Galenos

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Galenou Apanta, 1538

Dr Galenos vo Pergamon, au Aelius Galenus (altgriechΓαληνός, dütsch: Galēn, in früenöizitlige Druckwärk au Galienus; * 129 oder 131[1] in Pergamon[2]; † um 199, 201[1] oder 215 z Rom[3]), isch e griechische Arzt und Anatom gsi. Dr Vornaame Claudius, wo män em in dr Rönessans gee het, chunnt drvoo, ass mä d Abchürzig Cl., wo für Clarissimus stoot, falsch usgläit het[4].

Lääbe[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Galenos isch z Pergamon uf d Wält choo, wo sich s Häiligdum vom Asklepios befunde het, wo in dr Middi vom 2. Joorhundert am berüemtiste gsi isch. Si Vater, dr Archidekt und Mathematiker Nikon, het em zerst Underricht in dr aristotelische Filosofii, Mathematik und Naturleer gee.

Vo öbbe 146 aa het sich dr Galenos vor allem mit dr Medizin beschäfdigt. Er het in dr Nööchi vo Smyrna studiert und isch vil umegräist, under anderem isch er mit nüünzääni z Alexandria gsi, wo sällere Zit s Zentrum vo dr Häilkunst gsi isch und dr äinzig Ort in dr Antike, wo mä het döfe Humansekzione und Undersuechige an Liiche mache. Öb dr Galenos sälber Mensche seziert het, isch nid bekannt. D Büecher in dr Bibliothek vo Alexandrie mit alte Zäichnige häi die wüsseschaftligi Usbildig understützt. Kure si in dere Zit vo Ärzt gläitet worde, Häilig und Pflääg häi im ene Asklepieion stattgfunde, wo Briester, Häilkundler und Ärzt gschafft häi. 158 isch dr Galen uf Pergamon zrugg, het as Sport- und Wundarzt vo de Gladiatore gschafft und gliichzitig e Braxis ghaa. Wäärend de Olympische Spiil het er d Athlete undersuecht und iiri Verletzige studiert, grad wo si sä überchoo häi.

Vo 161 aa het dr Galenos z Rom gschafft, und wo dr bekannt Filosoof Eudemos vo Pergamon wider gsund worde isch, isch er dr Arzt vo dr römische Aristokratii worde. Um 166 isch er us Rom furt, woorschinlig wäge dr Antoninische Pest wo denn dört usbroche isch, und het wider as Arzt vo de Gladiatore z Pergamon afo schaffe. Wo d „Pest“ under de römische Soldate z Aquileia usbroche isch, het en dr römisch Kaiser Marcus Aurelius drum bittet, iine go z hälfe und er isch im Joor 168 uf Aquileia. Us sinere prezise Beschriibig vo de Sümptom vo dr Chranket cha mä vermuete, ass es sich dört eender um e Pockeepidemii ghandlet het. 169 isch er dr Liibarzt vom Soon vom Kaiser, vom Commodus, spööter vermuetlig au vom Kaiser P. Septimius Severus. Dr Galenos isch z Rom gstorbe, mä wäiss nit genau wenn.

Wärk[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Ditelsite vo de Opera, wo 1547 z Venedig erschiine isch

In Galenos si Hauptwärk isch Methodi medendi. Es bestoot us 16 Büecher. Dr Läitgedanke din isch, ass alli Erschiinige in dr Natur und im Mensch e bestimmte Zwäck erfülle. Dr Galenos het dr Mensch as en Äihäit vo Liib und Seele aagluegt, wo vo zwäi Site cha beiiflusst wärde: vo dr Metafüsik und vo dr Materie.

