Text:Rudolf von Tavel/Gueti Gschpane/Kapitel 10

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X.

Ds morndrisch het der Gärtner vom Barfüeßer-Chloschter z’Bärn zum Brueder Chuchimeischter, wo-n-er a d’Halden aben isch cho Grüens reiche, gseit: «Es geit nöue luschtig da oben i der Freistatt!»

«Ja schier», het der Mönch g’antwortet, «wenn di Herre vo der Regierig ghörte, wi me sech bi üs über se luschtig macht, si würde sech wohl bsinne, öb si di Chriegsgurgle wette la druus schlüüffe.»

«Was isch eigetlech o los?» fragt der Gärtner, und der Mönch brichtet ihm: «He, was isch los — du bsinnsch di ja, daß nam Neujahr sträng verbotte worden isch, z’reise, syg’s für e Cheiser oder für e Chünig. Aber es git halt Lüt, wo uf däm Ohr nüt ghöre. Wenn die a menen Ort e Batze Gäld gseh glänze, so bhet se niemer meh. Si syn ihm uuf und nache, wi der Tüüfel hinder neren arme Seel. Der Stein und alles, was zue-n-ihm het, sy uuf und furt gsi, me het nume nüt dervo gmerkt gha. Und wo mene nachegschickt het, si söllen uf der Stell umchehre, so hei si dene Ratsbött nume di längi Nase gmacht: bheit is, wenn dr chöit! — Jitz sy si nächti umecho. Aber si hei gschmöckt, daß nid guet Wätter isch, und hei sech i d’Freistatt verzoge.» «Jä, u jitz? — Si chönnen emel nid da blybe bis a ihres sälig Änd!»

Us de Fänschter vo der Freistatt het me wider es Glächter ghört, daß es ein dunkt het, es sötti d’Dili lüpfe.

«Jä, u jitz! Allwäg chönne si nid da blybe. Me wird ne de scho brichte, was es choschti, gäge Wille vom Rat z’reise. Aber weisch» — der Mönch het d’Hand näbe ds Muul, wi wenn er wetti verhüete, daß si doben öppis ghöre — «weisch, es isch halt gar eigets. Die Lüt, wo undersetzt sy, rüehrt me halt doch geng weniger ruuch a als die, wo nüt hei. Wo öppis isch, macht me süferli — me weiß nie, wenn men öppe no froh wird drüber — aber wo nüt isch, da tuet me no dür, was eine z’guet het. Vo dene da obe wird scho keine ghänkt, si hei vil z’vil hei bracht. Potz Marter! Söttisch gseh, wi die gchramet und aghänkt hei! Die darf doch niemer arüehre! Emel afe bim Stein het gwüß keine d’Finger zueche. — Aber einschtwyle darf emel jitz no keinen a d’Tagheiteri use.»

«Das isch mer afen e Läbtig das», meint der Gärtner. «I re Freistatt wird nöue süsch nid so glachet u brüelet.»

«U gfrässe», fahrt der Mönch furt und schlat es Chrüz, «u gsoffen u gschworen u gsungen u — gmüntschlet.»

Dem Gärtner sys Muul isch ufgange, daß der Mönch sech schier het müeße ha, für nid dry z’falle.

«U gmüntschlet?»

«U gmüntschlet.»

«Ja wär de? Wän de?»

«He, si hei Wybervölcher o by sech!»

«Öppe doch nid!»

«I ha’s ja gseh! — Es isch da eine derby, der jung Herr vo Römerstall vo Rörswyl, dä isch mit der Tochter vom Meischter Sterr im Chlapperlöubli versproche.»

«Was Dir nid sägit!»

«I ha’s ghört, wi si dervo gredt hei, und der Stein het ne dermit ufzogen und ihm befole, se la z’reiche. ‹Häre mit däm Meitschi!› het er gseit, ‹i möcht das gseh.› — Und du hei si gschickt se ga reiche. Sälber hei si richtig nid voruse dörfe. Und si isch du cho mit ihrem Vatter; aber i gloub, es het der Junker groue. Chuum isch si dinne gsi, so het der Stein zue-n-ihm gseit: ‹Junker, Dir erloubet?› und het nere grad es Müntschi gä. Ihre-n-isch es gwüß o nid rächt gsi, si isch bald chräbsrot, bald bleich worden und sitzt jitzen i menen Egge, wi nes Vögeli, wo z’früech us em Näscht gfallen isch. Und der Vatter macht es Gfräß, daß d’Nidle drob suureti.»

