Text:Rudolf von Tavel/Der Stärn vo Buebebärg/Kapitel 8

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Achtes Kapitel

Es wär e herrleche Früehligstag gsi. D’Hüser i der Stadt Bärn hei dür di offene Fänschter d’Mittagssunne nume so ygsoge; aber albeneinisch sy es paar Butzeschybli us ihrne lugge Bleireife gsprungen und d’Gaß ab grollet, wenn si überhoupt nid scho bim erschten Ufschla z’Schärbe gange sy. En unberächebare Wätterluft het i de Gasse syni Flouse triben und den uvorsichtige Lüt d’Hüet ab em Chopf grisse. Aber zwüsche de bländig wyße Wulkestöck isch der Himmel blau gsi, schöner nützti nüt. So het me der Juged müesse rächt gä, wenn si nid länger meh mit sech het welle la märte. Der Oschtermäntig isch ds sälb Jahr nämlech e so strub usgfalle gsi, daß me der Feschtufzug vom Ussere Stand het müesse verschiebe. Und so sy di prachtvolle costumes i de Trög und Schäft blybe lige, bis me du gloubt het, jitz heigi ds schön Wätter ygsetzt und me chönni das ersähnte Fescht uschünde. Es het zwar elteri Lüt gnue gä, wo gfunde hei, uf di färndrigen Ereignis abe sötti me settige Gugelfueg underwäge la. Derfür syn eren aber gnue gsi, wo ds Gägeteil verfochten und gseit hei, me dörf doch nid warte, bis daß ds Gras höch syg und me niene meh düre dörf. Für hütt wärd’s es öppe scho no ebha. Und so isch du vom früeche Morgen a bürschtet und griblet und gstriglet und gwichset worde. D’Freud isch vo Stund zu Stund gwachse, und nume di allerglychgültigschte Trochebrötler hei sech Zyt gnoh, i der Ornig z’mittags’ässe. Der Gwunder het sech uf der Südsyte vo der Stadt ygnischtet, wo men uf ds Chilchefäld übere het chönne luege. Dert äne, am Gryphehübeli, hei si no a nere Feschtung bouet, wo am Namittag het söllen erstürmt wärde. Me hätti zwar vo dert a chönne gseh, wie schwarz der Himmel hinder Chüniz gsi isch; aber wär het dert übere gluegt?

Ändlech — ändlech het’s zwöi gschlage. Ganz Bärn het sech, emel wär nid Fänschter a de «vordere» Gasse gha het, under de Loubebögen ufgstellt. Es isch nümme lang gange, so het me vom Wybermärit här schnarrendi Trumpetestöß und dumpfi Trummle ghört. «Aha», het’s gheiße, «si chöme, si chöme», und mit Hascht sy d’Bueben uf Chischte, Fesser, Gländer und Brunnetrög ufegogeret. Natürlech het eine Mittel und Wäg gfunde, d’Chramgaß dür ne Plumps i Simsonsbrunne z’amüsiere, und nit wyt dervo isch a menen ehrsame Burger es Söuli us em Chrume vor em Huus ertrunne. Aber Söuli hi, Söuli här — Under em Gwölb vom Zytglogge het’s afa tuuten und dröhne, und über d’Chöpf vo de Lüt ewäg het me blitzendi Hälme, Fahnen und Fäderebüsch langsam gseh arücke. D’Lüt sy no druuf zue gsprunge, wie wenn si dem Zug wette der Wäg ga versperre. Roßchöpf mit rot, gääl und grüene Fäderestrüüß hei sech e Gaß bahnet, und under der chindleche Bewunderung vom Volk, under ah! — oh! — eh! sy si dahär zoge, i unbeschryblechem Stolz, di junge Herre, wo sech zu Staatsmannen und Fäldherre deschtiniert gspürt hei. Und wo Barettli-Töchtere gwohnt hei, da hei under Fäderehüet und Hälme wackeri Ouge vüreblitzet, sy Hüet und Fahne gschwänkt worde. Da und dert isch es Büscheli Gloggebluemen oder Veieli oben abe gfloge, nid sälte vo gschickt gfüehrter Dägespitzi ufgfasset. Wie ne Troum isch di chriegerischi Herrlechkeit a de Lüte vorbyzoge. Chuum het men ei Gruppe rächt i ds Oug gfasset gha und Bekannti drunder usegfunde, so isch scho e neui da gsi, me het nid gwüßt wo luege. Rot, gääl und grüen gstreifeti Löufer mit glänziger Pique, Bannertreger i glahrige Costüme, Hoboischten und Trummler mit länge, rot und schwarz gflammete Trumme, Musketierkompagnien und stattlechi Rytergschwader, abetüürlechi Zunftinsignie — wahri Unghüür — es het nid welle höre. Aber der Inbegriff vo allem Stolz, vo jugedlecher Chraft und Schönheit sy doch di Ratsherrli und Chargierte vom Ussere Stand gsi. Der Schultheiß, e junge vo Wattewyl, isch mit syr glänzende suite wie ne Triumphator dahärzoge, Triumphator jedefalls über vieli Härz. Är, der «Landvogt vo Habsburg» und der «Generallieutenant» hei gwettiferet i der Pracht vo ihrne Rüschtunge: bläuti oder damaszierti Harnische mit verguldete Leuechöpf und Niete, eleganti Hälme mit üppige Fäderebüsche. Jedi Waffen isch es Chunschtwärk gsi. Und uf alle Dägeklingen und andere blanken Armaturstücken isch d’Devise vom Ussere Stand ygraviert gsi: Imitamur quod speramus. Das het me ja frylech nid chönnen abläse, währed si vorbyzoge sy. Aber es isch unzwöidütig o uf allne dene jugedleche Gsichter gschribe gsi. — Churz, e schöneri Muschterig über d’Jungmannschaft het’s nid chönne gä.

