Text:Rudolf von Tavel/Unspunne/Kapitel 9

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IX.

A sym alte liebe Plätzli, oben am Aarebord z’Märchlige, isch ds Madeleine Herbort wieder einisch gsässen und het gstudiert, grad wie Anno dennzumal, wo-n-es nid begriffe het, warum me’s schön atöggelet uf sys Bänkli use schickt. Ds Bänkli frylech, das isch nümme da gsi, nume no zwo verfuleti Schwirre. Derfür het es jitz es großes himmelblaus Tuech mit mene chupferfarbige Wyblattmuschter uf ds Gras gspreitet und sech druuf gsetzt. Statt dem rosefarb und grau gstrichlete Summerröckli het’s hütt ganz ganz en eifache schwarze Rock treit, mit mene wyße fichu Marie Antoinette. Aber di luftige chruuse Guldhaar hei uf däm fyschtere Chleid nume descht schöner glänzt. Und het es o nid grad ds Gsicht vo nere Juno gha, so isch halt doch ds ganze Wäse vo Chopf bis zu de Füeßen e wahri Schönheit gsi, früsch und natürlech. D’Ouge, ja, die sy nümmen i der Luft umenandere gspaziert, wie ehmale. Si hei sech nid a de Fäldblueme vertörlet, wo wie ne Farberägen über ds Bort ab gstande sy, nid am silberige Zwitzere vo der Aare da unden im heitergrüene Gießegstrüpp, nid a de Schneebärge, nid a de bländigwyße Wulke, nid am junge Buechewald uf em Gurte. Si sy überhoupt dä Momänt für nüt da gsi, grad wie d’Händ, wo ihri Arbeit uf der Dechi hei la ligen und längs Bitze mit den Ellbögen uf de Chneu Schüüchläder a de Schläfe gmacht hei. Und doch hei di Ouge mängs gseh und de Gedanke Vorspann gleischtet. Dert änen isch ja der Lohn, i syne Böum versteckt, der Turm vo Chäsertz luegt über syni Linde, über di Linde, wo ne Name dry gchritzet isch. Da unde lyt ds Fährschiff a der Chetti, und grediübere blüeit no e Chranz vo Öpfelböum a der Änglischbärgegg. — D’Änglischbärgegg!

Uf eismal lyt ds Madeleine der Längi nah uf der Dechi und drückt ds Gsicht i ds blaue Tuech. Di guldige Haar zitteren i der Sunne. D’Achsle zucke. Es schnellt öppis dür e ganze Lyb. D’Händ bewege sech, wie wenn si, weiß Gott wohär, wetten e Dechi abezieh, für fyschter z’mache.

Nah-ti-nah löst sech der Chrampf. Di ganzi Gstalt wird stiller. Me chönnti meine, si well yschlafe. Nei, aber so gseht men uus, wenn me sech mit der letschte Chraft vo öppisem losgrisse het und erschöpft isch.

Es chräschlet e lyse lyse Schritt im dürre Loub vom Waldsoum und jitz im saftige Gras usse. E Schatte schlycht über ds Madeleine und löscht der Sunneglanz uf sym Haarschopf. Es dräjt sech um, luegt uuf. — D’Maréchale, höch, rahn und schwarz.

«Oh, ma, pauvre!» seit si, lat sech näbem Madeleine nider und zieht di jungi Fründin a ihres Härz. Si het geng es Charme gha, di vürnähmi Frou, aber no nie so nes mächtigs wie jitz, wo si mit gschickte Händen e schwarzi Sydenescharpen über Chopf und Hals weiß z’zieh, daß me grad säge mueß: di truurigi Schönheit. Und ’s isch äbe nid numen e Komedi. Si isch duuch und härzig, und di graziösi Art, ihres Leid z’trage, ghört halt zue nere.

Wo ds Madeleine ihri liebblauen Ougen ob sech gseht, geit e heitere Schyn über sys Gsicht. Es süüfzet uuf und seit: «Jitz — bin i, gloub, düre. — Aber gäll, du hilfsch mer de glych no, wenn’s mi wieder sötti acho?»

«Häb nid Chummer, Chind!» tröschtet di wälterfahreni Frou, «i ha di ghüetet, wo mir beidi no anderi Ambitione gha hei, i ha dir uf e neue Wäg ghulfe, und i weiß sälber wohl, was es choschtet, der groß Schritt z’wage. — Aber jitz sy mer beidi erlöst.»

Was di beide hie zum weiß nid wievielte Mal under Träne, Zärtlechkeiten und säligem Lache sech versprochen und versiglet hei, het scho z’Grächwyl oben agfange. Dem Madeleine isch es vom Ougeblick a, wo-n-es gwüßt het, daß der Xandi Wagner i ds Regimänt Roverea yträtten isch, nümme so schwär worde, der Wält der Rügge z’chehre. Und mit der glyche Luscht, mit dere vor Jahre der Houpme von Erlach der Maréchale-n-us der Hand gfrässe het, wenn’s a ne Jeukete gangen isch, het sech jitz ds Madeleine vo nere mit geischtleche Brösmeli la fuettere. Aber es het öppis bruucht gha, bis es so wyt gsi isch. I den erschte Tage nam Tod vom Unggle Gabriel het es e tapferen Alouf gno und scho gmeint, es sygi d’Wält los und heig alles überwunde. Syn ihm de aber Sache begägnet, wie das Gspräch mit dem Herr Sigmund Wagner am Stifmüetterli-Groupe, so isch ihm undereinisch wieder alles erwachet, wo-n-ihm früecher Härz und Chopf gfüllt het. Ja, es het numen a dä Sigmund bruucht z’dänke, so isch ihm dä ganz neu Läbeswäg unnatürlech vorcho. ’s het sogar Tage gä, wo-n-es sech dem Erschtbeschten a Hals gworfe hätti, nume für us däm Ghürsch use-z’cho. Und chuum het es sech über settige Gedanken erwütscht, so isch es dopplet so unglücklech gsi wie vorhär, het gmeint, es heig sys Seeleheil gschändtet und isch nümme gsi z’tröschte.

Grad i där Zyt het sech d’Maréchale wieder i d’Neechi gla. Di lahme Troschtsprüchli vo der Tante Rosine sy um ds Madeleine umegläge wie toti Fliege. D’Frou de Chateauvieux hingäge het sech mit der schwarzen Escharpe härzig drapiert und gseit: das heig si alles meh als einisch düregmacht. Di beide Fründinne hei Müej gha, das z’glouben und sy voruse, ga träppele.

D’Frou Rosine het d’Frou Willading bis a Waldegge begleitet und gseit: «Das Cecile het ja geng alles besser gwüßt.» Und d’Frou Therese het g’antwortet: «I gseh’s halt geng no uf em Däntsch umegumpe. Bsinnsch di no, dersälb Tag?»

«Bhüet is ja. Wenn men ihm ds sältmal mit remords und pénitence cho wär...»

