Text:Rudolf von Tavel/Der Stärn vo Buebebärg/Kapitel 10

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Zehntes Kapitel

Der Oberscht und ds Kätheli hei z’Bärn i der Große Chilche Hochzyt gha und syn es stattlechs, schöns und glücksäligs Paar worde. D’Hochzytreis isch zmorndrisch pär Willading-Gutschen über Münsige ga Hünige gange. Der schwigervätterlech Marstalldiräkter het me mit mene guete Trinkgäld und mene tolle Ruusch hei gschickt. Und jitz isch me da gsi, i sym Schlößli, i sym Chünigrych! Wettigs Glück! Sunneschyn dinnen und dusse, blaue Himmel bis uf d’Bärgen abe. Zringsetum hei si gheuet. Starchi Roß und schwäri Chüe hei di riesige Fueder under em Juheje vom junge Volk über weichi Matten i d’Schüüre zoge. Alli Bott het ds donnerartige Rumplen us em schwarze Schlund vo neren Yfahrt usgchündet, daß wieder es Fueder am Schärme sygi. Und wo d’Sunne gäge ds Ballebüehl zue gangen isch, het sech a mängem Ort ds junge Volk mit Pürzelböum über di letschte Schöchli a d’Chise gstürzt. Bald het’s im dunkle Schatte vo de himmelhöchen Öschen und Eiche bim große Mühliweier und wyter ussen am Bach platschet und göißet. Und du sy si suber und luschtig dem Schloß zue gwanderet mit Bluemen und Meje, hei der junge Frou ghuldiget und sy im Vestibülen a di länge Tische gsässe, wo der Oberscht a Vorässe, Bratis, Förnli und Hamme het la uftrage, was d’Tischbei hei möge trage. Sobald es im volle Gang isch gsi, isch der Oberscht mit mene prachtvolle guldige Bächer erschinen und het gseit: «Liebi Lütli! Dir wüsset, daß es i der Gschrift heißt: Freuet euch mit den Fröhlichen und weinet mit den Weinenden. So isch es vo Alters här der Bruuch gsi z’Hünige, und so söll es blybe, so lang daß i hie z’befäle ha. Dir Alte dert oben am Tisch, dir syd im Schloß y und usgange, gäb daß i worde bi. Dir heit mynen Eltere dienet in eifaltiger Treui und syd nid gwiche, wo der Schwarz Tod ygchehrt isch und Vatter und Muetter mir vo der Wieglen ewäg furtgnoh het. Dir heit ghulfe se-n-i ds Grab lege näben eunen Eltere, Gschwüschterti und Chinder, wie si der Reie nah dra cho sy. Scho ds sältmal hei mer im gmeinsame Leid briegget. Under eunen Ouge han i hie myni erschte Jugedjahr verläbt. I han ech gseh arbeiten i gsunden und böse Tage. I han ech gseh dem große Wasser wehre. Und wo-n-i us der Frömdi umecho bi, han ig ech wieder zu treuem Dienscht parat gfunde. Dir syd Züge worde vo mym erschte Glück und syd by mer gsi, wo-n-i’s ha müesse begrabe. Und du isch ds böse Jahr cho, wo der Friden im Land verstört und ds stille Glück und ds Vertrouen i d’Obrigkeit druus ewäg gfüehrt het. Und jitz strecken ig ech d’Hand dar, für der Fride wider härz’stelle. I möcht ech zu Züge mache vo mym neue Glück, mys Glück söll o eues Glück sy, eues Glück my Freud, eue Chummer my Sorg, eue Verdruß mys Leid. Lueget nid zringsetum uf di andere, lueget o nid allei uf mi, lueget uf Ihn, den Gäber aller guete Gabe. Möntsche chöme, Möntsche gange, aber Gottes Liebi blybt in Ewigkeit. D’Liebi söll der Stärn vo Hünige sy!

Da steit my Frou, die mer hälfe wott, euch zum Glück füehre. Hütt gilt’s ihre, und uf ihres Wohl söllet dir mit mer trinke!»

