Text:Rudolf von Tavel/Unspunne/Kapitel 4

Us der alemannische Wikipedia, der freie Dialäkt-Enzyklopedy

IV.

Ds Gafertschingers hei z’Bärn, obehär Möhren a der vordere Gaß, e Tuechlade gha. Für i dä Lade het me dür e Husgang yne müesse, vowägen uf d’Loube hei nume zwöi breiti Fänschter gä. Di schwäre, mit Yseband bschlagne Felläde sy obsig ufgangen und über Tag mit verschnörgglete Hääggen a der Loubedili ufghänkt worde. A schöne Summertage wie hütt het me d’Ladefänschter sperrangel offe gha, und de isch de albe so ne warme Dunscht usecho, prezys wie der Huuch us nere Chrämergurgle, so daß d’Lüt im Ordinäri bim Vorbygah d’Nase gäge d’Gaß usegchehrt hei. Aber hütt isch es ds Cunträri gsi. D’Nase hei den Ouge z’lieb müesse darha, wie’s ds Mannevolk eso het. Es sy überhoupt meh Herre d’Louben uuf und ab gangen als sünsch und hei sech für Syden und Indienne-n-interessiert. Am Ladetisch isch nämlech d’Frou de Chateauvieux gsässen und het sech vo der Mama Gafertschinger la Stoffe zeige. I allne Farben isch es um di stotzigi Damen ume verspreitet gläge. Afange wohl alt, meinet dir villicht, syg si gsi? Äbe nid, grad im gfährlechen Alter, im glahrigschte Martissummer und — Witfrou. Si isch no lang nid dezidiert gsi, was si a Gstalt und Jupon well, so isch e höche Schatten im offene Fänschter gstande — der Herr Gabriel Ryhiner. Er het sech mit syne länge bleiche Finger uf d’Simse gstemmt und mit syr Fründin abändlet, wie wenn hie sünscht niemer öppis z’säge hätti. Und si het’s prezys glych gmacht. Us ihrem Näscht vo farbige Wübber use het di läbesluschtigi Ägerschten afa Bscheid tue und ’s nid emal gmerkt, daß d’Frou Gafertschinger mit hässige Rümpf um d’Muleggen i d’Hinderstube verschwunden isch, wo ihre Ma wie ne chinesische Götz uf em Tisch obe grupet und a mene Helvetische Senatorefrack schnurpfet. Er het ds Muul no gar nid gfunde gha und nume mit syne graugrüene Märmlen über d’Brülle wäg gfragt: «Was git’s?»

Die zwöi hei sech nid minder guet verstanden als d’Arischtokraten im Lade vorne. «He was ächt!» het d’Mama Gafertschinger grad g’antwortet, «chumm nume cho luege! Der halb Lade han i abegschrisse, und wie meh daß me ’re zeigt, wie wunderlecher tuet si. Scho ne gschlagni Gloggestund hocket si da und weiß no geng nid, was si wott. Und jitz lyt no der alt Ryhiner über d’Simsen yne wie ne Chilter uf der Schyterbyge. Jitz mira, i gange nümme vüre, bis daß si usdampet hei. I cha dä nümme gseh, sider daß er is der Bueb verrate het.»

«Ja dä isch es? Der Märchliger?»

«He ja, wele süsch?»

Da leit der Papali der Senatsfrack näbedsi und nimmt der Ellstäcken i d’Hand wie albe, wenn er amene Lehrbueb ufgmässe het. Aber d’Bei sy blibe, me hätti chönne meine, er sitzi im Pütschierwachs. Und wie-n-er jitz da so i ds Lääre luegt, e Nähtlig im breite Muul, ds lybhaftig Äbebild vo mene Wels us em Murtesee!

Undereinisch chunnt Glanz i di Ouge. — En Idee — e Geischtesblitz! Da isch ja der Gsell. Dä hätti no Freud a mene Streich.

«Jakob!»

Es hätti’s nid emal gmanglet, ihm der Name z’gä. Er het d’Ohre scho lang gspitzt und luegt uuf.

«Jakob!»

«Meischter?»

Aber no einisch blybt’s still. Nid daß der Papa Gafertschinger sech anders bsunne hätti; aber so öppis wott gchüschtet sy, gäb daß me’s allne chances und malchances ussetzt, so ne Geniestreich, wo ne ganze Bitz Schwyzergschicht drinne läbt, di ganzi Rachsucht vo mene verschleikt-revolutionäre Schnyderhirni und di volli Burgerluscht a menen Attentat uf eine vo den allerverhocketsten alt-Ratsherre! I syr ganze wytab glägene Jugedzyt het er a keim Süeßholzstängel ärschtiger gsugget als a der Vorstellung vo däm, was jitz het sölle gscheh.

«Jakob! E ganzi Bchleidig überchunnsch, wenn d’mer das guet machsch!»

«Was?» Der Gsell isch scho ab em Tisch und schnuflet mit de Zeche na syne Schlarpe.

«La nume d’Pantoffle hie», fahrt der Meischter furt, «lue, dert im Egge steit der Stäcke zum Löse vo de Felladehäägge. Wenns dir gratet, use-z’düüßele, der Haaggen usez’schla und däm verflixte Patrizier der Laden uf ds Chrüz la z’plötsche, so — wie gseit... Aber pressier und mach hübbeli. Und flieh de nid hie yne!»

Me het dem Gsell nid bruuche Bei z’mache. Er het d’Größi vo der Idee begriffe, und es het müesse gscheh, glych, wän’s breichi, wil e settigi Tat es Unrächt isch, solang si no nid verrichtet isch. Ganz hindenum isch der Jakob düüßelet, barfueß, bis a d’Metzgergaß und du dür e Husgang vom Nachbarhuus wieder vüre, bis i d’Chramgaßloube. Vor luter schlächtem Gwüsse het er schier nid a de Glögglizüg vorby dörfe. Zerscht het er nume der Chopf usegstreckt, für z’luege, öb der Herr Ryhiner no da sygi. Ds Härz het ihm ghämmeret prezys wie dem Ehepaar Gafertschinger, wo chneulige chehrium dür ds Schlüsselloch vo der Boutiquetüren i Lade vüre güggelet. Richtig, i der Loube sy nume di weniger edle Teile vom Herr Gabriel sichtbar gsi — und drüber, a der Dili, der zäntnerig Fellade! Der Jakob het aber no einisch müesse z’grächtem Aten yzieh. ’s isch ihm schier gsi, er müeß bätte, und er geit e Schritt hindertsi i Husgang. Ändlech schlycht er wieder vüre, dasmal ganz i d’Louben usen und steit da uf syne schlotterige Bei, wo nid viel dicker gsi sy als der Stäcke, wo-n-er dermit sy Heldetat söll verrichte. Anstatt der Haaggen i ds Oug z’fasse, wo-n-er sött löse, betrachtet er der ci-devant amtlech Teil vom Herr Gabriel. Zwe silberigi Chnöpf hei druffen i d’Stadt use gluegt. «Me het geng gseit, di gnädige Herre heige hingever o Ouge», chunnt dem Jakob z’Sinn, und er trouet sech gar nid rächt zueche. Und doch het er ds Wasser i de Mulegge gha wäge der versprochene Bchleidig.

Undereinisch het der Herr Ryhiner uuf und chehrt sech i syr ganze Größi gäge Jakob. Dä schlycht wie ne prüglete Hund mit sym Stangli hinder e Loubepfyler, und wo-n-er wieder wott güggele, spaziert juscht der Herr alt-Heimlicher mit der schöne Dame an ihm vorby d’Louben uuf.