«U de der Junker?»

«Der Junker? — Joa, was het dä welle! Da heißt’s: Vogel friß oder stirb! Wär mit dem Stein geit, isch’s gwanet, daß er ärnet, wo-n-er nid gsäjt het. Bhüetis, bhüetis! — Das isch halt eso. Wo Gäld isch, isch d’Gwalt, und da böglet sech alls. Si frässen ihm us der Hand wi d’Tübeli. — Aber i verdampe mi, i mueß ga luege.»

Der Brueder Chuchimeischter het sys Chörbli mit Louch und Peterlig gno und isch der Bärg uuf dem Chloschter zue. Der Gärtner het i sys Chrutbett yne brümelet: «Äbe, u di Herre Patres wüsse däich o, warum si däm Herr chüechle.»

Der Chuchimeischter het’s ärnscht gmeint, wo-n-er gseit het, er welli ga «luege». Er isch nid nume ga luege, ob syni Ghülfe der Bratspieß flyßig dräje. Ihn het o meh interessiert, was i der Freistatt «über» sygi. Und so isch er alli Bott dert yne ga glüüßle.

Me het scho chly müeße dert daheim sy, für chönne z’underscheide, wär da sygi. Di Freistatt isch e große, aber nidere Saal gsi mit nere Bsetzi vo runde Chiselsteine. A den Underzüg vo der fyschtere hölzige Dili sy Ornamänt mit Blueme gmalet gsi. D’Fänschter hei nid vürig vil Heiteri yne gla; aber hütt sy si wyt offe gsi, und d’Meiesunnen isch uf allerhand glänzigs Züüg gfalle, wo di Chriegshouptlüt hei anne gha, und derzwüschen o uf eint oder anderi Glatze vo mene Chloschterbrueder. Uf de Tischen isch allerhand Äß- und Trinkgschirr gstande — di Lüt hei zum Zytvertryb g’ässen und trunke — und i de Wyschwettene sy beinigi Würfel ghöcklet und hei mit ihrne schwarzen Öugli liechtsinnig umenandere gluegt. Ds Mannevolk isch de Wände nah uf de Bänk pflartschet oder grittligen uf de Stabälle gsässe, het Güntli brichtet, glachet und d’Regierung verspottet, wo se gärn möchti chlemmen und nid rächt dörfi, wil di Ratsherre sech sälber ds Tööri zum Reise möchten offe bhalte. D’Stube het es Gschmäckli gha. Vorhär het’s drinne gchlöschterlet und barfüeßelet, und wenn d’Mannen us em Chrieg umechöme, niene z’grächtem dür ds Wasser müeßen und de no ne ganzi Nacht düre Wy trunke hei, so dürenänderlet’s de alben e chly, grad so wi — i ihrne Chöpfe.

Wo ds Veronika Sterr mit sym Vatter i das Züüg yne cho isch — d’Muetter het’s fascht z’under obsig gchehrt, daß me si nid o häre bschickt het — isch ihns e Gruusen acho, und es het i sym Innerschte dänkt, d’Manne sygen eigetlech Guseni. Am liebschte wär’s wider uuf und dervo; aber jitz isch es gfange gsi. Wo-n-ihm der Herr vom Stein het es Müntschi gä, isch ihm alles z’ringsetum gange. Unappetitlech isch er nid gsi, aber uheimelig. Es isch öppis wi ne böse Geischt in ihm gsi, öppis Gwaltsams, Herts, wo eim angscht gmacht het. Aber im Schöntue het ihm keine nache möge. Alli het er um e Finger glyret, wo mit ihm abändlet hei, Chünigen und Herzög — nume der Kardinal Schinner nid. Fascht willelos het sech ds Veronika vom Junker Chlous zu mene Bank la füehre, wo men ihm es Chüssi het grüschtet gha. Und es het’s müeße la gscheh, daß vor allem däm Mannevolk der Chlous näben ihns isch cho sitzen und ihns obenyne gno und ihm vo Zyt zu Zyt es Müntschi gä het. Är het o na Wy gschmöckt. Däm arme Veronika isch ds Briegge z’vorderscht gsi, und der Meischter Sterr het i menen Egge hinde der Tag verwünscht, wo-n-ihm der Junker i ds Huus cho isch. Aber alli drü hei gchnorzet, gschlückt und borget, für derglyche z’tue, si finde ds Läbe gruusam schön.

