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Kulturzäntrum Brämgarte

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Dialäkt: Aargauerdütsch
Ehemaligi Chleiderfabrik Meyer & Co.

S Kulturzäntrum Brämgarte (KuZeB) isch es Autonoms Zäntrum und Veraastaltigsort, wo 1992 usere Huusbsetzig entstande isch. Es liit a de Zürcherstrass 2 in Brämgarte und zellt als symbolträchtige Ort vo de Autonome-Szene im Kanton Aargou und als Träffpunkt vo überregionale soziale, kulturelle und politische Aktivitäte vo de Links-Alternative. Regelmässig finde Veraastaltige vo allerlei Arte statt, wie Konzärt, Läsige, Diskussionsrundine, Informations- und Beratigsabige.

Es sind Giböid vo de ehmalige Chleiderfabrik Meyer & Co., wo 1893 gründet worde isch. Ds Ensemble bestaht usem 1838 baute Wohnhuus und de beide Fabrikgebäude.

Gschicht vo de Chleiderfabrik

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S ehemalige Wohnhuus im Jahr 2007

Ds Biidermäier-Huus am Obertorplatz in Brämgarte isch 1838 vom Baumeischter Fidel Leimbacher uf eigeni Rechnig baut worde. Während em 19. Jahrhundert isches vo verschidne illustre Persönlichkeite bewohnt worde, bis es denn a Brüeder Max und Simon Meyer gange isch, wo ca. 1893 im hindere Aabau d «Gebrüder Meyer, Herren- & Berufskleiderfabrik Bremgarten» gründet hend. Die Giböide sind im Lauf vo de Jahr immer wider erwiteret und umgschtaltet worde und hend si so zum ne Ensemble gmacht, wo einersits es typischs Bispil für e chlineri Fabrik isch, aber au es wichtigs Bispil vom Nöie Baue darstellt. De Chernbau, e zweistöckige Biidermäierbau, isch dür sis Attika charakteristisch, während d Erwiterige im hindere Aabau us de Jahr 1880, 1911/1912 und 1928/1929 sind.[1][2]

Die beide Fabrikgiböid Meyer & Co. in Brämgarte sind 1928/1929 nach de Plän vom Zürcher Architekt Johann Emil Ganz baut worde. Sie sind wichtigi und früechi Züüge vo de architektonische Modärni im Kanton Aargou. De kubischi Betonskelettbau mit straffe Fassaderaster, grossflächige Verglasige und Flachdach isch a de Forderige vom Nöie Baue orientiert gsi und het grössteteils d Ursprungsbausubstanz mit de querrächteckig gsprosste Fänschter bhalte. De Fabrikbau het die gsamti Fabrikation ufgno, au Zueschiderei und s Näiatelier. Im Giböide hets zwei durchgehendi, 12 × 19,6 Meter grossi und guet belüchteti Arbetssääl, die fürd Fabrikation grundlegend wichtig gsi sind. Es isch es Biispil für di vormoderni Fabrikarchitektur und es bezügt die riichi Fabrikationsgschicht vo de Chleiderfabrik.[3]

Hüt zeigt sich de Giböidkomplex imene eher uneinheitliche Erhaltigszuestand. Er stoht im Inventar vo de schützenswertä Ortsbilder vo de Schwiiz (ISOS) vo nationaler Bedüütig und dokumentiert es Stück Kulturgschicht vo Brämgarte.[3]

Gschicht vom Kulturzäntrum

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Konzärtcheller mit Spruch ca. 2004

Im Juni 1990 händ es paar jungi Lüüt de bis denn 16 Jahr lang verwaisti Giböidekomplex bsetzt. Es isch en ehemaligi Chleiderfabrik gsi, vo dere de Wohnteil vorher jahrelang vom ne Spanierclub und eim private Mieter brucht worde isch. D Bsetzer hend die Giböid ine autonome Ruum verwandlet, wo si im Cheller en Halfpipe für Skater und zwei Bandrüüm iigrichtet händ. De Max Meyer, eine vo de zwei Eigetümer, isch vo de Behörde uf die Umnutzig vo de alte Chleiderfabrik informiert worde, hät aber nüt undernoh, so dass Behörde au nüt hend chöne mache. S Projekt vo de Fabrik isch so bis aafang 1991 ohni grossi Problem wiitergloffe.

