Text:Rudolf von Tavel/Meischter und Ritter/Kapitel 4

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IV. Verzicht

... bis si glehrt hei, Gott im Geischt abätte.

I der Schloßallee vo Worb hei di alte Linden i jungem Grüen sech d’Händ gä zu Triumphbögen und no gnue guldige Sunneschyn düregla, für Glanz uf dä Zug z’bringe, wo jitz us em Tor vo der alte Burg über di am Boden agwachseni Fallbrügg use chunnt. Grad dert, zwüsche de roschtbruune Chettene glaaret d’Sunne voll Freud über alles här, was dä fyschter Schlund use lat. D’Dorfmusikante sy scho hienache dem Grabe, under de Böum. Und ds Brutpaar, der Junker Hansruedi vo Müline mit der Tochter vom verstorbene Herr Wilhälm vo Diesbach strahlet, me chönnti meine, di ganzi Meieluscht gang vo ihnen uus, nid minder d’Brutfüehrer mit ihrne Dame. Am Bort zwüsche de Böum steit ds halbe Dorf Worb. Ja, was sägen i? Halb Rychige, Trimstei, Wyl, Wattewyl, Bangerte steit da. Vo Bigle, Änggistei und Walkringe syn ere cho und warte scho sit Stunden uf dä Brutzug. Wi das da use chunnt! Samet und Syde, Fädere, guldigi Chettene. D’Farbepracht ma no schier die vo de Chränz und Meie. Jitz chöme di Alte. Was Manne! «Vora chunnt der Schultheiß vo Wattewyl, dä mit dem graublunde Bart, und hinder ihm der Müline, der Vatter vom Brütigam. Und dert der Erlach vo Riggischbärg, der färndrig Schultheiß. Dä dert isch eine vo da unden ufe, wi heißt’s jitz scho? Vo Landshuet, da, wo grad hinder üsem louft.» «Ja, und dert der Ludi von Erlach, dä Donner, das isch dä, wo verwiche bim heilige Vatter isch gritteret worde. Und dert der Stei, der Bälper.» «Der Baschti?» «Nei nei, der Albrächt, er macht es Gfrääs wi Nagelflueh.» «U de dä mit däm schwarze Chrüz uf em Gwand?» «He, das isch der Chünizer, der Comtur.» «Si luegen alli dry, wi wenn si nume so bruuchte der chly Finger z’lüpfe, für daß ne di halbi Wält grad dahi gheiti, wo si se ha möchte.» «U de dä dert? Wi heißt er jitz scho nume? I chan ihm der Name grad nid gä, er isch da di Jahr mit is dinne gsi im Mailändische, weisch no? Dä isch albe drygfahre wi ne lötige Tüüfel.»

So redt’s hinder de Böum. Jitz stillet’s, wo der Zug hert a de Lüt vorby chunnt. Es geit nume z’gschwind, gäb wi langsam si loufe. Si chönne scho wäge de Schleipfröck vo de Froue nid gleitiger. Das wott mit Verstand treit sy. So en einzige Rock gäb Gwand für ne ganzi Trybete Ching — u alls di schwärschti Syde. Das dänkt me nume. Es seit niemer es luts Wörtli. Nume d’Chilcheglogge ghört me vom Dorf ufe und derzwüsche d’Vögeli und hie und da vo wytem no ne Ton vo de Musikante.

Heiterblau strahlet der Himmel, d’Matte sy gääl gspräglet vo Blueme. A de Börter wytumenandere stande d’Böum i der Bluescht, und uf em blaue Stockhorn äne lyt no es wyßes Gspinscht. «E settigen Ustage hei mer jitz mängs Jahr nümme gha!»

Der Zug flimmeret der Bärg ab, gäge d’Chilche zue. Was jungs Volk isch, troglet ihm nachen und wirblet Stoub uuf. D’Schloßallee steit aber geng no voll Lüt, wo jitz müeße brichte, wär nen am beschte gfalle, wän me gkennt und nid gkennt heig, und was me vo disem und vo äjere wüssi. Vili löj sech am Bort nider, si wei der Platz hüeten und sech am Namittag derzue ha, wenn’s de öppis «unger d’Zäng git u Wy».

Under den eltere Hochzytsgescht het, scho wo si zum Tor uus cho sy, i di Früehligspracht use, eint und andere zu sym Gspane gseit: «Es isch grad wi vor nüünezwänzig Jahre, a der Hochzyt vo der Frou Barbara.» Und das isch geng wider cho. O na der Trouung, bim Hochzytsmahl im Schloß obe, hei si vo der Frou Barbara gredt. Und geng wider: «Grad wi vor nüünezwänzig Jahre.»

«Ja, und doch isch so mängs anders worde. Es isch en anderi Zyt. Es gseht nid guet uus. Me weiß nid, was der morndrig Tag bringt.»

«Bsinnet Dir Ech no, wi der alt Herr vo Wabere brichtet het vom Brueder Chlous? — Wi hei da di Buebe d’Ohre gspitzt! Und jitz isch das alles nachegwachse. Weiß Gott, isch ja der Hans von Erlach underdesse scho uf em Schultheiße-Stuehl gsässe! — Und der Müline! Was het dä nid scho alles ta!»

«Aber böset het es einewäg sithär. Es isch ekei Gloube meh im Land, kes Gwüsse! Jede Schnufli meint, es sygi sy Sach, ds Wort Gottes usz’lege. Das wird guet cho, jitz, wo me’s gar no i ds Dütschen übersetzt, daß emel ja e jede Stürmi sy unputzti Nase cha drystecke.»

«Ja, aber uf der andere Syte...!»

«Äbe, uf der andere Syte! Leider Gotts isch es da o nümme, wi-n-es sy sötti. Heit Dr ghört, daß es Prieschter git, wo wei hürate? — Prieschter hürate! I fragen Ech.»

«Öppe doch nid!»

«Heit Dir gschlafe? Heit Dr nüt ghört vo däm Amseldinger Chorherr, däm Haller? Nid der Berchtold, Johannes heißt er, gloub. Dä hüratet ja ne Zürchere!»

«Me fragt sech nume, ob das nid am Änd gschyder wär, als was under em Schild vom Cölibat tribe wird!»

«Dir wärdet mer doch nid wellen agä...?»

«Und was säget Dir de zu dene Gschichte vo Chünigsfälde?»

«Vom Chloschter? — Was isch de dert los?»

«Vom Glübd entbunde wei si sy.»

«Aber um aller Heilige wille! — Z’Chünigsfälde?»

«Z’Chünigsfälde, wo üsi Dame sitze. Fraget der Schultheiß! Fraget der Herr vo Müline! Nei, me darf ihm hütt nüt säge vo syr Schwöschter. Mir wein ihm nid der Luun verderbe. — Item, es isch, wi-n-i säge. Dä Zwingli steckt derhinder. Dä isch jitz z’Zürich am Rueder. Und er redt is scho z’Bärn dry, meh, als me meint.»

«Dä sött men aber...»

«Ja, dä sött me... i weiß nid was mit ihm mache. Lueget de nume! Hütt geit’s de Prieschter a Chrage, morn üs Junker. Es chunnt, es chunnt!»

«Aber da sötti me derzue tue, gäb es z’spät isch!»

«Äbe sött me — sött me. Aber was weit Dr, wenn...»

«Pst, nid z’lut!»

«Es wird doch niemer hie inne...?»

Und jitz fahrt e schwäri Hand uf e Tisch, daß d’Gleser chlingele, und luter, als guet isch, ghört me di vorigi Stimm furtfahre: «Wenn vo üsne Wägschten und Beschte bald hie, bald dert einen umgheit.»

So tönt’s a eim Änd vom Tisch. Am andere Flügel vom Huefyse rede d’Froue vo Chleider, vo Schmuck und Gschirr und schöne Möbel. Si sy schaluus überenand und spinne währed allem Parlieren ihri Tröum vo Rychtum und Schönheit. Si hätten eigetlech nüt derwider, wenn’s bald umen en Ufbruch i ds Mailändische gäb. D’Herre rede ganz ungeniert dervo. Me isch völlig eis drüber, daß me dem Chünig Franz sötti Truppe bewillige. Me sygi druff und drann, e Vertrag mit ihm z’mache, wo der Eidsgenosseschaft di gröschte Vorteile brächti. Gäld, sovil me nume wetti. Es würdi uf vili Jahr use der Eidsgenosseschaft d’Chöschte vo ihrnen eigete Verteidigungschriege decke. — Dumm wär me, chuedumm, wenn me sech das ließ la etgah.

«Aber äbe, d’Zürcher wei nid. Da isch geng wider dä Zwingli. Dä wott nid.»

«Was het de dä eigetlech z’bedüte? — Isch er nid Lütprieschter?»

«Alles z’bedüte het er dert usse, alles. Und bald o bi üs.»

«Dä söll probiere bi üs!»

«Es isch neecher dranne, als Dir meinet. Er het e Schwager z’Bärn und gueti Fründe, Lüt, wo öppis z’säge hei. — Fraget einisch der alt May, der Lamparter!»

Währeddäm da obe, im Schloß, der Wy meh und meh d’Zunge löst, bringt er im Schloßgrabe ds Volk hinderenand. Di schöne Meie, wo men uf de Tische zwüschem Äßgschirr het ufgstellt gha, waggele je länger descht meh ob de Füüscht, wo uf d’Tischbrätter hämmere. Und wo der erscht z’vollem umtrohlet, het scho ei Grobian der ander a de länge Haaren und zieht ne-n-über e Tisch, und du git’s e Dröschete. Füüscht und Channen und Täller hopsen überenand, und drunder git’s es Mues vo Bratis und Gnagi, Bluemen und usgschrissne Haar, agmacht mit Bluet und Wy. — Warum das? — Ja, wär das nachhär no hätti chönne säge! Agfange het’s dermit, daß einen über Rät und Burger gschumpfe het, wo geng umgheie, chuum daß men es Wärbverbott erla heigi. No jedes Jahr, wenn me d’Lüt am nötigschte gha hätti zur Arbeit, syg ds Jungvolk uuf und dervo. — «U wär isch d’schuld? Niemer anders als di höche Herre, wo nie gnue gseh u d’Hosi voll Ambeiße hei, wenn der Franzos sy Chronesack schüttlet. Üser Buebe gä ds Bluet, u di große Herre sacken y!» — «Syd sälber d’schuld, dir Löle! Dir hättet ja d’Weli; aber me weiß öppe, wi dir’s heit. Für vo mene Lamparter Meitli ga nes Mütt Lüüs ufz’läse, loufet dr über di strübschte Hogeren übere.» So het eis Wort ds andere gä, bis zletscht eine dem Tisch es Bei abschryßt, daß d’Schärben an e Huuffe rütsche, und uf sy Gägner losgeit.

Dobe, am Fänschter vom Äßsaal, luegt der Herr Albrächt vom Stein der Chlopfete zue und fragt: «Wo chunnt ächt dä dert här? Dä gfallt mer!»

«Daß es aber o jedesmal eso mueß ändige!» seit di alti Frou vo Diesbach ergerlech. «Eh, si wei o einisch es Freudeli ha!» antwortet öpper. «Es macht nüt, wi töller si sech verchlopfe, descht besser chönne si’s nachhär zsäme.»

Es isch o gar nid lang gange, so hei si vor em Schloß unde tanzet, und me het im Saal obe d’Fänschter müeße zuetue, daß di beide Musiken enand nid störe.

Geng und geng isch bi den eltere Gescht wider d’Frag umgange: «Bsinnet Dir Ech no a d’Hochzyt vo der Frou Barbara?» Und derby isch d’Red o uf e Totetanz-Maler cho. «Bsinnet Dir Ech no, wi-n-er uf sym Bireboum gsässen isch? — Wär hätti dennzumal dänkt, was us däm Bueb het sölle wärde!»

«Hinder däm steckt öppis. Wär weiß, me redt de no von ihm, wenn mir alli vergässe sy!»

Bi däm Gspräch richte sech d’Blicken uf e Herr Chaschper. Me weiß vo syr Fründschaft für e Niklous Manuel. Es fallt uuf, daß der Ritter jedesmal fyschter dry luegt, sobald d’Red uf e Maler chunnt, und das reizt der Herr Wilhälm vo Diesbach, der Brueder vo der Brut, grad juscht der Herr vo Müline z’frage: «Er malet ja, schynt’s, nümme?»

Der Herr Chaschper bestätiget: «Äbe nid — äbe nid. Leider. — I weiß nid, was er trybt.»

«Wenn nume nid Lutherei oder öppis eso derhinder steckt!» brümelet der Herr vo Diesbach meh so für sich.

«Äbe förchten i, es syg eso!» antwortet ihm der Herr Chaschper, und mehreri mitenand säge, das wäri doch o Sünd und schad, me sött ihm’s usrede. Das dörfi men eifach nid la gscheh. Und dadruuf hi etwütscht es dem Herr Albrächt vom Stein: «I wüßti Rat!» — Das Wort isch im allgemeine Gspräch undergange. Niemer het na däm Rat gfragt. Nume der Herr vo Müline het sech’s vorgno, der Herr Albrächt no z’Red z’stelle.


Der Summer het ghalte, was der Früehlig versproche het, nid nume mit Bluemen und Frucht. Me isch i de meischte Hüser z’Bärn gueter Luun gsi, wil’s graten isch, mit dem Chünig vo Frankrych e neue Vertrag abz’schließe, und’s alli Gattig gmacht het, es welli bald wider prächtigi Glägeheit gä, de Frouen im Mailändische ga z’chrame. Bsunders guet isch es dem Herr Chaschper vo Müline gange. Als Gsandte vom Stand Bärn het er ga Nizza chönne, a d’Hochzyt vom Herzog vo Savoye mit der Prinzässi vo Portugal. Es isch zwar chly es Grütsch worden und e Geduldsprob; aber wo du ändlech der wyß Sägelwald vo der portugiesische Flotten uf em Silberstärnefäld vom jänzeneblaue Meer derhärcho isch wi himmlischi Heerschare, het das allen Erger wider guetgmacht, nid z’rede vo däm, was nachhär cho isch.

Der Herbscht het scho chuel a d’Buzeschybli ghuuchet, wo d’Jumpfer Bonaventura Löubli, jitz e dicki Tuntle mit Chrampfadere, ne merkwürdigi Etdeckung gmacht het. Sit dem Tod vo der Frou Barbara het si i mene Huus a der Metzgergaß-Schattsyte gstübelet und isch öppe no hie und da i de vornähmere Familie ga ushälfe. Müehsam und gwunderig isch si d’Eschterigstägen uuf gnoppet. Si het bekanntermaßen e bsunderi Witterung gha für unbottmäßigi Undernähmunge, und da isch nere-n-ufgfalle, daß sit öppen acht Tage geng es Glöuf isch gsi uf däm Eschterig — zu sälber Zyt het’s nämlech no Hänk-Eschterige gä, me het no nid jede Tubeschlag und jedes Hundshuus als Wohnung müeße verlyche, für d’Stüüren usez’schla. Zerscht het si dänkt, es sygi der Dachdeck mit syne Gselle; aber wo’s du afange gräblet het, wi wenn ds Thürschtegjeeg umgieng, isch es nere doch du gsi, si müeß ga luege.

