Text:Rudolf von Tavel/Gueti Gschpane/Kapitel 15

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XV.

A mene wundervolle Früehligstag, wo d’Sunne zum erschtemal sit langer, langer Zyt wider so z’grächtem i d’Gassen abe zündtet het, isch a d’Hustüre vom Herr Berchtold Haller — er isch jitze Lütprieschter gsi a der große Chilche — wüetig gchlopfet worde. Und wo men isch ga luege, wär so nötlech tüeji, isch es der Husvatter gsi vom Elände-Huus, nid öppen eine, wi me sech hüttigstags e Herbärgs-Vatter vorstellt: es isch ehnder en Art Profoß gsi mit mene herte Gsicht und ruuche Hände. Dä isch cho säge, der hochwürdig Herr Lütprieschter söll enanderenah i ds Elände-Huus ufe cho luege, was er agrichtet heigi mit syr letschte Predig. Das Hudelvölkli sygi ja ganz z’hindervür, und er wüssi sech nümme z’tüe und z’hälfe mit ne. Di einte plääre, di andere tüeje wüescht, und di dritte lache se-n-uus und heigen es Gspött mit ihrne Kamerade. Da het’s der Herr Berchtold Haller sälber wundergno, was dert los sygi. Er het sy Chappen ufgsetzt und isch mit dem Husvatter gange. Lang het er nid bruuche z’studieren und z’frage, was es gä heigi. Er het am verwichene Sunntig zum erschtemal frei und offe vom neue Gloube gredt und mit nere settige Gwalt ds Wort Gottes dür d’Lütchilche la donnere, daß i der ganze Gmeind e wahren Ufruehr etstanden isch. Wo me na der Predig d’Lüt uf em Platz und a der Chilchgaß het gseh d’Chöpf zsämestecken und d’Händ verwärfe, hätti me chönne meine, es sygi es unerhörts Bluetwunder gscheh, oder es wäri eine vo den alte Ritter, wo im Münschter begrabe sy, z’mitts i der Predig us em Grab ufgstande. I der Yleitung zu syr Predig het der Lütprieschter synen Andächtige zuegrüeft: «Die Blinden sehen, und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, und die Tauben hören, die Toten stehen auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt, und selig ist, der sich nicht an mir ärgert.» Das het mächtig agrüehrt, und wil alli Wält scho lang gspürt het, daß öppis Neus i der Luft isch und men a allnen Eggen und Ände verchündet het, jitz chömi ds Rych Gottes uf Ärde, jitz gangi ds große Liecht uuf, isch jedes Wort uf guete Bode gfalle. Aber di guete Mandleni vom Elände-Huus, wo halt no gar so nüt gwüßt und begriffe hei vo der neue Lehr, die hei du uf di Predig abe gmeint, das müeß jitz uf der Geisle gchlepft gah, was der Lütprieschter ne da gseit het. Der Chueni Möuk vor allne het gmeint, er müeß jitz sys Ougeliecht umeha, für de chönne z’luege, wi di Toten uferstande. Und nid vil het gfählt, so hätte di Lahmen agfangen ihri Chrücke verschyttere, wi der Heiri Harsädel sy Spieß. Dem Herr Haller het es ds Härz ygschnüert, wo-n-er i di großi Stube vo der Herbärg cho isch und gseh het, daß di arme Tröpf zsämerücken und mit nere Gier uf ihn luege, wi wenn si von ihm erwartete, daß er nen ihri Bräschte nume so wäg zouberi. Fründlech het er du mit nen afa reden und het se gfragt, öb si de o ganz sicher syge, daß si ihri Glider, wenn si se gsund und ganz umehätte, nie, nie meh zu öppis Bösem würde bruuche? Da sy schon es paar mit der Antwort parat gsi: «O gwüß, gwüß nid!» Ihrer Läbtig wette si de dra dänken und nie nüt Schlächts meh mache. Da het ne du der Lütprieschter druuf gseit, si wüsse nid, was si säge. Vor Gott sygi alles möntschleche Tue nüt nutz. Wenn der lieb Gott ’s für guet gfunde heigi, ne ds eint oder ds andere Glid wäg z’näh, so heig er das nume gmacht, daß si um das weniger chönne sündigen und daß si descht sicherer i Himmel chöme. Dem Chueni Möuk het er no bsunders zuegredt und gseit: «Du bisch z’duure, daß du di schöni Wält nümme gsehsch. Aber gloub mer nume, dir geit jitz de nes anders Liecht uuf. Wenn du de einisch dy Heiland gseh hesch — und das channsch du ohni dyni Ouge — de hesch du gar nümme Längizyti na däm, wo du früecher gseh hesch.»

