkt au im Uuslud ùn im Hiatus as Monophthong erhalde.
drii (dt. drei), frii (dt. frei), khiie (dt. fallen, werfen), schriie (dt. schreien), niiw (dt. neu), büwe (dt. bauen)
  • mhd. æ, ê, ô
Mhd. æ ùn ê erschyyne as ìe, mhd. ô as ùo.
schwìer (dt. schwer), Chìesch (dt. Käse), Schnìe (dt. Schnee), Brùot (dt. Brot)
D Lutig schwìer, Chìesch zaigd, as s Magganaatitsch zue dr weschdlige Siidwalser Dialäkt ghèèrd.
  • mhd. ie, üe, uo
Die Lut sin zu gschlosene ii und öö monophthongiert woore.
Diib (dt. Dieb), fiire (dt. führen), gööt (dt. gut)
  • ahd. iu
Wie im Wallisertitsch erschyynd ahd. iu vor Labial oder Guttural as Diphthong.
teif (dt. tief), Fleigù (dt. Fliege)
  • Vokaldeenig
Wie in dr andere weschdlige Siidwalserdialäkt sin Vokal in Aisilber ùn ùfige Silbe deend.
Graab/Greeber (dt. Grab/Gräber), Graabe (dt. Graben)
eschdli: Grabe, Grab, Greber
  • german. s > sch
Wie in andere Walserdialäkt isch s germanisch s in vyyle Wèèrder palatalisierd zue sch
schi (dt. sie), iisch (dt. uns), schiis (dt. sein), schi (dt. sich), dischi (dt. diese), säkschi (dt. sechs), Chìesch (dt. Käse), Èèschil (dt. Esel), Fiksch (dt. Füchse), Glèèscher (dt. Gläser), Iisch (dt. Eis), Miisch (dt. Mäuse), Akschlù/Akslù (dt. Achsel), Bikschù (dt. Büchse), Gèmschù (dt. Gemse), linksch (dt. links)
  • mhd. -nk
Mhd. –nk erschyynd wie in andere Walserdialäkt as -ch/-ngch.
tringche/triiche (dt. trinken), Bangch/Baach/Bouch (Bank), Aache/Ouche (dt. Butter)
  • mhd. -rn
Wie in andre hegschdalemanische Dialäkt erschyynd mhd. -rn as -re.
giääre (dt. gern), Huore (dt. Horn), muore (dt. morgen), fiääre (dt. letztes Jahr), Gaare (dt. Garn)
  • mhd. -rm
Wie in andre Walserdialäkt erschyynd mhd. -rm as -re.
Daare (dt. Darm), waare (dt. warm)
  • mhd. -hs
Wie im Wallisertitsch erschyynd mhd. -hs as -ks, nid wie in vyyle Schwyzer Dialäkt as -chs:
Fuks/Fuksch (dt. Fuchs), säkschi (dt. sechs), Akslù/Akschlù (dt. Achsel), wakse (dt. wachsen)
  • mhd. ng
Mhd. -ng, z. B. in Hunger erschyynd as ngg [ŋg].
Hungger (dt. Hunger), bringge (dt. bringen)
  • ch > h, h > ch
Zwische ch ùn h wird nid imer dydli ùnderschiide.
Chälder / Hälder (dt. Keller)
Holz / Cholz (dt. Holz)
  • Vorsilbe be-/ge-
E Bsunderhaid vùm Magganaatitsch isch, as Vorsilbe wie im Dialäkt vù Rimmu oder Im Land be- oder ge- vor Dental nid ganz gschwunde sin, sùndere no as Verschluslud bliibe sin. Noch em Material vùm Schwyzer Schbroochatlas said mer z Magganaa also wiirgli gtraagùd (dt. getragen). Die gnau phonetisch Realisierig vù däm Konsonantecluster wird allerdings us em SDS-Material nid chlaar.

