Text:Rudolf von Tavel/Gueti Gschpane/Kapitel 5

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V.

Es isch e schöne Tag gsi im Ougschte, und d’Sunne het über Grächti und Ungrächti glychlig heiß gschine. Da isch, währeddäm hunderti und aber hunderti vo chreftige Schwyzermannen änet de Bärgen um Ehr und Gäld und Guet ihri Spießen ygleit hei und i mänger Bluetlachen umetrappet sy, gar e fridleche Zug vo Aarbärg här dür ds große Moos uus gschnägget. E dicke Barfüeßer het mit Byschten und Bärzen es großes Chrüz voruus treit und alli Bott müeßen abstelle, für sech der Schweiß vo sym feiße Gsicht abz’wüsche. Hinder ihm här syn es paar alti Mannen und e großi Schar vo Frouen us allne Stände cho. Die hei alli mit heiligem Yfer bättet und Litaneie gsunge. Si wärde’s chuum zellt ha, aber es het alli dunkt, si heige vo Bärn bis dahäre so mängem Chrüz und so mängem Heilige Reveränz erwise, daß ihre Bueß- und Bittgang würklech öppis sötti abtrage. Dert, über ds Moos yne, isch nöue nüt am Wäg gsi, wo ihri Andacht hätti chönne störe. Derfür het sech aber der Versuecher i der Gstalt von eren alte Challnachere dem Zug agschlosse. Si het sech grad hinder der Frou Sterr und der Frou vo Wyngarte zwüsche di Pilger yne gschoben und vo mene stillen Ougeblick profitiert, für ihri Nachbarin am Chittel z’zupfen und nere z’säge: «Wüssit Dr, vo Eis ewäg müeßit dir ech de grad no einisch so sträng derzue ha. Es isch nid sufer um di Siben-Eichen ume. Es huset dert i der Nachbarschaft e Häx, di alti Tüferse. Jowäger, i chönnt Ech mängs erzelle, was die afen agreiset het, u wi meh daß unger de Siben-Eiche bättet wird, wi wüeschter trybt si’s im Wald z’ringsetum.» Vo de Wallfahrerinne het keini derglyche ta, daß si vo däm Gschwätz öppis ghöri. Ohni druuf z’antworte, hei si ihres Ora pro nobis wider agfange, und d’Challnachere het wohl oder übel e chly müeße mitmache. Aber bald het si gmerkt, daß me ganz guet cha d’Ohren offe ha, währeddäm ds Muul Ora pro nobis bättet. Si het ihri Gschichte nid emal bis zum Ablouf vom erschte Gsatz möge bha und bald i alli Litanei yne fürgfahre vo der Häx erzelle, bis daß dene Froue trotz der große Hitz e Tschuder dür March und Bei gangen isch. Si het bhertet, verwiche heigi d’Tüferse-n-ere brave Frou Chiselsteinen i Darm ynegsproche, und dem Budlei-Buur heig si der Zug verhäxet, daß er drei Tag lang nid ab Fläck chönne heigi. D’Challnachere het nid lugg gla, bis der Gwunder eint vo de Wallfahrerinne gstoche het, so daß si gfragt het, wo de di Tüferse daheim syg, wär se gseh heig und öb me se de no nid azeigt heigi. Da het du d’Challnacheren emel no gwüßt z’brichte, gwöhnlech gsej me se nume z’Mitternacht. Si chömi us em Schilf vom Bielersee und ryti uf mene schwarze Hängscht um di Siben-Eichen ume. Aber ds Roß rüehri der Bode nid a, und hinderhär stinki’s na Schwäfel, daß, wär dry chömi, emel e Stund lang nümme chönni der Ate zieh.

