Text:Rudolf von Tavel/Götti und Gotteli/Kapitel 8

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VIII.

Ds Jetti tanzet, und der Karludi bruucht der Mantelschrage-n-als Schüüchläder. E nächtlechi Heerschou und e halbe Tag Bataillonsschuel.

Mitti Horner isch es gsi. Di ehrigi Diana z'Rychebach het e höchi Schneechappe treit und di blutte Füeß tief im glitzerige Schnee verschteckt gha. D'Familie Lombach isch juscht am z'Morgenässe gsi, da ghört me dusse – rill rill rill rill rill rill rill – e Schlitte. Zwo Minute druuf chunt ds Chammermeitli cho säge, der jung Herr Landorfer laj d'Jumpfer Henriette fründlech ylade zu nere Schlittepartei. A alles het me-n-ender dänkt, als a die Überraschung. Alli Ouge hei Fragzeiche gschpeut, und niemer het welle syni Gedanke verrate. Ds Jetti het vor Freud der Appetit verlore-n-und doch nüt welle derglyche tue. D'Eltere hei sech vor der pinleche Wahl gschpürt, ihres Töchterli de Götti-Experimänt vom Karludi prysz'gä oder der Götti abz'schüssele, uf d'Gfahr hi, ne vor e Chopf z'schtoße. Bis jitz frylech het me vo ds Karludis Erziehungsversueche no so wenig Erfolg gmerkt, daß me gfunde het, er verdieni kei neue Vertrouesbewis. Und doch het's d' Frou Blanche gluschtet, 's no einisch la druuf abz'cho. Ds Gchähr isch nere scho lang verleidet gsi, und vo öpper anderem als vom Karludi het sech ja ds Jetti doch nid welle la hälse. Schtatt länger z'wärweise, isch si i Hof abe, der Karludi ga z'Red schtelle. Sobald si du vernoh het, daß e ganzi Gsellscheft vo junge Lüte di Schlittepartie arrangiert heigi und daß me sech, höchscht konvenabel chaperonniert, z'Worb Rendez-vous gä heigi, isch ihre-n-Etschluß fertig gsi. Me het ds Jetti mit sym jubilierende Härz i sibenezwänzg Shawles, Mäntel und Dechene-n-yglyret, näbe Karludi i d'Schafspelze gsetzt und ne gueti Reis gwünscht.

D'Frou Blanche frylech het sech, währeddäm di Glückleche zum Tor us gfahre sy, gschwore, wenn's aber jitz de nid welli guete, so bheig si's de nümme länger, ihres Gheimnis, und der Karludi well si de i sy Achillesfärsere chlemme, daß er d'Schtärne-n-am heiterhälle Tag gseji.

Ds Herr Landorfers »Bayard« isch bekanntlech kei hüürige meh gsi. Nüt descht weniger sy Böum und Hüser a ds Karludis Schlitte verbygfahre, me het nid gwüßt wie. Worbloufe, d'Papiermühli, d'Wägmühli, Rörswyl, Deißwyl, Schtettle, Vechige, sy dürschnuusset gsi, und ds alt-trotzige Schloß Worb het uf se-n-abe gluegt, gäb daß di Zwöi derna gfragt hei.

Vor em »Schtärne« sy scho d'Schlitte vo de-n-andere Teilnähmer i Park ufgfahre gsi, und bald isch dem Karludi syne läär dernäbe gschtande. Mit großem Triumph het der Karludi sys Gotteli i d' Herreschtube-n-ufe gfüehrt, und es dröhnends »Bravo« het se-n-epfange. Di ganzi Gsellscheft isch mit mene jubilierende Hohngschrei übere junge Lentulus härgfalle, will er mit nere Tochter gwettet gha het, der Karludi wärdi z'Rychebach mit Glanz abfahre. »Allwäg bi-n-i mit Glanz abgfahre,« het er sym Fründ gseit, wo-n-er's vernoh het, »aber anders als du's gmeint hesch.« Dem Jetti het di Wett e-n-epfindleche Schtich gä, so daß es im Afang e chly Müej gha het mit der Feschtschtimmung. Zu sym Etsetze het di ganzi Gsellscheft bereits usgmacht gha, me müessi sech uf ne-n-anderi Art d'Füeß werme, will d'Chauffe-pieds der Dienscht nid heige möge tue. Ds Hülfsmittel isch o bald erschine i der Form vo nere Handharfe. Under de chährende Süüfzer vo däm Langnouerbalg isch di guetmüetigi Dame patronesse mit de Tische-n-und Schtüehl a d'Wand gschobe worde, für de läbesluschtige Paar Schpilruum z'mache.

Ja und jitz ds Jetti? – Das het di glücklechi Idee gha, das mal ds folgsame Gotteli z'schpile, und het i aller Harmlosigkeit mitghopfet. Derby het es sech usegschtellt, daß sy Grazie-n-under de guete Prinzip o nid im mindischte Schade glitte gha het. Im Gägeteil, währed alli andere Töchtere dank ihrne Tanzlätzge-n-und Ballexerzizie-n-öppis g'Günschtlets gha hei i ihrne Maniere, het ds Jetti dür sy ganz frei gwachseni Anmuet e so guet abgschtoche, daß es nie um ne Kavalier i Verlägeheit cho isch, trotzdäm meh Töchtere-n-als Herre da gsi sy. Es het di luschtigi Gsellschaft dunkt, si heige chuum agfange, so het scho d'Abedsunne dusse d'Schneefälder mit Guld und Purpur überschüttet, und es isch vo Ufbräche gredt worde. Für emel ja nüt z'verderbe, het der Karludi z'allerierscht la aschpanne-n-und isch der glych Wäg gäge Rychebach zue gfahre, wo si här cho sy.