Im Früelig 1991 sind Bsetzer id Offensive gange und hend zum erschte mal de «Verein Kultur Zentrum Bremgarten KuZeB» gründet. Si hend sich vorgno, mit de Eigetümer en Mietvertrag uuszhandle. Aber die Verhandlige mit de Brüeder Meyer und de verschidene Behörde sind nöd erfolgrich gsii. Im April 1991 het d Stadt mitere polizeiliche Rümig droht.

Ide Mönet nacher sind trotz städtische Verbot regelmässig guet bsuechti Fiire ide alte Chleiderfabrik gmacht worde, wo de Enthusiasmus fürs Projekt wider verstärkt hend. Zure Eskalation isch es cho, als am 7. Dezember 1991 die Rechtsradikal Mutschellenfront (RMF) id Chleiderfabrik iidrunge isch und für ihri Zwäck missbrucht händ.[4] Weg dem Vorfall hend Brüeder Meyer vode Stadt d Ufforderig becho, d Ligeschaft bis zum 15. Februar 1992 zuezmuure. Gliichzitig het d AEW Energie droht, die vom Stromnetz z trenne.

Gründig vom «Verein KulturZentrum Bremgarten»

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Um em Druck standzhalte, händ d Aktiviste de Verein «KuZeB» so wie es ihn hüt no git neu gründet. Es Nutzigskonzept isch gmacht worde und de Eigetümer und de Behörde übergä worde. Gliichzitig het d Stadt en Offerte fürd Zuemuurig vode Giböide in Uftrag gä. D Aktiviste händ e Iisprach iigreicht, was zuere mündliche Zuesag vo de Eigetümer gfüert hät. Das isch vo de Bevölkerig positiv uufgno worde und de Stadtrat hät gseit, dass er eigentlich nie öppis gäge e Mietvertrag gha hätti.[5]

De 18. März 1992 gilt so als Gründigsdatum vom hütige Kulturzäntrum Brämgarte.[6]

Hütigi Werkstatt und ehemaligi Fabrikhalle vo 1928/1929 - guet sichtbar die grossflächige Verglasige

E positivi Resonanz uf de Pfingstmäärt, uf dem vom KuZeB Informationsständ und es Punkkonzärt uf em Fabrikdach organisiert worde sind, hät vil Inträsse gweckt. Im August 1992 sind neui Möglichkeite entstande, wo de Spanierclub uuszoge isch. Am 27. August 1992 het de Verein de Mietvertrag underschribe, allerdings isch er nie gägezeichnet worde. Trotzdem si d Erbe vom ehemalige Textilfabrikant Meyer bis hüt zfride, dass si e chlini Mieti fürd Parkplätz und e Teil vom Giböide bechömed. Dr Rest isch bis heut öbbe bliibe. Nach dere lange Verhandligsphase het s erarbeitete Nutzigskonzept Schritt für Schritt umgsetzt werde chönne.[7]

Hüt ischs KuZeB s ältischte Autonome Kulturzäntrum vo de Schwiz, wo ganz ohni öffentlichi Subventione uschunt.

Am 7. Juni 2002 het d'Kantonspolizei Aargou im Kulturzäntrum Brämgarte e Huusdursuechig gmacht. Debi isch e Transparent, wo am Huus feschtgmacht isch gsi, beschlagnahmt worde. S het e durchgschtricheds Hakechrüz im ne Verbotszeichä zeigt. Grund isch e Strafazeig gsi, wege widerhandlig gäge d Rassimus-Strafnorm. S Kulturzäntrum Brämgarte het d Aktion im ne Communiqué als grotesk und als politischi Satire beschribe.[8]

S KuZeB isch vermehrt unter Druck vo de Behörde cho. Zum de Freiruum z kontrolliere het de Kanton e Verfüegig gmacht, wo het wölle, dass s Autonome Zäntrum unters Gastgwärbegsetz söll gstellt wärde. Di finanzielle, rechtliche und organisatorische Konsequänze hätte s Ändi vom nöd-kommerzielle Projekt bedütet. S kantonale Departemänt für Inneres het festgstellt, dass es bis denn kei verglichbari Fall het gä, und drum mues Präjudiz gschaffe wärde. De Regierigsrat het aber entschide, dass s KuZeB nöt mit kommerzielle Betrieb glichgstellt wärde cha und drum nöd unters Gastgwärbegsetz fallt.[9]

