Kontinentali Runeinschrifte

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Under kontinentale Runeinschrifte verstoot mer epigrafischi Inschrifte vo Ruune, wo ide Völkerwanderigszit und im Früemittelalter ufem europäische Festland (ohni Skandinavie) gschribe worde sind.

Die Inschrifte chönet verschidnige germanische Stämm zuegornet werde, öppe d Hälfti a de Alemanne.

Die ältiste Inschrifte stamet usem 3. Joorhundert, die jüngste usem 7. Joorhundert. Abem 19. Joorhundert händ verschidnigi Lüt afange noiji Runeinschrifte afertige, wo ide Forschig as Fälschige klassifiziert werdet.

Nöd zu de epigraphische Inschrifte ghöret Ruune und Ruuneraije, wo i mittelalterliche Büecher (Manuskriptruune) gschribe wore sind.

wie vil so Inschrifte me könnt[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Chlini Statistik: bis zum Joor 2005 vertailet sich die kontinentale Runeinschrifte öppe so:

Da sind nu rundi Zaale, gnaui Zaale sind nöd mögli, well de Runecharakter vonere Inschrift nöd immer klar isch und au d Zueordnig zumene bestimmte Stamm nöd selte schwer isch. Pro Joor werdet öppe zwoo bis drai noiji Inschrifte ufem Kontinent gfunde.

Ostgermanischi Runeinschrifte[ändere | Quälltäxt bearbeite]

d Lanzespitze vo Dahmsdorf

Die ostgermanische Runeinschrifte ghöret zude ältiste ufem Festland und stammet usem 3. und 4. Joorhundert. Si chönet ade Gote, de Wandale und Burgunder zuegschribe werde und sind hoptsächlich uf Waffe abrocht worde. Si sind imene ältere Futhark vom nordische Typ (aistrichigi Hagal-Rune) gschribe und zaiget zum Tail Sonderforme. E paar Rune sind vom Wulfila is Gotische Alfebeet öberno worde.

Die burgundischi Lanzespitze vo Dahmsdorf (Brandeburg; um 250) zaigt s Wort ranja, wa as "Renner" düted werd. Nebet de Rune sind ono anderi Symbol igritzt worde, e Moosichle und e Chrais, also möglicherwiis e Symbol vode Sune, denn e Triskele und e Swastika (Hooggechrüz) und 27 Pünkt. Die burgundischi Runefible vo Charnay (Frankriich; 2.Drittel 6.Jh.) ghört em früene Mittelalter aa. Si zaigt die fast ganz Ruuneraaije und de ainzig burgundischi Satz, wo öberliferet isch.

Die bikanntisti gotischi Runeinschrift isch de Halsring vo Pietroassa (Rumänie; vor 380). Si zaigt die gotischi Inschrift gutaniowihailag, wa als /Gutanî ôþal wîh-hailag/ ("sakrosankts Erbguet vode Gote") glese werd. Anderi gotischi Runeinschrifte sind d Lanzespitze vo Kowel (Ukraine; um250) und de Spinnwirtel vo Letcani (Rumänie; 4.Jh.).

Ali Inschrifte, wo ade Wandale (Niesdrowitz, Rozwadów, Sedschütz: Pole; 3.Jh.) zuegschribe werdet, sind problematisch und zum Tail liget gär kai Ruune vor.

Friisischi und sächsischi Runeinschrifte[ändere | Quälltäxt bearbeite]

d Ruunefible vo Freilaubersheim

D Friise sind bsundrigs runechundig gsii und me kennt öppe 25 friesischi Runeinschrifte, wo imene liecht verändrete und erwitrete ältere Futhark gschribe worde sind. Die ältiste Inschrifte stammet usem 5. Joorhundert, die jüngste usem 9. Joorhundert und sind uf allerlai Gegeständ abrocht worde, wie z. B. Sträal, Amulett, Münze. Die maiste stammet us de holländische Provinze Friesland und Groningen. Die Inschrifte bestönd mengisch nu us aim Wort (kambu "Strääl") oder Name (weladu "Wieland"). Die längsti Inschrift isch ufeme Iibeholzstab igritzt worde, wo z Westeremde (Groningen; 8.Jh.) gfunde worden isch. Laider isch de Text mit öber 40 Rune schwer dütbar. E noijiri Dütig lutet: "Uf em Heimetli het de Ämluth d Sünde vom Gschlecht ermanet; uf de Chnüü hends alli gschwige." Anderi Dütige interpretieret die Inschrift as e Zauberspruch gege Sturmfluete oder Fruchtbarkaitszauber[1].