Er het d Vier-Elimämt-Leer ufgnoo, wo vo Filosoofe in dr griechische Antike entwigglet worde isch. Die Leer söit, ass Füür, Ärde, Luft und Wasser in underschiidliger Zämmesetzig d Grundelimänt vo allem Sii daarstelle. Dr Galen het in däm Zämmehang au an d Viersäftleer aaknüpft, wo in dere früeje Epoche begründet worde isch und wo de vier Säft Bluet, Schliim, gääli Galle und schwarzi Galle je äini vo de vier Kwalidääte warm und füecht, chalt und füecht, warm und droche und chalt und droche zuegordnet het. Die vier Gschmackskwalidääte, wo dr Galen bostuliert het, si: Bluet – süess, Schliim – salzig, gääli Galle – bitter, schwarzi Galle – suur und scharf. Er het die vier Säft au mit de vier Lääbensfaase vom Mensch in Zämmehang brocht. D Chrankhet isch für e Galen e Dyskrasii gsi, e feelerhafti Mischig vo de Säft.

D Medikamänt, won er iigsetzt het, het er iidäilt in elementari, wo nume äini vo de vier Kwalidääte häi, in kombinierti – mit zwäi Kwalidääte, won e Haupt- und e Nääbewirkig häi – und in spezifischi für bsundrigi Fäll, wie Abfüer-, Bräch- oder Entwässerigsmiddel.

D Wirkigsgraad vo sine Stoff het er eso beschriibe:

  1. kuum z merke
  2. cha mit de Sinn dütlig woorgnoo wärde
  3. heftig, richdet lichte Schaade aa
  4. heftig, zerstört.

In sim Wärk het dr Galenos zwäi medizinischi Wääg veräinigt, wo über Joorhunderti drennt gsi si.

  • Die „empirischi“ Dradizioon isch vom Hippokrates (um 400 v. Chr.) begründet worde. Do isch mä nid anatomisch und prognostisch vorgange sondern het sich nume uf d Analüüse vo Sümptoom gstützt. Mä het vor em Hindergrund vo dr Humoralpathologii vom Körper dänggt, ass er vor allem us vier Säft wurd bestoo. Jede Körper het sis individuelle Gliichgwicht vo deene Säft. Wenn d Säft us em Gliichgwicht groote, chunnt s zur Chrankhet.
  • Die „dogmatischi“ Dradizioon goot uf die alexandrinischi Medizin us em 3. Joorhundert v. Chr. zrugg. Im Geegesatz zur empirische Dradizion beschäftigt sich die dogmatischi mit de feste Bestanddäil vom Körper. Es isch mööglig, ass d Urheeber vo dere Dradizioon, dr Herophilos vo Chalkedon und dr Erasistratos die erste gsi si, wo je e Mensch seziert häi. D Sümptom vom Paziänt het mä as Folge vo anatomische Veränderige aagluegt.

Wäge dere Sünthese isch dr Galenos bis in d Rönessans iine maassgääbend für die middelalterligi Medizin gsi. Dr Galenos het umfangriichi Sekzione und Wiwisekzioone an Dier gmacht. Er het fast 400 Schrifte verfasst, und die het dr Oribasius (326–403) noch sim Dood in sibzig Büecher zämmegfasst. Bis ins 17. Joorhundert und drüber uuse si si die medizinischi Leergrundlaag gsi und d Standardwärk für anatomischi Vorlääsige.

E Hufe vom Galenos sine Aasichte über die menschligi Anatomii si falsch gsi, wil er d Sekzione an Söi, Affe und Hünd gmacht het und d Erkenntniss, won er eso zuene choo isch, uf e Mensch überdräit het. Aber langi Zit het mä dänggt, ass d Leer vom Galen perfekt sig, und doorum het s käi Grund gee zum sälbständig z forsche. Dr Vesalius isch dr ersti gsi, wo gmerkt het, ass dr Galenos woorschinlig nie e Mensch seziert het. Im Vesalius sini Arbäite us de 1540er häi die anatomischi Forschig wider beläbt.

Dr Galenos het bi dr Diagnose vo Chrankäite bsundrige Wärt druf gläit, dr Puls und dr Harn zundersueche. Er het au gleert, ass mä Chrankhäite mit entgegegsetzte (allopathische) Arzneimiddel söll therapiere, de sogenannte Galenika, wo noch iim benennt si. E Grundlegende Bestanddäil vo sinere Leer isch under anderem d Humoralpathologii gsi, wo au as Viersäftleer bezäichnet wird.