Jitz het’s ekei Sinn meh gha, der Umwäg dür ds Näbedhuus z’mache. Der Jakob geit alli Gredi dür e Lade hindere, und das nid im beschte Luun.

«Ai ai ai! Der Donner, der Donner! Lue doch o!» het der Meischter gweielet, wo-n-er d’Boutiquetür ufstoßt.

«Excüsez, Meischter! Es isch mer halt nid ertroumet, daß Dir mit dem Gring hinger der Falle syd.»

Der Papa Gafertschinger isch wieder uf sy Tisch gschnaagget, und währed er hässig a sym helvetische Frack wyter schnurpfet und ds Mamali im lääre Lade vorne dänneruumt, wachst ihm ob em rächten Oug es großes Horn. D’Frou het ihm du nes chalts Glas druuf drückt, daß es nid z’höch wärdi; aber är het gseit: «Gib mer’s lieber der ander Wäg und tue chly Chirsewasser dry.»

«Ja nu», tröschtet si, «alle Reschpäkt vor dym Muet, Papali, aber es wird nid ha sölle sy, und villicht isch es no besser, es syg der nid grate. Wie liecht, wie liecht hätte mer e guete Chund oder zwee verlore!»

«Du hesch rächt. Und der Miggeli hätte mer mit däm glych nid ume.»

Wo im Lade vornen alles wieder a sym Ort isch gsi, het sech d’Frou Gafertschinger a ds offene Fänschter gsetzt, e Handarbeit vüregno, aber meh uf d’Gaß use gluegt als uf ihri Stiche. Es isch nid lang gange, so ghört me ne Gutsche d’Gaß abcho. D’Frou Gafertschinger hätti wäge däm’twäge no lang chönne wytersoume, ohni öppis z’verpasse, vowäge ds sältmal het me ne Wage z’Bärn scho vo wytem ghöre tschädere. Di ganzi Stadt isch no mit runde Chöpflige bschosse gsi, und me het o no öppis gha für ds Gutschefahre. Und trotzdäm isch der Frou Tuechherri alles z’gleitig gange. Het es se nume dunkt oder sy würklech der Herr Ryhiner und d’Frou Marschälli i däm Wage gsässe? Si het gwüß grad i d’Louben use müesse ga luege. Ja, wäge dessi! Di ganzi Chramgaß ab isch prezys wie no hütt under jedem Loubebogen es Wybervölchli gstanden und het der Gutsche nachegluegt, wo halt ihre Wäg derdürab tschäderet isch und vo hinden uf e Tupf glych usgseh het wie öppen alli Gutsche. — Aber äbe, so ne Gutsche! Was da nid alles drin chönnti sy und chönnti vor sech gah! Bsunders die, wo no nie sälber drinne gsässe sy, was stelle sech die nid vor! E Wält het drinne Platz oder emel zum Allermindischten es Schicksal. Het me nid vo Lüte gwüßt z’brichte, wo so i nere Calèche z’mitts am Wybermärit i dises Läben yne sy useghotteret worde, anderi i d’Ewigkeit übere gschüttlet! Und zwüsche dene beidne Schwirrli lyt mängs uf em Läbeswäg, was i nere Gutsche gscheh chönnti, der Miggeli Gafertschinger het’s ja erscht no erfahre.

I der Märchliger-Gutschen isch hütt niemer uf d’Wält cho und niemer gstorbe; aber es Schicksal isch versiglet worde. Uf der Fahrt dür e Hüenliwald isch es bereits usgmachti Sach gsi, daß me ds Madeleine ga Grächwyl use schicki, und zwar hütt no. Es wär ja no mängs Ort gsi uf em Land ume, wo me’s mit offenen Armen ufgno hätti. Hindelbank, Jegistorf, Landshuet — was weit der meh? Aber alles das isch am Paß gläge. Und jitz het’s gheiße: absyts mit där Tochter!

Dem Xandi Wagner, ja, däm het me ja jitz gseit, was er z’hoffe heigi. Aber chuum isch er us em Bannbezirk use gsi, so isch du en anderen uftouchet, der Mündi Wagner, der Maler. Als épouseur isch er nid gsi z’schüüche; aber gäb wie me bhertet het, er heigi mit disem nüt z’tüe, isch er halt äbe doch e Wagner gsi. «Und de versprichen i mer o nüt Guets vo sym Yfluß», het der Herr Gabriel gseit. «I ha nüt uf denen Anakreontiker.»

D’Frou Maréchale het zwar das Wort bis jitz nie ghört gha, aber einewäg versicheret: «Ah, je comprends, i ha das Ougeverdräjen o nid gärn.»

Und der Herr Gabriel het liebeswürdig drüber wäg ghulfe: «Gäge ds Malen und Zeichne hätt i nüt. Es wär mir sogar rächt, wenn ds Madeleine settigi passe-temps würdi lehre, ’s het scho rächt gueti Progrässe gmacht; aber was derby gredt wird, ma foi...»

«Dir heit rächt, Gabriel, c’est un monde bien léger. Di Chünschtler hei gar viel uf em Blutte.»

«Das villicht o; i gloube zwar, der Mündi syg vo da nache nid gfährlech, er isch meh uf de Vedute; aber was i halt a dene Lüte nid cha lyde, das isch di liederlechi Adaption a jedi Läbeslag. Dünklet se, i was Der weit, geng sy si obenuff. Alles isch ne rächt. I jeder Gülle gseh si der Abglanz vom Stärnehimmel.»

«Eigetlech», seit d’Frou de Chateauvieux, und derzue leit si ihri fyni chueli Hand uf di abgmagereti vom Herr Ryhiner, «isch das nid so ungschickt.»

«Aber es ghört sech nid für üser Gattig Lüt.»

Der Herr Gabriel het sech ganz hindere gla i sy Egge, ds Chini tief i ds jabot bettet und trüebsälig vor sech ane gluegt. Wenn dä Luun über ne cho isch, isch er de albe nümmen amüsant gsi. Aber d’Frou Maréchale het das gkennt und isch der Verdacht nie ganz los worde, er machi’s i ihrer Neechi nume, wil er gärn möchti tröschtet sy, ohni sech sälber öppis müesse z’vergä. Und wenn me ganz scharf gluegt het — nid nume so im Profyl — so het i dene Ratsherrenougen öppis o no chly chly hinder em Schüüchläder düregüggelet.

Afin. Wo me z’Märchligen usgstigen isch, het me nüt anders gmeint, als der Herr Ryhiner syg alleini cho und nid rächt begriffe, warum er am Schlag blybt und i d’Gutschen yne luegt. D’Frou Rosine macht sech zuechen und gseht grad no, wie ne Damehand nes chlyses Spiegeli im Ridicüle versorget. Und ds Madeleine, di Chrott, het im einte Mulegge vom Ungglen es Hüüchli Puder welle gseh ha, wo-n-er doch sünsch nie nüt Settigs bruucht het. So Töchtere bilde sech bekanntlech no gärn öppis eso y.

Vo Grächwyl isch scho mängisch d’Red gsi; aber wo’s du gheiße het, no dä Namittag söll d’Jumpfer Madeleine mit der Tante Cecile derthi reise, het’s du nes Duureli gä. Me heigi ne luschtigi Malerei vom Aarebord underhänds, und morn chömi de der Herr Wagner se cho hälfe fertig mache.

Das sygi grad glych, het der Herr Gabriel gseit. Es fählti sech no, daß me wäge settige Divertissement e Reisglägeheit würdi verpasse.

Aber me heigi no Strümpf i der Wösch und...

«Grad glych! Settigs cha me nacheschicke.»