Bsùnderhaide us dr Morphologyy[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Substantivdeklination[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Pluralbildung: Vogla (Vogal), Achera (Acher), Faadma (Faade), Tùùrne (Tùùre), Daarma (Daare), Schtiärne (Schtiärnù), Waasma (Waase), Gloke (Glokù), Bööchjini (Bööch), Brùodjini (Brùod), Gìbäädjini (dt. Gìbääd)

Dr Genitiv chùnd no in Fäll voor wie

Dèr Bäärù hen s taa gchaa. (dt. Dort hatten sie Bären.)
dèr Brüüch alter Jaarù (dt. der Brauch früherer Zeiten)
tè Jänd dèr Wìält (dt. das Ende der Welt)
alli Chritzù Liide (dt. alle Leiden des Kreuzes)
Ùn tè hed er appù sèli mössù böössù wäge däschi. (dt. Und dann musste er deswegen sehr büssen.)
es Tagsch (dt. eines Tages)
es Morgentsch (dt. eines Morgens)
es Sùnnùtagsch (dt. eines Sonntags)
ùnderdäschi (dt. unterdessen)
Götsch (dt. Gutes)

Adjektivdeklination[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Wie in vyyle hooch- ùn hegschdalemanische Dialäkt wääre Adjektiv au prädikativ deklinierd.

Är isch laame. (dt. Er ist lahm.)
Dü bìsch nò ganz jungge, das magsch no gsìe. (dt. Du bist noch ganz hung, das kannst Du noch sehen.)
Schi isch wuol globigi gsi. (dt. Sie war durchaus gläubig.)
Hìe isch alls nò gsii pleits. (dt. Hier war noch alles bewachsen.)
Dischi Wiiber sin aalti. (dt. Diese Frauen sind alt.)
Hipschi sindsch gsii, di Bööchjini. (dt. Schön waren sie, die Bücher.)

Pronomina[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Bim Personalpronome gid s im Magganaatitsch wie au in andere Siidwalser Dialäkt verlengeredi Pluralfoorme. Die sin bilded us em Personalpronome ùn „andere“: wir andrù, iir andrù, schi andrù

ich du er sie es wir ihr sie
Nom. ich düü är schi äs wir ir schi
Gen. miin diin schin ira schin ììsche/ìnsche ewwe ira
Dat. mìr dìr ìmm ira ìmm ììsch/ìnsch euw ìne
Akk. mÌch dìch ìnn schi äs ììsch/ìnsch euw schi

Bi Pronomina wääre no Genitivfoorme bruuchd

Wir hen trù ou zwìe. (dt. Wir haben auch zwei von ihnen.)
Ìsch gsii far schiirù en Nèffe. (dt. Es war für einen seiner Neffen.)
Da sìn gsii därù, wa hed gseid ... (dt. Da waren welche derjenigen, die gesagt haben ...)
Di Geiss hed zwei Hùore ùn ter Pfaarer hed rù drii. (dt. Die Zige hat zwei Hörner und der Pfarrer hat ihrer drei.)
Ùnd sumi heige dè dri pchènt ìrù Litt. (dt. Und einige hätten drei ihrer Leute erkannt.)

Verbkonjugation[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Vollverbe[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • traage (dt. tragen)
Part. Perf. gitreit/gitraagùd/gtraagùd
ich traagi, dü traagescht, är treit, wir traagen, ir traaget, schi traagen

Bi dr Bildig vùm Partizip Perfekt isch dr Vokal in dr Vorsilb zem Dail no vorhande: gìbrùngge (brìngge), gìbüwe (büwe), gitraagùd, gìzelld (zelle), gìzwenggt (zwengge)

Bildig vùm Partizip Perfekt bi schdaarche Verbe: plìbe (bliibe), gschtrìttù (schtrittù), gschrìbe (schriibe), brùnne (brìnne), gfùnde (fìnde), gschtoole (schtääle), gschlaaffe (schlaaffe)

Bildig vùm Partizip Perfekt bi schwache Verbe: gìzwenggt (zwengge)

Dr Ùnderschiid bi dr Bildig vùm Partizip Perfekt bi schdaarche (Bildig ooni t-Suffix) ùn schwache Verbe (Bildig mid t-Suffix) verschwinded al mee. Zem Dail wääre schdaarchi Verbe mid Suffix, zem Dail schwachi Verbe ooni Suffix bilded, zem Dail baidi Forme naääbenenand.

gìbrùngge/gìbrùngged/gìbracht (brìngge), kange/kanget (gaa), gheisse/gheisst (heisse), ghouwe/ghouwet (houwe), klööge/klöögt (lööge), gmachù/gmachùd/gmacht (machù), gschtùorbe/gschtùorbet (schtäärbe), gìtrùnche/gìtrùnchet (trììche)
gìgrìfft (griffe), glääsd (lääse), kloufft (louffe)
gìbättù (bättù), gìbössù (bössù), gìbüwe (büwe), gflööche (flööche), gfraage (fraage), ghüüsù (hüüsù), glache (lache), krächù (rächù), gsägne (sägne), gschtraaffe (schtraaffe), gwìärchù (wìärchù)