Jitz isch es ja ganz glych, öb me hinderem Däntebärg oder vor em Däntebärg düre fahri. Der Schleipf isch uf beidne Schtraße glych guet gsi, d'Abedsunne glych guldig, d'Liechter i de schneevergrabene Burehüser glych heimelig und ändlech d'Schtärne-n-am dunkelpurpurfarbige Nachthimmel glych grüenlech und bläulech. Aber währed hindedüre-n-es uschuldigs Paar i gottsäliger Verliebtheit gäge hei zue gfahre-n-isch und sech über ne vergnüegte Namittag gfreut het, ohni nume-n-a di andere Lüt z'dänke, hei vorne-düre-n-es halbs Dotze schpitzigi Zunge hinder ihrne Cache-nez gwäffelet über di Zwöi, wo äne düre gfahre sy. Het me scho der ganz Winter düre sech nid chönne-n-erschöpfe-n-i kritische-n-Erörterunge-n-über ds Jetti, will es im gsellschaftleche Läbe nid het welle mitmache, so het me sech jitz ergellschteret drüber, daß es trotz aller Frömmigkeit »ab der Chetti gsi sygi, wie keis anders und tanzet heigi wie-n-e Zwirbel.« Da gsej me's jitze. Wenn me meini, so eis chönni nüt als singe-n-und bätte, so etdeck me de undereinisch, daß es de »sündleche Vergnüege« um keis Haar minder zuegänglech sygi als irged es anders. Und das hei di glyche gseit, wo villicht no der Tag vorhär gseit hei, si gseje-n-emel nüt sündhafts a mene-n-uschuldige Walzerli.

Di fahrendi Hechlete-n-änet dem Bärg het zum Glück üsem Päärli weder chalt no warm gmacht. Wohl aber het ds Jetti sym Kavalier nah-ti-nah afah warm mache. Sobald der Bayard Schritt gange-n-isch, het es dem Karludi mit Frage-n-afah zuesetze.

»Wie het Ech d'Frou Ryhiner eigetlech gfalle?«

»Sehr guet. Es isch e herrlechi Frou.«

»Gället, i ha rächt gha? – Was säget Dir zu däm, was si-n-Ech grate het?«

»O, es git mer z'dänke. – Aber i ha der Wäg no nid rächt gfunde derdür.«

»E, wieso nid?«

»Si ma scho rächt ha, wenn si seit, mer sölle-n-is zrückzieh und i der Schtilli blybe. Aber erschtes gäbe mer der Kampf halt no nid uf und zwöites begryfe-n-i nid, wie si das meint mit däm Privatläbe. Was söll üsereine-n-aschtelle? I cha doch nid ga predige.«

»Das meint si aber o nid. Dir wärdet der Wäg scho finde, für Eni Ideal im Privatläbe z'verfolge.«

»Das isch gschwind gseit. Wär söll mer ne zeige?«

Jitz nimmt ds Jetti e-n-Alouf, wo-n-es scho lang vor gha het. Für sys Läbe gärn hätt es nämlich no chly ne tiefere Blick i ds Karludis Seeleläbe ta. Es probiert, ihm i d'Ouge z'luege, so guet das öppe z'mache-n-isch, wenn me näbenenandere-n-im Schlitte sitzt.

»Dir müeßet halt drum bätte,« seit es mit Härzchlopfe.

Aber der Karludi het ihns nid la yne luege. Er het der Mantelchrage wie nes Schüüchläder ufezoge gha und, ohni e Wank z'tue, sys Roß i de-n-Ouge bhalte. Antwort het ds Jetti keini übercho. Für sich sälber und dem Götti d'Verlägeheit abz'chürze, fahrt es wyter:

»Ohni das chunt me halt nid düre. Wüsset-Der, i tue's alli Tag für die wo mer lieb sy.«

I däm Ougeblick isch dem Karludi bewußt worde, daß er gar nid bruuchi z'frage, ob är o zu dene ghöri, wo dem Jetti lieb syge, und das het ne ganz merkwürdig ufgrüehrt.

Es eigenartigs Schamgfüehl het zwar sy Verlägeheit no verdopplet. Aber di härzig-chindlechi Art, mit dere ds Jetti sech i syne Worte-n-usgä het, het ne möge. Voll Rüehrung leit er der eint Arm um sys Gotteli und git ihm, ohni es Wort z'säge, es Müntschi uf sy chalti Backe.

Und es paar Minute schpäter seit er: »Das ha-n-i nid verdienet. – Du bisch doch es Liebs, Jetti« und versiglet syni Wort mit mene zwöite, härzhaftere Müntschi.

Ds Jetti het gäge das Genre vo Antworte gar nüt gha yz'wände. Aber es het sech du o ds Rächt druus abgleitet, Bedingunge z'schtelle, und drum het es, währeddäm si vo Worbloufe der Aare nah abegfahre sy und vo wytem scho d'Liechter vo Rychebach e Momänt sichtbar worde sy, no einisch probiert, öppis us em Karludi use z'bringe:

»Aber gället, jitz heit Dir mer de Gägerächt. – Dir wüsset, was i meine?«

»Ach, wenn i wüßti, daß i Ghör fänd und daß es dir z'guet chäm, Jetti,« seit er mit mene Süüfzer i di byßig chalti Nachtluft use, »i wett gwüß myni Chneu nid schone.«

»E warum wettet Dir nid Ghör finde?«

»Will i halt nid so-n-e-n-Ängel bi wie du.«

»Ängel bi-n-i afange-n-e keine. Und wenn der lieb Gott nume die wett erhöre, wo scho e Zytlang sech mit syne bsundere Sache-n-abgä hei, so gsäch's bös us i der Wält. Nei, so isch es äbe nid. Er lost uf jedes, wo-n-ihm zutrouet, daß er ihm hälfe chönni.«

»Nu, de darf i o, und i verschpriche der's.«

Im schtille het dä Schtrick dänkt, für so ne Noggischatz z'bätte gang jedefalls ring, und er het rächt gha.

Underdesse sy si i Wald yne gfahre-n-und hei gschwige. Niemer het gseh, wie ds Jettis Ouge glüüchtet hei, als di häll glitzerige Schtärne-n-am Himmel, die zwüsche de schwarze Tanneschpitze füre gflimmeret hei. Beidne-n-isch es wohl z'Muet gsi, herrlech wohl, dem Karludi im Gfüehl, daß er e-n-Etschluß gfasset heigi, dä ne het müesse-n-i d'Höchi trage, ds Jetti, will es wieder e wichtige Sieg dervo treit het.

Z'Rychebach isch dersälb Abe-n-o gueti Schtimmung gsi. Sünsch isch es zwar nid agnähm, wenn me-n-i nere heimelig dürwermte Schtube so rächt under sich sitzt und de undereinisch öpper vo usse-n-yne chunt und so ne chalte Tschuder mit ynebringt, wie's hie ds Jetti und der Karludi gmacht hei. Aber, wo ds Jetti syr Mama seit: »Erratet, Mama, was mer gmacht hei! – Tanzet!« – wolle, da het me der Tschuder vergässe. Me het der Götti no bis schpät da bhalte, für ihm mit unändlecher Holdsäligkeit z'bewyse, wie dankbar me-n-ihm derfür sygi, daß er ds Jetti zum trülle bracht heigi. Wär er nid scho so tief i di politische Vorgäng verwigglet gsi, so hätti der Karludi sicher vo däm guete Luun profitiert, für ds Jetti z'heusche. Uf was hätt er no welle warte? Aber z'erscht het er doch müesse heiter gseh i der politische Sitnation.

