Text:Rudolf von Tavel/Jä gäll, so geit’s/Kapitel 10

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10. Franzose-Säge. Neui Not. E Schtreich vom Houpme Lombach. Ds Bethli chehrt der Schpieß um und geit uf e Papa z'dorf. Es gwinnt.

Z'Bärn unde hei d'Franzose gfuuschtet und gfuehrwärchet, daß es kei Gattig gha het. Nüt isch sicher gsi vor ne, und drum isch männiglech druuf usgange, sy Pärson und sys Hab und Guet i Sicherheit z'bringe. Di harmlosischte Lüt sy undereinisch mißtrouisch und hinderlischtig worde. Es isch gar nid ufz'zelle, a was für Ort hi Schpar-chtrümpf und Gäldchatze sy bracht worde, damit si de Contributions-Schärge nid i d'Finger chöme. Und gschumpfe het me Schtadt uf und Schtadt ab, was ds Züüg het möge verlyde. Aber mit der neue Mode, wo d'Franzose-n-i allem hei welle-n-yfüehre, hei si sech der lätz Finger verbunde. Me het zum Byschpiel nume der Löl gmacht mit der Vorschrift, daß me Niemerem meh »Herr«, sondere-n-Allem »Bürger« söll säge. So hei si bekanntlech der Pulverherr Herport umtouft i ne Pulverbürger Bürgerport. Daß es hingäge nümme syg, wie ehmale, das het Niemer glougnet. Di alte-n-Yrichtunge-n-und Brüüch hei afah waggele-n-und sy abegrütscht, wie der Schnee ab de Bärge. Und wie's de albe so geit, wenn die üssere Forme-n-i ds Rütsche chöme-n-und's nümme-n-absolut zum aschtändige Möntsch ghört, di Forme schträng z'beobachte, so fah di Liechtläbige bald a, sech diesi und jäni Freiheit z'gönne. Us Princip niene mitmache-n-und us patriotische-n-und politische Gründe-n-unversöhnlech sy und duble, das cha nid Jede. Da ghört scho chly e schtyfe-n-Äcke derzue und e gwüssi Fähigkeit, sech Vorteile z'versäge, die me dür ne Chratzfueß am rächte-n-Ort, dür nes Konzessiönli a d'Gägepartei, liecht chönnt ergattere. Alte Lüte schteit's nid wohl a, i ihrne Principie-n-es Gleich z'mache wäge so mene Vorteil. Aber der Juged mueß me's nid gar zue übel näh; si isch no nid erschtarret i ihrne Grnndsätz, und will's ihres Vorrächt isch, ds Läbe z'gnieße, darf si ender no nahgä.

Drum hei anno dennzumal einzelni jungi Lüt, Jünglinge-n-und Töchtere, die nid grad zu de wägschte-n-und beschte vo der Gsellscheft ghört hei, afah umescharwänzle mit de junge französische-n-Offizier. I dene hei si nümme di findleche-n-Underdrücker und Röuber gseh, sondere gar nüt anders als artigi Herre. Das gilt no hüttigstags bi gar viele Töchtere meh als di schönschti politischi Tuged, emel so lang's nume-n-a ds amüsiere geit. Jä nu, me het bald da, bald dert vo so junge Lüte ghört, die sech us Gwunder und vo wägem Amüsement vo französische-n-Offizierli hei la dür ds Franzoselager füehre. Wyters isch nüt derhinder gschteckt; aber das het viel gä z'rede-n-und z'schmähle, und mängs het sech uf längi Zyt use sy Ruef dür ne settige Schpaziergang schwär gschädiget. Di alte Lüt hei nid für nüt d'Franzose düre Bank wäg für nes abscheulechs Pack agluegt, und wär sech guetwillig mit ne-n-ygla het, het halt i der Achtung vo de-n-alte Bärner e Brähm dervo treit.

