Text:Rudolf von Tavel/Unspunne/Kapitel 8

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VIII.

Im Wäldli vo Märchligen isch, wie geng im Früehlig, ds Bechli rächt übermüetig i sym änge, verwurzlete Graben über di mieschverbrämte Steinen abegsprungen und het brodlet und gurglet und gschüümlet, es isch e Freud gsi. Z’beidne Syten und ds ganze Bort uuf hei d’Anemonevölkli Landsgmeind gha, di einten im Schatte vo den alte Tanne, di anderen i Sunnefläcke, wo langsam über Mulden und Buggle gwanderet sy, über harzglänzigi Boumstümpen und epheuüberspunneni Blöck. Und vorusse, wo der Bach sech i de Mutte vom Grasbort so tief ygfrässe het, daß me nümme wüßti, wo-n-er hicho isch, wenn me ne nid ghörti gurgle, da waggelen im Wätterluft scho vürwitzigi Schlüsselblüemli mit ihrne gääle Chöpf ob nere Bachbumele-Stude, wo nes paar guldglänzigi Chnöpf gwunderig us em schwarze Spalt vom Bechli ufestreckt.

He ja, ’s het welle Früehlig wärde. D’Frou Roggli und ds Trineli hei im Gärtli vom Chälleracher umgstoche. Aber ander Lüt, wo mit wenig Arme großi Güeter hei gha z’bsorge, sy wüescht im Hinderlig gsi, sünsch hätti me nid us em Wäldli Achshiebe ghört und mängisch sogar ds Byschten und Bärze vo Manne, wo a mene Stock ume gmunet hei. Ja ja, me het dä Winter meh Tannen umgmacht als alben und meh, als d’Frou Ryhiner erloubt het. Und jitz hätti du das alles no söllen ufgchlafteret sy. D’Stämm sy no hooggis-booggis am Bort gläge. Me het se müesse versagen und de d’Trämlen a d’Tagheiteri useschleipfe, wenn müglech no bevor der Förschter chunnt cho luege. Einisch abgruumt, gseht’s de nümme so strub uus. Si hei juscht so ne Trämel über ne Stock übere gchnorzet gha und ne welle la ds Bort ab rolle bis zum Wäg, da brüelet eine vo de Holzhouer: «Halt, Donnerschieß! Heit ne! Heit ne no! Dert nide steit ja öpper im Wäg.» Und eine, wo wyter unde steit, cha grad no zuechespringe, di Pärson, wo da wie ne schwarzi Bildsüulen i ds Bechli stuunet, umeschryßen und sech sälber mit nere hinder ne Tanne wärfe.

No bevor di verstuuneti Dame wieder Ate het und vo ihrem Chlupf zue sech chunnt, seit er: «Verzieht, aber das hätt jitz chönne fähle!»

So ruuch isch d’Frou Maréchale de Chateauvieux i ihrem Läbe no nie apackt worde. Si weiß scho zum voruus, daß si dä Griff es paar Tag lang gspüre wird, nid z’rede vo der unfreiwillige Chneuleten uf däm unghoblete Waldbode. Aber was wott si ufbegähre! Ds Rumplen und Chnätsche vom Trämel, wo hert hinder nere ds Bort ab cho isch und d’Güllen us de schwarze Charrgleus vom Wäg höchuuf het gmacht z’sprütze, seit nere dütlech gnue, öb’s nötig gsi sygi oder nid.

Si sitzt wieder ab und schnupet zum Erbarme, und es Chehrli geit’s scho, bis si Chlupf und Erger e chly überwunde het.

Wo’s nere wieder wohlet, geit si ds Bort uuf, fragt dä Ma, wo nere ds Läbe grettet het, wie-n-er heißt und wohär er chömm, und git ihm ihres us Syden und Chrälli gwobene Portemonnaie, ohni no lang z’zelle, was drin isch. Und du geit si z’vollem ufe, i Garte.

Herrjeh, herrjeh! Geng no nüt gmacht dranne! No lyt ds dürre Loub alles umenand, me weiß schier nid, wo der Wäg isch. Überall dürri Escht am Bode. Ds Gwunderbänkli isch verchrutet. D’Ladewand hinder em Huus verlöcheret. Ei Bitz heltet über e Wäg. Ds Dachbrätt isch fuul. Nienen isch nüt gschnitte. Uf der Ussichtsterrassen isch d’Balüstrade broche, verstüpft. Di große Granit-Chugle ob em Stägegländer sy furt, vermuetlech lige si dert unden i der Gieße. Das hei no d’Franzose chönne, währeddäm der Herr Gabriel dobe chrank glägen isch.

D’Frou de Chateauvieux sött i ds Huus. Der choc da unden im Wald het se-n-übel tryschaagget; aber si cha sech trotzdäm no nid vo däm Garte trenne. No einisch und no einisch geit si vorne düre, obe dem Bort nah und luegt über ds Moos und dänkt a di alte Zyte, wo nere der Herr Gabriel alles zu Füeße gleit het, wo me no öppis het gha z’sägen und syni Plän het dörfe mache. Scho zwöi Jahr sit dem Chrieg, achti, sitdäm si z’Paris ihre famose cavalier vo der Große Societät, der Houpme von Erlach, ermordet hei! Es duuret se schuderhaft, und us ihrne schönen Ouge falle nid di erschte Tränen uf ds dürre Loub vo Märchlige, vowäge si chunnt jitz, sitdäm si wieder z’Chräyligen en Underschlupf gfunde het, alli Wuchen einisch, ganz allei, de vergangene Zyte cho nachestuune. Aber jedesmal seit si sech, si heig doch rächt gha, sech den unvergängleche Sache zuez’chehre. Und wie geng, geit si ändlech doch i ds Huus, nid nume für nen ihres hüttigen Abetüür z’erzelle. Dem Madeleine mueß si wieder ga brichte, was si für inneri Erfahrunge machi. Si möcht ihm öppis gä, wo meh wärt isch als alli ihri Erziehungschünscht vo ehmale.

