Text:Rudolf von Tavel/Ring i der Chetti/Kapitel 44

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Vor der Abreis vo Bärn het der Herr Adrian sym Stellverträtter, dem alt-Schultheiß Petermann vo Wabere, no einisch fescht i d’Ouge gluegt: «Es blybt de derby, ds Glöuf mueß ufhöre!» — «La mi nume mache», het der Herr Petermann g’antwortet. «Wenn i einen erwütsche...!»

Wo der Schultheiß us Savoye heicho isch, het der Hänker no kei einzige Strick bruucht gha. Erwütscht worden isch keine. Die, wo scho dusse gsi sy, hei sech wohl ghüetet, yne z’cho, und tugedhafter worde sy si o nid. Isch es ne dusse schlächt gange, so het ne daheim der Hänflig gwartet. Und gläbt ha mueß eine. Also richtet me sech y, wi me cha! Underdessen aber hei sech geng wyteri under em Dachtrouf vo der Heimet furt gstole. Wär gloubt i settige Zyte, daß me daheim bessers Brot ässi als i der Frömdi? — So isch Tropf um Tropf ds beschte Bluet vom Schwyzervolk abhande cho. «Es chunnt zum Verblüete», het der Herr Adrian mit fyschtere Blicke gseit. «I gsehn ihm keis Änd.» Und das het ne schwär nachegno, bitter schwär, wil er us den Ouge vo syne Nyder der Spott uf sys Gmüeje gläse het. «Er söll jitz zeige, was er cha!» het’s gheiße. «Ds Volk frißt ihm ja us der Hand!» — Wär het’s besser gwüßt als är sälber, daß, währeddäm vor em Huus der Ätti, wo no mit ihm z’Murte gsi isch, ihm ds Chnöi macht und «Gottwillche, Herr Schultheiß!» seit, der Suhn sech hinden use dervo stihlt?

Da isch der Herr Adrian einisch am späten Abe zu sym Bychtiger gangen und het ne gfragt: «Vatter, wo steit das? I bsinne mi, daß einisch der Prieschter im Paradiesli vo eim erzellt het, er heigi zu Gott gseit: ‹Es ist genug, Herr, so nimm nun meine Seele von mir›, oder so öppis.» Der Bychtiger list ihm’s latinisch vor und übersetzt: «Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser denn meine Väter.»

«Ja, das meinen i.»

«Das het der Prophet Elias gseit, wo ne d’Chünigin Jesebel verfolget het und niemer meh zue-n-ihm gstanden isch.»

«Abe, grad so bin i jitz drinne.»

«Wiso?»

«I wirde dem Verderbe doch nümme Meischter!»

«Aber Dir müesset o läse, wi’s wyter gangen isch!»

«Wie de?»

Der Prieschter list ihm alles vor und seit nachhär: «Heit Dr ghört? ‹Was hast du hier zu tun?› fragt Gott, wo-n-er der Prophet i der Höhli findt. ‹Gehe wiederum deines Weges durch die Wüste, gen Damaskus!› — Also, usen us der Höhli, Ritter!»

Der Schultheiß het sech gschämt, wo-n-er vom Prieschter furt isch. Han i dä müesse ga frage? het er sech vorgworfe. I ha sünsch no geng gwüßt, was i z’tüe ha. — Es cha ja sy, daß erscht en andere dem Übel Meischter wird. Mir sy alli numen es Glid i der Chetti, aber wenn ei einzige Ring nid het, so isch di ganzi Chetti nüt nutz.

So het es i däm Ma usgseh, wo im Wintermonet e Hülfruef us Uri chunnt gäge d’Herzogin vo Mailand.

