Ur- und Friegschicht

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D Ur- und Friehgschicht, au Vorgschicht oder Prähistorische Archäologii, erforscht die Abschnitt vu de Mänschheitsgschicht, wo kone oder bloos wänig schriftliche Zeignis hinterlo hond. Si isch do demit en Beriich vu de archäologische und de Gschichtswisseschafte und im wiitere hauptsächlich e Geisteswisseschaft, wobi d Erforschung vu de elteste Steiziit stark naturwisseschaftlich orientiert isch.

Abgränzung[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Lueg au: Urgschicht

De Begriff "Ur- und Friehgschicht" beinhaltet eigentli zwä Richtunge:

  • D Urgschicht bschäftiget sich mit Ziite und Kulture, wo me gar kone schriftliche Iberlieferunge dervo hot, so das de Wisseschaftler elloi us de materielle Iberrest und irem jewiilige Zsammehang versueche moss d Kultur rekonstruiere.
  • D Friehgschicht erforscht d Ziite, wo zwar scho erste Schriftquelle e wäng meh Lieht uf d Gschicht werfed, dees aber no noit langet, zum bloos us dene gnueg iber s Lebe zu dere Ziit erfahre. Des leit maistens do draa, das me bloos no wänig, kurze und uuvollständige Schriftrest hot, oder das bloos benochberte Kulture e Schrift ghet hond und so bloos vu usse iber friehgschichtliche Velker wo-n-e ne selber meh oder wäniger fremd waared, gschribe hond. Die Bericht sind deshalb vilmool voll vu Klischees und Missverständnis.

D Urgschicht kaa me mit em Uftauche vu de erste Mänsche scho aafange lo, spätestens aber mit de Erfindung vu de erste Werkziig vor uunggfähr 2,5 Mio. Johr. (D Wisseschaft vu uusgstorbene Tier, d Dinosaurier z. B., gheert do it dezue, au wä me dees mängsmool lisst. Des isch no d Paläontologie.)
S End vu de Urgschicht und de Ibergang zu de Friehgschicht isch schwieriger zum Festlege, wil sich d Schrift i verschidene Weltgegende zu unterschidliche Ziite verbreitet hot. So endet d Urgschicht z Ägipte scho um 3000 v. Chr., z Nordeiropa aber erst im 11. und 12. Johrhundert n. Chr. Im afrikanische Kongobecke isch di erste Schriftquelle sogar erst vu 1878, nämlich de Reisebericht vum Henry Morton Stanley iber sii Expedition dur Zentralafrika.
Im südliche Mitteleiropa meest me noch de Definition eigentlich s End vu de Urgschicht um 600 v. Chr. aasetze, wo griechische Historiker s erst Mool iber Kelte a de Quelle vu de Donau schriibed. Praktisch nimmt me aber im ditschsprochige Ruum meistens erst de greeßere Bericht vum Cäsar iber de gallisch Krieg als Aafang vu de Friehgschicht. Wil fir d Reemerziit scho de Begriff "Provinzialreemische Archäologii" doo isch, wird d Friehgschicht ou mängsmool uf d Ziit noch de Reemer, also d Velkerwanderungsziit und s Friehmittelalter, reduziert, so das sich e Abfolge Urgschicht - Reemerziit - Friehgschicht ergiit. D Friehgschicht umfasst im alemannische Ruum also grad d Archäologie vu de Alamanne und goht do bis is friihe Mittelalter, bis zum Aafang vum 8. Johrhundert. Ab do wered d Toote ohne Grabbiigabe bi de Kirche im Oort beärdigt und sind do demit fir d archäologisch Forschung nimme i dem Maaß uuswertbar. Die jingere Ziite wered no vu de Mittelalterarchäologii erforscht.
D Ur- und Friehgschichtsforschung isch also bloos ziitlich bschränkt, kaa aber im Prinzip uf de ganze Welt gmacht were.