D Abgrenzig vode friesische zu de sächsische Runeinschrifte isch nöd ganz dütli. Si zaiget wie die friesische Inschrifte zum Tail recht uffälligi Runeforme. De Schemel vo Wreme (Niedersachse; anno 421) zaigt e Bild vomene Hirsch, wo grad vomene Hund agfale werd. Denebet stoot: ksamella lguskaþi, da haisst öppe "Schemel. Hirsch-Schade". Langi Zit hend d Weser-Rune vo Brake (Niedersachse; 5.Jh.) as Fälschig ggolte. Hüt isch mit wüsseschaftliche Methode nochegwise worde, ass die Rune echt sind[2].

Fränkischi Runeinschrifte[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Die fränkische Runeinschrifte stamet usem 6. und 7. Joorhundert und konzentriered sich vor alem um d Gegete vo Koblenz und Mainz, aber au witer westlich i de Ardenne sind Runeinschrifte gfunde worde. Si sind im ältere Futhark gschribe worde. D Inschrift vo Chéhéry (Frankrich, Dep. Ardennes; 6.Jh.) isch e Mischinschrift us Rune und latinische Capitalis. Laider cha si nöd dütet werde.

D Inschrift vo Freilaubershaim (Rhiiland-Pfalz; um 550) ghört zude wenige Inschrifte wo ganzi Sätz mit Verb zaiget: boso:wraetruna: þk:daþïna:golida ("De Boso het d Rune ritzt. Dich grüesst d Dathina."). D Runefible vo Osthofe (Rhiiland-Pfalz; 2.H.6.Jh.) isch e Bekenntnis an christliche Glaube: "Gott vor di, Tüüfel!". Doch sind d Rune nöme guet lesbar und Dütig somit au entsprechend uusicher[3].

Thüringischi, bayrischi und langobardischi Runeinschrifte[ändere | Quälltäxt bearbeite]

s Futhark vo Breza

D Thüringer, d Bayre und d Langobarde hend ebefalls e paar wenigi Runeinschrifte gmacht. Si sind im gliiche Futhark wie die alemannische und fränkische Runeinschrifte gschribe worde und stammet usem gliiche Zitruum. Di maiste thüringische Inschrifte stammet us Weimar (Thüringe; 1.H.6.Jh.): e paar Mane und Fraue hend sich anenand Liebs gwünscht. Us em Piet vo Erfurt stammt di ältischti südgermanischi Runeinschrift. Es isch dr Strääl vo Frienstedt usem dritte Joorhundert nach Chrischtus; er zaigt d Runezeiche kaba, wa "Strääl" (hochdüütsch «Kamm») bidüütet.[4][5].

D Langobarde hend offebar Rune nume brucht, wo si z Pannonie gwont hend. Uf de baide Fible vo Bezenye (Ungarn; um 550) wünschet zwo Fraue Glück und Sege. Us de Römerstadt Aquincum (Budapest, Ungarn; um 530) stammt en anderi Fible mit Rune. Si zaigt under anderem die erste acht Rune vom Futhark. Witeri Runeinschrifte usem östliche Europa und Balkan, wie die vo Breza (Bosnie; 6.Jh.?), wo fast die ganz Runeraije zaigt, chönet nöd sicher amene bestimmte Stamm zuegornet werde.

Die bayrische Inschrifte sind vode alemannische schwer abgrenzbar, scho nume au, well för die Zit e gnaui Stammesgrenze nöd sicher bestimmt werde cha. Die maiste Runefund stammet us de Umgebig vode Stadt Münche. Sozäge all bayrischi Inschrifte sind schwer leserlich oder nöd dütbar.

Alemannischi Runeinschrifte[ändere | Quälltäxt bearbeite]