«Figurez-vous», seit si, mit mene Blick uf ihres nasse, verschmusleten und verrißne Chleid, zu der Frou Ryhiner und zum Madeleine, «que j’ai risqué d’être écrasée! Wenn nid eine vo dyne bûcherons mi hinder ne Boum bängglet hätti — i cha nid anders säge, da gseht der d’Spure dervo — so chönntet dir mi jitz begrabe: Je vous assure, ce n’était pas joli. — Und i ha mi scho gfragt, ob’s nid besser gsi wär. Ce triste monde ne me dit plus rien.»

«Aber i bitte di! Was stellsch du für Gschichten a!» fat d’Frou Rosine-n-afa schmähle. «Gib mer das Jupon! Mer wei’s e chly verstächen und mit mene Glettyse drüber. — Ja, ja, i ha scho lang gmerkt, daß du mit dyne Gedanken i neren andere Wält rodiersch. Me wird di nid emal meh mit guetem Gwüssen allei dörfe la umeloufe. Und de myni Holzhouer! I bitte di. Wenn du gloubsch, me fragi üsereis no! Sitdäm der Gabriel nümme da isch, macht men im Lächehuus, was ein luschtig dunkt. Me holzet, wo’s eim guet schynt, fahrt z’Acher, wo me’s mynes Bsinnes nie gmacht het. Und wenn i probiere ds Muul ufz’tue, so heißt es, di Herre vo Bärn heige’s erloubt oder sogar befole. Und wo-n-i mer erloubt ha z’säge, di Herre vo Bärn’ hätte der Wyl, mit mir cho z’rede, är heigi nid hinder mym Rügge mit ne z’verhandle, het my Burri sech uf ds höche Roß ta und isch mer mit Redesarte cho — i frage di: es syg jitz uus mit däm alte Firlifanz, me müeß für Brot luege, und so wyters. ’s isch nümme schön.»

«Nei, ’s isch nümme schön. — Mais dis-moi: was isch das mit dene ‹Herre vo Bärn›? Wär söll das sy?»

«Ah di Herre vo der Waisekommission sy mer alli Bott uf den Absätz. Si hei emel o nen Angscht.»

«Es dunkt mi neue, es sygi alles im Täber. Me redt vo nüt meh als Stüüre. No geschter han i ghört, me well jitz vo drüüne Jahre nachen ytrybe, me heigi’s ob dene politische Machetschafte verlärpschet. Und jitz müesse si neuen es paar Millionen uftrybe, für di Franzose z’zale.»

«Äbe, so isch es. Mer müessen üsi eigete Schindter no zale.»

«Wie-n-i säge: mir hei nüt meh Guets z’erwarten i där Wält. Dadüren agitieren i mi nümme; aber es isch wahr: es ergeret ein doch de, dene Mopplen i allem müesse nahz’gä.»

«Der einzig Vernünftig derby, dunkt’s mi, sygi dä Sigmund Wagner.»

Da erchlüpft d’Frou de Chateauvieux. «Comment?» seit si, «het jitz dä d’Nasen o no dadrinne?»

«Er isch vo der Waisekommission.»

«Je t’en pris, das isch ja juscht es cauchemar gsi vom Gabriel!»

«I weiß; aber i cha der’s nume säge: mit däm isch no usz’cho. I weiß gar nid, was i miech ohni dä. Er wehrt sech wie ne Leu für mi und ds Madeleine, und er zeigt o öppe no dem Lächema d’Zänd.»

«Was du nid seisch! Was steckt ächt da derhinder? — Es cha mir’s neue nid rächt, daß dä sech wieder zueche lat. I ha gmeint, er sygi z’Zürich?»

Het si’s gschmöckt, daß d’Frou Cecile wieder umewäg isch, oder isch es Zuefall gsi, churz, uf eismal geit d’Türen uuf, und d’Frou Therese Willading watschlet yne, und so wär du wieder einisch na langer Zyt dem Madeleine sy ehemaligi ‹Erziehungskommission› binenandere gsi. Me het ungfähr uf em glyche Trom wyter Conversation gmacht. D’Frou Therese het o öppis gwüßt z’brichte vo der liebe Not, wo me jitz heig mit de Güeter, ufgreisete Lächemannen und Chnächte. «Wüsset der, was üs fählt? Das sy üsi junge Herre. Wenn das eso wytergeit, so verlüüre mir eifach der Boden under de Füeß. Was nützt üs das, daß si in aller Herre Länderen umefahre? I glouben a kei frömdi Hülf meh. Sitdäm daß der Schultheiß Steiger gstorben isch, hei mer nüt meh z’erhoffe.»

«Me het ne’s halt hie verleidet, meint d’Frou de Chateauvieux. I begryffe’s, daß si lieber i d’Regimänter gange sy.»

«Ja, solang me no het dörfen uf nes rétablissement hoffe», fahrt d’Frou Therese wyters. «Aber me redt neue dervo, der Roverea heigi gnue und well sech zrüggzieh, wil das Regimänt zu allerhand Campagnes im änglische Sold söll bruucht wärde. Was nützt üs das? Ob denen aventures vergässe si d’Heimet, üsi junge Lüt. Und wenn si einisch wieder hei chöme, so finde si niene meh kei occupation. Grad zum Byspil im Ortbüehl. Mon père, wie söll das dert usecho...!»

