Text:Rudolf von Tavel/Ring i der Chetti/Kapitel 13
Uftue! — Tüet doch o uuf!» seit der alt Herr, der Ritter, z’Spiez i syr Schlafstube. «Es isch alles offe, was me cha uftue», antwortet der Adrian, und zeigt uf d’Fänschter.
«Mr könnt noch hier aufmache», seit d’Frou Änneli. Si weiß wohl, daß men usghänkti Fänschter nid no wyter cha uftue, aber si schiebt di usghänkte no a der Wand wyter, für mit däm Lärme dem chranke Ma d’Idee z’gä, es gang öppis. Es isch föhnig dusse, stockfyschter, topp, und me ghört d’Böum im Hof süüfzen und der See ruusche.
Vo Zyt zu Zyt reckt sech der Ritter i sym Schlafstuehl. Er het scho sit Wuchen i keis Bett meh welle. Er redt vo syne Herrschaften und Güeter, vo Spiez, vo Mannebärg, vo Strättlige, Wattewyl, Thierachere, Reutige, vo de Schlösser bi Chüniz und Frouechappele, stoßwys und unklar.
«Plaget Ech doch nid mit däm!» seit der Suhn.
«Nei nei... m’m... keini Sorge meh! Aber du... du muesch... du muesch... de luege, dass d’nid voruse chunnsch. — Weisch... Hilf mer uuf!»
Der Adrian und d’Frou Änneli müessen alli Chraft ufbiete, für der Ritter a ds Fänschter z’füehren und ne dert z’ha.
«Der Erk! — Reichet doch der Erk! — Und der Hänsli!»
D’Frou vo Buebebärg cha nume säge: «Ach Gott, ach Gott!»
Alli Bott redt er vom Hänsli.
«Bhalt ne de!» het er vor nere Stund scho gseit. Und jitz redt er wider von ihm. «Du wirsch ne scho no chönne bruuche!»
Me mueß der Ritter wider i Fauteuil zrückfüehre. Er duslet y und redt derzwüsche, vo den Eidsgenosse, vo der Stadt. — So geit’s, bis es afat tage. Hinder em Schräckhorn wird’s guldgääl, und d’Wulken überchöme guldigi Söum. Der rosig Schyn wachst über ds ganz Wulkegwölb. Und bald gseht me näbem Schräckhorn wi in e füürigen Ofe.
Jitz het der Ritter erscht rächt kei Rueh meh. «Wott abe», seit er, «vor d’Chilche.» Es hilft alles Usrede nüt. Der Adrian mueß der Jakob und der Narr ga reiche. Es isch es Gchnorz, daß Gott erbarm, mit däm schwäre Ma di ängi Schnäggestägen ab. Alli Ougeblick mueß men abstelle, daß er wider zu Ate chunnt. — Ändlech isch me dusse. Da geit’s ringer. Der Ritter wott loufe. Der Adrian het ne-n-i sym ysigen Arm.
A der Brüschtung vorne bette si ne wider i Stuehl.
«Löjt mi nume luege!»
Dem Erk und dem Narr het er d’Hand drückt, fescht und lang. Der Erk, no jung und gsund, geit i Hof zrück und luegt mit Chinderouge vo wytem. Der Narr geit a ds Stägli, wo zur Chilchen abe füehrt. Dert leit er sech a ds Gatter, zuckt und zuckt, und uf der Steischwelle platze großi Träne.
Alles lüüchtet jitz uuf im Sunneglanz. Der Föhn deckt d’Bärgen ab und schüttet Farben uus, Farbe, wi me se nid bald gseht. Alles schynt zum Gryffe nach. D’Tannen am Battebärg, am Leißiggrat, me gseht jedes Eschtli. Der See isch blitzblau und schüümlet.
«Nume luege!»
Er schnubbet — schnubbet und schwygt.
Gäge de nüüne suecht er syr Frau d’Hand und seit zum Adrian: «Mir hei ne schöni Heimet. — Mir syn ere ne — ganze Ma — schuldig — gäll! — E ganze...»
Groß und wyt gange di alte grauen Ougen uuf. Es zuckt und spannet i ds Ritters Gsicht. Es arbeitet drin, er wird rot, schier blau. — Und du blybt öppis stah. — Der Chopf fallt uf d’Bruscht. D’Frou Änneli leit dem Suhn der Arm über d’Achsle, der Chopf a d’Bruscht und schluchzet.
Es großes Härz, es Härz, wo für ds Ganze gschlage het, steit still. Dä Chopf, wo der eidsgenössisch Friden usdänkt het, isch tot.