«Was gangen üs eui Händel a?» isch di erschti Antwort im Chlyne Rat, «lueget sälber!» Und grad e bsunderi Liebi für d’Urner treit der Schultheiß nid im Härz, sit der Reis mit dem Landammen Imhof ga Paris. Aber ihm tönt doch jedesmal, wenn vo Uri d’Red isch, das Horn i den Ohre, wo am Zächetuusedrittertag über ds Schlachtfäld vo Murte der Schräcken i d’Reie vo de Burgunder treit het. «Wohl», het er etschide, «mir sy ne’s schuldig!» Und wi ne junge, früsche Läbestrib erwachet’s in ihm. Es gilt amene Bruederstamm, und es isch e Glägeheit, es paar tuused jungi Bärner, wo geng no i Versuechung stande, furtz’loufe, under ds eigete Banner z’bringe. Und e Glägeheit villicht — sys Letschte z’gä für di eidsgenössischi Sach, sys Läbe, und dermit en ehrehafte Strich drunder z’zieh.

Erscht vierefüfzgi, isch der Ritter vo Spiez inwändig und uswändig no fäldtüechtig gsi, ds junge Volk Füür und Flamme — trotz der Chelti, wo men afangs Chrischtmonet gmuschteret het zum Ufbruch. Grad no e bsunderi Freud isch es dem Herr Adrian gsi, daß er sech mit dem Wilhälm vo Diesbach i ds Kommando het sölle teile. Hie sy mer eis, het er sech gseit, hie git’s ändlech Glägeheit, i Waffekameradschaft di alti, verloreni Fründschaft wider z’wecke.

«Mir chöme», isch ga Luzärn uf e Sammelplatz brichtet worde, «und zwar under Füehrung vo üsne Murte-Helde.»

Antwort het’s vo dert keini bruucht, und drum isch me nid übel verwunderet, wo am Abe vor em Abmarsch e blauwyße Bott uf abghetztem Roß vor em Rathuus arückt und höischt, daß me der Rat zsämerüefi — aber ohni Ritter vo Buebebärg!

«Was?»

«Ohni Buebebärg!»

«E Ratssitzung ohni Schultheiß? — Hei üs d’Luzärner z’befäle, wär z’Rat sitze söll?»

Es git es Gred und es Glöuf, und me weiß no nid, was druus wärde söll, so steit der Schultheiß z’mitts under nen und befihlt alli, wo’s ageit, i d’Ratsstube.

«Was isch los?»

Der Bott macht Etschuldigungen und git sy Brief ab.

«Läset, Dokter!» befihlt der Schultheiß.

Der Stadtschryber rückt mit dem Brief under e Lüüchter und buechstabiert und wott nid vüre mit der Sprach. Er zieht d’Ougsbraue höch und zitteret mit de Hände.

«Nu! — Was isch?»

D’Spannung wachst. Es isch totestill, und d’Häls recke sech. Ds Liecht fallt uf ne Chranz vo Chöpf, wo vor Gwunder Runzle zieh.

«Herr Schultheiß, das lisen i hie nid vor», seit der Stadtschryber.

«Warum nid? — Gäbet!» Der Schultheiß nimmt der Brief und list langsam Wort für Wort vor. Der Rat vo Luzärn verwahret sech gäge ds Kommando vom Ritter Adrian vo Buebebärg und dröit, me las d’Bärner z’Luzärn nid düre, solang si under em Befähl vo däm Verräter a der eidsgenössische Sach stande. So wyt het er gläse. Du wirft er der Brief uf e Tisch und seit zum luzärnische Bott: «Und so öppis gloubt me bi euch, z’Luzärn?»

Der Bott zuckt mit den Achsle. «Myni gnädige Herre vo Luzärn würde’s nid gloube, wenn’s nid erwise wär. Syd doch so guet, gnädigi Herre, und läset’s fertig!»

Di Chöpf, wo vori so äng anenand im Liecht gsi sy, hei uuf, sy jitz im Halbfyschtere. Me gseht da und dert es Oug ufblitze. Me luegt uf e Bott, uf e Schultheiß, schüttlet der Chopf. Füüscht balle sech.

«Was isch das? — Mueß me sech so öppis la gfalle?»