d Inschrift vo Pforze

Nebet de Friese isch au bi d Alemanne d Chenntnis vo de Rune wiit verbraitet gsii. Bis hüt sind meriri Dotzed Inschrifte gfunde worde, wo im ältere Futhark gschribe worde sind. Die ältiste Inschrifte stammet usem 5. Joorhundert (Oole), die jüngste usem erste Drittel vom 7. Joorhundert. Vill Inschrifte sind unleserlich oder es handlet sich um Psoidoruune. Vo de lesbare Inschrifte zaiget vili nu ais Wort oder en Name, anderi züget aber vo de poetische Fähigkaite vo de Alemanne, wie d Gürtelschnalle vo Pforze (Ost-Allgöi; 2.H.6.Jh.): aigilandiaïlrun: ltahungasokun. De Runeforscher Klaus Düwel het die zwo Zile so dütet: /Aigil andi Ailrûn, elahun gasôkun./ (De Aigil und d Ailrun hend d Hirsch verurtailt.) Da isch e perfekti germanischi Langzile mit Endraim[6]. Usem gliiche Ort stammt e Ring us Elfebai, wo vonere Frau mit Rune beschribe woren isch: aodliþ:urait:runa: oder uf guet "voraltalemannisch" /Aodlinþ wrait rûnâ./ ("D Otlinde het d Rune gritzt."). Au zwo anderi Alemannine hend da Sätzli ufgschribe[7].

Bekannt sind no d Runefible vo Nordedorf wo d Götter Wôdan und Þonar nennt[8]. D Runefible vo Büüli (Schwiz; 2.H.6.Jh.) isch velicht en Hürotsaatrag: frifridil / du / ftmik / l l. Da werd verschide öbersetzt, aber immer öppe im Stil vo "Liebliebling du, umarm/hüroot mi!" Die baide ainzelne Lauch-Rune werdet as Fruchtbarkaitswunsch dütet. Wemmer die Inschrift hinderschi lest, findet me d Wort fudlidi, wa prompt as Bezaichnig vo de wiibliche und männliche Gschlechtstail (ahd. fud, lidi "Vulva, Penis") dütet worden isch. Öberhopt isch um die Inschrift vill spekuliert worde und es sind die oobetürlichste Liebesmagiie anzauberet worde[9].

Immer wider werd d Echthait vode Runeinschrift diskutiert, wo im Chliine Schuelerloch (Altmühltal) entdeckt worden isch. Es isch die anzigi Runeinschrift ufem Kontinent, wo nöd ufeme lose Objekt isch, sondern inen Fels vonere Höhli gritzt woren isch. Wel de Satz birg:leub:selbrade ("D Birg isch lieb em Selbrat") ade nordische Runeinschrift vo Opedal (Norwege) gliicht, hend vill Forscher agnoo, as do e Fälschig vorlit. Doch, nochdem mer im Joor 2001 bi Bad Chrozinge e Fible gfunde het mit de Inschrift boba:leub agirike ("D Boba isch lieb em Agirich"), nint mer wider aa, as die Inschrift doch echt sii chönt.

Quelle[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. Tineke Looijenga: Frisian Runes and neighbouring traditions; Amsterdam (1996)
  2. Peter Pieper: Die Weser-Runenknochen; Oldenburg (1989)
  3. Wolfgang Jungandreas:God fura dih, deofile; ZfdA 101, 1972, S. 84f.
  4. TLZ 12.4.2012 "Kamm war das erste Thüringer Wort". Archiviert vom Original am 3. Mai 2016; abgruefen am 24. April 2012.
  5. http://www.epoc.de/artikel/1148932&_z=798890
  6. Alfred Bammesberger, Gaby Waxenberger:Pforzen und Bergakker; Göttingen (1999)
  7. Klaus Düwel: Runenritzende Frauen (1989)
  8. Ottar Grønvik: Die Runeninschrift der Nordendorfer Bügelfibel I; i: Runor och runinskrifter
  9. Heinz Klingenberger: Die Runenschrift aus Bülach (1976)

Lueg au[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Helmut Arntz, Hans Zeiss: Die einheimischen Runendenkmäler des Festlandes. Leipzig 1939.
  • Klaus Düwel: Runenkunde. Stuttgart 2008 (SM 72).
  • Martin Hannes Graf: Paraschriftliche Zeichen in südgermanischen Runeninschriften. Studien zur Schriftkultur des kontinentalgermanischen Runenhorizonts. Zürich 2010 (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen. Historische Perspektiven; Bd. 12).
  • Wolfgang Krause: Runeninschriften im älteren Futhark. Göttingen 1965 (Sammlung Göschen; Bd. 1244/1244a).
  • Wolfgang Krause, Herbert Jankuhn: Runeninschriften im älteren Futhark. Göttingen 1966.
  • Marcello Meli: Alamannia Runica. Verona 1988.
  • Stephan Opitz: Südgermanische Runeninschriften im älteren Futhark aus der Merowingerzeit. Kirchzarten 1980.
  • Uwe Schnall: Die Runeninschriften des europäischen Kontinents. Göttingen 1973.