Text:Rudolf von Tavel/Götti und Gotteli/Kapitel 3

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III.

Underschidlechi Gedanke-n-über d'Zuekunft vo Bärn. Was der Karludi z'Paris gseht.

Di nächschte Jahr sy eini vo de sägesrychschte-n-Epoche-n-i der Bärnergschicht gsi. Wie di einzelne Familie sech nachem verheerende Schturm wieder erhobe-n-und us der Demüetigung ryche Nutze zoge hei, so isch es o im öffetleche Läbe gange. Di üsserschti Eifachheit i der Läbesfüehrung und der Trib zur vorsorgleche Wiederhärschtellung vom Wohlschtand het sech vom Einzelne-n-uf ds Ganze-n-übertreit. Gmeinnützigi Beschträbunge hei sech afah rüehre, und der erwachet Sinn für pärsönlechi Freiheit het neui, gsundi Schoß tribe. Na viele truurige Jahre voll Usicherheit und Urueh isch me froh gsi, wieder Lüt am Schtaatsrueder z'gseh, die dür Tradition derzue beruefe gschine hei.

Und doch isch es schynt's nid ganz gsi, wie's hätti sölle. Es isch ganz natürlech, daß e jede meint, so-n-e fridlechi Zyt müessi syni bsundere-n-Ideal erfülle. So het es halt damals näbe de-n-uninteressierte Schtaatsmänner o Lüt gnue gä, die gmeint hei, jitz müessi nah-ti-nah der status quo ante wieder härgschtellt wärde. Vor de-n-Ouge vo de-n-Alte, Unversöhnleche-n-und vor de junge-n-Arischtokrate-n-isch i rosigem Glorieschyn ds alte Bärn wieder ufgschtige-n-und het ne verloreni Privilegie vorgschpieglet. Und währed si d'Händ derna usgschtreckt hei, isch d'Angscht über di andere gfalle, die nid gärn hei la fahre, was di neui Zyt ihne verheisse het. Burger und Patrizier hei sech i de Zwänzgerjahre-n-e Zytlang kurios agluegt, bis du plötzlech e gmeinsame Gägner vor ne-n-uftouchet isch: ds Land im Gägesatz zur Schtadt. Vo Alters här sy Schwärt und Pflueg d'Grundelemänt vo der bärnische Republik gsi. D'Schtadt het ds Schwärt i der Hand gha und so nid nume ds tatsächleche, geischtige-n-Übergwicht treit, sondere verbriefti Vorrächt usgüebt. D'Revolution het der Landbevölkerung i d'Ohre gchüschelet, die Vorrächt müesse falle-n-und der Buur söll o uf e grüene Sässel. Und gäge das hei sech d'Repräsentante vom Schtadtregimänt i guete Treue zur Wehr gsetzt.

So isch es gschtande, wo der Schultheiß Fischer sy Residänz im Schtift ufgschlage het. Aber es isch no schtill gsi im Land. Der gwöhnlech Bürger isch no ohni Argwohn und Besorgnis syr Arbeit nache gange. Nume d'Politiker hei Änderunge vorusgseh.

Anno achtezwänzgi ma's gsi sy, im Herbscht – di verschidene Funktionär, Kommissionspräsidente, Substitute, Sekretäre-n-und anderi Spezies vo Kanzlei-Chäfer, hei sech, wie alli Tag, über Pult und Tische-n-ynegchrümmt, bletteret, gchriblet, bütschiert und gschnupfet – da fahrt plötzlech e gwaltige Hornschtoß dür di gheimnisvoll-schtille Gäng vom Schtiftsgeböud. Di unvermueteti Schtörung het e verheerendi Würkung gha. Dert het eine-n-imene prachtvolle notarielle Schnörggel vor Chlupf es Hääggli nidsig, schtatt obsig gmacht und fluechet über das Mißgschick, da läärt e-n-andere sys Tintehüsi über ds Pult abe, und der Herr Riesig, wo juscht es Sigel het welle-n-under ne Beschtallungsbrief setze, fahrt mit de Finger a ds füürige Pütschierwachs und schlat mit dem Ellboge di großi Chachle mit blauem Schrybsand dür d'Schtube-n-us. Alli Türe schpringe-n-uf, und mit Flädermuusohre schtrecke di Tinteschläcker ihri Chöps i Gang use-n-und schieße-n-under giftgrüene Liechtschirme füre verwundereti Blicke gäge d'Audiänzschtube.