D'Jumpfer Vilbrecht isch wieder usgange-n-und het o französischi Offizier glehrt kenne; aber si het gwüßt, was me vo-n-ere-n-erwartet, und het sech mit dene frömde Vögel nid ygla. Ihre Papa het ere ghörigi Verhaltungsmaßregle gä, jedesmal, wenn er i d'Schtadt cho isch, und het der Mama peinlechi Ufsicht anbefohle. Das het ds Bethli ender e chly g'chränkt, will es gfunde het, me sött ihn's besser kenne. Es het hin und wieder dem Papa es Heft gmacht, und das het der Herr Vilbrecht lätz ufgfasset und gmeint, sy Tochter syg höhn drüber, daß me se so guet hüeti. Und, wie-n-er de äbe gsi isch, het ne das nume no gmacht z'gloube, es syg übel nötig, daß me-n-es schträngs Regimänt füehri. – Aber dä guet Papa het wieder einisch uf di lätzi Syte Front gmacht. Währeddäm er mit verdoppleter Schträngi de Franzose der Zuegang zu sym Töchterli verwehrt und dermit es Wäse gmacht het, damit emel ja di Lüt, wo-n-ihm geng sy Aghörigkeit znr Friedespartei und sy Bewunderung für e französische-n-esprit vorgha hei, gseje, was er dänki, het der fründschaftlech Verchehr vom Bethli mit dem verpönte Ruedi Landorfer di schönschte Schoß tribe. Der Houpme Lombach, wo me schier alli Tag uf em Chilchhof (Plattform) »zuefällig« atroffe het, het i der uneigenützigschte Wys der postillon d'amour gmacht. Dä het geng öppe gwüßt z'tröschte-n-und ufz'chlepfe na beidne Syte.

Ei Tag het me der Herr Lombach mit ganz bsunderer Schpannung erwartct, will er het sölle Bricht bringe vo der Teschtamänts-Eröffnung. No e halb Schtund vorhär isch der Herr Wyß der Mama cho ne Visite mache, und zuefälligerwys isch o der Papa grad a däm Morge-n-yne cho gsi. Nie hätti der Herr Wyß der Mama erwünschter chönne cho, als grad denn, vo wäge d'Frou Tillier het nere-n-im letschte Namittagscafé ob allem Hääggle gseit: «A propos, Marie, on dit que le jeune Ruedi Landorfer a fait un joli héritage.» D'Mama het gmerkt, wo das use wott und isch allne Frage-n-usgwiche; aber si het sech vorgnoh, bi nächschter Glägeheit, der glych Enterhaagge-n-uf e Papa z'wärfe-n-und nit lugg z'la, bis si ganz heiter gseji. Jitz isch der dick Herr Wyß mit sym gmüetleche-n-aplomb grad im rächte Momänt cho, für sech als Schanzchorb la z'bruuche. D'Frou Vilbrecht het ne guslet und guslet, so schträng si möge het. Aber är het gmerkt, was si wott und isch ere geng usgwiche, will er nid gärn mit dem Herr Vilbrecht über die Sach gredt het.

»Es het mängs g'änderet, z'Bärn,« het d'Mama afah schtüpfe, »di alte Lüt gange, und me wagt nid rächt a d'Zuekunft vo de Junge z'dänke.«

»Ach ja, äbe,« het der Herr Wyß gseit und vom Wätter afah brichte.

»Und Eue guete Fründ i der Schoßhalde het es truurigs Schicksal gha; Dir wärdet ne gar regrettiere,« het si wieder agsetzt, und der Herr Wyß het d'Händ uf em Buuch gfaltet und gseit: »ach ja, äbe,« und vo däm schöne Sigriswyl afah rede. – Jitz drückt d'Frou Vilbrecht scho necher zueche-n-und probiert:

»Me fragt sech, was us der nätte campagne i der Schoßhalde wird wärde,« und »ach ja, äbe,« meint der Herr Wyß, und fragt d'Frou Vilbrecht, öb si nid bald i ds Oberried zügle welli.

Jitz hüüchlet si: »Ach, es chunt jitz no druuf a, was öppe no Alles geit by-n-is.«

»Ja, was heit der vor?« fragt er ändlech.

»Ach, eigetlech nüt, aber . . . . .« –

»Jä richtig, à propos,« platzet der Herr Wyß jitz use, nahdäm ne der Gwunder du sälber möge het, »es schteit ech ja ne großi Veränderung bevor. Was seisch eigetlech derzue, Fernand?«

»Was? – I weiß nüt,« probiert der Ratsherr z'etwütsche-n-und schteit uf, zupft närvös sys gilet abe-n-und geit a ds Fänschter ga schtah. Der Herr Wyß setzt sy großi lorgnette-n-a und luegt bald uf e Herr Vilbrecht, bald uf d'Frou mit fragende Blicke.