Er isch chuum abgfahre gsi, so het d'Frou Blanche i ihrem Optimismus agfange di ganzi bärnischi Jungmannschaft taxiere. Si het sech frylech müesse säge, ds allererscht Rächt uf ds Jetti hätti der Karludi Landorfer, und daß er dadruuf zili, het me ja völlig chönne gryfe. Aber eigetlech sygi mit däm Müntschi vom Herbscht no nüt verschribe, und im Grund hätti me wohl o chly e glänzenderi Partie für ds Jetti dörfe beanschpruche. Wenn ihm würklech jitze der Cherzeschtumpe sötti ufgah, warum sötti me nid profitiere? Wär ne-n-azündtet heig, das sygi am Änd glych. Me müessi jedefalls jitz nume derzue tue, daß er nid wieder ergangi.

Der Karludi het, wenn o z'erscht mit innerem Widerschträbe, dem Jetti Wort ghalte. Äber dermit isch er a mene Kampf verfalle, dä ne währed de nächschte Wuche z'zytewys ganz erschöpft het. Mit unwiderschtehlecher Gwalt het sech der Gedanke-n-a sy Gottelischatz i syr Seel ygnischtet. Er isch verliebt gsi bis über d'Ohre, und es het ne nume so gschrisse gäge Rychebach zue. Und de het sech de doch wieder es gwüsses Gfüehl i-n-ihm gwehrt, gäge di fascht zuedringlechi Frömmigkeit vom Jetti. Wär si nid e so chindlech und guldluter gsi, so hätt der Karludi dervor sy Rückzug aträtte. Ja, mängisch isch ne schier der Wunsch acho, wenn er nume druus und dänne wär. Aber wie schterker der Widerschtand worde-n-isch, wie tiefer isch ihm das Meitschi i ds Härz yne gschloffe. Syne-n-Eltere-n-isch's afe bald uheimelig worde-n-um ihn ume. Gredt het er grad gar nüt meh. Alli Bott het me ne müesse ga hudle, will me däm Gschtuun eifach nümme het möge zueluege. D'Frou Elisabeth het aber afah vermuete, es chönnti ihrem Suhn am Härz fähle, und drum het si einschtwyle no nüt derglyche ta und ihre Ma zur Geduld gmahnet.

Ändlech isch das Wäse dem Karludi sälber verleidet, und er het by sech beschloffe, es müeß öppis gah.

Der Schnee isch gschmulze gsi. De Hääg nah hei sech allerhand Blüemli füre gla, und dür di alti Ulme-n-uf het es hübscheli afah gruene. Da het der Karludi a mene heiterblaue-n-Aprille-Namittag der »Bayard« gsattlet und isch Rychebach zue gritte. Für sy Toilette z'perfektioniere, het er der Wäg dür d' Schtadt ygschlage. Vor em Aarbärgertor het es arms Froueli Veieli feil gha. Der Karludi chouft ihm es paar schöni Büscheli ab und bindet se, für d'Händ frei z'ha, dem Roß i ds wüehlige Chammhaar. Im Wyterryte het er, ohni 's sälber z'merke, schtill vergnüegt vor sech ane pfiffe-n-und weder linggs, no rächts gluegt.

I syne Gedanke-n-isch er scho lang änet der Neubrügg gsi. Grad het er sech überleit, wie-n-er, ohni Sätz z'mache, dem Jetti chönnti gä z'verschtah, daß er ihm Wort ghalte-n-und je länger, descht dütlecher gschpürt heigi, wie guet si sech gägesytig wärde verschtah, da jagt ne der Zueruef vo nere bekannte Schtimm us syne Tröume:

»He, Großfürscht, wo us e so schön?« Es vielfachs Glächter begleitet di übermüetige Wort. Si sy us em Garte vom Chräjebüehlleischt cho. Zu sym Erger gseht der Karludi hinderem Gartehaag e ganzi Zylete jungi Lüt, i ihrer Mitti e junge »Napolitaner« im Urleb, e gwüsse Lütenant Dittliger. Dä het da under verschidene Bekannte ds groß Wort gfüehrt und isch grüslech usem Hüsi gsi. No het der Karludi nid gantwortet gha, so rüeft e zwöite: »Wottsch öppe wieder ga Göttipflichte-n-usüebe?«

»Was?« fragt üse Ryter und tuet, wie wenn er's nid verschtande hätti. Hätt' er nume gschwige! Vowäge mit alkoholisiertem Schpott antwortet's us em Garte:

»Öb de wellisch ds Jetti Lombach ga karessiere?«

»Schtöret ne nid,« fahrt der »Napolitaner« furt, »er mueß sech sammle für d'Chinderlehr.« – »Lueget, wie-n-er bleich wird! – E! e! Karludi! – Das sy sündlechi Begierde! Chehr um!« So tönt's under räßem Lache hinder ihm här, währed er sym Roß d'Schporre-n-yne drückt und's i Trab setzt. Halb schturm, und würklech chrydewyß im Gsicht, rytet er dem Brämgarte zue. Chochig vor Wuet isch er dür d'Brügg, und schtatt rächts abz'biege, schprängt er linggs der Schtutz uf, a der Hahle verby, über Herreschwande-n-use, bis i Wald. Dert schwänkt er vom Wäg ab und rytet, sowyt ne d'Böum düregla hei, und wo's nümme wyter geit, schpringt er ab, rupft dem Roß d'Veieli us em Chamme, schtampfet se-n-i Mieschbode-n-yne-n-und leit sech der Längi nah druuf, wie wenn er sys etweihte Gheimnis o vor Tanne-n-und Himmel wetti verschtecke. Us em Wirbelschturm vo Epfindunge-n-und Gedanke, wo dä arm Jüngling dürtobet het, isch geng und geng wieder d'Frag obe-n-uf cho: »Wär het das chönne? – Wär het is verrate? – S'isch ja niemer ume Wäg gsi als ds Jetti und i. Und wie chunt's zu dene-n-infame Nütnutze?« – Mit wilder Hascht het der Karludi syni Erinnerunge sit dem Herbscht dürgange, für usfindig z'mache, bi weler Glägeheit öppis hätti chönne-n-uscho. Vergäbe het er ganz Rychebach mit syne Bewohner dürmuschteret. Er het e kei Schpur chönne-n-etdecke. Es isch ihm kei andere Züge-n-i Sinn cho als d'Diana mit ihrne schtärnlose-n-Ouge-n-und gußysige-n-Ohre. Schließlech het er sech aber doch müesse säge, ds Schloß heigi Ouge gnueg und es syg halt doch uvorsichtig gsi, so under freiem Himmel ds Jetti a sech z'zieh. Also isch di erschti Schuld uf ihn sälber z'rückgfalle. – Aber wär het's gseh? – Wär het's ustreit? – Weiß ächt ds Jetti scho öppis dervo, daß es uscho isch? – Es het ne bi däm Gedanke dunkt, er sött i Bode-n-abe schlüfe. Das arme Jetti! – Wenn es syr Mama z'Ohre chäm, es wär eifach schouderhaft. Und volländs der Oberscht Lombach sälber! – Was söll i mache? – Was söll i mache? – Wenn's di Kärlse wüsse, ihrere so mänge, so weiß es di ganzi Schtadt.