«Was geit eigetlech da obe?» fragt si und lüpft mit der lingge Hand d’Falltüren im Eschterigbode.

Aber chuum glüpft, plötscht d’Türe wider zue, der Venture nid grad süüferli uf e Chopf. Zum Glück het si nes wulligs Tuech über d’Ohre bunde gha, sünsch wär weiß, was es gä hätti!

«Abe, Büüßi!» het nere ne ruuchi Stimm g’antwortet. Und jitz, wo si halb sturm uf der Stäge sitzt, donneret’s wi mit Huefe vo mene Schlachtroß uf der Falltüre. Grad numen e Schnuuf läng het si chönnen i Eschterig yne luege; aber es isch gnue gsi, für z’wüsse: da geit öppis, wo nid i der Ornig isch. E ganzi Trybete Manne sy da obe, ds meischte jungi. Gkennt het si i däm Ougeblick: der Guldschmid Tillme, der Boley Gantner, der Guetschänkel, dä allerwälts Stadtgouch, und de — äbe, da hei mer’s — der Totetanz-Maler. Geit z’Bärn öppis Gottloses, wo dä nid derby wär? — D’Türe zuegschlage het nere der Guetschänkel, dä Uflat. «Wenn i jitz e Letzi dervo trüeg?» Si gryft sech am Chopf ume, wil es se dunkt, es sötte Schirbi drann usestah. Aber es isch bi Gott no alls binenandere. Ja, und de, was de da no alls gsi isch vo Chleider u Hüet u Gräbel! Was gilt’s, gstolni War! Chilcheroub. E Kardinalshuet und geischtlechs Gwand. Wenn di gueti Venture no das gseh hätti, was hinder der Falltüre gsi isch! E Tiara mit der dreifache Chrone, e Mitra, Gwänder zum Mäßdienscht, Fäderewädel, Weihrouchfeßli und allerhand anders. Und jitz chunnt nere no eine z’Sinn, wo si gkennt het, der Schnyder Tremp. Si lost no ne Zytlang. Da wärde großi Wort gredt und gottsläschterlechi Värsen ufgseit. Si geit. Si möchti de nid da sitze, wenn der Blitz i ds Huus schlüeg.

Daß das mueß verchlagt sy, versteit sech vo sälber, aber bi wäm? Der Pater Lucius isch nümme z’Bärn. Nu, zum Glück git’s i der Stadt no ander Lüt, wo fescht hei am alte Gloube. Uf em Eschterig isch glachet worde, und si hei usgmacht, bim nächschte, wo d’Gwundernase chöm cho ynestrecke, laj me de der Laden erscht plötsche, wenn der Chopf ganz drinne sygi. Si hei wohl chönne lache. Das sy nid di gfährleche Spione, wo zerscht frage: «Was geit eigetlech da obe?» Vil erger sy die, wo mitmache, bis nen undereinisch z’Sinn chunnt, e Verrat wäri es guets Gschäft. Dür so einen isch es uscho, daß der Totetanz-Maler under d’Poete gange sygi und zwo — ja, grad zwo Komedine gschribe heig, wo de a der nächschte Fasnacht uf offener Gaß söllen ufgfüehrt wärde. «Vom Papscht und syner Prieschterschaft», heißi ds einte Spil und ds andere «Vom Underscheid zwüschen dem Papscht und Christo, unsrem Seligmacher». Da wärde dem Papscht und der Prieschterschaft d’Zägge gläse, daß es nümme schön sygi.

Natürlech isch das Grücht o i ds Rathuus cho. Dert het me der Chopf gschüttlet, und der erscht Gedanken isch gsi: Verbiete!

«Ja loset», seit der Schultheiß, «me sötti zerscht wüsse, wär da derhinder steckt!»

«Der Manuel natürlech, der Maler. Dä het doch das Züüg gschribe!»

«Und de no? Wär macht de da no mit?»

«Der Tremp. Natürlech. Er müeßt o nid ds Zwinglis Schwager sy.»

«Und de no?»

«He, der Bärni Tillme, halt o ne Chünschtler uf sy Art.»

«Und de no?»

«Der jung Gantner.»

«So so? Was seit de der Vatter derzue?» Me antwortet mit Achselzucke.

«Und de no?»

«Der Guetschänkel.»

«E Narr ghört derzue. Und de no?» So geit’s wyter, no lang, und es erwyst sech, daß di meischte Schouspiler Sühn sy vo g’achtete Burger und Ratsmanne. «Ja, gseht dr, ihr Herre», seit der Schultheiß, «verbotten isch gschwind; aber was weit dr de, wenn si nid folge? Das chönnti ne böse Handel gä!»

D’Ratsherre stecke d’Chöpf zsäme. «Säget, loset, üse Schultheiß? Me chönnti meine...! Es isch sünsch nid der Brunch gsi z’Bärn, daß me zerscht fragt, ob es Verbott kommod sygi oder nid!»

Uschlüssig isch men usenand. Me weiß nümme, wäm me troue söll. Me fragt d’Chorherre, fragt d’Chloschtervorsteher, ob me nid mit Bann und andere höche Strafe vo der Chilchen uus derhinder chönnti. Aber di geischtleche Herre wei nid rede. Me müeßti dem Bischof Bricht mache. Aber wär wott da d’Finger dryha?

«Ja, steit das däwäg?»

Es zeigt sech bald, daß die, wo öppis z’säge hei, der Niklous Manuel schüüche, Manne, wo ihre Däge scho mängisch i ds Rote dünklet hei, schüüche dem Totetanz-Maler syni zerbrächleche Waffe, syni Pänsle, sy Stift, sy Fädere. Vo allne Syte het men ihm zuetreit, was hinder Chloschtermuure geit, was d’Prieschter alles uf em Kärbholz heige. Er weiß alles und bringt ech alles uus. Und ds junge Volk lost ihm mit gspitzten Ohre.

Uf alli Gsichter, o uf di zueversichtlechschte, schlycht sech e Verlägeheit, wo me sünsch gar nid gkennt het.

Am allerdütlechschte lyt si uf em Ritter vo Müline. Sy Frou het dä Schatte wohl gseh, aber nid begriffe, wohär er fallt. Nie sit ihrer eigete Hochzyt hei si schöneri Tage gha. Der Herr Chaschper isch sit der letschten Oschtere wider im Chlyne Rat gsi, uf d’Tagsatzunge gschickt worde, het am savoyische Hof wichtigi Verhandlunge gfüehrt, het i der Republik meh gulten als je vorhär. Me het der eltischt Suhn verhüratet, besser chönnti me nid. Ds Glück vom junge Paar het dür alli Chleck vom Huus gstrahlet. Daß der Ritter nüt seit, het sy Frou nid verwunderet. Er isch Diplomat gsi und het ds Härz nid uf em Zungespitz spaziere gfüehrt, und si het o scho glehrt gha der Gwunder meischtere. Schätte chömen und gange, het si dänkt.

Aber dä Schatten isch bliben und nah-ti-nah tiefer worde. Es schnydt halt nüt so tief, wi wenn men e Fründ gseht uf Abwääge grate. Der Ritter vo Mülinen isch, wi me so seit, mit mängem Große guet Fründ gsi. Aber Fründ, was dä Name verdienet, het me nid mänge. Und drum het es ihm dopplet wehta, grad dä z’gseh sech verloufe. Er het wohl gwüßt, was Großes im Niklous Manuel steckt, und hätti sech ja o chönne dänke, daß äbe das Große syni eigete Wääge müeßi gah; aber wär Choschtbars i der Hand het, tuet di Hand nid uuf. Er isch myne, het er bis jitz geng dörfe dänke. Und isch er öppe nid i där warme, vornähmen und gwichtige Hand guet bettet gsi? Het er sech nid guet agla da drinne? — Häb ne! Häb ne! sieg d’Frou Barbara, wenn si no läbti.

Und jitz söll me zueluege, wi der Niklous Manuel sys Talänt uf d’Gaß wirft, e Kuppele liechtsinnigs Volk um sech sammlet und’s verfüehrt, der alt Gloube la z’fahre, d’Chilche z’verspotte? Er bildet sech y, er heig se-n-im Zoum. Er meint’s guet; aber er trumpiert sech. Er füehrt se nid, er wird gstoße vom Huuffe, vom böse Zytgeischt.

Mit ihm ga rede? Ne schüttle: erwach doch, Chlöusi!? Aber der Ritter treit gar keis Verlange na theologische Diskussione. Es chunnt ihm öppis anders z’Sinn. Ganz eso bylöufig seit er einisch zu syr Frou, es nähm ne nume wunder, vo was men eigetlech bi ds Manuels läbi, sitdäm er d’Malerei ufgä heigi. Di Frou macht gwüß bösi Zyte düre. Da geit der Frou vo Mülinen es Liecht uuf. Aha, dänkt si, das isch’s, und, a di diplomatischi Art vo ihrem Ma gwanet, erratet si o, was er mit däm bylöufige Gspräch wott. No am glyche Tag chlopfet si bi der Frou Kätherli a d’Türe, und ihri fyni Nase het’s grad use, chuum daß si i der Wohnstuben isch: hie geit’s gnue. Es füfjährigs Meiteli fägnäschtet i mene Chleidertrog und het i der ganze Stuben umen e förchterlechi Unornig agrichtet. I der Wiegle bäägget en anderthalbjährige Bueb, und wenn nid alles troges isch, so het d’Frou Manuel no eis under em Härz. Me ma offebar nid so rächt nache mit Ornig mache. Aber ab em Gsicht vo der glücksälige Muetter isch nüt Bsunders z’läse. Si zeigt ihri Chinder, und ihre ganzen Usdruck isch: gäll, luschtig?

Wart nume! Dänkt d’Frou vo Müline. Si brichtet vom Wätter und vom Märit und studiert wyter a de Gsichtszüg vo der Frou Kätherli. Wi’s dem Ma gangi, fragt si, und ob er ächt Zyt hätti, ne Schyberiß z’zeichne. Me hätti Luscht, öppis i d’Lütchilche z’stifte.

«Er malet einschtwyle nüt meh.»

«Eh, wi schad! Warum nid?»

«Ach, wüsset Dr, e Maler mueß albeneinisch e chly vom Handwärchszüüg ewäg, für wider zue sech sälber z’cho.»

«Das begryffen i; aber längwylet er sech de nid?»

«Das han i no nie erläbt by-n-ihm.»

Und so geit das Gspräch wyter, und der Frou Kätherli ihri länge Wimpere lige glatt uf der Backehut wi Flachs, wo men a d’Sunne spreitet. Und um ihri Mulegge spilt es versteckts Lache. Nid schwär z’errate, was es wott säge: Red du nume! Du erwütschisch mi nid!

D’Frou vo Müline bringt nid vil anders hei als: «Es geit jedefalls grüüslech gnue.» Si lat sech nid troume, daß di schöne, versteckten Ougen i dene Tage vil briegge, wenn’s niemer gseht. Wär wider einisch nüt begryft am Trybe vom Niklous, das isch sy Schwigervatter. Er chunnt flyßig cho luegen und lat jedesmal sy Tochter i Träne zrück. Geng chunnt er cho ufbegähre, der Chlous wärdi nid lugg la, bis ne der Bischof exkommunizieri. Und was de? — Was söll si-n-ihm druuf antworte? Het si nid sälber ganz im gheimen Angscht, so chönnti’s ändige? — Vo der ganze Gloubeserneuerung het d’Frou Kätherli numen eis gwüßt: daß ihre Ma mit der tiefschten Ufrichtigkeit a der Arbeit isch. Da dranne het si sech agchlammeret, o wenn se d’Angscht acho isch, es chönnti bi däm Gstürm no alles drunder und drüber graten, und zletscht wärdi ihre Niklous müeße der Chopf häre ha. Es het weder a geischtleche Herre no a fromme Wyber gfählt, wo nere d’Höll heiß gmacht hei. Aber wi giechtiger der Lärme worden isch, descht schwygsamer het si sech hinder ihre Ma gstellt. Sit Wuche frylech isch kei Batze Gäld meh i ds Huus cho, und es isch schwär gsi z’errate, vo was me de zletscht läbe söll, vowäge d’Poeterei het weniger als nüt ybracht.

D’Wahrheit verchünden isch es brotloses Gschäft, syg’s mit Bilder oder mit Worte. Das het niemer besser gwüßt als der Niklous Manuel. Die, wo syni Värse glehrt und bi de Spilprobe vor Übermuet mängisch ta hei wi ds wild Heer, so daß es dem Meischter sälber het afa gruusen ob allem däm Spott und über-ds-Zil-schieße, die hei kei Ahnung dervo gha, was er innerlech düremacht. I der fyschtere Nacht bim Überluege vo der ganze Sach, het’s ne fascht welle verschryße. D’Längizyti na der stille Malstuben im Chloschter isch ne-n-acho mit nere Gwalt, wi-n-er se no nid het erläbt gha. Und i mueß doch ga male! Dert bin i daheim. Großi Visione hein ihm d’Rueh gno. I mueß, i mueß eifach! Und mängisch het er ds Vertrouen i syni junge Hälfer verlore. Er het ja wohl gmerkt, daß es dene weniger um ne suberi, strängi Religion z’tüe isch als um ne Glägeheit, der Hund abz’la gäge d’Pfaffe, chömm de derby use, was well. Cha men uf settigi Kameradschaft zelle, wenn’s gilt, der Buggel härez’ha? — Si hein ihm’s ja sälber gä z’verstah: bi däm Jungvolk und fascht no meh bi dene, wo scho di erschte graue Fäden im Schnouz hei, gilt numen ei Kameradschaft, die, wo sech vor em Find im Fäld gmacht het. «Ja ja, Totetanz-Maler», het ihm so eine gseit, «chumm einisch mit, und zeig, daß d’ ne nid schüüchsch, der Roufliharz! De gange mer nachhär mit dr dür Füür und Wasser.» Das alles isch ihm ds nacht im Chopf umegange, und er het sech gseit: ja, i sött eigetlech einisch mitgah. Und er het wider Landschnächtsfigure gseh und gspürt: «die sött i male! A der bluetigen Arbeit möcht i se gseh, de chäm’s mer ume.»

Aber sobald di graui Morgenüechteri zu de Fänschter y gluegt het, isch er wider zum wahre Läben erwachet. Vor allem jitz Liecht und Wahrheit, choschti’s, was es well! Lieber für d’Wahrheit ds Läbe la!