Der Bott wird use gschickt. Und jitz rückt no einisch alles zu menen änge Ring zsäme, und es wird wyter gläse.

Der Äntlibuecher Landhoupmen Amstalde, eine, wo z’Murte no sy Ma gsiellt het, heigi en Ufruehr gäge d’Regierung vo Luzärn agreiset. Uf der Strecki heig er usgseit, er heigi mit zweenen Underwaldner zsämegspannet, und die syge vom Ritter Adrian vo Buebebärg derzue agmacht worde. No churz vor der Ethouptung heig der Amstalde bhertet, es sygi so, trotzdäm’s di beiden Underwaldner lougne.

«Und so öppis gloubt me z’Luzärn!» seit der Schultheiß nume geng wider. O, er weiß, warum das müglech isch. D’Luzärner, mit Lyb und Seel dem Chünig vo Frankrych ergä, hassen ihn. Frei vo der Läberen ewäg erzellt er, wi-n-er synerzyt i der Zunftstube mit Underwaldner vom Soubanner zsämecho und was ihm dert etwütscht sygi.

Am andere Tag geit e Bottschaft ab ga Luzärn, si sölle sech in acht näh und Mux mache gäge Schultheiß vo Bärn! Jitz wärdi über e Gotthard marschiert, und nachhär well ne der Herr Adrian vo Buebebärg Red und Antwort stah, wi me’s a ihm gwanet sygi.

Und hinder em Bott här isch mit Pfyffen und Trummle der Bärner Bär under sym Schultheiß dür ds Ämmetal uus marschiert.


Es het gstrubhuußet um d’Musegg-Türm, und der See isch grau gsi, wi numen öppis cha grau sy, wo di erschti Ferggete vo de Bärner a der Luzärner Ländti i öppe zwänzig Noue verlade worden isch. Wi Spinnhubbele voll hundertjährigem Stoub isch es uf de Bärge gläge, und drunder isch es fyschter gsi wi i mene Chemi. Aber bald het es Schränz gä i de Wulke. Sunneschütz sy uf e See nidergfahre. Schneefälder hei ufglüüchtet, und de sy wider Riesegspänschter i wyße Schleier vo eier Bucht i di anderi gschliche.

I dene Sunneblicke hei o d’Banner ufglället, Halparte, Spießen und Ysehüet Funke gä. Di ganzi Stadt isch cho luege, und es isch es Läbe gsi wi a mene großmächtige Märit; aber es isch nume mit Worte zalt worden und nid vo der beschte Währig.

«Lueget au, dert stoht er, der Buebebärg, dä...» und de sy Näme cho, wi se ds gmein Volk öppe parat het. Ganzi Kuppele sy i syr Neechi gstanden und hei ne gschouet, und ds Rede vergässe, währed bi allne Schiff der ganze Ländti nah eis einz igs Gwaschel gsi isch.

Am Wassertor isch e reschpektabli Deputation vom Luzärner Rat gstande, mit dem Schultheiß i der Mitti, und het gluegt, daß öppen alles gangi, wi-n-es söll.

«I gseh», seit der Herr Adrian zu syne Lüte, «es geit no ne Chehr, bis mir alles über Ort hei, da han i ja grad no schön Zyt, für mi dene Herre vo Luzärn ga z’stelle!» Er geit schnuerstracks uf di Ratsherre zue: «So, myni gnädige Herre, da bin i. Es wär mer rächt, wenn i jitz grad no dörfti Bscheid gä uf Eui Chlag. Syd so guet und redet!»