Im Magganaatitsch sin bi dr Verbkonjugation d Foorme zem Dail verschmùlze mid enklitische Pronome: wir heiwer (< wir hei wer).

heider iir Angscht? (dt. Habt ihr Angst?)
T räächt Chilchù heiwer wiir gchaa zèr altù Chilchù. (dt. Die richtige Kirche hatten wir zèr altù Chilchù.)
Das chùmmer mir wùol no z Sint. (dt. Das fällt mir wohl noch ein.)
Di „Zeiche“, wi tiwer wir sääge. (dt. Die „Zeichen“, wie wir sagen.)
Wir andrù heiwer dè nid kchaa ds Glettiise èlèktrik (dt. Wir hatten damals kein elektrisches Bügeleisen.)

Hilfsverbe[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • sii (dt. sein)
Präs. Ind.: ich bìn, dü bìsch, är ìscht, wir sin, ir sit, schi sind
Part Perf.: gsii
Konj. Präs.: ich sigi, Konj. Prät.: ich wìeri
  • haa (dt. haben)
Präs. Ind.: ich han, dü hesch, är hed, wir hei/hen, ir heit, schi henn/hend
Part Perf.: kchaa
Konj. Präs.: ich heigi, Konj. Prät.: ich hätti
  • (dt. tun)
Präs. Ind.: ich tö, dü tösch, är töd, wir tin, ir tid, schi tint
Part Perf.: taa
Konj. Präs.: ich tigi, Konj. Prät.: ich täti

Modalverbe[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • gchännù (dt. können)
Präs. Ind.: ich gchän, dü gchäischt, är gchän, wir gchäne, ir gchäne, schi gchäne
Part Perf.: gchännù
  • wisse (dt. wissen)
Präs. Ind.: ich weiss, dü weisch, är weis, wir wisse/weise, ir wisset/weiset, schi wissen/weisen
Part Perf.: gwisst/gwisse
  • miise (dt. müssen)
Präs. Ind.: ich müss, dü müscht, är müss, wir miisen, ir miiset, schi miisen
Part Perf.: gmüüsùd
  • mègù (dt. können)
Präs. Ind.: ich mag/maan, dü magsch/maasch, är mad/maad, wir meind/meewer, ir meid/maader, schi mein
Part Perf.: gmèègùd
  • mössù (dt. müssen)
Präs. Ind.: ich möss, dü möscht, är mös, wir miisen, ir miised, schi miisen
Part Perf.: gmöösùd
Konj. Präs.: ich miissä, Konj. Prät.: ich miissti
  • tärffù (dt. dürfen)
Präs. Ind.: ich taarf, dü tärfescht, är tärft, wir tärfe, ir tärfed, schi tärfen
Part Perf.: tärffù
Konj. Prät.: ich tärfti

Chùùrzverbe[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • gaa (dt. gehen)
Part Perf.: kangù
Präs. Ind.: ich gaan, dü geischt, är geit, wir geen, ir gangeder, schi geen
  • giä (dt. geben)
Präs. Ind.: ich gibi, dü gibescht, är gid, wier gä/giben, ir gäd/gäbeder, schi gän/gänd
Part Perf.: kiä
Konj. Präs.: ich gäbä, Konj. Prät.: ich gääbi

Passiv[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Wie in andere Siidwalser Dialät wird s Passiv mid "chùo" bilded.

Ìsch z chleis gchùo. (dt. Es ist zu klein geworden.)
Jetzt ìscht er gchùo gschtraaffe. (dt. Jetzt ist er bestraft worden.)

Partizip Präsens[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Zem Dail gid s no Forme vùm Partizip Präsens.

en trùolende Schtei (dt. ein rollender Stein)

Woordbildig[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Bim Diminutiv gid s wie in vyyle Walliser ùn Walser Dialäkt verschiideni Suffix:

  • -ji: Hundji, Räädji
  • -elti: Epfelti, Vogelti
  • -i: Tììri
  • -li: Òòfili, Kääwili

Relativsatz[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Relativsätz wird mid "wo" yyglaided.