Wil der Zug nume di vordere Gassen ab isch, hei sech natürlech di Gwunderige, wo anderswo gwohnt hei, müesse zu Verwandte tue oder sünscht e Platz sueche, wo men öppis het chönne gseh. Bi ds Herr Willadings het das pärse viel gä z’rede, vowäge ds Kätheli het nid numen alles und jedes welle chönne gseh, es het vor allem uus o sälber welle gseh sy. D’Frou Seckelmeischteri het gfunde, me chönnt bi de Cousinen a der Chramgaß zueche stah. Aber bhüet’is, bhüet’is, da isch si bi ihrer Tochter a di Lätzi cho! Der Herr Seckelmeischter, wo sälber o no gärn ehrerbietigi Grüeß ygheimset het, isch bsunders gnädig gsi. Er het sy kolossali Reisgutsche, so nen Art Gartecabinet uf Reder mit viel Zierat, la früsch malen und het gseit, me fahri de dermit zum vierröhrige Brunne, wo der Zug müessi abschwänke; dert gsej mes de am längschten und am schönschte. Aber das isch no einisch nid na ds Käthelis Chopf gsi. I dä Chaschten yne sitze? M’m.

Äs het nid welle hinder der Mama vüre güggele. Si het zwar gar ta, wie wenn si de ihns welli vorne la sitze. Aber das kenni me wohl, het ds Kätheli dänkt, der Gwunder tryb se doch de vüre, und de gäb’s es Gchäs, und de da eso verzworgget dasitze — nei, lieber nid. Und de überhoupt, bi so öppisem di ganzi Zyt d’Ouge vo der Mama über den Achsle z’gspüre, das verderbti eim ja der ganz Gspaß. Bhüet’is nei, ds Kätheli het sech ganz öppis anders usdänkt gha. Für was hätti me glehrt ryte? Es het uf nes Roß ufe welle, und zwar uf eis, wo me het dörfe zeige. Und de wär’s emel de o sicher gsi, daß men ihns gsäch.