Mit gröschtem Erschtuune konschtatiert me, daß dä chriegerisch Lärme-n-us der Arbeitsschtube vom Herr Schultheiß chunt, us dere me jitz es famoses Trumpete-Solo ghört. Mit überlägener Miene bewegt sech e Ratsherr düre Gang hindere-n-und verschwindet i der Schtube vom Schtaatsoberhoupt. E fertige-n-Etwurf het ihm di agnähmi Glägeheit verschaffet, sy Gwundernase ga z'fuettere.

Da schtande zwee Poschtiljone vor em Herr Schultheiß. Ihri schtattleche Silhouette hei sech vor em Fänschter scharf abzeichnet. Üse gwunderige Ratsherr geit hindere Fauteuil, i däm der Schultheiß mit schelmischem Lache sitzt und betrachtet di beide Manne. Der Trumpeter isch e schlank ufgschossene, hübsche Bursch gsi, der ander e gsetztere Ma mit zimlech läderigem Gsicht. Dir wärdet wohl scho errate ha, wär di beide gsi sy: Der Ludi Bickhard und sy Schützling, der Holzer-Bänzli. Dem Ludi isch es glunge, sy Brämser bi der Poscht az'bringe, und er isch ne sym pärsönleche Gönner, dem Herr Fischer, als dem Poschtpächter, ga präsentiere. Da het du ds Güegi der Herr Schultheiß gschtoche, syne Tintetrabante-n-eis la vorz'blase, und er het sy hälli Freud gha, a däm wackere, junge Trumpeter. Er het dem Ludi es Komplimänt gmacht für syni Musiklätzge-n-und der Bänzli encouragiert, sech geng brav z'schtelle. Der Bänzli isch überglücklech gsi im Bsitz vo sym »generalsälige« Horn und schtolz mit dem Ludi abmarschiert.

»U jitz, wie het er der gfalle?« fragt der Ludi uf em Münschterplatz unde.

»O das isch emel no e freine, düecht's mi; weder dä weiß was er wott!«

»Ja, schier! das wett i meine.«

Der Schultheiß het no ganz andere Lüte-n-imponiert. Ds sältmal juscht i de beschte Jahre, isch sy großi, chreftigi Figur schön ufrächt gsi. Es isch niene nüt Chlys a-n-ihm gsi, weder i Geischt und Charakter, no am Lyb. Und trotzdäm er das wohl het müesse merke, het er's ohni Not niemer la gschpüre.

A eim vo de nächschte Tage-n-isch nam damalige Bruuch der Usrüefer, e große Ma mit mene konische Schtrouzylinder mit breitem Rand uf em Chopf, d'Chramgaß uf gloffe, verfolget vo nere Schar Söubuebe, die jedi Glägeheit abpasset hei, für ihm e dumme Schtreich z'schpile. Er het mit nere Glogge d'Lüt under de Loubeböge füre glöckt und ne verkündiget: »Morn am Morge fahrt e Gutsche ga Neueburg, es sy no zwee Plätz frei.« Jedesmal, wenn er sys Gsatzli agfange het, isch der Chor vo de Gassebuebe-n-ygfalle:

»Morn am Morge, morn am Abe,
Chascht allei dür ds Land us trabe.
Wärisch hütt verreiset scho,
Wär' i villicht mit der cho,«

bis der Usrüefer sech umgchehrt und drüit het, er schlaj no eine vo dene Nütnutze mit syr Glogge z'tot. De sy si de usenanderegschtobe, für im nächschte Momänt wieder a sym länge, graue Chittel ume z'rupfe. Obschon sech das Schouschpil schier alli Tag wiederholt het, isch es doch eim nid glychgültig gsi, nämlech dem Holzerbänz, dä mit dem Hochgfüehl vo mene Seekapitän syr erschte Fahrt ga Neueburg etgägegseh het. Es het ne furchtbar wunder gnoh, wär sech syr Füehrung avertroue wärdi. Und er het sech nid wenig gmeint, wo am andere Morge näbem Karludi Landorfer, dä nüt Gringers im Biet gha het, als sy Fründ Lentulus ga Paris z'begleite, der Pfarrer L'Orsa und der Läheskommissar Tschiffeli ygschtige sy. Der viert Platz isch dem Herr Lütenant von Lentulus reserviert gsi, dä na mene churze-n-Urleb bi sym Vater i der Hahle wieder i d'Garnison zrück müesse het.