Schi säägen, t altù Litt hen tè gseid, dass di jerschtù Wùoner, wa sind gchùo va Saas anna, sìnd ga machù d Hiischer embru im Wald da deer. (dt. Sie sagen, die alten Leute erzählten, dass die ersten Bewohner, die von Saas drüben gekommen sind, ihre Häuser dort oben im Wald gebaut haben.)

Woordschaz[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Wùchedääg

Mìenta/Mìentag, Ziischta/Ziischtag, Mitwuchù, Fruonta/Frùontag, Friitag, Samstag/Samschtag, Sunnutag

Wèèrder, wù in in andere Bied sùnschd maischd uusgschdoorbe sin
  • ts Antli (dt. Gesicht)
  • Brööch (dt. Hose) < mhd. bruoch
  • Gouch (dt. Narr)
  • jied (dt. sagt) < ahd. jehan
  • lik (dt. klein)
  • siich (dt. krank) < mhd. siech
  • sumi (dt. einige)
  • wirser (dt. schlechter)
Wèèrder, wù sich e aldi Bedydig ghalde hed
  • toub (dt. zornig)
  • Hòòse (dt. Strumpf)
  • weich (dt. schwach, kraftlos)
  • zellä (dt. sprechen)
  • Jùnggfrouw (dt. Dienstmädchen)
Sùnschdigi bsùnderi Wèèrder
  • Girgitsch (dt. Vogelbeere)
  • Griifle (dt. Preiselbeere)
  • Pfifoltere (dt. Schmetterling)
  • Schtraafel (dt. Heuschrecke)
  • Üsstag (dt. Frühling)
  • Hòpschel (dt. Frosch)
  • Fiirhüüs (dt. Küche)
  • hoorù (dt. schreien, zanken)

Yyflis us em Romanisch[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Nadyyrli gid s im Magganaatitsch vyyl Främd- ùn Läänwèèrder us em Italienisch ùn em Piemontesisch.

Woordschaz
  • ma (dt. aber) < ital. ma
  • proppri (dt. wirklich) < ital. propri
  • pèrkè (dt. denn, darum) < ital. perché
  • Tèlèwisiùng (dt. Fernseher) < ital. televisione
  • Ùmbrèllù (dt. Regenschirm) < ital. ombrello
  • Iert (dt. Hausgarten) < piemont. öört
  • Kääwili (dt. Korb) < piemont. kavan
  • Kadrìegù (dt. Sitzmöbel mit Rückenlehne) < piemont. kadreega
  • ghìere schdood nääbem hèère au fir schmege (dt. schmecken, riechen), gschbiere (dt. fühlen), die Bedydige sin dleend us em ital. sentire.
  • Holzmeischter (dt. Schreiner) < piemont. mastro di bosco
Woordschdelig
  • dr Schtiir isch gsii siiche (dt. der Stier war krank)
  • Sakchji eifachs (dt. einfacher Rucksack)

Schbroochbyyschbel: Määrli vùm Zwäärg[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Eswènd ìm Kratz ìsch ta gùordet es Chìnd. Ùn tö Vatter ùnd Mööter hend nid gwìssed, wèlem sòlis nò gìen far Gòttù, far ga z tòùffe. Ùn tö hentsch èmel bìdenandre Raat kchaa. Ùn tö hentsch gseid: Tö wììr ga sööchje ds Götwìärchi. Ùn ds Götwìärchi ìsch gchùo chùo machù der Gottù. Wi sìntsch gsii derhìnder embrinne z chùo vam Biil embrinne, da ìschs esùo ìm Schtùtz, ds Götwìärchi plììbe hìndere ùn tö hets geng eswaas üssekschlage van ènem Sakchji. Ùn tö hentsch kchaa ts Wùnder z lööge Ùn tö hentsch gsìe, hets geng üssegschlaage Schtìkch Chòòle. Ùn tö hentschi schi Wùnder gnùo ùnd nid verschtande. Ùn wels ìsch ta hìndernaa gchùo hed geng üffglääse dìsch Chòòle. Ùnd hetsch welle chùo tops, das hets üffglääse. Dö sìntsch èmel ga tòùffe. Ùn ternaa, wèn sìntsch emhìnderschi gchùo, hentsch gmacht der gliich Wääg. Ùn tö hed ds Götwìärchi geng klögt, wa sige t Chòòle. Ùn t Chòòle hetsch fascht nìmme gfùnde. Ùn tèè hetsch gseid ta dè, wèli sìn ta gsii inglaadni, schi sòli schi üüflääse, wèn tigesch fìnde t Chòòle. Ùnd wèli hend tè nò gfùnde es paar Chòòle, hend gfùnde e Tòke Goold ùn tas ìsch tè gsiin der Schanch, wa hed tè ds Götwìärchi sòllù machù dem Gòtti. Ma dernaa hed schi d Mööter welle wägschlaa. Ùn geng gseid: Wa heid er di Chòòlù allù wäggschlaged? (zidierd bi Waibel 1985, S.155f.)