D’Maréchale-n-isch aber dem Madeleine weder mit remords no mit pénitence cho, sondere mit confidences us ihrem eigete Läbe, wo nid so schwär sy gsi z’gloube. Si het ihm ganz klar und dütlech gwüßt vorz’rächne, daß men überhoupt nid vo der Tuged läbi, sondere vo der Gnad. Da isch ihm uf eismal ds Liecht ufgange, und es het vo Stund a wieder dry gluegt wie eis, wo der Wäg weiß. Und bald het d’Heiteri vo sym Wäse ds ganze Huus agsteckt.

Es hätti aber o nid müessen e Möntsch sy, wär ihns nid jitz no albeneinisch d’Längizyti na de vergangene Sachen acho. Grad hütt isch ihm das begägnet, bevor es sech vo der Änglischbärgegg abgchehrt und ds Gsicht im blaue Tuech versteckt het.

Lang het es jitz sy Chopf uf der Schoß vo der Maréchale la ligen und i ds Läären use gluegt. Ändlech seit es, wie us mene Troum use: «Es het halt nid sölle sy.»

Aha, dänkt si, d’Frou de Chateauvieux, das isch ds erschte Schrittli zum hindertsi Buchstabiere, und git dem Madeleine wyter, was men ihren i settigen Ougeblicke gseit het: «Wer seine Hand an den Pflug legt und siehet zurück...»

«I weiß es, i weiß es», seit ds Madeleine und sitzt uuf.

«Trumpier di nid!» warnet d’Frou Maréchale. «Es isch für di schwärer als für mi. Du hesch ds Läbe no vor der, i ha’s hinder mer. Aber juscht drum: verlüür’s nid, wie-n-i mys verlore ha. Was gäb i drum, und was wett i druus mache, wenn i’s no vor mir hätti wie du, du glücklechs Chind!»

Mit schwärmerischen Ouge het si das gseit. Wyter und wyter het si ihri Gedanke vor em Madeleine usgspunne. Und wo si ändlech ufgstanden und dür ds Wäldli gspaziert sy, hei si beidi gwüßt: jitz blybt’s derby, di böse Zyte hei emel das Guete bracht, daß mir zwöi ds rächte Trom gfunde hei, und kei Gwalt wird üs derzue bringe, is wieder i di verdorbeni Wält und ihri böse Händel zrüggz’verloufe.


A mene fascht no schönere Plätzli, nämlech under de mächtige Bueche vom Bächihölzli am Thunersee, grediübere vo Strättlige, sy nid lang nachhär drei Manne binenand gsi und hei über di politischi Misere gredt. Der eint, gar comme-il-faut i der Gattig und de Maniere, sitzt uf em steinige Bank und luegt über e See wäg. Di beiden andere stande vor ihm. Der Größer isch liecht z’errate, er het i der Hand uf em Rüggen es Guggerli. Der Chlyner treit e längi schwarzi Chutte, wo jedefalls nid e Pariser Schnyder gmacht het. Aber er isch läbig und luegt früsch i d’Wält use. Der Hälfer Chuehn isch es, vo Sigriswyl.

Jitz springt o dä vom Bank uuf. Da gseht men erscht rächt, daß es trotz synen erscht öppe vierzig Jahre no eine vom alte Schrot und Chorn isch, eine vo dene, wo d’Madame de Chateauvieux albe no gärn mit ne tanzet het im Hôtel de Musique z’Bärn. Der Suhn vom alte Schultheiß vo Mülinen isch es.

«I möcht Ech nid découragiere, Herr Wagner», seit er, «aber vor allem müesse mer dem Volk d’Ougen uftue. Bis jitz hei si sech la verblände mit dene Phrase; aber si hei no nid begriffe, daß di indépendance, wie d’Franzose se verstande, uf dütsch heißt: vo Paris uus regiert sy. Mer müesse se halt derzue bringen yz’gseh, daß d’Schwyz numen i der Schwyz und vo Schwyzer cha regiert wärde. Erscht wenn si das begriffe hei und o wieder gloube, daß es müglech sygi, chönne mer wyter mache. Üses Erschten isch also: dem Volk ds Vertrouen i sich sälber wieder byz’bringe. Und für das bruuche mer guetwilligi unabhängigi Lüt, wo uf sicherem Bode standen und öppis wage.»

«I chan Ech nume das säge, Herr vo Müline», versicheret der Hälfer Chuehn, «was öppis nutz isch im Volk, wartet druuf. Si begryffe’s scho; aber si warte druuf, daß agwachsni Herre, wo si öppe kenne, voragange. Dene neumodische Wortfüehrer troue si nienehalb eso.»

«Äbe, das isch es», stimmt der Sigmund Wagner by, «juschtemänt, wie Dir säget, Herr Hälfer, agwachsni. Aber die mueß me jitz la merke, daß men uf se wartet. Si hei halt o chly ds Zuetroue verlore. Aber mer hein ere-n-i allne Lager, Guetsherre, größeri und chlyneri Buren und Lächemanne vom alte Schlag. Me mueß se nume wieder zsämebringe. D’Hüser, Güeter und Familie mueß me wieder ufrichte. I bi dranne, und i ha gueti Hoffnung.»

«Dir glücklechen Optimischt!» lachet der Herr vo Müline.

«My Optimismus isch begründet, sünsch gället, Herr Hälfer?»

Der Hälfer nickt nume; aber der Herr vo Müline meint:

«Um so besser! Aber trumpieret Ech nid, Herr Wagner. Mit ästhetischem élan lüpft me der Bärner nid us der Teigmulte. Me sött ne mit praktischere Verheißunge chönne cho.»

Das het du der Mündi guslet. «Wartet nume! Wartet nume! Dir wärdet no froh sy über my ästhetischen élan. I bhoupte: dä isch d’Seel vo der Sach.»

Di andere beide Herre hei ob däm Yfer glachet. Der Mündi hingägen isch mit dem Vorsatz us em Bächihölzli hei, dene well er’s zeige, öb er öppis usrichti oder nid. Und no am glyche Tag het er sech uf e Wäg gmacht i ds Ortbüehl, ga «Hüser, Güeter und Familien ufrichte». «Wartet nume! Wartet nume!» het er underwägs mängsmal vor sech ane gseit. «Wenn di verachteten Ästhete nid wäre!»

E Stund später isch er scho vor em Bärntor usse gsi. Er het nume chuum gmerkt, daß er dür di ganzi Stadt Thun düre gloffen isch, so voll het er der Chopf gha. Mängs Chind und mängs Wybervölkli het ihm uf der Stäffisburgstraß nachegluegt, wil er vor sech ane gredt het. Ei Chehr isch er i nere kuriose Winterstimmung dervo gstürmt. Es het aber gar nid gschneit, wie’s ihm im Chopf gsi isch. D’Bise het ihm nume d’Chirsibluescht schübleswys i ds heiße Gsicht blaset.

