Text:Johann Peter Hebel/J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1/Vorrede zur ersten Auflage

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[5] Vorrede zur ersten Auflage.

Der Dialekt, in welchem diese Gedichte verfaßt sind, mag ihre Benennung rechtfertigen. Er herrscht in dem Winkel des Rheins zwischen dem Frickthal und ehemaligen Sundgau, und weiterhin in mancherley Abwandlungen bis an die Vogesen und Alpen und über den Schwarzwald hin in einem großen Theil von Schwaben. Für Freunde ländlicher Natur und Sitten eignet diese Gedichte ihr Inhalt und ihre Manier. Wenn Leser von höherer Bildung sie nicht ganz unbefriedigt aus den Händen legen, und dem Volk das Wahre, Gute und Schöne mit den heimischen und vertrauten Bildern lebendiger und wirksamer in die Seele geht, so ist der Wunsch des Verfassers erreicht.

[6] Leser, die mit der Sprachweise nicht ganz bekannt sind, werden folgende wenige grammatikalische Bemerkungen nicht überflüssig finden. Das u und ü vor einem h, dem wieder ein Vokal folgt, oder folgen sollte, geht in die Triphthongen ueih und üeih über, und diese Form ist also im Metrum immer einsylbig. Z. B. früheih, frühe — Beide Artikel werden meist abgekürzt, tonlos, und in der Aussprache wahre Präfixa des Substantiv's oder Suffixa der Präposition. Hie und da schien es unvermeidlich, sie als solche auch in dem Texte auszudrücken. Z. B. Uffeme, auf einem; Anere, an einer. — Der Accusativ des Singulars ist auch bei den Masculinis dem Nominativ gleich, z. B. der Tag, der und den Tag. Der Dativ des Singulars wird bei den Masculinis und Neutris, bisweilen auch Femininis durch die Präposition in bezeichnet. Z. B. im Liecht, imme Liecht, dem, einem Licht; innere (in einer) Frau, einer Frau. — Das absolute Pronomen Ich lautet im Nominativ des Pluralis wie der Dativ des Singulars. Mir; auch Du, häufiger Dir als Ihr. Sich im Neutrum heißt bisweilen Ihns. Aber überall werden die Personalpronomina und das unbestimmte man, wenn sie keinen Nachdruck oder Gegensatz haben, wie Suffixa der nächsten Wörter, letztere, wenn alsdann zwei Vokale zusammenkämen mit einem

[7] eingeschobenen n. Sagi, sage ich; Woni, wo ich; Wennd' und Wennde, wenn du; Wemme, wenn man, Sagmer, sage mir; Denkder, denke dir; Bringem, Bringre, Bring ihm, ihr; Ságemer, sagen wir; Ságetder, saget ihr; Sie Zeigenis, zeigen uns; Zeigenich, zeigen euch; Zuenis, zu uns; Zuenich, zu euch; Ságene, sage ihnen; Ságider, sage ich dir; Sági'm, sage ich ihm etc. Indessen sind diese Anhängwörter, um dem Texte nicht ein zu fremdes Ansehen zu geben, auch in ihrer veränderten und abgekürz-Form fast überall getrennt geschrieben, wenn Aussprache oder Deutlichkeit die Verbindung zu erfordern schien.

Das Glossarium am Ende enthält die in den Gedichten vorkommenden Idiotismen und ungewöhnlichen Formen des Dialekts, verglichen mit Sch) Scherzii Glossarium Germanicum mediiaevi. (Id.) Versuch eines schwäbischen Idiotikon von Schmidt. (Ad.) Adelungs Wörterbuch der hochdeutschen Mundart und andern. :Hie und da sind passende Belege aus Par.) Paraphrasis N. T. Zürch (ohne Jahrzahl) etc. unterlegt worden. Die Absicht des Verfasser war, theils solchen Lesern, die manche Ausdrücke nicht kennen möchten, mit der Erklärung entgegen zu kommen, theils einheimische, die in der Sprache ihrer Landsleute nur eine Entstellung und Mißhandlung [8] des gutdeutschen Ausdrucks finden, an einzelnen Beispielen auf das Alter und die Ableitung ihrer eigenthümlichen Wörter aufmerksam zu machen. :Beide Theile werden es daher gerne verzeihen, wenn jeder von ihnen Manches finden wird, was er schon lange wußte. Manches, was er nicht zu wissen verlangt. Vielleicht findet hie und da auch der Sprachforscher etwas der Aufmerksamkeit werth.
Die Melodieen Nro. 1. 3. 4. verdankt der Verfasser der Freundschaft eines Mannes von sehr gebildetem Geschmack, dem bei Geschäften ernsterer Art auch die Muse der Tonkunst hold ist, Nro. 2 aber der Güte eines Unbekannten.