Der Junker het dem Veronika wider allerhand gchramet gha; aber me het ds Gepäck z’Bälp usse gla, im Schloß vo dene Stein, damit me ne’s nid öppe chönni konfisziere. Und so het sech hütt ds Veronika mit Versprächunge müeße zfride gä.

Mit dem Ougeblick, wo der Meischter Sterr mit syr Tochter yne cho isch, het sech der Lärmen i der Freistatt doch es bitzeli gleit gha; derfür het me du aber o besser ghört, was öppe gredt worden isch. Der Herr vom Stein het sech vor em Meischter ufpflanzet und mit ihm afa brichte vo syne Chunschtwärk. «Heit Dr dä Gsell no», fragt er ne, «wo di Schybe für e Junker Chlous gmalet het?» Und du chehrt er sech gäge Chlous überen und fahrt mit mene fyne Spott i de Mulegge furt, «wi isch das nöue gsi? Erzellet is das no einisch!» Dem Veronika isch e Stich dür ds Härz gange, und es het mit syne dunkelbruunen Ouge der Junker agluegt, wi wenn es ihm wetti säge: Heit Erbarme mit ihm! Öb’s der Junker verstande het oder nid, uf alli Fäll het er nid gwüßt, warum er der Renatus Urghend sötti schone, wo sech e Glägeheit botte het, dem Fäldoberscht e Gfalle z’tue. Und so het er under em Glächter vo syne Kameraden afa erzelle: «He, dä Lappi isch halt verliebt gsi i sy Meischterstochter — was me ja cha begryffe — und het sech en erschröcklechi Müej gä, se-n-uf di Schybe z’male. Und es isch ihm grate, me mueß es säge.» Ds Veronika het probiert, der Junker z’gschweiggen und het ihm d’Hand vor ds Muul gha; aber dä het ihm se-n-abe drückt und fürgfahre: «Und derby het da Trappi nid gwüßt, daß er di Schybe für mi malet und daß er mi sälber druffe no verewiget.»

«Es geit doch nüt über so ne guetmüetige Tropf», het eine vo ds Chlouses Kamerade gseit, und der Herr vom Stein fragt der Meischter, öb me di Schybe nid chönnti gseh. Wenn er erloubi, so schicki der Herr Prior scho öpper, se ga reiche. Der Meischter het gseit, er wüßti nid, warum me se nid sötti ga reiche, eigetlech ghör si ja jitz dem Junker, si sygi so vil wi fertig. Nume sölli de dä, wo se gangi ga reiche, doch ja rächt Sorg ha, daß ihm nüt Ungschickts dermit passieri. Es sygi eis vo de schönschte Stück, wo bi ihm syge gmacht worde.

Am liebschte wär der Meischter sälber se ga reiche; aber er het’s nid über sech bracht, sy Tochter allei under däm Mannevolk z’la.