Na nere gräßlech penible Pouse seit ändlech der Herr Vilbrecht, ohni sech umz'chehre: »Afin, es geit eigetlech Niemer nüt a; aber daß der o wüsset, wie-n-i di Sach aluege: der jung Landorfer isch ja e nätte Ma; aber mit der Erbschaft isch es halt nüt. Dir müeßet nid vergässe, daß mir nümme regiere-n-und daß üsi solide Rächtsverhältnis vo ehmale nümme gälte. Es isch halt e Schweinerei mit dene Franzose, wie si dryfahre.«

»Jä lue, my Liebe,« antwortet der Herr Wyß, »da gsehsch jitz der Franzos vo nachem. Es isch ganz nätt, sy esprit i de Büecher z'bewundere, aber in praxi sy de di Herre verwändt uchummlech. Philosophie isch geng nätt, so lang me nid ihres Versuechsobjäct wird, und das sy mer halt jitz.«

Dermit isch d'Sach wieder entgleiset gsi, und d'Frou Vilbrecht het dem Herr Wyß Zeiche gmacht, er söll lieber schwyge.

»I ha nie Verlange na de Franzose gha,« seit der Herr Vilbrecht, »aber du wirsch mer zuegä, daß ihri Schriftschteller doch i mängem Interesse verdiene.«

»Frylech, i mache dir o kei Vorwurf us dyr Bewunderung,« länkt der Herr Wyß y; aber für d'Mama het ds Gschpräch kei wytere Wärt meh gha.

Mittlerwyle-n-isch i der Schoßhalde, im Bysy vo de nächschte Verwandte, das heißt vo der Frou Landorfer vom Schteinibach und ihrem Suhn und zwene Züge, dem Lächema und mene-n-andere Nachbar, ds Teschtamänt vom Unggle Mäni fyrlech eröffnet worde. Warm und fründlech het d'Aprilsunne-n-i di verlasseni Bhusig vom Erblasser gschine-n-und het der Erbgusel, wo ds friedsertigscht und uninteressiertischt Gmüet i settige Momänte-n-agryft, gschtillet. Währed der Notarischryber syni Papier und Gschichte mit nere-n-unergründleche-n-Umschtändlechkeit rangiert und der Kommissari glychgültig zum Fänschter usgluegt het, sy unwillkürlech de muetmaßleche-n-Erbe-n-ihri Blicke vo Möbel zu Möbel und vo Tableau zu Tableau gwanderet, ganz anders, als es öppe bi Visite gscheht. Vor der Thüre hei der Johann und ds Mareili gwartet, und will ds Mareili di bessere-n-Ohre gha het, so het äs müeße der Chopf a ds Schlüsselloch ha, bis es vor Chrüzweh nümme chönne het.

Ändlech isch der Notari zwäg gsi, und wo-n-er afaht läse: »Teschtamänt in Gottes Name-n-Ame. – Ich ändesunterfertigter Abraham, Ludwig Emanuel Landorfer &c. &c.,« sy dem Lächema syni Ohre vom Chopf abgschtande wie a nere Flädermuus, daß d'Sunne füürrot der dür glüüchtet het, und ds Mareili het d'Hand mit usgschpreitete Finger vo sech gschtreckt, für dem Johann peinlechi Rueh z'befähle.

Wie me's ghoffet het, so isch es cho. Der Ruedi Landorfer isch Houpterbe worde, und nume wenigi Legat zu Gunschte vo de Dienschte-n-und Göttichinder sy-n-ihm überbunde gsi. Vor der Thür het me mit Not der Jubel verschlückt, und dinne het me-n-o keini suure Gsichter gseh.

Wo der Notari sy Sach het abgläse gha, luegt er über sy Brülle, präzis wie ne Richtkanonier, wenn der Schutz abgla isch und er dem Gschoß nacheluegt, und wo-n-er dä befriediget Usdruck uf allne Gsichter gseht, verzieht er d'Mulegge-n-o zumene fründleche Lache, macht schlimmi Öugli und thuet, wie wenn er öppis derfür chönnti.

So wohl wie jitz, isch es dem Ruedi lang nümme gsi.