E-n-Ougeblick het er sech bsunne, öb er zum Lentulus i d'Hahle well, für ne ga z'sondiere, für ihm am Änd sys Leid z'chlage-n-und ne-n-um Rat z'frage. Aber nei, der Lentulus nähm so öppis nume-n-uf di liechti Achsle. Er hätti no sys Gschpött dermit. Was zellt bi däm es Abetüür mit mene Meitschi? – Und sött er's no nid wüsse, so wär's ja dumm, wieder eine meh dry z'zieh. – Was mache? – Was mache? Wenn i nume-n-afange wüßt, öb ds Jetti . . . . Was isch das? – Wär chunt? A 's isch nume-n-e Herrevogel dür d'Böum gflatteret.

Lang no het er bald i ds Miesch, bald zwüsche de Tannäschte düre-n-i blaue Himmel ufe gschtuunet. Ändlech het er sech gseit, ohni öppis Beschtimmters z'wüsse, gang er nid hei. Er tät di Nacht keis Oug zue. No halb im Unklare, wo use, daß es jitz söll, fasset er ändlech d'Zügel und füehrt der »Bayard« uf d'Schtraß z'rück. E Momänt no het er uschlüssig i rötleche-n-Abedhimmel gluegt, und du het er sech i Sattel gschwunge-n-und isch uf em chürzischte Wäg, das heißt über Matte-n-und Hääg, gäge ds Birchiguet gritte-n-und vo dert der Bärg ab, gäge Rychebach. Es isch ihm schwär worde. Aber er het sech geng wieder gseit: »I mueß eifach wüsse, öb ds Jetti öppis dervo weiß, daß mer verrate worde sy.« Ganz vo sälber het der »Bayard« dür ds Hoftor yboge-n-und isch vor der Schloßporte blybe schtah. Es het der Karludi sälber dunkt, d'Huusglogge töni wie-n-e Notschrei dür di großi Halle. E Chnächt, wo-n-ihm ufta het, isch cho mälde, der Herr Oberscht syg furt, und, göb daß der Karludi nume wyter het chönne frage, het er bygfüegt: »Und d'Frou Oberschti lat la säge, si wünschi der Herr Landorfer nid z'gseh.« Derzue het dä guet Bursch e Dienschtmiene gmacht wie-n-e-n-alti Patrontäsche. Der Rapport isch churz und dütlech gsi und het der Karludi um di letschti Hoffnung bracht. Langsam isch er dür e Hof us gritte, dasmal gäge Worbloufe. D'Zügel mechanisch i der Hand, het er bi jeder Lücke-n-im waldige-n-Abhang zrückgluegt, wie wenn er no irged e-n-Ufklärung suechti. Aber schtill isch ds Schloß da gläge, wie-n-es riesigs Mausoleum. Uf em Brämgartewald isch der Abedschimmer erlösche, und chalt und grau sy d'Ächer vo der Landgarbe vor em Ryter usbreitet blibe.

Wär i de nächschte Tage dem Karludi begägnet isch, het nachhär gwüßt, wie-n-e mißtrouische Möntsch dryluegt. Syni Eltere het er verfolget mit Blicke wie Füürhäägge. »Wüsse si's oder wüsse si's nid?« Die Frag isch ihm Tag und Nacht nid us em Sinn cho. Ja, si hei's gwüßt; aber es isch abgrundtief verschteckt blibe-n-underem Beduure vo Vatter und Muetter. Descht liechtsinniger und grusamer hei dem Karludi syni Brüeder ihm a mene schöne Tag vorgha, er heig derglyche ta, wie wenn er sys Gotteli nume so chönnt äne-n-umelüpfe, und du heig es ne du mit es paar Müntscheni tête baissée i d'mômerie yne gjagt.

Wo hei's di Buebe här gha? – »Gäll, wenn d's wüßtisch!« het's ihm überall etgäge glachet. Und bald gnue het er erfahre, wie dankbar di ganzi Schtadt für das Gschichtli gsi isch, bald gnue, wie guet me sech uf ds dekoriere verschteit, wenn so öppis mueß härha, für ne g'längwyleti Gsellscheft ufz'chlepfe. Und ds Ergschte vo allem isch ds Grücht gsi, me wärdi ds Jetti nächschtes mache z'verschwinde.

Das Grücht het ihm der Major Fischer vom Eichbärg, dä mit der Familie Lombach verwandt gsi isch, beschtätiget. Aber dä isch o der einzig gsi, wo der Karludi ufrichtig beduuret und ihm es voluminöses Fründeshärz ufta het, scho will er's mit dem Jetti sälber gar guet chönne het. A ihn het sech der Karludi uf der Schtell gchlammeret. Um jede Prys, het er gmeint, müeß ihm der Herr Fischer zu mene Rendez-vous mit dem Jetti verhälfe, damit er emel vor der gwaltsame Trennung no nes Sicherheitsseili um sy Schatz chönni binde. Jitz, wo d' Gfahr vo der Trennung so nach gschtande-n-isch, het er erscht rächt afah gschpüre, wie tief es ne packt het. Jitz wohl, jitz het er der Rank gfunde. Jitz het er bättet, i weiß nid wie mängisch ds Tags, und i der Nacht dem yfrigschte Mômier z'trotz. Aber er het möge bätte, was er het welle, so isch wie-n-es Früehligsglüt us Majeglöggli e härzbewegende-n-Akkord dür alles düre gange: »Gäll du gisch mer's; gäll i überchume's?«