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Karl Bohnenberger: Die Mundart der Deutschen Walliser im Heimattal und in den Aussenorten. Verlag Huber, Frauenfeld 1913 (Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik 6).
  • Elisabetta Fazzini Giovannucci: Die alemannischen Dialekte im westlichen Norditalien. Ein Forschungsbericht. Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1978 (ZDL Beihefte 28).
  • Elisabetta Fazzini, Costanza Cigni: Vocabolario comparativo dei dialetti Walser in Italia. Bd. 1–6. Edizioni dell’Orso, Alessandria 2004–2022 (Alemannica 1, 5–7, 9, 10).
  • Nicoletta Francovich Onesti: Fonetica e fonologia del dialetto alemanno di Macugnaga: le vocali In: Le isole linguistiche di origine germanica nell’Italia settentrionale. Atti del Convegno Asiago-Roana-Luserna, 19–21 giugno 1981. Roana 1984, S. 167–177.
  • Fritz Gysling und Rudolf Hotzenköcherle: Walser Dialekte in Oberitalien in Text und Ton. Begleittexte zu den Sprachplatten des Phonogramm-Archivs der Universität Zürich. Frauenfeld 1952.
  • C. Giordano: Peculiarità sintattiche nel dialetto vallesano di Macugnaga. In: Studi Alemannici II. Hrsg. von E. Fazzini. Alessandria 2003, S. 223–275.
  • Rudolf Hotzenköcherle (1956): Umlautphänomene am Südrand der Germania. In: Fragen und Forschungen im Bereich und Umkreis der germanischen Philologie. Festgabe für Theodor Frings zum 70. Geburtstag. Berlin (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur), S. 221–250.
  • Rudolf Hotzenköcherle: Die südwalserisch-ernetbirgischen Mundarten im Spiegel ihrer Verbalformen. In: Maria Bindschedel, Rudolf Hotzenköcherle & Werner Kohlschmidt (Hrsg.): Festschrift für Paul Zinsli. Francke, Bern 1971, S. 79–98.
  • Hans Kreis: Die Walser. Ein Stück Besiedlungsgeschichte der Zentralalpen. Francke Verlag, Bern 1958.
  • Sprachatlas der deutschen Schweiz (SDS). Begr. von Heinrich Baumgartner und Rudolf Hotzenköcherle. In Zusammenarbeit mit Konrad Lobeck, Robert Schläpfer, Rudolf Trüb und unter Mitwirkung von Paul Zinsli herausgegeben von Rudolf Hotzenköcherle. 8 Bde, Einführungsband, Abschlussband. Francke, Bern bzw. Basel 1962–2003. – D Originaalùfnaame vùm Schbroochatlas cha mer syd 2018 online aaluege: sprachatlas.ch – Macugnaga.
  • Max Waibel: Mundartleben in der Walserkolonie Macugnaga, Provinz Novara, Italien. Berner Lizentiatsarbeit (Maschinenschrift) von 1977 (in der Bibliothek des Schweizerischen Idiotikons).
  • Max Waibel: Die volkstümliche Überlieferung in der Walserkolonie Macugnaga (Provinz Novara). SGV, Basel 1985 (SSGV 70).
  • Paul Zinsli: Walser Volkstum in der Schweiz, in Vorarlberg, Liechtenstein und Italien. Verlag Huber, Frauenfeld 1968.
  • Paul Zinsli: Südwalser Namengut. Die deutschen Orts- und Flurnamen der ennetbirgischen Walsersiedlungen in Bosco-Gurin und im Piemont. Verlag Stämpfli & Cie AG, Bern 1984.

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