Runetrückli vo Auzon
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S Runetrückli vo Auzon oder Franksscher Schrein (engl. Franks Kasket) isch e mittelalterlichs Trückli, wo d Totebai vo Hailige ufbewaart worde sind. Es isch us Walrossbai gschnitzt und ghört zu de bidütendste Runedenkmöler, isch aber au e üsserst interessants Objekt us religionshistorische Sicht. Jedi Site vo dem Trückli zaigt e Szene, wo mit Rune im angelsächsische Futhark kommentiert sind, wobi d Vokal zum Tail i Ghaimrune gschribe worde sind. D Sproch vom Trückli isch Altenglisch.
Da Trückli isch im 7. Joorhundert z England in Northumbrie gmacht worde und het möglicherwiis as Reliquieschrain oder as Schmuckschatulle dienet. Es isch im 19. Joorhundert z Auzon (Frankrich) gfunde worde und vom Engländer Sir Augusts W. Franks gkauft worde. De hets denn 1867 em Britische Museum z London vermacht. En Tail wo gfehlt het, isch spöter im Bargello Museum z Florenz gfunde worde.
Deckel
[ändere | Quälltäxt bearbeite]De Deckel zaigt de germanisch Held und Bogeschütz Egil, wiener inere Burg sich gege e paar Aagriifer wehrt. Öberem Egil isch sin Name i Rune gschribe: ægili. Hinderem Egil sitzt zämeghuuret e Frau. De Egil werd möglicherwiis au i de alemannische Runeinschrift vo Pforze (Allgöi) gnennt.
Vorderi Site
[ändere | Quälltäxt bearbeite]D Vordersite zaigt links de Brüeder vom Egil, de elbehafti Schmiid Wieland, rechts denebet werdet grad a draine Gäns de Chopf umdrület. Uf de rechte Site sind die drai König abbildet, wo em Jesuschindli huldiget; sie weret vonere Gans agfüert. Die Bildlegende verglicht die "grausami" germanischi Heldesaag mit de christliche Hailslehr: De König Nidhad het de Schmid Wieland gfange ghalte. Um sich z räche, het de seb aber de chlii Bueb vom König Nidhad tötet und usem Schädel vo dem arme Büebli e Trinkschale gmacht. Die füllt er miteme Liebestrank und git de ade jungföiliche Töchter vom König. Drufaber tuet er si vergwaltige. Im Gegesatz dezue tüend die drai König vo de biblische Gschicht die (hailig) Jungfrau und und ere sis Chindli vereere. Öber de drai Könige stoot i Ruune mægi, en altenglische Usdruck för die drai König. Rund um d Vordersite lauft e Runeband, mit dem stabende Text: "Walfischbai. D Fluet het de Fisch an Felsestrand ghobe. Wie isch de Gasric trurig worde, woner ufem Sand gschwume isch." Mit Gasric isch vermuetli de Walfisch gmaint. De Vers bezücht sich somit uf s Material vom Trückli, wo us Walrossbai gmacht woren isch.
Linki Site
[ändere | Quälltäxt bearbeite]Die link Site zaigt de Romulus und de Remus, wie si a de Wölfin süggelet. Do werd die "unchristlichi" römischi Heldesag agsproche: Die arme Chindli sind usgsetzt worde (und di jungfäulich Muetter, e Vestalin, in Fluss Tiber gworfe). S Runeband wo um die Site lauft lutet: "Romwalus und Reumwalus, zwee Brüeder. Ernährt het si e Wölfin i de Stadt Rom, wiit weg vomene Dihai."