Der Oberscht tuet e tiefe Zug us sym Bächer und bringt ne dem eltischte Gascht, amene silberhaarige Burema i mene subere Zwilchchittel, und währeddäm daß dä der Ehretrunk tuet, wott der Chriseggle-Chrigel, wo’s dunkt het, me sötti dem Oberscht antworte, zeige, daß er öppis glehrt het i der Wält usse. Er steit uuf und brüelet mit syr ruuche Stimm:

«Üsi allergnädigschti, vürnähmi, schöni und edli Frou Herrschaft, d’Frou Oberschti Wendschatzin pfifat hoch!»

Di anderen alli hei ne verwunderet agluegt und uf e Bächer gwartet. Und wo-n-er der Chehr um di ganzi Tischete gmacht gha het, isch d’Oberschti Wendschatzin vo eim zum andere gangen und het mit ne Gsundheit gmacht. Es isch wohl e feschtlechi Stimmung gsi a däm Feschtässe, aber derby isch es meh als ehrbar zuegange. Me het stillvergnüegt uf e Tisch gluegt und mit nere gwüsse Fyrlechkeit gässen und trunke. Sobald du di letschti Platten abgässe gsi isch, hei d’Musikante, e Gyger, e Klarinettischt und eine mit mene gspässige, gwundene Horn, müesse ne Marsch blasen und i Hof use marschiere, und zwar dür e Husgang und um ds Schloß ume. Der Töldi und vier anderi Buebe hei Fackle voruus treit. Hinder de Musikanten isch ds herrschaftleche Paar cho und hinder däm di anderen ungfähr dem Alter nah. Der Chrigel het der Zeremoniemeischter gmacht. Meh fyrlech als luschtig sy di sältsame Tön vo der Musig i di mondhälli, heuduftigi Nacht usegfahre, wo si langsam und wohlgnährt um en Egge cho sy. Und fridsälig wie dür ds Paradies sy si gwandlet, die vom Schlupf, die vo der Garnbuuchi, die vo der Schmidte, vo der Sagi, vo der Mühli, vo der Schüüre, vom Stulle, vo der Chrisegglen abe. O wie schön isch d’Wält, wenn ds Heu am Schärme, der Mage voll gueti Sachen isch und si voruus tuduru, tädärä, gyrigäggäggä ufmache, daß es eim nume so d’Füeß lüpft!

Im pflaschterete Mühlihof hei d’Bueben ihri Facklen am Hag gäge Gköchgarten ufgsteckt, d’Musikante sy uf d’Mühlistäge gstande, und du isch Paar um Paar pfurrättä — pfurrättä — chummwiefygeludichummdättä — chummnumegeng — rundumedrum — pfurrättä — pumm! Über ds großplattige Pflaschter gwalzet. Gäge ds Vestibülen isch d’Hustür offe gsi, so daß me zwüschen yne geng wieder het chönne mit Spys und Trank ga nachebessere.

Undereinisch het me du gmerkt, daß ds herrschaftlech Paar und der Töldi nümme da sy, und dermit isch ds Tämpo vo der Musig läbiger, ds Ufchlepfe vo de Schueh uf em Pflaschter luter worde, und albeneinisch isch e losgsprängte Juzer wie ne Rageten über d’Decher ufgfahre. Ds Herr Oberschts hei ihri Stube gäge Morgen use gha und sech nid drum gchümmeret, was hinecht hinder em Huus gangen isch. Si hei o nie vernoh, daß der Chriseggle-Chrigel, wo-n-er sy Widerstandschraft dem Bacchus bis uf ds letschte Brösmeli g’opferet gha het, vo den andere Gescht under em himmlische Goudium vom Garnbuuchibänz i Brunne dünklet und mit underschidleche Stüpf regaliert worden isch.