Aber jitz erhebt o der Kommissari sy Schtimm und seit mit amtlecher Chelti: »Bevor i dem verehrte Herr Houpterbe myni pärsönleche Felicitatione vermälde, mueß i druuf ufmerksam mache, daß di Erbschaft under allne-n-Umschtände der französische Contribution underligt, und da keini diräcte Descändänte vorhande sy, so wird erscht ds hochlöbleche Finanz-Diräctorium drüber etscheide, ob das Teschtamänt chönni anerchennt wärde. Der Herr Houpterbe wird erloube, daß i's zu däm Zwäck vorlöufig no behändige.« Druuf reckt er mit dem Duume-n-und dem Zeigfinger i ds gilet-Täschli und nimmt e Pryse druus.

Der Ruedi isch bald chrydewyß, bald veieliblau worde vor Töubi und hätt am liebschte der Kommissari grad verchnütschet. Der Notari het d'Underlippe la hange-n-und wieder über d'Brülle wäg gluegt, was ächt jitz dä Schutz usrichti. Vor der Thüre het ds Mareili mit Behändigkeit der Johann underrichtet, und grad druuf ghört me däm sy Schtimm: »Jä gäll, so geit's, i ha's geng gseit; was mer is gönnt hei, hei mer gha, u dem Räschte chen mer nachegränne.«

Ds Teschtamänt isch im portefeuille vom Kommissari verschwunde, und die Amtspärsone hei sech verabschidet. Der Ruedi isch schnuerschtracks i d'Schtadt grönnt, für sech ga Rat z'hole. Zu Allem het ne jitz no d'Angscht peiniget, es chönnt öppis uscho sy vo der Gschicht mit dem Husar. Bi mene Haar hätt er vergässe, dem Houpme Lombach, wo uf ihn gwartet het, ga z'erzelle, was gange syg.

Däm het er du afange ds Härz gläärt. Z'ersch het der Herr Lombach gmeint, das wärd nid so gfährlech sy, öppe chly Haar la wärd der Ruedi scho müeße; aber grad um ds Ganze wärd er nid cho. Und wenn's de am Änd o chrumm gieng mit der Erbschaft, so syg no einisch nid Alles verlore. Wenn doch jitz i Allem di französischi Art und Wys Mode sy söll, so söll der Ruedi o na französischer Mode verfahre-n-und sys Bethli eifach etfüehre.

»Ja, das thät i, gwüß thät i's,« het der Ruedi g'antwortet, »i ha jitz das Beite satt; aber lue, my Mama! Das geit halt äbe nid.«

»Nei, nei,« seit du der Herr Lombach, »aber i will der e Rat gä: Du muesch jitz nume-n-am rächte-n-Ort schmiere. Weisch, das Volk mueß me kenne. So lang si nume vom Schtaat öppis hei, sy's di yfrigschte Diener der Republik, aber wenn si's diräct i ihre Sack chönne reise, so isch ne der Schtaat wurscht. Probier nume, das cha nid fähle.«

Der Kommissari isch e mindere Fink gsi und het wahrschynlech gar nüt anders erwartet, als daß me ne de ghörig schmieri. S' isch so Eine vo dene gsi, wo sech bi'm Umschturz gleitig hei gwüßt zueche z'mache. – Aber so ne Schmierfink i syni Schpiel z'zieh, isch e gfährlechi Sach, und der Ruedi het überhoupt nid gärn zu däm Mittel griffe. Drum isch er lieber grad zum Finanzdiräkter gange-n-und het ihm sys Leid gchlagt. Das isch e gschyde Ma gsi und het grad gwüßt z'hälfe. Er isch mit dem Ruedi i ds Rathus gange, het das Teschtamänt la reiche, het's gschtudiert und du i Gägewart vo allne französische Schnüfleni mit Pathos usebrüelet: »Dites-moi, cher concitoyen, croyez-vous que les fonctionnaires de la république soient des voleurs? On ne songe pas à vous priver de votre fortune. Vous payerez votre contribution. Voilà tout!«

Wo di Franzose ghört hei, daß e-n-ehrleche Bärnburger ihne-n-es derartigs Komplimänt macht, hei si so Freud gha, daß si's dem General Schaueburg sy ga brichte; aber dä het uf de Schtockzände glachet und derby dänkt, der Herr Finanzdiräkter heig ihm's abgugget, er wärdi de-n-Erbe scho sy Sach ab-gchlemmt ha, und het ihm fürderhi vorume schön tha und ihm hindedüre-n-uf d'Finger gluegt. Wo-n-er du ändlech gmerkt het, daß er e brave Ma isch, het er du no gseit, de Bärner syg doch nid z'hälfe.