Ändlech het me-n-i-n-Erfahrung bracht, daß ds Jetti am erschte Juni ga Gänf söll verreise, i ne schträngi und vornähmi Töchterepänsion. Vo Mitti Mai a het der Karludi uf nes paar Tag mit sym Bataillon z'Thun i nes Uebungslager sölle-n-yrücke. Drum het ihm der Major Fischer gseit, er well de ds Jetti grad na däm Dienscht zu mene Hänkermähli i Eichbärg ylade. Und für dem Karludi müglechscht bald us syr peinleche Situation use z'hälfe, het me ne i Eichbärg en Séjour yglade. Mit tuused Freude het er sys Göfferli packt und isch Hals über Chopf abgreiset. Ds Ehepaar Fischer het ne mit großer Liebi ufgnoh, und bald het me-n-agfange Plän schmide für das Rendez-vous, das natürlech mit der gröschte Vorsicht het müesse vorbereitet wärde. D'Frou Fischer, e fyni, heiteri und liebeswürdigi Dame, het sech rych a erfinderische-n-Yfäll erwise-n-und mit mit ihrem Yfer dem Karludi sys troschtbedürftige Härz gwunne. Albeneinisch aber isch ne de schier e-n-Angscht acho, si chönnti de vor luter welle guet mache-n-öppis verderbe. Si sy schließlech uf ds Romantische verfalle-n-und sy eis worde, der Karludi müessi sech de der sälb Tag als Gärtner verchleide, damit me-n-ihm ds Jetti, ohni der Argwohn vo de-n-Eltere z'erwecke, i Gköchgarte chönni zueschiebe.

Für emel nüt z'versuume, het me-n-a mene schöne Namittag, wo me vo der prächtige, schattige Terasse-n-us mit de Lünettes dem Oberscht Lombach syni Heerschaare-n-uf der Thuner-Allmänd het gseh manöveriere, e Prob agschtellt. Der Karludi isch i verribsetti, älbi Hose-n-und ne grüene Gärtnerschurz gschteckt worde-n-und het mit mene Räche müeße-n-uf em Gazon umehandtiere. Er het sech Müej gä, 's müglechscht handwärksmäßig az'chehre. Aber, wo-n-er zrückluegt, gseht er syni guete Gaschtgäber, wie si sech uf em bhäbige, grüene Bank am Hus verdräje vor Lache.

»Was heit dir jitz e so z'lache?« fragte er, halb ergerlich.

»Nei – nei, das geit nid eso,« fasset sech ändlech der Major, »du bisch e kei Tauner, du.« Und vo neuem het e Lachchrampf ne ghudlet.

»D'Verliebtheit schteit Ech ja uf em Buggel gschribe,« meint d'Frou Fischer, »mer müesse's anders probiere.«

»Abah,« macht der Karludi und wirft sy Räche-n-i ds Grien use, »das isch e dummi Komedi. – Überhoupt, i fahre lieber gredi us und rede mit ne z'Bode. Entweder bi-n-i ne guet gnue und de gäbe si mer ds Jetti, oder de sölle si's halt la sy.«

»Ja und de?« meint d'Frou Majöri.

Statt e-n-Antwort z'gä, ryßt der Karludi sy Schurz ab, wirft ne-n-uf e Tisch und setzt sech näbe syni Gaschtgäber uf e Bank und faht a, vor sech abe schtuune. Zwüsche Lache-n-und ufrichtigem Beduure, hei si alli drü afah wärweise-n-und schtudiere, wie und wo me di zwöi Verliebte chönnti z'sämereise, da ghört me plötzlech Hueftritte-n-im Grien, und, gäb daß me nume Zyt gha het ufz'schtah, chunt mächtig und imposant der Oberscht Lombach i voller Uniform ume Husegge cho az'ryte.

»Bonjour, wo hesch dyni Lüt?«

Alli drü sy nume so z'wäg gschosse.

I länge Gumpischritte-n-isch der Karludi dür d'Terrasse-n-us pächiert und het sech uf em üssere Wägli chneulige-n-i ds Grien gworfe, sys Sackmässer füre grüblet und uf Mord und Tod afah jätte, wo nüt z'jätte gsi isch. Scho het ne der Oberscht mit mene gwunderige Blick verfolget und welle frage, was das für ne neui Chnächtedressur sygi; aber der Major isch ihm derzwüsche cho und het ihm gseit, er söll nume i Hof zrück ryte, er chöm grad mit ihm zum Schtall. Und d'Frou Fischer het mit graziösem Grueß sy Ufmerksamkeit i B'schlag gnoh. Chuum sy si ume-n-Egge verschwunde gsi, isch der Karludi ufgschprunge-n-und im Hus verschwunde.

Der Oberscht het nidemal la abzöume, sondere-n-isch na mene churze Visitli wieder abgritte. Er isch galant und sogar fründlech gsi, und scho hei ds Herr Fischers sech mit der Vermuetung tröschtet, er heigi nüt gmerkt. Aber si hei nit mit syne Falkenouge grächnet und sy drum descht verblüffter gsi, wo-n-er im Abryte zum Herr Major seit: »Wenn i de z'Rychebach öppe ne Gärtner nötig ha, so gisch mer de d'Adresse vo dym, gäll? Das Bürschtli macht verfluecht gueti Gattig. Adieu«.

Mit ufgrissne-n-Ouge hei si dem Ryter nachegluegt, wie-n-er dür d'Allee ab trabet isch und du hei si so eige glachet und mit de Händ e so gmacht, wie wenn me-n-öppis wott furtschlängge, wo eim achläbt.

Was me jitz sölli mache, het me-n-im Eichbärg weniger gwüßt als je; aber der Herr Oberscht het sy Plan fertig gha, gäb er z'Thun aglanget isch.

* * *

Na däm glücksälige-n-Abe, wo se ds Jetti mit dem Bricht überrascht het, es heigi würklech und wahrhaftig tanzet und de no mit Luscht und Freud, het d'Frou Blanche e-n-urüejigi Nacht gha. Es isch ere mängisch gsi, wie wenn ere der Karludi mit syne treuhärzige, graue-n-Ouge würdi flattiere. Und si het di Vision gar nid chönne-n-abschüttle. Aber si het sech nid ergä. Si müeßti nid e Wältdame gsi sy, wenn si nid di küehnschte Hoffnunge-n-uf d'Ereignis vom letschte Namittag ufbouet hätti. E was git me nid alles dra, was taet me sech nid für Plage-n-und Laschte-n-uferlege, für i der Gsellscheft öppis z'gälte! – I mitternächtlicher Heerschou het d'Jeunesse dorée vor der Frou Blanche müesse defiliere. Höcher und höcher sy ihri Aspiratione gange. Scho am eis öppe-n-isch dem Karludi Landorfer sy Schtärn i-n-ere Dunschtschicht versunke. Und wo ds Jettis Mama na churzem Schlummer erwachet isch und d'Sunne scho übere Brämgartewald yne zündtet het, isch's ere gsi, wie wenn si d'Schwigersühn nume so bruuchti ab de Schpalierböum ga abz'läse.

