Raymond Matzen

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Dr Raymond Matzen (März 2014)

Dr Raymond Matzen (* 21. Febber 1922 z Stroßburg; † 8. Aügscht 2014 z Stroßburi[1]) isch e franzesische Dichter, Brofässer an dr Universität Stroßburg un e Ferderer vum elsässische Dialäkt gsii.

Si Läbe[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Matzen isch am 21. Febber 1922 z Stroßburg im Elsiss uf d Wält kumme. Sini Vorfahre sin uf dr Muetersitte Büüre un uf dr Vattersitte Handwärker gsii, üs dr Derfer im Riäd un am Rhiin nerdlig vu Stroßburg. Si Vatter het as Isebahninspäkter gschafft. 1931 het dr glei Raymond si erscht Gedicht gschriibe – uf franzesisch, in dr Sproch, wun er in dr Schuel läse un schriibe glehrt het.

Dr het z Stroßburg, z Friiburg i. B. un z Baris Germanischtik, Linguischtik un Dialäktologii gstüdiärt. 1957 het er dr Magischter gmacht; 1960 isch er Agrégé de l’Université wore. Dr het lang s Dialäktologisch Inschtitüt an dr Stroßburger Uni gleitet. Im Alter stoht er alliwiil no im Diänscht vu dr elsässische Sprochpfläg un wird nit miäd drbii.

Näbe dr Wisseschaft, dr Dradtionspfläg un dr Dichtung het dr Matzen aü Sport driibe un hets as Lichtathlet un Kicker zu iberdurchschnittlige Leischtunge brocht.

Am 8. Aügscht 2014 isch dr Matzen z Stroßburi gstorbe.

Dr alemannisch Dichter un dr bewusst Alemann[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Matzen het hunderti vu Gedichter gschriibe – uf ditsch, franzesisch, diä allermeischte aber in sinem Stroßburger Dialäkt – eme fränkisch beiiflusste Alemannisch. Ass er ‚Strossburjer Ditsch’ schribt, diäg do dra liige, ass diä Sproch, wu mer an dr Mueterbruscht un bim Spiile in dr Gasse glehrt het, eim am lichteschte un am sicherschte vum Härz här iber d Zunge diäg fliäße – so het er esälber gsait. S goht em aber aü drum, z bewiise, ass e Dialäkt ke minderwärtig Instrümänt isch, ke „verwahrlosti Laiere mit verzogene Saite“, wiä mänkmol diäg behaüptet wäre, nai, in dr Hand vum e Kinschtler diäg dr Dialäkt zun ere zaüberhafte Harfe wäre; im Dialäkt kenn mer alles sage, wämmere no ka, sait dr Matzen (lueg bim Georges Zink).

S goht im Matzen nit numme drum, d eige Seel rede z lo – dr sait „dichte isch bichte“ – dr het aü e großartigi Reihe rüsgää, wu verschiidini alemannischi Dichter üs allene Deil vu dr Alemannia jede mit eme eigene Band vorgstellt wäre.

S Bekänntnis zum Alemannetum isch im Elsiss ke Sälbverschtändligkeit; noch dr nationalsozialischtische Bsetzung vu Frankrich un vum Elsass ischs as guete Ton empfunde wore, sich vu allem z dischtanziäre, was mit em Ditsche ebis z due het. Dr Adrien Finck het des adittet, wun er am 14. Jünni 1980 sinem Brofessore-Kolleg Matzen dr René-Schickele-Priis iberreicht het: „Ma isch jo hit leider noch bi uns Verdachtigunga üsg’setzt, wenn ma sina eigena Sproch verteidigt. (...) Dü hàsch ke Komplexa, dü hàsch ke Angscht (...)“

S isch wohr, dr Matzen fercht sich nit emol nit, noch 1978 e Bsprächung vu dr Ibersetzunge üs em Franzesische dur dr verfehmt Hermann Burte z schriibe, mit em Schluss, ass dä do Großartigs un Einzigartigs gschaffe heb. Dr isch aü dr Frejndschaft zwischen em Burte un em Nathan Katz nogange un het driiber gschriibe.

Unter em Titel Mir Alemanne schribt dr elsässisch Alemann:

Mir zahmi Alemanne
Nitt wisse als wo anne:
Mir stimme fremdi Lieder an,
Mir bätte fremdi Fähne an,
Mir lide als am Fremdewahn.

(...)

Mir armi Alemanne
Nit wisse als wo anne:
Han awwer s Gold vun unsrem Rhin,
Han unser Brot, au unsre Win
Un unsri Sproch noch owwedrin!