Der Herr Seckelmeischter isch zerscht füürtoub worden ob der Idee und het über d’Extravaganze vo syr Tochter höllisch ufbegährt, houptsächlech wäge der Gringschätzung vo syr Gutsche. Er het gseit, jedes andere würdi sech d’Finger schläcke, wenn es dert dry dörfti sitze; es heig afange gar ekei Art und kei Gattig meh mit den exigeances vo däm Meitschi. Aber ds Kätheli het gwüßt, was es verma und het nid lugg gla. En etschidenen Umschlag het’s du gä i ds Papas Ansichten über di Sach, wo-n-er vo Hünige mit dem Bscheid heicho isch, der Oberscht Wendschatz begähri nid i Große Rat. So öppis het men eigetlech no nid erläbt gha, und der Herr Seckelmeischter isch drüber nid minder erbost gsi als über d’Verachtung vo syr früsch verguldete Gutsche. «Dene junge Lüte vo hüttzutag isch i Gottsname nid z’hälfe», het er gseit, «da offeriert me ne d’Nomination fix und fertig gchüechlet, und de tüe si de no wunderlech.» Das Generalisiere het der Herr Willading im Bruuch gha; gwüßt het er ganz guet, daß der Oberscht wyt und breit der einzig Bärner isch gsi, wo däwäg d’Nomination usschlaj. Jitz het er sech du gseit, well er nid i Rat, so bruuch er o nid z’meine, me spar ihm ds Meitschi, bis er sech anders bsunne heigi. So het du der Herr Seckelmeischter o gar nüt meh derwider gha, daß ds Kätheli bim Ufzug vom Ussere Stand rächt en vue chömi. Villicht finde sech de dankbareri und länksameri prétendants. Und jitz het men a nütem gspart. I allem het me der Prinzässin ihre Wille ta, und z’gueter Letscht isch niemer meh i se vernarret gsi als der Papa sälber. Ds Kätheli het’s fertig bracht, sys Barettli eso ufz’pflanze, daß es ganz flattos usgseh het. Frylech het’s mit nere prächtige Pärleschnuer gwüßt nachez’hälfe, die sech wunderbar dür di sydige Haar gwunde het. Sy spländide Rytrock vo schwärem Silberbrokat mit ysehuetblauem Fond, schwarzem Pelz und herrleche Spitze wär nere Fürschti wohl agstande, nid z’rede vo der Halschetti und den Agraffe, wo blitzet hei wie nes Füürwärk. Aber sogar sys rötlech tüpflete Schümeli het no Sattelzüüg vo blauem Stoff mit silberigem Zierat übercho. Der Brächt het’s natürlech no so gärn übernoh, sy Cousine als Ehrecavalier z’begleite, und a Eleganz het’s o ihm nid gfählt.

Wie no anderi Patrizierfamilie hei ds Herr Willadings i der Brunnaderen usse nes Summerhuus gha, und me het dra dänkt, na de Manöver uf em Chilchefäld mit es Paar junge Lüte dert usse ga zvieri z’näh. Zu aller Vorsicht het der Herr Seckelmeischter dem Lächema la Bscheid mache.

Ja nu, jitz isch me du also mit der Gutsche zum vierröhrige Brunnen aben und het dert, obehär dem Frienisbärgerhuus, uf e Zug gwartet. Wil ds Kätheli d’Gutsche verachtet het, het me no nen übelghörige Vetter Tschachtlan und sys Töchterli mitgnoh. Ds Kätheli und sy Begleiter sy no chly d’Gaß ufgritte, bis me d’Musig ghört het, und du hei si sech, vo der Zueschouermängi agstuunet, hinder der Gutschen ufpflanzet. Mängi Huldigung us em Zug use het der Schönheit vom Kätheli gulte. Albeneinisch het es sogar Störunge gä, wenn öppen einen us em Glid use nächer zueche gritten isch, für cho z’grüeße. Wär aber da ne bösi Stund erläbt het, wenn er scho nid sech derfür het welle ha, isch der Vetter Brächt gsi. Däm sys Roß — er het halt äben o nid nume so nes abgraggerets welle ha, het gar kei goût gfunden a de Fahne. Die hei hütt im Luft eso gchnatteret, und das het däm Rößli Angscht gmacht. Meh als einisch het es mit menen unerwartete Gump gchehrt und schier jedesmal e harmlose Zuschouer überschosse, so daß d’Lüt afangen uwirsch worde sy und gseit hei: «Heit doch dä Gablihung am Zoum, gäb daß er no nes Ching vertrappet!» Ds Ufschla vo de Huefe scho het allimal en Ufregung i d’Massen yne bracht. Und der Gugger het’s gseh, ’s isch grad gsi, wie wenn alles, was e Fahne treit het, juschtemänt uf di Gruppe zue hätti müesse. Der sogenannt Groß Huufen isch soz’säge scho vorby gsi und het i d’Junkeregaß ygschwänkt, für wieder d’Stadt uuf und i ds Marzili, da etwütscht’s plötzlech der Frou Willading: «E mon Dieu, der Hüniger!» — Und in der Tat: da rytet uf mene Prachtsgoul, falb mit wyße Füeße, der Oberscht Wendschatz als Kommandant vo der Ryterei am Schluß vom Große Huufe. So schön ufputzt wie hütt het me ne no nie gseh gha. E bluetroti Casaque het er treit, ne schwarz damaszierte Bruschtharnisch mit Guldverzierung, e prächtige wyße Spitzechragen und e gwaltige Filzhuet mit prachtvolle rot und schwarze Fäderen und mächtiger Agraffe. Di glänzendi Amazone het er scho di ganzi Stadt ab gsuecht. «Au revoir, uf em Chilchefäld!» het er nere zuegrüeft, wo si sy Grueß mit dem Däge mit fründlechem Winke beantwortet het. Der Herr Willading het sech müesse säge, er sygi doch eine vo de währschaftlischte cavaliers gsi vom ganze Zug, und er hätti ne gärn no chly besser gschouet. Aber di yschwänkende Harnischryter hei ne de Blicken etzoge. Und jitz isch der sogenannt Chly Huufe cho, wo zur Verteidigung vo der Schanz am Fueß vom Gryphehübeli isch bestimmt gsi. Nid minder prächtig als der Groß Huufe, isch dä Zug no gleitiger vorby gsi und der Stalden ab über d’Nydeggbrügg use.