Am 29. Mai 2018 het es Kommando vode Polizei im Rahme vomene Rechtshilfegsuech us Dütschland e Huusdursuechig gmacht. De jung Aargauer, wo wege schwerem Landfriedebruch und Brandstiftig im Zämehang mit de G20-Krawall z Hamburg verdächtigt wird, isch zu dem Zitpunkt gar nöd in Bremgarte gsi, sondern isch denn im Ruum Winterthur feschtgno worde. Trotzdem het Polizei sini Wohnig und s Kulturzäntrum dursuecht und verschideni Dateträger beschlagnahmt.[10]

De SVP-Hardliner Andreas Glarner wott s KuZeB loswerde. De hütig Eigetümer, Max Meyer, hät scho Intressänte gha, gset aber kei Grund zums verchaufe. Brämgarte isch 2013 id Schlagziile cho, wil Asylsuechende de Zuegang zu öffentliche Iirichtige verweigert worde isch.[11] De Glarner het denn droht, das Giböid zchaufe, zum verhindere, dass Asylsuechendi is KuZeB chönd, und het sini Kritik am Kulturzäntrum verschärft, nachem Unbekannti s Tagigslokal vor SVP-Generalversammlig versprayt gha händ.[12]

Hütigs Aagebot

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KuZeB Konzärtbar

S kulturelle Aagebot vom KuZeB langet vo Konzärt vor Alternativ- und Subkultur internationale Formats bis zu Läsige, Filmvorfüerige und politische Vorträg. Zwei Bühni mit Bars, es Kino, en Hackerspace, en Gratisladen, e Läsothek, Ateliers zum Näie, Drucken und Malen, e Holz- und Metallwärkstatt, e Mehrzwäckhalle mit Skaterrampe und Fitnessbereich, e Proberuum für Bands, aber au en grosse Garte und verschidensti Lagerrüüm sind hüt alli Teil vom Autonome Zäntrum, wo me sich uustobe oder verschideni Aktivitäte mache cha.[13]

S KuZeB will anderi und nöii Gsellschafts- und Läbensforme erprobe, wo alli Beteiligte di giiche Rächt un Pflichte, aber au die gliichi Verantwortig hend. D Grundpfiiler sind Menschlichkeit, Solidarität, Meinigsfreiheit, Vertraue, Integration, Vilfalt un Offeheit. Die Forme sötte konkreti Alternative ufzeige und Signalwirkig nach dusse ha. Für das bietet de Verein es Experimentierfeld für junge Mensche mit kreative Idee.[14]

  • KulturZentrum Bremgarten, Kleiderfabrik Bremgarten: [20 Jahre KuZeB], Bremgarten, 2012. NB 001768822
 Commons: Kulturzentrum Bremgarten – Sammlig vo Multimediadateie
  1. INV-BRG917 Zürcherstrasse 2, 1838 (Dossier (Bauinventar)). Abgruefen am 8. Februar 2023.
  2. CHE-110.434.033 Handelsregister. Abgruefen am 20. Februar 2023.
  3. 3,0 3,1 INV-BRG918 Kleiderfabrik Meyer, 1928-1929 (Dossier (Bauinventar)). Abgruefen am 8. Februar 2023.
  4. "Wehret den Anfängen": Faschismus im Aargau. Abgruefen am 20. Februar 2023.
  5. Kulturzentrum Bremgarten KuZeB in der Anfangszeit 1991/92. Abgruefen am 7. Februar 2023.
  6. KuZeB: Statuten. Abgruefen am 20. Februar 2023.
  7. Besetztes Haus in Bremgarten: Ein Haus mit 80 Schlüsseln. Abgruefen am 28. Februar 2023.
  8. Meldungen zu Rechtsextremismus und Rassismus in der Schweiz. Abgruefen am 22. Mai 2023.
  9. Zwanzig Jahre Kulturzentrum Bremgarten: Ein autonomer Spielplatz mitten im Städtchen. Abgruefen am 8. Februar 2023.
  10. G20-Razzia in Bremgarten: Die beschlagnahmten Datenträger des jungen Aargauers dürfen untersucht werden. Abgruefen am 7. Februar 2023.
  11. Schweiz sperrt Flüchtlinge in Bremgarten aus Badeanstalten aus. Abgruefen am 9. Februar 2023.
  12. SVP-Investments: «Warum ruft Glarner nicht selber an?» Abgruefen am 7. Februar 2023.
  13. Bröckelnde Vorurteile. Abgruefen am 8. Februar 2023.
  14. KuZeB: Geschichte. Abgruefen am 20. Februar 2023.

Koordinate: 47° 21′ 3″ N, 8° 20′ 41,5″ O; CH1903: 668474 / 244837