Gender

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En Usstüürschrank mit Stickeryy im Dütsche Schuehmuseum Hauenstein
Usbruch us de Gschlächterrolle: d Brigantin Michelina De Cesare z Süditalie (19. Jh.)
En LGBT-Aktivistin, wo anere Pride Parade druf ufmerksam macht, dass me jedes Gschlächt dörf darstelle.

Als Gender ([ˈdʒɛndər, ˈtʃɛndər]; Lehnwort us em Änglische) oder sozials Gschlächt wärded Gschlächtsaspäkt zämegfasst, wo e Person i Gsellschaft und Kultur beschrybed, und zwar in Abgränzig zu irem rein biologische Gschlächt (änglisch sex). I de Sozialwüsseschafte undersueched d Gender Studies (Gschlächterforschig) syt em Ändi vom 20. Jahrhundert s Verhältnis vo de Gschlächter zunenand, iri underschidliche Gschlächterrolle und di soziokulturelli Gschlächterordnig.

Etablierig[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Über Gschlächterrolle (gender roles) het 1955 zum erste Mal de britischi Sexualwüsseschaftler John Money imene Ufsatz über Hermaphroditismus gschribe.[1] D Feministin Gayle Rubin het gender i de 1970er-Jahren als Begrifflichkeit bruucht, d Judith Butler het si i de Queer-Theorie[2][3] wyterentwicklet. Spöter isch d Bezeichnig Gender is Dütsche übernuu worde, zum au hie, wie scho im anglo-amerikanische Kulturruum, e sprachlich erwyterti Underscheidig zwüsched juristischem, sozialem und biologischem Gschlächt yyzfüehre. De Anglizismus Gender wird i dem Kontext im dütsche Sprachruum meist mit „sozialem Gschlächt“ übersetzt und dient vor allem zur analytische Kategorisierig.

Begriffsgschicht und Definitione[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Gender chunt us de latynische Sprach entlehnt. Det heisst s Geburtsgschlächt genere natus,[4] wo widerum de grammatischi Ablativ vo genus isch, was „Gattig“ bedüütet. Gschlächt isch im Dütsche ursprünglich für d Härkumft beziehungswys d Zueghörigkeit zunere bstimmte Gruppe bruucht worde, öppe im Kontext vo de Ständeordnig. D Veränderig vo de Wortbedüütig hii zu dere vom latynische sexus für s biologischi Gschlächt isch erst spöter passiert.[5]

Im Änglische sind d Bezeichnige gender und sex historisch synonym bruucht worde. De Oxford Etymological Dictionary of the English Language vo 1882 git d Bedüütig alternativ mit kind, breed, sex aa und verwyst uf genere natus.[6] Nachhär isch de Usdruck zytewys i Vergässeheit grate und isch bis i d 1950er-Jahr fast nume fürs grammatische Gschlächt (Genus) pruucht worde, wo s im Änglische nume rudimentär git. Mit de sexuelle Revolution i de USA syt em Kinsey-Report isch s Bedürfnis ufchoo, di soziale Gschlächterfrage sprachlich vom Wort sex z tränne (sex gap vs. gender gap), und gender isch widerentdeckt worde.[7] Hüt bezeichnet Gender drüberuus i de Sozialwüssenschafte di gsellschaftliche Gschlechterrolle (änglisch gender role) oder di soziale Gschlechtsmerkmal. Er bezieht sich also uf alls, wo inere Kultur als typisch für es bstimmts Gschlächt aagluegt wird (zum Bispyl Aalegi und Bruef); er verwyst nid unmittelbar uf di körperliche Gschlächtsmerkmal (sex).