Afin, es paar Tag nachhär het der Ruedi sys Teschtamänt umegha mit der Zahlungsufforderung für nes paar tused Franke Contribution, und du isch d'Sach i ds Blei cho.

Jitz wohl, jitz het's dem Ruedi afah wohle. Bevor er wieder i Schteinibach use-n-isch, für sech ändlech e chly Rueh z'gönne, i der Hoffnung, »me« zügli jitz de o z'grächtem i ds Oberried use, isch er dem Fründ Lombach ga verkündige, jitz syg er e gmachte Ma und synethalb chönn's de jede Momänt losgah. Nume der Alt müeß me no chly sondiere, vo wäge das syg e-n-eigelige Herr. Der Houpme Lombach het gseit, das well är scho übernäh, es nähm ne sälber wunder, was er zu der Änderung vo der Situation sägi.

Bi der nächschte Glägeheit, wo der Ratsherr i d'Schtadt cho isch, amene Sunntig, na der Predig, isch der Houpme Lombach uf em Chilchplatz (Münsterplatz) der Herr Vilbrecht höflech ga grüeße-n-und het gar fründlech und harmlos mit ihm tha. Na nes paar verfählte Versueche-n-isch's ihm ändlech glunge, da z'ländte, wo-n-er het welle. Er het ihm brichtet, wie die Erbschaft sygi grettet worde-n-und du aghänkt: »I gloub, me dörf o Euch derzue gratuliere, Herr Vilbrecht?« – Da blybt der Ratsherr schtah, zieht d'Mulegge-n-abe, luegt der Houpme Lombach bitterbös vo obe bis unde-n-a und seit puckt: »Wieso?«

»Eh, so viel i weiß, het der glücklech Erb im Sinn, sech de bald mit Öpperem, wo Euch nachschteit, hüslech yz'richte.«

»Geit mi nüt a.«

»Afin, loset!«

»I ma nüt ghöre vo der Gschicht.«

»Aber, i bitte-n-Ech.«

»Meinet Der eigetlech, i lueg uf ds Gäld? Das chunt de bi mir ersch i letschter Linie-n-i d'Frag.«

»Da zwyfle-n-i nid dranne, Herr Vilbrecht; aber heit Der de ne principielle Grund, wo-n-Ech hinderet, Eni Zueschtimmung z'gä?«

Jitz schlängget der Ratsherr sy schöne Schtäcke hinderem Rügge närvös umenand, schtreckt der Oberlyb füre-n-und seit mit räßem Nachdruck: »Ja, i ha ne principielle Grund, Herr Houpme, und das isch dä, daß i mer nid la i myni Sache-n-yne rede vo Lüte, die's nüt ageit.«

»O, nüt für unguet,« seit der Herr Lombach, schwänkt sy Huet: »votre serviteur, Herr Vilbrecht,« und geit.

Der Herr Vilbrecht het schtillschwygend sy Huet glüpft und isch hei gange zu syne Lüt.

Obschon ds Bethli grad gmerkt het, daß nid guet Wätter isch, isch es sym Papa zärtlech begägnet und het ne gfragt, öb's ihm eigetlech nid rächt wär, wenn äs jitz mit der Mama o i ds Oberried usechäm. Der Dokter heig's erloubt und ds Wätter wär jitz e so schön.

Als Antwort het es z'erscht e länge, länge, forschende Blick übercho und ändlech es decidierts »nei«.

Bis d'Mama dem Bethli isch z'Hülf cho, het der Ratsherr du e halbwägs plausible Grund erfunde gha und gseit: »Öpper mueß doch jitz einschtwyle hie ds Hus hüete, und i chume nid yne, i wott mi nid z'Tod ergere-n-ob der Regiererei.«

Ds Bethli het sy Papa z'guet gkennt, als daß es sech dür dä Vorwand hätti la tüüsche. Daß der Ratsherr, nahdäm er früecher e so für e Ruedi Landorfer ygnoh gsi isch, sit ere gwüsse Zyt linggs und rächts Gründ gsuecht het, für sech ne vom Lyb z'halte, isch ihm nid etgange. Und juscht grad das Sueche na Vorwänd het das arm Töchterli beschtärkt i der Überzügung, daß nüt anders als der pur Egoismus vom Papa sym Glück im Wäg schtandi, und drum het's es o nümme für sy Chindespflicht agluegt, sech i väterleche Wille z'füege. Im Gägeteil, je meh der Papa hinderha het, deschto feschter isch sy Trotz worde.