E Chloschterbrueder het sech uf e Wäg gmacht, und underdesse het me wider allerhand afa brichten und bald nümmen a di Schybe dänkt. Dem Veronika isch es scho lang nümme heimelig gsi i där Freistatt, gäb wi-n-ihm der Junker schön ta het, und es hätti öppis drum gä, wenn der Vatter mit ihm gäge hei zue hätti welle. Währed allem däm isch es bständigs Ynen und Use gsi, und niemer het sech g’achtet, wär yne cho isch, bis undereinisch der Renatus Urghend mit der Schyben under em Arm z’mitts im Saal steit. — Er het verno gha, daß sy Widersacher i der Freistatt sygi und nid use dörfi, und da dervo het er profitiert, für i ds Chlapperlöubli z’gah. Dert hei si-n-ihm gseit, wo der Meischter und sy Tochter syge, und er het no mit mene Gsell brichtet, wo dä Barfüeßer-Mönch d’Schyben isch cho höische. Da isch Füür i syni Ouge cho, und er het dem Mönch gseit, är heigi di Schybe sälber gmalet, är well se-n-ufe bringe. Und jitz isch er da gstande, so fescht und trotzig, wi ne-n-i sym Läbe no niemer het gseh gha. Ds Veronika het syni Blicke nid mögen ushalten und het probiert, sech vom Junker los z’mache; aber dä het’s i sym Arm gha wi i mene Schrubstock und der Renat mit übermüetige Blicke vo Chopf bis zu de Füeße gmuschteret. Es het no keis vo beidnen es Wort gfunde gha, wo der Renat der Junker fragt: «Isch es wahr, daß Die da Eui Brut isch?»

Jitz isch der Junker ufgschossen und het ihm mit dem gröschte Triumph i ds Gsicht gworfe: «Ja, das isch si. Hätt i öppe di z’erscht sölle cho frage?»

Da het der Renat, ohni nes Wort z’säge, sys Meischterwärk mit beidne Hände höch uuf, so daß e Sunnestrahl di prachtvolle Farben uf sys eigete chrydewyße Gsicht gworfe het, und — schlat’s mit aller Chraft uf e steinige Bode, daß di ganzi Schyben i hundert Schärbe verfahren isch. Im glychen Ougeblick, wo ds Glas am Bode gchlingelet het, isch dem Veronika e Brüel etfahre. Der Junker het sech nümme gspürt vor Wuet und numen eismal über ds andere brüelet: «E Däge! E Däge!» Und währeddäm er uf e Renat losgfahren isch und ne-n-am Chrage packt het, hei der Herr vom Stein und di andere vo allne Syte grüeft: «Freistatt, Freistatt!» E Chloschterbrueder het protestiert: «Hie inne darf keis Bluet fließe!» Und us menen anderen Eggen isch e Stimm lut worde: «So gheiet ne-n-use, dä Lumpehund!» Der Meischter Sterr isch us sym Eggeli vüre gsprungen und het an allne Glider zitteret vor Chlupf und Töubi. Jitz isch alles uf de Beine gsi, und i däm Dürenand isch der Renatus undereinisch wi vom Ärdbode verschwunde gsi. Mit rote Chöpf hei si alli dürenandere gredt und brüelet, und di einte hei probiert d’Schärbe zwüsche de Bsetzisteine zsäme z’wüsche. Mänge het no ne farbige Bitz Glas gäge ds Fänschter gha und gseit: «O wi schad!»

Ds Veronika Sterr het afa brieggen und sech uf kei Wys meh welle la tröschte, bis me dem Meischter erloubt het, mit ihm hei z’gah. Er het o no ne Blick uf d’Schärbe vo ds Renats Meischterstück gworfe, der Chopf gschüttlet und eismal über ds andere gseit: «Nei, dä dumm Kärli!» Uf em Heiwäg het er zu syr Tochter gseit: «I ha doch geng dänkt, di Schybe bring mer de no Verdruß. Es isch halt vo Afang a dermit nid gange, wi-n-es hätti sölle. Da het mer der Herr Manuel e schlächte Streich gspilt!»

D’Muetter Sterr het underdessen im Chlapperlöubli Luftschlösser bouet und scho höch byget gha, wo si ihre Ma und ds Veronika gseht d’Gaß ab cho; aber es het se nöue dunkt, si gseje nid uus, wi wenn si Großes verrichtet hätte. Si het nen i der Loube vor der Hustüre gwartet, und wo si d’Stägen uuf cho sy, fragt si, i der Meinung, si überchömi de Wunder was z’ghöre: «Und jitz?»

