Der Fürst

Us der alemannische Wikipedia, der freie Dialäkt-Enzyklopedy
Dr Niccolò Machiavelli

S Buech Dr Fürst (italiänisch Il Principe) isch öbbe 1513 vom Niccolò Machiavelli verfasst und 1532 postum veröffentligt worde. Es isch näbe de Discorsi si Hauptwärk. Es isch deilwiis in dr Tradition vo de mittelalterlige Fürstespiegel gschriibe, me luegt s as eins vo de erste – wenn nit as ersts – Wärk vo dr modärne politische Philosophii aa. En eigeni Interpretation isch im Machiavellismus bzw. Antimachiavellismus entstande.

Hindergrund[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr Cesare Borgia, Porträt wohrschiinlig vom Giorgione, Bergamo, Galleria dell' Accademia Carrara

Dr Machiavelli isch eigetlig en überzügte Republikaner gsi. Er het s Buech gschriibe, für zum d Gunst vo de Medici überzcho, wo zu dere Zit z Floränz regiert hai. Noch em Sturz vo dr Republik Floränz hai die ihn in s Gfängnis gheit und e baar Mol lo foltere. Er het ene Bättelbrief gschriibe und het ins Exil müesse goh, won er us em Gfängnis cho isch. S Buech het de Medici allerdings nit gfalle, und so het dr Machiavelli nüt drvo gha. Er isch erst 1521 als Bürger vo Floränz rehabilitiert worde.

Dr Machiavelli het in ere revolutionäre Ziit gläbt. Z Italie isch d Renaissance entstande, und dr Absolutismus het agfange sich uszbreite. D Renaissancemensche hai uf d Antike zrugggluegt und sich die zum Vorbild gnoh. Si hai agfange, ihr Schiggsal in die eigeni Hand z neh und sich nit drii z erge, wie s im Mittelalter dr Fall gsi isch.

Au dr Machiavelli und sini Wärk si stark vo de Gedanke vo dr Renaissance prägt und hai dr spöter Absolutismus vorbereitet. Zu dere Zit isch Italie in zahlriichi Chliistaate und Fürstedümer ufdeilt und die ganz Zit vo sine Nochbere, de Spanier, de Franzose und de Dütsche bedroht gsi. Dr Machiavelli het Il principe nit nume us Eigenutz gschriibe, er het vom ene italiänische Nationalstaat dräumt und het ghofft, ass e Fürst chiem, wo s wurd fertigbringe, Italie z vereinige und ihm si alte Ruhm zruggzge. Er het dr Cesare Borgia, wo für si Skrupellosikeit berüehmt gsi isch, für son e Prinz ghalte und het däm siini Date zum Deil stark glorifiziert und ihn as „läbends“ Bispil agfüehrt für vili vo de Empfählige, won er im Buech macht. Im Lorenzo II. de Medici, em Änkel vom Lorenzo de Medici, het er en andere Hoffnigsdräger gseh und het em si Wärk gwidmet as en Art vom ene politische Leitfade.

Dr Inhalt[ändere | Quälltäxt bearbeite]

S Buech isch in 26 Kapitel ufdeilt. Dr Machiavelli schribt zerst vo de verschiidene Fürstedümer und wie me an d Herrschaft cha cho, denn über die richtigi Führig von ere Armee und schliesslig über s richtige Verhalte vom ene Fürst und weli Eigeschafte er sött ha. Do lit dr Schwerpunggt vom Buech. Scho mit em usfüehrlige Inhaltsverzeichnis macht dr Machiavelli klar, was er vorhet:

  • I. Über d Arte vo Herrschaft und vo de Mittel.
  • II. Vo de erblige Fürstedümer.
  • III. Vo vermischte Herrschafte.
  • IV. Wiso sich s Riich vom Darius, nochdäm s dr Alexander eroberet het, sich noch däm sim Dod nit gege sini Nochfolger erhobe het.
  • V. Wie me Stedt oder Fürstesümer beherrscht, wo vor dr Eroberig noch eigene Gsetz gläbt hai.
  • VI. Vo neue Herrschafte, wo me mit de eigene Waffe und dr eigene Tapferkeit erkämpft.
  • VII. Vo neue Fürstedümer, wo me mit fremder Hilfe und mit Glück überchunnt.
  • VIII. Vo dene, wo dur Verbräche an d Herrschaft cho si.
  • IX. Dr Volksfürst.
  • X. Wie me d Chreft vo alle Fürstedümer sött mässe.
  • XI. Vo de geistlige Herrschafte.
  • XII. Vo de verschiidene Arte vo Stritchreft und vo de Söldner.
  • XIII. Vo de Hilfstruppe, Volksarmeä und gmischte Druppe.
  • XIV. Wodruf dr Fürst im Chriegswäse sött Acht ha.
  • XV. Wäge was d Mensche, im bsundrige d Fürste, Lob und Tadel verdiene.
  • XVI. Vo dr Freigäbigkeit und dr Knauserei.
  • XVII. Vo dr Grausamkeit und dr Mildi und öb s besser sig, gliebt as gfürchtet z wärde.
  • XVIII. Inwiefärn d Fürste ihr Wort sötte halte.
  • XIX. Verachtig und Hass sött me miide.
  • XX. Öb Festige und vil anders, was Fürste gwöhnt si z mache, nützlig oder schädlig si?
  • XXI. Wien e Fürst sich sött uffüehre, für zum Ruhm z erwärbe.
  • XXII. Vo de Minister.
  • XXIII. Wie me vo Schmeichler sich sött entfärne.
  • XXIV. Worum d Fürste vo Italie ihri Herrschaft verlore hai.
  • XXV. Weli Macht s Glück in menschlige Aglägeheite het und wie men em cha widerstoh.
  • XXVI. Ufruef, Italie vo de Barbare z befreie.

Schlussändlig beziehn sich fast alli Rootschleg vom Machiavelli uf s Schluss-Kapitel, uf d Befreijig vo Italie vo de „Barbare“. Mit vile Bispil zeigt er, was in der jüngere Vergangeheit z Italie alles falsch glofen isch und dass s Land wäge däm zerfallen isch. Er stellt Vergliich mit Situatione in dr Antike aa und belüchdet underschidligi Chriegs- und Eroberigs-Szenarie, denn für dr erfahreni Diplomat isch usser Frog gstande, dass d Chriegskunst s Wichtigste sig, won e Fürst sich drmit sött beschäftige. Er warnt: „D Verachtig vo dere Kunst isch die ersti Ursach für e Verlust vo dr Herrschaft; d Erfahreheit in ere isch s Mittel, si z erwärbe.“

Ein vo de bekanntiste und am meiste umstrittene Abschnitt vom Buech behandlet d Frog, öb e Herrscher lieber sött gruusam oder barmhärzig erschiine. Dr Machiavelli foot s achzähte Kapitel mit dr Ussag aa, ass e Fürst immer söll brobiere, as barmhärzig und nit als grausam z gälte. Isch das aber nit möglig, so isch s vorzzieh, für grausam ghalte z wärde. Uf kei Fall darf e Fürst s zuelo, ass men en verachti. Dr Grund sig, ass d Mensche im Allgemeine undanggbar, falsch und feig sige. Im Friide und Glück wurde si zu eim stoh und eim mit ihrem Läbe Dreui schwöre. Wenn sich aber s Glück änderi, chönnt me sich nit uf d Understützig vom Volk verlo, wil s eim dr Rugge wurd zuedreihe und ein wurd im Stich lo. Wenn me aber dr Fürst wurd für grausam halte, so hät s Volk Angst vor siner Rache und wurd sich nit draue, ihn z verrote. Im erste Fall sig dr Fürst also vom Wohlwolle vom Volk abhängig, im zweite chönn sich dr Fürst immer no uf d Angst vor em verlo. Me sött aber nit vergässe, ass dr Fürst, wenn er de Lüt Angst macht, sich nit au verhasst wurd mache. Das chann er verhindere, wenn er sine Undertane nie ihr Hab und Guet wurd wägnäh und ass er, wenn Blutvergiessen nötig sig, immer e guete Grund sött ha oder ass d Ursach offesichtlig sött si. Das het dr Machiavelli drmit begründet, ass es sehr vil menschliger sig, s Bluet von e baar Lüt z vergiesse, as Unruehe und Anarchii zuezlo, wo dr ganzen Gmeinschaft wurde schade. As Afüehrer von ere Armee muess dr Fürst as grausam erschiine, wil er nume so in dr Lag sig, Unruehe und Ufständ under sine Druppe z verhindere und sini Find z schlo. Do erinneret dr Machiavelli an s Vorbild vom Hannibal, wo berüehmt gsi sig für si Grausamkeit, und au wenn er Duusigi vo Soldate us de verschiidenste Länder in d Schlacht gfüehrt het, nie mit Unruehe oder sogar mit Ufständ z due gha haig.