Vo Härzesluscht het der Bänzli sys Horn blaset, und sobald me-n-über di chugelrunde Pflaschterschteine wäg und zum Aarbärgertor usgfahre gsi isch, sy o d'Passagier läbig worde.

»Säget mer jitz o, Herr Pfarrer«, het der Ratsherr agfange, »was isch Eui Opinion vo dene Dissentere da, wo i der Sulgenegg sech versammle?«

Der Karludi het d'Ohre gschpitzt. Die Frag het ne-n-interessiert, und will er nid vo dene-n-eine gsi isch, die sech ybilde, si syge's ihrem enorme Verschtand und ihrer wüsseschaftleche Reputation schuldig, nüt az'näh oder es chönni a der Wandtafele bewise wärde, wie der pythagoräisch Lehrsatz, sondere mit schlichtem Sinn o öppis Unbewises gärn als wahr zuegä het, so het er äbe vo Afang a Verschtändnis gha für di damals viel agfochtene-n-Ahänger vom Gänfer-Reveil.

»Me mueß se la mache«, het der Pfarrer L'Orsa mit dem Gamaliel gseit. »Lueget, settigi Lüt wei sech nid la brichte. Si hei ihri Überzügung und wär wett ne's verarge, wenn si für das yschtande, was ihne rächt schynt.«

»Jä–jä–jä«, fahrt der Herr Tschiffeli wyter, »scho rächt, aber da chönnt e jede cho. Mir hei-n-is o müesse la brichte. Was gäb das für ne-n-Ornig, wenn eifach e jede wett syni pärsönleche Schrulle ga gältend mache? Das geit nid.«

»Was weit Der, Herr Läheskommissar, Dir chönnet niemer zwinge, öppis z'gloube, wo-n-ihm nid gloubwürdig schynt und chönnet o niemerem e bsundere Gloube-n-usrede. Das isch pärsönlechi Freiheit.«

»P-p–p-p-pärsönliche Freiheit! Was söll das? – Und de d'Chilche?«

»Das tuet enandere nüt. Si lehre nid öppis anders als mir. Und wenn . . .«

»Jä halt, Herr Pfarrer! Das fragt sech de no. Was i mer ha la säge, hei si neue da gar eigeti Theoriee.«

»Nei, nei, Herr Läheskommissar, i bi-n-ech guet derfür, si lehre gar nüd anders als mir o, i kenne ja di Lüt.«

»Herr Pfarrer, me sötti schier meine, Dir heiget o mit üe z'tüe?«

»Und wenn, Herr Läheskommissar?« Jitz lähnt sech der Herr Tschiffeli a d'Gutschewand, so wyt als es müglech isch gsi, vom Pfarrer ewäg, und luegt ne vo z'oberscht bis z'underscht mit uffgrissne-n-Ouge-n-a: »Herrrr – Pf–arr–er? – Und üsi Chilche?«

Das Etsetze het üse Herr Pfarrer luschtig dunkt, und e chly übermüetig seit er:

»Wär seit Euch, daß grad üsi Chilchi di einzig rächti sygi?«

»Ja potz tousig abenandere! Wenn Dir so öppis säget, Herr Pfarrer, was hei mer de no z'erwarte? Das isch ja e-n-offeni Häresie!«

»Usi Chilche-n-i Ehre, Herr Läheskommissar, aber uf die chunt's nid a, sondere-n-uf di unsichtbari Chilche, uf di würklechi, pärsönlechi Gmeinschaft mit üsem Heiland und Erlöser. – Was nützt es Euch, Suntig für Suntig im Münschter ga nes Wappe-n-i Eues höchscht ehrewärte – Fleisch ga abz'drücke, wenn Der nid i di pärsönlechi Gmeinschaft chömet?«

»Pardon, Herr Pfarrer, je vous remercie de votre amabilité. – Würdet Dir das vor em Chilcherat o säge?«

»E bhüeti's, warum nid?

