Elisabeth Walter

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D Elisabeth Walter (* 10. Jünni 1897 z Kippenewiiler; † 4. Jünni 1956 z Konschtanz) isch e alemannischi Dichteri gsii. Ihre Haüptwärk isch dr Schmiddlidick; ihrini alemannische Gedichter sin im Wärk Rosmarin und Nägili gsammlet. In dr Zit vom Nationalsozialismus het si sich gweigeret, mitzmache un isch in Ungnad gfalle.

Dr Walter Elisabeth ihre Läbe[ändere | Quälltäxt bearbeite]

D Elisabeth isch am 10. Jünni 1897 uf d Wält kumme, ihri Vorfahre sin Büüre üs em Riäd bi Lohr gsii. Ihre Mueter isch d Gronewirtsdochter Maria Killius vu Kippenewiiler, dr Vatter dr Friseer Karl Friedrich Dürr gsii. Dr Nochnamme het si vum Stiäfvatter, em Fuehrmann Josef Walter, wu d Killiusi ghirate het, wu s Maidli segs Johr alt gsii isch. S isch katholisch daift wore, wu d Mueter zum Katholizismus konvertiärt isch. D Elisabeth isch im oberrhiinalemannische Kippenewiiler ufgwagse un z Oberwiir in d Volksschuel gange. Iidrick üs ihrere Kindheit sin in ihre Wärk Madleen kann nichts wissen iigflosse.

Vu 1910 bis 1913 het si mit dr Hilf vum e Mäzen kenne s „Institut der Lehrfrauen vom Heiligen Grab“ z Bade-Bade bsueche. Witteri 3 Johr het si miäße im e Büro schaffe, zum d Familiä mit drei gleinere Gschwischter unterstitze. Ab 1916 bis 18 het si z Friiburg i.B. am Lehrerseminar im Katholische Institut ihre zuekimpftige Beruef glehrt. 1920 het si schliäßlig z Friiburg d braktisch Briäfung as Lehreri kenne ablege. Ab 1922 isch si im Schueldiänscht gsii – diä erschte 7 Johr im Hotzewald (Ortschaft Hänner), im hochalemannisch Gebiät. Derte het si aü ihre Haüptwärk, dr Schmiddlidick, gschriibe, friili het si zum Schluss gsundheitligi Broblem gha un het d Schriiberei zwei Johr miäße unterbräche. Im Jünni 1930 isch dr Schmiddlidick schliäßlig fertig gsii. 1931 isch si in d Friiburger Gegend uf Betzehüüse verstezt wore. Doch iber diä Zit schribt si: „Ich lasse nichts auf die Stadt Freiburg kommen, aber ich bin fast gestorben darin vor Heimweh nach dem Dorfe.“ Sie het wider welle in e Dorf zu dr Büüre. „Wenn ich nicht Gottes Erdboden an meinen Fußsohlen spüre, bin ich nichts.“

Wias ere im Nationalsozialismus gange isch[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Ab 1933 isch si wider im Dorf gsii – z Retebach (Fridewiler) bi Neistadt im Schwarzwald.

D Elisabeth Walter isch diäf religees gsii. 1934 het si u. a. z Gümlinge bi Bärn d befrejndet Familiä vum Brofässer Dr. Rudolf Singer bsuecht, wu wäge dr Nazi üs Friburg emigriärt isch; z Italiä het si an ere Papscht-Audienz teilgnumme.

Ball isch si mit em Syschtem in Konfikt kumme. D Nationalsozialischte hän üs ihrenem Roman Schmiedledick e Zigiinerfeindligkeit rüsgläse un hän gmeint, si kenne diä Fraü fir sich iisetze. Sie hätt sotte „Schuelungskurs“ fir Lehrerkollege halte, het sich aber gweigeret. Am 26. Oktober 1935 het si miäße an ere Tagung zur „Judenfrage“ teilnämme. Im e Schriibe vum Kreisamtsleiter vum „Amt für Erzieher“ isch ere drno vorgworfe wore, s seige vun ere „abfällige Bemerkungen über den Inhalt des Vortrages gemacht worden (...), und Sie sollen nach denselben Mitteilungen den Saal mit solchen Bemerkungen auch verlassen haben.“ Noch däm Briäf un eme Verher het si Zueflucht bin ere Kamradi in dr Nechi vu Keln gsuecht un gfunde; diä sibe Monet derte het si mit eme ärztlige Attescht kenne iberbrucke. 1936 het si sich wider in dr Hotzewald ins glei Derfli Dietlinge versetze lo – in sällere Schuel isch si dr einzig Lehrer gsii un het sich nit vor Bespitzelung dur Kollege miäße ferche. Aber aü do isch si vergelschteret wore: Anne 37 het si an ere Tagung vum „Verein katholischer Lehrerinnen“ im Gloschter Beuron teilgnumme; ball druf het si sich vor em Kreisschuelrat, eme SA-Mann, miäße rächtfertige, im Johr druf het si miäße unterschriibe, ass si as Lehrer keinere konfessionelle Vereinigung derf aghere. Mit ihrere Gsundheit ischs witer dr Bach na gange – Härzmuskelschwächi. 1941 het si e totale Närvezämmebruch gha, het aber nit kenne in e Närveklinik, wel si im Dritte Rich het miäße ferche, ass si nimmi läbig rüskummt. Mit an ihrem närvlige Zuestand ka verantwortlig sii, so dr Hubert Matt-Willmatt, ass ihr Buech Schmiddlidick uf Betriibe vu dr Gestapo üs dr wit verbreitete katholische Borromaeusbibliotheke het miäße entfernt wäre.