Bis hüte gültig si d Kardinalzäiche vo dr Entzündig, wo dr Celsus beschriibe und dr Galenos soööter ergänzt het:

  • Rubor  (Röötig)
  • Calor  (Überwermig)
  • Tumor  (Schwellig)
  • Dolor  (Schmärz)
  • Functio laesa  (Iischränkig vo dr Funkzion)

Noochwirkig[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Galenos, lithographischs Fantasiibordet us dr Nöizit

Im Galen si süstematisch usbauts Wärk, wo im früeje Middelalter vom Hunayn ibn Ishaq (808–873) uf Arabisch übersetzt worde isch, isch eso umfangriich und filosofisch abgsicheret gsi, ass es 1400 Joor brucht het, bis me s kritisch het afo hinderfrooge. Sini Uffassige vom Fluss vom Bluet si erst im 17. Joorhundert vom William Harvey und Marcello Malpighi rewidiert worde, zum Däil gege erhebligi Widerständ.

Si Fassig vo dr Humoralpathologii het bis ins 19. Joorhundert as Chrankhetskonzept bestande.

D Vena cerebri magna wird mänggisch no as „Galens Vene“ und dr Ventriculus laryngis as „im Galen si Ventrikel“ bezäichnet.

Noch em Galen isch au d Leer vom Mache vo de Arzneimiddel, d Galenik, benennt.

Dr Carl vo Linné het iim zu Eere ere Gattung vo dr Pflanzefamilie vo de Middaagsbluemegwäggs (Aizoaceae) Galenia gsäit.[5][6]

Usgoobe[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Modärni Gsamtusgoob

  • Claudii Galeni opera omnia Klaudiu Galenu hapanta. Hrsg. von Karl Gottlob Kühn. Leipzig 1821–1833. Nachdruck: Hildesheim: Olms, 1965 (Medicorum Graecorum opera quae exstant 1–20)

Usgoobe us dr Rönessans

Äinzelusgoobe

Übersetzige

  • Jutta Kollesch und Diethard Nickel: Antike Heilkunst – Ausgewählte Texte, 1994 Philipp Reclam jun., Stuttgart, ISBN 978-3-15-009305-4

Bibliografischi Hilfsmiddel

  • Gerhard Fichtner: Corpus Galenicum (Verzeichnis der galenischen und pseudogalenischen Schriften). Institut für Geschichte der Medizin, Tübinge 1997.
  • Vivian Nutton: Karl Gottlob Kühn and his edition of the works of Galen. A bibliography. Microform Publ., Oxford 1976.

Litratuur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Weblingg[ändere | Quälltäxt bearbeite]

 Commons: Galenus of Pergamum – Sammlig vo Multimediadateie
  • Faksimiles bei der Bibliothèque Interuniversitaire de Médecine (verschiideni alti Usgoobe, drunder die vom Kühn)
  • Opera Omnia ed. Kühn (bi archive.org)

Fuessnoote[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. 1,0 1,1 Claude GALIEN (Claudius Galenus), 131-201 après J.C., Médecin et physiologiste grec, établi à Rome. Archiviert vom Original am 15. Dezember 2012; abgruefen am 20. Januar 2013 (Quelle: M. Bariéty, Coury CH? - Histoire de la Médecine. Librairie Arthème Fayard, 1963, S. 195-215).
  2. Johannes Ilberg: Wann ist Galenos geboren? Sudhoffs Archiv 23 (1930), S. 289-292
  3. Heinrich Schlange-Schöningen: Die römische Gesellschaft bei Galen. Biographie und Sozialgeschichte. De Gruyter, Berlin und New York 2003 (Reihe Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte, Bd. 65) ISBN 3-11-017850-8, S. 147f.
  4. Der Neue Pauly, IV, Spalte 748
  5. Carl von Linné: Critica iBotanica Leiden 1737, S. 92
  6. Carl von Linné: Genera Plantarum. Leiden 1742, S. 168
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