Text:Rudolf von Tavel/Ring i der Chetti/Kapitel 41

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Er het no nid mänge Tag regiert, wo wider e französischi Gsandtschaft uf em Rathuus arückt. Der Herr Niklaus vo Scharnachthal, der Junker Matter, der Petermann vo Wabere, der Herr Urban und anderi Ratsherre hälfe se-n-epfa. Ölglatt louft dem Franzos sy Red, aber pfäfferet isch si. Wo di versprochene sächstuused Ma blybe, fragt er. Jitz, wo se der Herr de la Tremouille bruuchti, für d’Freigrafschaft a di französischi Chrone z’bringe, heig men etdeckt, daß uf der burgundische Syte z’scharewys Schwyzer stande. Wi me sech das düte söll? Öb sech da druufhi der Chünig dörf als vo syne Bertragspflichten etbunde betrachte?

Der Herr Adrian het Müej, nid wenigschtes dür syni Ouge z’verrate, daß ne der Erger vom Franzos im stille lächeret. Und o di verschmeiete Gsichter vo de Ratsherre würde ne-n-amüsiere, wenn är sälber nume zum Zueluege dasäß. Aber da lyt ja klar uf der Hand, was er het gseh cho. Syni Lüt, die, wo ne gärn uf em Schultheiße-Stuehl wüsse, sy, der Spieß uf den Achsle, bereits de burgundische Wärber nachegloffe. Es isch der groß Huuffe. Dem Franzos sy nume weneli z’Hülf gange. Es isch sech nid derwärt, was der Standestrummle nachetschalpet isch. Und di wenige sy nüt z’bruuche; si wärde doch nid gägen ihri Landslüt usrücke — Oder? — Und hie im Rathuus? Wär steit da zu ihm? — Es geit nümme lang, so het der Schultheiß villicht nume no Harschtbuebe hinder sech, wär weiß!

Me welli luege, isch dem Gsandte g’antwortet worde. Wär nid meh von ere Konferänz heibringt, hätti sech d’Reis chönnen erspare. D’Nasen i der Luft und es Pfund Cholder im Mage, isch der Franzos zur Tür uus. Der Herr Adrian rybt sech d’Händ und lachet, und das zündtet wi der Funken im Pulverfaß.

«Das isch bim Donner nümme zum Lache!» seit der Junker Matter, und im Handumdräje chömen ihm alli andere z’Hülf. Dä Yfer reizt der Schultheiß. Er weiß wohl, um was si angschte; aber grad drum tuet er, wi wenn er’s nid errate hätti, und seit: «Ja, allwäg isch es nid zum Lache, daß Lüt, wo vor nes paar Monete no Arm an Arm z’Murte für d’Schwyz gfochte hei, jitz dusse gägenenand im Fäld stande. Da mueß abgmahnet sy. Me mueß se heirüefe!»

«Emel die uf der Burgunder-Syte», antwortet der Herr Niklaus, und «alli, alli», git der Schultheiß zrück.

«Nei, nid alli!» verlangt der Herr Petermann. «Nid alli. Ds Gägeteil! Dem Chünig mueß me di versprocheni Mannschaft schicke. Sünsch...»

«Es wär besser, der Chünig bhielt sys Gäld und mir üsi Soldate!»

Das hei di Herre nid gärn ghört; aber mit däm Wort vom Schultheiß isch ne du aghulfe gsi. Uf e Vertrag hei si chönnen abstellen und wichtig erkläre, si welle nid wortbrüchig wärde. Und damit ihri Sach emel ja i ds G’reis chömi, hei si düregsetzt, daß es vor d’Tagsatzung ga Zürich bracht wärdi. Ungschickt für si isch nume gsi, daß me nid wohl anders chönne het als der Herr Adrian ga Zürich z’schicke. Ja nu, het me sech tröschtet, me gäb ihm der Herr Petermann vo Wabere mit. Dä wärd ihm de scho etgägeha.

Vo der hüttige Sitzung ewäg isch jedi Partei hinder ihri Channe gsprunge. «Da git’s nüt z’brichte», het’s bi den einte gheiße, «der Chünig mueß syni sächstuused Ma ha! Mir hei no geng Wort ghalte.» Der Herr vo Scharnachthal und syni Fründe sy eis worde, me well sech hinder e französische Gsandte tue, so lang er no hie sygi, er söll dem Chünig nume getroscht brichte, daß er uf syni Schwyzer chönni zelle.

Aber wo si sech uf e Wäg gmacht hei i d’«Chrone», hei si du i de Louben und us de Chällerhäls chönne ghöre, was für ne Luft wäjt. Unnötig lut hei d’Burger enand zuebrüelet, das syg ihne dräckglych, ob di paar Ratsherre zu ihrne französische Jahrgälder chömen oder nid. «Rächt het er, der Buebebärg! Kei läbige Scheiche däm faltsche Chüng! Me wär wohl dumm, däm no einisch ga der Has i d’Chuchi z’jage!»