Ja, redet! Das isch gschwind gseit. Da stande d’Lüt chrisdick i mene Gwunderchranz um se-n-ume. Es rägnet bösi Blicke. D’Füüscht balle sech im Huuffe wi Chnüderen im Brei. Was söll me da rede? Di ganzi Chlag steit uf schwache Füeße, numen uf däm, was en arme Sünder i der Folteren und vor em Hänker gseit het, in ere Not, wo me gärn Mitschuldigi hätti, für d’Sach usez’stüdele. Mit beidne Hände hei di französisch gsinnete Ratsherre zuegriffe, wo sech d’Glägeheit botte het, us em Ritter vo Spiez e Sündebock z’mache. Und jitz passet ds Volk uf ds Usjage vo däm Sündebock. Aber äbe! Mit allem Sperzen und Sueche het me nüt anders usebracht, als der Peter Amstalde heigi gseit, di Underwaldner heige gseit, der Buebebärg heigi gseit, und was dä gseit heigi, chönnti numen är sälber säge. — Niene kei Handhebi, niene kei Griff! — Und jitz das Volk da, wo druuf passet, daß me der Ritter i nächschte Turm stecki!

Der Schultheiß vo Luzärn und es paar Ratsherre syn e Plätz wyt näbedsi gangen und hei mit wilden Ermel und gstabete Finger i der Luft verhandlet. Und du sy si umecho und hei gseit, di Sach bruuchi Zyt, und si wette sech nid derfür ha, daß de wägen ihne d’Hülf für d’Urner z’spät chömi. Me well de rede, wenn ds Bärn-Banner über e Gotthard hei chömi.

So isch du Nouen um Nouen ab der Ländti gange, und di böse Wort, wo dem Ritter Adrian nachegfloge sy, hei ne nid mögen errecke.

Grau isch es o no änet dem Gotthard gsi. Nume z’underscht, im Rank vom Livinetal, hei d’Vorwachte wyt unde der Sunneschyn uf de Bärgen am große See gseh lige, so daß es ein nid übel gluschtet hätti, wyter z’marschiere, dert abe, i ds Sunneland. Aber da sy jitze d’Türm vo Bellenz uf ihrne Flüeh gstande. Ds eidsgenössisch Heer isch i wytem Boge dervor gläge, und syni Banner hei im Talluft gflatteret. Aber Chyb und Nyd het im Lager patrouilliert. Me hätti chönne meine, di zändlete Muure vo dene Burge hüete der Gral, so het jede Trupp uf ds Zeiche zum Sturm passet. Keine het’s dem andere gönnt, zerscht yne z’cho. Scho het es sech afa rüehren im Lager vo den Underwaldner und Luzärner, da wird abgmahnet. Der Herr Adrian rytet a ihre Gwalthuuffen und stellt se: «Was chunnt euch a? Wüsset dir nid, daß üsi Abgsandten i der Stadt sy und mit de Mailänder um Fride verhandle?»

«Was? — Wär isch dinne? — Was hend die dert inne z’sueche?» So brüelet’s dürenand. «Die wend numen üs hinderha, damit d’Bärner zerscht yne chöme! — Das isch Verrat a den Eidsgenosse!» I däm Hin- und Härrede chunnt uus, es syge Bärner Ratsherre dinne. Da heißt’s erscht rächt: «So? Jitz grad dene Bärner z’trotz! Uuf! Vorwärts! Üsertwäge cha se der Mailänder hänke, di Bärner!» Und uf eismal brüelet der Uristier vo Flueh zu Flueh. «Haruus!» donneret’s a di alte Muure. Der Verteidiger vo Murte steit i mene Dräckhagel vo Harschtbuebeschimpfwörter. Der Sturm wälzt sech vorwärts, ohni Befähl und Ornig, brandet a de Muuren uuf und schuumet zrück, böumt sech wider uuf und verbrodlet wider i sech sälber.

«Ganz wi dem Graf vo Romont syni Sturmlöuf vor Murte», säge d’Lüt um e Ritter vo Spiez ume. Si luege mit großen Ougen an ihm ufe, was er derzue sägi. Es dunkt se, bluetigi Träne sötten ihm über d’Backen ab loufe. O, wenn si wüßte, wi’s i ihm innen usgseht! — A sy Vatter dänkt er, wo so vil für e Friden under den Eidsgenosse ta het. Und wohi sy mer jitz cho? — Alles hei mer ygsetzt, alles dragä für ne großi Eidsgenosseschaft. — Alles für nüt. — I begryffe nüt meh.