Ds Jetti het di besseri Nacht gha, villicht di beschti sit de Zyte, wo-n-es albe mit sym Mämmi im Arm ygschlafe-n-isch. Ihm isch di ganzi Wält im Schlagschatte vom Karludi verschwunde. Der Freudebächer vom gsellschaftleche Läbe, us däm es geschter mit unsäglecher Erlabung gsürgget het, hätt' ihm scho hütt nüt meh gulte, wenn nid der Karludi ihm ne darbotte hätti.

Sit Jahre sy Muetter und Tochter nie meh i so säliger Eintracht gsi, wie hütt, wo si ob em Dejeuniere-n-abwäsche, jedes für sich, hei afah singe. Daß aber di Eintracht es Trugbild gsi isch und es jedes amene-n-andere Trom zoge het, chei si sech erscht afah ygschtah, wo jedes uf d'Verwürklechung vo syne Tröume-n-usgange-n-isch. Da hei si du plötzlech etdeckt, daß si nid der glych Kompaß hei, und um so gräßlecher isch d'Ettüüschung vo der Mama gsi. Sobald nämlech d'Frou Blanche ds Jetti irged wohi het welle dirigiere, so isch es bockschtill gschtande, het der Chopf ufgsetzt, es Mäuggerli gmacht, dublet, ghässelet, ufbegährt, und z'letscht afah hüüle.

So sy d'Sache gschtande, wo einisch d'Frou Blanche a mene Namittags-Café mit der Frou Elisabeth Landorfer zsäme cho isch. Da chunt's e-n-anderi gueti Fründin a, der Frou Elisabeth es Tybi z'gä und si fragt se, öb ihre Suhn nid dra dänki, sech na nere Frou umz'tue. D'Frou Elisabeth het sech nid gärn la interpelliere-n-und antwortet, ihre Suhn sygi vo de politische Gschichte so erfüllt, daß er zu ihrem eigete Verdruß für d'Töchtere gar keis Oug schyni z'ha. Das isch du frylech e chly wohl viel gsi für di armi Frou Blanche.

»O o, ma chère, si tu savais ce que je sais...«

Me het sech zwar der sälb Namittag no ebha. Aber d'Lunte het glüjt, und der Gwunder het viel Visite ga Rychebach gfüehrt. Atom für Atom isch ufeg'chnüblet worde, und groß ward die Diana von Reichenbach. Wenigi Tag nachhär isch der Oberscht himbeerirot vor Zorn us em Leischt heicho und het d'Versetzung vo syr Tochter ga Gänf ygleitet.

Ds Härzeleid isch groß gsi bi'm Jetti. Aber für nes Zytli vom Schouplatz z'verschwinde, het ihm de o wieder erwünscht gschine. Hingäge der Karludi vor der Abreis no einisch z'gseh, da derfür isch es parat gsi der Chopf yz'setze. Mit ateloser Schpannung sy dem Jetti syni Blicke-n-uf e-n-Eichbärg g'richtet gsi, und es het alle-n-Ufwand a contenance bruucht, für nid i Freudeträne-n-usz'bräche, wo ändlech e Brief vom Papa vo Thun us disponiert het: »Vous irez prendre congé à Eichberg le 25 mai.«

D'Schtunde-n-und d'Minute het ds Jetti zellt bis zu däm Tag. Daß der Karludi im Eichbärg sygi, het es ja gwüßt und das Gheimnis mit romantische Plän umschpunne.

Aber eis het's nid gwüßt, was sy Papa gwüßt het, das Guete, nämlech, daß der Karludi bis zum sächsezwänzigschte Maje ga Thun i Dienscht het sölle! Eh, wie isch däm Töchterli doch ds Bärnerland so groß und wyt vorcho, wo-n-es a däm schöne, warme Majetag mit syr Mama und de beide Brüeder i Eichbärg gfahre-n-isch!

Gäge de-n-Elfe-n-ändlech isch me-n-i d'Allee ygfahre. Mit Härzchlopfe het ds Jetti linggs und rächts jede Boum und jedes Gschtrüpp gmuschteret, will es wohl dänkt het, der Karludi wärdi d'Nase nid grad z'vorderscht ha. Es het ganz e-n-eigete Reiz für ihn's gha, sech usz'dänke, i welem romantische Verschteck sy Götti uf ihns warti. Der Wage chnarret i Hof und haltet vor em Herrehus. D'Husglogge chüntet d'Visite-n-a, und fascht glychzytig mit de dienschtbare Geischter, erschynt ds Ehpaar Fischer vor der Hustüre zum fründleche-n-Epfang. Ds Jetti buechschtabiert uf de Gsichter vo beidne. Öppis vo däm, was es suecht, ligt druffe, aber nid ganz alles. Bi'm Sirop, wo me-n-im heimelige Sääli serviert het, für der Schtoub abez'schwänke, het sech dem Jetti sy Schpannung verschterkt. D'Erwartunge hei sech ghobe, vowäge der Herr Fischer het brichtet, der Papa Lombach machi hütt z'Thun Inschpäktion, er wärdi de öppe düre Namittag use cho. »Emel eis weniger, wo-n-is ufpasset«, het ds Jetti dänkt, währeddäm syni Brüeder hei afah chähre, si möchte d'Inschpäktion ga luege.