Also punktum. Um di Vieri umen isch wieder agspannet worde. Me hätti schier chönne meine, es sygi am heiterhälle Tag unghüürig. I allnen Egge, hinder jeder Wand het es Muul gchlefelet und ufbegährt, wil me d’Jumpfer Madeleine furtschicki und niemer dörf wüsse wohi. Am wüeschtischte het’s im Stall grüblet. «Wenn ihm nume di beide Roß verreckte!» het der Gutschner brummlet, «e settigen Uverstang: zwöimal ds Tags z’fahre, u de no sövel wyt!» Me het ihm ds Muul ghörig verbunde gha, dem Gutschner. Aber grad z’trotz het er du i der Gschirrchammeren a d’Wand gchritzet: «Den 12. Augscht Matleni uf Grächwyl brungen.»

«E nu», het der Herr Gabriel dem Madeleine zum Abschid gseit: «Vergiß jitz, was hinder dir lyt!» Es het nüt g’antwortet, aber im Stägenabgah dänkt, grad so guet chönnti me befäle: «läb!» oder «wachs!»

Nid am wenigschte het sech der Herr Poussin um di Abreis interessiert. Grad vor den Ohre vom Herr Ryhiner het er der Gutschner gfragt, wohin es gang.

«Uf Hühottige», het er zum Bscheid übercho.

Dadruuf hi sy si abgfahre.

«Allons!» isch ds erschte Wort vo der Frou Maréchale zu ihrer Gfangene gsi, wil ds Madeleine vom Hoftor uus dem Herr Poussin und allne Husare no zuegwunke het. «E wohlerzogeni Tochter verschänkt ihri Attentione nid uf all Syten use!»

«Es isch mir doch glych, wär di Brosmen ufpickt», seit ds Madeleine, und derzue zieht es d’Muleggen abe, daß es e tiefe Falz näbe sym luschtige Näsi düre git.

Wart nume, dänkt di wälterfahreni Frou, dir will i de das Brösmeli-Streue scho abgwöhne. — «Vergiß doch emel de nid, daß es Franzose sy!» seit si mit strängem Blick.

«D’Franzose sy o Lüt.»

«Aber wettigi!»

Uf das aben isch du lang nüt meh gredt worden i der Gutsche.

Es wär sech übrigens derwärt gsi, so ga z’tue im Stall! Ds Herr Ryhiners Gutschner het ja nume bis i d’Stadt müesse mit dene zwo Dame, a d’Züghuusgaß. Dert het ne der Herr Gatschet vo Grächwyl mit sym char-à-banc gwartet. Es isch e chly spitz gange mit dem Platz. Eigetlech isch es numen e Zwöiplätzer gsi ohni Bock. Da mueß dä, wo füehrt, drin inne sitzen und sytlige gutschiere. Der Herr Gatschet isch en artige Herr gsi, aber eine vo dene, wo geng möchte mageren und das gar nid zwägbringe, gäb wie si nüt über nes guets Ordinäri usen ässe. D’Frou Maréchale hätti vo Rächts wägen i d’Mitti ghört, aber si het scho sünsch warm gnue gha, und so het du halt ds Madeleine zwüschenyne müesse.

«My Wagen isch geng gäge di besseri Syten offe», het der Herr Gatschet afa gspasse, für sech e chly i ne bessere Luun z’bringe — er het nämlech hütt müesse cho Contribution zale — «aber es chunnt vermuetlech uf ds Glychen use. D’Wält gseht gägewärtig uf beidne Syte glych nätt uus.»

Si sy dür ds Aarbärgertor use größlet und a der Schützematt vorby gfahre. Dert het e Franzos Rekrute für di Helvetischi Legion trüllet. Öppen es Ris deren arme Güggere hei si binenandere gha, wo dem Vatterland z’lieb hei müesse vor de frömde Gwalthaber ga ds Mandli mache. Si hei o dernah drygluegt, geng eine chly dümmer als der ander. Aber jitz, wo der Grächwyler char-à-banc ganz langsam vorbygschnaagget isch, het’s ein dunkt, es flügi e Sunneblick über di Zylete vo Gsichter. Me het grad gseh, daß keine meh uf en Instrukter lost, gäb wie dä brüelet und ufbegährt. Grittligen isch er da gstande, und der Luft het ihm d’Schwalbeschwänz zwüsche de Chneu vüregwäjt. D’Füüscht — i der einten e Rytpöitsche — het er i d’Hüft gstemmt und sech voryne gchrümmt, daß ihm der Zopf glatt über e Buggel und z’beidne Syten e Schübel längi Haar wie d’Mähne vo mene Chachelibigger über d’Backen ab ghanget isch. Das Gfotz isch alles us mene grüüsleche Näbelspalter abe cho, wo-n-er z’tromsig uf em Chopf treit het, es Luege zum Förchte.

«Herrjere, lueget dert, z’mitts drinne steit der Miggeli Gafertschinger», seit ds Madeleine, «däm isch es nid wohl i syr Hut!»

«Potz tuusig!» meint d’Frou de Chateauvieux, «bi den Öschtrycher wird’s bald heiße: usryßen und flieh, wenn der Massena mit settigne Grenadier chunnt.»

Der Herr Gatschet het nüt gseit, aber er het ghalte mit dem Wagen und i äneren Egge vo der Schützematt übere gluegt, mit Stächvogelblicken und doch mit mene Lachen um d’Mulegge. Das isch dene Damen ufgfalle, und si hei sech gfragt, was er ächt gseji. Und jitz träffe sech ihri Blicke, und si hei o nes Lachen under der Hut. Aber es seit niemer nüt. Dert änen, e Steiwurf hinder der Front, gangglet der jung Grächwyler i der helvetischen Offiziersuniform mit mene Wybervölkli, wo vermuetlech dem chlyne Stab vo der Legion attachiert isch, es het emel o öppis Tricolorigs uf em Huet. Der Herr Papa wott juscht wieder fahre, wil er merkt, daß syni Gescht o dert übere luege; da chehrt sech der Instrukter, uwirsch über d’Gafferei vo syne Rekruten, um, dröjt mit der Rytpöitsche — d’Franzose hei gar viel uf Pöitsche, wenn si a der Volksbefreiung sy —: «Va-t-en, bougre, avec ta bourrique!»

Der Herr Gatschet het ekei Geisle by sech gha und o nid begährt Händel az’fa.

«So hü dänk!» het er gseit.

Änet der Neubrügg, wo’s stotzig der Bärg uuf geit, stygt der Herr Gatschet uus, git dem Madeleine ds Leitseil i d’Hand und seit: «Fahret hübscheli, i chumen Ech de scho nache. Mer wei däm arme Fanny uf üser letschte Reis nid no ds Läbe suur mache.»

«Üsi letschti Reis?» fragt d’Maréchale.

«He ja, mer müesse ja doch nah-ti-nah de Franzosen alles gä. Hei si üsi Bueben und ds Gäld, so wärde si-n-is d’Roß o nümme lang la. Mer dörfe no Gott danke, wenn’s bi däm blybt. Wenn öppis mit is wär, öppe so wie mit den alte Römer, so wär i jitz mit Ech alli Gredi dür e Brämgarten uus, im Galopp, und — hai — über d’Flueh uus, i d’Aare. Da hätte si-n-is de gha!»

Di Beiden im Wage lachen ob der Idee.

«Aber äbe», fahrt er furt, «Dir lachet nume, und Dir heit rächt. Settig Sache standen im Gschichtebuech. Bi üs hätti’s natürlech numen e jämmerlechi Pürzlete gä. ’s wär alls i de Stude blybe bhange, und me wär is cho zsämeläse. Sag an, Helvetien, du Heldenvaterland! Hü, fahret nume! I chume nah-ti-nah vor e Schnuuf. Dir chönnet mer ja de z’Herreschwanden obe warte.»

