Simon Gfeller: Seminarzyt. Kapitel 12

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E böse Ruusch

Zwöü un es halbs Johr hei d’Seminarischte müeßen im Konvikt verbringe. Im letschte Studiejohr hei sie de im Dorf dörfe Choscht u Logis sueche u chly größeri Freiheit gnosse. Fabi het si mit paarne Kamerade z’usserischt im Dorf yquartiert. Ihri Choschtgäberen isch Witfrau gsi u Eigetümere vo mene nätte Wohnstock u guetpflegte Garte mit alte Schattebäume. Ihres ganze Bsitztum ischt a der breite, vilbegangene Hauptstroß gläge u het rächt wohnlig u heimelig usgseh. Paar Stägetritte hei uf ene gschloßni Veranda uehegfüehrt, wo mit wüehligem Meiezüüg u farbige Glasschyben isch gschmückt gsi. Dür die Veranda isch me de zur Huustür cho.

Es ischt unstrytig eine vo de schönschten u gäbigschte Choschtorte gsi. Sogar es Gartehüsli hei Fabi u syner Kamerade dörfe mitbenutze, was nen i de heißischte Summertage mängisch rächt erwünscht cho ischt. Es isch nid zum Verwungere gsi, we sie si scho mit ihrem Choschtort gmeint u chly mitlydig uf die angere Klassegenossen ahegluegt hei, wo nid so agnähm sy placiert gsi.

Jetz sy sie emel au einischt a me Mändigzobe scho ziemli spät i ihrne Bude hinger den Ufgabe ghocket. Du ghöre sie ungereinischt en ufgregte Wortwächsel uf der Veranda usse. Voll Angscht het d’Choschtfrau ihrer Näme grüeft. Im Satz sy sie usegschosse, für go z’luege, was do los syg u für go z’hälfe.

I der Veranda usse steit e große schwäre Ma i mene wyte Mantel u schwarze Wullhuet u wott mit Gwalt i Huusgang yhe drücke. Uf en erschte Blick gseht men ihm a, daß er e schwäre Ruusch het. Chleider hätt er bravi annegha, aber sie sy vo ungen a bis obenuus mit Stroßedräck versprützt u uberpflaschteret gsi. Stang het er au ke feschte meh gha u bständig mit de Hängen a der Wang müeße verstelle. D’Choschtmuetter het müeßen i der Angscht sy, er chönnt ere die tüüre farbige Glasschybe verschloh oder uf ’s Meiezüüg uehe falle un alls verchrute. Offebar het er ihres Wohnhuus für ne Wirtschaft agluegt.

«Was weit dihr do?» ranze ne Fabi u sy Kamerad a u versperren ihm der Ygang.

«Inhi wollt i!» ruret er u probiert se näbenume z’stoße.

«Löht ne nid yne», angschtet d’Frau W., «er verdräcket mer alls, daß ’s e Gruus ischt!»

«Heit nume nid Chummer», tröschte sie se, «dä ebhei mer de no u wei scho mit ihm fertig wärde!» U bälle dä Mänel a:

«Setzit jetz lugg! Dihr syd am lätzen Ort! Do isch kes Wirtshuus! Machit nume, daß d’r wyter chömit!»

«Inhi wollt i!» beharret er im Befählshaberton uf syr Absicht, u wott yhezwänge.

«Nüt isch! Dihr syd jo i mene Privathuus inne! Hie chöüt d’r doch nid ubernacht sy!» brüele sie-n-ihm i d’Ohre.

Aber es man ihm nid dür d’Ringen yhe, er glotzet se verständnislos a, u sie gschaue nen au no chly besser. Er treit e guldige Ring am Finger, u im Schilehchnopfloch hanget ihm e schwäri, silberigi Uhrechötti. Offebar isch es e Ma us de sogenannte bessere Kreise, u gfährlig gseht er uf ke Fall uus, numen unappetitlig uber alli Masse.

«Sött me nen ächt doch yheloh?» froge sie. «Mir chönnti nen uf üsersch Zimmer näh un ihm e Madratzen uf e Bode lege. Ebha täti mer ne doch gäng, wen er wett wüescht tue. Mir sy jo üsere Sächs im Huus!»

«Nei, Wäger nid», wehrt d’Choschtfrau ab. «Es gruuset mer ab ihm. Zersch sött me doch de wüsse, mit wäm me’s z’tue hätt!»

«Wo chömit dihr här?» haue sie ne früscherdings a.

«Geit ech en Dräck a!» chunnt d’Antwort.

«Jä, we mer ech sölli yheloh, müeßt d’r Uskunft gäh, wär d’r sygit. Wie heißet d’r?»

Aber der Bscheid isch wider ganz übli Musig gsi, öppis vo Blose het’s gheiße, wo-n-i nid will nohesäge, u hingerdra der alt Thärme: «Inhi wollt i!» u bilängerschi ufbegährischer. Dürestiere het er’sch welle, afoh Böx usteile u ganz ungattlig tue. Jetz het se d’Ungeduld ubernoh u hei sie vergässe, daß, we Nüechter u Trauchnig binangere sy, die Nüechtere der Verstang sötti ha für zwo Parteie.

«So, Schluß jetze! Use mit ihm!»

Sie hei ne gfasset, sy mit ihm dür d’Veranda uus u uber d’Stägen ab. Er het verstellt u si gwehrt, so guet er chönne het, un es gnots wäri die farbige Glasschyben i Stücki ggange. Dür e Garten uus hei sie ne halbwägs müeße schleipfe, u bständig het er wellen uswäjen u stüpfe. Es ischt e ruuchi Abfuehr gsi, weder nid öppe, daß sie ne prüglet hätti. Vor’sch Gartetöri usegstellt hei sie nen u bschlosse.

«Luegit, dert innen isch ’s Dorf, dert het es Wirtschafte gnue, für zum Ubernachte!»

D’Stroßelampe hei no brunne, daß es nid schwär gsi wär, der Wäg z’finge, trotz em Näbel...

D’Frau W. isch grüüsli zfride gsi mit ihrne Hälfere u het se grüehmt, sie heigi ihri Sach brav gmacht. Fascht e chly wie Helde sy sie si vorcho u hei d’Chöpf ufgha wie d’Heidochsen a der Sunne.

Aber die Freud het nid lang duuret. Zwe Tag speter chunnt d’Choschtfrau tuuchi mit ere Zytig i der Hang zum Fabi u zu sym Kamerad u zeigt nen e bösi Nachricht: Uf der landwirtschaftlige Schuel R. heig es e beduurligen Unglücksfall ggäh. I der Nacht vom Mändi uf e Zyschtig syg dert e Ma z’todgfalle. Er syg betrunke gsi u heig i der Schüür welle go nes Nachtlager sueche. Aber bekanntlig syg d’Schüür vor churzem abbrunne u nüt dervo blybe stoh weder d’Brüggstockmuur. Uber die uus syg der Beträffet i der feischtere Rägenacht gfalle u heig ’s Gnick ygschosse. Es handli si um ene ehemalige Schüeler vo der Anstalt, drum sygen ihm d’Örtlichkeiten einigermaße bekannt gsi. Dä Verstorbnig, e Gschäftsma us em Oberland, wärd i der Gäget Ufträg ha z’verrichte gha, syg i ne luschtigi Gsellschaft grote u heig e Ruusch ufgläse. Wo-n-er dürhar umeghürschet syg, wüß me nid. Es syg schad, daß er nienen es Obdach funge heig, es truuri e jungi Frau um ihn u zwöü chlynni Ching...