Nam Ässe-n-isch me du zum »Eichli« ufe, uf nes schattigs Plätzli, wo me di ganzi Gäged vom Heimbärg bis zum Schtockhorn i ihrer Früehligspracht het chönne-n-überluege. D'Mama isch ganz enthusiasmiert gsi. Aber ihrne Chinder hei weder di lüüchtende Schneebärge, no der himmelblau Thunersee, no ds trotzige Schloß über der alte heimelige Schtadt öppis gseit. Ihri Blicke sy nid gwiche vo der sunnige-n-Allmänd. Dert, im sunnige Dreiegg, zwüsche de länge-n-Allee, het müesse zum Vorschyn cho, was si gsuecht hei. Im Ufecho het nämlech der Cousin Major dem Jetti verrate, daß der Karludi o heigi müesse ga mutteschtüpfe. Aber es söll sech derfür nid la der Luun verderbe. Si wärde bi der gsägnete Wermi wohl nid so lang mache und de chöm er de no. Das isch e wohlfeile Troscht gsi, und d'Ussicht, der Karludi i der Uniform z'gseh, het d'Ungeduld nume no größer gmacht. Es isch e Chehr gange, bis me-n-uf der Allmänd unde-n-öppis Läbigs gmerkt het. Ändlech het e liechte Föhn der Schall vo Trummle dahär treit. Und du het's im Schpitz vom Exerzierfäld, wo d'Boumreihe vor em Schtadttor z'sämechöme, afah gramsle. Der Trummelschall isch verfloge. Derfür aber het me's gseh glitzere, und ds Gschtüchel het sech zu nere länge, länge, dunkle Linie-n-etwicklet. Me het einzelni Rüter chönne-n-underscheide, und di beide Buebe Lombach hei afah ziggle mitenandere, wil geng beidi zuglych hei dür ds Fernrohr welle luege. Chehri um het e jede b'houptet; er gsei der Papa, und wenn dä, wo ds Fernglas grad gha het, mit dem beschte Wille nüt gfunde het, will er bald am Niese, bald im See, bald im Kandergrien umegfahre-n-isch mit sym Röhrli, schtatt uf der Allmänd, so het der ander gseit: »Gib häre, du channsch nüt«, het ihm's us de Finger grisse-n-und isch dermit a de Sigriswylflüeh umeg'gogeret. Nid viel besser isch es dem Jetti gange, wo gfunde het, si gseye-n-ungfähr alli glych us, di Soldate.

»E ja,« het d'Frou Blanche gseit, »aber der Papa isch doch uf em Roß; es dunkt mi, das sött me doch usekenne. 's isch allwäg nid mängs so schöns dert unde wie üse »Soliman«.

Was het doch ds Jetti dem »Soliman« nagfragt! Sobald es ygseh het, daß der einzeln Ma nid z'erchenne-n-isch, het es dem Manöver nümme viel nagfragt, sondere sech vom Cousin Fischer la vertörle. Derwyle het sech di schwarzi Linie-n-uf der Allmänd langsam gäge Tierachere zue bewegt und het sech i verschideni chlyneri Schtriche-n-ufglöst, i nes Carree verwandlet und anderi Evolutione düregmacht, und drüber isch es drü worde. »Aha«, seit der Herr Major sachkundig, »lueget, Buebe, jitz formiere si d'Marschcolonne-n-und gange hei.« Ds Jetti atmet uf, wie wenn es sälber mit manövriert hätti. Langsam, langsam isch di dunkelblaui Roupe Thun zue gschnaagget. Ds Jetti het geng dänkt, öb ächt jitz dä arm Karludi wieder bis i d'Schtadt zrück marschiere müeßi, für de no einisch der ganz Wäg über d'Allmänd z'mache. Der Papa hätti ne wohl z'hinderscht uf der Allmänd chönne la loufe! Aber äbe, er wärdi halt nume nät dervo sölle merke, daß der Karludi o i Eichbärg welli.

Es isch öppe halbi vieri gsi, wo ds Bataillon im Schpitz vom Exerzierfäld aglanget isch. Aber es isch nid i der Allee verschwunde, sondere ganz glych ufmarschiert, wie vor anderthalber Schtund, und wieder het sech dä läbig Lineal i der Richtung vo Tierachere vorwärts bewegt, haarglych, wie ds erscht mal. Dem Jetti isch es bi der Etdeckung wunderlech z'Muet worde, und es het ganz gäl glachet, wo der Cousin seit: »Aha, Gyger, mach uf, si wotte no ne Walzer näh.«

E qualvolli Halbschtund isch verschtriche, bis der Schatte vo der Tierachere-n-Egg di blaui Gramslete verschlunge het, und es isch Vieri vorby gsi, wo me ds Bataillon i Pelotonskolonne het gseh z'rückschnägge.

»Wenn er es guets Roß findt, so git's es villicht glych no,« het ds Jetti dänkt.

Ändlech sy si wieder im Schpitz vorne. Si bräche-n-ab. D'Colonne blybt schtah. Näbe der dunkle Linie bildet sech e chlyne Trupp. Das sy gwüß d' Tamboure, wo a d'Tête füre sölle. Nei si blybe vor de Berittene. Ah, das isch d'Kritik!

»Er het ne neue viel z'säge,« meint der Cousin Fischer na mene Chehrli, und tuet e schpöttische Blick uf d'Frou Blanche. Uf ds Jettis Schtirne chunt je länger descht meh e närvösi Schpannung füre.

Da – ändlech löst sech das Trüppeli vor de Berittene wieder uf.

»Jitz isch's erläbt. Jitz dörfe si hei,« tröschtet der Herr Major.

Aber, was söll jitz das? – Schtatt, daß ds Bataillon i der Allee würdi verschwinde, schwänkt es wieder rächts, und zum dritte mal avanciert di breiti Front gäge Thierachere.

Schöner und farbiger wird di ganzi Landschaft. D'Bärge röte sech, und us em See schtygt der Dusem unmerklech use, währed d'Schatte läng und länger uf d'Allmänd use schnaagge. Am Schtockhorn obe chöme-n-im Abedsunneschyn d'Fluehbänder so scharf füre, daß es ein dunkt, me sötti d'Gemschi vo bloßem Oug gseh grase.

Währeddäm di chlyni Gsellscheft im Eichbärg a ds Schtockhorn ufe gluegt het, isch ds Bataillon im Schatte vo der Egg verschwunde, und wo me wieder abeluegt, isch d'Allmänd ganz tot und schtill da gläge. S'isch Zyt gsi zum ufbräche. Mit verworggetem Erger sy si alli zsäme-n-i ds Hus abe, für no mitenandere ga ne Tasse Tee z'trinke vor der Abfahrt. Währed dem Abegah het me-n-ändlech d'Trummle vom heimarschierende Bataillon us der Allee ghört. Nid am wenigschte het sech d'Frou Blanche über ihre Ma g'ergeret. Aber si het nüt la merke. Si isch vo ihm längschtes derzue erzoge gsi, i settige Fälle sälbschtändig z'tue. Ohni e Mux z'mache het si befohle-n-az'schpanne-n-und abz'fahre. Me het sech härzlech b'hüetet, und ds Herr Fischers hei dem Jetti allerhand gueti Wünsch uf sy Reis ga Gänf mitgä. Da – isch ds Unglück gscheh gsi. Ds Jetti het syni Träne nid länger möge g'meischtere.