Bi de Bärner isch es no am glyche Tag usgmacht gsi: Da tüe mir nümme mit. Sobald d’Underhändler zrück gsi sy, isch ds Bärn-Banner ufbrochen und under em Fluechen und Schimpfe vo den Innerschwyzer wider de Bärge zue marschiert.

Es isch gsi, wi wenn alli böse Geischter los wäre, wo erscht no i der Fyschteri vom Schneesturm uf em Gotthard e furchtbari Louene d’Nachhuet in e Chrachen abe grissen und under sech begrabe het.

«Und jitz?» het der Herr Adrian z’Luzärn im Rathuus gfragt. «Da bin i wider!»

Me het kei Rächeschaft von ihm begährt. — O das verdammten Uswyche! Das nüt-welle-Ghöre! Das isch erger als Rad und Galge. — Wenn men e rächtschaffene Möntsch wott schlächt ha, so hilft alles nüt.

Läng und düschter isch der Wäg dür ds Äntlibuech gsi. Schwygsam sy si näbenenand här gritte, der Herr Wilhälm vo Diesbach und der Schultheiß, der Herr Wilhälm geng i Versuechung, der Schadefreud Luft z’la. Het sech öppe der Spiezer nid sälber das alles ybrochet? het er dänkt. Aber so mängisch er übere gschilet het, isch nüt uf däm marmorherte Gsicht gsi z’läse oder emel nid das, was na möntschlechem Verstand hätti sölle druffe sy. Statt Haß und Gram het öppis heiter Zueversichtlechs mit dem Usdruck vo hertem Wille gwächslet. Wohär nimmt er di Heiteri no? — Das het frylech niemer chönnen errate. Si isch über ihn cho, wenn er dra dänkt het, daß «Gotts Sohn nit hatt, da er syn Houpt hinleyt». Und ghertet het sech das Gsicht, wenn ihm wider d’Stadt z’Sinn cho isch, sy Stadt, d’Stadt vo de Buebebärge. Der Herr Adrian het vo Wuche zu Wuche dütlecher gseh, daß das, was er z’Murten usgstande het, numen es Spil und es Glychnis isch gäge dä Kampf, wo-n-ihm no wartet.

Wider wär uf Oschtere sy Zyt abgloffe; aber zum drittemal wähle si ne zum Schultheiß — grad den Innerschwyzer zum Trotz. Aber dä Trotz isch nid, was är bruucht. Är bruuchti Fründe, bruuchti Ratsherren und Burger, wo fescht zue-n-ihm stüende, wenn er dem Übel vo der Zyt a Chrage wott, statt geng nume z’säge: «Mach! Mach!» und doch de nid dernah z’tue. O, er weiß, der Gäldhunger het ne d’Gredi gno, het se glähmt! Ihri Lahmheit und Luemheit isch jitz der Find vo der Schwyz, isch ds Unglück vom Land. Mit däm fertig z’wärde, bruucht no meh Chraft und Glouben als d’Verteidigung vo Murte.

Aber es mueß eine sech nid i Chopf tue, er welli alles allei mache, so lang der lieb Gott näben ihm no gradi Manne lat la wachse. Drum nimmt der Herr Adrian einisch zwee uf d’Syte, wo zwar nid geng glycher Meinung sy wi är, aber doch ufrächti Bärner und Ritter, der Herr Wilhälm vo Diesbach und der Herr Petermann vo Wabere. «Loset, es mueß öppis gah! Ds junge Volk schüücht nid emal meh der Galge. Si sy verwahrloset und hei kei Gottesfurcht meh. D’Prieschter möge se nümmen errecke. Niemer meh dänkt a das, was nach em Tod chunnt. Nume läbe wei si, und drüberuus dänke si a nüt. — I cha däm nümme zueluege. Ds Verderbe vo dene Lüt lyt uf mer wi ne Stei. Hälfet mer Ärnscht mache! Mir sy verantwortlech für ds Volk.»