Im Gedicht Mir getrennti Alemanne fangt dr Stroßburger Brofässer im Oschte a un sait:

D’ Vorarlberjer Alemanne
Kumme mit de Wiener üs ...
Kämte ohni diä au anne!!!

Ass si ohni d Genfer, d Bonner, d Pariser üskämte, meint dr Dichter aü vu dr „Kantönli-Alemanne“, vu dr „ditsche Schwowe-Alemanne“ un vu dr „franzöesche Alemanne“, dr schliäßt:

Mir getrennti Alemanne´´
Kumme halt mit alle üs ...
Kämte mitnand’ besser anne!!!

Zu dr andere dichterische Theme vum Matzen ghere d Johrszitte, d Liäbi, s Elsiss, d Muetersproch, dr Herrgott un – nit bi jedem Dichter z finde – Fuessball, Bolitik un Ekologii.

Im Matzen sini Gedichter hän e glassische Ufboi: e ibersichtligi, harmonischi Struktur, e strängi inneri Gliiderung, e Rhythmus, wu stäng iighalte wird. Freiji Rhytme lähnt er schiints ab.

In sinem „Dichte isch bichte“ findet sich e Ufsätzli „Mundart und Rechtschreibung“. Do verdrittet dr Germanischt un Dialäktolog, ass bin ere lütdreije Schriibung esach wenniger ibersichlig un schwärer zum läse wird. Wämmer sich drgege an s Schriftbild vu dr Standardsproch alähnt, diäg „das Festgehaltene ansprechender, verständlicher und durch die angestrebte Schematisierung für weitere Leserkreise zugänglich“ wäre.

Sini Publikatione[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Matzen het si Wirke, si Vortragstätigkeit nit uf s Elsiss bschränkt, dr isch im ganze alemannische Raüm ufdrätte oder het publziärt.

Unter dr arg zahlriche Publikatione vum Matzen sticht rüs dr Elsässich Sprochatlas, wu ner 1969 mit em Dialäktologyprofässer Ernest Beyer zämme rüsgä het.

Anne 2003 het er zämme mit em Léon Daul „Wie geht’s? Le dialekte à la portée de tous – Vocabulaire, lexique et grammaire de l’alsacien“ rüsgä – des isch e Buech mit Grammatik, Wortschatz un – no Theme gordnet – alldägligi Konversation im Stroßburger Dialäkt.

Dr het aü e gsamtalemannischi Reihe „Neue alemannische Mundartdichtung“ rüsgä (Morstadt Verlag, Kehl), unter dr Dichter sin (Bade:) dr Gerhard Jung, dr Karl Kurrus, (Elsiss:) är sälber, dr Adrien Finck, dr Nathan Katz, (Schwiz:) dr Georg Thürer, dr Julian Dillier, dr Kurt Marti, (Voradelbärg:) dr Herbert Häusle, d Inge Dapunt un anderi – fir jede Autor e eigene Band.

Zämme mit em Bfarrer Daniel Steiner het dr Raymond Matzen d viär Evangeliä üs em griächische Ürtäxt in dr Stroßburger Dialäkt ibersetzt. Des Buech heißt "D'Güet Noochricht" un isch im Dezämber 2007 uf dr Märkt kumme. Noch ere Mäldig vu "Les Dernières Nouvelles d 'Alsace" vum 29. 1. 2007 sin Text do drüs scho in evangelische un katholische Gottesdiänscht verwändet wore.

Im Matzen si Software-Brojäkt: MS Office uf Elsässisch[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Microsoft-Konzern macht e Pilotbrojäkt, wu MS Office in verschiidini bedrohti Regionalsproche ibertrage soll wäre – do gohts um ca. 50.000 Werter. Iber des Brojäkt, wu dr Raymond Matzen fiährt un wu witteri Germanischte un Anglischte dra deilnämme, schribt d Carola Horstmann in dr Badische Zittig uf alemannisch (!):

Aagfange häts dodemit, sait de Professer Matzen, dass im Elsass e älteri Frau, eini vo däne rüschtige Rentner mit PC, gmeint hät, dass des Englischi in de Softwär s für älteri Lüt schwer machi, sich amme Compjuter iizschaffe. Saits ihrem Sohn, wo in de Zentrale vo Microsoft z Paris hockt, dä griifts uf, gits witter, un scho hämmer de Aafang vonere guete Idee.