Noch em Griäg[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Noch em Zämmebruch vum nationalsozialischtische Syschtem isch si eini vu wennige Lehrer gsii, wu vu dr franzesische Militärregiärung ohni Umständ hän kenne in dr ditsch Schueldiänscht ibernumme wäre. Aber s isch ere gsundheitlig alliwiil liädriger gange. 1948 isch bin ere Schuelinspektion feschtgstellt wore, ass si zwar e „ausgesprochene frauliche Erzieherin“ isch un „mit sanfter un sicherer Hand“ fiährt, aber s isch gwinscht wore, ass s „ästhetische Lesen eine sorgsamere Pflege erfährt“. Dr Hubert Matt-Willmatt haltets fir meglig, ass im Schuelinspäkter do dr Dialäkt oder dr Akzänt vu dr Diätlingemer Schiäler nit basst het.

Im gliche Johr het d Elisabeth Walter e Deputatsverkirzung uf 23 Stunde beatrait – wäge dr Närvesach, wu si siter 1941 gha het – aber s Schuelamt het z verstoh gä, ass si jo ganz ka ufhere, wänn si nimmi ka schaffe. Si schribt do drzue: „Man darf doch nicht bestraft werden dafür, dass einen die Nazis gequält haben, bis man von Sinnen war, und eine Krankheit auf Jahre hinaus davongetragen hat.“

Schliäßlig het si d Versetzung üs Diätlinge beatrait; des Derfli, wun ere numme hätt sotte e Zueflucht vor Verfolgung sii, isch ere bi ihrem Gsundheitszuestand nimmi zuemuetbar gsii – ke Lade im Dorf, ke Dokter, kenni Verkehrsmittel usw.

1949 het si kenne uf Salem umziäge – friili het si im Schulediänscht derte nimmi kenne rächt Fueß fasse – viil Granketsüsfall – un 1952 isch si in Ruehjstand versetzt wore.

Ihre Alterssitz het si z Konschtanz im Mariähüüs gnumme. Vu derte üs het si als no Gfangini im Fraüegfängnis bsuecht un het ene aü ihre Bibliothek zur Verfiägung gstellt. Am 4. Jünni 1956 isch si z Konschtanz verstorbe.

Bsunders in ihrem Geburtsort Kippenewiiler isch ihre Adänke bewahrt wore, zum Biispiil isch 1987 s Schuelhüüs noch ere benännt wore. Aü z Diätlinge hets e Schild zu ihrem Adänke am Schuelhüüs. Betzehüüse (bi Friiburg) het e Stroß noch-ere benännt.

Uf dr publizischtische Ebini het sich bsunders dr Hubert Matt-Willmatt fir s Witerläbe vu ihrem Wärk iigsetzt. Dr het 1987 Madleen kann nichts wissen un s alemannisch Rosmarin und Nägili im e Buech vereinigt un rüsgä, 1997 het er mit Hilf vum Schillinger-Verlag ihre Gsamtwärk in einem Band wider fir d Effentligkeit zuegänglig gmacht un mit eme üsfiährlige Vorwort iber s Läbe vu dr Dichteri versähne.

D Elisabeth Walter as Dichteri[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Schmiddlidick[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Im Hotzewald het si näben em Schueldiänscht afange dichte. Anne 1930 isch ihre Haüptwärk, Die abenteuerliche Reise des kleinen Schmiedledick mit den Zigeunern, rüskumme. Des Buech het großes Ufsähne erregt; s het golte as „’Glücksfall für Baden und seine Schulen’, als ‚das Heimatbuch’, als ‚Badischer Nils Holgersson’, als ‚wertvolle Bereicherung der Heimatliteratur’“ – so zitiärt dr Hubert Matt-Willmatt zitgnessischi Reaktione. Wäge sinem – vu dr Verfasseri beabsichtigte - pädagogische Wärt isch des Buech in dr badische Schuele iigsetzt wore – aü noch in dr 50er Johr. Dr Verlag Herder z Friiburg i.B. hets 60 Johr lang ständig im Brogramm ka – s isch aü vu noschtalgische Erwagsene gsuecht wore un wird no gsuecht.