»En effet, mer sy afe wyt cho, un pasteur qui dit: »»Uf d'Chilche chunt's nid a.«« Potz Donnerli, Herr Pfarrer!«

»Ne vous excitez pas, Herr Läheskommissar. Me mueß sech nid mit de-n-eigete Hände Schüüchläder mache. Was vor sech geit, das gscheht, mer möge luege-n-oder nid. D'Bure rede vo mene hölzige Himmel. D'Regierung chönnt vo mene schteinige rede. Aber es heißt nid für nüt: »»Gott wohnet nicht in Häusern mit Händen gemacht. – Der Wind wehet, wo er will, und du hörest sein Brausen wohl, aber du weißt nicht, von wannen er kommt und wohin er fähret.«« Me mueß nid dene welle ga d'Händ binde, die juschtemänt der Chilche ds Läbe gäbe.«

»Ds Läbe gäbe! – I pfyfe ne druuf, wenn si äbe juscht druus loufe.«

»Mit Zwang chönnet dir da nüt mache. Die mueß me jitz la loufe. Aber mer sötte derfür sorge, daß es settige Lüte bi üs wohl isch, daß si ihri Befridigung i der Chilche finde. Wo's dem Läbige verleidet, da tötelet's. Uad wenn mer i der Chilche nid Luft mache, so erschtickt si z'letscht sälber. D'Chilche ghört de Läbige-n-und nid de Tote, und wenn si söll bschtah, so müesse mer is nam Bedürfnis vo de Läbige richte, nid na dene, wo sech nid im Schlaf wei la schtöre.«

»He ja. Das isch sicher. Aber si sölle-n-i der Chilche läbe. Si bruuche nid ga z'dissänterle. Wie söll de der Schtaat no ds Volk in Egi ha, wenn er kei Chilche meh het?«

»Äbe, lueget, da hei mer's. Dir meinet halt, d'Chilche söll füre Schtaat der Profos mache. Aber gloubet mer nume, Herr Läheskommissar, so lang der Schtaat d'Chilche gschirret, wird si ihri Ufgab nid löse. Erscht wenn alli Schtricke dürschnitte sy – und das chunt einisch, will's Gott rächt bald! – erscht de wird me de gseh, was d'Chilche-n-isch und was si verma. Niemer wird de meh dervo profitiere als e Regierung, die d'Wohlfahrt im Oug het. Es isch doch klar, daß e Freji meh leischtet als e Schklavin.«

Jitz faltet der Herr Tschiffeli syni Händ überem Chopf und seit:

»Aber, um ds Himmels Wille, Herr Pfarrer, als getreue Diener der Obrigkeit müeßt ig Euch ja dem Chilcherat denunziere.«

»Tüet's nume!«

»Ja, aber . . . .«

»Wohl, wohl! Tüet's nume!«

»Dir heit nüt anders im Chopf als es Regimänt vo der Chilche-n-über e Schtaat.«

»Pardon. Es wär mer leid, wenn i mi so ungschickt sötti usdrückt ha, daß es normal bouets Hirni us myne Worte settigi Schlüß chönnti zieh.«

»Merci, Herr Pfarrer, merci de vos compliments. Dir wärdet ja de Glägeheit finde z'gseh, ob di Herre Chilcherät Eni Expektoratione besser verschtande-n-als my Wenigkeit.«

Mit dene Worte het der Ratsherr der Disput abgschlosse, mit närvöse Finger der Schnupf us de Giletrümpf gwüscht und zum Fänschter usgluegt.

Der Pfarrer L'Orsa het mit schelmischem Blinzle sy tabatière fürezoge-n-und sym erboste Gägner e Prife-n-offeriert: »Herr Läheskommissar!«

Der Herr Tschiffeli het ta, wie wenn niemer näbe-n-ihm würdi sitze-n-und sys vis-à-vis agredt: »Dir reiset ga Paris, Herr Landorfer?«

Di höflechi Antwort vom Karludi het der Klaps vo ds Herr Pfarrers Schnupfdrucke dürschnitte, und du het me nüt meh ghört bis Schtuckishus, wo der Wage ghalte het.

Da het sech juscht der jung Herr von Lentulus, i der rote-n-Uniform vom französische Garderegimänt Besenval us der Umarmung vom Herr Rittmeischter glöst und isch uf d'Gutsche zuecho. Dem Offizier sys Gsicht isch nid juscht heiterer worde, wo-n-er als vis-à-vis e Pfarrer i der Poscht gfunde het.