Wo d’Frou Kätherli ihrem Ma erzellt het, d’Frou vo Müline sygi zue nere z’Visite cho, isch ihm e Stich dür ds Härz gange. Wi wenn ds bös Gwüssen in ihm erwacheti. Warum mueß er sym Fründ so uswäg blybe? Dörft er ihm öppe nid i d’Ouge luege? — He, warum nid? Nume jitz dörfe si nid zsämecho, nume nid, bevor der Schutz usen isch, nid vor der Fasnacht. Nachhär isch es de glych.


Anders aber het der Ritter dänkt. Er het und het’s nid chönne schlücke, daß der Niklous i Gsellschaft vo mene Guetschänkel und Tremp und Tillmen und settige Lüten öppis undernimmt, wo d’Geischtlechkeit allem Spott prysgit. Und so isch es du cho, daß einisch der Meischter Manuel under der Rathuustüre nid am Ritter vorby chönne het.

«Was trybsch du eigetlech?» stellt ne der Herr Chaschper.

«De Lüte d’Ougen uftue.»

«Isch das d’Malerei wärt?»

«Es isch jitz ds Wichtigschte.»

«Und muesch grad du das mache?»

«Wär tät’s sünsch?»

«Und mit där Bande da?»

«Es sy alles Burger. Und wenn si’s o nid wäre! Het üse Herr öppe nid müeße mit arme Fischer vorlieb näh?»

«Du schynsch emel e gueti Meinung z’ha vo dyr Ufgab.»

«Ja, das han i.»

«Warum malisch nümme?»

«Wil si mi lätz verstande hei.»

«Und du meinsch, dyni Värse verstande si de besser?»

«I la nid lugg, bis i gseh, daß si mi begriffe hei.»

«Und das isch dir my Fründschaft wärt?»

Da isch es use, di Frag, wo alles zwüsche dene beide Fründen uf d’Gnepfi bringt. Di zwöi Ougepaar hangen inenand, ds chalte grauen und ds heiße schwarze, si sy inenand verbissen und chönne sech nid löse.

«Mueß es mi so vil choschte, für d’Wahrheit yz’stah?» fragt der Maler us ängem Hals.

«Es bruuchti nid», antwortet der Ritter. «I bi für d’Wahrheit, so guet wi du, und i wüßti nid, warum mir nid am glyche Trom chönnte zieh.»

«I wetti nüt lieber als das; aber i förchte, mer hei nid ds Glyche für Wahrheit.»

«Wahrheit git’s numen eini. — Los jitz, Chlous!» Der Ritter nimmt sym Fründ d’Hand. «Los jitz! La doch di Fasnachts-Komedi sy, mir z’lieb!»

«Dir z’lieb tät i’s gärn; aber hindertsi chan i nümme. Das lat mer mys Gwüsse nid zue.»

«Bsinn di no!»

Mit däm sy si usenand gange.


Das isch im Chrischtmonet gsi. — Hindertsi chan er nümme, das gsehn i wohl, seit sech der Herr Chaschper; aber es git no nen andere Wäg. Der Chünig Franz het Chriegsmannschaft ghöische, und me rüschtet. Im Jenner sölle si abmarschiere.

Der Herr vo Müline lat sattlen und rytet ga Bälp, zum Herr Albrächt vom Stein, wo der Ufbruch söll füehre. Er chlagt ihm sys Leid, und der Herr Albrächt isch mit ihm der glyche Meinung: mer dörfe’s nid la gscheh, daß der Manuel dä Skandal afüehrt! Der Herr Chaschper seit: «Herr vom Stei, Dir heit im Früehlig z’Worb gseit, Dir wüßtet Rat!»

Der Fäldoberischt lachet mit den Ouge. «Nüt eifacher als das.»

«Nähmet Dr ne mit?»

«Urias?»

Da erchlüpft der Ritter. No nie isch ihm dem Herr Albrächt sys steiherte Gsicht so uheimelig vorcho, so grouehaft politisch härzlos. «Nei um Gotts Wille nid! So meinen i’s nid. — Der Manuel isch my liebschte Fründ.»

«Bis a ds chrischtlech Gwüsse», seit der Oberscht mit mene chalte Hohn, wo-n-ihm i allne Runzle sitzt.

«Bis i ds Gwüssen yne, Herr vom Stei, dür und dür ufrichtige Fründ bin ig ihm.»

«Hm. — Will Ech nid dervor sy; aber wenn’s gilt, e Find vo der heilige Chilchen uf d’Syte z’schaffe? — Er het ja d’Weli, Eue guete Fründ. Wär het ihm befole, der Papscht usz’hunze? D’Chilchen isch wichtiger als e Jugedfründschaft.»

«Aber d’Chilche seit — das hei mir alli glehrt: ‹Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe.›»

«Potz Donner, Herr vo Müline, Dir syd i der Schrift daheim! — So cha me’s ja probieren und ne bekehre.»

«Gäbet zue, Herr vom Stei: es wäri schad um dä Ma. Er cha öppis. Mer wei das Talänt nid umbringe. Der Chilche rette wei mer’s! Und da git’s keis bessers Mittel als nach Italie mit ihm. Gloubet mer’s nume: Dä Ma treit sy Chunscht im Härz. Er chunnt nümme los von ere. Me mueß ne numen us der Bärner Luft furtbringe, mueß ihm italiänischi Chilche zeige, und es geit ihm wider uuf. Und wenn’s gratet, isch es Eues Verdienscht. — So han i’s gmeint und nume so. Sünsch will i Mörder heißen und am Galge hange.»

Der Herr Albrächt lachet chalt. «Isch mer o rächt. Me cha’s ja probiere, und wott’s nid batte...»

«Es mueß, und es wird grate!»

«Nu guet. I will ne reklamiere. Zum Dryhoue wird er dänk so wi so nid vil sy; aber e Schryber chan i bruuche.»

«Und säget’s nume: ne Maler o und villicht sogar e Poet!»

Der Fäldoberscht lachet, dasmal z’grächtem, us Freud ob em Streich. «Wenn me der Fasnachtsgsellschaft der Chopf abhout, wird si de wohl usgspilt ha. Und bringe mer ne-n-als Chilchemaler hei, um so besser. — Aber, wi gseit, mit mir söll er de nid welle Komedi spile, sünsch deckt ne de der Härd im Mailändische so warm wi der hiesig!»

«Nähmet ne numen afange mit! Dir wärdet de gseh, er würd Ech sälber reue.»

«Und jitz Eue Suhn? Chunnt er mit?»

«Ja ja, er chunnt.»

«Hm. Git’s öppe Träne bim Froueli?»

«Das wohl, aber da dra mueß sech eine bizyte gwane, wenn er’s zu öppisem bringe wott.» Dem Herr Chaschper isch es für d’Zuekunft vo mene junge Möntsch wichtig vorcho, daß er bim Chünig Franz e Stei im Brätt heigi. Wo hätti einen e bessere Schliff und Alouf gfunde als bi däm Chünig, wo ds Rittertum mit so großer Vorliebi pflegt het?


«So?» — Dumpfer isch das Wörtli nie gseit worden als denn, wo’s der Niklous Manuel dem Venner vo Gärbere zur Antwort gä het. Am zwöite Jenner isch dä zu ds Manuels cho, für z’mälde, der Chly Rat heigi der Niklous zum Schryber vom Fäldhoupmen ernennt. Der Maler chehrt sech gäge d’Frou, wo näbe der Wiegle vom Buebli sitzt und ihrem Meiteli d’Züpfli macht, wi wenn er wetti säge: und de die? — Aber er seit’s nid. Er fragt: «Fäldschryber? — Wi isch das gmeint? Bim Herr Albrächt vom Stei?»

«Muetter Gottes!» seit d’Frou Kätherli. Si weiß, wär dä Houdägen isch, cha sech dänke, daß dä nid us em Versteck hinder em Spießewald komandiert, und daß es e Kanzlei am sichere Schärme bi däm nid git.

Der Venner gspürt, wi sy Bricht ygschlage het, und wott tröschte: «Er wird scho zue-n-Ech luege, der Stei, er schetzt Ech und het Ech sälber zum Schryber begährt.»

«So, är sälber? — Schön, daß er a mi dänkt het; aber ihm sälber isch das dänk wohl nid z’Sinn cho. — Und wenn i jitz nid wetti?»

«Dir heit d’Weli, Meischter!»

«Ja, das weiß i. Und doch han i se nid. Sieg i nei, so hätt i’s z’Bärn verspilt. Es het no keine nei gseit, wo bi menen Ufbruch vom Rat vorne dra gstellt worden isch.»

D’Frou Kätherli drückt mit dem linggen Arm ihres Meiteli a sech, het mit der rächte Hand ds Wieglegätterli und isch chrydewyß, wo si mit ufgsprängten Ouge fragt: «Und du geisch?»

«Ja, i gange. Weiß wohl, wi’s gmeint isch. Furt ha wei si mi und meine, si heige gwunnes Spil; aber di Herre trumpiere sech! Uf mi chunnt’s nid a. Was my Sach isch, das isch gmacht. Si wärde de gseh, daß i nid allei a der Arbeit bi. D’Sach isch im Gang. Es chunnt scho, wi’s söll, ihr Herre! Und wenn dir öppe meinet, i ghöri zu dene, wo niene z’finde sy, wenn’s afat chlepfe, so syd dr am lätze!»

Es het uf di Bottschaft vom Rat hi nes paar fyschteri Tage gä bi ds Manuels. Der schwarz Verdacht, es sygi Böses planet, het nid welle wyche. Der Herr Albrächt vom Stein isch nid vergäbes e gförchtete Ma gsi. Aber es dröit kei Wätterwulke, wo nid öppis Blaus verdeckti. Der Vatter Früschig het zwar o ufbegährt; aber är und no anderi, wo der Niklous Manuel gschetzt und nid begriffe hei, daß er sech i das Fasnachtwäsen ygla het, hei d’Frou Kätherli gluegt z’tröschte: «Wär weiß, er chunnt de änet de Bärge wider zue sech.»

Und für emel nüt z’versuume, het’s der Vatter Früschig düregsetzt, daß sech der Schwigersuhn vor der Abreis no im Rathuus aschrybt für di ledigi Stell vom Großweibel.

D’Muschterig isch Änds Jenner vor sech gange. Es het Lüt gä, wo nachhär bhouptet hei, der Niklous Manuel sygi gar nid so ungärn mitgange; di einte hei welle ha, wäge de schöne Chilchen i der Lombardei, di andere, wil er froh gsi syg, vo der Fasnacht ewäg z’cho, er heig sech di Sach doch anders dänkt gha. Das het sech emel o der Herr vo Müline nid la usrede. Er het’s sym Fründ wellen ab em Gsicht gläse ha, wo-n-er ihm bi der Muschterig offen und ehrlech gseit heigi: «Daß d’s nume weisch: i ha de im Rat o ghulfe di schicke! Und du wirsch mer de einisch no ‹Dank heigisch› säge derfür.»

Mitti Aprillen isch der Herr Albrächt vom Stein mit dreituused Eidsgenossen am Tessin vor Pavia gläge. Der Fluß isch groß und breit cho wi ne pärgamäntfarbige See. Di alti Stadt het ihri Chilchekupple, ihri rahne Chilchstürm und ihri mächtige graue Letzimuuren i däm langsame Wasser trüebsälig gspieglet. I grüenguldigem Loub hei hienache dem Fluß d’Wyde hinder em Lager düre vermacht. Me hätti chönne meine, me heig e Wald hinder sech; aber es sy ja nume di Hunderti vo lugge Boumzylete gsi, wo dert d’Fälder und d’Wässergrebe soume. Der Rouch vo de Lagerfüür isch dür ds Loub gstrichen und het nid rächt uuf möge zum eitönig graue Wulkemeer, wo langsam, langsam gägen Oschte zue gstrichen isch. Graugääl und ohni Zug isch o der Luun gsi vo der Mannschaft. Vor drei Wuche no, wolle, da isch öppis gange, wo si Novara und Vigevano im Sturm gno und verheergget hei, daß Gott erbarm. Es het sech guet agla gha. Aber jitz harzet und versoderet alles. Mit ellelänge Fluechzylete sy si di Nacht erwachet — im Wasser! Jede Schritt, wo me tuet, gluntschet. Me mueß scho Härdhüüffen ufschütte, für druffe z’füüre. Ds Holz isch naß, ds Strou wi Fäglümpe. «Me wird hinecht i d’Boumgrippelen ufe müeße ga ligge», meint eine. «He ja», git ihm en anderen ume, «wenn d’ lieber obenabe naß wirsch als unger uehe.» — «Das het der Tüüfel gseh», seit e dritte, «etwedersch löt is jitz uf das Donner Näscht da äne los, oder mer pflaule wider hei! Für hie cho z’ersuuffe, hei mer nid bim Franzos dinget.» Dä dritt het gseit, was ungfähr alli dänkt hei. Uf de Dämm am Fluß sy si, d’Händ im Hosegurt, z’Hunderten i länge Zylete gstande, für emel nid grad im Härd vo de Rysfälder az’wachse. Und dert isch uf mene Würzestock o der Totetanz-Maler gsässe, d’Ellbögen uf de Chnöi, der Chifel i de Händ, und het über allerhand nachedänkt. Es isch wider einisch alles e chly anders cho, als me sech’s het vorgstellt gha, aber eigetlech nid schlächter. A den erschte Marschtage het me so vil Neus erläbt, daß me ds Grüble vergässe het, und am Aben isch Abligen und Yschlafen eis gsi. Der Niklous het sech a sys Roß müeße gwanen und bsunders a sy stränge Chriegsherr. Uf eitönige Wägstreckene, wo numen eine hinder em andere cha loufe, het er no mängisch a syni Schouspiler dänkt, a Tremp und Guetschänkel, wo sech nid hei la usrede, d’Pfaffe welle der Dichter us der Wält schaffe. — Was mache si ächt? Geit’s ohni mi? — Aber uf em Gotthard obe, da isch undereinisch öppis anders erwachet in ihm. Si hei ghörig müeße Schnee stampfe. En yschchalte Luft het ne-n-a sy einsami Wanderung uf em Heiwäg vo Venedig gmahnet, und es het ne dunkt, er gspüri wider ds Erwache vo den erfrorene Zeje. Dasmal, het er sech dert obe gseit, isch de kei Muetter umewäg, wo eim gchätscheti Ärbs ufleit. — Aber öppis isch halt anders gsi. Es isch der umgchehrt Wäg gange. I Süde, a d’Wermi, i ds Land, wo d’Chunscht läbt. Wi ne Sunnen isch es in ihm ufgange, und di Sunnen isch nie wider ganz erlösche. Z’Monza sy si vom Marschall Lautrec gmuschteret worde. Ds französisch Heer isch da gläge mit Roß und Rüschtunge, potz, da het’s öppis gä z’luege! Und vo mene Hubel uus het me Mailand gseh, z’mitts drinne ds Grüscht vom Dom. I jedem Sunneblick het me vor grauschwarzem Gwülch wyße Marmor gseh uflüüchte. Es het ein a allne Haare derthi zoge. Aber da het’s no nüt druus sölle gä. Di Cheiserleche sy drinn. Wi d’Chatz um e heiße Brei ume het me müeße. Der Lautrec het der Stein mit dem Montmorency de genuesische Hülfstruppen etgäge gschickt, für ne der Wäg frei z’mache. Und du sy di furchtbare Tage vo Novara cho, wo eim ds Härz im Lyb umdräjt hei. Mord und Bluet und Roub! Ja, da wär Glägeheit gsi, ne Mißliebige vorne dra z’stelle, ne i mene Chällerloch oder Schutthuuffe mache z’verschwinde, daß bis zum Jüngschte Tag niemer meh hätti chönnen Uskunft gä über ihn; aber a settig Sache z’dänke, het e schwyzerische Fäldoberscht nid Zyt. Daß syni Manne z’frässe heigen und ds morndrisch wider Luscht zum Dryschla, isch dem Herr Albrächt wichtiger gsi als politischi Schachzüg vo Rät und Burger. Sy si einisch ab der Chetti i so mene Näscht, wi das Novara, so mueß me se la mache, bis usgruumt isch. Wi grouehafter der Ruef, wo ne voruusgeit dür ds Lamparter Land, descht besser. Ganz rächt, wenn usgstreut wird, ds Chind im Muetterlyb syg nid sicher vor ne.