Plötzlich het d’Frou Willading gschwige. E Blick vo der Maréchale het nere der Fade wie mit der Schääri abgschnitte. Aber es isch scho chly z’spät gscheh. Was ds Madeleine, wo vo syr Arbeit nid ufgluegt het, bsunders het chönnen interessiere, isch scho dusse gsi. Viel gnützt frylech het es ihm nid, z’vernäh, daß der Oberscht Roverea well abgä. — Daß der Xandi bi däm Regimänt yträtten isch, het ihm einisch d’Maréchale z’Grächwyl obe gseit, i der Meinung, er chömm ihm de descht ehnder us em Sinn. Si het o jitze der Momänt profitiert, für allfälligi Illusione grad vo Afang a z’vernütige. «O je», het si der Frou Therese g’antwortet, «wenn das Regimänt im änglische Dienscht blybt, so wird nümme mänge vo dene Herre mit gsundem Lyb umecho. Die schickt men überall hi, wo-n-es di Ängiländer dunkt, es wär schad für ihri eigete Lüt. De Wilden und Möntschefrässer wird me se beize. Und meh als nes Seckli voll Rhümatisme, wenn nid böseri Sache, bringt keine vo üsne guete Mutze hei.»

«Das chunnt jitz eso», het d’Frou Rosine mit mene Süüfzer der Maréchale ghulfe, «üsi ganzi Landschraft isch furt, und üs Alten und de Töchtere nimmt me d’Sach wäg. Es wär gschyder, me würdi alles a di guete Wärk vermache, so wüßt men o, wo-n-es hichunnt, und chönnt einisch mit guetem Gwüsse gah.»

«Ja, i bitte di, und Märchlige?» wott d’Frou Willading wüsse.

«Eh äbe», überchunnt si zum Bscheid, «si rede neuen i der Waisekommission dervo, öpper mache z’cho. Me redt mer vom Charles Ryhiner und vom Mundi Dittliger. Aber die sy beidi im holländische Dienscht, und i bi sicher, es dänkt keine dra, heiz’cho.»

«Das fragt sech de no», meint d’Frou Maréchale, «Märchligen und was drum und dra hanget, isch nid nüt. I wetti’s la druuf abcho, ob sech nid e jungen Offizier das no würdi la gseit sy.»

«Afin», wott d’Frou Rosine repliziere, «du hesch es erfahre, daß di junge Kameraden enand nid gärn über ds Mätteli loufe. — Ach was! Was söll jitz das wieder gä? Es het doch afange kei Gattig meh!»

D’Frou Ryhiner isch ufgsprunge. Si ryßt ds Fänschter uuf, für mit de Lächelüten ufz’begähre, wo wahrhaftig mit nere Fuehr Trämel hert vor em Perron düre fahre. Ds eint Hinderrad gnaxet im pflaschterete Grebli und sprängt Bitze vo de Sandsteiplatten ab.

«He, me cha ja besser i Wasen use ha, wenn Der’s lieber so heit, Frou Ratsherri», antwortet der Charrer, halb willfährig, halb mit Spott. «Hutt! Huttume, Bänz!»

Der Wage dräjt gäge ds gazon, schnydt es tiefs Gleus dry, und no bevor öpper het chönne warne, erwütscht di alti sandsteinigi Psyche mit dem Trämeländi eis i d’Chneuäcke, daß si hindertsi i drei Bitzen uf ds gazon abetrohlet.

Di Froue sy i nes großes Wäse cho und alli vieren ufbroche, für dä Schade ga z’betrachte. Währeddäm der Fuehrme, ohni umez’luege, dür e Garten und d’Platanenallee wyter fahrt, stellt me fescht, umez’mache syg da nüt meh. D’Psyche isch z’murb gsi. D’Maréchale het sech am meischte g’ergeret und gseit, es syg no nes Wunder, daß me für si meh égards gha heigi.


Öppe vierzäche Tag druuf isch der Fritz Gatschet, geng no i der Montur vo der Helvetische Legion, wo sech mit ihrer tapfere Haltung i der Zürcher-Schlacht e Name gmacht het, so daß me sech nümme het müesse geniere, ihri Uniform z’trage, wieder einisch über Diemerswyl gäge heizue gwanderet. Es isch jitz grad still gsi a der Gränze, und me het ändlech einisch Urleb übercho. Der Fritz het dervo profitiert, für synen Eltere chly ga Muet z’mache. Er het ne ja dörfe ga brichte, d’Legion wärdi vermuetlech no i däm Jahr ufglöst. Emel die, wo nid juscht begähre derby z’blybe, chönne de wieder hei.

Dem Bode nah het’s scho fei e chly gruenet, und wenn me rächt gluegt het, so isch o i de Heeg und de Böum a teilnen Orten öppis wie ne grüene Huuch gsi. Uf em Land hei si gschaffet, mit der Egge di dürre Halme vom zettete Mischt zsäme gruumt, und mänge Pflueg scho het schwäri Mutten umgleit.

Änet dem Schüpbärgrügge het sech ds Land ufta, und bald sy di rote Firschtchnöpf vom Grächwyler Herrehuus über em Gchramäntzel vo der winterdürre Hoschtet zum Vorschyn cho. «Kei aparti schöni Gäged, wenn me so mängs Schöns gseh het i der ganze Schwyz umenand», het er sech gseit, «aber e Heimet isch es halt, es liebs Näscht, absyts vo allem Gstürm und Verdruß.»