Der alt, vereinsamt Herr Rittmeischter het sech mit sym rotsydige Naselumpe d'Ouge-n-abgwüscht, wo-n-er sym Suhn z'negrüeft het: »Leb' wohl, mein Junge! Halt mir deinen Degen blank!«

Na nes paar Begrüeßungssätze-n-isch d'Konversation nah-ti-nah i ds Schtocke cho und jede Passagier het Zyt gfunde, syne Gedanke nache z'gah. Wo si über d'Höchi vo Uettlige gfahre sy, hei di vier Manne, jede-n-uf sy Art, mit der Zuekunft vo der bärnische Republik und mit der bsundere Rolle sech abgä, die si sech sälber dert drinne zuedänkt hei. Das ma di wunderbari Ussicht erwürkt ha. Wär wett o anders chönne, als patriotischi Tröum schpinne, wenn er dert obe düre geit und sech ds Bärnerland e so herrlech vor ihm usbreitet! Ygnischtet zwüsche-n-üppige Waldhuble-n-und saftig grüene Matte, Hoschtete-n-und Allee schtrecke di heimelige Dörfer ihri Chilchsturmhälme-n-i d'Luft. Alles isch e so herrlech groß und wyt. Und doch isch e kei dürre Fläcke z'gseh, vo der Aare-n-ewäg, wo da tief unde zwüsche de waldige Börder düre ruuschet, bis ufe zu de silberige Schneefälder und Gletscher. Wettigs Land isch das! Und dert linggs im Mittelgrund, da luege di alte Türm zwüsche de zaggete Schanze füre. Dert sitzt si fescht und schtill uf ihrer grüen verwachsene Flueh, di alti Schtadt, wo das alles erschtritte het und's jitz mit Chraft und edle Gedanke beherrscht. Was isch scho alles da drüber gange? Was wird no drüber cho, bis d'Sunne zum letschte Tag über ds Fyschteraarhorn ufechunt?

Mit schtill lüüchtende-n-Ouge het der Pfarrer L'Orsa a di Zyt dänkt, wo di volländeti Grächtigkeit ihres Regimänt einisch o i däm Land wärdi usüebe. Der Herr Tschiffeli het mit verlorene Blicke drüber nachegsunne, wie doch alles so cho syg und wie's gah wärdi, und sech gseit: »Me darf nid dra dänke.« Der Herr von Lentulus het i der wyte Landschaft d'Schlösser gsuecht, wo d'Landvogteie bezeichnet hei und dänkt: »Mer la nid lugg, bis mer se wieder hei.« Dem Karludi syni Chinderouge hei verrate, daß er z'fride gsi isch mit däm, was da isch. Ihm het d'Regierung mit ihrem groß dänkende Schultheiß alli Gwähr botte für ne glücklechi Zuekunft. »So sött's jitz blybe,« het er gmeint, »jitz chäm's guet.«

Der Holzer-Bänz het i Tag yne ghornet und nüt dänkt.

Der Wätterluft het flüchtigi Wulkeschätte-n-über d'Hochäbeni gjagt und di ganzi Landschaft i ihrem Schlummer beläbt. Es het eine dunkt, si müeß atme.

Bald het e Bärgzug di schöni Ussicht verdeckt. No einisch isch si erschine, uf em Rügge vor Frienisbärg, und du het sech e-n-anderi Gäged vor üsne Reisende-n-ufta, der Jura, überschattet vo nere riesige Gwitterwulke. I zimlech schläferigem Trab isch es bi brüetiger Hitz dür ds große Moos gange. Bald het der Herr Tschiffeli afah dusle-n-und isch je länger descht meh mit sym ganze Ratsherregwicht uf e Pfarrer grütscht, so daß dä alli Bott sy Ellboge-n-i d'Rüppi vo sym Nachbar het müesse bohre für sech sy Existenz z'sichere. Bi St. Blaise ändlech het der Jorat mit es paar wüetige Schtöß wieder Läbe-n-i d'Gutsche bracht. Im losbrächende Gwitter isch der Schlaf o de Roß abhandecho, und der Bänzli het müesse luege, wie-n-er sy edli Fracht glücklech a ds Zil bringi. Längs Bitze wys isch es under Blitz und Donner im Galopp gange, und männiglech het mit großer Erliechterung d'Türm vo Neueburg gseh uftouche.