Ja, was het nen eigetlech so derdüruus gjagt? — Der Gwunder, was er ächt usgrichtet heigi mit sym Brief a Xandi Wagner! Alli Chünscht het er agwändet, damit er emel sicher a ds Ort chömi, und jitz isch er wahrhaftig z’plätzewys scho a Värse gsi zu mene Hochzytscarmen voll «Tubehuus» und «Haselmuus» und andere schöne Ryme. Antwort het er frylech no keini gha; aber villicht lyt si jitz im Ortbüehl.

Ganz verschwitzt — trotz der Bise — chunnt er über e Fäldwäg vom Dorf gäge d’Schüüren ufe. Da steit es Gutschli, es artigs soufflet, uf mene füürrote Wagegstell, im Hof, agspannet.

«Isch Visite da?» fragt er im Vorbygang bim Lächehuus zum Fänschter y.

«Ja, d’Frou — eh — Willading vo Allmedinge», weiß ds Balz Lisebeth z’brichte.

«Was isch jitz das Neus?» fragt sech der Herr Sigmund. «Afin, die wird mi nid frässe, i gangen einewäg yne.» Ds Mädi macht keini Komplimänt, dänkt, ei Wagner ghöri zum andere, und schiebt nen i ds Sääli.

«Herrjere! — Pardon, i möcht nid störe.» Er wott scho wieder use. Aber der Herr Vincenz, wo zimlech verschmeiet vor syr Visite sitzt, schnellt uuf: «Chumm nume, Mündi, du chunnsch grad rächt, es geit di o a. Da channsch jitz ghöre, was Trumpf isch.»

Der Mündi macht sys Komplimänt.

«Boujour, Herr Wagner», seit d’Frou Therese, wo gsunntiget uf em Ruehbett sitzt, der Naselumpen i der Hand und e glänzige Strich under em lingge Träneseckli.

«Es wird halt nid sölle sy, und wär weiß, es isch am Änd no besser so, wenn...» Das seit si zum Ortbüehler, und dä stöberet mit syne chaltblauen Ouge der Mündi a, wie wenn är d’Schuld wär a allem zsäme.

«Was wird nid sölle sy?» möcht dä jitz afange wüsse.

«Säget’s nume, Frou Willading. Mer bruuche keis Gheimnis druus z’mache. Dä da het mer d’Idee gä, no einisch z’probiere», cholderet der Herr Vincenz. Und d’Frou Therese streckt dem Mündi ne Brief dar, wo si vom Xandi übercho het. «Da chönnet Der läse.»

I däm Brief het der Xandi syr müetterleche Fründin vo Allmedinge gschribe, er sygi encouragiert worde, ’s no einisch z’probiere bim Madeleine Herbort, und si, d’Frou Willading, söll doch so guet sy und ga sondiere z’Märchlige, am beschte grad bim Madeleine sälber. Der Bscheid söll si i ds Ortbüehl schrybe, damit der Papa Wagner grad alli démarches chönni tue, für dem Xandi en Urleb z’erwürke.

«Ja, und jitz?» fragt der Mündi, wo-n-er der Brief dürschnouset het.

«E nu», seit d’Frou Therese, «uf dä Brief hi bin i halt du gangen und ha das Madeleine underno.»

«Und?»

«Zerscht han i der Ydruck gha, es tüej ihm wohl. Und i gloube’s no jitz. Wüsset Der, Herr Wagner, es isch synen Ouge nie Meischter gsi. Si hei’s verrate, so lang i’s kenne, gäb wie-n-es sech verstellt het. Aber keini zwo Minute het es sech bsunne, keini zwo Minute. Es syg ihm leid für e Herr Wagner, het’s gseit, aber es chönni sech nümme zu mene mariage decidiere. Es sygi zur Überzügung cho, es heig nid sölle sy, es renoncieri eis für allimal. Es heig jitze sy Wäg gfunden und me söll’s nid wyters plage.

‹Aber i bitte di›, han i no gseit, ‹nimm der doch Zyt! Schlaf emel no einisch drüber. Du chönntisch di dyr Läbtig reuig wärde.› I ha’s no gfragt, öb es de nid eigetlech versproche sygi. Aber da het’s du Träne gä. ‹’s isch fertig. I wott nid. Machet mi nid unglücklech!› het’s gheiße. ‹I ha der Wält der Abschid gä› und so wyters. — Voilà! I säge juscht, wenn’s jitz halt da dry git, so isch es villicht gschyder, der Herr Wagner renoncieri. Zwänge cha me settigs nid.»

Jitz schwygen alli drü. D’Frou Therese tüpft a ihrne verbrieggeten Ougen ume. Di beide Herre luege sech mit dasysvergässene Blicken a, und vor em Fänschter zwirblet di wyßi Bluescht im Luft.

«Isch ächt da nid di Frou de Chateauvieux derhinder?» fragt ändlech der Herr Sigmund.

«Pärsee isch si», bhertet d’Frou Willading. «I bi ganz sicher. Und das äben isch ds Absurden a der ganze Gschicht. I fragen Ech: dä Gumpifax vo mondanité, wo jitz undereinisch d’Chneu dürefiegget! Afin, i wott nüt gseit ha. Es isch ja schön, wenn me no bizyte Bueß tuet, und i gloube geng, elle aurait de quoi. Wie gseit, es geit mi nüt a. Aber daß das möhrige Madeleine mit allne syne Qualitäte für nes glücklechs mariage under em Pretäxt vo der Frömmigkeit sech bi läbigem Lyb söll ga la begrabe, nei, das wott mer nid yne. — Aber wie gseit...»

«Frou Willading, das wott mir o nid yne», seit der Mündi. «Und wenn me...»

«Höret uuf!» befiehlt der Herr Vincenz. «I wott nüt meh ghöre dervo. I ha jitz gnue. Zletscht und am Änd, wenn ghüratet mueß sy, so git’s de no anderi Töchtere. Aber was wott doch hüttigstags eine no ga hürate! — Überhoupt. Es isch fertig. I verchoufe, packe zsämen und...»

«Und?»

«Das isch my Sach. — I wüßt nid, für wän i mi no länger sötti ergere. Der Bueb isch bim Militär und söll nume derby blybe. ’s isch am Änd ds Gschydschte, wo-n-er cha mache.»

Mit däm het der Papa Wagner alli Höflechkeit vergässe, rönnt usen und schletzt hinder sech d’Türe, daß es im Täfel chlefelet.

Di beide Visite luege sech verlägen a: Was jitz? — Aber chuum dusse, wird sech der Herr Vincenz reuig, daß er sech so het la gah. Er tuet d’Türe wieder uuf und seit mit bitterbösem Gsicht: «Excüsez! Frou Willading, heit Der d’Förnli lieber bachen oder blau?»

«I bitten Ech, Herr Wagner, i wott hei, i darf nid fyschterlige heifahre.»