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Mechthild Bereswill: Geschlecht. In: Nina Baur, Hermann Korte, Martina Löw, Markus Schroer (Hrsg.): Handbuch Soziologie. Springer VS, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15317-9, S. 97–116.
  • Judith Butler: Das Unbehagen der Geschlechter. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1991, ISBN 3-518-11722-X (original 1990: Gender Trouble).
  • Anne Conrad, Johanna E. Blume, Jennifer J* Moos (Hrsg.): Frauen – Männer – Queer: Ansätze und Perspektiven aus der historischen Genderforschung. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2015, ISBN 978-3-86110-574-9.
  • Nina Degele: Gender/Queer Studies. Eine Einführung. Paderborn: Wilhelm Fink 2008.
  • Ulrich Enderwitz: Die Sexualisierung der Geschlechter: Eine Übung in negativer Anthropologie. Ça Ira, Freiburg/Br. 1999, ISBN 3-924627-60-6.
  • Astrid M. Fellner, Anne Conrad, Jennifer J* Moos (Hrsg.): Gender überall!? Beiträge zur interdisziplinären Geschlechterforschung. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2014, ISBN 978-3-86110-559-6.
  • Anne Fleig (Hrsg.): Die Zukunft von Gender: Begriff und Zeitdiagnose. Campus, Frankfurt am Main/New York 2014, ISBN 978-3-593-50084-3.
  • Genus – Münsteraner Arbeitskreis für Gender Studies (Hrsg.): Kultur, Geschlecht, Körper. Agenda, Münster 1999, ISBN 3-89688-061-6.
  • Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Frau – Männin – Menschin: Zwischen Feminismus und Gender. Butzon & Bercker, Kevelaer 2009, ISBN 978-3-7666-1313-4.
  • Marlis Hellinger, Hadumod Bußmann (Hrsg.): Gender Across Languages: The Linguistic Representation of Women and Men. Band 3. John Benjamins, Amsterdam 2003, ISBN 1-58811-210-1.
  • Sabine Koloch: Wissenschaft, Geschlecht, Gender, Terminologiearbeit. Epodium, München 2017, ISBN 978-3-940388-65-0 (Downloadseite).
  • Claudia Koppert, Beate Selders (Hrsg.): Hand aufs dekonstruierte Herz: Verständigungsversuche in Zeiten der politisch-theoretischen Selbstabschaffung von Frauen. Ulrike Helmer, Königstein/Ts. 2003.
  • Judith Lorber: Genderparadoxien. 2. Auflage. Leske & Budrich, Opladen 2003, ISBN 3-8100-3743-5 (Erstauflage: 1999; aus dem Englischen übersetzt von Hella Beister).
  • John Money, Anke A. Eberhardt: Man and Woman, Boy and Girl: Gender Identity from Conception to Maturity. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1972, ISBN 0-8018-1405-7 (englisch).
  • Matthias Morgenstern: Judentum und Gender. Lit, Berlin u. a. 2014, ISBN 978-3-643-12699-3.
  • Ursula Pasero, Christine Weinbach (Hrsg.): Frauen, Männer, Gender Trouble. Systemtheoretische Essays. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2003, ISBN 3-518-29237-4.
  • Paula-Irene Villa: Sexy Bodies: Eine soziologische Reise durch den Geschlechtskörper. Leske & Budrich, Opladen 1999, ISBN 3-8100-2452-X.
  • Waltraud Wende: Gender/Geschlecht. In: Kroll, Renate (Hrsg.), Metzler Lexikon. Gender Studies. Geschlechterforschung. Ansätze ‒ Personen ‒ Grundbegriffe. Stuttgart: J.B. Metzler 2002, S. 141‒142.

Weblink[ändere | Quälltäxt bearbeite]

 Commons: Gender – Sammlig vo Multimediadateie

Einzelnachwys[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. John Money, Joan G. Hampson, John Hampson: An Examination of Some Basic Sexual Concepts: The Evidence of Human Hermaphroditism. In: Bulletin of the Johns Hopkins Hospital. Band 97, Nr. 4, 1. Oktober 1955, S. 301–319 (englisch; PMID 13260820).
  2. Hannelore Bublitz: Judith Butler zur Einführung. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Junius, Hamburg 2010, ISBN 978-3-88506-678-1, S. 58–59 (erstveröffentlicht 2002; Leseprobe uf books.google.de).
  3. Paula-Irene Villa: Judith Butler: Eine Einführung. 2. aktualisierte Auflage. Campus, Frankfurt/M. 2012, ISBN 978-3-593-39432-9, S. 99 (Seitenvorschau uf books.google.de).
  4. Walter William Skeat: An Etymological Dictionary of the English Language. Clarendon Press, Oxford 1882, S. 230 (archive.org).
  5. Herkunftswörterbuch von Wissen.de: Woher kommt Geschlecht. Abgruefen am 22. Dezember 2015.
  6. Walter William Skeat: An Etymological Dictionary of the English Language. Clarendon Press, Oxford 1882, S. 230 (archive.org).
  7. John Money: Man & woman, boy & girl. In: ISI (Hrsg.): This Week’s Citation Classic. Nr. 11. University Press, Baltimore 16. März 1987, S. 12 (upenn.edu [PDF]).
Dä Artikel basiert uff ere fräie Übersetzig vum Artikel „Gender“ vu de dütsche Wikipedia. E Liste vu de Autore un Versione isch do z finde.