Im Buech gohts um e Bue, dr „Schmiedledick“, wu vu Zigiiner gstohle wird un mit däne im Rossfuhrwärk, im e Wohnwage dur s badisch Land fahrt. Diä Handlung het dr Dichteri ermegligt, viil Informatione iber d Gschicht, d Geografii, d Kültür un d Wirtschaft vum badische Land iifliäße z lo. Im Schmiddlidick si – am Afang unfreiwilligi – Reis mit dr Zigiiner isch e Abenteier gsii, wu d Kinder gfesslet het.

E rassischtischi Nazigegneri?[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Friili sin in diä Gschiicht aü zitgnessischi Vorurteil iber d Sinti un Roma (Zigiiner) iigflosse – so hän im Schmiddlidick sini Entfiährer – d Zigiinerfamiliä Weinberg - aü suscht gstohle, bättlet, hän Fleh gha usw. D Walteri het aber nit beabsichtigt, dr Sinti un Roma z schade. D Nazi hän versuecht, si fir sich iizspanne – wänn si uf eme zigiinerfeindlige Zug gfahre wär, hätt si kenne e glänzigi Karriäre mache. Si isch as e effentlig bekannti Person wiä ihre große alemannische Dichterkolleg Hermann Burte unter eme starke Abassungsdruck gstande. Aber si het Stand ghalte. Si isch niä dr Partei biidrätte, het diä obe bschriibe Haltung gege dr Nationalsozialismus iignumme un schlimmi Schikaniärung in Kaüf gnumme.

Änewäg isch d Walter Elisabeth noch em Griäg uf dr Argwohn vu dr „politisch Korrekten“ gstoße – dr Eric Fricke bschribt diä Stimmung eso: „Waren nicht knapp drei Jahre nach Erscheinen des Buches die Nationalsozialisten an der Macht? War am Ende gar Elisabeth Walter eine geistige Wegbereiterin der Massenmorde an Sinti und Roma in den Konzentrationslagern?“ Dr Fricke wiist druf ani, ass dr Schmiddlidick un d Kinder, wu diä Gschichte ghert oder gläse hän, üsgrächnet dur „heimatlosi“ Zigiiner s badisch Land känne lehre; dr Schmiddlidick diäg begriffe, ass „Heimet“ meh isch wiä e glei Dorf im Hotzewald. „Diese Heimatverbundenheit“, so schribt dr Fricke, „ist für manche Kritiker wohl ebenfalls ein Indiz, dass der ‚Schmiedledick’ in eine bestimmte politische Ecke einzuordnen ist.“ Do diäge numme no e baar Zitat üs alte Volkssage brüche vorkumme, wu germanischi Getter drin e Roll spiile, un scho seig s Urteil perfekt.

Aü dr Hubert Matt-Willmatt findets paradox, ass mer „in der heutigen, leicht zu führenden Diskussion“ versuecht het, in dr Walteri „wegen Schmiedledicks Reise mit den ‚Zigeunern’ nationalsozialistische Gesinnung zu unterstellen.“

Dr Eric Fricke kunnt esälber zum Urteil, ass wänn im Fall d Walteri doch versuecht ha sott, e Minderheit z diffamiäre, ihre des „gründlich misslungen“ isch. „Kaum ein Leser wird umhin kommen, die Familie Weinberg und Großmutter Mindel (...) mitsamt ihren ganzen Eigenheiten zu mögen.“

1950/51 het d Elisabeth Walter dr Schmiddlidick fir d zweit Uflag licht iberarbeitet – do drbii sin Stelle veränderet wore, vu villicht zu Missverständnis kennte fiähre.

1963 het dr Südwestfunk – Landesstudio Friiburg e Reihe vu Funkspiiler üsgstrahlt, wu vum Johannes Semper noch em Schmiddlidick verfasst wore sin. Dr Matt-Willmatt schribt anne 97, s seig „unverzeihlich, daß der Südwestfunk vor Jahren unter dr Ägide einer unfähigen Sendeleiterin (...) auch diese Bänder aus seinem Archiv entfernte und vernichtete.“

D letschte Uflag vu däm Wärk im Friiburger Herder-Verlag isch 1990 gsii; zum 100. Geburtstag vu dr Dichteri 1997 het dä Verlag diä fellig Neiuflag nimmi gmacht. Dr Eric Fricke meint, well dä Roman „seit langem dem massiven Beschuss der Kritik“ üsgsetzt gsii seig.