D’Ufregung het sech gleit gha, wo der Herr Haller wider furt isch; aber er het wohl gmerkt gha, daß mänge vo denen arme Tröpf bitter ernüechteret gsi isch und daß di meischte mit syne Worte nüt hei gwüßt az’fa. Und doch isch er sicher gsi, daß grad bi dene der neu Glouben e guete Bode wärdi finde, wil si in ihrer Eifalt und Armsäligkeit weniger wunderlech wärde tue, für ds Wort az’näh. Daß hinden und vorne nüt mit ne sygi, het me ne nid erscht no bruuche z’säge, settigi Komplimänt sy scho bis jitze der Anke gsi, wo me nen uf ds täglech Brot vom Almuese gstriche het.

Mächtig isch der Schlachtruef vo der neue Lehr dür ds Land gange, und vo allne Syte sy die, wo öppis Bessers gsuecht hei, als was ne di altersschwachi Chilche botte het, ga Bärn yne cho. Under dene, wo der Sach am flyßigschte nache gange sy, isch der Abt vo Trueb gsi, der Herr Thüring Rust. Grad i dene Tagen isch er o wider einisch ga Bärn cho und het sym alte Chunschtfründ im Chlapperlöubli ne Visite gmacht. Glasschybe het er zwar keini meh bstellt; aber er het doch geng no gärn gluegt, was der Meischter Sterr öppe Neus under Händs gha het. Dasmal isch ihm grad ufgfalle, daß e schwäre Chummer uf ds Meischters Stirne glägen isch. «Was fählt Euch, Meischter?» fragt der Abt. Und der Meischter het, ohni Umständ z’mache, gseit: «Ach myn Gott! Hochwürdige Herr, mer hein e böse Winter hinder is. My Tochter isch chrank, und niemer cha nere hälfe. Es fählt nere-n-am Gmüet.» Wo der Meischter gseh het, daß sy Gascht druuf ygeit, het er ihm du nah-ti-nah alles erzellt, wi-n-es dem Veronika mit dem Junker von Römerstall gange sygi, daß es i ds Insel-Chloschter heigi welle flieh und daß es sithär särbli und so eländ sygi, daß si mängisch dänkt heige, es erläbi der Früehlig nümme. Är dörfi gar nid dra dänke, es würd ihm eifach ds Härz bräche, wenn er di Tochter müeßti dragä.

Dem Meischter Sterr sy d’Tränen i den Ouge gstande. O der Abt isch überno gsi. Er het lang, lang nüt meh gseit. Aber dem Meischter isch ufgfalle, daß der Herr Thüring eigetlech nid truurig dry gluegt het. Er het i synen Ouge vil ehnder es freudigs Erstuune gläsen und sech gfragt, was das chönni bedüte. Im wytere Verlouf vo ihrne Gspräche, wo sech natürlech o um d’Gloubesfrage dräjt hei, het du der Abt gfragt, öb er nid ds Veronika chönni gseh. Me het ne zue-n-ihm gfüehrt, und der Herr Thüring het di gröschti Müej gha, nid la z’merke, wi-n-ihm das bleiche Gsicht und di vergeischtereten Ouge vo der Chrankne weh ta hei. Us syne Troschtworte het sech e Zärtlechkeit und e Liebi gchündet, wi me se sünsch nume zwüsche Vatter und Chind gwanet isch, z’gseh. Dem Veronika isch di Visite vom Abt wi ne Sunneschyn gsi und het ihm wohl ta, wi scho lang nüt meh. Bim Furtgah het der Herr Thüring zu den Eltere gseit: «Wüsset dir was, euem Chind tät es guet, uf ds Land use z’cho, i di früschi Bärgluft. I will euch uf de Bärge vo Trueb nes Plätzli sueche, wo dir zsäme chönnet sy. Da chönnet dr de villicht d’Stadt mit ihrne Sorge chly vergässen und eui Tochter cha sech de wider bchyme. Euch, Meischter, tät das o guet, der Wäg zu mir kennet Dr ja, Meischter.»