Gling — gling — gling isch di gueti alti Mähre der Stutz uuf gstampfet. Albeneinisch het es Lüftli der Stoub ufgwirblet; aber es isch heiß gsi, und d’Tante Cecile het e Nuck gno. Ds Madeleine hingäge het allerhand gha z’dänke. Der Herr Gatschet het wohl gspasset mit sym über d’Flueh uus fahre. Aber me het drunder yne doch öppis vo mene verwundete Härz gspürt, und wär hätti das dütlecher gmerkt als di gfangeni Haselmuus! Ja ja, über d’Flueh uus und fertig! Es hätti halt doch öppis für sech, het si dänkt. Besser tot als i lätze Händ!

Wo ds Madeleine juscht am tiefschten i di truurige Gedanken und i d’Idee vom Ertrünnen us der Trüebsal versunken isch, rollet e dumpfe Donnerschlag über ds Land. Es luegt uuf und merkt erscht jitz, daß der Sunneglanz völlig erlöschen isch. Nid es Wunder! Uf der Abedsyte steit ja di schwärschti Wand am Himmel. Bi den erschte Hüser vo Herreschwande halte si, für dem Herr Gatschet z’warte. Gäge Heihuse schlafe d’Tanne no vor Toppheit und Müedi; aber linggs übere, im Lörwald, chutet’s scho, und uf der Uettligestraß stübt’s gägen Ortschwabe zue.

Chuum het der Herr Gatschet wieder ds Leitseil i de Hände, picke scho di erschte schwäre Tröpf hinden a ds Verdeck. Me mueß trotz der Hitz d’Dechi über d’Chneu ufe zieh, und das guete Fanny, wo erscht no i Abgrund hätti sölle, het mit der chlyne zsämegchnuuschtete Gsellscheft im schärfschte Trab gäge hei zue müesse.

«Lydet Ech halt e chly», tröschtet der Herr Gatschet, «mer chönnen is ja bald wieder i d’Breiti la. Es isch im Zug vo der Zyt, daß me mueß zsämerücke.»

Es het ganz ghörig gchlepft und donneret, so daß albeneinisch ds Fanny mit mene währschaften Altwybergump di beide Dame zum Göiße bracht het. Der Frou Maréchale-n-isch das no lang nid ds Unagnähmschte gsi. Si het sech meh g’ergeret über e Wage, wo nah-ti-nah zur Tropfsteihöhli worden isch. Zerscht hei sech numen es paar vorwitzigi Tröpfli uf en Ermel vo der schöne Frou verloffe, es paar couragierteri hei nere nes Collier vo Diamante wellen um e Hals lege. ’s wär guet gmeint gsi; aber wie ds Schönschten uf där arme Wält verderbt wird, wenn alls wott mitmache, so sy bald dere glänzige Läcker z’viel worde, und di unersättlechi Gsellscheft isch als chalte Bach über e stolzischte Rügge vom alte Bärn ab trohlet. Dem Madeleine het’s nüt ta.

Um di Sibni umen isch di Höhli mit ihrne Nymphe z’Grächwyl i Hof gfahre, rächt fyrlech, vowäge me het, für nid mit der Rüggsyte vor d’Hustüre z’cho, ne wyte Boge müesse mache. Und juscht i däm Ougeblick isch d’Abedsunne dür d’Wulke broche. Es het geng no chly grägnet, und d’Böum und d’Chänel und allszsäme het tropfet, so daß es vo hunderttuused Spiegeli blitzet und glüüchtet und gflimmeret het, wie wenn men im Widerlager vo mene Rägeboge wäri. Ds Madeleine het emel grad müesse dänke, im andere Widerlager standi gwüß ds Ortbüehl, und isch mit syne Gedanke dür e Bogen uuf, höch über Märchligen übere gfloge. Aber jitz het me ghalte, und di fründlechi Frou Gatschet steit scho under der Hustüre: «Herrjeh, Herrjeh, dir arme Lüt! Gschwind chömet a Schärme!» Di drei Insasse sy under ds Vordach gsprunge, hei d’Füeß mit feschtem Uftrappe gweckt, und di Dame hei di nasse Röck vo de Chneu glöst und sech la i d’Stube füehre. Ds Gschnäder isch verstummet, und uf em Sandsteibode vom Husgang het me nume no zwee Kreise vo Tröpf gseh. D’Frou Gatschet het ds Madeleine i sy Stube gfüehrt und ihns under vielem «aber nei, aber nei, Dir Armi! — Grad düryne syd Dir ja naß!» abtröchnet und vo Chopf bis zu de Füeßen anders agleit. Du isch si mit de nasse Chleider furt und het gseit, me chömm’s de zum z’Abe cho rüefe. Währed si ihrem Ma i trocheni Chleider hilft, seit si eismal über ds andere: «Nei aber! Und eso eis het no kei Ma!»

Der Herr Gatschet steit da i der Abedsunne, d’Hose, wo-n-er söll dryschlüüffe, no i de Händ, und märmelet mit syne runden Ougen uf d’Frou. «Bis du froh, daß es no keine het!» seit er, und derzue het er es verdrückts Lachen i de Mulegge.

D’Frou het juscht es paar Strümpf gmuschteret. Läng lat si se-n-abehangen und erwideret der Blick vo ihrem Ma mit mene nid minder gwunderige. «Ja, aber...?»

«Es geit alles vorby», antwortet der Herr vo Grächwyl, versorget sys Gheimnis hinder mene stillvergnüegte Gsicht und syni landjunkerleche Bei i de Sunntigshose.

Underdesse het ds Madeleine syni paar Sächeli versorget i allmänds Schublade, wo mit großgmuschteretem Papier sy gfüetteret gsi und, wie di ganzi Stube meh oder minder, hundertjährig gschmöckt hei. Was git’s doch Comfortablers uf der Wält, als a mene Summerabe, na nere Rägefahrt, wenn’s so rächt naß zum Fänschter y schmöckt, i nere heimelige Stube z’sitze, uf menen altmodische Ruehbett, und syni Blicke de früsch gwichsete Bodechrüz nah la z’strychen oder di enorme pflartschige Dessins vo der glahrige Tapete z’zelle! Und wenn de gar no derzue, wie hütt, es delizioses Grüchli vo der Chuchi här dür ds Huus strycht!

Es isch nümme lang gange, so isch d’Frou Gatschet mit der Maréchale cho zum z’Abe rüefe. «Und jitz», fragt d’Tante Cecile, «wie dunkt’s di, z’Grächwyl?»

«Härzig isch es», antwortet ds Madeleine, «i weiß nume nid, was i hie söll.»

«Söll — söll!» seit d’Frou de Chateauvieux. «Nüt söllisch.»

Druuf isch men i d’Äßstuben übere, wo se der Herr Gatschet erwartet het. Wie geng, wenn si wieder öppis Ungwanets annegha het, isch er vo der Maréchale überno gsi und het na mene Komplimänt gsuecht. Und trotzdäm si hütt i mene ganz eifache schwarze Leidrock erschinen isch, het er sech nid mögen ebha, z’säge: «Der Meien im Ougschte.» Und si het mit mene maliziöse Lache g’antwortet: «Isch das ghouen oder gstoche?»

«Es isch weder ds einte no ds andere, es isch di puri...»

«Jerome, wottsch du villicht der Salat amache?» wirft d’Frou Gatschet derzwüsche. Und du het me du vo der Reis und vo der Contribution afa brichte.