Ohni dadruuf z’lose, het er d’Türe wieder vo usse zueta, dasmal ganz hübscheli, und isch ds Mädi ga mobil mache für nes aständigs z’Abe.

Underdesse hei di beiden anderen e Brächhütte bouet, für d’Madame de Chateauvieux druffe z’röschte.

«Was söll i jitz mache?» het du der Herr Vincenz gfragt, wo-n-er wieder zue ne cho isch. «Hätte mir nume nid wieder agfange mit der Gschicht, so wär dem Xander öppis erspart blibe. Jitz han i ds Vergnüege, ihm z’schrybe.»

«Das will i scho mache», seit der Herr Sigmund, «i han ihm gschribe, er söll no einisch en Alouf näh, und i nime’s uf mi, ihm jitz o ds weniger Agnähme z’schrybe — oder villicht schrybt ihm’s d’Frou Willading sälber.»

«Dumms Züüg!» wätteret der Ortbüehler. «Vo däm wott i nüt. I mueß ihm sowieso schrybe. Mit däm isch es nid gmacht, daß men ihm brichtet, es syg lätz gange.»

«Wie de witt, Vincenz! Aber schryb ihm, wär well, so wär’s jedefalls gschyder, no einisch drüber nachez’dänke.»

«Sacre double! Nachedänke! Wie wenn i nid sit Jahre drüber nachedänkt hätti! Nei, merci für eui guete Rät; aber jitz tuet’s es. Und ds letschte Wort bhalten ig.»

Me het gseh, daß es besser isch, z’schwyge. Es isch du o still zuegange bim Ässe. Nume der Herr Vincenz het mit Gschirr und Services en unnötige Lärme verfüehrt und syne Gescht vo allem Storreten uf d’Täller ta.

Sobald me ds Muul gwüscht gha het, isch d’Frou Therese ga befäle, me söll aspanne. Si het mit dem Herr Sigmund Blicke tuuschet, wo dem Ortbüehler nid etgange sy.

«Wenn’s der rächt isch, blyben i hinecht by der», seit der Mündi. «Wie’s der passet», antwortet der ander, «aber uf my Gsellscheft channsch nid rächne.»

Was het der Mündi mit däm Bscheid sölle mache? — Währed sech d’Frou Therese zwägmacht, steit er uschlüssig am Fänschter. Halb isch es ihm, er dörf der Herr Vincenz nid alleini la — er trouet ihm gar nid rächt, wil er sech geng meh i sy Verdruß yne wärchet — halb dunkt’s ne, es wäri gschyder, mit der Frou Willading z’fahre, damit si no chönnte berate, was me well mache. Plötzlech schießt ihm öppis dür e Chopf. «Also, nüt für unguet, Vincenz», seit er, «aber i gloub, es sygi gschyder, i gangi o grad.»

«Mach, wie de witt.»

«He nu, so adieu. Aber gäll, du bsinnsch di no einisch. Emel zum mindischte wägem Verchoufe. — Verchouft isch de verchouft. I tät’s emel nid, gäb i no einisch mit dem Xandi gredt hätti. Du hesch villicht nümme viel dervo. Aber är, wenn er einisch umechunnt — und villicht invalid — was söll er de ohni Hei?»

«Me het mi synerzyt o nid gfragt, was mir gschmöcki, wo-n-i so alt bi gsi wie der Xander. — Und was söll er mit däm verhudlete Guet? Er versteit ja nüt vom Bure. Was är bruucht, isch Gäld. Und für mi blybt geng no Platz gnue — dert, bi der Chilchen äne.»

«Allons, Vincenz! Was sy das für Redesarte!» seit d’Frou Therese. «I bi o der Meinung, Dir söllet nid z’schützig dryfahre. Wär würdi dervo profitiere? Grad die, wo ds alte régime ruiniert hei, und niemer anders. — Aber jitz mueß i gah, es nachtet scho bald. Adieu und merci de votre bon accueil.»

Bald druuf sy di beide Gescht der Bärnstraß zuegfahre. Der Papa Wagner isch i sy Stuben use gange, het Liecht gmacht, ds Bureau ufta und afa i allne Schublädli umechrame. Bis tief i d’Nacht yne het ne ds Mädi ghört umeloufen und Stüehl rücke. Und am andere Morgen isch er bald nam Dejeuniere gäge Thun zue. I der Stuben isch es Grüchli vo verbrönntem Sigelwachs zrüggblibe, und im Kamin innen isch alles mit Papieräschen übersäjt gsi.

Gäge Mittag isch er umecho, ganz im Schweiß, und derzue het er schlächt usgseh. Er het fascht nüt g’ässe, nid emal trunke. Dem Mädi isch es nümme heimelig gsi. Es chunnt nid guet, het’s der Frou Balz gseit, und die het o gfunde, es düech se, er heig scho lang eso gleidet.

Churz vor em z’Aben isch der Papa Wagner ds Sträßli uus träppelet, wie-n-er’s vo jehär im Bruuch gha het. Früecher isch das geng sy guete Momänt gsi. Er het de albe sys Guet im Fyraben überluegt und drüberewäg di schöni Ussicht, und öppen es fründlechs Wort gha für d’Lächelüt und d’Nachbare, wenn si vo der Arbeit heicho sy. Hütt aber het er nume d’Verwahrlosung gseh und sech über nüt meh welle freue. «Wenn i jitz da chönnt a ds Bort ligen und d’Ouge zuetue, daß si mi de tot fände!» Das isch ihm geng dür e Chopf gange. «Tot sy, nume tot sy!»

Da ghört er vo der Bärnstraß här Schritte. Er het d’Hand über d’Ouge. Es wird ihm schier trümmlig. Heiß und chalt louft’s ihm gäge Chopf. — Er isch’s. Wahrhaftig, er isch’s. Der Xandi!

«Miséricorde! Wo chunnsch jitz du här?»

«Isch es Euch öppe nid rächt, daß i chume, Papa?»

«Wettigi Frag! — I cha mer’s nume nid rächt erkläre.»

«Ha, und wenn Dir erscht no wüßtet, warum i chume! Oder het Ech’s der Sigmund öppe gseit? — Isch ekei Brief da für mi vo der Frou Willading? — Dir heit mi natürlech no nid erwartet, pärsee. Aber es het mi nümme glitte bim Regimänt. Zerscht han i gmeint, i überchömm kei Urleb und kei Paß. Aber ds Regimänt isch druff und drann, ufglöst z’wärde. Das heißt, es wird neu formiert under em Fritz vo Wattewyl, und da han i du dervo chönne profitieren und bi Hals über Chopf hinder mym Brief härgloffe. — Isch no kei Antwort? — Was isch, Papa? Syd Der nid zwäg?»

«La mi nume chly verschnuufe. Es chunnt... es chunnt mer so...» Der Papa Wagner lähnt sech uf e Zuun und luegt sy Suhn vo Chopf bis zu de Füeßen a. Er isch so ne stramme Soldat worde. Stattlech und breit und bruun im Gsicht, und syni Ouge sy der Läbesluscht nid groß gnue.

