Märli

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Märli algemein[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Illuschtration vom Gustave Doré zum Rotchäppli

Märli si Gschichte, wo im allgemeine zimli churz sind und wunderbari und zauberhafti Sache verzelle. D Franzose sägen em conte de fées, also eigendlig «Gschichte vo Feä». S Wort Märli schtammt zwar vom enä hochdütsche Wort für «Noochricht» ab, aber dr Inhalt vo de Märli isch frei erfunde. Si sind uursprünglich Gschichte gsi, wo erwachsnigi Mensche sich und ihre Chinder verzellt hai. Es si d Sammler vo de Volksmärli gsi, wo d Märli däm aabasst hai, wo si dänkt hai, ass es für Chinder richtig siig. In dr zweite Hälfti vom zwanzigschte Johrhundert hai vili Lüt dänkt, ass d Brutalidet und d Diräktheit vo de Märli für d Psyche vo de Chinder ungsund siige, ä Drend wo hüt wider am Verschwinden isch.

Märli verzelle numme s Wäsentlige, si sin schablonehaft und hai ä eifachi Moral, wo au Chinder chönne verschtoh und verinnerlige. Dr Underschiid zwüsche Guet und Bös isch klar, und d Sache, wo d Persone in de Gschichte müesse mache, entscheide zwüsche Läbe und Dod für alli Ewigkeit. D Gschicht lauft guet us für d Hauptperson, während die Böse ä Schtroof überchömme.

Märli si anonym: D Handlig schbiilt sich an geografisch nit definierte Ört ab, und Persone si öfters nameloos oder hai allerwälts Näme (Hänsel, Gretel), ihre Name schbieglet ihr Uusgseh (Schneewittli) oder ihri Umschtänd (Dornrösli) wiider. D Charakterisierig vo de Persone isch eifach und hängt vo ihrer gsellschaftlige und wirtschaftlige Stellig ab, und beschränggt sich im allgemeine uf d Extrem: König–Handwärker, arm–riich usw. Au wenn persönligi Charaktereigeschafte erwähnt wärde, ziilt s Märli uf die gröschte Kontrascht ab: flissig–fuul, schön–hässlig, guet–bös, alt–jung, wobii a Person äntwäder positivi oder negativi Eigeschafte het: Im allgemeine si schöni Lüt guet und flissig and hässligi schlächt und fuul.

Märlimotiv[ändere | Quälltäxt bearbeite]

D Motiv, wo mä in Märli findet, si duusigi vo Johr alt. Eins vo den eltischte Märli wo s git isch s alt-ägyptische Märli vom verwunschene Brinz, wo im zweite Johrduusig vor dr Ziitwändi ufgschriibe worden isch. In dere Gschicht gseht me vili vo de Motiv, wo in Märli immer wiider vorchömme:

  • Erwachsnigi, wo sich e Chind wünsche, und wo das ändlig uf d Wält chunnt, wird em scho dr Dod vorusgsait.
  • Drei isch a magischi Zahl; in Märli chömme mänggisch drei Gfohre oder Brüefige vor.
  • Dr Name vo allne Persone isch unbekannt.
  • S Chind wird vor allne Gfohre beschützt.
  • Als junge Ma zieht dr Brotagonischt us in frömdi Länder.
  • Ä jungi Frau wird im enä Durm iigschbert.
  • Für zum d Brinzässin dörfe hürote, muess mä ä Brüefig beschtoo.
  • Schdiefmüeter und Schdiefchinder chömme nit guet us zsämme.
  • Dier chönne schwätze.
  • Es gföhrligs Dier loot dr Brotagonischt nume lo läbe, wil er em öbbis verspricht.

Dr Antti Aarne (1867–1925) us Finland het d Undersuechig vo de Märlimotiv syschtematisiert, und dr Stith Thompson (1885–1976) het dra widdergschaft. Si hai d Motiv in Grubbe iideilt und ihne Nummere gä; so ghört zum Bischbil s Rapunzel zum Typ 310, "D Jungfrau im Durm". Dr russisch Glehrti Vladimir Yakovlevich Propp (1895—1970) het ihri Syschtematik kritisiert als simplizischtisch und het 31 Deilhandlige definiert, agfange bim Brotagonischt, wo vo de hei furtgoht (1. Funktion) bis zu dr Beschtrofig vo de Böse (30. Funktion) und dr Belohnig vom Brotagonischt (31. Funktion). Nid alli vo dene Deilhandlige chömme in alle Gschichte vor, und au nid unbedingt in dr Reihefold, wo dr Propp si ufzellt. Er het au siibe Charakterrolle definiert: dr Brotagonischt (d Hauptperson), dr Bös (d Häx im "Schneewittli"), dr Hälfer (d Brüeder vo dr Frau vom Blaubart), dä wo es magischs Gschänk macht (dr Meischder wo im "Dischli deck di" siine Lehrling Abschiedsgschänk git) usw.