Dene hei sech ds Herr Willadings i mene Strom vo andere Gwunderigen agschlosse, für uf em Gryphehübeli d’Schlacht und d’Erstürmung vo der Schanz ga az’luege. Währeddäm me da der Muristalden uuf gritte, gfahre, gloffen und grochlet isch, het sech der Groß Huufen im Marzili uf Schiff la über d’Aare setze. Was alti, präschthafti oder kommodi Lüt gsi sy, so hei die vom große Chilchhof und uf andere Terrassen i der Stadt vo wytem dem Spektakel zuegluegt. Aber alli het’s dunkt, me sötti e chly pressiere, es chönnti sünsch de no ne Schütti gä uf alli di schöne Sache. Am gröschten isch d’Ungeduld uf em Chilchhof gsi, wo di Alte dasume träppelet sy, für sech dermit e chly d’Füeß z’werme. Denen im Marzili unde hei nume d’Fährlüt nit gleitig gnue chönne mache.

Uf em Gryphehübeli het sech nah-ti-nah es stattlechs Völkli zsämegfunde. Sy d’Gutsche ds sältmal z’Bärn no ne rari Sach gsi, so het’s nütdeschtweniger e Wagepark gä vo allerhand Fuehrwärk. Es sy ordlech viel Lüt cho ab em Land, nid viel Bure zwar, aber Herrschaftslüt. Im zwöite Träffe sy d’Proviantwäge gstande mit Vorräte für nes luschtigs Lagerläbe. Was Herre gsi sy, so sy die meischtes zu Pfärd cho. Me het alti Fründen und Verwandti us abglägene Landvogteie troffe, sech gägesytig d’Roß abegmacht, alti Güntli uftischet, de Froue flyßig der Hof gmacht, da und dert o öppe Regierungssorgen erörteret. Und zwüschen allem däm farbige Wäse, wo bald warmi Früehligssunneblicke, bald tschuderigi Wulkeschätte drüber gfloge sy, het sech es Heer vo Chinder umetriben und e Meut vo allergattig Hünd. Es isch viel gscharwänzlet und komplimäntiert, aber o viel brüelet und bället worde, und albeneinisch het e hässige Chlobe vo mene Bagageroß sy Gspane bisse, so daß o d’Fuehrlüt ihri fäldmäßige Redesarte hei chönnen abringe. Di einzelnen Abteilunge vom Chlyne Huufe hei under viel Kommandieren und Schwadroniere d’Schanz bsetzt, ihri Kanone, Musketen und Wallbüchse glade. Und derby isch der Waadtländer und der Neuestadter i zinnige Channen und Bächer scho zimlech üppig gflosse. D’Offizier hei sech vielfach ds Bord uuf verzoge, d’Barettlitöchtere hei ds Bord ab Etgägekomme bewise. Churz und guet, d’Stimmung vor der Schlacht isch rächt ungsorget gsi. Ändlech isch e Kommandoruef ertönt. Under Trumpeten und Trummlen isch di bereits verlottereti Schlachtornig wieder härgstellt worde. Am underen Änd vom Chilchefäld sy blitzendi Reie vo Spießen uftouchet. Fahne hei im heitergrüene Fäld gflatteret. Ryter sy dasume galoppiert. Alles het um so schöner und farbiger gschine, als über Chüniz e verdächtige graue Näbelschleier derhärcho isch und der ganz Hindergrund verdunklet het. Über ds Fäld sy Sunneblicken und Wulkeschätten und silberig glänzigi Graswälle gfloge. «Jitz sötte si de aber cho!» het men uf em Gryphehübeli gseit.