Ihri alemannische Gedichter[ändere | Quälltäxt bearbeite]

1934 isch aü ihre gleine alemannische Gedichtband Rosmarin und Nägili erschiine – d Schikane vu dr Nazi hän nonit agfange gha. Dr Walteri ihrini Gedichter zeige si ass e stolzi, drotzigi, aber ändlos drüürigi Fraü. Dr Hubert Matt-Willmatt wiist druf ani, as in däm Buech e diäfe Schmärz dittlig wird, wu si in ere gscheiterete persenlige Beziähung verlitte het. Des kunnt in verschiidene Gedichter zum Üsdruck – so zum Biispiil in Si sägen, i heig goldig Hoor, wu aü im gsamtalemannische Sammelwärk „Holderbluescht“ vum Georg Thürer Ufnahm gfunde het, oder im Gedicht zue wa, wu dr Hubert Baum in sinem Buech „Freude am alemannischen Gedicht“ bsproche het.

Aber aü andere Schmärz verfolgt d Dichteri bis in dr Draüm:

S het mer traumt - i weiß nümm wa,
aber ghüület mue n i ha.

S Herz tuet mer weh - wo bin i gsi?
Wo trinke si so rote Wii?
Bluetrote Wii, da ha n i gseh,
Jetz chunnt's mer langsam, o je, o je.

Si het nit kenne hälfe - mer ka des im e änge oder im e witte Sinn verstoh:

Im Strooßegrabe ohni Huet
isch einer glege i sym Bluet.
Wer isch es gsi? Schneewiiß und rot,
und het mer grüeft, und isch doch tot!

I ha mer gförcht, i bi it hi,
o lieber Gott, wer isch des gsi?
Mir rüeft nu ein so uf de Welt,
und geschtert isch er über Feld.

Mir däm Gedichtbändli bricht aü – mittle in ihrere produktivschte Phase – ihre dichterisch Schaffe ab, so dr Matt-Willmatt.

D Elisabeth Walter isch in dr niideralemannische Ortenau ufgwagse. Diä Fraü, wu z Friiburg no dr eigene Wort fascht gstorbe isch vor Heimweh noch em Dorf un no dr Büürslit, het ihrini Gedichter im hochalemannische Hotzewälder Dialäkt gschriibe; si het sich sprochlig also ihrere zweite Heimet un ihrene Mänsche abasst. Im "Brief an einen Freund" schribt si, ass si z Hänner im Amt Säckinge "die jungen Alemannen in sämtlichen vorgschriebenen Wissenschaften" unterrichtet het, un säli hän si "in ihrer Landessprache, die ja noch fast reines Mittelhochdeutsch ist", unterrichtet.

Wärk[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Abenteuerliche Reise des kleinen Schmiedledick mit den Zigeunern. Freiburg i.Br.: Verlag Herder, 1930, bzw. Freiburg i.Br.: Schillinger Verlag, 2006. ISBN 978-3-89155-323-7.
    20. Auflage, herausgegeben von Hubert Matt-Willmatt, Gutach (Breisgau) 2022, ISBN 978-3-948482-09-1.
  • Abenteuerliche Reise des kleinen Schmiedledick mit den Zigeunern - Madleen kann nichts wissen - Rosmarin und Nägili - Einmalige Sonderausgabe des Gesamtwerkes zum 100. Geburtstag, rüsgä vum Hubert Matt-Willmatt, Schillinger Verlag, Freiburg 1997 ISBN 978-3-891552-07-0

Literatür[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Peter Hauser: Auffindung eines verborgenen Schatzes: Elisabeth Walters Schmiedledick. In: Das Markgräflerland (1996), 1, S. 138 ff.
  • Hubert Matt-Willmatt: Elisabeth Walter und der Schmiedledick. In: Badische Heimat, Bd. 78 (1998), 2, S. 263-264
  • Hubert Matt-Willmatt: Einführung in Leben und Werk Elisabeth Walters, in: Elisabeth Walter: Abenteuerliche Reise des kleinen Schmiedledick mit den Zigeunern - Madleen kann nichts wissen - Rosmarin und Nägili - Einmalige Sonderausgabe des Gesamtwerkes zum 100. Geburtstag, rüsgä vum Hubert Matt-Willmatt, Freiburg 1997.
  • Hubert Matt-Willmatt: Elisabeth Walter (1897–1956): 125. Geburtstag und Neuerausgabe des »Schmiedledick« Vom Beginn und abrupten Ende einer literarischen Karriere in den 1930er Jahren. In: Badische Heimat 3/2022, S. 390–397

Weblinks[ändere | Quälltäxt bearbeite]