Dr Fürst isch en Aleitig für Politiker, wo persönlige Erfolg und Macht wei. Noch em Buech si für e Fürst alli Mittel rächt, für zum sis Land in Ruhe und Friide z füehre. Das aber stoht im Gegesatz zum Machiavelli sim Hauptwärk Discorsi, won er as liideschaftlige Republikaner sait, ass nit s Wohl vom ene Einzelne sondern s öffentlige Wohl e Staat gross machi und au ass Republike Staate sige, wo s Volk Fürst isch. Ufklärer wie dr Spinoza, dr Rousseau und dr Diderot hai spöter dänggt, ass dr Machiavelli mit em Principe in erster Linie ere korrupte Machtpolitik die ideologischi Legitimation haig welle entzieh. Wil dr Machiavelli zur gliiche Zit mehreri Komödie und Satire gschriibe hat (z. B. Belfagor, La Mandragola) und Il Principe im ene Brief an si Fründ Guicciardini (19. Mai 1521) as „Ghiribizzi“ (Phantastereie) bezeichnet het, git s vili Interpretations-Spiilrüüm. Dr dütsch Politiker Carlo Schmid het in siner Machiavelli-Biographii gschriibe, ass dr Machiavelli nit Gwalt und Skrupellosikeit as ersti Mittel für e Politiker empfohle haig, sondern ass e Politiker nume chönn funktioniere, wenn er die Mittel im Notfall richtig chönn awände.

As de Ideä, wo im Fürst vorchömme, het sich en eigeni politischi Maxime, dr Machiavellismus, bildet, än Ideologii, wo hüte meistens negativ bewärtet wird. Die Ablehnig het churz noch em Erschiine vom Wärk as Antimachiavellismus agfange. Vor allem s Christedum, wo dr Machiavelli ehnder abglehnt het, het die eisitigi Bedonig vom Läbe in dere Wält ohni Rücksicht uf d Tugende, wo me für s Jensits bruucht, kritisiert. Hüte verbindet mn Tyrannei, Usbütig und Gwüsselosigkeit mit em Begriff Machiavellismus.

Au wenn er scho 500 Johr alt isch, isch Il principe immer non e Pflichtlektüre für alli, wo sich mit Politik beschäftige.

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Machiavelli: Der Fürst, 170 Seiten, Insel Taschenbuch ISBN 3-458-32907-2 (Mit einem Nachwort von Horst Günther)
  • Machiavelli: Der Fürst, 133 Seiten, RaBaKa Taschenbuch ISBN 978-3-940185-05-1 (mit einem Vorwort von Dr. Patrick Horvath)
  • Machiavelli: Der Fürst / Il Principe. Italienisch/Deutsch. (Taschenbuch), 255 Seiten
  • Carlo Schmid: Machiavelli. Frankfurt 1956
  • Karl Mittermaier: Machiavelli. Moral und Politik zu Beginn der Neuzeit. Gernsbach 1990, ISBN 3-925825-27-4
  • Alexander Ulfig (Hrsg): Machiavelli, gesammelte Werke in einem Band. Frankfurt 2007 ISBN 3-86150-774-9

Weblingg[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Wikisource Der Fürst im dütschsprochige Wikisource


Dä Artikel basiert uff ere fräie Übersetzig vum Artikel „Der_Fürst“ vu de dütsche Wikipedia. E Liste vu de Autore un Versione isch do z finde.