Gegeständ vu de Forschung[ändere | Quälltäxt bearbeite]

D Hauptquelle fir d Ur- und Friehgschichtsforschung sind materielle Hinterlasseschafte: Wichtig isch aber vor allem de Zsammehang wo me die Sache dri findet. Des känned Gräber si oder Siidlungsrest wie verfillte Lecher vu Huuspfoste oder Vorroots- und Abfallgruebe. Erst us em Zsammehang vu verschidene Fundsticker kaa de Ur-und Friehgschichtler de Zweck und s Aalter vu de Fund und de Bodestrukture erkänne. Fundstelle kaa z Mitteleiropa normalerwiis it oberirdisch sehne, wil detmools kaum mit Stoener, sondern mit Holz baue wore-n-isch. Di wichtigste archäologische Quellegruppe sind noochfolgend ufglistet:

Bodedänkmäler[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Siidlunge
  • Gräber
  • Grabhügel (mängsmool no oberirdisch sichtbar)
  • Verteidigungsaalaage (meistens uf eme Berg oder Bihl)

Fund[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Scherbe
  • Werkziig us Knoche, Holz, Metall
  • Schmuck
  • Tierknoche
  • Pflanzereste

Arbetswiis[ändere | Quälltäxt bearbeite]

D Ur- und Friehgschicht wendet hauptsächlich geisteswisseschaftliche Methode aa. De Wisseschaftler vergliicht sini Fund mit dene us andere Ziite oder vu hit und iberlegt, fir waa me des bruucht hot. Me hot sit em 19. Johrhundert elloi durch Kombination vu zsamme gfundene Sache us verschidene Fundstelle rusgfunde, wi aalt bestimmte typische Gegeständ sind. Veränderung i de geografische Verbreitung vu bestimmte typische Sache mond z. B. interpretiert were, ob se durch Handel oder Velkerwanderunge verursacht sind. Vor allem bi de eltere Urgschicht kummed hit aber immer meh naturwisseschaftliche Methode zum Iisatz, vor allem zum genauere Datiere vu bestimmte Fund. Au Computer wered immer meh iigsetzt, zum sini Date statistisch uuswerte.

Institutione[ändere | Quälltäxt bearbeite]

D Erforschung vu de Ur- und Friehgschicht wird vor allem vu de Universitäte, Musee, Denkmoolpflegebehörde und interessierte Laie betribe. D Denkmoolpflege isch z Ditschland d Ufgab vu de Länder, i de Schwiiz vu de Kantoon und z Eesterriich vum Bund.

Uusbildung[ändere | Quälltäxt bearbeite]

D Uusbildung zum Ur- und Friehgschichtler isch i de Regel e wisseschaftlichs Studium wo allerdings bloos a Universitäte mit eme entsprächende Fachberiich meglich isch. S giit aber au en Uus- oder Furtbildungsberuef als Grabungstechniker wo a verschidene Universitäte oder bi de Denkmoolpflegeämter aabotte wird.

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Manfred K. H. Eggert, Prähistorische Archäologie. Konzepte und Methoden. UTB für Wissenschaft 2092 (Tübingen u. a. 2001), ISBN 3-8252-2092-3.
  • Colin Renfrew / Paul Bahn, Archaeology - Theories, Methods and Practice (London 1991, 2. Aufl. 1996).
  • Hans Jürgen Eggers, Einführung in die Vorgeschichte (München 1959, 2. Aufl. 1974, Nachdruck 1986), ISBN 3-492-00393-1.
  • Barry Cunliffe (Hrsg.), Illustrierte Vor- und Frühgeschichte Europas (Frankfurt/New York 1996)=, ISBN 3-88059-979-3.
  • Uta von Freeden / Siegmar von Schnurbein (Hrsg.), Spuren der Jahrtausende. Archäologie und Geschichte in Deutschland (Stuttgart 2002), ISBN 3-8062-1337-2.
  • Wilfried Menghin / Dieter Planck (Hrsg.), Menschen, Zeiten, Räume. Archäologie in Deutschland (Stuttgart 2002), ISBN 3-88609-467-7.
  • Rosanne Janke, Paläolithikum und Mesolithikum. Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter 1 (Basel 1993) ISBN 3-908006-50-3.
  • Werner E. Stöckli, Neolithikum. Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter 2 (Basel 1995) ISBN 3-908006-51-1.
  • Stefan Hochuli, Bronzezeit = Age du Bronze. Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter 3 (Basel 1998) ISBN 3-908006-52-X.
  • Felix Müller, Eisenzeit = Age du Fer. Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter 4 (Basel 1999) ISBN 3-908006-53-8.

Links[ändere | Quälltäxt bearbeite]