Wie’s hiez’land öppe geit, wenn’s einisch afat wättere, so isch es der sälb Abe dem Frieswylhubel nah o gange. Es het du nümme chönne hören oder geng wieder agfange. Chuum het me sech gäge d’Wand gchehrt zum Schlafe, so isch wie ne Schyn us der Underwält ds Tapetemuschter läbig worden und wieder verschwunde, und de hei d’Fänschterschybe vo mene Donnerschlag gchlefelet, daß me hätti möge rüefe: he he! Di ganzi Nacht het’s gruret und grumplet. Da het ds Madeleine mängsmal vo vornen agfangen überlege: «So, also gar nüt söll i hie obe? Für was bin i de da? Für mi z’tod z’längwyle?» — Ändlech aber het ds Donnere nahgla. Nume der Räge het me no ghört. O wie das gruuschet und gruuschet het, herrlech! Grad, was es bruucht zum Ydusle.

Das Ydusle hätti’s äbe du sölle lehre, nid numen i der Nacht. Aber so wenig me’s i der Nacht cha erzwänge, so wenig cha me das, was eim plaget, am heiterhälle Tag mache z’verstumme, und grad am alleriwenigschte, wenn me Lüt um sech ume gspürt, wo di ganzi Zyt gwundere, ob me sech ächt jitz ergä heigi oder nid.

Ds Herr Gatschets hei nüt derglyche ta. Si hei sech beidi zsäme Müej gä; dem Madeleine ds Läben i der Einsamkeit vo Grächwyl e chly z’erheitere. Aber d’Tante Cecile isch wie nes apokalyptisches Wundertier gsi, het Ohren und Ougen um und um gha und Gspürhörnli amene Gueg z’trotz. Ds Madeleine isch nere-n-us Wäg gange, wo-n-es nume het chönne. Und wil das mängisch nid liecht gsi isch, het es du glehrt schwyge, nid nume mit dem Muul. Sogar d’Haselnußouge, di tuusigs Dachguggeli, wo geng alles usegla hei, sy i dene Tage worde wie blindi Fänschterschybe: lue düre, wenn d’channsch!

Ei Abe, so um di Sächsi ume, het ds Madeleine im Hof de Hüehner und Tube gstreut. Es isch juscht der Räschte gsi, und ds Madeleine macht no ds Seckli lätz, für di letschte Chörnli und Brösmeli usez’schüttle, da isch es ihm, es lueg ihm öpper zue. Und richtig, uf der Straß usse, öppen e Schybeschutz wyt, steit e stattleche Herr, e chly chly gspässig agleit, eigetlech ganz comme-il-faut, nume di großi Tätschchappe mit dem Läderschirm het nid rächt welle zum Räschte passe, und der breit Rieme vo nere grüüslechen umghänkte Täsche het ihm ds jabot verdrückt. En Ougeblick no stuunet ds Madeleine. Es cha’s nid rächt gloube; aber jitz drückt der Wanderer es churzes Färnröhrli a ds Oug... Er isch es, er isch’s! — Der Herr Sigmund Wagner. Mit erschrockenem Gaggle fahre d’Hüehner usenandere. Ds Madeleine isch z’mitts dür ds Völkli düre gschossen und louft wie nes Stoubwirbeli im Bysluft dür e Hofwäg uus.

«Chömet Dir zu mir?»

«Sapperlot, sapperlot! Syd Dir da? Es het mi doch welle dunke. Haha, hahahaha. Regardez-moi ça. Däm seit men aber Gfell.»

«Dir weit doch nid öppe wyters?»

«D’Wahrheit z’säge, han i eigetlech im Sinn gha, grad no ne Fuhre wyters, uf e Schüpbärg. I wott dert ga d’Ussicht ufnäh.»

«Aber emel hütt nümme. Allons, chömet e chly yne!» Und ds Madeleine zieht sy Fründ und Lehrer am Ermel gäge Hof yne. Si sy chuum innevür dem Tor gsi, so chunnt ne der Herr Gatschet etgäge. Und jitz stande di beide Herren uf nes paar Schritt vis-à-vis vonenandere, luege sech a und verhei ds Lache. Und undereinisch platze si usen und lachen und lache, wie ds Madeleine ’s scho lang nümme ghört het. Es Echo het’s gä am Huus. Da het me du natürlech o nümme lang bruuchen uf d’Maréchale z’warte. Fascht i eim Ate mit däm luschtigen Echo isch si under em offene Fänschter vom Sääli erschine; aber si het nid ghulfe lache.

Under der Stubestüre pütscht si mit dem Madeleine zsäme, wo voruusgflogen isch und uf der Zunge gha het: «Gället, Frou Gatschet, Dir bhaltet der Herr Wagner über Nacht?» Aber wil es a di Lätzi cho isch, stürmt’s wyter, änen use, dür d’Äßstube, für di Rächti z’sueche. Underdesse sy di beide Herren i ds Huus cho. Der Herr Wagner het umständlech sy Taschen abghänkt und uf ne Trog im Gang gleit und sech Stirnen und Hals gwüscht, währed der Herr Gatschet prezys wie vori ds Madeleine, uf der Suechi na syr Frou der Maréchale-n-a d’Nase louft.

«Il faut l’expédier par retour du courrier», seit si dem Herr Jerome i ds Ohr. Aber dä — es fählti nid viel, er müpfti di stolzi Frou uf d’Syte — rönnt a nere vorby: «Ida! Ida!» E Türe schletzt, und d’Frou de Chateauvieux steit allei am fyschteren Änd vom Gang und gseht, wie vorne, i der Heiteri, der Maler sy Gugger ufsetzt und gäge se luegt.

Quelles manières! dänkt si und verschwindet o hinder nere Türe.

Jitz bräche vo der andere Syte mit mene Schwall vo Fotzelschnitteduft der Herr und d’Frou Gatschet und ds Madeleine us der Chuchi vüren i Gang und wei der Herr Wagner i ds Sääli füehre. Der Herr Jerome geit mit ihm. Der Maler aber blybt vor der Säälitüre stah: «Wän heit Dir da?»

«D’Frou de Chateauvieux.»

«Herrjeregott! — Afin.»

Und si gangen yne.

Am anderen Änd vom Gang hanget ds Madeleine der Frou Gatschet am Hals und seit: «Gället, gället!»

Di beide Herre sy bhuetsam i ds Sääli, jede mit dem Gedanke, was das ächt jitz für ne Vorstellung wärdi absetze. Aber d’Stuben isch läär gsi. Wie hätti’s o anders chönne gah! Wenn e Herr mit mene Gugger i der Hand umewäg isch — und wär er eim no so glychgültig — so lat nen e Frou de Chateauvieux doch nid zueche, gäb si no einisch am Toilettetisch nachegluegt het, öb alles a nere-n-a sym Platz sygi. So het’s äbe du chönne gscheh, daß, währed si i ihrer Stuben alles no einisch nachetüpft und di chlynschti mèche-n-underegstopft het, ds Madeleine und der Herr Wagner en Ougeblick alleini im Sääli binenandere gsi sy. Ds Ehepaar Gatschet isch syne Gaschtgäberpflichte nachegsprunge. Nid daß der Herr Mündi Wagner nid vorlieb gno hätti mit Fotzelschnitte; aber me lat sech doch e settigi Glägeheit, sich sälber es Dinerli z’gä, nid la etwütsche!

Also, da sy si du binenandere gsässen und hei sech hurti erzellt, was sit ihrem letschte Zsämesy z’Märchlige beidne passiert isch.