Me het nid dörfe nei säge, und d’Meischterslüt hei sälber o gloubt, wenn öppis dem Veronika no chönnti uf d’Füeß hälfe, so wär es villicht das. Dem Meischter Sterr het alles, was ihm der Abt gseit het, gä z’dänke. E merkwürdigi Ahnung isch ihm dür e Chopf gange, und er isch i de nächschte Tage mängisch eso i ds Studiere versunke, daß er drob alles andere vergässen und di kuriosischte Sache gmacht het.

* * *

Uf den oberschte Weide vom Napf isch der letscht Schimmer vo der Abedsunne gläge, und ds saftig grüene Tal vo Trueb isch scho i blaue Schatte versunke, wo ne junge Laiebrueder vor em Chloschtertor dem Abt us em Sattel ghulfe het. «Salve, Bartolomäe!» het ihm der Herr Thüring scho vo wytem zuegrüeft, wo-n-er der letscht Stutz uuf gritten isch. Und dem Brueder Bartolomäus hei bim Gägegrueß d’Ouge so eigets glänzt, daß der Abt, ohni uf ne Frag z’warte, g’antwortet het: «Nondum, mi fili!» Uf di Antwort hi het der Brueder Bartolomäus der Chopf truurig la hangen und isch mit dem Roß zum Stall abe gange. Die Antwort het der Laiebrueder, wo scho sit langer Zyt zur pärsönleche Bedienung vom Abt isch befole gsi, afange mängisch übercho gha, und jedesmal het si ne e chly schwärer troffe. Si het nämlech welle säge, daß der Abt der Brueder Bartolomäus no nid welli i ds Glübd ufnäh. Vil länger als alli andere Novizen und Laiebrüeder het er jitze scho im Chloschter dienet. Der Abt isch stränger gsi mit ihm als mit allnen andere, und doch isch ihm der Bartolomäus offebar ganz bsunders a ds Härz gwachse gsi. Aber so mängisch alli di Jahr här der Brueder Bartolomäus gfragt het, öb er jitz no nid i Orden ufgno wärdi, het er der Bscheid übercho: Nondum, mi fili. Fascht jedesmal, wenn der Herr Thüring ga Bärn gritten isch, het er sym Famulus gseit, er welli ga luege, ob es nache sygi, für ihm das Glübd abz’näh. Wiso und warum, het im ganze Chloschter niemer begriffe. No nie het me ghört gha, daß der Abt je hätti z’erscht öpper müeße ga frage, bevor er e neuen Ordesbrueder i ds Glübd ufgno het. Und uf was er gwartet het, het erscht rächt niemer verstande. Der Brueder Bartolomäus het alli duuret, wäge der große Geduldsprob, wo-n-ihm der Abt uferleit het, und si hei ne geng dermit gluegt z’tröschte, daß ihm de einisch di Prob vo ganz bsunderem Säge wärdi sy. Arbeit het der Brueder Bartolomäus meh als nume gnue gha. Er isch e gschickte Chünschtler gsi und het im Uftrag vom Abt für ds Chloschter di schönschten Initialen und Chopflyschten i d’Psalmebüecher gmalet.

I der letschte Zyt isch der Abt syne Chloschterbrüeder grüslech still und eisilbig vorcho, so daß si sech mängisch gfragt hei, was o us ihm well wärde, er sygi ja ganz melancholisch. Es het se dunkt, jedesmal, wenn er wider vo Bärn umecho isch, syg er wenn müglech no meh i syni Gedanke versunke. Eine vo den eltere Brüeder het welle ha, das düschtere Wäse heigi agfange, sitdäm der Abt vo syr letschte Rom-Fahrt umecho sygi. Und jitze hei du di Brüeder nachegrächnet, daß ja eigetlech sit der sälbe Zyt keine meh ds Ordesglübd abgleit heigi. Es müeßi z’Rom öppis gange sy, wo dem Abt schwär ufligi.