Gäb wi flyßig me gsungen und bättet het, het doch di Gschicht vo der Tüferse der Chehr gmacht dür e ganze Zug, und, was Liechtglöubigeri gsi sy, dene Frone schier der Bittgang verleidet. Si hei ändlech der Brueder Barfüeßer drüber z’Red gstellt und dermit o erwürkt, was si welle hei. Er het di alti Dampe furt gwisen und dene Froue gseit, si sölle sech’s nid la verleide, das Gschwätz vo der Tüferse sygi nüt Neus, das wüssi me ja scho lang, daß, wo ne Kapälle standi, der Tüüfel e Chilche dernäbe stelli. Grad descht größer sygi ds Verdienscht, wenn men unerschrocke sy Wallfahrt vollfüehri. Das hei di bidere Lütli wohl ygseh, und der Challnacheren ihres Gschwätz wär sicher bald vergäße gsi, wär jitz nid dene Froue wider i Sinn cho, daß me chürzlech scho z’Bärn öppis het la verlute vo gar gspässige Sache, wo um di Siben-Eichen ume hei sölle passiert sy. Und so isch ne halt vo Zyt zu Zyt geng wider öppis i ihri Andacht yne grunne, wo gar nid dry ghört het.

Ändlech isch me zwüschen Ins und Täuffele dür nes heimeligs grüens Täli cho, wo ds beidne Syte bis naach a Wäg Tannewald gstanden isch. Am Änd vo däm Täli het us de dunkle Chrone vo sibe mächtigen Eiche der Dachrüter von ere Kapällen use gluegt. Und zwüsche den Eichstämme düre het me der fridlech blau Spiegel vom Bielersee gseh lüüchte. Froh, daß si na der zwöitägige Wanderschaft ändlech ihres Zil vor Ouge hei gha, hei üsi Pilger wider afa psalmodieren und unwillkürlich chly ne läbigere Schritt agschlage. Und vo der Kapälle här het ne di chlyni Gloggen e fründleche Grueß etgäge gschickt. Jitz het me würklech nüt meh anders dänkt als gueti frommi Sache. I der Kapällen isch dene Wallfahrer e Mäß gläse worde, und es jedes het sy Andacht verrichtet, wi’s ihm grad am Härz glägen isch. E gwüssi Andacht isch o z’ringsetum i der schöne Landschaft gläge. Es isch so still gsi, daß men es Blatt hätti ghöre falle, und der See isch da gläge, so glatt und glänzig wi ne Glasschybe. D’Saarböum vo der Petersinsel und di wyße Muure vom Chloschter dert äne hei sech so dütlech gspieglet, daß es ein schier dunkt het, d’Insel schwümmi i blauer Luft. Und wo jitze d’Chloschterglogge zum Veschper grüeft het und de Jura-Bärge nah e rötleche Schimmer sech het afa verbreite, het es mängi vo dene Froue, und nid am wenigschte ds Veronika Sterr, dunkt, hie möchte si jitze grad e chly blybe, me sygi der truurige, graue, sündhafte Wält ertrunnen und ungsinnet in es chlys Paradies cho.

So het’s du niemerem pressiert, ga Erlech übere z’wandere, wo me de hinecht het söllen übernachte, und di ganzi Schar het sech’s im tiefe Schatte vo den Eiche vor der Kapälle la wohl sy. Di meischte sy eso i ihri andächtige Gedanke versunke gsi, daß si gar nümme druuf g’achtet hei, was um se-n-ume vor sech gangen isch.

Da ghört men undereinisch us däm Täli abe, wo üsi Pilger hütt sy düre cho, der Huefschlag vo mene Roß, und no gäb di meischten us ihrne Tröum erwachet sy, isch e Rüter uf mene läbige Choli um e letschte Waldeggen ume der Wäg ab cho z’galöpple. Ohni nume rächt z’luege, sy es paar vo dene Frouen uf d’Füeß gsprunge, hei ds Chrüz gmacht und gschroue: «D’Tüferse, d’Tüferse!» Jitz isch alles zwäggschossen und, was gisch was hesch, der Kapälle zue gsprunge. Me hätti chuum füfi chönne zelle, so isch di ganzi Gsellscheft i der Kapällen inne gsi, und der Brueder Barfüeßer het sech mit Müej und Not dür sy ergellschtereti Herde düre gwunden und sech wi ne Schildwacht vor der Türen ufpflanzet. Ds Chrüz het er mit gstreckten Arme dem Gspänscht etgägegha und latinischi Sätz i Eichschatten use gschlängget.

