Hochtütschi Luutverschiebig

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Mit Hochtütschi Lutverschiebig oder Zwaiti Lutverschiebig bizaichnet mer i de Sproochwüsseschaft, d Verändrige im Konsonantesystem, wo zum Althochtütsche gfüert hend. Die wichtigste Ändrige sind Affrizierig vo p, t, k zu pf, ts, kch wo em Tütsche en typische Charakter gee het, well Affrikate (usser ts und tsch) selte vorchömed.

Verbraitig[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Di hochtütschi Lutverschiebig isch vom Alperuum uusgange und isch im Alemannische und Bayrische em stärchste duregfüert worde. S Altalemannische het /p/ und /k/ am wiitiste verschobe, wo im Aalut /f-/ (pflegan, flegan) und /ch-/ (chind) ergee hend. Allerdings het sich d Extremverschiebig zu /f-/ nöd chöne halte, aber d Extremverschiebig zu /ch-/ isch hüt e Merkmool (k/ch-Lini) vom Hooch- und Höchstalemannische. Degege sind im Altbayrische /b/ und /g/ konsequent zu /p/ und /k/ verschobe worde, im Gegesatz zum Altalemannische, wo voralem intervokalisch /b/ und /g/ (keban, regan) erhalte het.

D Lutverschiebig het au s Langobardische südlich vode Alpe und im Norde s Fränkische erfasst, wobi jede fränkische Dialekt verschide starch tailgnoo het. Nöd bitroffe sind s Niderfränkische und s Altsächsische. D Grenze zwüschet de Dialekt mit Lutverschiebig und dene oni nennt mer Benrather Lini. Si verlauft vo Aache öber Benrath (Düsseldorf) uf Berlin und Frankfurt a de Oder.

Ziitruum[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Wenn die zwait Lutverschiebig agfange het, isch umstritte. Do de Name vom Hunnekönig Attila († 453) im Althochtütsche Etcilo glutet het, taar mer aane, as d Verschiebig nöd vorem 5. Joorhundert agfange het. De alemannischi Herzog Butilin (†554) werd i de zitgnössische Literatur imer Butilin (= *Butilîn) gnennt, spööter aber au Buccelinus (= *Butzilîn).

E wiiters Zügnis isch d Vita vom Hailige Columban, wo im 7. Joorhundert no Vodanus (ahd. Wuotan) schribt. D Ruuneinschrife dütet druf hii, ass im 7. Joorhundert d Verschiebig in Gang cho isch.

Latinischi Leenwörter zaiget maist Lutverschiebig (Pfund, Ziegel, Chilche), aber anderi Wörter nöd (Paradiis, Satan).

Luutverschiebig[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Germanischi Tenues (p, t, k)[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Die germanische stimmlose Plosive /p, t, k/ hend je noch Stellig en andere Lut gee. Im Aalut (Wortafang) /c-/ und nocheme Sonorlut (m, n, l, r) /Lc/ sinds zunere Affrikate verschobe worde, aber d Geminate /cc/ zu lange Affrikate. Zwüschet zwee Vokaal /VcV/ sind si zunere Doppelspirans und im Uuslut /-Vc/ zunere aifache Spirans worde. S Verschiebigsprodukt isch nöd identisch mit ererbtem /f, s, h ~ ch/.

D Lutgruppe sp, sk, st, ft, ht, tr werdet nöd verschobe: ahd. spil, sterno, skînan, luft, lioht, triuwi; alem. Schpiil, Schtern, schiine, Luft, Liecht, Troiji.

