Orphismus

Us der alemannische Wikipedia, der freie Dialäkt-Enzyklopedy
Robert Delaunay, Gliichzitigi Fänster uf d Stadt, 1912, Kunsthalle Hamburg.

Dr Begriff Orphismus bzw. Orphische Kubismus (abgleitet vom mythische Sänger und Lyra/Leier-Spiiler Orpheus, frz. orphique = gheimnisvoll) bezeichnet e Kunstrichdig, wo us em Kubismus entstanden isch, wo sich dur farbigi Kreisforme uszeichnet. D Orphiste hai sich drbii uf d Grundlag vo dr Farbtheorii vom Chemiker Michel Eugène Chevreul, wien er sä in siim Buech «Gesetz der Simultankontraste bei den Farben» vo 1839 beschriibe het, gstützt.

D Bezeichnig Orphismus isch im Johr 1912 für d Bilder vom Robert Delaunay vom Schriftsteller Guillaume Apollinaire brägt worde. Dä het im gliiche Johr en Iifüehrig zur Delaunay-Usstellig in dr Galerii «Der Sturm» vom Herwarth Walden gee. Dr Apollinaire het im Orphismus en Überwindig vom Kubismus gseh und het d Moolerei vom Delaunay, vom František Kupka und andere junge Mooler vom spoote dütsche Expressionismus as «poetischi und musikalischi» Sprooch briise.[1] S Zil vom Orphismus isch s gsi, dr reine Muusig e reini Moolerei gegenüberzstelle, wo vom Gegeständlige anglöst gsi isch und e rhythmischi Farbharmonii hätt sölle zeige. D Gstaltigsmiddel si die dynamische Chreft vo dr Farb gsi, d Farb und ihri rüümligi Wirkig isch also ä wäsentligs Kompositionselimänt. S Liecht duet d Farb nid nume uusebringe, sondern isch sälber Farb.

Dr Robert Delaunay het siim Stil, won er 1912 entwicklet het, «Cubisme écartelé» (zerteilte Kubismus) gsait[2]. Er isch dr wichdigst Verdräter vo dere Kunstbewegig gsi. Dr Delaunay het in dr Farb siis eigetlige Bildmaterial gseh, wo die reini Moolerei drus sött entstoh und het das in umfangriiche kunsthistorische Schrifte erklärt. Die reini Moolerei cha uf Gegeständligkeit verzichde und vollkomme abstrakt si.[3] Dr Chevreul het si Theorii as en Aaleitig für Künstler verstande, und dr Delaunay, wo das Buech währed siim Militärdienst as Regimäntsbibliothekar z Laon gläse het, het us em Chevreul siiner Theorii si künstlerischs Konzept entwigglet, wo für ihn Usdruck von ere Wältaaschauig gsi isch und für ihn verbindlig gsi isch. D Idee vo dr reine Farbmoolerei isch für ihn die notwändigi Vorstellig vom ene Universum gsi, und dr Vorstellig vo dr Wirklichkeit, wo drmit verbunde gsi isch, wo mä nume dur die optischi Wohrnähmig aagmässe cha erkenne und wo sich as simultani Bewegig vo de Farbe im Liecht zeigt.“[3]

D Moolerei hätt eso as Middel vo dr Erkenntnis neu sötte begründet und dr Rang vom Mooler neu bewärtet wärde, denn nume dr Mooler siig in dr Lag, die Wirkligkeit nit nume z gseh, sondern au z vermiddle. Dr Delaunay het zu siine Fänsterbilder gsait, ass hinder jedem vo dene Fänster ä neui Wirkligkeit wurd lige, wo s ABC vo de Usdrucksmögligkeite siig, wo die physikalische Elimänt vo de Farbe bruuche und wo die neue Forme drus chönne gstaltet wärde.[3] «In dieser Malerei trifft man noch auf Andeutungen, die an die Natur erinnern, aber in einem allgemeinen Sinn, nicht in einem analytischen und beschreibenden wie in der vorhergehenden kubistischen Epoche.»[4]

Vor allem d Sonia Delaunay-Terk und dr Amerikaner Patrick Henry Bruce, ä Schüeler vom Henri Matisse, hai sich in ihre Aarbede vom Orphismus lo beiiflusse. Usserdäm sölle Wärk vom Marc Chagall, vom Raymond Duchamp-Villon und vo de Mitgliider vom «Blaue Reiter» und vo dr Section d’Or vom Orphismus inspiriert worde si.[2]

Litratur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Claudia List-Freytag (Hrsg.): Keysers Grosses Stil-Lexion Europa. 760 bis 1980. Keysersche Verlagsbuchhandlung, München 1982, ISBN 3-87405-150-1

Weblingg[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Fuessnote[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. Karin Thomas: DuMont’s kleines Sachwörterbuch zur Kunst des 20. Lahrhunderts. Von Anti-Kunst bis Zero. DuMont Buchverlag, Köln 1977, S. 179
  2. 2,0 2,1 Orphismus
  3. 3,0 3,1 3,2 Claudia List-Freytag (Hrsg.): Keysers Grosses Stil-Lexion Europa. 760 bis 1980. Keysersche Verlagsbuchhandlung, München 1982, S. 459
  4. Robert Delaunay, zitiert noch: Claudia List-Freytag (Hrsg.), München 1982, S. 459