Chüeräie

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Dr Chüeräie (oder au Chüeräige) isch es Lied, wo d Hirte und Senne uf den Alpe bruuche zum s Vee zum Mälche z rüefe. Es isch en alti Musigform, wo im alemannische Gebiet vo de Voralpen entstanden isch, und d Wort, wome drzue singt, sind i dr Mundart.

Im frankoprovenzalische Patois vo dr Wälschschwiiz heisst sones Lied Le ranz di vatses,[1] uf französisch isch s dr Ranz des vaches. Beidi Sprooche, di alemannischi und di romanischi, könne s Wort Lobe, wo us dr alpine Hirtesprooch chunt und Chue bedüütet. S Schwiizerischen Idiotikon hät Beleeg drfür.[2] Im Patois het s Wort d Form lioba aagnoo. S Wort kuoreien isch es erschts Mol imene Volchslied vo ane 1531 bezüügt.

d Melody vom ene Chüeräie, abtrukt vom Theodor Zwinger ane 1710

1545 het dr Georg Rhau d Musigschrift Bicinia Gallica, Latina et Germanica ufgsezt, wo drinn d Melody vom «Appenzeller Kureien Lobe lobe» vorchunt. Me dänkt, ass die Liedform im Middelalter im Apezällische entstande sig. Er chönt vilecht zrugggoo uf Chilegsäng vom Chlooschter Sanggale, wo me Kwelle mit sehr alte Litaneje und Hymne i dr Biblioteek findet. Und er ghört zäme mit em Bättruef zum Bruuchtum vo de Senne.

Von Apezäll uus het sech dr Bruuch, e Chüeräie z singe, i de Voralpegebiet und de nördleche Alpedääler vo de Kantöön Luzärn und Bärn usbreitet, und vom Bärner Oberland us au is wälsche Greyerzerland und s Waadtländer Oberland. Es chönt au sy, ass me zytewys zu dene Gsäng en Art Tanz ufgfüert het.

D Värs und d Melodie vo de Chüeräie sind am Afang vom 19. Joorhundert ufgschribe und im Truk usegää worde. Ane 1805 isch z Bärn d Samelschrift «Acht schweizer Kühreihen mit Musik und Text» usecho, und i de Joor drufabe sind gly drü wyteri, verbessereti Usgabe trukt worde. Dr Bärner Mundartschriftsteller Gottlieb Jakob Kuhn het di zwöiti Usgab vo 1812 redigiert. Das Büechli isch für die früeni Gschicht vo dr alemannische Liedkultur e wichtegi Kwelle. D Musigforschere Brigitte Bachmann-Geiser het d Lieder ane 1979 nöi publiziert. En erschti grüntlicheri Undersuechig vo dene Hirtegsäng het dr George Tarenne ane 1813 z Paris useprocht. Är het zeigt, ass d Form vom Tegscht und au dr wälsch Name Ranz vom Bild härchöme, wenn s Vee bim Alpufzuug oder uf em Wäg zum Stall in ere Reie derhär chunt.

S Lied Ranz des vaches isch sid 1819 eis vo de zäntrale Elemänt vom Winzerfescht Fête des vignerons z Vevey.[3]

De Basler Theodor Zwinger het 1710 i syre Sammlig Fasciculus Dissertationum Medicarum Selectiorum gschribe, s Singe vo Chüeräie füeri bi de Schwiizer Soldaten im Ussland zu Häiwee und zu Faaneflucht.[4]

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • George Tarenne: Recherches sur les Ranz des vaches ou sur les chansons pastorales des bergers de la suisse, avec musique. Paris 1813.
  • Johann Rudolf Wyss (Hrsg.): Sammlung von Schweizer-Kühreihen und Volksliedern. Bern 1818.
  • Johann Rudolf Wyss (Hrsg.): Schweizer Kühreihen und Volkslieder. Bern 1826.
  • Alfred Tobler: Kühreihen oder Kühreigen, Jodel und Jodellied in Appenzell. Leipzig und Zürich 1890.
  • August Glück: Der Kühreihen in J. Weigl’s „Schweizerfamilie“. Eine Studie. In: Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft 8, 1892, Leipzig 1892, S. 77–90.
  • Brigitte Bachmann-Geiser (Hrsg.): Schweizer Kühreihen und Volkslieder. J. J. Burgdorfer, Bern 1826. Zürich 1979.
  • Till Gerrit Waidelich: Das Bild der Schweiz in der österreichischen Musik des 19. Jahrhunderts. 190. Neujahrsblatt der AMG Zürich, Winterthur 2005.
  • Gustave Roux: Le Ranz des vaches de Gruyère et la Chanson du vigneron. 1868, 2. Ufl. 1885.
  • Guy S. Metraux: Le Ranz des Vaches, du chant de bergers à l’hymne patriotique. Lausanne 1984.

Weblink[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Fuessnoote[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. Le ranz di vatses uf crepa.ch
  2. Lobe, im Schwiizerischen Idiotikon.
  3. Le Ranz des vaches uf lebendigetraditionen.ch
  4. Christian Schmid: Heimweh. In: Historisches Lexikon vo dr Schwiiz.