Rechti Site
[ändere | Quälltäxt bearbeite]Links sitzt e Mischwese, s keltische Flügelross. Vor dem stoot e Chrieger. Denn chunt e Grabhügel und dröber e richtigs Ross, drüber stot i Rune Gstrüpp Wald. Uf de rechte Site drai Mensche und links devo en andere miteme Schwert, wo bita "Biisser" haisst. Da Wort cha aber au "bitter" haisse und bzücht sich den uf de Becher unedra. Denn wär aso i dem Becher e Giftwässerli. Do werd jetzt die keltischi Saag thematisiert: d Göttin Rhiannon het e Bueb uf d Welt brocht. Aber no ide Nacht vo sinere Geburt isch er graubt worde. (Er isch spööter imene Rossstall vomene arme Buur gfunde worde). E Dieneri het d Rhiannon mit Bluet verschmiert und het si denn bi irem Maa, em König Pwyll, verlümdet, si hegi s Büebli umbrocht. Druf abe het si as e Ross ufeme Stai vorde Königsburg müese sitze und jedem wo verbi cho isch, müese verzäle, wa si irem Büebli atue hegi. Denn het si müese de Frömdi uf irem Rugge in Hof träge, wiene Ross. S Runeband mit Ghaimrune sait: "Do sitzt Hors ("Ross") ufem Leidhügel. Si erlidet Unbill, so wies ere d Erta bifole het. E schmerzliche Ort vo Sorge und Quale för s Gmüet." Wer d Erta gsii isch, wais mer nöd, vermuetet werd en Zämehang mit de gallische Bäregöttin Artio. Au da Spruchband isch i germanische Langzile dichtet.
Hinderi Site
[ändere | Quälltäxt bearbeite]De römisch Kaiser Titus kämpft gege d Jude, wo us de Stadt Jerusalem flüchet. Une links isch e Grichtszene abbildet, rechts une werdet Gaisle weggfüert. S Spruchband, zum Tail i Rune, zum Tail i latinische Capitalis lutet: "Do kämpfet de Titus und d Jude. Do flüchet d Iiwohner us Hierusalem. Domgisl". S letzt Wort isch en Name, vellicht vom Künstler, wo da wertvolli Werch vollbrocht het. De zwait Satz isch uf Latinisch gschribe.
Schlussbitrachtige
[ändere | Quälltäxt bearbeite]S Trückli vo Auzon vergliicht noch dere Dütig die christlich Hailsbotschaft, wo d Vereerig vom Jesus (-chindli) und de jungfröiliche Muetter Gottes mit de drai Kulture, wo maassgeblich ade Bildig vode angelsächsische Gsellschaft betailigt gsii sind: de Kelte, de Römer und de Germane. Ali drai kenet e Saag oder e Mythos, wo e Jungfrau oder jungi Muetter ungrecht behandlet werd. Glichzitig weret au Chindli, wo grad uf d Welt cho sind, uugsetzt, fern vo jedem Dihai. Jedes Spruchband bestoot us 72 Zaiche (Ruune, Capitalis, Pünkt), e Zaal, wo im Christetum wichtig isch (72 Völker, Sprooche, Schüeler etc.)! Nöd nu da, jedi Ruuneraije het au de Ruunewert 720. Uf die Zaal chunt me, wemer jedere Ruune die Zaal zueornet, wo si ire Platz im Futhark het, aso f=1, u=2, th=3, a=4 etc. und denn all die Zaale zämerechnet.
Natürli gits ono anderi Dütige, wo ener uf de Verherrlichung vom (germanische) Chriegerlebe basieret. Noch dere Dütig, stoot s Bild vom Romulus und Remus för die ussergwönli Giburt vomene Held, s Bild vom Wieland stoot för Frauegschichte, won e junge Held het, s keltische Bild mitem Grabhügel för de Tod etc.
Literatur
[ändere | Quälltäxt bearbeite]- Alfred Becker: Franks Casket, Zu den Bildern und Inschriften des Runenkästchens von Auzon. Regensburger Arbeiten zur Anglistik und Amerikanistik. Bd. 5. Hans Carl, Regensburg (1973). ISBN 3-418-00205-6
- Th. Müller-Braband: Studien zum Runenkästchen von Auzon und zum Schiffsgrab von Sutton Hoo. in: Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Kümmerle, Göppingen 728.2005.
- Heiner Eicher: Zu Franks Casket/Rune Auzon (Vortragskurzfassung), in A. Bammesberger (ed.): Old English Runes and their Continental Background, Heidelberg 1991, pp. 603-628.