Gschwinder und früscher marschiert der Fritz. Er schwänkt sogar sy Näbelspalter, wo-n-er di erschte Grächwyler Bure hinder ihrne Chüegspann gseht dür ds Land stampfe. Hätt er sech settigs nid als Offizier müessen abgwöhne, er tät e Juzer. Daß si nume so vo wytem ihri Zöttelichappen abnähmen und ihm verwunderet nacheluege, fallt ihm nid emal uuf. Es sy halt doch nachzueche zwöi Jahr, daß er sech ga Bärn ynen isch ga stelle zur Legion.

Jitz macht d’Straß der letscht Chrump, über nes Wälmli, und jitz isch er daheim. Aber... um Gotts wille, was isch das? — Der Garten isch ja furt! — Wo sy di beiden Egg-Pavillons? Alli Zierböum furt. Am Zuun ufbyget e Boum Lade. Näbem Brunne nume so a ne Huuffe gworfen usgmachti Boumstümpen und dernäben e Huuffen Escht. Und am Huus. Nei aber! Da hanget ghüslets Bettzüüg über d’Fänschtersimse vo der Maréchale. Und näbe der Hustür uf em Bank im Peristyle, wo men alben am Abe no lang binenand gsässen isch, e ganzi Zylete Zübere.

Es chunnt ihm uf en Ate. Undereinisch gspürt er, daß er e lääre Mage het und müed isch vom länge Marsch. Wie ne Türlistock blybt er uf der Straß. Was isch das? Was het’s gä? Aber was wett er sech vormache? — «Si hei halt my Brief nid übercho. Oder isch es am Änd no viel böser gstande, als der Papa mer gschribe het?»

Es wörgget nen im Hals. D’Ouge brönne ne. Aber nei, e Soldat, wo so mängs entsetzlech Truurigs gseh het, pläret nid.

Ga frage man er nid. Me gseht ja, was gangen isch. Aber i sym Innere, da chrachet öppis zsäme. O Jere Gott! Das isch bitter. Das isch hert. — Warum, warum heit Dir mir nid gwartet? — Was söll i jitz?

Der Fritz wanderet vorby, blybt na hundert Schritten uschlüssig stah. Nei, nümme hindereluege! ’s isch fertig. Und er weiß, nid nume mit där Herrlechkeit da, mit dem Campagne-Läben im Bärnerland überhoupt isch es uus. Nume no di Rychschte chönne sech’s gönne. Aber dermit isch o d’Glägeheit vorby, mit dem Landvolk zsäme z’läbe, gmeinsami Not und Freude z’ha. Söll jitz e Wettkampf losgah zwüsche Stadt und Land, es enand d’Vörtle vor der Nase wägstäle?

Er isch am Waldsoum, dert, wo sy Papa einisch zrügg gluegt und sech anders bsunne het. Vo däm weiß der Fritz nüt. Er het aber einewäg es bitters Gfüehl gäge sy Vatter und möcht’s doch nid la ufcho. Söll i ächt ga Meichilche, zum Pfarrer Leu, ne ga frage, was er wüssi? Ihm mys Leid ga chlage? — Ja, i mueß doch wüsse, wo si hicho sy, und öpper anders frage man i nid.

Er macht sech wieder uuf und wanderet i ds Pfarrhuus. Der Herr Pfarrer isch nid übel verwunderet, wo men ihm chunnt cho säge, wär zue-n-ihm möchti.

«Geng no i der Montur?» fragt er.

«Villicht no lang», antwortet der jung Herr, «wo-n-i gseh, daß i überhoupt nüt meh ha, was mer ds Läbe daheim lieb mache chönnt.» Müed und truurig lat er sech uf e Stuehl falle, wo-n-ihm der Papa Leu zuecheschiebt.

«Dir wärdet mir doch nid säge, Dir heiget no gar nid gwüßt, daß Eui Eltere ga Bärn züglet sy?»

«Warum säget Dir nümme ‹du› zue mer, Herr Pfarrer? Duzet mi nume, i begähre’s nid anders.»

«He nu, wenn’s dir sälber lieber isch, so söll’s derby blybe. Jedefalls bisch du mir geng no my liebe Fritz.»

«Also, Herr Pfarrer, i weiß gar nüt. Vor mene halbe Jahr — es isch juscht vor der zwöite Schlacht bi Zürich gsi — het mer my Papa gschribe, er förchti, er mögi Grächwyl nümme bha, und wenn nid en unerhoffeti Hülf chömm, so verchouf er ds Guet. Druuf han ig ihm i mene Brief der Gotts willen aghalte, er söll das nid mache. I chömi villicht bald hei, und de wett i de doch luege, ob das nid z’bha sygi. Jitz weiß i nid, het er my Brief z’spät übercho oder isch ihm ds Wasser scho so hoch am Hals gstande, daß er gmeint het, er chönn mer’s nümme z’lieb tue. — Was söll i jitz?»

«I cha dir numen eis säge», seit der Pfarrer, «dyni Eltere wäre nid ga Bärn, wenn si ds Guet hie obe hätte mögen ebha. Eh was hei si nid beidi dranne ghanget! Und bsunders wäge dir. Wie mängisch het mer dy Mama vorbriegget: ‹Was wird dä arm Fritz säge, wenn er am Änd doch no umechunnt!› Weisch, si hei afange gloubt, du sygisch verlore gange. Du hesch se halt o lang gnue im Ungwüsse gla, my Liebe.»

«Ja», verteidiget sech der Fritz, «es isch halt o ne bösi Sach mit der Poscht im Fäld. Me cha sech gar eso uf niemer verla.»