Statt z’antworte, sy si beidi an ere vorby, der Meischter isch ohni ume z’luegen i d’Wärchstatt und het d’Türe hinder sech gschletzt, ds Veronika i d’Wohnstube. Wo d’Muetter hinder ihm här yne chunnt, findt si’s uf em Bänkli i der Fänschternische, ds Gsicht in es Fürtech vergrabe. Es het briegget zum Erbarme.

«Aber i bitte di, was het’s jitz gä, du guets Chind?» Si het no nes Chehrli müeße warten und däm Jammer zueluege, bis si en Antwort übercho het. Ändlech isch under bitterem Schluchze vürecho: «I cha nid, i cha nid, i cha nid!»

«Was channsch nid?»

«I würd eifach unglücklech.»

«Warum?»

«Das Dräck-Mannevolk!»

«E, du muesch nid so zimpferlech tue, du Babeli! Du hesch halt no nüt gseh vo der Wält. Es geit nie fyn zue, wenn d’Mannen under sich sy. Wäge däm cha d’Wält emel nid ufhöre.»

«Si hei ne ganz verderbt. Er isch gar nümme wi früecher.»

«Ja, was isch eigetlech de gange?»

«Fraget der Vatter!»

Es het d’Frou Sterr scho so wi so i d’Nase gstoche, daß ihre Ma, ohni ne Ton vo sech z’gä, grad i der Wärchstatt verschwunden isch. Drum het si ihres Verhör bim Veronika abbrochen und isch der Meischter ga z’Red stelle: «Was heit dir o beidizsäme, daß dr eso vermückt heichömet?» Der Meischter isch gar nid im Luun gsi, läng und breit z’erzelle, was si i der Freistatt bi de Barfüeßer erläbt hei. Er het in ere Schublade voll Handwärkszüüg umegchramet und gseit: «E wäge der Schybe vom Junker.»

«Ja, was isch mit dere? — Isch er öppe nid zfride dermit?»

«Channsch se ga zsämeläse!»

«Was? Wo?»

«He, bi de Barfüeßer.»

«Ja wi chunnt jitz die dert ufe?»

«He, si hei se la reiche!»

«Ja und du? Het’s e Chlopfete gä oder het se-n-öpper la gheie?»

«He, der Urghend.»

«Was, dä? Isch jitz dä wider im Land? I ha doch geng gseit, dä bring is de no Ungfell. Was het er de dermit agstellt?»

«Verschlage het er se, äxpräß, kes Bitzli isch ganz blibe dranne.»

«Isch dä nid bi Troscht? Warum het er se de verschlage?»

«E, us Töubi wägem Meitschi.»

D’Frou Sterr het d’Ouge höch ufgsperrt und na Worte gsuecht. «So, so», het si ändlech gseit, «het dä no nid gmerkt gha, was es gschlage het? I ha geng gseit, me sötti dütlecher mit ihm rede!» Mit däm isch d’Frou Sterr wider übere gschossen und über ds Veronika härgfalle: «Und du bisch Babeli’s gnue und geisch ga hüüle wäge mene settige Stopfi, wo du druff und dranne bisch, Frou Junkeri z’wärde? Dir isch nid z’hälfe. Jitz gang ufe ga d’Wärchtigchleider alege, enanderenah!»

Ds Veronika isch no so froh gsi, der Muetter us den Ouge z’cho. Si isch jitz schier no meh us em Hüsi gsi als Ma und Tochter, wil si eigetlech no lang nid gnue gwüßt und derzue no gmerkt het, daß si einschtwylen ihre Gwunder no müeßi bändige. Wi ne Hurnuß isch si i Chuchi und Wohnstuben umenandere gschosse, Stägen uuf und Stägen ab, und der Meischter het sys z’Nachtässe schließlech doch no mit mene zwöite Verhör müeße verdiene.

«Ja und jitz der Junker?» het si ne z’Red gstellt.