Da! Bravo! E Füürblitz und e wyßi Dampfwulke hei sech malerisch vor em dunkle Gwülk abzeichnet. Hienache, i der Schanz, tönt es Kommando, und ds «Schuflenüüni» — eis vo de gröschte Schanzstück — donneret sy Antwort. — Me het sech gfragt, ob öppe der Schutz hindenuse syg, vowäge der Chlapf het under de Zuschouer e fürchterlechi Würkung ta, die jitz no verheerender worden isch, wo di andere Stück i der Schanz unden o losgange sy, alli mitenandere, und der Rouch i verfätzete Schwade ds Bord uuf isch cho z’flüge. Wär es Leitseil oder e Zoum i de Hände gha het, het natürlech nid chönnen uf e Nachbar luege. Aber nam erschte Chlupf und Brüel het me nes Chrousimousi vo Roß und Möntsche gseh, us däm einzelni Ryter uuf und nider ghopset sy wie Schiffli uf bewegter See. Eint und anderen isch nid meh als drümal i d’Höchi cho und de im Trubel verschwunde. Derfür sy de hinden es paar lääri Roß mit flügendem Stil us em Chnöuel use gschossen und, verfolget vo Chindergeplärr und ganze Schwade vo Besänftigungsrüef und Flüech, dem Große Stalde zuegstobe. Druuf het es allgemeins Hallo und Glächter d’Luft erfüllt. Und im Momant, wo d’Frou Landvögti vo Loupe mit nere früsch duftige Grasmutten uf em neue Rock und verschidene Bitze vom Gryphehübeli i Gsicht und Haare ihre Ma wott zur Gutschen uus müpfe: «Me sött ga sägen ufz’höre mit Schieße!» git’s e zwöiti décharge und e zwöiti Zableten under de Vierbeinige. Aber jitz het’s scho weniger meh gmacht, wil di nid Sattelfeschte bereits bi der erschte Prob sy usgschoubet worde. Jitz het me du o chönne fragen und luege, wär nümmen im Sattel gsi isch. Ds Kätheli, wo bekanntlech no viel subtileri Wäsen als nes Roß het gwüßt z’bändige, isch, vor Übermuet strahlend, uf sym Schümeli gsässe. O der Brächt isch no im Sattel gsi, frylech nümmen a ds Käthelis Syte, sondere bi der Liebegg äne, wo-n-er mit sym Roß am Ygang zum Große Stalde wie lätz zringsetum gfahren isch. Mit Lischt und Gwalt het er’s i mene faltsche Galöppli wieder uf ds Hübeli vürebracht; aber nid für lang, vowäge, währed der Herr Seckelmeischter, wo chly ds Bord ab träppelet isch, i heiterem Gspräch zum Befählshaber vom Chlyne Huufe juscht seit: «Ja, ja, dir machet eigetlech schöni Gschichte, dir vom Ussere Stand, under euer Devise quod speramus imitamur e settige Chrieg ga ufz’füehre», chunnt es scho ganz strub vo Chüniz här über d’Aaren, und zwar gleitiger als di arückendi Phalanx vom Find. Und grad druuf falle Rägetropfe. «Es git es Aprille-Schütteli», het me gseit. Und wär chönne het, isch i d’Gutschen und under d’Böum gschloffe, wo zwar chuum es paar grüeni Blettli hei tribe gha. D’Ryter hei wohl oder übel müesse darha.

Aber mit däm graue Schleier isch en yschchalte Luftstoß cho. Us em Schütteli isch e Schütti worde — und das e tolli. Brätschet het’s, und zschufletewys isch Risel über di ganzi Herrlechkeit cho z’flüge. D’Roß hei vo sälber ds Hinderteil dem Wätter zuegchehrt, d’Chöpf abegla und afa gygampfe, so daß eint und andere ganz unvermuetet i ds nasse Gras pürzlet isch. Und wo me gluegt het, ob’s nid grad verby well, isch es je länger descht strüber cho. Me het nümme heiter gseh, und plötzlech isch e wahri Panik usbroche. Ds junge Volk isch dervo gstobe, und Ryter und Wäge sy i mene regellose Schwarm dem Stalde zue gflüchtet. Me het d’Roß schier nümme möge bha. I der Willading-Gutschen isch der Risel scho z’hampvelewys gläge, und währed geng no meh derzue cho isch, het me sech gägesytig agschnauet und nam Kätheli gschroue. D’Frou Seckelmeischteri het rächts der Chopf use gstreckt und dem Gutschner befole: «Ga Brunnadere, Hans!» Und der Herr Seckelmeischter het linggs use brüelet: «Fahr i d’Stadt!» «Aber nei!» het d’Frou ufbegährt, «warum jitz? — Wie dumm! — Und de ds Kätheli? — Chehre, Hans, chehre!» — «Ja, da wird me jitz chönne chehre», brummlet der Hans uf em Bock, «wenn me niene kei Platz het!» Und so isch mit allem Ufbegähren und Lamäntieren im Strom vo der allgemeine, wilde Flucht di neu verguldeti Arche vo ds Willadings mit furtgschwemmt worde. Vo Halten oder Chehren isch nüt meh gsi, vowäge hinder däm Trubel här isch der chly Heerhuufe sälber a eim tuusedbeinige Chlumpe derhärcho. Daß o der Brächt irgedwo i däm Gstüchel het mit müesse, cha me sech dänke. Er het gsporret und porzet und dem Roß ds Muul verrisse bis schier a d’Ohren ufe. Aber das het glatt nüt gnützt. Ob vüretsi oder hindertsi, es isch alles der Stalden ab.