Wenigi Tag, nadäm der Brueder Bartolomäus zum letschtemal dem Abt sys Roß i Stall gfüehrt und widerume der Bscheid nondum übercho het, isch der Abt am Abe bim Ave Maria bsunders ergriffe gsi und het mit syne Brüeder nachhär in ere ganz bsunders güetigen und wehmüetige Stimmung verchehrt. Erschrocke hei si sech um ihn gmüeit, wo-n-er ne du gar no gseit het, er heigi sy letschti Mäß gläse. Uf ihri Frag, was das bedüte sölli, het er ne gseit, das wärde si bald erfahre, si sölle ne i Rueh la und hinecht mit sym Säge zfride sy. Und dä Säge het a däm Abe so härzlech und fyrlech tönt wi no nie. D’Mönche hei di sälbi Nacht nüt anders gmeint, als der Abt sygi vo Todesahnungen ergriffe.

Am andere Morge, wo der Brueder Bartolomäus na syr Gwohnheit der Abt het welle ga wecke, het er kei Bscheid übercho und isch erschrocke der Pater Lektor ga rüefe. Wo me nachegluegt het, isch d’Zälle läär gsi und uf em Tisch isch e Zedel gläge, wo der Abt drinne befole het, der Brueder Bartolomäus sölli na der Früehmäß zum Burehuus am Schwibbogen ufe cho. Me het du dänkt, der Abt heigi no tiefer i d’Einsamkeit wellen und sech i Bärgwald am Schwibboge zrückzoge, wo a der Felswand es Kruzifix isch agschlage gsi. Derthi isch der Bartolomäus z’erscht gange; aber ds alte verwitterete Chrischtusbild isch ganz einsam da ghanget. Me het niemer gseh und nüt ghört als ds liechte Ruusche vo de Böum, ds Singe vo de Vögeli und ds Brödele vo mene Bärgbechli, wo dür d’Schlucht ab gloffen isch. Also doch bim Burehuus! het der Chloschterbrueder dänkt und isch wyter der Bärg uuf, bis vor e Wald use, wo dem Schwibbogen-Ueli sys Heimetli glägen isch. Im Holzschopf hinden am Huus het einen am Zügstuehl gschaffet; aber der Bartolomäus isch vornen ume gangen und het gluegt, öb er nienen öpper findi, wo der Abt gseh hätti. D’Lüt sy uf em Fäld usse gsi und um ds Huus ume nüt Läbigs ussert de Hüehner, wo ihri Grebli abgsuecht hei. Da dänkt er, so müeß er halt da im Holzhuus ga frage. Er streckt der Chopf zur Türen y und fragt: «Isch nid üse hochwürdige Herr da ufe cho?» — «He wohl», überchunnt er zur Antwort. Di Stimm het ne so erchlüpft, daß er wi agwachsen am Türgreis isch blybe stah. Wahrhaftig, da sitzt der Herr Abt sälber uf em Zügstuehl und schnätzet an ere grobe Dachschindlen ume. Er het d’Chleider vo mene Buur treit und isch da gsässe, wi wenn er syr Läbtig nüt anders gmacht hätti. Der Bartolomäus het sech welle sym Herr und Meischter zu Füeße wärfe; aber der Herr Thüring het sech hindere glähnt, hälluuf glachet und sym Famulus befole, er söll dert uf das Tütschi sitzen und ihm Holz recke, er well ihm de brichte, wo der Abt hi cho sygi. «Du hesch lang müeße Geduld ha», seit er, «aber jitz hesch es erläbt und wirsch hoffetlech nümme begähre, dys Läben i mene Chloschter z’vergrabe.»

