Simon Gfeller: Seminarzyt. Kapitel 5

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Öpfelgluscht

Nomittagspause — Fuetterzyt! Seminarischten us dreine Promotione stöh uf der öschtlige Tarässe vom Seminar u chnütschen a ihrem Zvieribrot. Es isch chly troche, rütscht aber einewäg. Seminarischtemäge verlangen öppis. Paar Grüüsle bringe’s sogar fertig, zwe Bitze z’versorge.

I allem macht einen usfindig, daß der Öpfelchäller uf der Syte vom Seminar lyt. Dür d’Heiterlöcher i der Muur gseht me fascht uf d’Brügi ahe. U sie wär de nid öppe läär! Die, wo verwiche hei müeße go Härdöpfel abcheischte, wüsse z’mälde, es ligi no Chörb voll druffe, Renettech u Suurgrauech, gar sakerlimänts schön.

Jetz het ungereinisch ’s Brot nümme rächt meh welle rütsche. O Herrgott, we me doch öppen e saftige Suurgrauech oder zwee derzue hätt, das wär fein!

Aber wie derzue cho? «Engeland ist zugeschlossen und der Schlüssel abgebrochen!» Häxe sött me chönne, häxe, wie die Fraueli, wo’s verstange hei, de Hüehnnere d’Eier z’zieh u de Chüehne d’Milch! Oder sött chönnen e längen Arm mache, e zähe Schueh länge, de möcht me dür’s Heiterloch ahe grecke zue-n-ne....

Gluscht macht erfinderisch, u plötzlig chunnt eim en Yfall. Für was hätt me de i der Gschicht ghört, wie’s Pfahlbaulüte groten ischt, ihren Arm z’verlängere? Im Schwick ischt eine vo de Seminarischte bi de Bohnestange äne gsi u het eini usezoge. Der Kopf isch es gsi, e länge gwirbige Oberländer. Jetz Spitz vora mit dür’sch Heiterloch ab u en Öpfel gluegt az’stecke... O heieli hei, kene wott blybe hange, alls Awänge für d’Chatz! Was jetz afoh?... «Het kenen e Nagel im Sack?»... Wohl, so ne Nagel isch liecht ufz’trybe. Guet emel afe! Er wird mit eme Stei dür e Spitz vom Bohnestangli gschlage. So, ume früsch druuflos — nüt nohloh gwinnt! Wider fahrt d’Bohnestange zum Heiterloch ab u tuet ärschtig uf der Öpfelbrügi umepicke. Fryli, Hüehnner hätti meh verrichtet, zwöü- drüümol chunnt d’Stange wider lääri zum Loch uuf... halt, we me nüt derzue gseht! Aber ändtlig hanget würklig eine dranne u de ne große, guldgälbe. Het das es Halloh ggäh, Heiterefahne! «Weit d’r d’Müüler halte, Kamuffe, was d’r syd!» futeret der Kopf u macht Äuger wie ne früschgchläpfte Türgg. Rächt het er. Settigi gueti Wärch macht me besser i aller Stilli ab. No paarmol fahrt d’Stange dür’s Loch ab, u fascht allimol hanget es Fischli am Angel. Ganz merkwürdig guet grotet das Apicke. Zletscht chunnt es em Täter sälber verdächtig vor. «Vori isch’ grad gsi, wie we mer öpper am Stangli zoge hätt», seit er verduzte.

Dermit het’s glütet; d’Stangen isch wider a ihres Ort gwanderet u d’Seminarischten i ihri Lehrzimmer. Sie hei si nid weni ybildet uf ihre Streich u wohl gläbt dranne.

Sälb Obe het der Diräkter d’Andacht gha. Wo-n-er isch fertig gsi mit syr Betrachtig, seit er: «I ha da no öppis byz’füege», u het heimligs derzue gschmunzlet. «D’Frau Diräkter het dä Halbtag im Chäller unden Öpfel erläse. I der Vieripausen isch es gsi. Da isch plötzlich e spitzi Stange cho dür’s Heiterloch abz’fahre und het unbarmhärzig na denen uschuldige Suurgraueche gstoche. Offebar hei sich da gluschtigi Seminarischte wellen e Zuetat verschaffe zu ihrem trochene Zvieribrot. Aber die ganzi Unternähmig isch doch ziemlich Kopf-los ygleitet gsi, würklich Kopf-los. Sie hätt ganz sicher ihre Zwäck nid erreicht, we sich nid d’Frau Diräkter erbarmet und albeneinischt en Öpfel a Nagel gsteckt hätt. Es hätt ganz bestimmt derby nüt usegluegt, weder daß die schöne Öpfel wäre beschädiget worde. Drum möcht i bitte, das in Zuekunft z’underlah. Me wird für die, wo ihren Öpfelgluscht nid chönne bezwinge, müeßen uf enen andere Wäg luegen Abhülf z’schaffe. Die, wo’s absolut nümmen ohni Öpfel chönnen ushalte, dörfe de morn nach em Mittagässe zu mir i hindere Gang cho. I wil de nes Chörbli voll la ufehole, für nen us der Not z’hälfe... Guet Nacht! »

Morndrischt nom Zmittag het’s a der Tür vom Diräktionszimmer gchlopfet. Der Herr Diräkter chunnt usen u erchlüpft fascht... der ganz Gang gsteckt voll Seminarischte, Chopf a Chopf, was yhema; dür d’Zwüschetüre gseht me, daß si d’Reie im vordere Gang furtsetzt! Nid eine vo de Seminarischte fählt, der ganz Konvikt ischt uf de Beine...

«Jä, was isch das für ne Völkerwanderung?»

«Herr Diräkter, mir möchten jetz die versprochenen Öpfel!»

«So... so... so! Alli hei so nen Öpfelgluscht, isch das müglich!... Ja, wüsset d’r, i däm Fall chan i mys Verspräche mit em beschte Wille nid halte, ’s tät is grad die ganzi Brügi abruume, hahahaha! Es gitt also keini Öpfel, hahahaha... ganget dihr nume wider, wo d’r härcho syd...!»

Dermit het er si i sys Zimmer gflüchtet, u d’Seminarischte sy mit Lachen u Gschärei zum Tämpel uus. We’s scho kener Öpfel ggäh het, hei sie doch ’s Gfüehl gha, dä Rung syge nid sie ungerdar cho!