Diskussion:Verb/Archiv1
Die starche Verbe bilde im Alemannische selbschtverständlich e synthetische Konjunktiv II, oft mit em Stamm vum ditsche Imperfekt, wo im Indikativ im Alemannische verlore gange isch.
Dr analytisch Konjunktiv isch aber underem Ifluss vu stilistisch schlechtem Standardditsch uffem Vormarsch.
Infinitiv gege 3. Person Singular im Konjunktiv II: go - ging, ha - hätt, sto - ständ, lo - liess, bruuche - briicht, singe - säng, chumme - chäm, si - würd,
menkmol cha mer au e Konjunktiv I usdrucke: ha - häb
--W-j-s 00:30, 16. Jul. 2008 (CEST)
De Artikel sött nochli allgemainer ghalte werde: So isches zum Biispil wichtig, gnoier d Verhältnis vom Verbplural z bischriibe: im östliche Alemannische aiformige Plural (mer/er/si mached), im westliche zwaiformig (mir/ir/si mache/mached), im Wallis und Südwalser draiformig (d Forme waissi jetz nöd uswendig im Chopf). Bim Konjunktiv I (Subjunktiv) söll mer drufhiiwiise, as do ai Dörenand isch, zum Verb choo keni die Forme :hd. ich gehe; alem: i geng, gös, göch, göi etc.; zum Verb haa: hd. ich habe; al. i heb, heg, hai etc. De synthetisch Konjunktiv II (Optativ) isch wie de W-j-s schribt, em uussterbe und d Forme schwanket au vo Tielekt zu Tielekt, aber Forme mit ää bzw. ie schinet verbraitet z sii (i gääng/gieng, chääm, chiem etc.) --al-Qamar 10:54, 16. Jul. 2008 (CEST)
- A jo, bim Erwittere vo dem wichtige Artikel bitte no de Artikel Alemannischi Gramatik biachte, da stoot scho zimli vill. Me sött luege, wiemer da guet zämebringt. Uf jede Fall mue de noi Artikel uusfüerlicher sii, sus machter ka Sii. --al-Qamar 11:07, 16. Jul. 2008 (CEST)
Alemannisch isch bim Konjunktiv ibrigens flexibler und gnauer wie Standardditsch. Die synthetische Forme gehn in dr gsamte ditsche Sproch (Standard wie Dialekt) zruck. Ebber wo im Standard 'ich würde brauchen' statt 'ich bräuchte' sait, sait im Dialekt au nit 'i briicht' sundern 'i dät/würd brüche'. Au wenn mir do dr Underschid zwische Dialekt un Standard betone, so isch trotzdem e guets Alemannisch au immer e gläbts, authentischs Ditsch. --W-j-s 17:37, 16. Jul. 2008 (CEST)
Adjektivierung von Verben:
Standarddeutsch ist ursprünglich keine gesprochene Sprache, sondern eine genormte Ausbauschreibe. In der gesprochenen Sprache, das war bis vor ein paar Generationen nur der Dialekt, kommen die Ausbauformen wie die Adjektivierung daher ursprünglich nicht vor. Standarddeutsch wurde eine lateinische Grammatik übergestülpt (Lt. dtv-Atlas zur deutschen Sprache wurde während des Humanismus versucht, sogar den lateinischen AcI ins Deutsche zu bringen).
Diese Ausbaugrammatik sorgte dafür, dass Deutsch zu einer dem Griechischen ebenbürtigen Sprache der Philosophie werden konnte, dem Englischen und allen romanischen Sprachen aufgrund seiner Flexibiltät der Wortbildung weit überlegen.
Wir betreiben hier Alemannisch als eine geschriebene Sprache und nicht als 'vereinfachtes Deutsch' wie es etwa eine Wikipedia in Simple English gibt (deren Sinn und Zweck ich ehrlich gesagt nicht verstehe).
Mit der Behauptung, das Alemannische verbiete eine Substantivierung von Verben, beschränkt man eine nuancierte Ausdrucksmöglichkeit im Dialekt ganz erheblich.
Wie weit die geschriebene Sprache den Dialekt beeinflussen darf, ist sehr wohl eine Gratwanderung, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass hier manche Standarddeutsch als eine feindliche Fremdsprache begreifen, deren Einfluss auf das Alemannische man möglichst auf Null zurückführen sollte.
Alemannisch hat ein anderes Vokalsystem als Standard, Alemannisch hat ein anderes Kasus-System und ein anderes Temporalsystem. Bei den Kasus und den Tempora ist Alemannisch einfacher als Standard (aber dennoch für ein präzise Ausdrucksweise in der Regel ausreichend, bei Konjunktiv/Indikativ dagegen ist es m.E. nuancierter als Standard. (Die Nuancen von veni, vidi, vici kann man dagegen im Deutschen noch ausdrücken, im Alemannischen dagegen überhaupt nicht, da ich kam, sah, siegte im Lateinischen etwas ganz anderes meint als ich bin gekommen, habe gesehen, habe gesiegt: veni, vidi, vici impliziert, dass Caesar mal eben so nebenbei vorbeigeschneit kam, einen kurzen Blick tätigte, um die Lage zu erfassen und dann mal kurz und schnell zuschlug. Dagegen hätte ich bin gekommen, habe gesehen, habe gesiegt bedeutet, dass da jemand mit Ach und Krach angekommen war, dann die Augen zusammengekniffen hatte, um sich ganz langsam der Lage zu vergewissern und dann mit Glück gerade noch gesiegt hat.)