Der Bartolomäus isch so us de Wulke gfalle gsi, daß er gar kei wyteri Frag het dörfe tue. Er het der Abt nume so verschlunge mit syne Blicke. Hätt er nid so vil Reschpäkt und Liebi zue-n-ihm gha, so hätt er dänkt, er sygi nid ganz bi Troscht. Aber jitz het ihm es Liecht afa ufgah über so mängs, wo-n-er ghört het, sitdäm er ga Trueb cho isch und wo-n-er sech nie het gwüßt z’ryme.

«I sälber», fahrt der Herr Thüring furt, «bi zum längschten Abt und Chloschterbrueder gsi. Wär i nid ga Rom gange, ds sältmal, wo mir zsämen uf e Sankt Bärnhards-Bärg greiset sy, so würd alles bim Alte blybe, und du wärisch villicht scho lang Mönch. Aber i ha z’Rom z’vil gseh. Und es geit mer wi dem Luther, i bringe’s nid über mys Gwüsse, das Läbe wyter z’füehre. ‹Es ist dir besser, daß du zum Leben lahm oder ein Krüppel eingehest, denn daß du zwo Hände oder zween Füße habest und werdest in das ewige Feuer geworfen.› Sitdäm daß i d’Wahrheit ha glehrt kenne, han i kei Rueh meh. Lieber hänken i alles a Nagel und gange mys Brot als Handwärksma ga verdiene. Zum Glück han i i myne Buebe-Jahre glehrt Dachschindle machen und bi o im Chloschler nie ganz us der Üebung cho. Wär’s über sech bringt, im alte Trom wyter z’fahre, nadäm er einisch sech zur Wahrheit düre gfunde het, sündiget a sich und am Volk. Begryfsch jitze, warum i dir keis Glübd ha wellen abnäh? Für mi sälber bin i scho lang etschlosse gsi, z’mache, was i jitze gmacht ha; aber i ha doch der ganze Sach no sicherer welle sy, bevor i anderi hinder mer här zieh. Die dunden im Chloschter söllen ihre Wäg sälber sueche; wenn si ufrichtig sy, würde si ne de bi längem o finde. Aber bi dir isch es öppis anders. I weiß, daß du scho uf der guete Spur bisch. Du hesch ds Glück gha, zwüsche Niklaus Manuel und Berchtold Haller yne z’grate. Da channsch du Gott danke derfür. Gäll, es het dir o nid Rueh gla, was du bi dene ghört hesch?»

Der Bartolomäus het derzue gnickt. Und der Abt fahrt furt: «Und gäll, du hesch bi üs im Chloschter nid gfunde, was du gsuecht hesch?»

«Nid ganz», het der Bartolomäus gseit, «aber i ha doch Euch umegfunden und a Euch, was mir ja so gfählt het: e Vatter. I vergisse nie der Tag, wo-n-i Euch zum erschtemal i der Wärchstatt vom Meischter Sterr gseh ha. Vo denn ewäg het’s mi gäng zu Euch zoge.»

«Isch es wahr?» fragt der Abt. «E Gott Lob und Dank! So isch doch emel öppis vo mym Läbe nid ganz für nüt gsi.

U!» het er ufgschrouen und d’Füüscht i d’Luft gstreckt, «so lang bin i gfange gsi i myr Chutte, i myr faltsche Würd und ha mi la verehre. — Aber jitz het’s müeße sy! I cha nid länger lüge.»

Er isch ufgstanden und, wi wenn’s ihm no i däm Burehuus z’äng würdi, zur Tür use, der Bartolomäus hinder ihm här. Dusse het der Abt d’Händ uf der Bruscht zsämegha, i blaue Himmel ufe gluegt und gseit:

«Gott im Himmel, wi danken i Dir, daß Du myr Seel nid Rueh gla hesch, daß Du mir Hunger und Durscht na der Wahrheit gä hesch! O wi groß isch Dys Erbarme, Heiland! I ha gmeint, i heig’s erfasset und begriffe; aber i gseh’s erscht jitz. Es ganzes Läbe han i uf lätze Wääge zuebracht. Und Du hesch mi doch nid la z’Grund gah. Z’Rom, wo-n-i ha welle heilig wärde, ohni mi losz’mache vo mir sälber, hesch Du mir d’Ougen ufta. Du hesch mer mys Spiegelbild im Große zeigt und hesch mi nümme la zur Rueh cho.»

