Wikipedia:Presse/Presseerklärung Sommertreffen 2008

Us der alemannische Wikipedia, der freie Dialäkt-Enzyklopedy

Diä Presserklärig isch gange an:

CH: Tages-Anzeiger, Basler Zeitung, Berner Zeitung, Freiburger Nachrichten, Walliser Bote, NZZ
D: Südkurier, Die Oberbadische; Badische Zeitung; Schwarzwälder Bote; Schwäbische Zeitung

Schicke si no an anderi Zittige, wun er känne (eifach e-mail-Adräss rüssueche un e baar persenligi Wort mit drzue schriibe). Drage bittschen do ii, was er unternumme hän. Ich bi jetze bis am 2. 9. furt. --Albärt 00:10, 26. Aug. 2008 (CEST)

Treffen der Alemannischen Wikipedia im Schweizer Hittnau[Quälltäxt bearbeite]

Am 23./24. August fand in Hittnau das „Summerträffe 2008“ der Alemannischen Wikipedia statt. In den kleinen Ort im Zürcher Oberland kamen Wikipedia-Aktive aus Strassburg, vom Kaiserstuhl und aus Lörrach in Oberbaden, aus Zürich, aus dem Allgäu und aus Hittnau selbst. Die Arbeitsweise der Wikipedia, noch dazu, wenn sie im Dialekt geschrieben ist, bringt besondere Probleme mit sich – diesen versuchten die Aktiven in Hittnau zu Leibe zu rücken.

Eine kleine, aber feine Wikipedia ...[Quälltäxt bearbeite]

Die standarddeutsche und die englischsprachige Sektion des Online-Lexikons ist mittlerweile sehr bekannt und umfangreich, sie gehören zu den beliebtesten Nachschlagwerken der Welt. Dass es auch zahlreiche kleinere Sprachsektionen der Enzyklopädie gibt, darunter eine alemannische, weiss nicht jeder. Bereits im November 2003 wurde eine Elsässische Wikipedia gegründet und im September/Oktober 2004 haben Liebhaber der Mundart aus Süddeutschland und der Schweiz diese zur Alemannischen Wikipedia erweitert. Seither werden dort in den Dialekten der Deutschschweiz, des Elsass, des Allgäus, Oberbadens, Schwabens und Vorarlbergs Artikel für das Online-Lexikon geschrieben. Die verschiedenen Varianten des alemannischen Dialekts sind dabei gleichberechtigt. Die Artikel können und dürfen Übersetzungen aus anderen Sprachsektionen sein, das Treffen in Hittnau favorisierte aber selbständige Arbeiten, die es bereits zahlreich gibt und die weiter gefördert werden sollen.

Die kleine alemannische Sprachsektion des grossen Internetlexikons hat einen engeren Kreis von nicht viel mehr als zwanzig Autoren besonders aus der Deutschschweiz und Oberbaden, die ständig oder häufig aktiv sind, aber auch Hunderte, die gelegentlich oder auch nur einmal etwas schreiben oder schrieben.

Schaffen an der Quadratur des Kreises?[Quälltäxt bearbeite]

Wie kann so ein kleiner Kreis mit den grossen Sprachsektionen konkurrieren? Das war eines der Themen in Hittnau. Die Teilnehmer waren sich bewusst, dass dies nur bedingt möglich ist. Ein Leser, der sich schnell informieren will, kommt in der standardsprachlichen Wikipedia schneller vorwärts und findet mehr Themen abgedeckt. Die in Standardsprachen geschriebenen Wikipedias werden es immer leichter haben. Punkten kann die Alemannische Wikipedia damit, dass sie ein Werk mit grösster dialektaler Vielfalt ist, eine Fundgrube für jeden Dialektfreund. Für das Problem, dass der Name „Alemannisch“ nicht überall gleich bekannt und beliebt ist und zur Identifikation einlädt, gab es in Hittnau erwartungsgemäss keine befriedigende Lösung; auf der „Houptsyte“, der Startseite, blinken daher seit einiger Zeit die grössten Unterabteilungen des Alemannischen, nämlich Elsässisch, Schwäbisch und Schwiizerdütsch, auf einer Sprachkarte auf.

Die bisherige inhaltliche Ausrichtung wurde in Hittnau wieder bestätigt. Im „Profil“ der alemannischen Artikelschreiber, das bereits auf dem Sommertreffen 2006 angelegt wurde, heisst es: „Mir versueche, e wüsseschaftlichs Niveau z'erreiche. Mir sin üs aber im Klare, dass mir nit mit Enzyklopädie in Amtssproche vo grosse Nationalstaate chönne konkurriere. Sell isch au nit unser Ziil, mir konzentrieren üs uf s'alemannisch Gebiet - uf si Sproch, sini Landschafte un si Kultur.“ Damit kann der Leser auch Artikel finden, die in den grossen Wikipedias nicht, knapper oder anders ausgeführt sind. So unterscheidet sich etwa der Artikel „Johann Peter Hebel“ in der standarddeutschen und in der alemannischen Wikipedia nicht nur in der Sprache deutlich.