Das arme, bitter ettüschte Chind wirft sech der Frou Fischer um e Hals und briegget zum erbarme. Die het ds Jetti e so guet verschtande, daß es se-n-o schier gnoh het. D'Frou Blanche isch scho ygschtige gsi und da gsässe wie-n-e Bitz karrarische Marmor. Für sech nüt z'vergä, het si nume no mit schtumme Blicke kommandiert. Der Herr Major het dem Jetti i Wage ghulfe. Es het ihm schier ds Härz verdräit, wo-n-es i Sitz hindere gläge-n-isch, der Naselumpe vor ds Gsicht drückt und gschluchzet het: »C'est trop, c'est trop . . .«

Sittig isch der Landouer d'Allee abgfahre-n-und verschwunde. D'Frou Fischer aber het zu ihrem Ma gseit: »Er isch e-n-Uflath, der Fritz Lombach.« »Es glychet ihm,« het der Herr Major g'antwortet und isch sech zur Besänftigung ga ne Pfyfe schtopfe. »Was macht ächt der Karludi, dä arm Gügger?« het er derzue vor sech ane grurret.

Z'morndrisch het's vom früeche Morge-n-a gschüttet, was abe möge het. Gäge de Zächne-n-öppe-n-isch vo Uetedorf här e Char-à-banc der Bärg uf cho. Me het grad errate, wär drinne sygi und het sech nid trumpiert. Mit mene Heft wie sibe tüüri Jahr isch der Herr Houptme Landorfer usgschtige-n-und, ohni Lut z'gä, i sy Schtube-n-ufegange.

»Es geit neue-n-uwirsch zue da obe,« het d'Frou Majöri gseit, wo si bi der Vormittagsarbeit zu ihrne Höupte der Karludi het ghört poldere. Sobald es gschtillet het, isch si ufe, ga luege, öb si-n-ihm nid öppis chönni serviere. Da findt si ne ganz desperat im Ruehbettegge.

»S'isch is lätz gange, gället, arme Hudi!« het si-n-ihm gseit und ne fründlech bi der Hand gnoh. Di Teilnahm het ne du erscht rächt no möge, so daß er z'erscht gar keini Wort gfunde het, für nere z'antworte.

»Ach, myn Troscht!« het d'Frou Fischer furtgfahre, »chömet Dir e chly abe, mer cho Gsellscheft leischte. Das Rüminiere-n-und Duble treit Ech glych nüt ab.«

»Ja, Dir heit rächt,« seit der Karludi mit mene dankbare Blick uf sy Tröschterin und macht sech fertig, für nere z'folge.

Überunde het er nere du erzellt, wie's ihm bi der Inschpäktion ergange sygi. Er heigi bald gmerkt, daß es dasmal uf ihn abgseh sygi. Als Kommandant vo der erschte Füsilierkompagnie heig er d'Richtung müesse-n-agä. Da syg der Alt – der Name Lombach het er i däm Z'sämehang gar nid welle bruuche – scho na der erschte-n-Evolution hinder ihm här cho z'ryte: »Herr Houptme Landorfer, Dir chömet mer z'wyt rächts use!« Scho denn heig er gmerkt, was er dermit well säge, vowäge d'Richtung syg ganz korräkt gsi. Bi'm zwöite-n-Ufmarsch syg er wieder di ganzi Zyt hinder der erschte Füsilier här gsi, und göb's lang gange syg, heig er ihm über d'Front zuegrüeft: »Herr Houptme Landorfer, i ha-n-Ech d'Thieracherenegg als Diräktionspunkt agä und nid der Eichbärg.« Geng und geng wieder heig er öppis a der erschte Füsilier gha ume z'rupfe, und doch syg ds Manöver besser gange-n-als öppe mängisch. Ihm, Karludi, syg's afange penibel gsi wäge de Kamerade. A allem heig är sölle d'Schuld sy, und er heig wohl gseh, mit was für Ouge me ne z'letscht afe-n-agluegt heigi. Eine vo syne Soldate heig er nachhär ghört säge: »Üse Hupme-n-isch afe schier blihe gsi.« Er gloubi's wohl, me heig ihm's agseh. Es syg wahr, am liebschte hätt er dem Oberscht e Granate-n-under ds Roß gschosse. Syni Blicke wärd er wohl verschtande ha. »Aber bhüet is!« het der Karludi sy Bricht gschlosse, »was macht sech so eine druus, wo no d'Mulegge zum lache-n-usschpennet, wenn si bataillonswys afange Gfräser schnyde wie d'Papple-n-im Bysluft? – Nei, für so chlynlech und tüfelsüchtig ha-n-i ne bis jitz nid agluegt gha. Aber dä söll nume nid meine, i la nid lugg.«

Das Raisonnement isch eigetlech gsi, was der Oberscht Lombach mit syr usöde Plagerei us em Karludi het welle-n-use presse. Er isch würklech größer gsi i syne Gedanke, als der Karludi gmeint het.

Dem Oberscht Lombach isch es e wahre Verdruß gsi, daß er sy Tochter nid het chönne-n-i Eichbärg ga grüeße. Aber, nadäm er dem Karludi uf syni Schliche cho isch, het er sech fescht vorgnoh, das Liebesverhältnis unerbittlech uf d'Prob z'schtelle. Er het im Grund gar nüt derwider gha und isch der Sach viel günschtiger gsi als sy Frou, die us Yfersucht e verwandtschaftlechi Annächerung mit der Familie Landorfer nid gärn gseh het. Nume-n-isch ihm am blybende Glück vom Jetti e so viel gläge, daß er sech gseit het, er dörf nid nagä, bis daß im Karludi ds purlötige Guld zum Vorschyn chömi. Und drum het er sich sälber di Herti uferleit und e gwüssehafti Dienschterfüllung benutzt, für sy Tochter vor nere-n-unüberleite Verbindung mit dem Karludi, dä sys Vertroue no nid völlig gha het, z'bhüete.

Frylech, di Prob isch dem Herr Oberscht sälber über ds Härz gwachse, und wo-n-er am Abe na der Inschpäktion di verbissene-n-und cholderige Gsichter vo syne Soldate gseh het, isch's ihm leid worde, und er het sech di ganzi Nacht druuf di bitterschte Vorwürf über sy villicht lätz abrachti Schträngi gmacht.