Druuf het der Abt sy junge Fründ bi der Hand gno, isch mit ihm der Wäg uus wyter gangen und het ihm gseit: «Dank nume Gott, daß es dir besser geit. Du bruuchsch kei settigen Umwäg z’mache. Vo jitz a gange mer zsäme der Wahrheit nah.»

Di zwee hei sech no mängs gha z’sägen und sy derby ungstört blibe, bis ds Glöggli vom Chloschter us em Tal ufe der Bartolomäus zur Frag tribe het: «Aber und jitze, was gscheht mit dem Chloschter, und was mache mir?»

«Mer hei ds Tor hinder is zueta. Zrück gange mer nümme; aber di wyti Wält steit is offe, und jitz wei mer us üsem Läbe no ds Beschte luege z’mache, was müglech isch. I blybe vorlöufig hie und trybe mys Handwärk schlächt und rächt, und wenn’s de z’grächtem taget und neus Läben i d’Chilche chunnt, so will i de luege, ob mi der lieb Gott no für öppis Bessers cha bruuche. Du hingäge muesch ds Trom wider ufnäh, wo de’s hesch la lige, bevor du hie häre cho bisch. Gang wider ga Bärn zu dym alte Meischter und...» Da blybt der Bartolomäus stah und seit: «Das chan i nid! Alles will ig Ech mache, was Dr mer befälet, aber ga Bärn, under d’Lüt, das chan i nid!»

«Du hesch Schwärers z’Stand bracht als das. Vor de Lüte mueß me sech nid förchte!»

«Aber, hochwürdige Vatter, Dir wüsset ja sälber, was me z’Bärn vo mir dänkt! Wi mängisch hei d’Lüt gseit, e Möntsch, wo sys eigete Meischterstück muetwillig z’Grund richti, syg e verrückte Kärli. Und wenn i wider ga Bärn chume, so wird alles, was i öppe Guets gmacht ha, vergässe sy, aber das hei d’Lüt sicher nid vergäße.»

«Es isch wahr», seit der Herr Thüring, «es isch nid grad öppis, wo alli Tag vorchunnt, daß eine sys eigete Meischterstück verschlat; aber wär das über sech bringt, isch o im Stand Größers usz’richte. Du hesch mit dyr zornmüetige Tat, ohni’s z’wüsse, zeigt, was jitz gscheh mueß. O, es isch herrlech, wenn ds Sunneliecht so dür schöni Glasgmäld in e Chilche fallt. Aber no besser isch es, wenn ds Liecht frei dür offeni Fänschter yne cha. — Bis jitz het ds Himmelsliecht geng dür d’Prieschter uf ds Volk müeße schyne, und es isch derby trüeb worde. Jitz mueß es anders wärde, jitz söll jeden unbroches Liecht übercho.»

Uf das hi het der Bartolomäus still vor sech abe gluegt und lang nüt gseit.

«Han i nid rächt?» fragt der Abt.

«Wohl — aber ga Bärn! — I cha nümme ga Bärn. Wenn i’s dert ushielt, so wär i nie ga Trueb cho!»

Jitz nimmt der Herr Thüring der Bartolomäus schier zärtlech bi der Hand, macht es paar ganz lischtigi Öugli und fragt: «Und wenn i dr säge, daß der Junker Claudius von Römerstall uf em Schlachtfäld a der Bicocca begrabe lyt?»

Da sy dem Bartolomäus d’Ouge groß und wyt ufgange, und er seit halb gwunderig, halb ergerlech: «Ach, heit mi nid für e Narre! Wenn Dr wüßtet, was i wäge däm usgstande ha...»

«I weiß es, und juscht drum han i o nid länger chönne warte, für dir z’säge, daß er tot isch.»

Der Bartolomäus wott furtfahre: «Und...»