Aber jitz isch de meischte Wallfahrer der Ate schier bstoche, wo si gseh, daß eini bi der üsserschten Eich zrückbliben isch und unbeweglech wi Lots Wyb dem Rüter etgäge luegt. Es ganzes Regischter vo Heiligen isch agrüeft worde, und gäb daß numen Eini z’grächtem het chönne säge, was si schröcklechs vermueti, isch es bi allnen usgmacht gsi, d’Tüferse heig di Unglücklechi bsprochen und verbannet. Und wär chönnti säge, was der Muetter Sterr und der Tante Wyngarte dür Härz und Chopf gschossen isch, wo si etdeckt hei, daß di unglücklechi Verhäxeti niemer anders isch gsi als ds Veronika?

Di einte hei d’Ouge, die andere d’Ohre verha, und der Räschte het eismal über ds andere ds Chrüz gmacht und di Heiligen agrüeft. Eini het überhoupt nüt anders vo sech bracht als: «Eh!... Eeeh!... Eeeeeeh!...» wo me gseht, daß der Rüter hert vor den Eiche sys Roß pariert und wahrhaftig dem Veronika d’Hand git.

Dermit het’s aber o i der Kapällen inne Luft gä; met het begriffe, daß es e junge Ma isch und nid d’Tüferse, wo di ganzi Pilgerschar i Schräcke gjagt het. Nid ganz so gleitig, aber doch grad so sicher wi vori d’Angscht, het jitze der Gwunder di ganzi Schar wider dür di ängi Kapälletür tribe, und allne vora sy natürlech d’Muetter und d’Tante, beidi no mit der Hand uf em Härz, sech vo naachem ga überzüge, daß e lybhaftige, rächtschaffene Möntsch dem Veronika d’Hand gä heigi und nid irged es urichtigs Wäse.

Der Junker Chlous — wär wett’s o anders gsi sy! — het dene beide würdige Froue mit dem heiterschte Gsicht vo der Wält d’Hand etgägegstreckt und mit wenige Worte gseit, er heigi dür e Meischter Sterr verno, daß di Froue hiehären underwägs syge, und da heig er dänkt, er well se no cho bhüete, gäb daß er i Chrieg verreisi. Er isch us em Sattel gsprungen und het sys Roß la grase, für i aller Rueh mit dene Froue wyter z’brichte. Natürlech het er se chly usglachet und gseit, er hätti nid dänkt, daß bravi Lüt vor ihm däwäg Ryßuus nähme.

Di andere hätte sech na ihrem Chlupf wider e chly bchymet; aber jitz het ds Veronika ’s mit dem Härzchlopfe z’tüe übercho. Natürlech het’s ihm gar tuusigs wohl ta, daß der Junker ihm bis dahäre nache greiset isch; aber es isch ihm o nes Liecht drüber ufgange, wi-n-es mit ihm drann sygi und wi das mit der Schybe vo der heiligen Anna gmeint sygi. Daß er jitz juscht uuf und dervo und i Chrieg welli, isch ja wohl e Dämpfer gsi uf di stilli Härzesfreud; aber eigetlech isch es dem Veronika doch no rächt gsi, wil es dänkt het, so gwinn es emel no chly Zyt, für sech z’bsinne.

Underdessen isch d’Sunne hinder e Jura gange gsi, und me het sech afa zwägmache zum Ufbruch gägen Erlech zue. Im Ougeblick, wo me mit fyrlechem Gsang a der Kapälle vorbygangen isch, hei di Froue dür di offeni Kapälletür der Junker Chlous würklech und wahrhaftig mit dem Rosechranz i der Hand vor em Sankt-Anna-Altar gseh chnöie. Wenigi Minute nachhär isch er als währschafte Bschützer hinder em Pilgerzug här gägen Erlech zue gritte.