Aprilleluun und anderi Zuefäll hei scho mängs z’standbracht. Aber erscht, wenn de no e starke Wille se weiß usz’nütze, chunnt’s guet. Es hätti hütt mögen obenabe mache, was es hätti welle, Sunneguld oder läbigi Chatze, i beidne Heerlager isch öpper gsi, wo hütt öppis het welle. Dem Kätheli isch der ganz Usser Stand mit allne Prätendente Schnupf gsi, es het nüt anders gsuecht i der erwachende Früehligslandschaft als dä groß Falbtschägg mit de wyße Füeß und was druff gsässen isch. Und wil es dä uf em findleche rächte Flügel etdeckt und i der Rägewulke het gseh agaloppiere mit syne Ryter, het es alli Chraft zsämegnoh, für sy Schümel wenigschtes a d’queue vo der flüchtige Masse z’bringe. Es isch arg i ds Gstüchel yne cho, vowägen im chlyne Heerhuufen isch mänge parlitout gsi, wo gmeint het, es mögi sys Schümeli nümme baschgen und es gäb Glägeheit, ga Ritterdienschte z’leitschte. So het der Oberscht Wendschatz, wo-n-er, syne Manne wyt z’voruus, uf em Gryphehübeli acho isch, ds Kätheli zmitts i nere dicke Cavalcaden inne gfunde. Er isch erschrocken und het en Ougeblick überleit, öb er nid well abbiege. Aber der ganz chriegerisch Trubel und di gueti Glägeheit zu mene flotte Ryterstückli hei nen ufgchlepft, und so het er, unbekümmeret drum, ob’s der eint oder ander Gägner mitsamt dem Roß i ds Gras legi oder nid, ds Spil wyter gspilt. Mit kavallerischtischer Wucht isch er i Huufen yne, der Falb het es paar schmäleri Rößli uf d’Syte drückt, und mit grober Fuuscht het der Hüniger di versilberete Zügel vom Kätheli packt.

«Gfange!» het er grüeft.

Di abgsprängte cavaliers hei sech welle zur Wehr setze; aber underdesse sy dem Hüniger syni Ryter i chlobigem Galopp cho az’flotsche, so daß, wär nid het wellen überrönnt sy, wohl oder übel het müesse ds Fäld ruume.

Der Oberscht het hällufglachet. «Deus afflavit et dissipati sunt!» het er zum Kätheli gseit. Das het aber nid druuf glost, sondere gseit: «Filons!» Es het gäge d’Brunnadere zeigt, und du sy si i scharfem Tämpo, begleitet vo de Harnischryter, über ds Lindefäld uus trabet, geng no im byßigen Yschnadleräge. Scho vo wytem hei si di mächtige Linden und derzwüsche di wyße Muure vo ds Herr Willadings heimeliger Summerresidänz vor sech gseh, und i schnuergrader Linie sy si druuf zue gritte. I wenige Minute sy si dert gsi. Der Oberscht het syr Gfangenen us em Sattel ghulfen und d’Mannschaft mit allne Roß under ds Schüüredach gschickt. Eim vo syne Manne het er, sobald me gseh het, daß niemer meh derhär chunnt, der Uftrag gä, i d’Stadt z’ryten und dem Herr Seckelmeischter ga z’brichte, wo me syg. Druuf het me bim Lächema d’Schlüssel ghöische, und ds Kätheli het sy Häscher i Wohnstock gfüehrt. Einisch am Schärme, het ds Kätheli mit mene halb truurige, halb übermüetige Blick sy Rytrock usgspreitet und zum Oberscht gseit: «Das isch e schöni Gschicht.»

«Wie schad!» meint der Oberscht. «D’Houptsach isch aber, daß es Euch nüt tuet. Wüsset Dir was, es isch chalt da inne, mer wei Füür mache!»

Ds Kätheli isch grad druuf ygange, und si sy beidi der Nächi nah i d’Chuchi. Der Oberscht het Holz gsuecht, Füür gschlagen und es Höllefüür agmacht.