Es isch wahr, dem Fäldschryber, wo vor em Sturm uf d’Stadt ne Stei uf syni Papier gleit het und mit dür d’Breschen ynen isch, ga hälfe houen und stäche, sy di großen Ouge no wyter ufgangen ob där Mörderei. Grad eso het er sech’s doch nid dänkt gha. I sym Läbe nie het er tiefer ufgschnuufet als am Abe vo der Erstürmung, wo-n-er wider vor d’Stadt use cho isch. Ohni umz’luege, isch er alli Gredi dervo gloffe, uf dä Hubel zue, wo si ihres Houptquartier gha hei. No lang het’s ne dunkt, er müeßi sech mit de Füüscht d’Ouge zuedrücke, und hätti vil drum gä, wenn ihm nid geng wider z’Sinn cho wäri, wi verfluecht schlächt das würkleche Chriegsläbe da stimmi zu allem Großen und Schöne, wo är und syni neue Fründe daheim im Schild gfüehrt hei. Aber wi merkwürdig! Da hätt er sibe Füüscht für eini chönnen uf d’Ouge drücke, hätti tuusedmal das Chriegsgstüchel chönne verdamme, i sym Blick isch blybe hafte, was er gseh het: das Chriegsvolk i sym wüetige Glanz, di Mannen i ihrem furchtbare Handwärk! Wi die sech grüehrt, wi si gfochte hei! Ja, o das cha me nid mit Worte säge, das mueß me chönne zeige. Wenn Wuet und Wille, Chraft und Gschicklechkeit, wenn der Ma, der ganz Ma, i syr höllische Wildheit und Gwalt Gstalt überchunnt. Und de d’Masse! Wi das zsämehet! Wenn si bis zum Verchlepfe toll vor Kampfluscht im Füürschyn und Rouchschleier fächle. Das Lüüchte, Flimmere, Blitze! Nid z’rede vo de Gsichter. Luter Füür! Scho im Lager het me nid gnue chönne luege. Und der Niklous het wi länger, descht ungeduldiger uf en Ougeblick gwartet, wo-n-er de wider derhinder chönni mit Male. I mueß, i cha nid anders, bi halt doch Maler. — Luege! Gseh! Und das alles im Spiegel zeige. Nid rede, nume zeige. Si müeße sich sälber gseh, ihres Wäse, ihres Tue, di ganzi Wält, so wi-n-i se gseh. Und wenn si’s gseh, so mueß ne ja ds Liecht ufgah. So sy mir. So isch d’Wält, isch ds Läbe. — Und de? — Was de? — Das weiß Gott. Aber i als Maler ha de my Sach ta, ha ne der Spiegel vorgha. I gspüre’s wohl, da dervo chan i nid la. Mir das verha, hieß mi töde.

So sinnet der Meischter Niklous uf sym Boumstumpe, wo vo rächts här öppis läbig wird i der länge Zylete vo Manne. Si geit usenand und git der Wäg uf em Damm frei. Und da chunnt er mit läbigem Schritt, der Fäldoberscht, ohni uf di suure Gsichter z’achte, wo z’beidne Syten am Damm ufe luege. Gseh het er se-n-aber doch, sünsch sieg er nid juscht, wo-n-er i d’Neechi vo sym Fäldschryber chunnt, zu de Soldate: «U jitz, Manne? — Wei mer übere?»

Es antwortet niemer. Si dänken alli: warum hesch gwartet, bis ds Wasser höch worden isch? Und doch het scho das «u jitz» us däm fyschtere, herte Gsicht e Würkung ta, wi wenn der Schwumm ändlech afat schmürzele, nadäm me zum zächete Mal Füür druuf gschlage het.

«I weiß öppis Bessers als das Näscht da äne», seit der Herr Albrächt schier heiter, trotzdäm es ne fascht erwörgget, daß mit Pavia nüt az’fa isch. Er zeichnet mit der Hand e wyte Bogen i d’Luft, und syni Manne begryffe: drum ume wott er, vo der andere Syte zueche. Aber nid das het er im Sinn. Er zeigt i d’Wyti und seit: «Mailand.»

Oho, das wär scho rächt! Alles isch ne rächt, nume nid hie im Dräck ersuuffe. Aber, wi wott er über e Strom?

I däm Ougeblick blitzet’s uf der Stadtmuuren äne.

«Heit se! Heit se!» brüelet der Oberscht, wo weiß, daß es ihm gilt, und streckt mit mene Gump d’Händ i d’Luft, wi für ne Balle z’fasse. Dem Sumse vo der Stückchugle rochlet es übermüetigs Glächter dür d’Luft nachen und wird zum Spottbrüel, wo si i d’Sumpfmatte chnätschet.

Grad das het’s no bruucht, für der Mannschaft alle Chyb usz’trybe. Er isch halt doch e Chriegsmeischter, wi’s kei zwöite git, dänke si. Gredt wird wyters nüt; aber gäb’s numen e Befähl derzue git, mache si sech a ds Zsämepacke.

Zum Niklous Manuel seit der Herr Albrächt, ohni ds Gsicht z’verzieh — me weiß wider nid, was derhinder steckt —: «So, Schryber, für Euch git’s de dert änen o öppis Bessers als Fasnachtgjöuk.»


Pavia lyt hinder nen und isch, chuum daß di rote Türm vom Schloß im guldgrüene Wydeloub versunke sy, scho schier vergässe. Es geit e suure Luft. I der Richtung gäge Mailand hanget’s wi Näbel i de Böum. Hie und da git’s e heitere Schyn uf d’Matte, und wär’s gärn gloubt, dä dunkt’s, es schimmeri schier öppis Blaus dür ds Gwülch. Meh isch nid nötig, für dem Luun uf em Marsch wider ufz’hälfe. Di meischte loufe bluttfueß und hei ihri flätschnasse Sandalen a Spieß ghänkt, für se gleitiger la z’trochne. Der Herr Albrächt lat bi mene Brüggli nachegurten und muschteret bi där Glägeheit, was vorby marschiert. Da chunnt emel o der jung Herr Hansruedi vo Müline vorby. Er singt mit syne Kameraden es Liedli, wo si scho z’Monza vo de französische Rüter glehrt hei:

En douleurs et tristesse,
Languiray-je toujours,
Sy je pers ma maistresse,
Ma dame par amours...

«Isch doch gspöit sy Vatter», seit der Fäldoberscht, «dä cha mer’s!»

Dert, wyter hinde, chunnt frylech öppis anders. Me kennt afange dä Troß. Di höche zwöirederige Chärre, wo’s druffe jedesmal ufbrüelet, wenn es Rad über ne Stei plötscht, di bluetig verbundene Stümpe, di verbundenen Ouge, dä Gstank und Jammer. Nid für nüt füehrt me das Bagage geng z’hinderscht oder, wenn’s z’machen isch, uf Sytewääge.

Der Oberscht wartet nid. Ghört er öppe nid vorne dra? Er schlat es Galöppli a, und syni berittene Begleiter müeße mit, bis si wider Vorsprung hei vor der Truppe. Da zwickt der Herr Albrächt mit sym Wyderüetli dem Schryber uf d’Finger und dütet i d’Wyti.

«Was isch das?» Über und zwüsche de Böum steit öppis wi der Schatteriß vo mene phantaschtische Schloß im Näbeldunscht. Groß, mächtig wachst es uuf mit breite Firschten und nadelspitzige Türm.

«Das isch, was ig Ech geschter verheiße ha, d’Certosa vo Pavia. Ganget, lueget de, ob i nid rächt ha! — Rytet nume voruus und bstellet mer bi dene Patres es guets Ässe! Hü! Hopp hopp!»

No so gärn het der Niklous d’Sporren ygsetzt und isch allem Chriegsvolk voruus dem Chloschter zuegritte. Fascht wär ihm der Uftrag vom Oberscht etfalle, wo-n-er i Vorhof cho isch und di no ganz neui Fassade vo der Chilchen i ihrem Glanz ne-n-agstrahlet het. Zum Glück het ne der eiget Mage gmahnet, und di Herre Patres hei grad begriffe, was si sölle. Es isch no mängs a däm Wunderbou nid fertig gsi; aber juscht, daß d’Chünschtler a allnen Orten a der Arbeit gsi sy, het ihm’s chönnen und sy Sähnsucht, bald wider sälber chönne Hand az’lege, gweckt. Vo eier Kapälle zur andere, vo eim Gwölb i ds andere het er sech verloffe, bis er im gröschte Chrüzgang aglanget isch, wo z’ringsetum di vierezwänzg Hüsi vo de Patres dra bouet sy. Vierezwänzig Möntsche, wo ds Muul halten und a Gott dänke! Das isch i settige Zyte scho allerhand. Da het’s ne packt. Grad juscht d’Lääri vo däm wyte grüene Grasplatz mit dem einsame Chrüz z’mitts druffe. — Hie läbe, hie stärben und begrabe sy, vergässe sy scho i däm Läbe! Wär vergässen isch, däm tuet niemer nüt meh z’leid. E settige Gottesfride, wo z’ringsetum änet de Muure di ganzi lombardischi Äbeni i der Chriegsnot jammeret und kei Möntsch meh dem andere trouet!

Ds Gwülk het sech ufta gha, und us em blaue Himmel het d’Sunne warm und heiter i di andächtigi Stilli yne glüüchtet. — Hie blyben und mitschaffen a där Gottesburg! Das wär halt doch ds Beschte, wo sech e Chünschtler chönnti wünsche. Nüt meh ghöre vo der verhunzte, verheerggete Wält! Under Brüeder läbe, wo kei andere Gedanke hei als Gottverherrlichung und Schwygen i Andacht. Me schwygt gärn um e Lohn, daß ein de nie keis Wort meh bruucht z’reue. I allem Ärnscht het er überleit... nume so ne Monet oder zwee mit nere großen Arbeit underhänds, wo me wider einisch ganz chönnti drinnen ufgah!

Tief versunke sitzt er da uf der Brüschtung vom Chrüzgang, an e herrlech gwundeni Süüle glähnt — vergässe. Er het ja daheim Frou und Chinder, frylech; aber er weiß, daß niemer ihm so nes paar Monet im Chünschtlerglück lieber gönnti als grad ds Kätherli — wenn er de sy Rueh wider gfunde hätti und im Fride heichäm. — Weisch, Kätherli, liebs, hie würd mer emel de nüt lätz usgleit. O was wär das! Verstande sy, begriffe sy i jedem Strich, wo me zieht!

Es isch ihm i däm lang ersähnte Sunneblick wohl wi amenen Eidochs uf em warme Stei, und es lyt wi nes säligs Lachen uf sym Gsicht bim Gedanke, am Änd heigi der Fäldoberscht, statt ne-n-i der Schlacht vorne dra z’stelle, ne hie yne greiset und löj irgedwie der Rigel hinder ihm stoße, für Rät und Burgere z’brichte: dä chunnt ech a kei Fasnacht meh! Es wär ne dopplet chummlech, jitz, wo der Totetanz-Maler d’Stell vo mene Großweibel ghöische het, damit Frou und Chinder z’ässe heige.

Da fahrt es Hüüchli Schatten über e sunnige Hof. Scho wider Wulke? — O nei, er weiß wohl, was das isch, und spitzt d’Ohre. Es isch Rouch vo Lagerfüür, wo vor der Sunne düre strycht. Und änet de Muure ds Gsurr vom Chriegsvolk, wo jitz nachegrückt isch.

Zu dene ghören i, ob vergässen oder nid. Mueß wider use, i Gstank und Rouch vo der Wält, für ga der neu Wäg z’zeige, der Wäg i ds Liecht. Völlig weh tuet’s ihm, wo-n-er no einisch uf d’Hüsi vo dene vierezwänzig freiwillige Gottesgfangene luegt und mit mene «bhüet ech Gott!» i sy Freiheit usegeit, ja, frei... du wottsch säge: gfange vo der Liebi zu däm Volk, wo di geng lätz versteit, a Händen und Füeße bunde vom Gwüsse.

Mailand, Mailand! — Wo isch Mailand? Dert, hinder de Böume. Vori het me doch i der Richtung vo der ändlose, schnuergrade Straß ds Domgrüscht gseh; aber me het abboge. Und wider, wi vor vier Wuche, fahrt men i wytem Boge drum ume, dür Wässermatte, alli Bott über ne Grabe, und wo me luegt, geng nume di Wydeböum mit ihrem guldgrüene Flatterloub. — Wo weit dr o hi mit is?

Dert rächts äne, zwüsche de Böum, sygi Marignano, heißt’s ei Tag. «I tät dr druuf», antwortet’s us der Colonne, «mir möchte lieber wüsse, wo di Cheiserleche sy, so gäb’s öppis z’tüe!»

«Geduld, Manne, Geduld!»

Mit Chnurren und Brummle tschalpet me wyter.