Witter schribt d Horstmann Carola zu dr Vorüssetzunge vum Brojäkt:

In Frankrich sin d Dialekt bis ufs Elsässischi - 60% schwätze im Elsass no Dialekt - praktisch usgschtorbe, un bi de Junge macht sich, wie bi uns au, natürlig d Globalisierig in de Sproch bemerkbar: si verliere de Dialekt. Des wird die neu Softwär vo Microsoft nit ufhalte könne. Aber dass mer s Elsässischi mit dem neue Programm abrüefe ka, di ganze Kommandos am Bildschirm im Dialekt erschiine - praktisch en Informatik-Wortschatz uf elsässisch - isch doch ei Schritt un de Verdienscht vom Professer Matzen unere Gruppe vo Sprochforscher, wo bis hüt 2500 Grundbegriff für Microsoft ins Elsässischi übersetzt hän.

Was fir Schwiirigkeite hän dr Matzen un sini Mitarbeiter do miäße iberwinde? D Horschtmänni schribt:

Des Vertrackti an dere Sach isch, dass mer hät Wörter finde müeße, wo s vorher no nit gäh hät -„Neologismen" heißt des korrekt. Was isch en „Browser", e „Tastatur"? „Webschnuffler", meint do de Professer Matzen, un „Täschtbrett" (...).“

Fir dr Raymond Mazen bringt des Brojäkt e diäfi Befriidigung, wird üs em Bricht dittlig:

Professer Matzen hät sini Freud dra, dass s Elsässischi iizoge isch in d Computersproch, er hät überhaupt e großi Freud, dass de Dialekt wider so im Gschpröch isch. Jetz, sait er, jetz, wo s düttlich wird, dass e Sproch verlore goht, wänn si alli feschthebe. Er hofft, dassem no gnueg Zitt bliibt für alles, was er sich vorgnoh hät.

Wärk[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Dichte isch bichte. Gedichte in Straßburger Mundart. Morstadt Verlag, Kehl; Strasbourg; Basel 1982
  • Neue alemannische Mundartdichtung Morstadt Verlag, Kehl; Strasbourg; Basel 1983
  • Hebb din Ländel fescht am Bändel!. Schauenburg, Lahr/Schwarzwald 1991
  • Raymond Matzen / Daniel Steiner (Hrsg.): Wie geht’s? Le dialekte à la portée de tous – Vocabulaire, lexique et grammaire de l’alsacien. Strasbourg: Nuée Bleue, 2000 1993
  • O scheeni Wihnàchtszit!. Schauenburg, Lahr/Schwarzwald 1994
  • Feschtdäj. Schauenburg, Lahr/Schwarzwald 1995
  • Feriedäj. Schauenburg, Lahr/Schwarzwald 1997
  • Liebespein ... Mondenschein .... Lyrische Gedichte (Spätlese). Schauenburg, Lahr/Schwarzwald 1997
  • ETS - TAS, 1898 - 1998. Hundert Johr Elsässischs Theater Strossburi Ed. Oberlin, Strasbourg 1998
  • Der Markgräfler Hermann Burte und der Sundgauer Nathan Katz. In: Das Markgräfler-Land, Band 2/1999, rüsgä vum Geschichtsverein Markgräflerland e. V., Schopfheim 1999
  • Dictionnaire trilingue de gros mots alsaciens. Verger, Dijon-Quetigny 2000
  • Raymond Matzen / Daniel Steiner: D'Güet Noochricht. Les Quatre Évangiles en Dialecte Alsacien. Éditions du Signe, 2007
  • s’Neje Teschtàment, Le Nouveau Testament en dialecte alsacien. Mit em Daniel Steiner. Éditions du Signe, 2013

Literatür[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Adrien Finck: MATZEN Raymond Eugène Joseph. In: Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne. Band 26. Fédération des sociétés d’histoire et d’archéologie d’Alsace, 1995, S. 2568 (französisch, alsace-histoire.org).
  • Georges Zink: Raymond Matzen – Lehrer, Forscher und Dichter. In: Raymond Matzen: Dichte isch bichte. Gedichte in Straßburger Mundart. Kehl; Strasbourg; Basel 1982
  • Carola Horstmann: Der Browser wird zum „Webschnuffler“, in: Badischi Zittig, 10.11.2006

Weblink[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Nochruef vum Harald Noth (Bàdische Zitung, 08.09.2014)

Referenz[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. Raymond Matzen, « pionnier emblématique », ìn dr Zittung L'ALSACE vum 12/08/2014 (fr)