«Was isch das?» Der Herr Wagner zeigt uf ds Xandis Hand.

«Halt e Finger weniger. Aber i han ere geng no gnue, für mys Glück z’päckle. Si hei mer ne vor mene halbe Jahr abgno. Me mueß froh sy, wenn’s eim nid meh choschtet. Aber loset, und d’Antwort vo Allmedinge?»

«Ja äbe, du arme Kärli!»

«Was isch?»

«Chumm, mer wei yne. I mueß der das dinne brichte.»

«Isch’s nid guet?»

«Emel jedefalls nid na dym Wunsch.»

«Wieso?»

«Myn Gott! Du arme Bueb. — Si wott halt nüt meh vo der.»

Der Papa schwygt.

«Säget mer’s nume. Sapristi. I wirde das wohl o no mögen ertrage.»

«I cha der gar nid viel meh säge. Es git schynt’s jitz i d’ pitié yne — was weiß i! — und wott nümme hürate. Es het’s der Frou Willading graduse gseit. Geschter isch si da gsi und het’s brichtet. Und my Brief a di isch sit dä Morgen underwägs.»

Der Räschte vom Wäg bis zum Huus sy si schwygsam gange.

Uf eismal, öppen e Steiwurf vom Gartetor, blybt der Xandi stah und luegt und luegt. Vom Huus gseht me nume ds Äßstubefänschter under de schwären Ulmenescht vüregüggele. Di heimeligi Fyschteri — es dunkt ein, me ghöri ds Plämpeli vo der Pendüle drinne vor Ungeduld i sym Chäschtli umespringe, wie nes ybschlosses Hündli — luegt hinder em wyße Gitter vo de Fänschterchrüz vüre: chumm, schick di chly! D’Bisen isch uf em Heimbärgrügge z’Sädel gange, und nume, wenn si im erschte Troum no einisch d’Fäcke streckt, fahrt e Huuch über di müede Tüller. Da dunkt’s der Xandi, di höchen Ulme chönne sech nid still ha vor Freud ob ihm. Wie mit usgspreiteten Arme chunnt’s uf ihn zue und nimmt nen obenyne, ganz äng und warm. Us hundert Halmen und Ruete fragt es z’beidne Syte vom Wäg: «Du, wenn chunnsch z’grächtem ume?» Und im Läbhag chüschelet’s vürwitzig: «Hesch se?»

Er ghört’s und versteit’s; aber er het e Stich im Härz, wo-n-ihm der Ate nimmt. Er chönnt nid rede, numen e Schrei usla, daß alles müeßti zwägfahre.

Si gangen yne. Keine seit es Wort. Der Xandi nimmt’s geng änger i d’Arme. Ds Grüchli vom Husgang scho und du gar no das vo der Äßstube! Me gseht bald nümme d’Hand vor em Gsicht; aber er weiß blinzlige no, wo jedes Möbel steit. Daß nüt derzue, nüt dervo cho isch, weiß er wohl. Und so finde si beidi, ohni öppis abz’rede, der Wäg uf ds Ruehbett.

Ungwanet, ganz ungwanet isch dem Xandi, daß der Papa nüt vo Ässen und Trinke seit. I der Halbfyschteri zwitzeret doch uf em Tisch ds Gschirr. Aber si sy hinden yne cho und so still, daß niemer nüt het chönne ghöre. Einisch geit d’Türen uuf. Ds Mädi, wo wott cho luege, wo der Herr blybi. Aber wil es fyschter isch, merkt es nüt und geit ume.

Und no öppis isch dem Xandi ungwanet: Daß der Papa ihm d’Hand nimmt. — Das het er nie im Bruuch gha, und fascht tschuderet’s ne chly, wo-n-er di magere, herte Finger gspürt.

«Weisch», seit der Herr Wagner, «es isch no nid alles. — ’s isch no nid alles.»

Undereinisch steit er uuf und geit zum Tisch. «Mer wei Liecht mache.» Ds andere brümelet er vor sech ane, daß es der Xandi nid versteit: «Du muesch nid meine, i dörf der nid i d’Ouge luege.» Und wo-n-er ändlech Füür gschlagen und mit dem Schwäfelhölzli ne Cherzen azündtet het, chunnt er vor e Suhn cho stah, wieder wie albe, d’Hand under de Chuttefäcke, ds Chini uf em jabot: «I bi geschter z’Thun gsi — i ha der’s gschribe; aber dä Brief überchunnsch du ja jitz nid — bim Notar, und han ihm der Uftrag gä, er söll mer e Chöufer sueche.»

«Für ds Ortbüehl?»

Das isch der Schrei gsi, wo dem Xandi scho lang im Hals gwartet het. Er isch ufgsprunge. Und jitz stande si vorenand, Oug in Oug und wieder stumm.

Ändlech fat der Papa wieder a: «Gäll, das hesch du nid erwartet? Du hesch äbe nie dra dänkt, daß das einisch so chönnti cho. Wart nume bis morn. Wenn du de ds Guet a der Tagheiteri gsehsch, wirsch du alles begryffe. — I ha lang gwartet. Aber i ha ja wohl gmerkt, daß nume dy Brut di mögti heizieh und sünsch nüt, weder i no ds Ortbüehl. — Und jitz, wo’s eso usechunnt, chan i’s nümme verantworte, alles la z’Schande z’gah.»

«Papa...!»

«Es isch eso. Du wirsch mer’s nid usrede. — Lue, me mueß sech nüt ga vormache, wo nid isch. Und du hesch mer lang gnue Zyt gla, für mer’s z’überlege.»

«Aber loset...»

«Nume nid hüscht und hott fahre, my Liebe. Du hesch jitz der goût gno zum Militär. Hie z’Bärn isch nüt z’mache mit däm. Ds Ortbüehl seit dir nüt. Also chan i dir’s nid übelnäh, wenn du dyne penchants nachegeisch, nadäm doch hie nüt meh isch, wo di azieht. — I sälber — ja myn Gott, wenn i dir öppis gsi wär, so hättisch ja lang Zyt gha. — Schwyg nume! I begryffe di besser, als du meinsch. I bi o einisch jung gsi. I ha’s nid anders gmacht, und drum! Tout se paye dans ce monde. Voilà! — Nei nei, me mueß der Muet ha, sy Carriere z’mache mit allem, was si bringt. — Blyb nume derby und hou’s düre. Es wär ja dumm, wäge dene paar Monet oder Jahr, wo-n-i no hie umez’gnoppe ha, sech ga d’Carriere z’verderbe. Wo’s chlepft, macht der Soldat sys Glück und nid daheim uf der fule Hut. Also!»

«Da chan i ja ume gah.» Wie nes Schluchzen isch es dem Xandi usecho.

«Me mueß der Muet ha, dem Läben i d’Ouge z’luege, wie-n-es isch.»