Acht Tag druuf sy üsi beide Jünglinge-n-i der Riese-Schtadt aglanget. Dem Karludi syni Erwartunge vo Paris sy wyt übertroffe worde vo der Würklechkeit. Uf der erschte Fahrt dür di ändlose Gasse het er alli Ougeblick sy wälterfahrene Kamerad gfragt: »Was isch da los?« – »He nüt,« het der Lentulus gantwortet, »was wett sy?«

»He di Hüüfe Lüt.«

»Das isch hie geng e so, du Chind. – di Hüüfe Lüt!« seit der Lütenant, leit sech im Wage hindere-n-und gagglet gredi use.

Je meh si gseh hei, descht schtiller isch der Karludi worde. Es isch ihm gsi, wie wenn d'Wälle vo mene-n-andere Läbeselemänt über sym Chopf zsämeruuschete-n-und, halb betöubt, het er sech gschpürt i öppis Undefinierbarem, Unbegryflechem versinke. Mit wyt ufgrissne-n-Ouge-n-isch er a Paläschte-n-und Dänkmälere vorby gfahre, ohni meh z'frage, was dises syg und wäm das ghöri.

Undereinisch sy si a ihrem Zil gsi, wo der Lentulus sy Fründ ylogiert het. Es isch im dritte-n-Etage gsi vo mene Hus, nid wyt vo der Babylone-Casärne.

O hie im Hus hei di neue-n-Ydrück um ds Karludis müedi Schläfe brandet, daß er nid us em Gfüehl use cho isch, er troumi nume. Di galanti Fründlechkeit vo der Wirti und ihrer Tochter und no viel meh ihri fixi, packendi, vo jeder Grobheit abdeschtillierti Beschtimmtheit hei uf der Schtell e mächtige Zouber uf e Karludi usgüebt.

Der Lentulus het sy Fründ bald alleini gla, für sech bi sym Kommandant ga z'mälde. Z'erscht isch der Karludi i Ruehbett-Egge gsässe-n-und het vor sech abe gschtuunet. Aber es het ne nid lang dert bha. Er isch a ds Fänschter und het bald uf ds Gwimmel vo der änge Gaß abe gluegt, bald über ds Wirrsal vo de Decher und Chemeni, us däm da und dert, wie unbekannti Bärggipfel, Kupple-n-und schlanki Türm sech zum rote-n-Abedhimmel ufgreckt hei. Bald het me-n-us mene Hof ufe-n-es Trumpetesignal ghört. Aha, dert wird dem Lentulus sy Casärne sy. Lang scho sy dem Karludi syni große graublaue-n-Ouge-n-uf däm eigenartige Bild ume gschpaziert. Da und dert sy hinder Fänschter und Lücarne Liechtli uftouchet. Da g'hört er plötzlech e gloggehälli Schtimm hert näbe sech: »Ça vous plaît-il, Monsieur?« Und mit luschtiger Ungeniertheit lähnt sech näbe-n-ihm der Wirtin Töchterlein über ds Balüster, merklech amüsiert dür e Chlupf vom neue Gascht. Si isch mager gsi, wie-n-e Hofgeiß, aber chic und duftig und ihri schwarzglänzige Blicke sy i ds Karludis Ougeschtärne gschprunge, wie Schteinli, wo me-n-i ne himmelblaui Alpeglungge wirft. Dem Karludi isch es nid agnähm gsi. Aber, was het er welle? Er het mit ere-n-afah brichte, so harmlos wie's ihm öppe müglech gsi isch. Na churzem Gschpräch het er na der Poscht gfragt und Tinte gheusche, für hei z'schrybe, daß er glücklech acho sygi.

