Simon Gfeller: Seminarzyt. Kapitel 4

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Liebi Zöglinge!

Drüü un es Halbs Johr sy d’Seminarischte so agredt worde fasch Tag für Tag — väterlig-fründtlig, nid wohr? Mi sött nid meine, daß do öppis drannen usz’setze wär. U doch het i däm Aruef für die, wo epfindligi Ohre gha hei, öppis mittönt, wo-n-es nid chönne het. «Zögling» isch für seien e unerfreuligi, verdächtigi Wortform gsi. Lueg me numen einischt ihri Gspanen a, wo mit eren im glyche Fährech deheime sy, was das für ne Chläbluuseverwandtschaft ischt: Säugling, Weichling, Schwächling, Särbling, Fürchtling, Feigling, Flüchtling, Frächling, Sträfling usw. E ganz e minderwärtigi Gsellscheft! Möü au harmloseri Gschöpf derby sy, so isch doch de meischte nid z’traue. Fascht allne haftet öppis Unzytigs, Ungfelligs, Verchehrts oder Verluederets a, öppis, wo mueß korrigiert wärde.

«Zögling» hanget offebar zsäme mit Erzieh u sött drum eigetlig Erzögling heiße. Wahrschynlig syn ihm aber vom vile Bruuchen i de Seminarie d’Vorderzähng usgfalle, drum het es du im Klang das unagnähm Schmatzende ubercho. Villicht chunnt es au dervo här, daß i früehere Zyte ’s Zieh bi der Erziehung so ne wichtigi Rolle gspilt het, ’s Zieh a Hooren u Ohre. ’s chönnt au sy, daß me vermuetet hätt, d’Seel syg mit denen Organe bsungerbar fescht verwachse u chönn däwäg am ringschten u eifachschten i d’Höhi glüpft wärde...

Liebi Zöglinge! Der Hauptton isch gäng uf der erschte Silbe vom zwöute, inhaltsschwäre Wort gläge — Zöglinge, was het das chönne heiße? Öppen angfährt das:

«Dihr syd i Gottsname no unerzogeni Kärle, unbeschnitten a Härzen u Ohre, weni tüechtig zu einigem Guete u geneigt zu allem Böse. Dihr müeßt no gchnätet u gförmt wärde, innerlig u üsserlig, Johr u Tag! Us euch sälber syd d’r nüt u bringit d’r nüt zwäg, dihr hangit ganz vo üs ab u wärdit bloß das, was mir us ech mache. Mir hoffen aber mit Hülf vom liebe Gott u mit Hülf vom Seminarreglemänt zletscht doch no öppis Aständigs u Bruuchbars us ech härz’stelle. Vergässit aber ke Augeblick, liebi Zöglinge, was für usuuberi u fragwürdigi Gfeß dihr jetz no syd! Löht ech heilsam dra mahne, daß dihr no himelwyt etfernt syd vo üser lehrherrliche Vollkomeheit! U löht ech nid im Traum yfalle, dihr heigit die glyche Rächt wie mir Erzogene, hüetit ech jo rächt vor vürwitzigen Asprüche!»

Das isch es gsi, was e liechtgchränkti Seminarischteseel unklar druus use gspürt het. Das isch es gsi, was sie so schlächt het chönne verputze, grad wil ere die eigeti Uryfi u Unvollkomeheit so schmärzhaft isch bewußt gsi u z’schaffe ggäh het. D’Wohrhit het mängischt e bitteri Chuscht, u Lüt i de Flegeljohre hei nid sälten es ubersteigerets Ehrgfüehl. Drum chöü sie’s nid lyde, we me ne d’Nase bständig uf ihrer Bräschten u Mängel stoßt. Am liebschte täte sie trotzig hingeruuf schloh u umegäh: «Was ’s sälben abelangt, syd dihr Erzogene au no grad kener Erzängle!»

Nu, gar so schlimm isch es jo no nid gsi mit dene liebe Zöglinge. Meh g’ergeret hei si d’Seminarischte, we nen e gwüsse Lehrer syner verächtlige «Buebeli, Buebeli, Buebeli!» a Chopf gworfe het. Lieber aghässelet wärde, weder i settigem Winglewasser gwäsche!

Fein hingägen isch es gsi bi däm alte Gentleman, wo im oberischte Gang uf syne Stifelfinken umegsäglet ischt u uf sy Pensionierig planget het, für die der groß Kanton Bärn no gäng kes Gäld gha het. Dä alt Herr het a Gedächtnisschwund glitte u sälber au gspürt, daß er nümme völlig uf der Höhi isch mit sym Wüssen u Chönne. Aber sys warmhärzige Möntschetum hein ihm au die höhen Altersjohr nid chönnen uslösche. Er het si nid uf’s höhe Roß gsetzt u de Seminarischte nid bi jeder Glägeheit d’Nasen uf d’Respäktsgränze gstoße. «Mein Sohn», het’s bi ihm gheiße, wen er eim öppis het z’säge gha, u «Junge Leut», wen es die ganzi Klaß aggangen ischt.

Fascht all Sunndi sy sie-n-ihm uf em Wäg zwüschern Seminar u Dorf begägnet. Är isch vo der Wirtschaft cho, wo-n-er d’Choscht gnoh het u sie vom Seminar-Mittagstisch, wo mit Suurchabis u Späck isch garniert gsi. Scho vo wytems sy ihrer Hüet i d’Höhi gfloge:

«Grüeß Gott, Herr Glaser!»

«Grüeß Gott, junge Leut! Wollt ihr euer Schöppele tringge?»

«Jawohl, Herr Glaser!»

«Schön so. Hab meins schon gedrungge!»

Das ischt alls gsi, schynbar weni; aber für d’Seminarischten öppis unerhört Schöns, ewig Unvergäßligs! Wie Rägebogefarbe het es ufglüüchtet i dene junge Gmüetere, wie Fridesschalmeien isch es dür d’Luft gschwäbt. Er het nen au es Rächt uf Freud zueerchennt u se lo gälte, wie sie gsi sy. Kes Jo... aber, kes Mahnschwänzli hingerdra, unbedingts Vertraue, reini Seelewohltat! U das, trotzdäm es im Seminar Schlingle ggäh het, wo-n-ihm sy Ufgab bitterlig erschwärt hei.

Settig Lehrer vergißt me nid. Sie wachsen ein mit de Johre gäng höher. Sie erzieh no, we sie scho lengschte Staub un Äsche worde sy. U für das, wo me ne z’leid gwärchet het, schämt me si hingerdry bilängerschi herter.