Länger het der Xandi der Blick vo denen yschchalte spitzigen Ouge nümmen ertreit. Er geit gäge d’Türe. D’Fallen i der Hand, luegt er no einisch zrügg, ob de das würklech ds letscht Wort sygi vo sym Papa.

Dä zeigt uf e Tisch: «Chumm de cho ässe. ’s isch nache.»

Der Xandi isch use.

Der Herr Wagner isch i mene Zuestand zrüggblibe — viel meh hätti’s nümme bruucht, für ne z’bodige, trotzdäm me sym Rede nah hätti chönne meine, dä Ma heigi keis Härz im Lyb. Er het sech aber o jitz nid la gah. Er lütet dem Meitli, es söll uftrage. Es söll no für e Herr Alexander decke. Ds Mädi het wellen i nes Wäse vor Freud und Gwunder usbräche; aber der Herr het’s mit syne Blicke gschweigget. «Gang und mach!» het er befole.

Ds Mädi het gmerkt, daß Folgen am Platz isch. «Eh du myn Gott, wenn i gwüßt hätti... i ha wohl öpper ghört...»

«Gang!»

«Aber, Herr Wagner», seit’s no under der Türe, «i gloub, er syg use. I ha doch d’Hustüre ghört gah.»

«Mach, was i der gseit ha!»

Ds Mädi het no Täller und Services häregleit für e Xandi und isch i d’Chuchi ga arichten und no meh ga übertue. Es het doch nid dörfe sy, daß me nume so ds Ordinäri ufstellt, wenn der jung Herr heichunnt.

Aber der Papa Wagner isch am Tisch gsässen und blybe sitze vis-à-vis vo mene lääre Platz, het nüt agrüehrt und gwartet, und syni Ouge hei der glych Glanz gha wie di lääre Gleser. No z’Mitternacht isch di treui Mädle zum emel sächstemal ga luege. Und da isch er no geng glych dagsässe. Si het sech schier afa förchten und het sech vo denn ewäg nümmen ynetrouet.

Am andere Morgen isch si bizyte nam Herr ga luege. Halb abzogen isch er i syr Stuben uf mene Fauteuil gsässen und het churz und haschtig gschnupet. Ds Mädi het ihm du z’vollem i ds Bett ghulfen und isch um ne Dokter uus, ohni zerscht z’frage, ob er’s erloubi. Und dä het du dem alte Herr der Marsch gmacht und Mittel verschribe, für ne wieder ufz’chlepfe.

Der Herr Sigmund Wagner het uf der Fahrt ga Allmedinge d’Frou Willading no ghörig usgfragt, wie das eigetlech gange sygi mit däm Chorb, wo si für e Xander heitreit het, und derby der Ydruck übercho, si heig’s nid am gschicktischten agstellt. So wie är das Madeleine kenni, het er dänkt, sött me halt nid so um ihns ume träppelen und um d’Stude schla, wenn men öppis von ihm well. Me sött da chly anders derhinder. Är wetti eigetlech bim Tuusig luege, ob er nid meh usrichteti. Gseit het er nüt dervo. Aber er het eifach no nid welle dra gloube, daß alli syni Plän und gueten Absichte so mir nüt dir nüt wäge mene Wyberluun sötten i ds Wasser falle.

Wo si z’Allmedingen aglanget sy, het ne d’Frou Theresen yglade, im Schloß über Nacht z’blybe.

«0bligé, Frou Willading», het er gseit, «aber i sött doch schier no ga Bärn yne.»

«Aber i bitten Ech, Herr Wagner. Si löjn Ech nid yne. Was dänket Dir? So z’mitts i der Nacht! Dir würdet doch nid im Chlöschterli welle ga der Morgen abwarte! Blybet Dir hie. Dir versuumet ja nüt, wenn Der am Morge bizyte ganget. Und wenn mer Chance hei, so gseht Dir villicht de no ds Madeleine Herbort hie bi mir. Es chunnt gwöhnlech — voyons, was isch hütt? He ja, juschtemänt, es chunnt geng am Zyschtig und Donschtig i mys große Salon cho spile. Me het drum z’Märchlige keis Clavecin.»

Das het ihm yglüüchtet. «Chunnt es de albe mit der Maréchale?» fragt er.

«Nei nei, um die Zyt het si’s no nid am Fürtechbändel.»

«E nu, Frou Willading, wenn Dir doch so fründlech syd, so nimen i’s für dasmal rächt gärn a. ’s isch mer scho lieber, wenn i nid no sowyt mueß loufe.»

Di sälbi Nacht het der Herr Sigmund Wagner viel gha z’dänke. Drümal für einisch het er sech d’Wort gsetzt, wo-n-er dermit sys Glück het welle versueche, und geng het er ihm no nid rächt trouet, wil er wohl gwüßt het, daß me de gwöhnlech im Momänt, wo’s druuf achunnt, ganz anders redt, als men eigetlech het welle, wil eim di früschen Ydrück alles dürtüe. Zletscht isch er schlüssig worde, ds bescht Rezäpt sygi: früsch vo der Läberen ewäg, ohni alli Chünscht.

Und am andere Morge, vom erschte Sunneblick a, het er sym Gmüet afa yheize mit Blicken i d’Zuekunft, was es gäb, wenn’s eso chäm oder wenn’s der ander Wäg gieng. Währed dem Dejeunieren isch er gar nid bi der Sach gsi, und nachhär het er sech niene welle still ha, isch um ds Huus umegfiegget, Stägen uuf und Stägen ab, und het zu allne Löcher uus mit dem Guggerli gäge d’Straß abe gluegt, so daß d’Frou Therese afange glachet het.

D’Geduldsprob isch i d’Längi gwachse, und trotzdäm isch es dem Herr Sigmund du no schier äng worden um ds Halszäpfli ume, wo ändlech di rahni schwarzi Gstalt mit mene große Schattehuet am Arm ds Gäßli ufchunnt. Er het se la ufecho und gwartet, bis si im Syteflügel verschwunden isch, im Bibliotheggsaal. Und richtig, bald druuf het men andächtigi Tön vo mene schittere Spinett dür ds offene Fänschter ghört.

Er wartet nume no, bis si z’grächtem im Spilen isch, und du nimmt er ds Härz i beidi Händ, tuet e Blick dür ds Fänschter, und geit mit läbige Schritten i Saal, für se z’überfalle. Aber d’Schritten im Grien und ds Tschädere vo der Glastüre hei ne doch verrate. Ds Madeleine chehrt sech um und schnellt uuf.

«Särviteur, Jumpfer Herbort, ’s isch nume mi. Löjt Ech nid störe. I lose gärn e chly.»

«Da git’s nid viel z’lose, Herr Wagner.»

«Grad gnue für mi.»

Mit däm geit er bis hert a ds Instrumänt und git dem Madeleine d’Hand. «Spilet, spilet nume!»

