Heuslers Gsetz

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Heuslers Gsetz – der Name hets vom Basler Germanischt Andreas Heusler (1865–1940) – heisst e Reglen us der Phonetik vo den alemannische Dialäkt. Nach dere Regle wärde Fortis u Lenis nume denn underschidlech usgsproche, we zringsetum stimmhafti Lute stöh. Stimmhaft sy i den alemannische Dialäkt nume Vokalen u Sonorante (/m/, /n/, /ŋ/, /l/, /r/, /ʋ/, /j/ u /w/).

Byspil us em Züridütsche[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Ds Züridütschen underscheidet zwüsche der Fortis /t/ u der Lenis /d̥/, z. B. i de Wörter /tɒːɡ̊/ Tag und /d̥i/ di ‘dich’.[1] We zringsetum stimmhafti Lute stöh, de spricht me die beide Luten ou würklech verschiden uus:

/ən tɒːɡ̊/ (en Tag) wird usgsprochen als [ən tɒːɡ̊]: Vor em /t/ steit der stimmhaft /n/, nach em /t/ der stimmhaft /ɒː/.
/fyr i/ (für di) wird usgsprochen als [fyr i]: Vor em /d̥/ steit der stimmhaft /r/, nach em /d̥/ der stimmhaft /i/.

We dergäge mindistens ei stimmlose Lut dervor (oder dernah) steit, de verschwindet der Underschid u me spricht die beide Lute genau glych uus:

/d̥ə z̥æb̥ tɒːɡ̊/ (de säb Tag) wird usgsprochen als [d̥ə z̥æp tɒːɡ̊]: Nach em /t/ steit zwar der stimmhaft /ɒː/, aber dervor der stimmlos /b̥/.
/heb̥ i/ (heb di) wird usgsprochen als [hep ti]: Nach em /d̥/ steit zwar der stimmhaft /i/, aber dervor der stimmlos /b̥/.

Übrigens isch es reini Konvention, das men i dene Fäll, wo der Underschid verschwindet, d Ussprach als [t] agit. Me chönnt grad so guet [d̥] schrybe ([d̥ə z̥æb̥ ɒːɡ̊] bzw. [heb̥ i]) – wil’s ja äbe kei Underschid git.

Gältig[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Die Regle gilt für alli alemannische Dialäkt, wo Fortis u Lenis underscheide. Müglecherwys gilt si ou für entsprächendi bairischi Dialäkt.

Betroffe sy alli Lute, wo i Fortis-Lenis-Paar ufträte, also: /b̥/ – /p/, /d̥/ – /t/, /ɡ̊/ – /k/, /v̥/ – /f/, /z̥/ – /s/, /ʒ̊/ – /ʃ/, /ɣ̊/ – /x/, /m/ – /mː/, /n/ – /nː/, /r/ – /rː/, /l/ – /lː/.

Vermuetlech isch Heuslers Gsetz e sehr en alti Regle. Scho im Althochdütsche het mit Notkers Alutgsetz e verglychbari Regle ’gulte. Är het nämlech – vereifacht gseit – b, d u g am Wortafang dür p, t u k ersetzt, we dervor e stimmlose Lut isch gstande:[2]

ter brûoder: Vor em b steit der stimmhaft r.
tes prûoder: Vor em p steit der stimmlos s.

Forschigsgschicht[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Die Reglen isch vom Andreas Heusler eso formuliert worde:

[S]timmlose Lenis und Fortis bewahren ihre gegensätzliche Natur nur in sonorer Umgebung.[3]

Är het zwar druf higwise, das scho der Jost Winteler die Regle het beobachtet gha.[4] Trotzdäm het sech d Bezeichnig Heuslers Gsetz etabliert.[5]

Fuessnote[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. Byspil us: Fleischer, Jürg und Stephan Schmid (2006): Zurich German. I: Journal of the International Phonetic Association 36 (2), S. 243–253. doi:10.1017/S0025100306002441, abgrüefft am 9. Jänner 2015.
  2. Vgl. Notkersches Anlautgesetz abgrüefft am 9. Jänner 2015
  3. Heusler, Andreas (1888): Der alemannische Consonantismus in der Mundart von Baselstadt. Strassburg: Karl J. Trübner. S. 24.
  4. Winteler, Jost (1876): Die Kerenzer Mundart des Kantons Glarus. In ihren Grundzügen dargestellt. Leipzig und Heidelberg: C. F. Winter’sche Verlagshandlung. S. 248 f.
  5. Vgl. z. B.:
    • Goblirsch, Kurt Gustav (1994): Consonant Strength in Upper German Dialects. Odense University Press. S. 68.
    • Willi, Urs (1996): Die segmentale Dauer als phonetischer Parameter von ‚fortis‘ und ‚lenis‘ bei Plosiven im Zürichdeutschen. Stuttgart: Franz Steiner. S. 20.