Volksmärli[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Charles Perrault, dr erscht Sammler vo europäische Volksmärli

Vo de Volksmärli kennt me d Verfasser nid. Es git se in allne Kulture und d Lüt hai si bis in d Neuziit mündlig wiiterverzellt. Die dütsche Märli si im 19. Johrhundert vo de Romantiker gsammlet worde, wo ne im allgemeine a literarischi Form ge hai und wo se deilwiis au inhaltlig veränderet hai; so nimmt me a, ass erotischi Passage gschtriche worde si. Die europäische Märli hai keltischi Element, wo us em 9. und 10. Johrhundert schtamme, im 10. Johrhundert si si vo jüdische und byzantinische Gschichte beiiflusst worde, und spööter au no vo dr indische und dr arabische Kultur.[1]

D Brüeder Grimm si die bekanntischte Sammler vo Volksmärli im dütsche Sproochruum. Anderi Märlisammler si d Italiener Giovanni Francesco Straparola (öbbe 1480 bis öbbe 1557), villicht dr erscht europäisch Märlisammler, und dr Giambattista Basile (1566 oder 1575–1632), z Frankriich dr Charles Perrault (1628–1703), wo die dütsche Romantiker schtark beiiflusst het, dr Ludwig Bechstein (1801–1860), d Norweger Peter Christen Asbjørnsen (1812–1885) und Jørgen Moe (1813–1882), z Russland dr Alexander Nikolayevich Afanasyev (1826—1871), dr Schott John Francis Campbell (1822–1885), z Rumänie dr Petre Ispirescu (1830–1887), z Ängland dr Joseph Jacobs (1854–1916), im zwanzigschte Johrhundert d Ängländere Ruth Manning-Sanders (1895–1988), z Italie dr Italo Calvino (1923–1985), z Dütschland d Lisa Tetzner (1894–1963).

Eini vo de grosse Märlisammlige isch «Duusig und ei Nacht». Än ähnligi Sammlig – Duusig Gschichte – chunt us em 10. Johrhundert und isch en arabischi Übersetzig use em Persische. D Gschichte vo Duusig und ei Nacht chömme us Indie, Persie und de arabische Länder im Middlere Oschte. Deil vo dr Sammlig si sit em 14. Johrhundert in Europa bekannt gsi. Die erscht Gsammtusgob het dr A. Galland am Afang vom 18. Johrhundert uusegää.[2][3][4]

Kunschtmärli[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Wilhelm Hauff

Usser Märlisammler het s aber immer au Dichter gää, wo Märli sälber gschribe hai. Dr Wilhelm Hauff (1802–1827) het a baar Sammlige vo Märli gmacht, wo duur Rahmegschichte zsämmeghalte sii: Das Wirtshaus im Spessart, Die Karawane, Der Scheich von Alexandria. A Deil vo de Gschichte si Volksmärli, won er vo de Grimm Brüeder übernoh und verarbeitet het. Dr dänisch Dichter Hans Christian Andersen (1805–1875) het vil Märli gschriibe, wie D Brinzessin uf dr Ärbse oder Im Kaiser sini neue Chleider, wo zur Wältliteratur ghöre.

Märli, Mythe, Sage, Legände[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Es isch nit eifach, ä Definition vom enä Märli zgää. Dr Übergang zue andere Arte vo Churzgschichte isch fliessend. Märli verzelle vo mehr oder weniger gwöhnlige Mensche, wo sich mit schwiirige Situatione müesse uusenandersetze, wo zwor mänggisch zauberhaft, doch im grossen und ganze alldäglig si. Sage hai hingege as Thema gschichtligi oder pseudo-gschichtligi Ereignis, zem Bischbil handlet d Rolandsag vo de karolingische Chrieg im spanische Gränzgebiet. Legände verzelle vo dem, wo zwüsche dr Menschheit und öbbis höcherem, zum Bischbil em Göttlige, bassiert; im chrischtlige Europa ghöre zue de Legände au vil vo de Heiligegschichte. D Fable si Märli, wo Dier sich wie Mensche benäh. Au do si d Charakterisierige schablonehaft: dr Fuchs isch verschlage, dr Wolf bös und verfresse, dr Bär guetmüetig usw. D Mythe behandle die grosse Frooge vo dr Menschheit über d Schöpfig und dr Undergang vo dr Wält und über Götter und Chreft, wo schterker as alles Menschlige si.

Usser dene klassische literarische Gattige gits moderni Märliforme. Gschichte wie Dr Hobbit si zwar vom Thema här märlihaft, aber wegen ihrer Lengi zellt me se nit drzue, sondern definiert se als neus Schenre as Fantasy. In de Boulevardziitige chunt s Märli wider zrugg in dr Form von erä fantasiivolle Noochricht. D Cartoon, vor allem die für Chinder, si nid sälte zeichnedi Märli.

Lueg au[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Kwelle[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. dtv-Lexikon, Band 12, Deutscher Tachenbuch Verlag 1970, S. 67–8
  2. dtv-Lexikon, Band 18, Deutscher Tachenbuch Verlag 1970, S.141–2
  3. Hermione De Almeida, George H. Gilpin, Indian Renaissance: British Romantic Art And the Prospect of India, Ashgate Publishing, Ltd. 2005, ISBN 0-7546-3681-X, S. 55
  4. Academic American Encyclopedia, Aretê Pub. Co. 1980, ISBN 0-933880-44-8, S. 100