So hei je länger deschto meh die böse Luune ds ganze Vilbrecht-Hus regiert.

Der Houpme Lombach het sech na syr Abfertigung uf d'Läfzge bisse-n-und vor sech ane brummlet: »Wart nume, du Chnortzi, di wei mer scho i d'Sätz bringe,« und mit dem schpintisierende Blick vomene Verschwörer isch er i de nächschte Tage-n-i der Schtadt umegloffe.

Vo der Redlechkeit vom Herr Lombach überzügt, het ds Bethli i syr gschpannete Gmüetsverfassung sech liecht etschlosse, däm treue Hälfer i der Not e-n-Art blanco-Vollmacht z'gä. Es isch afange zu jedem Opfer parat gsi, das syr Sach het chönne nütze.

Ei Morge sitzt der Herr Vilbrecht i syr Schtube-n-im Oberried am Schrybtisch und schnydt sech mit suurem Gsicht Gänsfädere, da bringt ihm der Köbi e Brief. Der Ratsherr nimmt ne, luegt d'Adrässe-n-a, schüttlet der Chopf und seit: »Was wott jitz Die?« Öppis Ussergwöhnlechs ahnend, faltet er das Zedeli usenand, und chuum het er's dürfloge, schlat er mit der Fuuscht uf e Tisch, daß d'Tinte-n-us em Tintehüsi usschprützt und d'Gänsfädere dervo flüge. »Das het der Tüfel gseh mit däm Meitschi!« brüelet er, schteit uf, rönnt use, schmätteret d'Thüre hinder sech zue, daß di schöne Miniaturportraits, wo dranne ghanget sy, i d'Schtube-n-use flüge-n-und i Schärbe gange. Sofort het der Köbi müeße-n-aschpanne, und der Ratsherr isch mit dem Huet i der Hand ungeduldig im Hof ufe-n-und abe gange, bis er het chönne-n-ysitze-n-und abfahre. I syr Ufregung het er vergässe d'perruqe-n-ufz'setze. Drum het der Lächema, wo der Wage dür d'Allee us gfahre-n-isch, zu syr Frau gseit: »Was het's ächt grüsligs gä, daß der Herr mit dem blutte Gring ga Bärn yhefahrt? Das ha-n-i jitz no nie gseh.«

Zornbrüetig isch der Ratsherr i sym Hus am Chornhusplatz d'Schtäge-n-uf und het sy Tochter härbefohle. Er isch zum verchlepfe glade gsi und isch volländs no giechtiger worde, wo d'Jumpfer Elisabeth mit der unschuldige Grazie vo-n-ere Schtärneblueme vor ihn chunt cho schtah.

»Was isch eigetlech i di gfahre?« brüelet er sy Tochter a, »daß du mer so öppis geisch ga anemache? – Ha-n-i das um di verdienet, he? – Weisch, was es gmacht het?« chehrt sech der Herr Vilbrecht syr Frou zue, »üses Meitschi, dy Tochter? – Wie-n-es Gassehugi isch es i ds Franzoselager gange-n-und het sech – es isch eifach unerhört – e Schärpe la umbinde mit der Inschrift: «propriété du général Schauenburg.»

D'Mama isch wie schturm gschlage gsi uf das abe, und der Herr Vilbrecht het d'Thräne z'vorderscht gha und zitteret.

Aber mit der gröschte Rueh fragt ds Behtli. »Papa, wär het Euch das agä?«

»Dy Gotte, d'Frou Tribolet.«

»So,« meint ds Bethli, und zieht d'Schtirne z'säme, »und Dir trouet mir uf so-n-es Gschwätz hi settigi Sache zue?«

»I ha no nie Grund gha, der Frou Tribolet nid z'gloube, währeddäm du mit dym böse Trotzchopf je länger deschto meh dyne-n-Eltere hesch afah Verdruß mache.«

»He nu, Papa, i will Ech jitz grad säge, daß a der ganze Gschicht e keis wahrs Wort isch und daß Dir und d'Frou Tribolet eifach ech heit la-n-e Bär ahänke.« – Ds Bethli het guet gha bi dene Worte klassischi Rueh z'zeige, ja, es het sogar e chly ds Lache müesse verha, will es wohl gwüßt het, daß der Houpme Lombach syr Gotte das Güntli agä het. – »Aber wüsset Der, Papa,« fahrt es furt, »jitz chunt der Chehr a mi, ufz'begähre-n-und mi z'beklage und zwar über Euch.« Mit blitzende-n-Ouge het's das gseit und isch da gschtande wie-n-e Grenadier, so daß der Papa d'Ougsbraue höch ufzoge het:

»Meitschi!«

»Ja, Papa,« het ds Bethli furtgfahre, »so isch's.