So het’s aber nid numen i de Loube vo Bärn tönt. Dür di ganzi Schwyz use het die Meinung Oberwasser gha. Und wo der Verteidiger vo Murte ga Zürich cho isch, het me wohl oder übel en andere Rank müesse sueche, und me het ne-n-o gfunde. Wenn me di sächstuused Ma nid ufbringi, so syg’s gschyder, me sorgi derfür, daß der Chünig se gar nid bruuchi, und redi zum Fride. Zwo Gsandtschafte sy bschlosse worde, eini zum Erzherzog Maximilian, di anderi ga Paris. Aber wän zum Chünig schicke? Das het dene Tag-Herre zwüsche Fisch und Bratis nid übel gä z’rede, und di großi Frag isch gsi: Buebebärg oder nid Buebebärg? Es isch uf der Hand gläge, der Herr Adrian ga Paris z’schicke. Me darf gar nid anders. Ds Volk würd’s nid begryffe. Aber under dene Tag-Herre vo Zürich, vo Luzärn und vo Fryburg syn ere gsi, wo mit mene länge, länge «Jäää...?» zum Überlege gmahnet hei. Der Herr Petermann vo Waberen isch linggs und rächts am Ermel zupft und i fyschteri Egge zoge worde. «Wa’ mäinet Si?» Er het mit Achselzucke g’antwortet: «Machet, was dr weit! Wenn’s ech mit dem Fridestiften ärnscht isch, so chönnet dr kei zueverlässigere Ma schicken als der Buebebärg!»

«So? — Mäinet Si?»

«I lege d’Hand i ds Füür!»

«So so? — Jä ebe...»

Fride stifte? Ja, das het me bschlosse mit offenem Handmehr. Aber mit der reservatio mentalis, daß me de nid öppe der Chünig vertöubi dermit. Wär’s nid am Änd doch gschyder, me schickti öpper anders?

In eren andere Zunftstube het en andere Bärner gfragt: «Loset, ihr Herre, isch einen under euch, wo als Gsandte zum Chünig wett und de der Buebebärg hinder sech daheim a der Arbeit wüsse? — Vergässet nid: z’Bärn het er jitz alles i der Hand!»

«Jä so?»

«Ja, jäso! Emel i wett das nid uf mi näh.»

Also, der Buebebärg mueß gah! — Jitz begryft men undereinisch, warum di große Herre vo der französische Partei z’Bärn derfür sy, ihre Schultheiß ga Paris z’schicke. Und me begryft’s z’vollem, wo me du erscht no vernimmt, der französisch Gsandte sygi o derfür, är o möchti der Buebebärg vo Bärn furtha. Me chönni vil besser mitenand rede, wenn dä nid d’Nase drinne heigi.

«Aber wenn er de z’Paris...?»

«Kei Chummer!» het der Gsandte tröschtet. «Löjt se z’Paris nume la mache! Me weiß dert alles und wird scho wüsse z’verhüete, daß der Herr vo Buebebärg öppis verderbt.»

Es sy scho Lüt a der Tagsatzung gsi, wo uf dä Bscheid hi sech a Chopf greckt und gfragt hei: Geit’s eigetlech um d’Sach vo den Eidsgenossen oder um d’Sach vom Franzos? D’Antwort isch i der Luft gläge, ghört hei se-n-alli, aber niemer het der Muet gha, se lut und dütlech uf d’Zunge z’näh: auri sacra fames!

Also, der Buebebärg mueß mit, gschej, was well! Und es het nid a schlaue Chöpf gfählt, wo nes Gägegwicht gwüßt hei, für z’verhüete, daß dem Herr Adrian sy ruuchi Offeheit Unheil arichti. Me git ihm der Hans Waldmann mit, der ander Held vo Murte, aber eine vo dene, wo begriffe hei, wo ein i der Schwyz der Schueh drückt. Und damit die vo de Waldstette nüt z’muggle hei, schickt me no ne dritte Murtener Held mit, der Landammen Imhof vo Uri.

Wo di Tagsatzung usenand gangen isch, het men a de Wirtstische no lang i Herrlibärger yne glachet, so wi me lachet, wenn men e ganze Tag an ere verhürschete Rächnung ume gmacht het und am Aben ändlech cha säge: He z’Donnschtig, daß mir das nid früecher z’Sinn cho isch! Nume wenigi, nume die, wo sech i d’Hut vo dene drei Gsandte hei chönnen ynedänke, hei ds Trinken und ds Lache vergässen und sech gseit: «Jitz isch es erscht rächt verchaflet.»