  • *p- > /pf/ (ph, pf): as. plegan, ahd. pflegan, alem. pflege. Im Altalemannische Extremverschiebig zu /f/: ahd. flegan.
  • *Lp > /pf/ (ph, pf): as. helpan, ahd. helpfan. Im Altalemannische Extremverschiebig zu /f/: helfan, alem. helffe.
  • *pp > /ppf/ (pph, ppf): as. sceppian, ahd. skepphen, mhd. schepfen, alem. schöpfe. Im Altalemannische Extremverschiebig zu /ff/: ae. æppel, ahd. apful, afful, alem. Öpfel. Erhalte im Ortsname Affoltere "Öpfelbomm".
  • *VpV > /ff/ (ff): as. slâpan, ahd. slâffan, alem. schlooffe.
  • -Vp > /-f/: as. skip, ahd. skif, mhd. schif, alem. Schiff.
    • Altererbts /f/ isch im Althochtütsche mit f, v, u gschribe worde: as. faran, ahd. faran varan uaran, mhd. varen, alem. faare. Im Mittelhochtütsche werd dodeför nume v bruucht: varen, vater, visch, vogel, wolves, usser im Uuslut: wolf und ide Geminate: heffen. Da isch en dütliche Hiiwiis druf, dass de Luut leniert worden isch: /v̥/ im Gegesatz zum Verschiebigsprodukt.
  • *t- > /ts/ (z): as. tiohan, ahd. ziohan. alem. züche.
  • *Lt > /ts/ (z): as. herta, ahd. herza, alem. Herz.
  • *tt > /tts/ (tz, zz): as. sittan, ahd. sitzen, mhd. sitzen, alem. sitze.
  • *VtV > /ss/ (zz): as. etan, ahd. ezzan, mhd. ezzen, alem. esse.
  • *-Vt > /s/ (z): as. fôt, ahd. fuoz, alem. Fuess.
    • Di althochdütschi und mittelhochtütschi Schriibig unterschaided nöd zwüschet de Affrikate und em Spirant. Degege werd altererbts /s/ immer mit s widergee: as. ahd. sunna, mhd. sunne, alem. Sunn. Au do drus werd ersichtlich, dass s alti S andersch usgsproche worden isch, vermuetli leniert s /z̥/.
    • Die Verschiebig isch i allne Dialekt duregfüert worde. Nume s Mittelfränkische wiicht ab mit de aisilbige Satzwörtli (that, thit, it, wat).
  • *k- > /kx/ (ch, kh, k): as. korn, ahd. korn, khorn; im Hochalemannische Extremverschiebig zu /x/ ahd. chorn, alem. Chorn.
  • *Lk > /kx/ (ch, kh): as. berka, ahd. bircha; im Höchstsalemannische Extremverschiebig zu /x/: ahd. birihha, alem. Bilche.
  • *kk > /kkx/ (cch, kkh): as. akkar, ahd. acchar, südalem. Akcher.
  • *VkV > /xx/ (ch, hh): as. makôn, ahd. mahhôn, mhd. machen, alem. mache /maxxə/.
  • *-Vk > /x/ (ch, h): as. ik, ahd. ich, ih, mhd. ich, ih, alem. ich, ii.
    • Altererbts /h/ blibt erhalte as /h/ (h): as. ahd. mhd. hûs, alem. Huus; as. ahd. sehan, alem. gsee; usser voreme Konsonant werds zu /x/ (ch, h): as. ahd. lioht, mhd. lieht, alem. Liecht.
    • Die Verschiebig isch nöd emol i allne alemannische Dialekt konsequent duregfüert worde.

Germanischi Lenes (b, d, g) und Thorn (þ)[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • *b > /b̥/ (b, p): as. burg, ahd. purc, alem. Burg / as. geƀan, ahd. ceban, alem. gee.
  • *bb > /pp/ (pp): as. sibbia, ahd. sippea, mhd. sippe, alem. Sippe.
  • *d > /t/ (t): as. dag, ahd. tag tac, mhd. tac, alem. Taag / as. biodan, ahd. biotan, alem. büüte.
  • *dd > /tt/ (tt): as. biddian, ahd. pitten, mhd. pitten, alem. bitte.
  • *þ > /d̥/ (th, d): as. thorn, ahd. thorn dorn, alem. Dorn / as. brôðar, ahd. bruoder, alem. Brüeder.
  • *þþ > /tt/: ahd. smitta, alem. Schmitti
  • *g > /g̊/ (g, c, k): as. geƀan, ahd. ceban, alem. gee / as. ahd. stîgan, mhd. stîgen, alem. schtiige.
  • *gg > /kk/ (cc, ck, kk): as. hruggi, ahd. rucki, mhd. rügge rücke, alem. Rugge.

Büecher[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Hans Krahe: Germanische Sprachwissenschaft; Sammlung Göschen 238.
  • Stefan Sonderegger: Althochdeutsche Sprache und Literatur; Sammlung Göschen 8005; Berlin (1974); ISBN 3-11004559-1
  • Wilhelm Braune: Althochdeutsche Grammatik; Tübingen 1987 (14. Auflage); ISBN 3-484-10231-4