Dir syt ganz sälber d'Schuld, daß i so worde bi. Wie Der mi heit welle ha, so bin i jitz. Dir heit mer geng Alles hinderha und verbotte, ohni mer eigetlech z'säge, warum. Z'ersch heit Der großi Schtück gha uf em Ruedi Landorfer. Du het's du gheiße, so lang er kei Schtellung heig i der Wält, gäb's nüt us em Hürate, und jitz, wo-n-er e gmachte Ma isch, weit Der glych nüt vo-n-ihm. Aber jitz bin ig Ech drüber cho, will Dir mi nach em Syschtem vom Rousseau heit dra gwöhnt, sälber d'Gründ use z'sueche, wenn me mir öppis verbietet.«

Der Ratsherr het e so verschtuunet dry gluegt über dä Usfall, daß ds Bethli grad no einisch agsetzt het:

»Ja, das isch ds Princip vom Rousseau, das ha-n-i jitz währed der Gälsucht gläse-n-i Eune Büecher, wo Der hie gla heit. Und jitz weiß i, warum Dir mer vor em Hürate syt, das isch nume, will Dir's nid über Ech bringet, mi här z'gä. Dir weit mi für Euch bhalte.«

Jitz, wo-n-es merkt, wie der Papa verläge wird und truurig vor sech abeuegt und langsam der Chopf schüttlet, wird's dem Bethli o änger im Hals und, scho nümme so fescht, fahrt's wyter:

»I weiß ja, wie Der mi gärn heit, Papa, i gschpüre's; s' isch mer leid, Papa, daß i so gredt ha, s' isch mer leid; verzieht mer's.« Mit dene Worte het es sech sälber der Halt gnoh und fallt mit Schluchze-n-und Hüüle däm guete Papa um e Hals, und us sym grüsleche Schluchze-n-use het me chuum no verschtande: »aber i cha ja nüt derfür, daß i ne so gräßlech gärn ha, i mueß eifach. – Papa, Papa, es isch halt mys Glück, lent mi doch la gah! – Einisch müeße mer de doch usenand. – Papa, gället! – Begryfet Der de nid, Papa?«

Der Papa Vilbrecht het scho lang begriffe-n-und nume z'guet. Und er hett sech müeße säge, daß ds Bethli mit syr Anschuldigung der Nagel uf e Chopf troffe heig. Es het ihm je länger, deschto meh gruuset vor em Momänt, wo-n-er sys Bethli, sys einzig Chind, müeß härgä und het sech das doch nid sälber welle-n-ygschtah. Und bi Allem däm het er sech doch glägetlech verrate. Jitz isch der Schutz use gsi, und öppis anders als nahgä het ihm sy gsunde Verschtand verbotte.

Hübscheli het er sech us de-n-Arme vo sym Töchterli losgmacht, uf d'Mama gluegt und mit sym immänse rotsydige Naselumpe-n-afah d'Ouge-n-uswüsche. Natürlech het's d'Mama bi der Gschicht o gnoh und alli drü hei gschnützt und briegget. Will me keini Wort meh gfunde het, die der Situation ghulfe hätte, het me sech inschtinktiv Müntschi über Müntschi gä.

»Gället, Papa, Dir begryfet mi?« seit ändlech ds Bethli wieder und »ja nu, mer wei de luege,« antwortet der Papa.

Am Abe-n-isch er als gschlagene Ma i ds Oberried use gange und het probiert, sech Vernunft y z'rede.

D'Nachricht vo där Uschehrete-n-isch düre Houpme Lombach i chürzischter Zyt dem Ruedi zuecho. Das mal het's gheiße, ds Yse schmide, so lang es heiß isch. Am Pankratius-Tag het er sech uf d'Schtrümpf gmacht, het sech usebürschtet, so guet er nume chönne het und isch i ds Oberried. Der Herr Vilbrecht het ne fründlech epfange, aber vo Afang a la merke, daß ihm ds Härz schwär syg.