D'Pariserin isch höflech gnue gsi für ne z'verschtah und het ne-n-alleini gla. Aber chuum het er im Halbdunkel gschribe gha: »Chère Maman,« so polderet's unerchannt a d'Türe, und gäb, daß er het chönne »entrez« rüefe, schteit e riesige Kärl i der Schtube-n-und mäldet sech »Grenadier Bandi.« S'isch der Ufpasser vo sym Fründ gsi, wo ne-n-isch cho reiche zum Souper bi de Schwyzeroffizier. Dert isch er mit offene-n-Arme-n-empfange worde, het alti Bekannti gfunde, neui Bekanntschafte gmacht und e luschtige-n-Abe mit syne Landslüte zuebracht. Chuum wieder i syr Schtube, het ne d'Masse vo de-n-Ydrück vo neuem überfalle-n-und ne trotz der Müedigkeit nid la schlafe bis d'Mitternacht übere gsi isch. Du isch es aber ersch rächt losgange. I wildem Häxetanz sy Lüt, Tier und Landschafte-n-um ds Karludis Chopf umegkreiset. Di ganzi Reis het er no einisch düregmacht, nume mit däm Underschid, daß Schtädt und Lüt im grüslechschte Chrousi-Mousi a-n-ihm vorby gange sy. I däm Chaos isch schließlech ds Jetti vor ihm erschine-n-und het ihm sys hölzige Mämmi etgägegschtreckt. Dür das Bild düre-n-isch ihm de wieder ufdämmeret, das Mämmi syg ja vor Jahre bi der Neubrügg ertrunke. »Briegg nid,« het er ihm zuegrüeft, »du muesch de nes anders ha und de no nes schöners.« Aber ds Jetti het mit däm Troscht nid gschine z'fride z'sy. Und plötzlech gange dem Karludi d'Ouge-n-uf, und d'Sunne schynt häll i d'Schtube, währed vo der Gaß Wagegrassel und Gschrei ufetönt. Flingg isch er uf, für kei Zyt z'verlüüre. Und scho währed syr Toilette het er geng uf d'Gaß abegluegt, wo's wie zwee gäge-n-enandere loufendi Ameisezüg vo Möntsche gramslet het. Allerhand Lüt hei ihri War mit eigenartigem, läng zogenem Ruef feil botte. Chrüpple hei g'orgelet und sy uf hölzige Beine vo Hus zu Hus gschtäcklet. Bättelmönche mit Seck über de-n-Achsle, Soldate, Bedienti, Glehrti i schwarze Talar und wyßlockige Perrügge, Modenaffe-n-und Gamins mit verfotzlete Hösleni, Froue mit Fischchörb und Modiste mit bluemete Cartondrucke, so groß schier wie-n-e Regimäntspouke, e schmüselige Savoyard mit mene Murmeltierli uf em Arm und einisch sogar e lybhaftige Neger i-n-ere glahrige Livree, das alles het sech raschtlos zwüsche Gutsche-n-und Güeterwäge düre gwunde. Wettigs Läbe! Und i däm ganze Gschtüchel isch öppis gsi, wie di glychmäßigi Bewegung vo mene Mühlirad. Jedes het gschine z'wüsse, was es wott und wohi-n-es ghört und keis isch dem andere-n-i Wäg cho. Niemerem het me müeße z'wäghälfe.

I de Morgeschtunde-n-isch der Karludi uf sich allei agwise gsi, vowäge sy Fründ het Dienscht gha. Er het sech bald uf d'Socke gmacht für sech sälber chly z'orientiere-n-und Etdeckungsreise z'undernäh, und kei Viertelschtund isch verschtriche, ohni daß er öppis Neus, Interessants gfunde hätti.

Uf syne Wanderunge-n-isch üse junge Bärner bald i Tuilerieegarte cho, und vo denn ewäg het er sech geng und geng wieder uf der Linie vom Louvre bis zum Arc de l'Etoile bewegt. Alli Abe schier isch er dert ga schpaziere, mängisch wyt use, i der Richtung vo Neuilly. Und jedesmal het er sech trotz Hunger und Müedigkeit nume mit Müej vo dene wundervolle-n-Anlage losgrisse.

D'Silhouette vom Triumphboge vor em rotguldige-n-Abedhimmel, das weiche, duftige Liechtmeer uf de länge, großartige-n-Allee-n-und uf der boumryche Landschaft vor der Schtadt hei sech i syr Phantasie völlig ygäzt, so daß er se syr Läbtig nümme los worde-n-isch. Und bi aller der Pracht het er doch nie sys Bärn vergässe. Ihn het nume no ei Gedanke beläbt: öppis – nume-n-öppis vo dene große-n-Ideee, wo i der Herrlechkeit schlummere, hei z'bringe für sys Vatterland. Dert, uf syne-n-einsame Schpaziergänge, z'mitts im gröschte, frömde Gschtüchel, Grassel und Glöuf, isch der Karludi zum glüjende Patriot worde. Wenn je z'Bärn großi Gedanke chönnte-n-i ds Läbe gsetzt wärde, so wär's jitz, nadäm me dür di furchtbarschte Reinigungsprozässe gange sygi und einmüetig di wahri Wohlfahrt suechi, so het er dänkt.