«I cha drum eigetlech no nüt», seit’s, sitzt aber doch wieder ab und schlat es paar Tönli a.

«Syd so guet! Nume daß i nid ds Gfüehl mueß ha, i heig Ech gstört.»

Uf das hi spilt ds Madeleine sys Lied düre. Mit dem letschte Ton chehrt es sech wieder gäge Herr Sigmund, wo sech hinder ds Clavecin stellt, wie wenn er ihns dermit wetti am Instrumänt bhalte.

«Was heit Dir vor?» fragt ds Madeleine ganz harmlos. «Heit Der öppe hie öppis under Händs?»

«Was i vor ha? — Offe gstande. Euch han i gsuecht.»

«Mi?»

En Atezug läng chan er i di schönen Ouge luege. Du lat si d’Ougsdechle falle, leit d’Händ i d’Schoß und wird verläge.

«Ja, i mueß Ech öppis frage. Nämet mer’s nid übel, daß i mir das erloube, aber Dir heit mir geng Eues Vertroue gschänkt, und das git mer der Muet derzue. — Loset, isch es wahr und isch es Euch ärnscht dermit, daß Dir dem Xander ds Wort zrügg gä heit?»

Er überchunnt kei Antwort.

«I gloube nämlech, Dir heiget kei Ahnung dervo, was das chönnti für Folge ha.»

«Weit Dir mi jitz o no plage, wo-n-i doch ändlech derdür bi und weiß, was i wott?»

«Es isch mir i der Seel zwider, daß i mi da söll dry mischle; aber villicht säget Dir mir doch dem Xander z’lieb, warum Dir Ech anders bsunne heit. Es gwüsses Rächt, Eui Gründ z’kenne, het er doch.»

«Heit Dir ne gseh?»

«Nei, i weiß chuum, wo-n-er isch; aber i hoffe ne z’gseh. Und wenn i mi Euch darf zur Verfüegung stelle, für ihm’s ga z’säge, so söll Ech Eues Vertraue nid reue.»

«Nu ja. ’s isch wahr, er darf’s wüsse, und villicht verstandet Dir’s no am beschte. Also säget ihm’s nume: Är syg mer so lieb und wärt, wie-n-er’s geng isch gsi. Aber i bi nümme ds Glyche. Mir sy d’Ougen ufgangen über d’Wält und über mi sälber und über Zwäck und Sinn vom Dasy. I ha mi losgrisse vo mym alte Läbe. Und i meine grad Dir, wo so lydet under der Misere vo der Zyt, söttet’s am alleribeschte begryffen und guetheiße, wenn üsereis sys Läbe für ne besseri Sach wott härgä. I ha mi lang bsunne, und es isch mi hert gnue acho; aber jitz bin i düre, und es blybt derby. Den Armen und Verschüpfte ghören i und der Charité. Und da söll mi niemer und nüt meh dervo abbringe.»

«Das wird o niemer und am wenigschte der Xander. Das wüsset Dir doch o.»

Ds Madeleine steit uuf und seit: «Mit Wille sicher nid; aber i wott mi o nid dür Sache, wo für sich ganz rächtschaffe sy, la vo mym Wäg abbringe. I weiß wohl, daß i bi ihm ganz es ehrbars Läbe chönnti ha, aber das isch’s ja grad, was ein uf Abwääge cha bringe.»

Uf settigi Argumänt isch der Mündi Wagner nid gfasset gsi. Diplomat isch er o keine gsi, sünsch hätt er sy Töubi gwüßt z’verstecke. Es fat afa zucken um sys Muul ume, und hinder den Ouge muttet’s. «Aber loset», seit er, «was isch das für ne verchehrti Wält! Sit wenn bringt ein es rächtschaffes Läbe mit mene brave Ma uf Abwääge?»

«Wohl äbe juscht», bhertet ds Madeleine, «me geit drinnen uuf und het de nüt meh für di höchere Zil. Me säglet mitenand i d’Wält yne, und juscht wenn jedes dem andere sy Freud gönnt und ihm jedi Mugge vom Gsicht verschüücht, vergißt men alles andere drob. Wär im Paradies sitzt, dänkt nümme dra besser z’wärde.»

«So?» Der Mündi schnappet na Wort. Er vergißt schier, wän er vor sech het und ruret: «Herrgott! Was isch das für ne verdräjti Gschicht mit dene fromme Lüt! — Für was um ds Himmels wille hätti de der lieb Gott zwöiergattig Möntsche gmacht? Meinet Dir eigetlech, verhüratet sy heißt, mitenand uf em Ruehbett umetrohle? Nei, my Liebi, verhüratet sy wott säge: a der glyche Diechsle loufen und sälbander ne Wage zieh, wo eis allei gar nid vom Fläcke brächti, Laschte trage, wo eis allei nid ma glüpfe. Wenn Dir wüßtet, wie schön das isch, wenn so nes guet assortierts Päärli enand cha i d’Ouge luege, nadäm si zsämethaft e Sorgelascht überort gschaffet hei, Dir würdet Ech kei Stund länger bsinne. Was Dir im Sinn heit, ma rächt und guet sy. Es müessen eren o sy, wo allei im stille Chämmerli für di andere bätten und chummere. Aber nid die, wo derfür gschaffe sy, us mene Ma ne Ma z’mache. Und das juschtemänt manglet’s hie. Übrigens git’s im Ortbüehl Chämmerli gnue, wo Der drin ungstört chönnet bätte. Aber dernäbe git’s dert Lüt, wo uf ne tapferi Husfrou und Herrschaftsfrou warte. Chunnt si nid, so geit alles z’Grund. Alles louft usenand. Chunnt si, so git’s es neus Läbe.»

Das isch jitz anderi Musik gsi als die, wo d’Maréchale dem Madeleine gmacht het. So het ihm no nie öpper vom mariage gredt. Es ghörti gärn no meh dergattig. Und derzue het ihns der heilig Yfer vom Herr Wagner amüsiert. Es bsinnt sech e Momänt, und juscht, wo-n-es öppis wott säge, schlat di großi Pendüle dert ob em Ruehbett näbem Kamin endlefi. Da chunnt ihm dersälb Namittag wieder vor d’Ouge, wo si dert zsäme gsässe sy, äs und der Xandi, und zsäme gjammeret und gchummeret hei, und wo-n-äs bättlet het: «Gäll, du lasch mi nid im Stich!» — Und jitz! Wär isch jitz druff und dranne, ds andere... Furt mit däm!

Dasmal het ds Madeleine nid gwüßt syni Gedanke z’verstecke. Es schüttlet undereinisch d’Achslen und seit: «Dir möget rächt ha, Herr Wagner; aber lueget, i ha my Fride gfunde, und dä isch mir z’lieb, als daß i ne wieder ließ la fahre.»