Ändlech, a mene näblige Morge, gseht d’Lagerwacht hinder de Böum d’Schatterisse vo Rüter. Ähä! — Venezianer? — Päpschtler? — Spanier? — Si wüsse scho, was si hei welle, si hein is gseh und traabe dervo, so guet’s müglech isch. Me ghört’s bis dahäre chlepfe, wenn si d’Huefen us em Dräck zieh. Und es paar Stund später stoßt men uf ds Lager vo de Franzose, fascht am glychen Ort no wi vor vier Wuche. «Di fuule Hüng sy di ganzi Zyt uf em Ranze gläge, währeddäm mir der Dräck ustrappet hei!» Aber dert syge si jitz, di Cheiserleche! — Wo? — He, dert i däm Gnischt. Me gsej se ja! Dert, i dene Hüser und i däm Wäldli. Si schanze. Si houen alli Böum hienachen um, für dem Gschütz freij Bahn z’gä.

Und wo ds morndrisch wider alles still lyt und hienachen o gar nüt geit, wird me giechtig. «Wei si warte, bis si dert änen ufgmuuret hei oder bis si-n-is ab de Spieße chöme? Uf se jitz, Stärnsdonner! Oder mer gange hei!»

Me het hie wider e Fäldkanzlei gha, nid schön, aber gäbig. En offene Schärme mit Stöck vo Maisstrou drum ume. Vo Bärn isch allerhand Bricht da gläge. Großweibel worde sygi der Andres Hubler. — So. — Geit zum Räschte.

Der Herr Albrächt isch doch nid e chlüpfige gsi und a ds Ufbegähre vo der ungeduldige Mannschaft gwanet; aber hütt het är und der Fäldhoupme vo de Länder, der Winkelried, ghörig z’Bode gredt mit dem Marschall Lautrec. Entweder müeß me jitz losschla, oder de heig der Chünig syni Schwyzer gseh! Der Franzos het und het nid welle. Si chönne ja ga luege, het er dene Schwyzer Oberschte gseit und dänkt, si wärde de scho zur Vernunft cho, wenn si di Verschanzungen a der Biccocca äne vo naachem gseje. Statt däm sy si na zwone Stunden umecho: mit däm Gstüdel wärdi me scho fertig. Also guet, mynetwäge!

Am andere Morge früech isch ds ganz Lager alarmiert gsi. D’Urschwyzer sy i ds Vorderträffe cho, d’Bärner mit den andere Stadtbanner i Gwalthuuffe. Wi wenn i mene Garbestock Füür ufgeit, isch es gsi. Da het me nid lang bruuche z’stüpfe. Si sy zwäggstanden und hei zablet, wi vom Zwick troffe.

Der Fäldschryber het no Arbeit übercho. Ja, wenn me weiß, daß in ere Stund der Totetanz z’grächtem losgeit...! Da chunnt eim gar mängs z’Sinn, was no a menen Ort schwarz uf wyß sötti gschribe sy. Dick schattet’s um e Tisch ume vo Herre, wo no ne Bottschaft hätte ga Bärn. Es pressiert, und jede möchti zerscht säge, was er uf em Härz het. Das geit mi alles nüt a, möchti der Schryber säge, bi nid für euch da. Eine redt dem andere dry, bis uf eis Mal ds Urihorn geit. Dür March und Bei fahrt’s eim. Fürchterlech tönt’s. Da lugget’s um e Tisch ume. Haschtig louft jede sym Poschte zue. Der letscht, wo no am Tisch steit, isch der Hansruedi vo Müline.

«Heit Dir öppen o no der Frou öppis la z’säge?»

«E Grueß», antwortet er mit übermüetigem Ton. «Üsereine het hütt anders z’tüe als mit der Fädere z’fächte.»

Da luegt der Niklous Manuel uuf. Blitzgschwind fahrt ihm dür e Chopf: Chunnsch du mi öppen us Uftrag cho helke? Isch das der Urias-Brief, wo mi vorne dra möchti stelle? Redt öppe gar no dy Vatter us dir? — Nei, aber du meinsch, du heigisch errate, was dy Vatter möchti. Du weisch nid, wi Fründe vonenand dänke. — Juged! — Nei, so dänkt dy Vatter nid, Bürschtli. Aber du bisch halt Bluet vo sym Bluet, jungs, unvergores. Das isch der Rittersinn, wo lieber vor em Find i ds Gras byßt, als sech der Gfahr ussetzt, a der Chilche sech z’versündige. Gäll, das isch es? Du weisch es villicht nid emal, aber i gspüre dir’s a.

Der Schryber isch ufgsprunge, leit e Stei uf d’Papier, gurtet der Bruschtharnisch und ds Schwärt um. Du wirft er d’Fäderen über d’Achsle hinder sech und seit: «Loset, Junker, mir zwee wein is ds Wort gä, daheim z’brichte, daß mir üse Ma gstellt hei, wenn ’s eim von is sötti fähle, he?» Der Junker schlat y, und du loufe si, so sträng si mögen und chöme vorne dra, a Gwalthuuffe, juscht, wo alles niderchnöiet und der Herr Albrächt di drei Hampfele Härd über d’Fahne zrück wirft und im Name vom dreieinige Gott der Befähl zum Agriff git.

No jitz rüehrt sech im Manuel der Maler. Schouerlech schön isch es, wi der Spießewald marschiert und d’Fahne chnattere, wundervoll di Houptlüt, wo, alli vora, se bändige, für im gfuegete Harscht z’blybe.

Trapp — trapp — trapp!

Wär cha däm widerstah?

Es naachet. Es naachet. Ds Härz chlopfet. D’Arme schwelle. — Jitz — jitz! Es Zeiche, e Hornstoß und e zächetuusedstimmige Donnerbrüel. — Loufschritt. Der Bode donneret under der Möntschewälle.

Da — Fluech und Marter! — E Grabe! Breit — tief. Me het ne nid vermuetet, wil keini Böum meh da sy, wi sünsch. Es walzt vo hinde vüre. Dry! Düre!

E Dampfwulke vom Wall und Donner us hundert Schlünde. Me steit bis a d’Bruscht im Wasser, stoßt sech no tiefer dry, cha nid vom Fläck, und jitz haglet’s vo der Syte Stückchugle, donneret’s und dampfet’s. Wär cha, chlätteret änen use, ds Bort uuf, hout und sticht und chunnt erschlage hindertsi wider abe. Vo hinde drücken üsi nache. Si stellen ab uf Chöpf und Achsle vo dene, wo im Sumpf stecke. Es Gstüchel vo Spießen und Halparte chunnt allne z’tromsig und splitteret. Me weiß nid, uf was me steit, wird no tiefer ynedrückt, suuft Bluet. Ds Letschte, wo me gseht, sy d’Ouge, wo der Todschräcken amene Kamerad us de Höhlene drückt, ds Letschte, wo me ghört, e Fluech, wo im Schlamm vergurglet... Ds Schicksal vo de Söldner erfüllt sech. — Helvetiorum domitor!

Rotguldigi Sunnestrahle färbe toti Gsichter und wärfe längi blaui Schätte vo erschlagene Chrieger uf ds verstampfete Fäld, wo der Niklous Manuel mit andere Manne bis a Grabe vor de Biccocca-Schanze geit, für Toti und Halbtoti zsämez’läsen und zrückz’trage zum Lager. Uf de Wäll änet dem Grabe luege di cheiserleche Landschnächte zue, wi me Ma um Ma a ds Trochene zieht. Spott und Läschterwort sy erlösche. Me ghört überhoupt keini Wort. — Dert treit e Kuppele Chriegschnächten einen in ere Dechi zrück. Es isch der Herr Albrächt vom Stein, tot. Der Winkelried, hinderrücks von ere spanische Chugle troffe, währed er mit dem Georg von Frundsberg uf em Wall gfochte het, lyt scho tot im Lager. Alli höchere Füehrer ligen uf em Schlachtfäld. Aber nid die suecht der Niklous Manuel, wo se het gseh fächten und falle. — Daß är sälber ohni schwäre Lybsschade dervo cho isch, begryft niemer, wo ne da vorne gseh het. Es het offebar sölle sy, daß er dervo chunnt, wi-n-es het sölle gscheh, daß alli di Houptlüt grad zerscht i d’Falle grate sy. — Nei, er suecht der Suhn vom Herr Chaschper. Scho isch d’Sunne volländs aben und alles im chalte graue Schatte. Der Fäldschryber louft dem Grabe nah uuf und nider. Im Wasser isch nüt meh z’erchenne, und er chehrt um, eine vo de letschte, wo i ds Lager zrück gange. Da luegt er no einisch uf ne Zylete vo tote Chnächte, wo me vorlöufig zsämetreit het, für nen i der Nacht ds Grab z’schufle. Da isch er. Wenig verwüeschtet, aber wyßer als der Tod. Der Maler chnöilet nider und leit ihm d’Händ uf der dürstoßene Bruscht zsäme. Söll er ne wägtrage, zu den andere Houptlüte? Ach nei, die hei ja alli glychvil dra gä. Im Tod sy si eine wi der ander. — Aber zeichne wott er ne no, der junge Wittib es Andänke heibringe. «Löjt mer dä no da!» seit er zu de Lüt, wo mit Schuflen und Pickle chöme. Lang no steit er im Verdämmere. Geng ghört er ne no singe wi uf em Marsch. Er gseht no ds Buebli, wi-n-es i der Lütchilche näbem Vatter gchnöilet het. Er gseht no der übersüünig Blick vo dä Morgen und macht mit der Hand e Bewegung dür d’Luft, wi wenn er öppis wetti dürtue. Du hesch dy Ritterschlag in Ehren epfange. Gott gäb dr di ewigi Rueh!

Wo der Fäldschryber erwachet uf mene Strouhuuffe näbe sym Tisch, wott’s scho wider tage. Er schießt uuf: «Donner o, i ha ja welle der Junker ga zeichne!» Er nimmt e Pärgamäntstreifen und louft uf ds Schlachtfäld. Wo heit dr ne?... E länge gstampfete Härdhuuffe. Vili settigi. Und die, wo d’Nacht düre gschaffet hei, ligen im Schatten und schnarchle. Vom große Grabe här trage si geng no Toti häre, der ganz Tag no. Es bruucht öppis, bis dreituused Möntsche begrabe sy!

Ganz zsämeghoue vo allem däm Erläbe chunnt der Niklous Manuel i sy Schärmhütte zrück. Alles lyt no da, wi-n-er’s geschter verla het, wo ds Urihorn gangen isch. Und hinder em Tisch steckt d’Fäderen im Maisstrou. Er nimmt se wider i d’Hand und fahrt dermit zwüsche Duumen und Zeigfinger düre, lang, lang, wi wenn er ständlige mit offenen Ouge schlief. «Ein jeglich Ding hat seine Zeit», seit er na langem Bsinne zu der Fädere. «Ysen und Stahl sy verschlage, jitz chunnsch du wider dra!» Und du sitzt er hären und schrybt voll Grimm di erschte Värse vom Biccocca-Lied. Wyt isch er dermit nid cho. Es het bald wider gfyschteret um sy Tisch ume vo Manne, wo chöme cho brichte: «Totetanz-Maler, schryb uuf!» Und si gäben ihm Nämen uuf, es wott nid höre, scho nume vo settige, wo-n-er sälber gkennt het.

«Syd dr emel de o sicher, daß si tot sy?»

«Mer hei se gseh!»

Der Fäldschryber treit se-n-i Toterodel y, und sobald es en Ougeblick stillet, macht er Chrüzli bi allne, wo mit ihm im Große Rat gsässe sy, und zellt: sibenevierzig, achtevierzig. Und scho chöme si wider mit neue Näme. Nüünevierzg, füfzig. — Füfzig Manne vom Große Rat lige vor Monza soz’sägen i eim Grab.

Am Namittag geit er dür ds Lager. Me mueß wüsse, wär jitz z’befäle het, wär no da isch und was gah söll. D’Schlacht het alles dürta, was me sünsch im Chopf umetröölt und uf em Härz gha het. Das Lager! Da lige di überblibene z’zyleten- und huuffeswys i allne Rägebogefarben i der lötige Sunne, bluttfueß und d’Chöpf verdeckt. Nume ds wyße Chrüz zeichnet se-n-als öppis, wo zsämeghört. Dert göitsche si mit Chochgschirr. Und under de Böum wird gchärtlet, wi sünsch, nume daß si d’Trümpf hässiger uf d’Trummle schlöj als sünsch. Und dert zanggen ihreren es paar. «Wohl, bi Gotts Marter wär’s nid so gange, we si gwartet hätte, bis diser hingerum nache gsi wäre! Das cheibe Pressiere!» — «Du versteisch öppis dervo! Da mueß me ga warte, bis me der Gring voll het!» — «Der Stei...» — «Ja, der Stei...» — «Süsch gäll, Totetanz-Gyger? U jitz der Sold? Wo blybt dä?» — «Item, der Stei, dä hocket jitz i der füürige Pfanne, dä het sy Sach!» — «Es tuet ihm nüt, er het ja Ablaß bis sibe Jahr über e Jüngschte Tag use.» — «Schuflen-Aß! Alls üses, fertig!»

Da und dert hocket einen allei näbenuß und luegt trüebsälig i ds Lääre.

Und wyter hinde, wo’s mängisch ufbrüelet, daß es eim dür March und Bei geit, trage si wider eine dänne. Er het usblüetet.

Mir sy üsere nümme mänge vo Rät und Burgere, dänkt der Maler. Er weiß, jitz chunnt’s a ihn, hälfe z’füehre. Da sy frylech vili derby, wo ne z’wäris aluege. Bi denen isch er verbrüelet als Neuerer und Chilchefind. Aber di meischte hei öppis uf ihm. Er heig Muet, er heig de Pfaffe dörfe d’Wahrheit säge. Es isch guet, daß der Niklaus Manuel nid alles ghört, sünsch merkti er wider, wi lätz ne vili verstande hei.

Am Abe wird e Soldate-Gmeind zsämetrummlet. Es wird neu organisiert. Me vernimmt, es gäb kei Sold, der Franzos syg uf em Hund. Me dörf hei. — «Dörf» isch guet! Hagelsdonnerwätter, wenn eine nümme cha zale! «Ds anger Mal, we d’is de wider chunnsch cho Chroni spiegle z’Bärn, chasch de luege, wär dr’s gloubt, du Fotzelfranzos!» brüelet me gäge ds Houptquartier übere. — Item, also hei! Haleholioh Juhohaho!


D’Sunne brönnt. Es trybt und dampfet. D’Pfersechböumli blüeje zartrosig. Der See isch blitzblau und voll Silberstärne. Aber der Marsch isch läng, müehsam und ungfreut. Met het z’vil Zyt, für über allerhand nachez’sinne.