Qualitätsmanagement bei Inhalt und Sprache[Quälltäxt bearbeite]

Die Konzentration auf das alemannische Gebiet ist eine Absichtserklärung; nicht jeder Autor muss und will ihr folgen. Inzwischen sind in der Alemannischen Wikipedia so über 4.200 Artikel zu allen möglichen, auch nicht-regionalen Themen zusammen gekommen. Dass es keine 42.000 oder mehr sind, verhindert das Qualitätsmanagement – die „Alemannen“ beteiligen sich an keinem Ranking, es werden keine winzigen Artikel zugelassen und gezählt. Wie bei anderen Wikipedias findet eine grobe inhaltliche Kontrolle statt; Artikel von gut- und böswilligen Spassvögeln werden gelöscht, offenkundig unsachliche Artikel oder Änderungen werden korrigiert oder gelöscht, zum Glück fast nie vorkommende Urheberrechtsverletzungen (Plagiate) müssen gelöscht werden. Diese Kontrolle üben Mitarbeiter aus, die meist selbst Autoren sind – freiwillig und unentgeltlich, wie alle anderen Wikipedianer auch. Dabei stehen die wenigen Aktiven vor dem Problem, dass sie nicht in allen Themen fachkundig sind und sein können, dass immer mal ein schiefer Absatz oder Artikel durchrutschen kann. Die erhoffte Lösung ist, dass irgendeinmal doch ein Leser auf den Fehler stösst und ihn korrigiert. Das ist das besondere an Wikipedia und bringt viel Freud und ab und zu auch Leid mit sich: Jeder darf mitmachen (auch Sie, lieber Leser!). Bescheidene Anfänge können durch Mitarbeit vieler verbessert werden. Freilich muss sich jeder Autor gefallen lassen, dass er selbst auch verbessert wird. Doch geht nichts verloren: Der Beitrag eines jeden Autors kann in der Historie nachverfolgt werden (Reiter Versione/Autore), auch wenn er für unrichtig befunden und in der neuesten Artikelversion verbessert oder gelöscht wurde.

Während Wikipedias in grossen Sprachen auf Mitarbeiter zurückgreifen können, die ihre Sprache an Schule und Universität gelernt haben, kommen in der Alemannischen verschiedene Dialekte zusammen, die in Ausdruck, Grammatik und Schreibung nicht genormt sind und so gut wie nirgends gelehrt werden. Zudem befinden sich einige der alemannischen Dialektspielarten, besonders im Elsass und in Südwestdeutschland, in einem Verfallsprozess. Neben den Problemen der inhaltlichen Qualitätssicherung hatte sich das Treffen in Hittnau auch damit zu befassen, welches Alemannisch denn noch akzeptiert werden kann. Grundsätzlich darf jeder Autor in seiner Dialektvariante schreiben und dass ein Badener einem Schwaben oder ein Ostschweizer einem Westschweizer oder umgekehrt am Dialekt herum korrigiert, ist nicht erlaubt. Dennoch gibt es Grenzen – und diese wurden in Hittnau erneut diskutiert. Eine alemannische Wikipedia würde keinen Sinn mehr machen, wenn Artikel in einer städtischen Umgangssprache geschrieben wären, die noch alemannische Anklänge hat, aber eigentlich weitgehend identisch mit der Standardsprache ist. Die Richtlinien, die in Hittnau verfeinert wurden, sehen in einigen Fällen eine behutsame Korrekturmöglichkeit vor. So darf etwa „Ich war in Züri“ in „Ich bi z Züri gsii“ verbessert werden. Aber etwa der berndeutsche Satz „Dhir chöit hingere“ dürfte nicht in das Kaiserstühlerische „Dr kenne hinderi“ oder umgekehrt „verbessert“ werden.

(Be)such auf alemannischen Grabhügeln in Illnau[Quälltäxt bearbeite]

Der zweite Tag des Treffens in Hittnau klang aus mit einem Suchen und schliesslich Besuchen der alemannischen Grabhügel in Illnau. Der aus dem Toggenburg stammende Teilnehmer al-Qamar hatte in der wissenschaftlichen Literatur entdeckt, dass es in Illnau-Effretikon, ebenfalls im Zürcher Oberland, alemannische Hügelgräber gibt. („Al-Qamar“ ist ein „Benutzernamen“, einen solchen geben sich viele Mitarbeiter der Wikipedia.) Leider ist dieser Ort alemannischer Frühgeschichte nicht ausgeschildert und so mussten die Teilnehmer die sieben Hügel in einem grösseren Waldstück suchen; sie wurden nach einigen Fehlschlägen auch fündig. Im Artikel „Grabhügelnekropole Illnau“ in der Alemannischen Wikipedia heisst es zu den fast mannshohen Hügeln: „Di uuffälig Grabform zaigt, as die Mane und Fraue, wo sich do bigrabe loo hend, zum lokale alemanische Adel grechnet were chönt. Ahand vo de Datierige hend die sibe Tote zu drai Genertione im uusgende 7. Joorhundert ghöört.“ Diese und ausführliche weitere Informationen trug al-Qamar am Fundort vor. Ein Besuch am Geburtshaus des lokalen Mundartdichters Jakob Stutz (1801-1877) in Hittnau-Isikon schloss sich an; die Lesung aus seinen Gedichten musste wegen der fortgeschrittenen Zeit leider ausfallen – einige Teilnehmer vom Rand des alemannischen Sprachraums hatten noch bis zu 250 km Heimweg vor sich.

Links:

Houptsyte: http://als.wikipedia.org

Profil: http://als.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Profil
Bsunders glungeni Artikel: http://als.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Bsunders_glungeni_Artikel
Portal Alemannisch: http://als.wikipedia.org/wiki/Portal:Alemannisch
Portal Alemanne: http://als.wikipedia.org/wiki/Portal:Alemanne


Hinweise am Rand:

Suchbegriffe müssen auf Standarddeutsch ins Suchfenster eingegeben werden – z. B. „Berndeutsch“. (In Dialekt wäre es nicht sinnvoll, weil dann einer nach „Bärndütsch“, der andere nach „Bärntüütsch“, der dritte nach „Bernditsch“ usw. suchen würde.