«Ja nu! Also das isch sicher, dym Papa het’s schier ds Härz abdrückt, daß er’s het müesse härgä. Er hätti’s nid gmacht, wenn er nid absolut müesse hätti. I gloube geng, er sygi halt no ordli viel druffe schuldig gsi, und syni Glöubiger hein ihm allwäg ds Mässer a Hals gha. Us mene Guet gnue usez’wirtschafte, das isch hüttigstags nid liecht. Das cha numen e gyzige Buur. Euer Gattig Lüt chönne das nid. Euch rünnt es z’ring dür d’Finger. Dir syd uf nen anderi Art gwanet gsi, Gäld hindere z’mache. Das isch jitz vorby, und dir junge Lüt müesset neui Wääge sueche. Dir findet se scho. Nume der Chopf uuf! Du wirsch gseh: bravi Patriote — i meine settigi na der alte Währig und mit offene Chöpf — si geng no gschetzt und hei schöni Ufgabe. Es git numen ei Sach, wo me nid darf liecht näh, das isch d’Sorg um ds ewig Läbe; alles anderen isch eigetlech nid es einzigs graus Haar wärt. Geit’s nid hie düre, so geit’s dert düre, und wär grad und luter es subers Zil verfolget, findt sogar i där böse, verdorbene Zyt no sy Lohn.»

Der Fritz het sym alten Underwysiger no lang glost. Er isch by-n-ihm über Nacht bliben und het am Abe der Pfarrersfamilie no müesse brichte, was er dusse, im Züribiet und a der Thur, mit der Legion erläbt heig.

Ds morndrisch isch er ga Bärn gwanderet. So uf mene Marsch dür ds Bärnerland lat sech viel Guets usdänke. Für nüt sy dem Fritz syni Erläbnis bi der Legion nid gsi. Er het mit Hände chönne gryffe, wo’s fählt, und er het gloubt, daß me mit guetem Wille mängs ume chönnti guetmache. Furt mit de frömde Machthaber, furt aber o mit der Ougedienerei! Solang me geng uf e machthungerige Nachbar lost und no dumm gnue isch, a syni schöne Redesarte z’gloube, isch me nid imstand und nid wärt, es freis Land und es freis Volk z’leite. D’Tagheiteri mueß einisch wieder ufgah, het er sech gseit. Und de chunnt de üsi Zyt. Da bruucht de d’Schwyz eigeti Soldate für di eigeti Sach, und de sy mir de da.

Das het er sech mit sym jugedleche Geischt usgmalet. Und wo-n-er gäge Mittag ganz unvermuetet den Elteren i menen änge Losamänt a der Cheßlergaß i ds Huus gfallen isch, da het niemer ihn bruuche z’tröschte. Papa und Mama hei sech afa ergah i Erklärunge, wieso und warum. Aber der Suhn het gseit: «Gmüejet ech doch nid! I begryffen alles. Es isch mer nume leid, daß ig ech so lang im Ungwüsse gla ha.» Und wär du den Alte het d’Tränen abgwüscht und se het mache z’glouben a ne besseri Zyt, das isch der Fritz gsi, wo geschter no sälber gmeint het, er chönn’s nid ertrage, was ihm d’Elteren ata hei.

Nah-ti-nah isch du vürecho, daß me wohl das Grächwyl no nid het verschmärzt gha, daß men aber ds Läben i der Stadt o nid verachtet het. Me het doch o ghört, was geit i der Wält, und Lüt um sech ume gha, dene men öppe het chönne ga ds Härz lääre. Es het o nid a settige gfählt, wo mit dem Fritz ufrichtigs Beduure gha und jedem, wo’s het welle ghöre, grüehmt hei, wie nätt dä jung Ma gäge syni Eltere sygi.

Sys Urleb isch glücklecherwys no nid abgloffe gsi, wo der Papa vom Chilchhof allerhand Neuigkeite heigchramet het. Er het Läben i den Ouge gha, wie scho lang nümme. Dä Bonaparte schyni en energische Fäger z’sy. Me gloubi, es gang bald wieder los änet dem Rhyn. Es sygi sogar d’Red dervo, daß e französischi Armee über e große St. Bärnhard nach Italie sölli marschiere. Das sy wohl Nachrichte gsi, wo eine hei chönnen i Gusel bringe; aber der Fritz het nid rächt begriffe, warum juscht das sy Papa so heiter macht. Für d’Familie het’s doch nid viel anders gha z’bedüte, als daß jeden Ougeblick e Marschbefähl sym Urleb chönnt es vorzytigs Änd mache. Ja, dä guet Ma! Ds Wichtigschte het drum der Papa für sich bhalte. Am andere Morgen isch du o i den Ouge vo der Mama en ungwaneti Heiteri ufgange. Cha men o so der Narre gfrässe ha a mene Bonaparte! Wartet nume, dä wird üs de villicht no rächt unkommod.

Natürlech het di ganzi Stadt vom Bonaparte gredt. Aber uf eim Bank vom Chilchhof het me vo nere Sitzung vo der Waisekommission vo Möhre gredt, wo der Presidänt referiert heigi, das Dossier vo Märchlige chönni me jitz ad acta lege, d’Jumpfer Madeleine Herbort sygi Mitti Merz majorenn worde. Es isch ds chürzischt Traktandum gsi und het i der Sitzung gar nüt gä z’rede. Aber scho uf em Stägepodäscht het der alt-Seckelmeischter Berseth dem Herr Sigmund Wagner e Prysen offeriert und gfragt: «Wär hocket ächt dert yne?» Und der Herr Wagner het fescht i d’Schnupfdrucken ynegreckt und gseit: «Dä cha de vo Gfell rede. Särviteur, Herr Berseth.» Und e halb Stund druuf hei der Napoleon Bonaparte und ds Madeleine Herbort sech i d’Ehr teilt, ds Gspräch vo der Plattform und vo der Große Societät z’sy. Na den Ereignis vom Herbscht wär dem Papa Gatschet jitz würklech der premier consul wichtiger gsi. Aber da chunnt du eine vo dene Fründe, wo’s bsunders guet gmeint hei mit ihm und sym Suhn, ihm cho uf d’Achsle chlopfe: «Jerome, das wär jitz öppis für eue Fritz! Das war öppis anders als es Brevet vo der Helvetische Legion. Da chönnt er sech rehabilitiere.» Derzue het dä Fründ mit beidne Hände d’Bewegung vo nere Waag gmacht, ds Gsicht zu nere Gränne verzogen und drümal gseit: «Grächwyl — Märchlige.»