«Machet Ech zueche», het er gseit, «et vous me permettez...» Dermit het er sy Bruschtharnisch glöst und nen uf e Chachelbank gstellt. Sobald er nüt meh z’tüe gha het, isch er näb em Chuchikamin uf nes Holztütschi gsässen und het dem Kätheli zuegluegt, wie-n-es under hällem Lache mit syne schmale wyße Händ d’Nessi us der Pelzgarnitur und us de Spitze vo sym Chleid usdrückt het. Das het gä z’brichten und z’lache; aber nachhär, wo ds Kätheli sy Rytrock gäge ds Füür spreitet und, vo der Gluet rot übergosse, dä silberig Stoff i den anmuetigschte Bewegunge hin und här zogen und sech langsam bald linggs bald rächts dräit het, so daß sy stolzi, gschmeidigi Figur zu voller Gältung cho isch, da isch der Oberscht still worde. Ds Kätheli het o nüt gseit; aber es het triumphierendi Blicken uf ihn gworfe, wo syni Gedanke verrate het. «Gäll», het es sech gseit, «du hesch gmeint, du heigisch mi gfange, aber i weiß besser, wär der Gfangen isch!»

Dusse het’s dürenandere gschneit und grägnet.

Und im Oberscht het’s gstürmt.

Und ds Kätheli het ihm’s agseh und ohni öppis derglyche z’tue, sys Chleid wyter tröchnet.

No einisch sy alli Bedänke vor em Oberscht dürezoge. E Stimm, wo-n-er nid het chönne mache z’schwyge, het ihm gseit: «Dänk a dy Freiheit! Dänk a Stärn vo Buebebärg, wo so allei im Blaue glänzt!» — Er gspürt dem Kätheli syni fragende Blicke. Er schlat d’Ougen uuf, und gseht wieder vor sech stah — es Bild us Roseduft und flüssigem Guld — e troumhafti Schönheit. — Da het’s ne gnoh. Er steit uuf, leit unwillkürlech d’Hand uf ds Härz — di anderi isch uf em Dägegriff gläge — und seit: «Kätheli, Dir heit errate, was i uf em Härz ha.»

«Was?» antwortet ds Kätheli mit liechter caprice und tuet e Schritt zrügg, «Dir lueget so truurig dry... was... söll i da druus...» D’Stimm het ihm nümme rächt welle folge.

«Plaget mi nid! Dir wüsset’s.»

Ds Kätheli geit no ne Schritt wyter zrügg, ohni Lut z’gä.

«Kätheli, gäbet mir mys verlorne Glück ume!» Er isch ob däm Usdruck fascht sälber erschrocke; aber im Wirbelsturm vo synen Epfindunge het der Oberscht nume no sym Offensivgeischt nahgä und i däm dunkle Drang ohni wyteri Überlegung furtgfahre: «Dir syd der einzig Möntsch, wo das cha. E glänzendi Position chan ig Ech nid biete, aber villicht isch Ech doch es Härz voll Liebi meh wärt — oder nid?»

«Was wett i meh?» seit jitz ds Kätheli, wil’s es doch nid länger über sech bracht hätti, dä Ma z’fecke, wo-n-ihm no jedesmal dür di usdrucksmächtigi Wahrheit vo sym Wäsen alli Flousen ustribe het.

Jitz fasset der Oberscht sy Brut bi beidne Hände, zieht se-n-a sech und drückt se mit lyser Gwalt a sys bidere Soldatehärz. Und nachhär nimmt er dem Kätheli sy herrleche Chopf i beidi Händ und drückt ihm mit warme Lippe ds Insigel vo syr Liebi und Verehrung uf d’Stirne.

Wo si sech wieder hei la gah, sy dem Oberscht Freudetränen über ds Gsicht ab gloffe. Er het Wort gsuecht und keini gfunde. Der inner Ufruehr het dä sünsch eso stark Ma völlig übernoh, so daß du o ds Kätheli — es het nid gwüßt warum — het afa briegge. Und di beidsytige Träne hei Beidi wieder gmacht z’lache. «Mer sy doch Babeni», seit der Oberscht, und du hei si sech zum erschtemal d’Träne furtgmüntschlet und vo neuem sech umarmet und glachet.

Der Oberscht het jitz glücklech es Fadenändi us em Ghürsch vo synen Epfindungen und Gedanken erwütscht und, wenn o chly chrousimousi, dem Kätheli afa ds Härz lääre. Vo Hoffnungen und Sorge, vo altem Weh und neu ufgangener Freud isch es ihm übergloffe. Ganz frei und offe het er syr Brut dargleit, was ihm Chummer gmacht und was ne so lang no hinderha heig, sech wieder z’verhürate. Ds Kätheli isch uf alles ygange, und wie Chinder hei si agfange sech es Herrschaftsidyll über Hünigen usz’spinne, daß es d’Müüs i de Wänd vo der Chuchi gluschtet het, a ds Bord vo der Chisen usz’wandere.