Ds Madeleine het juscht wieder d’Händ zsämegschlage vor Freud ob der Ussicht, daß der Herr Wagner jitz es paar Tag hie blybi. Da seit der Maler: «Loset! Soyons raisonnables! — I gloub — i gloub, es wär gschyder, i würdi nid hie Quartier näh. Mer wäre doch kei Stund allei. I gangen ehnder uf e Schüpbärg zu mene Buur. Und male tuen i dert äne. Gseht Der? Dert im Oberlindechwald luegt en abgholzete Hubel über d’Tannen use. Dir wärdet der Rank scho finde. Und wenn i hinecht säge, i well wyters, so het niemer meh Verdacht.»

Im erschten Ougeblick het dä Vorschlag dem Madeleine ne Schatten über e Luun gworfe; aber es het bald ygseh, wie rächt der Herr Wagner het und sech im stille scho wieder afa freuen uf d’Schliche, wo-n-ihm zum Zil hei sölle hälfe. Si hei grad Zyt gha, sech z’verabrede, so geit scho wieder d’Türe, und schön wie us em Druckli, ruuschet d’Maréchale yne.

Ds Madeleine stellt der Herr Wagner vor.

«Särviteur», seit er, «es isch mer ganz es unverhoffets avantage, d’Frou Maréchale hie obe z’finde.»

Gärn hätti si ne korrigiert: «es unerwünschts avantage»; aber si het das nume mit mene ganz eigete Falt um ds Muul umen usdrückt, wo dütlech gseit het: Herr Wagner, keini Flouse, syd so guet! Lut seit si: «Dir syd uf nere Chunschtreis?» Und das isch wieder so cho, wie wenn’s hätti sölle heiße: Heit Der’s geng no nid ufgä?

«Prezys», antwortet der Maler.

«Quelle drôle d’idée», fahrt si furt, «daß es hie oben öppis sötti z’male gä!»

«Es git im Bärnerland ekei Egge, wo nid öppis z’male wäri, Frou Maréchale, kei einzige. Es fragt sech nume, öb eine ds Oug derfür het.»

«Dir möget rächt ha, Herr Wagner; aber es dunkt mi halt luschtig, daß es Manne git, wo ihri ganzi Zyt und Chraft für settigs bruuche, wo me doch jitz wichtigeri Sache z’tüe hätti.»

«Ganz rächt, Frou Maréchale, es ma Wichtigers gä; aber eis isch sicher: wenn allne Manne der Sinn ufgange wäri für d’Schönheit vo üsem Land und Volk, so hätten is d’Franzose nid mögen, und mir müeßten is hütt nid vo Frömde la regiere. I weiß wohl, daß men üs Idealischte verspottet und verachtet, aber gloubet mir nume: us em Sumpf retten üs nid d’Politiker mit ihrem Ungloube, sondere die, wo’s gäge d’Heiteri zieht. Sunne, Sunne, Sunne mueß i ds Land!»

Mit däm chunnt der Herr Gatschet yne, chly echauffiert; er het halt no gar allergattig gha i d’Ornig z’tue.

«Ja», seit der Herr Wagner no einisch und leit d’Händ mit mene zfridene Chläpfli uf d’Chneu, «Sunne, Sunne, Sunne!»

«Herrjere», antwortet der Husherr, «es dunkt mi neue, es fähli nid dranne, me verbärschtet ja schier. — Loset, i gloube, mir chönnte zuechesitze.»

I der Äßstube seit du d’Frou Gatschet: «Und jitz, Herr Wagner, darf ig Ech ne Stube la zwägmache?»

«Dir syd gar fründlech», überchunnt si zum Bscheid, «aber i förchte, i würd mi de z’lang hie versuume. I wär gärn bi Sunnenufgang uf em Bärg, und sobald i uf em Frieswylhubel my Sach gmacht ha, wott i no i ds Mischtelach übere.»

«E nu, es hätt mi gfreut, aber i begryffen Ech.»

Zur Verwunderung vo dene Froue het ds Madeleine nid mux gmacht derzue.

Im Vernachte het du der Herr Wagner sy Malergräbel wieder umghänkt und isch gäge Schüpbärg zue. Der Herr Jerome het ne no bis vor ds Dorf use begleitet. Ds Madeleine isch still und zfriden i sy Stube gange, und d’Frou Maréchale seit, währed si mit ihrer Cherzen a dere vo der Frou Ida Liecht nimmt: «Es macht mir neue doch nid Gattig, daß ds Madeleine nes großes attachement a dä Mündi heig. Si luege ja enand chuum a.»

«Eh du liebi Zyt!» meint d’Frou Gatschet, «me wird doch nid förchte, es sygi da öppis z’risquiere! Dä isch doch emel scho vierzgi.»

«Nei nei, nid wäge däm; aber der Gabriel cha ne sünsch nid schmöcke. ’s git ihm uf d’Närve, daß so eine sy Zyt mit Male verplämperlet und i Tag yne läbt, wie wenn nüt gscheh wäri. Und de äbe, me isch halt doch o e Wagner, und die wärden enand under sich scho nid z’leid wärche, begryf!»

«Aha? Du dänksch, er chönnti der postillon d’amour mache? — En effet, groß gnue wär di Täsche für nes billet-doux. E nu, es isch guet, het er grad no hinecht der Wäg under d’Füeß gno für über e Hubel.»

«Ja, und wenn er überen isch, so isch er däne.»

«Mer wei’s hoffe.»

Di beide Dame stande da, jedi mit ihrem Cherzestock i der Hand, wie wenn si sech wette zündte, damit jedi der andere chönn im Gsicht buchstabiere.

«Meinsch, si wärde der Fritz bald la loufe?» fragt d’Frou Gatschet.

«Wenn alles gieng, wie versproche, so chönnt er scho lang hie sy; aber me weiß ja, wie’s das Mannevolk het. Gueti Wort, so viel de witt, und isch me zur Türen uus, so heißt’s: so, die wäre mer los. — Aber plag di nid. I la nid lugg. Si müesse, jawolle parolle!»

«Guet Nacht, Cecile!»

Und oben a der Stäge het me no einisch ghört: «Ja wolle, parolle.»


D’Ussicht vom Schüpbärg zeichnet me nid i eim Tag, wenn jedes Zändli vo de Schneebärgen a sym Platz söll sy. Und derzue isch der Herbschtmonet im Land gsi und het halt mängisch am Morge nid pressiert, für der Näbelflor ab der Landschaft z’zieh.

Ei Morge chunnt d’Frou Maréchale-n-i d’Äß-stuben abe: «Ida, heit dir kei longue-vue im Huus?»

«Myn Troscht! — Wohl, es isch gloub a menen Ort eso öppis. Warum? Isch öppe wieder Chriegsvolk im Azug?»

«O nei, ganz öppis anders. Aber schick di, sünsch sy mer z’spät. — Hesch du en Idee, wo sech ds Madeleine umetrybt?»

«Nei, isch es nid im poulailler hinde?»

«Nätte poulailler! Chumm lue! — Aber wo hesch di longue-vue?»

Di beide Froue zwirblen i ds Herr Jeromes Stuben und graten a sy schöni Funk-Commode. Flingg sy d’Händ i de Rococo-Schlängge, aber hopps! D’Schublade steckt sech. Ei Egge wär use, der ander tuet ke Wank. Wie nes schreegs Muul. Und derzue blinzle di möschige Griffe vo der obere Schublade: Zieht nume brav! Wie ungeduldiger, descht chrümmer! Es Gfräß zum Chläpfe, so ne Commode, wo nid wott.

Der Herr Gatschet het vor em Huus usse gmerkt, daß öppis i syr Stube geit und steit undereinisch da.

«Excusez notre indiscrétion, Jérome!» seit d’Frou Maréchale. «Mer suechen Eui longue-vue.»

«Was git’s z’luege?»

«Il y a un obstacle.»