Natürlech isch o wieder vom Charles Ryhiner und vom Mundi Dittliger gredt worde. Und bis am Aben isch e ganzi Ranglischte vo junge Bärner ufgstellt worde, aber alli «därzyt abwäsend» ussert dem Fritz Gatschet. Drum het men a der Cheßlergaß so heiter drygluegt.

Der Herr Sigmund Wagner hingägen isch ds morndrisch mit syr große Lädertäschen über Land und en passant z’Märchlige vorby, der Jumpfer Herbort ga felizitiere. Als Mitglied vo der Waisekommission het er ds Rächt derzue gha.

Ds schöne Wätter het ds Madeleine useglöökt, und wil der Herr Wagner scho früech am Tag cho isch, het er’s allei im Garte gfunde. Es het Stifmüetterli i nes Groupe gsetzt, d’Händ voll Härd gha und sym alte Fründ und Lehrer nume ds chly Fingerli zum Grueß dargstreckt.

«O o o o!» seit der Mündi, wo-n-er d’Bitze vo der «Psyche» gseht, «was het’s da gä?»

«Äbe», antwortet ds Madeleine, «da gseht Dir jitz grad, wie’s bi üs afange zuegeit.» Es het ihm brichtet, wie si übel dranne syge mit däm Mannevolk, sitdäm der Guetsherr fähli.

«Es het doch afange kei Gattig meh», meint der Herr Wagner. «Aber wartet nume, das chunnt de scho wieder anders. Übrigens han ig Euch welle cho felizitiere, Jumpfer Herbort. Dir syd geschter in aller Form mündig erklärt worde. Dir syd also eigete Rächts und dörfet ufträtte. Zeiget ne nume der Meischter!»

Ds Madeleine zuckt d’Achslen und seit: «Das macht mir jitz nümme viel uus. Mir Froue hei glych niene nüt z’säge.»

«Hm. — Weiß nid. Aber Dir heit ja jitz d’Weli, für ne Meischter z’sorge, wo Haar uf de Zänd het.»

«Däm fragen i nüt meh dernah», antwortet ds Madeleine i Härd yne. Es chneulet am Boden und lochet und setzt, wie im Taglohn. Und derzue, dunkt’s der Herr Wagner — er cha sech nämlech nid ebha, sy Gugger vürez’näh und vo hinden uf di flyßige Händ z’luege — es glänzi öppis wie Toutröpfli uf dene verhärdete Finger.

«Wäm fraget Dir nüt meh nah?» möcht er müsse.

«Niemerem.»

Du seit es lang nüt meh. Di Stüdeli sy alli gsetzt; aber es het no nid uuf. Mit usgspreitete Finger veräbnet’s der Härd und cha nid höre dermit. Und der Herr Wagner steit geng no hinder ihm, luegt albeneinisch dür e Garten uus und schilet zwüschenynen uf di schöni Gärtnere, öb si ächt nid bald well ufha und villicht doch no öppis weniger mutzes säge.

Ändlech isch du jedes Chnölleli und Bölleli a sym Ort gsi und gar kei Grund meh, no länger am Bode z’grupe. Im Gägeteil. D’Bschüttchanne hätti jitz häre sölle. Di paar salzige Tröpfli sy doch nid gnue gsi. Ds Madeleine steit uuf, wäscht sech mit dem Fürtech ds Gsicht ab, und der Herr Wagner dänkt: wenn’s wüßt, wie luschtig es wieder einisch isch, das Möhri, mit de verchuzete Haar und de Härdspuren im heiße Gsicht! Nume grad es Momäntli überchunnt er d’Haselnußstärne z’gseh. Si glänze wie vor Töubi, und es hange geng no silberigi Träne dran. Aber derzue isch es Lachen um ds Muul ume.

«Bruuche kei Meischter meh», seit’s und louft dervo.

«Hm, so so?» seit der Maler halblut. Er versorget sys Glas wieder, rückt di großi Täschen uf e Rüggen und macht sech uf e Wäg gäge d’Thunstraß. Soso? Du bruuchsch ekei Meischter meh? — I gloube ds Gägeteil.

Wo-n-er zuefällig gäge linggs übere luegt, chunnt uf em Fäldwäg vo der großen Eichen am Chrummhölzli e schwarzi Dame gäge ds Herrehuus zue. No einisch nimmt er sys Guggerli vüre. Die Figur han i scho gseh. Wo jitz scho nume? — Ah, wohl, es taget mer. Soso? Hmhm.

Ganz ohni z’welle, het er e läbigere Schritt agno. Sys Reiszil isch eigetlech Thun gsi oder, besser gseit, Hofstette. Zum Schultheiß vo Müline het er welle, wo i syr herrleche Chartreuse gleuet und grad wie är drüber nachedänkt het, was gah sötti, für erträglecheri Zueständ z’übercho.

Aber e Maler louft nid wie ne Schelm dür ds Land uus, sogar wenn er Großes vorhet. Es git hie öppis z’luegen und dert öppis z’skizziere. Gläbt wott men o ha. Und so isch es später worde, als der Herr Sigmund Wagner sech dänkt het. Er het sech etschlosse, hinecht ehnder no i ds Ortbüehl z’gah und dert über Nacht z’blybe.