«Aber wüsset Der», het der Oberscht gmeint müesse z’bekenne, «Dir würdet Ech de no über mängs etsetze, vowägen um ds Schloß ume gsehts’ de no strub uus, und o drin inne wärdet Der d’Spure vo der Junggsellen- oder Witligwirtschaft finde. — Eigetlech söttet Der nid usecho, bis i chly Ornig gmacht ha.»

«Nüt da», reklamiert ds Kätheli, «juschtemänt das macht mer di gröschti Freud. — Das isch grad ds Nätte, so ne chlyni Wildnis i d’Finger z’näh und e chly der Zouberer z’mache.»

Der Oberscht lachet guetmüetig und fahrt wyter: «Ja, das begryfen i. — I hoffe nume, Dir wärdet Ech de o zwägfinde mit de Dienschtlüt und mit myne Bure. ’s isch halt da mängs e chly eigets drunder, und i möchti nid, daß...»

«O, das macht mer nid Chummer», underbricht ne da ds Kätheli, «i will de das Züüg scho erläse.»

Daß es dem Kätheli i däm Ougeblick kei Chummer gmacht het, isch dem Oberscht liecht verständlech gsi; aber ihm sälber het di «Erläsete» schwärs Bedänke verursachet.

Ob allem däm Plänlen und Usspinne hei di Zwöi nid g’achtet, daß ds Wätter sech wieder ufta het. E zuefällige Blick dür ds Fänschter het ne jitz aber zeigt, daß im junge saftige Gras es Schüümli Schnee glägen isch. Es hätti ein chönnen e Tschuder acho ob der Etdeckung, aber di Beide da inne sy nume dem Zouber vo ihrem säligen Erläbnis zuegänglech gsi, und i däm sy si o nid wichtig gstört worde, wo jitz mit schwärem Chnarre d’Willading-Gutschen i Hof fahrt und dem Herr Seckelmeischter sy gwaltige Bart zum Vorschyn chunnt. Ärnscht und breitspurig isch er uf e Wohnstock zue cho. Mit höchufgrissenen Ougen erschynt er under der Chuchitür. Im Bart chräbelet sy runzeligi Hand, und er weiß nid rächt, wele Ton daß er wott aschla. Hätti nid ds Ufbegähre vo syr Frou über di unerhörti sottise vom Kätheli ne zum Widerspruch greizt, so wär er gwüß mit mene Donnerwätter i ds zarte Gspinscht vo dene Zuekunftströume gfahre. Aber der Herr Willading het ja gmerkt gha, was es gschlage het, und Friden und heitere Luun syn ihm o öppis wärt gsi. Und wo-n-er di Beide da so glücksälig a der heimelige Füürstatt gseht sitze, het d’Freud in ihm obenuuf möge. Nüt anders het er vürebracht, als nes vätterlech guetmüetigs: «So — so!»

Wyter wär er überhoupt nid cho, vowäge ds Kätheli flügt ihm um e Hals.

«Was machet Dir da?» seit er druuf mit schwacher Verstellung.

Uf die Frag isch der Oberscht gfasset gsi, und er antwortet: «Quod speramus imitamur.»

Dem Herr Seckelmeischter sy Bscheid het du zvollem verrate, daß er uf alles isch gfasset gsi. «So syg’s!» het er gseit. «Es freut mi vo ganzem Härze.»

Jitz het du d’Freud ihres Panier i der alte rueßige Chuchi uf pflanzet und d’Zunge glöst. — Der Herr Willading het trocheni Chleider für sy Tochter mitbracht gha, und währed si sech überoben isch ga alege, het er mit dem Oberscht allerhand verabredet.

So het du der Herr Seckelmeischter doch no di großi Gnuegtuung gha, daß di schöni Gutsche zu mene höchen Ehredienscht cho isch. Wie ne Triumphator isch er a der Syte vo syr Tochter z’Bärn yzoge, und der Oberscht isch näbezueche gritte, und hinde het sech d’Ryter-Eskorten agschlosse. Und isch o der Himmel nümme ganz heiter worde, so het doch e guldige Streife vom Chünizbärgwald här e herrlechen Abedglanz über ds saftiggrüene «Schlachtfäld» und über di stattlechi Cavalcade gworfe.