Der Herr Thüring lachet über ds ganze Gsicht, het der Finger uuf und seit mit luschtiger Fyrlechkeit: «Bartolomäus — nondum! — zum letschtemal! — Aber einisch muesch mer jitz no folge. Gang abe zu dyne Brüeder im Chloschter, und säg ne, si heigen ihren Abt zum letschtemal i de Chloschtermuure gseh. Wenn si welle wüsse, warum, so sölle si hütt vor em Ave Maria zum Kruzifix ufe cho. Wenn du ne das usgrichtet hesch, so chumm de wider dahäre, i will der de Antwort gä uf das, was de vori hesch welle frage.»

Jitz isch der Bartolomäus i hälle Sätze der Bärg ab gsprunge, dem Chloschter zue. Sy Bricht isch e so use cho, daß d’Chloschterbrüeder z’erscht nüt anders hei chönnen anäh, als es sygi ihrem Abt es schwärs Unglück gscheh. Si hei der Bartolomäus mit Fragen überstürmt; aber er het sech chuum Zyt gno, ne no einisch z’säge, wenn si öppis Nächers welle wüsse, so sötte si dä Abe zum Kruzifix ufe cho. Und du isch er scho wider i länge Schritte dem Bärg zue gloffe.

Wo-n-er wider zum Burehuus am Schwibboge chunnt, steit der Herr Thüring uf em Wäg parat und seit ihm, wenn er no gnue Ate heigi, so söll er ne jitz no zur Egg vüre begleite, er well ihm de der Bscheid gä, wo-n-er dernah blangi. Underwägs het er ihm du erzellt, wi dem Meischter Sterr sy Tochter sech o heigi wellen us der Wält flüchte, wi’s nere derby ergange sygi und daß si sithär meh oder minder chrank daheime ligi. Dem Bartolomäus isch es derby gsi, er müeßi grad hinecht no der Wäg under d’Füeß näh und wider ga Bärn.

Underdessen isch ds Dach vom Burehuus a der Egg hinder em Bärg vürecho, und es luschtigs Röuchli isch vor em rosigen Abedhimmel ufgstige, währeddäm d’Schneebärge sech hübscheli hei afa rot färbe. Aber der Bartolomäus het vo däm allem nüt gseh. Syni Gedanke sy scho wider über di alti hölzigi Stägen i ds Chlapperlöubli ufe gsprunge. Jitz zieht der Herr Thüring sy junge Fründ am Ermel, wi wenn er ihm wetti säge, si welle nid so ärschtig loufe. Und i däm Ougeblick gseht der Bartolomäus uf em Bänkli vor em Egg-Huus es Päärli sitze, en eltere Ma und näben ihm...

Dem Bartolomäus erfahrt e halb underdrückte Brüel: «Veronika!» Ja, da isch si gsässe näben ihrem Vatter.

Si het ihre Name von ere Stimm ghört, wo sit Jahre nümmen a ihres Ohr gschlage het und wo si doch nie het vergässe gha. Da chehrt si sech um und luegt mit große verwundereten Ouge, ob si eigetlech troumi oder nid. Zum erschtemal sit langer Zyt isch wider e rote Schimmer über ihres bleiche Gsicht gfloge. Si steit uuf, und ohni nes Wort z’finde, streckt si ihrem widergfundene Fründ d’Hand etgäge.

«Renatus!» seit der Herr Thüring zue nere, «er isch wahrhaftig wider gebore, dä, wo Dr gmeint heit, er sygi gstorbe.» So hei di zwöi sech no nie d’Hand gä gha. Si sy beidi so überno gsi, daß si im erschte Momänt mit dem beschte Wille nid gwüßt hei, was sech säge. Mit Tränen i den Ouge het der Renat sym alte Meischter d’Hand gschüttlet, und du het der Herr Thüring der Meischter Sterr uf d’Syte zogen und isch mit ihm wyter träppelet.