Der Fründ Lentulus het nid begriffe, wo das use söll. Er het gmeint, der Karludi heig Längizyti, will er geng so schtill gsi isch und nid ds gringschteVerlangezeigt het zu de Luschtbarkeite-n-und Lumpereie, zu dene di junge-n-Offizier ne hei welle-n-amache. O di luschtigi Parisere, wo ne daheim umflatteret het, het nüt a-n-ihm abbracht.

»I gseh scho,« het der Lentulus einisch zum Karludi gseit, »du reisisch mer no hei und hesch nüt gseh vo Paris.«

»Nüt gseh! I cha doch nid meh als der ganz Tag luege.«

»Ja, ja, aber das isch nüt, geng nume Hüser, Böum und Schprätzbrünne.«

»I gseh da gnue derhinder. La mi nume mache!«

Übriges isch es gar nid nume bi'm Schpaziere blibe. Der Karludi het viel Zytunge gläse-n-und isch sogar einisch a nere Chammersitzung ga zuelose, die-n-ihm e tiefe-n-Ydruck gmacht het wäge der fabelhafte Beredtsamkeit. Demokrat frylech isch er bi allem däm nid worde. Er het bi verschidene vornähme Familie verchehrt, wo-n-es unghüür korräkt zuegange-n-isch. Schtill, aber mit offene-n-Ouge-n-und Ohre-n-isch er dagsässe-n-und het sech alles zu Nutze gmacht. Da het sech meh und meh d'Überzügung in ihm feschtgsetzt, daß me-n-Unberuefeni nid dörfi zur Regierung la, wo öppis Großes söll z'schtandcho. Wenn bi de Lüte, mit dene der Karludi verchehrt het, öpppis kritisiert worde-n-isch, so sy's di schwache Maßregle-n-und d'Konzessione vo der Regierung gsi. Und nid am wenigschte het me-n-im Offizierskorps vo de Schwyzer die Ansichte verträtte. Dert het me d'Schtilli vor em Schturm gschpürt und deßwäge di unerbittlechschti Disziplin und Schträngi düregfüehrt. Nüt het me-n-underwäge gla, was di unbedingti Zuverlässigkeit vo de Truppe hätti chönne fördere. Und jedes Nahgä vom Chünig i-n-irged ere politische Frag het bi de höchere Schwyzeroffizier es Chopfschüttle verursacht. Im Adänke-n-a Undergang vo der alte Monarchie hei di Offizier raisonniert: »Mer wei für alles guet schtah; nume söll me-n-is de o la mache.« Das, het der Karludi gmeint, sygi o für d'Bärner-Regierung ds richtige Raisonnement und so möcht er o sälber säge. Däm Gedanke het er a mene-n-Abe-n-i Gägewart vo mehrere Bärner läbhafte-n-Usdruck gä, so daß der Oberschtlütenant Rösselet ihm d'Hand uf d'Achsle gleit und ne gfragt het: »Weit Dir nid by-n-is blybe, Herr Landorfer?«

»Nei«, het der Karludi gseit. »Das isch nid my Wäg. Aber daheim wott i mys Mügleche tue. Mer hei jitz e famose Schultheiß, und jitz isch es üsi Pflicht, dä z'underschtütze mit allne Chrefte. Jitz wei mer derhinder, und d'Nachwält söll üser Generation nüd chönne vorwärfe. Ds Volk söll alles ha, was ihm vo würklechem Nutze sy cha. Alles sölle si ha. Aber es darf nüt überschtürzt wärde. Eis söll sech us em andere-n-use-n-etwickle. Und drum müesse mer derfür sorge, daß keini unberuefene, ungschickte Händ dry gryfe. Mir wei's mache. Mer wei zeige, daß me-n-is unrächt ta het, idäm me-n-is ds Vertroue-n-etzoge het. Mer wei's wieder gwinne, mer wei's dem Volk dür nes gwüssehafts Regimänt abzwinge.«

Mit wachsendem Yfer het der Karludi gredt. Es isch gsi, wie wenn alles, was er i de letschte Wuche so schwygsam i sech umetreit het, plötzlech i gwaltsamem Usbruch sech wett etlade. Alli, wo derby gsi sy, hei sech gweidet a der jugedleche Begeischterung, und nid am wenigschte der Lentulus. Dä het dem Karludi gseit: »Wahrhaftig, wenn my Kapitulation mi nid würdi binde, i chäm mit der hei und wett der cho hälfe.«