«Eh, er wird sech öppe de scho zeige», seit der Meischter, «wenn’s ihm bis dahi nid verleidet. Druus und dänne sy de di Houptlüt öppe no gar nid! Einschtwyle dörfe si nid us der Freistatt use. Und was me so ghört säge, sygi d’Mehrheit vom Rat derfür, se de no für nes paar Wuchen yz’lege.»

«Ja, dänk wohl!» meint d’Muetter Sterr, «das fählti sech jitz grad no. Täte si lieber settigi Bursche ringgle, wi der Urghend! Dä lasch mer de nid loufe! Di Schybe mueß de vergüetet sy!»

I syni Chunscht- und Gschäftssache het sech der Meischter vo niemerem la yne rede, o vo der Frou nid, und drum het er nere, ohni wyteri Wort z’mache, gä z’verstah, uf däm Ohr ghör er de nüt.

Es paar Tag speter het d’Frou Sterr Glägeheit übercho, z’merke, daß men i der ganze Stadt ume, vom obere bis zum undere Tor, vo däm brichtet, was der Renatus Urghend i der Freistatt vo de Barfüeßer agstellt het. Uf em Wäg zur Tante Wyngarte het si der Ratsherr Bütschelbach und der «Schlüssel»-Wirt atroffe, wo juscht di Gschicht zsäme verhandlet hei. Si isch mit nen i ds Gspräch cho, und der Gunthälm seit zu der Meischtersfrou: «Dir heit Verdruß gha mit däm Urghend; das mueß doch o rächt e verrückte Kärli sy! Myr Läbtig han i no nüt eso ghört, daß eine sys eigete Meischterstück muetwillig geit ga verderbe. Er wird dänk öppen e Ruusch gha ha.» No bevor d’Frou Sterr het chönnen Ufschluß gä, antwortet der Herr Bütschelbach: «Rächt het er gha! Dä Bursch gfallt mer. A sym Platz hätt i’s nid anders gmacht. Da schaffet eine flyßig und treu a mene Chunschtwärk, für eine vo denen übermüetige Chronefrässer, und de sött er sech de no von ihm la zum Narre ha. Es isch ganz guet, wenn me sech vo dene Lüte nid alles lat la gfalle.»

«Da heit Dir o wider rächt», seit der Gunthälm, «es isch es wahrs Glück, daß Eui Partei im Rat ds Mehr gha het. Ja, ja, üse Herr Schultheiß, der Herr vo Diesbach, wird däm Glöuf jitz de schon es Änd mache! No vor mene Monet hätti me nid gloubt, daß es grate würdi, di Afüehrer und Verfüehrer i Turm z’lege. Das isch ganz rächt, he, he, daß die o einisch müeßen erfahre, wi guet men uf hiesigem Roggestrou lyt, he, he!»

D’Frou Sterr het sech vor Ersetze nid gwüßt z’tüe und fragt: «Dir wärdet mer doch nid agä, si heige di Herren alli ygsperrt?»

«Alli zsäme», seit der Herr Bütschelbach mit dem ganze Stolz vo syr Ratsherrewürdi. «Nume der Ritter vom Stein — da isch es halt doch öppis anders, mit settigne Lüte mueß me süüferli umgah — darf sy Arräscht daheim absitze. Es isch ja nid e Strafgfangeschaft, me wott se nume habhaft sy, bis di Gäldsachen i der Ornig sy. Si müeßen ablifere, was si vom Chünig übercho hei. Dernah lat me se de uf Urfehd loufe. Aber jitz hei mer se-n-i de Finger, jitz chöme si nid ungschlage druus.»

Di zuekünftigi Schwigermuetter vom Junker Claudius von Römerstall het ihrnen Ohre nid trouet und gfunde, me wüssi afange nümme, was me von ere settige Regierung dänke sölli. Aber si het doch nid rächt mit der Sprach dörfen usrücke.