Einisch, doben im fyschter verhänkte Livinetal, sitzen ihreren e Kuppelen uf de Steiblöck am Bort und stuune vor sech ane. Der Fäldschryber, z’mitts under ne, seit: «I gseh geng no dä Graben i der Abedsunne. Wi vo rotem Glas. Stächligi Buggle hei druus vüregluegt, Hälme, verheiti Spießen und Chleiderfätze. Am änere Bort het e Hand usegluegt mit menen abverheite Halmbitz, und wyter ewäg es Chnöi. Wäri ds Wasser luter gsi, so hätti me no mängs gseh. — Z’dänke, daß i däm Grabe so mänge vo üsnen allerbeschte Manne glägen isch!» «Ja, myseel», antwortet eine. «U da isch, so wahr, daß i hie hocke, e Frösch oder Chrott uf so menen ysige Buggel ghocket, u eine vo dene Landschnächten änevür spottet, das syg e Schwyzer Hälmzier. Aber dä han i gschweigget! I ha di Chrott gno u se däm Schwab i d’Schnörre gschosse.»

Es Glächter fahrt uuf.

So sy si halt, dänkt der Niklous Manuel. Ihn het men uf em ganze Heiwäg nid mängisch gseh ds Muul zum Lache verzieh. Er het gspürt, jitz chunnt wider öppis anders. Voll vo Ydrück, wo nam Maler gschroue hei, het er wohl gwüßt, daß er einschtwyle nümme zum Pänsel darf gryffe. Zerscht mueß jitz däm Volk ghulfe sy. Me mueß mit ihm rede, uf nen Art, daß es eim versteit. Uf em ganze Marsch het är a sym Biccocca-Lied umegmeißlet. Er het ne’s soz’sägen ab de Läfzgen abgläse, den Ougen abgluegt. Vorgläse, vorgsunge het er ne’s, Bitz für Bitz, und gmerkt, wi’s yschlat. Es isch dene Manne vorcho, wi wenn si’s sälber ersunne hätte. Wohl, du gisch ihm der Trääf! Du bisch Bluet vo üsem Bluet. Dir lose mer! Und dermit het er gspürt, was er schuldig isch. Wär merkt, daß ihm ds Volk lost, het di heilige Pflicht, ihm z’raten und z’hälfe, ’s z’füehre. Jitz chunnt der Ougeblick, wo me ne mueß d’Ougen uftue. Si merke wohl, daß si im Fyschtere sy, daß öppis lätz isch. Si suechen und wüsse nid rächt was. Und zletscht am Änd chunnt’s äbe dahär, daß si Gott verlore hei. Si hei, wi der Chorherr gseit het, e lätze Begriff vo Gott. Me het ne Gott verhölziget, e Götz druus gmacht. Me mueß ne däm Volk wider läbig mache, se-n-i Geischt und Wahrheit dünkle, daß si gspüre: Gott isch da, überall und Tag und Nacht und gseht alles und isch geng z’ha für die, wo ne sueche. Er isch nid ybschlossen uf em Altar. Er isch daheim, i der Chammere, i der Wärchstatt, im Rathuus, im Wirtshuus, uf em Acher und uf em Schlachtfäld.

Jitz mueß eifach gredt sy! Es isch d’Stund vom Wort.

Zwee Tag später sitzt der Fäldschryber oben am Gotthardpaß wider so uf mene Stei und luegt i d’Wyti. I ändlosem Gänslimarsch chöme syni Bärner us em Val Tremola ufe, blyben albeneinisch stah, tüe o ne Blick zrück, verschnuufen und gange wyters i fyschtere Schlund vo der vernäblete Paßhöchi. Da rüeft ihm eine zue: «Nid geng a dä donners Grabe sinne, Schryber!» — «Es git no ander Sache, wo me cha dra dänke!» antwortet der Niklous. Er gseht ganz wyt unde, vo de letschte Bärgzagge verschnitte, ne guldgääl-blaue Streifen under der Wulkedechi. Dert... dert lyt — ach Gott! — so wyt scho, d’Certosa vo Pavia mit ihrer Schönheit und ihrem Fride. Und wenn er syni Manne hinder sech ghört dür e Schnee stampfe, der Fyschteri zue, so möcht er sech d’Ohre verha.

Es wär de no nid so leid Wätter z’Bärn, wo ds Grücht, si chöme hütt hei us em Mailändische, d’Lüt uf d’Gaß use löökt. Me steit i Kuppele vom Undere Tor bis zum Barfüeßer-Hof umenand. Di einte wei ha, im Barfüeßer-Hof wärde si abgmuschteret. Dert well der Schultheiß mit ne rede. Di andere stelle sech a der Chrüzgaß uuf. Üser Läbtig heig me doch geng dert ds Banner übergä. Und wider anderi trybt d’Ungeduld zur Undertor-Brügg abe. Me wunderet sech über eint und anderi Froue, daß si sech o uf der Gaß zeige, het me doch scho lang ghört, ihri Manne sygen a der Biccocca blibe. «Geit nid dert di jungi Frou vo Müline mit ihrer Schwigermuetter?» — «Wohl, es isch se. Si weiß villicht no gar nüt.» Die, wo das säge, sy nid wyt näbe der Wahrheit. Der alt Müline, der Ritter, het’s ja scho vor acht Tagen uf em Rathuus verno, daß sy Suhn gfallen isch; aber es sy scho mängisch Lüt totgseit worden und de doch heicho. Für was dene Froue ga wehtue, gäb’s sicher isch? Me het nume so d’Müglechkeit adütet und gseit, es syg wüescht gange, und dermit der Gwunder no größer und uheimeliger gmacht. Es bhet di Froue nid daheim. Si gange ga bätte, aber es lat ne kei Rueh. Jede lute Ton vo der Gaß zieht se-n-use. Si müeßen eifach ga luege. Si wette de o nid die sy, wo nid z’vorderscht ihrem Ma ume e Hals falle. — Aber es isch so gar kes Freuen uf der Gaß.

Ändlech chunnt vom Chilchhof här es Gschrei, me gsej se vo der Schoßhalden abe cho, es zwitzeri am Stalden i de Böum. Und jitz chunnt der Schultheiß mit de Ratsherren a d’Chrüzgaß. Also doch! Me lat sech zueche, und bald steit’s dert Chopf a Chopf. D’Fänschter fülle sech, und d’Buebe chlätteren uf alles, was z’errecken isch.

Aber o dunden uf em Platz innert der Undertor-Brügg steit ds Volk chrisdick und ungeduldig. Es rumplet uf der Brügg.

Z’vorderscht, grad näbem Bärn-Banner, chunnt der Meischter Manuel us em fyschtere Boge vo der Brügg uf e Platz usen und isch, chuum erchennt, scho von ere Kuppele vo junge Lüt umgä. Syni Fründe, syni Schouspiler, hange wi ne Trübel an ihm. «Wi isch es gange?» fragt’s vo beidne Syte, und di ganzi Stadt uuf brichtet me dem Fasnachtspildichter, wi’s zündtet heigi. No jitz redi alles dervo. Linggs und rächts mueß er Hand drücken und sech la säge: «Wettigs Glück, daß d’ume da bisch!» — Aber es git o anderi, wo fyschter luege. Dobe, wo d’Gasse sech scheide, seit eine — me wott ha, es sygi e Prieschter gsi — ganz lut: «Settigi nimmt der Tüüfel nid!» und zeigt uf e Totetanz-Maler.

Es git Freudegschrei. Da und dert wird einen us em Zug use grissen und umhalset. Me ghört Zärtlechkeite, wi si hie im Bruuch sy: «Gränn doch nid, du Babeli, wo mer is ume hei!»

Aber anderi Ouge hei keini Träne, si luege groß und sueche Rotten um Rotten ab. Si sueche zletscht no uf de Soumtier und uf de Wäge. Me ghört ufbrüelen und jammere, wil dert hinden einen ab mene Charre glüpft wird, wo nümmen uf eigete Füeße cha stah. Me schleipft ne-n-in e Husgang, und d’Lüt stande no da und luege, wo nüt meh z’luegen isch. Und jitz isch der Zug düren und fertig. — «Herr Jeses Gott! Chunnt nüt meh? — Sy das all? — U üse?» — Da sy Lüt, wo nid wei gloube, daß si rächt gseh heige. Si springe mit ufgsprängten Ouge dem Zug nache, zupfe der Erschtbescht am Ermel: «Hescht üse niene gseh?» und blyben ändlech ohni Bscheid stah. Und hie und da und dert gseht men es Muetterli, ne jungi Frou mit dem Fürtech vor den Ouge dervo schlyche. «O Muetter Gottes! Was söll i jitz?» — D’Gaß isch läär.

Ds Banner lället der Chrüzgaß zue. Da steit der Schultheiß, der Rat. Luter fyrlech ärnschti Gsichter. D’Möntschemasse schwygt. Und währeddäm der Schultheiß redt, sueche sech über e Platz wäg Ouge. Der Niklous Manuel stellt sech hinder e Bannertreger und sovil wi müglech hinder ds Fahnetuech. Warum? — Dert, under em erschte Loubeboge sytwärts steit zwüschem Kätherli und der Frou Chaschper di jungi Frou vo Müline. Si suecht o, me gseht’s, und isch bleich. Und albeneinisch luegt si zu ihrer Schwigermuetter uuf: gseht Dir ne niene? — Was jitz? Der Niklous cha doch nid grad vor der arme junge Witfrou ds Kätherli a sech zieh! Und doch mueß är ne di truurigi Bottschaft bringe. Wär tät’s sünsch? Hie suecht e jede syni Nächschten und kümmeret sech nid um anderi. Er macht sech chly, drückt sech i Huuffen yne. Mit Härzchlopfe wartet er uf e Schluß vo der Red und nimmt sech vor, im Gstüchel z’ verschwinde. Hei, i ds Huus, und dert d’Frou erwarte! Wenn si numen usenandere gienge! Aber es cha niemer meh, wi-n-er wott. Me wird gstoßen und gschobe. Da schwygt plötzlech der Schultheiß, und ds Volk schwümmt und wirblet dürenand. Es Stimmegsurr, hie und da vo mene Schrei dürschnitte, füllt d’Gaß. So ne Schrei het o d’Frou Kätherli ta, und chuum het me ne ghört, ligen ihri Arme dem Ma um e Hals, ihri Lippen uf syne. Si briegget vor Freud, und er zieht se wäg, i d’Sunnsyteloube, syr Hustüre zue, ghört nume chuum ds Meiteli zum Fänschter uus schreie. Im Husgang nimmt me sech no einisch fescht obenyne. «Aber jitz mueß i ne’s ga säge!»

«Wäm?»

«Mülines.»

«Was?»

«Daß er bliben isch.»

«Der Jung?»

Er nickt.

«Gott im Himmel! Di armi Frou!»

Mit däm macht er sech los und geit. Der Ritter findt er no bi de Ratsherre. Si schüttle sech d’Hand, und e tiefe Blick i di lutere grauen Ouge zeigt dem Niklous, daß dem Fründ bi sym Anblick e Stei ab em Härz fallt. — Aber ds andere, ds andere!

«Weisch es scho?»

«Wägem Hansruedi? — Ja, i weiß es; aber mer hei bis jitz geng no ghoffet, es syg nid wahr. — Hesch ne gseh?»

Und jitz nimmt der Meischter der Ritter bim Arm, und si gange mit heimlechem Zittere zu däm Loubeboge, wo vori di Froue gstande sy. Ds Gständ het sech glöst, und di beide Froue gange gäge d’Junkeregaß, di jungi liecht a di elteri glähnt. Di Herre chöme ne nache. Höflech grüeßt der Niklous und seit: «I chan Ech leider nüt anders säge, als daß Dihr wahre Bricht übercho heit, Frou vo Mülime. I ha Eue Ma gseh grad vor der Schlacht und du wider under de Helde — tot.» D’Schwigermuetter het no nes paar Frage ta, währed di jungi wi vor e Chopf gschlage der Maler astarret. Plötzlech wirft si sech der Schwigermuetter mit mene halberstickte Schrei a d’Bruscht.

Der Niklous begleitet se bis a ihri Hustüre. Bim Usenandgah seit der Ritter: «Mir gsehn is dänk de im Rathuus. Du muesch mer de no erzelle!»


Si hätte sech vil gha z’erzelle, der Meischter und der Ritter, und doch het es sech nid welle schicke, daß si derzue cho wäre, trotzdäm si schier alli Tag im Rathuus y- und usgange sy. Es isch da öppis zwüsche nen inne gsi, wo me nid eifach het chönne hinder sech wärfe.

D’Heimeligi vo sym Huus, d’Liebi vo der Frou und ds Trybe vo de Chinder hei der Niklous Manuel packt. Er hätti di erschte Tage z’Bärn gar keis anders Verlange gha als daheim z’sy, und d’Frou Kätherli het’s a nütem la fähle, für ne by sech z’bha. Aber es isch en alti Gschicht: wär us em Chrieg heichunnt, er ma so gnue ha dervo, als dr weit, het keis Sitzläder meh. Und hätt er o welle, so hein ihm syni Fründe nid Rueh gla. All Tag sy si hinder ihm gsi, hei ne-n-i d’Trinkstube greicht und ihm zuegsetzt, jitz müeßi zuegfahre sy, gäb d’Lüt d’Fasnacht vergässe. «Das söttisch du jitz wüsse vom Chrieg här, wär z’mitts im Alouf blybt stah, git sy Sach verlore», het ihm der Bärni Tillme zuegsetzt. «Du weisch no gar nid, wi das Spil d’Lüt i Gusel bracht het.» Si hein ihm soz’säge Papier und Fäderen under d’Hand gschobe: «Da, schryb! Mach!»

Und währeddäm di Fründe vo der Chilchenerneuerung i der Zunftstube vo Mittelleue dem Füür gschaltet hei, sy i der «Chrone» die binenandere gsässe, wo eifach nid dra hei welle gloube, daß der Totetanz-Maler würklech abtrünnig worde sygi. Der Ritter Baschtian vom Stein, dem Herr Albrächt sy Brueder, seit zum Ritter Hans vo Diesbach: «Settigi chöme de ume hei!» Und der Herr Chaschper vo Mülinen antwortet, wil er wohl gspürt, daß me grad vo ihm Zuestimmung erwartet: «Es isch no nüt verlore. I gloube geng, was mer welle hei, isch gscheh. Es het ne wider packt. Me mueß ihm jitz numen Arbeit zueha. Wenn men ihm ds Chorgstüehl i der Lütchilche z’mache gäb...»

«Das chan er nid.»

«Wohl, das chan er. Er cha alls.»

«Henusode!»

«Probieret’s nume!»

«Me cha ja; aber no besser wär’s, mer schickte ne furt. D’Houptsach isch, daß er vo der Rotten ewäg chunnt.»

«Er geit ech nid ewäg.»

«Wett o luege! Er isch uf em Hund. Drum het er welle Großweibel wärde. Vom Värslimache het eine nid gläbt. Gäbet ihm e Vogtei! Wyt absyts.»

«Erlach wäri frei.»