«En attendant loset: Wo-n-i vori i myr Stuben obe ds Fänschter uftue, gsehn i dert äne, dem Waldsoum nah, es Wäse derhär schlyche, und i wette, es isch mys Madeleine. I fragen Ech, um die Zyt, am Oberlindechwald äne! Und wo-n-i wyter luege, dunkt’s mi, i gsej uf däm Hubel äne, wo wie ne Glatzen us em Wald luegt, es étalage-n-und eine, wo derhinder sitzt. I wette, es isch der Mündi.»

«Nu! Was isch o das?»

Der alte Frou Funk ihres Muul wird geng schreeger, wie meh sech d’Frou Gatschet über ihre Widerstand ergeret.

«La’s nume la sy!» seit der Herr Jerome, «me cha se scho lang nümmen uftue. I mueß de einisch der Tischmacher la cho. — Mi plaget drum der Gwunder weniger als euch.»

«Ah! s’il-vous-plaît!» Halb no gspasset d’Madame de Chateauvieux, aber der Erger güggelet zwüsche düre. «Es dunkt mi neue, Dir hättet alle Grund, e chly gwunderiger z’sy.»

«Hm — hmhm — hmhmhm. Warum sötti ds Madeleine nid sy Morgespaziergang mache? Wenn Dir früecher us de Fädere chämet, hättet Dir scho vor dreine Tage mys Glas gheusche. Was Dir hütt etdeckt heit, han i scho alli di Tag gseh.»

«Aber Jerome!» rüeft d’Frou Gatschet. «Und das lasch du so la gah?»

«C’est trop fort! I hätti nid dänkt, daß Dir e settigi patte mouillée wäret», fat d’Frou Maréchale afa schmähle. Und uf däm Trom isch es wyter gange, so daß sech der Herr Gatschet afange gfragt het, ob er das alles i syr eigete Stube schuldig syg az’näh. Gseit het er keis Wort. Und d’Frou Ida isch in aller Stilli vo der Maréchale zur Partei vo ihrem Jerome übergange. Si het sech nume g’ergeret, daß dä arm Ma nid usegit. Ändlech isch du di erbosti Maréchale gwahr worde, daß a ihrem Wägeli e Lung ab isch, und het’s a nes Bord greiset.

I däm Ougeblick isch ds Madeleine wie di heiligi Eifalt dür e Hof ycho — und vo niemerem gschmählt worde. Keis vo dene drü het sech trouet az’fa. Der Herr Jerome het uf de Stockzände glachet und isch i d’Hoschtet use, ga luege, ob keini Galwyler am Bode syge. «Wenn i nume nie dadry gä hätti!» het er ob allem Zsämeläse vor sech ane brummlet. «Aber so sy mir alli, es paar schöni Ouge, und ds töllschte Bollwärk fallt usenand.»


Der alt Pfarrer Leu vo Meichilchen isch halbwägs zwüsche Diemerswyl und Schüpbärg uf nere Haglatte gsässe, für z’verschnuufe. Mitti Herbschtmonet isch es gsi, und z’Münchebuchsi unde het’s juscht Zächni gschlage. Der Mond isch höch über em Grauholz gstande. Wie doch das eso schön schlaft z’ringsetum, het der Pfarrer dänkt. Keis Blatt isch gfalle. I de Mööser unden isch der Näbel gläge. Aber uf de Huble het me d’Schätte dütlech gseh am Bode lige, schwarzi Leidgwänder, wo d’Böum i der Einsamkeit abzoge hei, für sech frei i di herrlechi chüeli Luft ufz’recken und ds Mondliecht über sech ab la z’rünne. Der Papa Leu het o öppis vo däm gspürt. Der ganz Abe hei si dunde bim Amtsbrueder z’Buchsi vo de französische Mord- und Schandtaten im Nidwaldnerland gredt und zletscht afange nume no Bluet gseh und Angscht ghört. Und jitz di silberigi Stilli! Ja, so chönnt’s sy i der Wält, und es isch ja. Warum sy si o nid zfride mit dem Schönen und Guete?

Er het juscht wieder wyters welle, da ghört er uf em Sträßli Schritte, no wyt unde; aber z’Nacht het niemer gärn öpper Frömds hinder sech, bsunders na mene Chrieg. Nid daß er e Förchthans gsi wär, sünsch war er chuum wieder abgsässe, für dä Wanderer vorby z’la. Es sy jungi Schritte gsi, aber offebar e chly müedi, na de Steine z’schließe, wo verstüpft worde sy. Er treit e breite Tricorne vo neuerer Façon, und im Mondschyn glänzen Uniformchnöpf. Aha, er trouet dem Landfriden o nid so ganz. Er luegt emel sträng, wär da am Wäg sitzi, het uf di anderi Syte vom Sträßli und steckt d’Hand under ds Revers.

Jitz mueß der Pfarrer schier lache. «La nume der Chuecherüter im Sack, Fritz!» seit er, «i bi’s, dy alten Underwysiger.»

«So so, Herr Pfarrer, weit Dir is öppe no bi Nacht und Näbel druusstelle, i Eunen alte Tage?»

«Bhüet is nei. I wott nienen anders begrabe sy als z’Meichilche. I bi uf em Heiwäg. Aber wunder nähm’s mi, was bi euch los isch, daß du scho wieder heichunnsch? Du bisch doch nid öppe desertiert, Fritz?»

«Dir wärdet mir so öppis hoffetlech nid zuetroue?»

«Nei, eigetlech nid, dir am allerwenigschte. Und doch — ganz under üs, Fritz — i chönnti dir’s nid übelnäh. D’Wahrheit z’säge: begriffe han i di nid, und es het mi duuret, daß du di hesch i di Helvetischi Legion la prässe.»

Jitz sy si e Blätz wyt gloffe, ohni nes Wort z’verlüüre. Der Pfarrer merkt, daß der jung Gatschet öppis z’verworgge het. Ändlech blybt dä stah und seit: «Herr Pfarrer, wenn Dir wüßtet, was mi das gchoschtet het! I bi, weiß Gott, nid gärn gange. Aber säget mir nume, was mir junge Lüt i aller Gotts Ärdewält jitz Gschyders chönnte mache. I ha mi lang gwehrt; aber was weit Der? Wo-n-i du gseh ha, daß me dermit dem Vatterland e Dienscht leischtet und d’Franzose chly chönnt betädige, han i mi du härgä. — Jitz bringet Dir my Etschluß schier wieder i ds Waggele.»

Es het ne Müej gchoschtet, sy Erger z’verstecke.

«I chume dänk z’spät», meint der Pfarrer. «Oder was hesch vor?»

«Ja, was han i vor? Nüt, i weiß überhoupt nid, was i daheim söll, und wieso daß i undereinisch zu menen Urleb chume, chuum daß mer vo Bärn abmarschiert sy. Der Papa het mer gschribe, i söll Urleb heusche. Und wo-n-i der Brief überchume — i ha ne no nid emal gläse gha, wirden i zum General Käller befole, und dä seit mer, me sygi vo daheim uus um Urleb ycho für mi. Er het eso dumm glachet derzue und gseit: ‹Dir wärdet wüsse für was. Aber daß Dir de zur Zyt ume bim Corps syd! Mir chönnte bald i ds Füür cho.› — Was söll i da druus mache?»

«Sy no anderi hei gla worde?»

«Nume no so ne Löl, e gwüsse Gafertschinger. Er isch hinden und vorne zu nüt gsi z’bruuche, het Plattfüeß und cha keini zwo Stund loufen ohni zsämez’gheie. Bis ga Herzogebuchsi hei si ne mitgschleipft, und dert het men ihm du gseit, er söll lieber wieder hei, ga Barchet verchoufe.»

Der Pfarrer lachet: «Das chönnti no mängem andere passe.»