Es gseht hie o nümmen uus, wie albe, het er dänkt, wo-n-er vom Wäg über nes verlotterets Stägli i Hof aben isch. Und i däm Hof sy d’Gjätstude chneuhöch gstande. A de Felläde hei Brättli gfählt und us de Spalier sy dicki Wasserschoß i d’Luft usegageret. Im Gartehüsi isch der ganz Gräbel vo Bänk und Wärchzüüg a mene Huuffen ufbyget gsi, wie wenn niemer meh dra dänkti, sech für e Summer yz’richte. I der troschtlose Stilli het der Chlopfer a der Hustüre tönt, wie wenn ds ganz Huus es läärs Chilchegwölb wär. Ds Mädi, wo’s ändlech isch cho uftue, het ganz unglöubig drygluegt. ’s isch gar nümme gwanet gsi, e Visite z’epfa.

Wo der Mündi under der Stubetüre rüeft: «Grüeß di, Vincenz!» isch dä vo sym Fauteuil am Kaminfüür ufgschossen und mit der Zangen i der Hand vor syr Visite blybe stah.

«I tue der nüt», lachet der Mündi, «steck dy Sabel numen y!»

«Ah, du bisch es, Mündi? — A la bonne heure! — Chumm, sitz! Was füehrt di i ds Ortbüehl? I ha gmeint, du sygisch z’Zürich.»

«Gsi — gsi. Und villicht gangen i ume. I bi uf em Wäg i Chartreuse.»

«Zum Müline?»

«Präzys.»

«Weit der zsäme d’Wält verbessere?»

«Juschtemänt.»

«Daß dir no möget!»

«I gibe’s no lang nid uuf. Und daß du’s grad weisch, my Hoffnung syd juscht no dir uf em Land.»

«Mir uf em Land? Mir pfyffen us em letschte Loch. Wart nume, morn a der Tagheiteri — du blybsch doch hie über Nacht?»

«Gärn, wenn’s di nid z’hert derangiert.»

«A der Tagheiteri will i der de zeige, wie’s usgseht. Me schlat ja niene nüt meh druus. Und jitz no das französisch Yfuehrverbot für Brotfrucht. Das git is der Tubedruck. Me weiß ja nümme, wo d’Frucht näh, für das frömde Pack z’fuettere. Und was söll me de no säje? D’Schüüre gheien eim über der Viehwar zsäme. D’Brunnleitunge sy verstopft, und niemer isch z’ha, für öppis umez’mache. Si wei geng zum voruus zalt sy, und de loufe si eim dervo, gäb d’Sach gmacht isch.»

«Überall der glych Jammer! Aber wohär chunnt’s? Dahär, daß alli üsi junge Lüt furt sy.»

«Wäm seisch das? Aber was wottsch? Söll me se hie bhalten und de Franzosen uslifere? Das chunnt afange bald alles uf eis use.»

«I gloube, jitz wär der Ougeblick, wo me wieder öppis chönnti wage. Jitz sötte si umecho und zeige, daß me cha, wenn me wott, und zwar ohni frömdi Hülf.»

«Es nimmt mi nume wunder, wo Euereine di Zueversicht härnimmt. — Me mueß, weiß Gott, Chünschtler sy, für nid am Erger z’verworgge.»

«Juschtemänt, so isch es. Und du wirsch gseh, mir gäbe dem Volk d’Hebi wieder.»

«Das möcht i no erläbe. Haha, hahaha.» Der Ortbüehler hout mit der Zangen i ds Füür, daß d’Funke sprütze.

«Und du wirsch es erläbe. Grad du. — Grad hie chönnt’s afa.»

«Hie?»

«Ja, hie. I bringe dir nämlech e guete Bricht.»

«Öppe vom Xander?»

«Das nid. Aber es geit ihn a. Du weisch ja, der alt Märchliger isch tot. Und jitz isch d’Jumpfer Herbort majorenn worden, und...»

«Häb mi nid für e Narre! Die Gschicht isch uus und fertig.»

«Die Gschicht» — der Mündi steit i syr ganze Größi uuf und redt uf e Herr Vincenz abe, wo sys Chini no tiefer i d’Bruscht drückt und mit syne chalten Öugli i ds Füür sticht — «die Gschicht isch à point!»

«Das nähm mi jitz o wunder, wie du zu der Idee chunnsch.»

«Das chan i dir nid liecht säge; aber du darfsch mer’s gloube. D’Houptsach wär jitz, daß me der Xandi härekriegti.»

«I weiß ja nid emal, wo-n-er isch.»

«So mueß me ne ga sueche. Aber me darf nid treiße, sünsch chönnt’s fähle.»

«Du bisch guet. Wie söll i ne ga sueche?»

«Schryb ihm afange!»

«Wenn i dir säge: i weiß nid, wo-n-er isch.»

«So gangen i ne ga sueche.»

Der Herr Vincenz lachet unglöubig und seit: «Wenn d’mer ne härebringsch, so kriegsch e tabatière, und das e schöni.»

«So syg’s!»

«Abgmacht!» Der Ortbüehler steit uuf und rüeft dem Mädi, me well de zum z’Nachtässen e bouteille vom Bessere. «Und jitz wei mer Liecht mache!»

Er stellt der Candelabre azündtet uf e Tisch und steit da, wie geng, wenn er öppis überleit, d’Händ under em Rock uf em Rügge, der Chopf vüregstreckt und fragt: «Ja und si?»

Der Mündi luegt ihm i d’Ougen und seit: «Äbe si — si isch à point.»