Müed und demüetig isch di frommi Schar ändlech z’Erlech aglanget und het sech i d’Nachtquartier verteilt. Einzig ds Veronika Sterr isch no ordlech hälluuf gsi und het ehnder e chly Müej gha mit der Andacht. Aber chuum het me z’Nacht g’ässe gha, hei d’Muetter und d’Tante Wyngarten ihri Schutzbefoleni hinder em Bettumhang chrüzwys i ds Gebätt gno. D’Muetter isch eigetlech nid ganz eis gsi mit sech, vowäge, wenn si’s scho um ds Töde niemerem zuegä hätti, het’s nere doch im Tiefinnerschte gruusam wohlta, daß der jung Herr vo Rörswyl ihrer Tochter bis a Bielersee abe nache gritten isch. Und so het nöuen ihres Schmähle nid so rächt möge patte. D’Tante Wyngarte hingäge het gfunde, di ganzi Wallfahrt sygi verschüttet, was o ne settigi Bueß wetti abtrage, wenn me grad wider vo vornen afaji sündige? Ds Veronika het mit dem beschte Wille nid begriffe, was es jitz wider lätz het sölle gmacht ha. Und wo-n-ihm d’Tante vorgworfe het, wenn es eso uschuldig wäri, so wär es doch nid wi ne Türlistock blybe stah, währeddäm alli andere der Kapälle zue gsprunge syge, da het ds Veronika g’antwortet: «I wüßti nid, vor wäm daß i mi hätti sölle förchte!»

Di Froue hei frylech der sälb Abe no lang nid abgä und hei geng wider wellen ahänke; aber ds Veronika isch underdesse sälig ygschlafe. Und ds morndrisch het es e stilli Freud gha, wo-n-es uf em Heiwäg gmerkt het, wi syni beide Göumere nah-ti-nah hinderenandere cho sy. D’Tante Wyngarte het usegschmöckt gha, daß d’Frou Sterr über ds Abetüür vo nächti nienehalb so unglücklech gsi isch und het sech du eryferet, nere-n-usz’male, wi wenig Verlaß uf settigi Junker sygi und wi me sech vor ne müeß in acht näh. Und mit ihrne Warnunge het si zur stille Freud vom Veronika nüt anders usgrichtet, als daß si d’Frou Sterr wi länger descht meh greizt het, der Junker i Schutz z’näh.

Es paar Tag speter het der Renatus Urghend di heiligi Anna mit ihrem Ritter und, was sünscht no alles zu der Schybe ghört het, i Schmelzofe ta. Er isch nid vom Tööri gwichen und het’s schier nid mögen erwarte, chönne z’luege, wi sys Chunschtwärk d’Füürprob überstandi. Es het chuum rächt afa glüeje, so het’s vo der Gaß här ne große Lärme gä, und alles, was Bei gha het, sogar der Meischter Sterr sälber, isch uuf und dervo, für ga z’luege, wi mit Pfyffen und Trumme der Sukkurs under em Herr Jakob vo Wattewyl usgrückt isch. Wohl isch der Renat fascht verzablet; aber vo sym Ofen ewäg wär er nid z’bringe gsi, und wenn ihm ds Huus über em Chopf hätti afa brönne. So het er du emel nid müeße zueluege, wi ds Veronika dem Junker Chlous vo der Louben uus ne Chranz über e Spieß gworfe het. Es isch grad gnue gsi, daß er ihns bald nachhär mit roten Ouge het gseh zum Meischter cho. Das hingäge het ne du möge, und wenn er nid mit Lyb und Seel a sym Chunschtwärk ghanget hätti, so hätt er am Änd i sym Unmuet di glesigi Gsellschaft äxpräß länger als nötig im Fägfüür gla.

Sy Geduld het aber ihre schöne Lohn gfunde. Wo-n-es nache gsi isch, für ds Glas us em Brand zrück z’näh, hei di verschidene Stück ne Farbeglanz gha, wi-n-er sech’s vorhär chuum het chönnen ertroume, und alles isch schön und ganz gsi. He nu, het er dänkt, i will hoffe, di Läbigi überstandi d’Füürprob o so guet.

Wo du di ganzi Schyben erscht no zsämegsetzt und i Blei gfasset gsi isch, het o der Meischter Sterr sy hälli Freud gha dranne. Als Stockbärner, wi-n-er äben eine gsi isch, het er frylech der Renat nid öppe mit Komplimänt überschüttet. Er het der Chopf uf d’Syte gheltet und gseit: «’s isch nid übel — ’s isch gar nid übel, das Schybli.» Hätti der Renat nid sünsch gmerkt, daß der Meischter stolz isch gsi uf das Produkt vo syr Wärchstatt, so hätt er sy Erger über di chnorzigi Anerchennung nume schwär chönne verbyße.