Hätt er jede vo dene beiden allei by sech i der Stube gha, so hätte si-n-ihm nid chönne nei säge. Aber jitz verhandle si mit ihrnen Ougen underenand. «Aha», säge di Blicke, «es fat ihm afa gnuege!»

«Verantwortlech?» fragt der Herr Wilhälm. «Mir sy verantwortlech für das, was mir hie bschließe. Folge si nid, so isch es ihri Sach. Gredt hei mer dütlech gnue. Zletscht und am Änd isch es nüt als rächt und billig, daß jeden usfrißt, was er sech agrichtet het.»

«Aber dem Land isch nid dienet dermit, daß syni junge Lüt am Galge hange!»

«Das meinen i o», antwortet der Diesbach. «Es wäri äbe gschyder, me ließ se mache. Si chöme de scho ume!»

«Was sölle mir da mache?» gryft jitz der Herr Petermann y. «Wenn der Buebebärg nüt usrichtet! Dir gältet ja alles! Me het’s sit langem nümmen erläbt, daß eine dreimal hinderenand Schultheiß wird.»

«Das äbe drückt mi», seit der Herr Adrian. «I ha ta, was i chönne ha, für se zur Vernunft z’bringe. Aber was wott me, wenn alles der Tüüfel im Lyb het, Gäld hindere z’mache? Das isch es! Me het ne’s obenabe vorgmacht, und jitz lose si uf niemer meh. Was euch rächt isch, isch üs billig, dänke si.»

Da lache di beiden andere Herren uuf. «Dir heit emel o nid nüt!» meint der Wabere.

Der Schultheiß gseht, es treit nüt ab, wyter z’rede. Er schwygt und lat sech am Fänschter in e Stuehl falle, währed di beide mit Lachen und Achselzucken ihri Barett ufsetzen und zum Ässe gange, wo daheim uf se wartet.

Also de ganz allei! — Er steit uuf, blybt en Ougeblick z’mitts i der Ratsstube stah, höchuufgreckt, mit ballete Füüscht, luegt uf di lääre Bänk, wi wenn er da mit öpperem z’rede hätti. «Und i gibe doch nid nah, solang no en Aderen i mer schlat!»

Du geit er hei, lat sattlen und rytet ga Spiez. Ds Land isch i voller Bluescht. Es Paradies! Aber um d’Burehüser umen es Ghootsch, und a mängem Ort steit no vom Herbscht här e Pflueg im Fäld, vo de Chirbelen überwachse. «Lue dert!» seit der Ritter zum Jakob Erk, wo hinder ihm här trabet, und der Jakob antwortet: «Es fählt a Lüte, Herr Schultheiß.»

Im guldige Hof het dem Herr Adrian der Suhn gfählt. Ach, er hätt ihm so vil gha z’säge! Aber ds Eveli isch doch da gsi. I settige Tagen isch eim nüt lieber als es Chind, wo no vo allem nüt weiß und heiter i d’Wält use luegt. Dene beide Frouen isch es e Wohltat gsi, der Ritter wider im Hof z’gseh. Über Tag isch er allem nachegange, het mit de Lüte brichtet und se-n-ufgchlepft, daß si emel zu ihrer Sach luege. Aber a den Abeden isch er still umenand ghöcklet, het über e See gluegt und gschwige. Hie und da het er us sym Sinnen use halblut gseit: «Dir heit emel o nid nüt.»

«Was isch o das? — Was wottsch mit däm?» fragt ne-n-einisch d’Frou Jeanne. Er lachet und seit: «Äbe! Für z’hälfe bruucht’s halt eine, wo gar — gar nüt het. Villicht lose si de däm.»

Vo Bärn use het me nid vil anders verno, als daß di bösi Süüch wider umgangi. «Si het is scho mänge brave Ma gchoschtet. Es wär jitz de gnue!» meint der Schultheiß.