«Öppis mueß gah, sünsch gheie si-n-is di ganzi Chilchen über e Huuffe.»

«Da isch der Manuel nid z’ha derfür. Was söll e Maler ohni d’Chilche?» het ne der Herr Chaschper etgäge.

«I troue niemerem meh. Was weit dr no, wenn afangen üsi Chloschterfroue der Mannstüüfel im Lyb hei!»


I dene Tagen einisch fragt der Niklous sy Frou uf em chalten Ofetritt: «Du, wi hesch du’s eigetlech agstellt, daß dir geng z’ässe gnue gha heit?»

Da macht si so eis vo ihrne luschtige Gäll-wenn-d’s-wüßtisch-Gsichter und fragt: «Wär seit dir, daß mir geng gnue gha hei? Dunkt’s di nid, i heigi gspitzet?»

«Ghübschet hesch emel. Aber bi euch Froue weiß me nie rächt, vo was es chunnt.»

«Daß me vo der Längizyti hübschet, han i bis jitz nid gwüßt. Da hättisch de am Änd no länger sölle furtblybe.»

«Du bisch mer geng hübsch gnue gsi, sünsch hätt i di gar nid gno.» Dermit nimmt er se-n-oben-ynen und gschweigget se mit mene Müntschi.

«Hör! Hör!»

O, es isch doch wider schön daheim. «Aber los! Mit däm Spitze... emel d’Chinder hei nid gmageret.»

«Gäll nid?»

«Wi hesch’s agstellt, daß dr geng gnue gha heit? Das het mi underwägs mängisch plaget.»

«Es wär mer lieber, du siegisch mer, wo näh, daß mer künftighi gnue hei. E Ma zellt i der Hushaltig!»

«Hm, äbe. — Wo näh und nid stäle?»

«Los jitz, Chlous, ohni Gspaß: Hesch nid mängisch o chly Längizyti gha na der Malerei?»

«Und wie!»

«Wottsch nid ume derhinder? — Wenn du nume wüßtisch, wär alles dernah gfragt het!»

«Wär de so?»

«He, afange Mülines und ungfähr alls, was uf där Syten isch.»

«Uf weler Syte?»

«I meine vo der Religion.»

«Aha. — Das chönnti ne passe, he?»

«Ja nu, passen oder nid. Gläbt mueß me ha!»

«Ja, das mueß me.»

Mit mene tiefe Süüfzer steit er uuf und geit use.

Es isch dem Niklous gange, wi’s öppen eim geit, wo nes paar Wuche ganz us em Gchütt use gsi isch und agfange het d’Sach vo wytem aluege. Chuum wider daheim, het’s ne dunkt, er heigi ds Gwand ussenum voll Lym, und es blybi jeden an ihm chläbe, wo i der Ängi vo der Heimet an ihn chömi. Jede hätti ne gärn i de Lande vo sym Wägeli gha und de doch halbers gförchtet, er chönnt ihm drüber schla. Am liebschte hätti der Meischter Chutten und Hose mit allem, was drannen isch blybe chläbe, abzogen und wär blutt dervo gloffe.

Drum isch es ihm gar nid so unerwünscht cho, daß ne der Schultheiß und d’Venner i ds Münschter bschickt und ihm eröffnet hei, es müeßi es schöns Chorgstüehl häre mit Aposchtel und Prophete, und das wär jitz en Ufgab für ihn. Di Herre hei di lääre Wänd agluegt, wi me’s eso macht bi menen Ougeschyn, sy chehrium uf di mindere Bänk ga sitzen und hei uf e Niklous gschilet, wo mit der Sprach nid het wellen userücke. Der Herr Chaschper vo Mülinen isch o derby gsi und het ihm zuegredt. Es wäri doch dumm, e Meischter vo anderswohär la z’cho, wo men ihn heigi. Niemer wüssi besser als är, was dahäre ghöri. — Der Meischter het gschwige.

«Mach dr doch ds Läbe nid no schwärer, als es isch!» het ihm der Ritter zuegsetzt. «I gseh wohl, daß es di gluschtet, di Sach z’übernäh. Me mueß e Gab nid verachte, wo Gott eim gä het! Der Chünig David het emel sys Saitespil o nid verschlage, wo-n-er Chünig worden isch.»

Da luegt der Niklous verwunderet uuf. Du chönntisch no rächt ha, dänkt er, und es Chorgstüehl wird emel nid abättet. Scho forme sech i sym Chopf Stüehl und Figure.

«Guet», seit er, «i mache’s!» Und es isch ihm no so rächt, daß si ne ga Gänf schicke, ga luege, ungfähr eso öppis möchte si ha, wi’s dert i der Kathedrale vo Sankt Peter sygi.

Allne het’s gliechtet uf dä Etschluß abe. D’Ratsherre, bsunders die uf der Müline-Syte, hei enand ablinzlet und gseit: «Jitz hei mer ne-n-änenume!» Und am allermeischte het sech d’Frou Kätherli gfreut. Es flämmlet wider, het si sech gseit, e chly Zug dry, und es brönnt ume z’glanzem, und ihm es Müntschi gä, wi-n-er scho lang ekeis meh uf syne Lippe gspürt het.

Vor em Murte-Tor ussen isch der Humor zue-n-ihm i Sattel gsprungen und het ihm gseit, der Ritter vo Müline müeß als David mit der Harfen under d’Erzvätter und Prophete, und so isch es o gscheh.


Der Niklous isch z’Gänf nid nume ga luege. Er het wohl gwüßt, warum er dert o grad syni Etwürf macht. Einisch daheim, hätt er doch d’Rueh nümme gfunde derzue. Und so isch er du erscht im Herbscht wider ga Bärn cho, aber du grad mit dem fertigen Ufriß. Es het nüt meh bruucht als Eicheholz und gschickti Schnitzer. Eint und anders het er no besser wellen usarbeite, und drum isch er — zum erschtemal sit dem Heicho vo der Biccocca — i d’Stuben ufe, wo-n-er sy Malergräbel gha het. «Gott Lob und Dank!» ma sech d’Frou Kätherli nid ebha z’säge. «Wart, i chume mit, mueß doch e chly cho abstoube!» Si git ihm der Schlüssel und chunnt uf de Fäcke vo ihrem Glück hinder ihm d’Stägen uuf. Ds Grüchli vo syr Wärchstatt heimelet ihm. Chäch geit er dem Fänschter zue. Da blybt er plötzlech z’mitts i der Stube wi agnaglet stah. «Wär het...?» Was söll das da? Er dütet uf sy Madonna, wo im Egge näbem Fänschter a der Wand ufgmacht isch. Drunder uf mene verdeckte Schäftli ygstellti verschlampeti Bluemen und zwo halb abebrönnti Cherzen und dervor e Bättschämel.

D’Frou Kätherli het sech uf dä Ougeblick gfreut wi ne Muetter, wo ihrne Chinder der Neujahrstisch grüschtet het, und ihri groß offenen Ouge sueche d’Rüehrung uf em Gsicht vom Ma. Aber hert und bös lyt’s i syne Züge, wo-n-er wyter fragt: «Hesch du das agrichtet?»

Agrichtet, seit er! Si nimmt sy zornrote Chopf i beidi Händ. «Hätt i öppe nid sölle?»

Er wehrt ab und macht sech von ere los, und ihre chöme d’Träne. «Wenn du wüßtisch, was i usgstande ha, währed däm du im Chrieg gsi bisch! Wenn i nid hie hätti chönne cho bätte!»

«Het das hie müeße sy? — Git’s z’Bärn nid Chilche gnue?»

«Was i uf em Härz gha ha, hätt i nienen anders chönnen usschütte, niene besser als vor dyr Muetter-Gottes. Si isch ja gwycht, isch ja uf em Altar bi de Prediger gsi! Wenn i hie bättet ha, so isch es grad gsi, wi wenn mir, du und i, zsämethaft bättete. I ha di gspürt da drinnen i dym Bild, und i ha gwüßt, si ghört’s, si isch eifach da, di Allersäligschti. Du hesch se härezoge. O, wenn du wüßtisch, was i hie erläbt ha!»

Der Niklous geit uf das chlyne Heiligtum zue. En Ougeblick no bsinnt er sech, luegt i sech yne, und du nimmt er di beide Cherze...

«Chlous, Chlous! Was machsch? — La mer’s doch!»

Er streckt nere di beide Cherze dar: «Gang, mach du dunde d’Stube heiter mit däm!» Und wo si se nid nimmt, wirft er se-n-in en Egge.

«Chlous, Chlous! Was machsch! Du weisch doch, was si mir bedüte!»

Ohni da druuf z’lose, wirft er di verdorrete Blueme zum Fänschter uus, i Hof abe, und stellt sy Madonna mit der Bildsyte gäge d’Wand a Bode.

«Jitz weiß i, was i z’tüe ha», seit er sträng. «Jitz bin i düre! Du hesch mir d’Ougen ufta.»

D’Frou Kätherli sitzt uf mene Trog, i sech zsämegsunke. Plötzlech aber schnellt si uuf und wott zur Türe. Da steit er nere-n-i Wäg, fasset se fescht bim Handgleich und wyst se zum Trog, si söll sitze. «Blyb!» Und du fahrt er furt: «Du muesch nid meine, i wüssi nid z’schetze, was du für mi usgstande hesch. I weiß wohl, was i dir schuldig bi, und du söllisch’s merke, wart nume! Aber jitz geit’s um größeri Sache. Jitz geit es um ds Volk und sy Chilche. Mer sy uf Abwääge cho. — Gott isch Geischt. Er wott nid i Bilderen abättet sy!»

«Aber wenn’s is doch hilft!»

«Das hei mir üs ybildet. Wenn’s ohni Bild nid geit, so geit’s gar nid. Mir müeße ne-n-im Geischt erfasse, und Geischt cha me nid male.»

«Du hesch doch sälber mängisch gseit...»

«Es müeß Geischt i d’Malerei, ja! Aber mir sy d’Ougen ufgange. E Maler cha dür sys Wärk Gott verehre; aber bättet isch das no nid. Bätte heißt mit Gott rede, und das cha numen im Geischt gscheh. Und der Geischt bruucht kei Gstalt. Mir Maler chönne das zeige, was der Geischt gschaffe het und de no lang nid alles, grad das nid, was üs Möntschen am nächschten ageit. Di erschti Wält, wo-n-er gschaffe het, ja, die chönne mer zeige, chönnen üsi Freud drannen i Form und Farb dartue. Aber di zwöiti Wält nid, die, wo mir drinne läbe. Mir chönne nid emal di Gstalt male, wo der Gottesgeischt drinne Möntsch worden isch. Niemer weiß, wi-n-er usgseh het. Nume ds Chrüz chönne mer malen oder ushoue, wo-n-er dranne ghanget isch.»

«Hesch du de nid d’Muetter-Gottes gmalet mit aller Andacht?»

«Das han i und hätti’s besser la blybe. I ha se gmalet, wi-n-i mir d’Frou vorstelle, wo würdig wäri, dem Gottesgeischt es Chind zur Wohnung z’gä. Aber was isch das! E Vermässeheit, und vor allem nid öppis, wo me dörft abätte. Vo der ganze zwöite Wält chönne mir nüt darstelle. Si isch Geischt, si isch Liebi. Die chönne mir läbe, aber nid male.

Bätt nume, Kätherli, und lehr d’Chinder bätte, aber ohni Bild!»

Mit däm zieht er d’Frou wider a sech; aber jitz wehrt si ab: «Ach, wenn du wüßtisch — wenn du wüßtisch, was i erläbt ha, du chönntisch nid so rede!»

«Das meinsch du jitz; aber wart nume, du lehrsch de no anders dänke!»

Mit däm lat er se gah und blybt allei i syr Wärchstatt. Er chehrt sy Madonna. — Sött i se nid verbrönne? Lang, lang luegt er se-n-a. Söll i, söll i nid? — Na langem Bsinne stellt er se hinder ne Schaft. «Wei luege, ob si nid z’vergässen isch. — Aber, cha me sich sälber vergässe...? Villicht wenn e Größere mi us mir sälber vertrybt.»


D’Tage hei gchurzet, es isch ruuch worde, und me het sech gärn i di gheizte Stube verschloffe. Es hätti o bi ds Manuels chönne heimelig sy — statt geng nume na Turbe het’s bi ihne dä Winter na gschnätzletem Eicheholz gschmöckt — und doch het di alti Stubegmüetlechkeit nid so rächt wellen ufcho; es isch halt doch zwüschem Niklous und syr Frou sit däm Zsämeputsch öppis abenandere gsi. Di Madonna hinder em Schaft het ne kei Rueh meh gla. Si mueß ume vüre, hei beidi dänkt, und doch het keis der Muet gfunde, dra z’rüehre, vowäge jedes het der Verdacht gha, ds andere well öppis anders dermit als äs. Nu, über Tag isch derfür gsorget gsi, daß si nid ob settigem anenand grate. Es sy z’vil Lüt by nen y und usgange, dem Meischter syni Gselle, syni Fründe, ds meischte Hitzchöpf, aber o Ratsherren und — Prieschter, Chorherren und Mönche. Me het doch welle ga luege, was da wird us däm Chorgstüehl, me hätti möge wüsse, wär für e Jesaias, wär für e Paulus sy Chopf häregha heigi. Und i stille Stunden isch bi ds Manuels no es anders Chummergspänscht umgange: Der Schwager Hansli het vil gä z’rede.

Erscht färn het ihm der Rat sys Vermöge konfisziert, wil er ds Wärbverbott überträtte het. Du het men ihm ds Bärnbiet verbotte, wil er wider einen i der Töubi erschlage het. Und jitz het ne der Chünig Franz bim Rat verchlagt, wil er ne mit Wärbgäld über ds Ohr ghoue het. Us allem het er sech nüt gmacht; er isch vil z’sicher gsi, daß me settigi Pickle geng wider bruucht, sobald es irged a menen Ort e Fehden usz’trage git. So eine het geng ds Soldatevolk hinder sech, sicherer als ds schönschte Meitschi.

Aber ganz nume wäge de Chorstüehl sy alli di Lüt o nid i ds Meischters Huus cho. Hei d’Ratsherre welle wüsse, ob er z’grächtem wider bi der Chunscht sygi, so isch es de geischtleche Herre meh drum gsi, z’erfahre, wär sünsch no um ihn ume syg, und d’Fasnachtspiler hei nid lugg gla, dem Meischter Tinten und Fädere z’beize. Eis het sech mit Hände la gryffe: der Totetanz-Maler und Chorstuehlbouer isch mit Lyb und Seel bi de Neuerer, ja, er isch eine vo dene, wo am allermeischte Lüt gwinne für d’Reformation vo der Chilche. Und was er da schnäflet für ds Chor i der Lütchilche — isch das eigetlech no katholisch?