Wo si sech a Tisch gsetzt hei, isch der Ortbüehler nah-ti-nah besserer Luun worde. I der Gsellscheft vom Mündi het er ändlech wieder einisch z’grächtem mögen ässe. Sogar ds Mädi het Freud gha und gfunde, jitz wüssi men emel wieder, für was me da sygi. Ganz vo sich uus het es dene Herre di zwöiti Fläsche häregstellt. Und wo si na de Zächne geng no mitenand poleetet hei, het’s dänkt, das gäb trocheni Häls und isch ne di dritti uf d’Kaminsimse ga stelle. Es isch öfter als nötig öppis cho i ne Schaft versorge, wil es jedesmal e Bitz vo der grüüsleche Schlacht im Züribiet het z’ghören übercho. Aber di Beide hei’s länger mögen erlyden als ds Mädi. Si sy no lang ufgsi, nadäm äs Fyrabe gmacht het.

Es isch scho wyt über Mitternacht gange, wo di Herre wie mächtigi Lüüchtgüeg, jede mit sym Cherzestock, d’Stägen uuf sy. Wie Tannen im Föhn sy ihri Schätte vo eier Wand zur andere gfahre — hin und här — hin und här.

Der Mündi tuet no einisch ds Fänschter uuf, für z’luege, was ds Wätter well, da fallt ihm uuf, daß i der Schüüren änen es Glöuf isch mit Latärnen und es Trogle vo Holzböden uf der Bschüsi. Wil aber wyters ekei Lärme gmacht worden isch, het er dänkt, es wärdi öppen im Stall öppis los sy, und isch i ds Bett gschloffe.

Am andere Morge het ihm der Herr Vincenz nid gschänkt, no ga z’luege, wie übel daß si dranne syge mit der Landwirtschaft. Er het’s müesse zuegä. Am Hübeli ob em Wäg, wo me gar nüt meh gmacht het, wil me nümme het möge gcho, isch nid nume Chrut und Uchrut wie i nere Wildnis gwachse. An allnen Orte sy längi Schoß us Boumwürzen i d’Höchi gstänglet, ganzi Böumli.

«Da gsehsch», het der Ortbüehler sym Gascht gseit. «Wie söll’s de erscht cho, wenn me keis Saatguet meh het!»

Si sy emel du o zur Schüüren und hei gfragt, was di Nacht losgsi sygi. D’Frou Balz het brichtet, es heig es Chalb gä, und isch ne’s ga zeige.

«Das wott i abbräche, ’s isch es schöns Tierli. Das isch de Chlöusis, wenn er umechunnt.»

Dem Herr Sigmund isch ufgfalle, daß ds Lisebeth ds Muul zum Spott verzieht und der Muetter dä Plan wott vernütige.

«Gfallt’s der nüt?» fragt der Herr Vincenz.

Ds Meitschi rangglet a mene Stud umen und seit: «Wo me ja scho süscht niene gnue Milch het — U de Chlöusi!»

D’Muetter wird bös. «Gang, tue du öppis!» Und wo ds Lisebeth zum Stall uus isch, seit si, meh so zu sich: «Was i afe mit däm Meitschi ha!»

«Wott es sech geng no nid dry schicke?» fragt der Herr Vincenz.

«Äbe nid», chlagt d’Muetter. «Wenn i nid uuf und nache wär u geng hinger ihm, i weiß nid, was no us ihm wurd. Es isch gwüß gwüß afe schröcklig. Grad alls macht’s mer abe. Nid emal der Gloube wott’s mer la gälte. Aber das sägen Ech, Herr Wagner, i la nid lugg. U we mer ds Letschte no dervo louft u mi im Stich lat, i wehre mi, solang i ma der Ate zieh.» — Und derzue dänkt si: Sälig ischt, wär die Anfächtung erduldet.

«Du hesch rächt, Eisi», seit der Guetsherr, «es söll der nid vergässe sy!»

Im Wytergah seit du der Mündi: «Das isch jitz o no e Frou! Es dunkt mi, e settige Gloube sötti dir uf ds Puntenööri drücke. Es wär e Sünd, so eini la z’chrotte, ohni nere z’hälfe.»

«Ja», antwortet der Ortbüehler, «es isch wahr. Wenn i die nid hätti, so hätt i scho lang alles a Nagel ghänkt und ds Guet amene Schindter verchouft, wär weiß? Aber es isch grad, wie wenn i’s ihre z’lieb nid dörfti tue. Ihre Ma isch im Grauholz gfalle, zwee Sühn syn ere drusgstellt, der dritt het si sälber vor de Wärber versteckt. Und jitz isch nere ds Meitschi no schier ds hindervür worde, wil si verwiche Bricht übercho hei us em Depot vo der Legion, der zwöit, der Hansueli, syg umcho. Grad schad isch es nid um ihn. Es isch en usöde Kärli gsi; aber das Meitschi het schuderhaft an ihm ghanget. Und d’Muetter nimmt’s o nache. Si tuet nid viel derglyche; aber si sy im Ufriden usenand. Er isch nere drusgloffe, und das plaget di armi Frou. Ds Meitschi, das Babi, macht nere-n-alles uus. Aber wie meh daß es nere der Gloube vernütiget, descht meh steit si derzue.»

«Dank du Gott, daß d’ so eini uf em Guet hesch!» seit der Mündi. «Lue nume, die lüpfen is de no übere!»

«Ja, wenn öpper, so sy’s de no die. So wyt hei mer’s afange bracht.»

«Jitz adieu, Vincenz, Dank heigisch. Und gäll: es blybt derby, i gange ne ga sueche, der Xandi?»

«Probier’s! Adieu. Gueti Reis. Dem Herr vo Müline mys Komplimänt!»