«Fride!» Der Mündi wird no läbiger. «Wär wett Euch Eue Fride störe! Isch das e Fride, wenn Dir Euer Läbtig Ech müesset säge, Dir hättet a mene brave treue Ma sys Glück chönne machen und Dir heiget ne vo der Hand gwise? Und wie-n-ig Ech säge: Es isch nid numen um e Xandi Wagner z’tüe. Das isch numen eis, numen en Afang. Es ganzes Huus gilt es z’rette. Und nachhär chunnt de no meh. Vo däm Huus mueß de neus Läben i ds Land use ströme. Es Volk mueß de dert sys Vatterland und sy Friden umefinde. D’Manne chönne mängs mache; aber wo alli guete Fäde verrisse sy, da mueß e Frouehand zueche. Gäbet Eue Chämmerlifride dra für e Volksfride. Grad juscht, wil Dir der höcher Fride i Euem Härz traget, syd Dir gmacht, für üs us der Miseren usez’hälfe.»

A der Art und Wys, wie der Mündi awändet, merkt ihm ds Madeleine a, daß er gloubt, es fähli nümme viel und er heig’s änenume. Nüt luschtiger als so Mannen im Täber, dänkt d’Haselmuus, wo im stillen a mene Netz gnägget. Und wie wenn es sech vom Herr Wagner o der letscht Grund für ds Einsamblybe wetti la widerlege, seit es: «Das ma für anderi gälte. Aber lueget, bi mir isch es halt en eigeti Sach. Us Pietät für my Unggle Ryhiner han i renonciert. Erscht na sym Tod isch mir klar worde, was ig ihm verdanke, und i weiß ja nume z’guet, daß es nid na sym Wille gsi wäri.»

Der Mündi het Müej, i de höfleche Tärme z’blybe. «Loset!» seit er, «Eue Herr Unggle sälig in allen Ehre. Aber wenn Dir no weit uf di Tote lose, so chönnet Dir de Läbige nüt sy. I zwyfle nid dranne, daß er’s guet gmeint het mit Euch; aber är het d’Ouge nid gha für die Zyt, wo jitz chunnt. Und das isch üsi Zyt. I cha mir scho dänke, was ihm nid rächt gsi isch am Xander. Er het vermuetlech gmeint, er möcht sech’s la wohl sy mit Euem Vermöge. Aber es dunkt mi, niemer als grad Dir sälber wüssi besser, was da drannen isch. — Nei nei. Alle Reschpäkt für die, wo dem Sturm zum Opfer gfalle sy; aber mer chönne nid ewig a ihrne Greber chneule, währed es füehrerloses Volk uf üs wartet.»

«Und de mueß i halt doch no mit der Frou de Chateauvieux rede», wott ds Madeleine furtfahre. Aber das isch du z’viel gsi. Scho ob der Pietät für e Herr Gabriel hei sech dem Mündi syni Fingernegel i d’Handballe bohret. Ob der Maréchale aber sy di chnochige Füüscht uf ds Spinettli gfahre, daß alli Dräht vor Chlupf gsurret hei. Der Mündi isch sälber erchlüpft, het gmeint, das schittere Möbel well us de Fuegen und fasset’s a beidnen Änden und lüpft ohni z’welle. Grad das het’s no bruucht. Wie wenn si da druuf gwartet hätte, falle zwöi Bei dervo ab.

«Herrjere, was han i jitz agstellt!»

Wie nen Örgelima steit er mit sym Klimperchaschten i de Händ und darf nid la gah. Ds Madeleine hingäge böglet sech vor Lache. «Heit! Heit!» rüeft’s, sünsch gange di anderen o no ab. Hülflos luegt er umenand, wo-n-er mit däm arme Möbel hi chönnti. Ds Madeleine aber seit: «Wartet! I will Ech jitz no eis spile druff.» Es het ihm gar nid pressiert mit Hälfe. «Also, loset, es isch mer ärnscht mit der Frou de Chateauvieux. Dir wüsset halt nid, was ig ihre verdanke. Dir tuet der Frou unrächt. I chan Ech säge...»

Aber jitz wird’s dem Mündi doch z’dumm. Er merkt, daß ds Madeleine ne möcht zum Narre ha und im beschte Zug isch, ihm no ne längeri Red z’halte.

«Wenn Dir meinet, i well Ech das ha bis zum Jüngschte Tag», begährt er uuf und leit der Chaschte hübscheli a Bode. Er probiert, di abgfallene Bei wieder az’stecken und lost gar nümme, was ds Madeleine wyter brichtet. I allem Porzen und Zsämestecke dänkt er: si gloubt’s ja doch sälber nid, was si seit. Was söll i mi da no eryfere?

«So, s’il vous plaît, hälfet mer jitz wieder ufstelle.»

«Machet Ech nid Müej, Herr Wagner, i will’s de der Frou Willading la umemache, einschtwyle spilen i ja doch nümme druffe.»

Da schnellt der Herr Sigmund uf d’Füeß und lat der Chaschte lige. «Darf i das dem Xandi z’wüsse tue?»

«Wenn Dir gloubet, es interessier ne, was das alte Clavecin machi.»

«Dir wüsset scho, was i meine.»

«I han Ech ja gseit, i well no mit der Frau de Chateauvieux rede. Wartet emel no so lang.»

«Ja wüsset Der. Ganz ohni Gspaß, es isch Gfahr im Verzug. I troue dem Papa Wagner nümme rächt. Wenn Dir gseh hättet, wie’s ne nachenimmt. Lueget, so alti Lüt sy nümme glimpfig. Es Härzeleid cha se-n-über Nacht bodige. I gloube, viel meh ertreit er de nid, dä guet Vincenz. Dir syd halt doch d’Hoffnung vo synen alte Tage gsi, wenn er’s scho nid grad eso seit.»

«Ah, Dir gloubet?»

«I weiß es. — I bitten Ech, bringet’s nid uf d’Gnepfi mit ihm. Daß Ech der Xandi nid glychgültig isch, das han i jitz wohl gseh. Also... gället?»

«I nime’s gwüß nid uf di liechti Achsle, Herr Wagner. Aber löjt mi no einisch drüber nachedänke. — Es geit schließlech um mys Läbe.»

«Und nid numen um Eues. — Jitz will ig Ech nid länger plage. Salvavi animam meam. Merci, daß Der mer glost heit, Adieu, Jumpfer Herbort.»

Dem Herr Sigmund syni schwäre Schritte gange dür e Hof uus, und bald isch es wieder totestill. Ds Madeleine steit allei im Saal vor em umgworfene Spinett. Es möcht sech wieder i ne wehmüetig-andächtigi Stimmung ynedänke; aber es wott ihm nid grate. — Hätti’s würklech nid sölle sy?

Uf eismal ghört me di anderi Türe gah, die gäge ds Wohnhuus. Es isch d’Frou Therese.

«I bitte di», fragt si, «was het’s gä? I ha gmeint, du spilisch.»

«I cha nümme», seit ds Madeleine. Und mit mene eigetümleche Lachen i den Ouge springt’s dervo, dür e Hof uus und furt.