Scho bald nam Neujahr het’s i de Stube vo den Altglöubige gheiße: «Furt mit ihm! — Me mueß nid warte, bis wider d’Fasnacht vor der Türen isch. — Aber er het e großen Ahang. Da heißt’s überlege, was me mit ihm astellt.» Und wider isch der Uswäg vorgschlage worde: Tüet ihm der Brotchorb a Bielersee! Me mueß hinder d’Frou. Die isch i ihrne Chinderjahre z’Erlach gsi, wo der alt Früschig d’Vogtei gha het. Der Müline mueß ihm’s uf ds Brot stryche, uf dä lost er no.

Ihrere drei oder vier hei sech mit der flache Hand uf di stramme Bei ghouen und glachet, wo churz vor Oschtere der Baschtian vom Stein i der «Chronen» isch cho brichte: «Das het der Müline wider gschickt agstellt! Der Manuel het abisse wi ne hungerige Hecht und gar nüt gmerkt.» Aber dä Chehr hei si sech alli trumpiert. Der Meischter Niklous het scho lang gwüßt, was si mit ihm wei, und si hei nid dra gsinnet, daß si grad ihm di beschte Trümpf i d’Hand spile. Vor allem mueß ds Kätherli us de Händ vo der Bärner-Pfaffheit ewäg, het er sech gseit, und niene fänd i besser Rueh zum Schryben als dert unde. Ds Kätherli het gar nüt derwider gha, Frou Landvögti z’wärde, und dänkt: einisch z’Erlach, chunnt ne de ds Male wider a, lueget nume! Er cha doch nid sy ohni das.

Ja, und de ds Chorgstüehl? Da wei mer de scho luege, hei d’Ratsherre gseit. Zeichnet isch es. Schnitzer hei mer o. Gang du nume! Am Oschtermäntig isch der Herr Niklous Manuel als Landvogt gan Erlach usegmehret worden und drei Tag druuf mit mene Lachen uf de Stockzänd und under em Jubelgschrei vo syne Chinder zum Tor uus gfahre.

E Landvogt het nid wi ne Schelm i der Nacht söllen ufzieh, und drum isch me hübbeli greiset, het z’Aarbärg übernachtet und isch ds morndrisch a See abe. D’Tagreis isch einewäg no läng gnue gsi, und me het sech müeße zsämenäh, für nid z’byschte, wo men im Gleit vo hundert willfährige Räblüten und Fischer dür das stotzig ufbygete Stedtli zum mächtige Schloß ufe gritten isch. Aber doben isch es du herrlech gsi. Zu jedem Loch use het men e Blick voll Wyti und Bläui gha. Me het nid gnue chönne luege, und d’Frou Landvögti isch ds Singen acho, wo si ei Fellade nam anderen ufgschlagen und bi jedem ds Gfüehl gha het, si chehri ne Syte vo ihrem Chindheitshelgebuech. Und überall, wi scho bim Zug dür ds Stedtli uuf, sy alti, bekannti Gsichter vürecho, und d’Lüt hei weleseh gmacht, für der Frou Kätherli cho d’Hand z’drücke.

Ihm, dem neue Vogt, hei si o schön ta; aber er isch ne no es versiglets Buech gsi. Me het allerhand von ihm ghört gha. E Neuerer syg er, hei si brichtet. Im Gottshuus vo Sankt Johannsen und z’ringsetum am See het me sech heimlech zur Wehr gsetzt. Ja, es isch scho gmunklet worde, er welli mit dem Wallfahrtsheiligtum vo Sibeneichen ufruume! Zu sälber Zyt isch no vil Weihrouch im Seenäbel mitgschwumme.

Der Gugger weiß, wi das gangen isch; aber uf irged mene Wäg isch uscho, der neu Vogt heigi nes wundertätigs Muetter-Gottes-Bild mitbracht. Wi het me sech das sölle ryme?

Das Rätsel het den Erlacher nid Rueh gla, und si hei du d’Lösung uf ihri Art gsuecht. Ds Kätherli — so hei di eltere Lüt vo der Vögti gredt — isch fromm, es steit zum alte Glouben und mueß es vor ihm gheim bhalte. Di armi Frou! Ihre tuet men alles z’lieb. Dür e Garte, dür e Chäller, dür e Hüehnerhof und d’Chuchi spinne sech Fäde vom Volk zur Frou Landvögti. Ihrem Ma hingäge geit me lieber uswäg.

Grad wi synerzyt z’Bärn, isch d’Madonna in ere stille Chammeren oben im Turm, wo der Malergräbel geduldig uf e Meischter gwartet het, hinder mene Schaft versteckt gsi. Hie und da, öppe wenn er von ere längere Fahrt heicho isch, het der Junker Vogt ne Blick hinder dä Schaft ta, ob sech da nüt verrüehrt heigi. Fascht het es Gattig gmacht, di allersäligschti Jungfrou sygi i Vergässeheit grate. Einisch hingäge syn ihm vor nere Muurnische — es isch e vermuureti Schießscharte gsi — Uschligtröpf uf der Bodebsetzi ufgfalle, und wo-n-er neecher gluegt het, no Räschtli vo Vergißmeinnichtblüemli.

Er het nüt derglyche ta; aber d’Wuche druuf, wo der Niklous wott ga luege, ob d’Uschligtröpf gmehret heige, isch d’Türe bschlossen und kei Schlüssel z’finde. — Mhm, da geit öppis! — Bald het er’s use, daß no ander Lüt der Wäg i di Chammere wüsse. Im Landvogt zytiget en Entschluß. Er isch nume no nid ganz eis mit sech, wi-n-er ne well usfüehre. Einschtwyle blybt er der Sach uf der Spur. Er weiß no nid, daß juscht d’Gfangeschaft im Turm der Muetter-Gottes bi den Erlacher der Glouben a ihri Wundertätigkeit mehret; aber d’Anzeiche, daß da öppis im Wärde sygi, näme zue.

Es isch du scho i Herbscht gange, gäge Läset zue, wo a mene schöne, hilbe Tag einen a ds Tor chlopfet. D’Frou Landvögti luegt usen und fahrt zrück, d’Hand uf em Härz, wo nere schier wott verspringe, luegt no einisch und seit ganz verschmeiet: «Der Hansli!»

Ja, er isch’s. Was wott jitz dä? — Syg’s, was es well! Ne Brueder lat me nid vergäbe chlopfe! Wi wenn nüt Apartigs hinder ihm läg, chunnt er i d’Stube, meh als je vorhär e Chriegerfigur, daß es der Niklous dunkt, er müeßi grad häresitzen und ne-n-uf ds Papier ryße. «Du», seit er ihm, «weisch du, daß i di vo Amts wäge müeßti hinder Schloß und Rigel setze?»

«Äbe drum chumen i. Weiß wohl, daß mer der Bärner-Bode verbotten isch; aber es zieht mi geng wider druuf, und da han i dänkt, i fahre ga Erlach und la mi über e Läset ysperre. Ds Kätherli sorget de scho für mi! — Han i lätz grächnet?»

«Wenn du di i üser Chefi wottsch still ha, nid», antwortet der Schwager Landvogt.

«Das choschtet mi nüt, wenn i guet z’ässen und z’trinke ha.» ...

«Eh, mach dr doch nid so nes Gwüsse druus!» seit am andere Marge d’Frou Kätherli zu ihrem Ma, wo-n-er so furchtbar fyschter dryluegt. «Si wärde das z’Bärn öppen o begryffe, daß men amene Brueder nid ds Obdach verseit!» Si het geng no ne großi Liebi zum Hansli, trotzdäm si ne schier förchtet.

Der Niklous schüttlet der Chopf und macht so ne Bewegung, wi wenn er wetti säge: «Bhüet is, es isch mer nid wäge däm!»

Me läbt wyters, wi sünsch. D’Frou Kätherli weiß mit ihrem Brueder umz’gah, daß er sech still het; aber si schwitzt doch mängisch e chly, und dernäbe bhaltet si nes Oug uf ihre Ma. Was isch o mit ihm? Wenn er mer nume nid no chrank wird! Wär er nid so düryne brav, so chönnti me meine, er heigi, Gott weiß was, uf em Gwüsse.

Di beide Schwäger hei mängs mitenand z’brichte. Der Hansli Früschig isch wyt umenandere cho, kennt Fürschte meh als der Niklous Ratsherre. Er läbt z’Fryburg i der Verbannung, für nid wyt vo Bärn z’sy. Er fragt, wi’s mit der Chilchenerneuerung standi und fluechet über d’Pfaffe, daß es ein nume so tschuderet, und d’Frou Kätherli anenand mueß mahne: «Hansli, Hansli! Tue di nid versündige!»

Am dritte Tag nimmt der Niklous sy Schwager i di stilli Chammeren ufe, zeigt ihm d’Madonna und seit: «Du chönntisch mir e Gägedienscht leischte, du bisch der Ma derzue. Wär weiß, der lieb Gott het mer grad di gschickt!»

Da lachet der Hansli us vollem Hals: «Das het mir i mym ganze Läbe no niemer gseit.»

«Nid so lut! — Es söll niemer merke, daß mir da obe sy.»

«Ja, was söll i de?»

«Mer das verschyteren und verbrönne. Si trybe Götzedienscht dermit, bhoupte, es tüej Wunder.»

«Hesch du’s gmalet?»

Der Niklous zeigt uf sy Nameszug mit dem Dolch.

«Du, los!» seit der Schwager i aller Fründschaft: «Du bisch myseel es Chalb! So öppis verbrönnt me nid! Da löst me Gäld druus!»

«Das wott i äbe nid. — Für daß de anderi ne Götz druus mache!»

«Gib mir’s! Das cha dir ja wurscht sy, wenn ander Lüt sech wei d’Chnöi schindte dervor. La se doch i ihrem sälige Gloube, di Löle!»

«Nüt — nüt! Das wott i nid. Es fählti sech grad no, daß i gieng ga Gäld mache mit däm, was anderne zum Verderbe wird!»

Der Chriegsma lachet: «Wenn du geng zerscht no wottsch frage, was anderi mit dyr Sach Dumms chönnten astelle, chunnsch du dyr Läbtig zu nüt.»

Der Niklous, geng i der Angscht, es ghörse-n-öpper da obe reden und chönnti ne derzwüsche cho, pressiert: «Es git da nüt z’dischputiere. Entweder du tuesch mer my Willen oder...»

«So gib’s doch mir!» seit der ander. «I ha Gäld nötig, und dert, wo-n-i’s verchoufe, isch sowiso nüt meh z’verderbe mit Götze.»

«Nei!» Der Niklous stampfet.

«Du gisch mer’s nid?»

«Nei!»

«He nu, de gilt’s mer o nüt meh.» Dermit bricht der Hansli di schöni Tafelen uf em Chnöi z’mitts abenand. «Ähä!» seit er, wo der Niklous zsämezuckt, wi wenn ihm öpper e Dolchstich versetzt hätti, und chrydewyß wird. «Reut’s di?»

«Mach fertig!»

Der Hansli luegt um sech und gseht näbem Kamin bi anderem Gräbel e schwäre Gertel. Der Niklous geit a ds Fänschter und ghört hinder sech ds Chrache vo de Spän. Er byßt sech uf d’Läfzge. D’Ouge brönnen ihm. Du chehrt er sech um und fragt: «Fertig?»

«Wei mer’s no verbrönne?»

«Ja. Zsämegflickti Mirakel sy grad di gfährlechschte.»

«Hesch öppis da zum Füür schla?»

Der Niklous geit use, währed sy Schwager suecht. Er findt nid, was er möcht, und seit: «Abah, da macht me nid lang.» Er nimmt di farbige Spryßen an e Hampfelen und treit se-n-i d’Chuchi abe, wo d’Frou Kätherli mit ihrer Chöchi hantiert. Ohni lang z’frage, wirft er das Holz i di offeni Füürgruebe. — Da fahrt e Brüel uuf, er geit eim dür March und Bei.

«Frou Vögti, Frou Vögti! Lueget da!» D’Chöchi het nere ne Bitz vo der Bildtafele dar. D’Frou Kätherli wott uf e Brueder losfahre, aber ds Härz dröit nere z’stocke. Si het sech am Tisch. Der Hansli seit im Usegah under der Türe: «Uf Befähl vom Junker Landvogt!»

Bi däm isch es aber nid blibe. I Zyt von ere Viertelstund isch es uscho und dür ds Stedtli ab gloffe: «Dä Landstrycher het der Frou Vögti ihres Heiltum verschyteret. E Chilcheröuber! E Herrgottsschelm!»

Bald isch es schwarz vo ufgreisete Lüte vor em Schloßtor. Im Schloß sälber isch es Glöuf und Türeschletze. Der Hansli steit uf der hölzige Louben im Hof und lachet ob däm Lärme. Der Landvogt chunnt, streckt ihm es Bündteli Gäld dar und seit: «Jitz mach aber, daß d’furtchunnsch, sünsch bringsch mi dry! Es hätti nid söllen uscho, daß du da bisch!»

Der Schwager spottet nume: «Füehr mi doch ga Bärn!»

Für dem Lärmen es Änd z’mache, befihlt der Niklous syni Wachtmanne häre, si sölle dä Ma hinder Schloß und Rigel tue, und dänkt, i der Nacht bring me ne de scho furt. Aber chuum agrüehrt, lyt scho eine vo de Wächter unden a der Stäge, der ander zablet i ds Hanslis Füüschten über em Gländer. Und im Handumdräjen isch der Chriegsma dür e Hof uus. Linggs und rächts chruglen ihreren es paar uf der Bsetzi, und gäb si wider uf de Beine sy, ghört me der Usryßer scho under de Böum ob em Schloß juzen und lache.

Das isch alles so gschwind vor sech gange, daß men erscht jitz zum Bsinne chunnt. D’Lüt hei z’rede. D’Händ i der Luft, verzieh si sech langsam d’Gaß ab.

Im Schloß obe het’s gstillet. Numen i der Chuchi, wo d’Dienschtlüt sech abrönnti Spryße mit farbige Strieme vo Hand zu Hand gäbe, wird no gredt. Und nid mängs isch da, wo nid e chlyne Spryße vom zerstörte Heiltum zue sech steckti.

I der Wohnstube sitzt d’Frou Kätherli a der Wand und luegt mit stöberen Ougen uf ihre Ma.

«Chlous, isch es wahr, was er im Usegah gseit het?»

«I weiß nid, was er gseit het», antwortet der Vogt, «i weiß numen eis: es isch guet so, und es wird nümme gmalet, bis ds Bärnervolk glehrt het, im Geischt und i der Wahrheit abätte!»

Und d’Frou Kätherli gseht, daß ihre Ma zitteret, d’Hand i hohle Rügge stemmt und schier nid cha der Ate zieh.