Bei der Wortbildung haben sich Fachsprachen und auch Ausbausprachen immer wieder anderer Sprachen bedient. Das lateinische -ian kann man im Deutschen auch in Wörtern wie Grobian und Schlendrian finden. Die physikalische Fachsprache bedient sich der Endungen ganz verschiedener Sprachen, z.B, des Italienischen beim Diminutiv: Neutron vs. Neutrino. Warum sollten hier also für das Alemannische andere Regeln gelten als für die anderen europäischen Sprachen?
Ausdrücke wie 'Si sin am Herbschte'. 'Der isch bim Melke', 'Vorem Esse sott mer d'Händ wäsche' oder au 'so e durchtribene Siech' wären ja dann wohl gänzlich unalemannisch. Selbst wenn das Alemannische bis z.B. auf astronomische Fachausdrücke ein PPA verloren hat und man es daher nicht so oft benutzen sollte, hier d'accord, wüsste ich nicht, wieso ich mich in der gesprochenen Form meiner Muttersprache Deutsch Einschränkungen bezüglich der Neukombination vorhandener und gesprochener Wortformen (PPP, Infinitiv) unterwerfen sollte, zumal ich selbst die exzessive Verwendung von Relativsätzen als einen Mangel an nuancierter und präziser Ausdrucksfähigkeit begreife.
Dr obig Text isch absichtlich sällewäg Standardditsch ghalte, wil i, wär i in dr Ussag vum Kapitel Adjektivierig gfolgt. erheblich meh hätt schriibe müesse, falls es mir iberhaupt glunge wär, es läsbar un mit usreichender Informationsdichti z'sage.
Es isch durchus möglich, dass ich mich do wiiderholt hab. Déjà vu ;-) --W-j-s 18:45, 16. Jul. 2008 (CEST)
- Do isch mr e Fehler underlaufe. De Bíspylsatz "Das Fahren von Fahrrädern ist verboten" isch nämlig gar kei Adjektivierig, sondern e Substantivierig. Sell nimm ich zruck. D Adjektivierig vo Partizip I und II halt ich einéweag nit für bsunders güets Alemannisch. Dass es s Partizip I nit git und mer s umschrybe soll, isch jo uff WSIGA scho festgstellt worde. Und was s Partizip II agoht, wenn de zum Bíspyl "e bauts Hus" saisch, no klingt des doch recht wenig Alemannisch (?)
- Dass mer de Yfluss vom Hochdytsche uff Null zruckfüehre soll, wie do obe gschrybe häsch, hät niemerts gsait. S wird nur immer widder dévor gwarnt, dass vylí Lyt kei richtigs Alemannisch meh könne und mer mit Sache wie Präteritum oder Genitiv uffbasse müeß, wyl sell definitiv falsch isch. Und du selber, W-j-s, häsch mir mol gschrybe:
- ... wir versuchen, im Kontinuum zwischen Standardsprache und Dialekt nicht das Extrem Schriftdeutsch, sondern das Extrem Dialekt zu schreiben. (lüeg do)
- Au e Grund, wiso mer keiní Partizipie adjektiviere sott, würd ich sage. --Strommops 19:28, 16. Jul. 2008 (CEST)
- Also wenn i z'Obe e pflägte Skat spile wott, no wir i bstimmt nit mich sprochlich verränke un e Skat spile. wo pflägt isch. Un will's PPA verpönt isch, sag i trotzdem Vorsitzender und nit sälle wo vorsitzt, un Präsident isch au numme e schinlösig. S'ditsch PPA isch nämlig durch e latinischs ersetzt. Un wenn e Tussi uftakelet isch, nio isch si ebe e uftakelti Tussi, oder? ;-) --W-j-s 19:58, 16. Jul. 2008 (CEST)
- 'Ein gebautes Haus' klingt au uf Ditsch eweng arg nooch Amtsschimmel. Aber e 'guet küehlts Vierteli Guetedel' loost sich fier mi eigetlich scho emol ganz nett a. Dezue e panierts Schnitzel. in Eel bacheni Herdepflstäbli un e mit gschitem Essig un Eel agmachte Salat un mer cha numme froge: Isch's rächt gsi, schmeckt's?
- Wenn mir gegeniber aber ebber sage dät: ich hätt gern e Vierteli Guetedel, wo guet küehlt isch, dezue e Schnitzel, wo paniert isch, Herdepflstäbli, wo in Eel bache sin un e Salat, wo mit eme gschite Eeol un Essig agmacht isch, no dät i als Kellner uffem Dorfhock uffem Zettel notiere: Schniposa E/Ö + 1/4 Gtr. un mich froge, uf welli Baumschuel sälle Zitgnosse wohl gange isch. ;-)
- Ohni Grinse: Mich dunkt s'Adjektivierigsverbot vum Partizip arg nooch Simple English un säll isch kei Kompliment. --W-j-s 21:03, 16. Jul. 2008 (CEST)
- "Vorsitzende" hä mr au direkt uss em Hochdytsche in de Dialekt ybernoh. In feste Úßdruck git s au im Dialekt e Partizip I, de saisch jo au "die folgende" und "e spannends Büech" statt "die, wo folge" und "e Büech, wo spannt". Sell trifft au uff s panierté Schnitzel und die andere Sache züe, woby "e mit gschitem Essig und Eel agmachte Salat" doch e bitz komisch klingt, do würd ich s Verb eifach éweglo. Wenn dé s Verb in Verbindig mit me Wort dauernd bruchsch, no bietet sich s Partizip I scho a und s mag au nit falsch ßy. Dass mer nie e adjektivierts Partizip bruche darf, han ich jo nit gsait, sondern nur, dass es nit mit jedem beliebige Verb funktioniert. --Strommops 21:50, 16. Jul. 2008 (CEST)
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