Si sy underdesse vor e Chefiturm use cho, wo zu sälber Zyt i mene gmuurete Grabe der Bär vo Novara sys Wäse tribe het. Da isch e ganzi Zylete Lanzchnächten über d’Brüschtung yne gläge; si hei ihres Sitzläder gsunnet und mit dem Bär allerhand Churzwyl tribe. Was si gredt hei, isch ungfähr so suber gsi wi der Bode vom Grabe, wo d’Lüt us de Hüser z’ringsetum alles dry gworfe hei, was si dänkt hei, für ne Bäremage syg’s no guet gnue. Wo si a dene Lüte vorby gange sy, seit der Ratsherr Bütschelbach: «Lueget jitz, da lige si wider z’zyletewys a der Sunne, di fule Kärlisse. Da gseht me grad, wi si sech ds Arbeiten abgwöhnt hei.»

«Schmeize sött me se», seit der Gunthälm, «i wett, i hätt e Geisle da!»

Im sichere Gfüehl, daß men ihm a der Syte vo mene Ratsherr nüt wärdi dörfe säge, het der Gunthälm das äxpräß eso lut gseit, daß di Chriegschnächte ’s hei müeße ghöre. Ufgstande sy si frylech nid. Si hei nume hindere gluegt, und nachhär seit eine zum andere: «Du, dä wott auwäg no einisch uf ne Brunnestock ufe!»

«Auwäg», antwortet e dritte. «Manglisch öppe wider e Wösch, Kardinäutschi?»

Der Gunthälm het gmeint, er dörf sech das nid la biete, und het sech zum Grabe zueche gla und gfragt: «Wär erloubt sech da, mir ds bös Muul az’hänke?»

Es het sech nume keine vo der Stell grüehrt; aber si hei alli d’Achslen ufe zoge, enandere verschmitzt agluegt und sech der Buggel voll glachet. Der Herr Bütschelbach, wo afange gwüßt het, daß men in ere Chuchi gärn e Bräm uflist, het der Gunthälm bim Ermel zogen und ihm gä z’verstah, si welle wyters. Aber der Gunthälm isch eso druff versässe gsi, me dörf sech der Übermuet vo dene Reischnächte nümme länger la gfalle, daß er sech nid het mögen ebha, no wyters usez’höische. «Ganget Dir öppis ga tue, dir Fuulpelze, sit wenn lyt men a mene heiterhälle Wärchtig däwäg uf der Gaß ume? Oder» — und das het der Gunthälm jitz mit voller Absicht so lut gseit, daß me’s wyt umenand het müeße ghöre — «weit dr öppe da warte, bis eui Afüehrer wider us der Chefi chöme?»

Was der Gunthälm welle het, isch ihm über Erwarte guet grate. Di Herre, wo im Turm änet dem Grabe hinder de Gitter o däm Bär zuegluegt hei, hei’s ghört und rüefen oben abe: «Wart nume, bis mer wider dusse sy, mer wei dr de scho brichte, was gah söll!» Das het bi de Lanzchnächten unden ygschlagen und di glychi Würkung ta, wi wenn men amene Muni im Stall d’Halschetti löst. Si hei ufgha, und undereinisch isch der Gunthälm z’mitts under ne gsi, isch gmüpft und trappet worde, und gäb er no Zyt gha het, dem guete Rat vom Herr Bütschelbach z’folge, isch undereinisch sy Chappe zwüschen abgnagete Bei und allerhand Gfräs im Graben unde gläge. Und chuum isch das gscheh gsi, so sy d’Lanzchnächten alli verschwunde gsi, wi i d’Muuslöcher abe. Erscht, wo der Gunthälm mit Ufbegähren und Schimpfe dervo gloffen isch, für der Bärewärter ga z’sueche, hei si sech nah-ti-nah wider zueche gla, für cho z’luege, wi der Bär dem «Schlüssel»-Wirt sy Chappe tryschaagget het.

D’Frou Sterr het mit der Frou vo Wyngarte vom Fänschter uus däm Spektakel zuegluegt und dadranne jedefalls meh Freud gha als am Bscheid vo ihrer Schwöschter, wo gfunde het, jitz sygi ds Veronika uf em beschte Wäg derzue, zwüsche Stuehl und Bank a Bode z’sitze; aber das schadi jitz grad einisch nüt. Dä Junker vo Rörswyl heig nere nöue nie rächt gfalle.