Mit der Freud isch aber o ne Schräcken über ds Veronika cho. Wohl isch ihm di schwäri Lascht, wo-n-es sit dem Tod vom Claudius drunder glitte het, vom Härz gfalle; aber het nid di Laiebrueder-Chutte, wo der Renatus treit het, bedütet, daß si doch wider usenandere müeße? Der Renatus het us de verwunderete Blicke vo der Meischterstochter usegläse, was si sech für Gedanke macht. Er het se gheißen absitzen und isch zuetroulech, wi albe vor Jahren im Chlapperlöubli, näbe se gsässe. Und du hei si enanderen afa erzelle, wi si düre müeße heige. Und wo si d’Houptsach dervo hei brichtet gha, het es keini längen Erklärunge meh bruucht. Beidi hei jitze klar und dütlech gwüßt, was si früecher geng dänkt hei: si ghöre zunenand. «Wei mer jitze für e Räschte vo üsem Läbe zsämeblyben und üse Wäg gmeinsam mache?» fragt der Renat, und ds Veronika het g’antwortet: «Ja, bis i d’Ewigkeit, und jitz chunnt is nie nüt meh derzwüsche. I bi d’schuld, i allei, daß mer nid ehnder zsämecho sy. I bi blind gsi; aber d’Ouge sy mir ufgange, und jitz bhalten i se-n-offe, bis du mer se de für geng zuedrücksch.»

Di beiden Alte sy wider umecho. Si sy underwägs eis worde, der Meischter und sy Tochter sölle no uf der Egg vorne blybe, bis daß ds Veronika wider z’grächtem roti Backe heigi, und der Renat söll bis dahi im Schwibboge-Huus dem Herr Thüring hälfe Schindle mache. Du het der Herr Thüring gseit, jitz müeß er zum Schwibboge hindere, synen Ordesbrüeder ga Rächeschaft gä. Di andere hei aber nid abgä, bis er nen erloubt het, mitz’cho, und du sy si alli mitenand dert hindere gspaziert.

Alles, was no im Chloschter gläbt het, isch bim Kruzifix versammlet gsi. Mit mächtige Worte het ne der Herr Thüring erklärt, warum es ne nümme lydi i ihrer Mitti und wi-n-ihm sys Härz befole heigi, der Wahrheit nache z’gah und alles dahinde z’la, was sech dermit nid vertragi. Zum Schluß het er ne du no gseit, wenn si vo sym neue Gloube meh möchte wüsse, so sölle si ds morndrisch und alli Tag wider zue-n-ihm ufe cho.

Di Chloschterbrüeder hei z’erscht e chly d’Chöpf la hange, wo si wider der Bärg ab sy; aber si sy no lang nid bim Chloschter unde gsi, so het me se furchtbar ghöre dischputiere, und sicher hei si a däm Abe bi ihrnen Andachtsüebunge d’Gedanke nid z’grächtem binenandere gha. Ds morndrisch sy si richtig alli wider zum Schwibbogen ufe cho und no ne Huuffe Lüt us em Dorf derzue. Numen eine, der Brueder Constantius, het erklärt, da syg der Tüüfel im Spil, är chomi nid mit. Är blybi bim alte Gloube, und wenn Himmel und Ärde zsämefiele.

Under em Kruzifix het der Herr Thüring Rust syne Lüten e gwaltigi Bärgpredig ghalte, und allizsäme hei mit der gröschten Andacht syni Wort verschlunge. Aber scho bald nadäm si sech zu syne Füeße hei nidergla gha, het der Brueder Constantius dunden im Chloschter d’Gloggen afa zieh und glütet und glütet und glütet, wi wenn er di böse Geischter us em ganzen Ämmetal wetti verschüüche. Dobe, bim Kruzifix, sy si da drob je länger, descht ungeduldiger worde, und scho hei sech ihrere-n-es paar wellen uf e Wäg mache, für der Brueder Constantius ga z’ringgle. Da seit ne der Herr Thüring: «Löjt ne la mache! Er meint’s guet, und dä, wo da zu üsne Höupte hanget, het sälber gseit: ‹In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.›» Und wo-n-er sy Predig fertig gha het, schickt er eine vo de Mönche zum Brueder Constantius abe, er söll ihm ga säge, der Schindler Rust schick ihm e fründleche Grueß und löj ihm la säge: «Und wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz und eine klingende Schelle.»