Widerschtand het er nümme gleischtet, wo der Ruedi i-n-aller Form und Höflechkeit um d'Hand vo syr Tochter aghalte het. Aber wo si z'säme vor em Kaminfüür gsässe sy – es isch geng no chalt gsi i de Hüser – het der Herr Vilbrecht no es paarmal i verlägene Pouse mit der Zange-n-i der Gluet umeguslet und dem Ruedi meh als einisch gseit: »I hoffe, Dir wärdet mys Vertroue würdige, vo wäge lueget, i gibe-n-Ech mys halbe Härz us em Lyb, i cha-n-Ech's nume säge. Das Meitschi isch my Sunneschyn, es hätt mer no bsunders wohl tha i myne-n-alte Tage. Aber i gönne-n-Ech's, i ha-n-Ech glehrt schätze.«

Er het dem Ruedi erloubt, ga Bärn yne z'fahre-n-und Mama und Tochter ga z'reiche.

Flugs isch der glücklech Freier sy char-à-banc ga fürenäh, het Alles pic-fein la putze, und nam Ässe-n-isch er i d'Schtadt gfahre. Der Brüünel isch schpiegelblank gschtriglet gsi und mit Haber i di ghörigi Feschtschtimmnng versetzt worde.

Es isch e Prachts-Meietag gsi. Über de saftig grüene Mattc, die vo Tuusete-n-und Tuusete vo schtrahlende Sönblueme sy verguldet gsi, hei höch am tiefblaue Himmel die bländig-wyße Wulke gschwäbt, und vor de blaue Bärgchettene hei sech wie Brutbouquets d'Chirsiböum i ihrer wunderbare Bluescht abghobe.

D'Säligkeit vom Brutpaar bi der Begrüeßung nach allne Nöte-n-und Sorge lat sech nit beschrybe. D'Freudigkeit het aber Alles elektrisiert, sogar der Brüünel. Dä het der ganz Wybermärit uf gjutzet hiiii-hihihihi. Der Ruedi het sälber gfüehrt und het di gröschti Freud gha, daß sys treue Tier d'Situation so guet begriffe het. Er het ihm Luft gla, bis ds Roß ussehär Wabere-n-i nes Galöppli übergange-n-isch. Schließlech het er's nümme möge bha, so daß es im rasende, schmätternde Galopp der düruus tschäderet isch. Z'letscht hei d'Mama und ds Bethli zetermordio gschroue, und d'Frou Vilbrecht het der Ruedi a de Chuttesäcke grisse für z'hinderha. Ersch bi'm Schteinibach het di Jagd e chly nahgla, und si hei no rächt aschtändig chönne-n-yränke bi'm Oberried.

Gäge-n-Abe-n-isch ds Brutpaar i Schteinibach gange, zur Mama Landorfer. Dem Bethli sys Vertroue-n-isch wo müglech no gwachse, wo-n-es gseh het, wie härzig sy Brütigam gäge sy Mama gsi isch. »Lue, myr härzige Mama verdankisch's,« het er zur Brut gseit, »daß i nie der Muet verlore ha. Du muesch jitz ihres Troschtschprüchli o no cho aluege.« Uud du het er ds Bethli use gfüehrt, i sy Schtube-n-und het ihm d'Inschrift am grüene Chachelofe zeigt: «L'amour sera plus fort que les principes.» Lang sy di glücksälige Möntschechinder am offene Fänschter gschtande-n-und hei i Garte-n-use gluegt, wo der guldig Abedsunneschyn uf si zrückgschtrahlet het. Näbe-n-a het der Lächema die erschti Grasig gmäit, und der chüel Abedluft het der früsch Duft vo de gschnittene Wälmli zum Fänschter ufetreit. O was isch das für ne-n-Abe gsi! Der Ruedi het sys Brütli obe-n-yne gnoh, het's a sys treue Härz drückt: »Bethli, mys Bethli, mys Bethli.«

Underdesse-n-isch der Herr Wyß im Oberried cho ne Visite mache, und, wo-n-er vernoh het, was gscheh syg, het er sech Alles la erzelle. Der Herr Vilbrecht het agfange sech luschtig mache-n-über sich sälber, und wo-n-er erzellt het, was ds Bethli währed der Gälsucht gschtudiert und wie's ne mit sym verehrte Rousseau gschlage heigi, het's der Herr Wyß gschüttlet vor Lache, und er het gseit: »Jä gäll, so geit's!«