«So, also, Dir wüsset nüt vo daheim?»

«Gar nüt. Weisch, di Frou de Chateauvieux isch bi dynen Eltere, und da gangen i nid meh übere als grad sy mueß. I gange hie und da einisch en Abe mit ne ga taroque, den Eltere z’lieb. Da geit’s still zue, und sobald me fertig isch mit dem Spil, packen i zsämen und gange.»

«Aber da wird si de alben erscht rächt amüsant.»

«Äbe drum. Das Dürenand isch mir zwider. Me chönnt ganz vernünftigi Sache rede mit nere. Si dänkt über ärnschti Frage nache; aber si cha sech nid ebha und het e tüüfelsüchtigi Freud, üsereinen uf ds galante Zybi z’lööke. Und i zale nid gärn Hindersäß; drum gangen i lieber. Aber gloub mir nume: di Frou wird einisch unglücklech. Nimm di numen o in acht mit nere! — So, da sy mer ja scho. Guet Nacht, Fritz.»

Es het der jung Herr greut, nid no chly am Mondschyn z’blybe, und drum het er trotz syr Müedi der Pfarrer no bis gäge Meichilche begleitet. Dernah isch er hei, het dem Chnächt a Fellade gchlopfet und sech la uftue.

Der Mond het glahrig i Gang gschinen und d’Fänschterchrüz uf e Bode zeichnet. — Und was steit da vor der Türe zur chlynere Visitestube: es paar Dameschüehli. Und drüber hanget am Türg’reis e Leidrock...

«Jitz weiß i alles», seit sech der Fritz Gatschet. Er düüßelet i sy Stuben ufe; aber i ds Bett man er nid. A ds Fänschter sitzt er und stützt der Chopf uf d’Simse. Ja, jitz weiß i alles. Es wird ihm fascht trümmlig. Alli Trümpf hätt er i syne Händ. Nume zuez’gryffe bruuchti er. Ynesitze chönnt er, wie no sälten eine drygsässen isch. Di luschtigschti Frou landuuf und -ab chönnt er ha, wil’s zwüsche den Alten usgmacht isch. Märchlige! Batze zum Chrüschle gnue... Ds Härz fat ihm afa chlopfe. — Der Xandi Wagner! Er isch ihm nüt schuldig, si sy ja wyters nid befründet, und er isch ja z’Märchligen abgfahre. — Und doch! Bin ig ihm würklech nüt schuldig? Mueß me grad Buesefründ sy, für enand nid i Wäg z’cho? Es wird dem Fritz ganz äng und heiß. Da unden inne schlaft si. Und morn...

Er ryßt ds Fänschter uuf und stuunet i di herrlechi Herbschtlandschaft use. Wie still, wie still! Alles schlaft, sogar d’Böum. Ds Bärnerland schlaft. — Ds alte Bärn isch o ygschlafe, vorby... en alti, großi, schöni Zyt; aber o ne Zyt, wo... ja ja, säg’s nume: wo men über ds Läben und ds Glück vo de Chinder verfüegt het, ohni se z’frage.

Da schlat’s z’Meichilchen äne Mitternacht. Und dem Fritz tönt’s wieder i den Ohre: «Nimm di numen in acht vor där Frou — die wird einisch no unglücklech — und macht anderi unglücklech.»

Er tuet ds Fänschter ume zue. Und wieder steit i syne Gedanke ds Madeleine vor ihm — di umworbeni Haselmuus, luschtig — di nättischti Bärnere, wo’s git.

Aber... nei, und i tue’s nid. Aber i wott se nid gseh, sünsch het’s mi.

Zum Tisch geit er, schlat Füür, zündtet e Cherzen a und suecht Briefpapier vüre. Lang lang überleit er. Mängisch chunnt’s über ne, er well keini Gschichte mache, alles la cho, wie’s well, und eifach ds Glück am Fäcke näh. Wär würdi das nid verstah? Miech’s nid jeden andere so? Würd me ne nid eifach uslache, wenn er sech es Gwüsse miech us öppisem, wo jeden andere... Aber i bi äbe nid jeden andere.

Und er schrybt:

«Liebe Eltern!

Eurem Rufe folgend, bin ich diese Nacht heimgekommen, nicht wissend, um was es zu tun. Habe es aber erraten. Ihr seid Vorhabens, mit Hülfe der Frau Marschallin Euerem Sohn eine überauß glänzende Parthey darzubieten, wo ich nur brauchte meine Hand auszustrecken, und ich hätte Euer und mein eigen Glück vollkommen gemacht. Was wollte ich lieber! Ist es nicht von Kindheit an mein innigster Wunsch gewesen, Euch ein guter und dankbarer Sohn zu sein? Und daß Ihr es wisset, ich schätze Euer Gutmeinen gar wohl. Wie sollte ich denn anders! Das charmanteste und vermögendste Frauenzimmer der gantzen Societet schlummert hier unter meiner inne habenden Stube und wartet auf meine Werbung.

O ich Unglücklicher! Euch und mir muß ich das Leyd anthun, die sich mir darbietenden chances von der Hand zu weisen. A la cavalière, wie es einem jungen Herrn Officier wohl anstehen möchte, dürfte ich wohl zugreiffen. Und es reizet mich mit unerhörter Gewalt. Aber gerade Ihr, meine theuren Eltern, habet es mich gelehrt und darauff gehalten, daß ein Edelmann bei allem Fleiß sich eine Position zu machen, Acht soll haben auf das wohlerworbene Recht seines Nächsten. Wie sollte ich mir ein dauerhafftes Glück erschaffen, wo es nur auf Kösten eines andern braven Mannes kann geschehen? Darum verzeihet mir, liebe Eltern, wenn ich auf das mir zugedachte Glück renonciere und, so gern ich Euch begrüßt hätte, dieses Haus wieder verlasse, ehebevor die Sonne aufgehet und die liebreizende Gestalt mir verkläret. Ich möchte es wohl nicht ausstehen und würde der Versuchung übel zu tun an meinem Kameraden leicht erliegen.

Es grüßt Euch Euer treu ergebener Sohn

Fritz.

postscriptum. ‹Mes compliments affectueux à Mme de Chateauvieux.›»

Er überlist sy Brief und isch schier verwunderet, wie da so dütlech steit, was er z’tüe heig, wie vo menen andere gseit und doch vo syr eigete Hand gschribe.

Es revoltiert geng no öppis in ihm gäge dä Etschluß. Drum faltet er ds Papier und adressiert’s a d’Eltere.

Und es isch ihm, er müeß no öpper anderem z’wüsse tue, was ihm ds Gwüsse befole heig. Uf nes zwöits Bögli schrybt er: «Ich gehe ins Ortbühl, Xandi Wagnern zu vermelden, daß ich ihm nicht in den Weg trette.»

«Jitz aber furt, sünsch chönnt’s no fähle!»

Der chlyner Zedel steckt er i eis vo dene tanzluschtige Schüehli, der Brief uf en Äßstubetisch. Er zieht der Rigel a der Hustüren und — löscht sy Cherze.

Dusse brodelet der Brunnen im Mondschyn.

Mit ufeglitztem Chrage louft e jungen Offizier gägen Ortschwaben abe — wie ne Schelm. Bald deckt ne der Waldschatte. Er louft und louft. Under jeder Tanne lachet eine: «Lueget, lueget! Dä hätti d’Haselmuus chönne ha!»

Es het ne dunkt, er müeß mit den Ellbögen uswäjen und antworte: «Ja, und drei Möntschen unglücklech mache.»

Der Chrage no höcher ufe! Der Huet no tiefer abe, über d’Ohren abe! Furt! Furt!