Ds Kätheli isch nid numen e Schönheit gsi, a dere der Oberscht z’zytewys schier zum Narre worden isch, es het o ds Bedürfnis gha, alles um sech ume mit der Schönheit i Harmonie z’bringe. Daß es verstande het, sech a’zleg, wüsse mer scho. Aber sy herrleche Formen- und Farbesinn isch uf der Stell mit allem i Konflikt cho, was nid suber, nid i Harmonie gstanden isch. Ds erschten Opfer — wenn me so darf säge — vo däm Schönheitssinn isch der Töldi gsi. Ds Mühlikäthi het doch gmeint gha, es heig ne so suber gha wie müglech. Aber jitz isch das alles schynt’s nüt gsi. Damit der Oberscht ja kei Vorwurf gäge sich drinne gspüri, het d’Frou Kätheli mit ihrer Töldi-Striglete gwartet, bis der Herr Gemahl im Sattel gsi oder sünscht über Fäld gangen isch. Aber vo däm Momänt ewäg isch es de unbekümmeret um alles Wehegeschrei über e Töldi härgange — übrigens nid zu sym Schade. Wär aber o mit weniger zarter Rücksicht als der Oberscht behandlet worden isch, das heißt unverblüemti Komplimänt über ds Töldis mangelhafti Süberlechkeit, sys Ghotsch und syni schlächte Maniere g’ärntet het, isch ds Mühlikäthi gsi. Das het ds Käthi gwurmet, aber derglycheta het es nüt. Im Gägeteil, vom Ougeblick a, wo-n-es gmerkt het, wär jitz Meischter isch i der Hushaltig, het es vernünftigerwys agfange, der Bueb zur Folgsamkeit und Artigkeit gäge sy Stiefmuetter z’ermahne. Das isch ja o i ds Käthis eigetem Interesse gsi, vowäge di neue Chleidli hei sech mit den alte Gwohnheite vom Töldi schlächt vertreit.

Es nimmt ech villicht wunder, ob d’Frou Kätheli nid o a ihrem Ma Verschönerungsversueche gmacht het. He nu, a syr Pärson isch nüt gsi z’verschönere. Me mueß nid vergässe, daß der Oberscht syni Lehrjahr under den Ouge vom französische Hof gmacht het. A Manieren und Gattig het’s ihm nie gfählt. Modischi Extravaganze het er mit de Chinderschueh abgstreift gha, und sy großi natürlechi Wahrhaftigkeit het ne nid nume vor ridiküle Zuemuetunge gschützt, sonderen ohni alle Lärmen o d’Frou Kätheli etwaffnet, und scho i den erschte vierzäh Tage het si ganz guet begriffe, daß e Modegänggel nid ga Hünige passet het. Aber sowyt sech Eleganz mit der schlichten Art vom Oberscht vertreit het, isch si duldet und pflegt worde; ja, dem Oberscht hätti’s e Sünd gschine, syr Frou der richtig Rahme zu ihrer Schönheit und ihrem vornähme Wäse z’versäge.

Und zu däm Rahme het o ds Schloß und sy Umgäbung ghört. Was dert der Zouberstab vo der Frou Kätheli agrichtet het, isch dem Oberscht gar nid zwider gsi, obschon er mängisch schier gförchtet het, sogar sy Gäldseckel chönnti sy unästhetische Tölli gägen en eleganteri Schmächtigkeit vertuusche. Di erschte Neuerunge hei nüt gchoschtet: es sy verschideni ganzi und nümme ganzi Häfeli vo Fänschtersimsen und andere Plätzli verschwunde, wo si ohni herrschaftlechi Ufethaltsbewilligung ganz wohl gsi sy. Möbel sy verstellt worde. Schäft hei ihre vergässenen Inhalt — Grümpel, zum Teil no us der katholische Zyt — müessen a ds Tagesliecht gä, und nah-ti-nah isch alles a sy rächte Platz cho, mängisch mit Getschäder und Chlingele. Nachhär sy di brochene Stuehlbei, abgschlagenen Egge, verroschtete Riglen und so wyters a d’Reie cho.

A verschidenen Orte het nach Jahre zum erschtemal d’Sunne wieder ynegschine. Für die Sache het scho der Tischmacher uf d’Stör müesse.

Und jitz isch der Garten a d’Reie cho. De Hüehner, wo überall dem Schloß nah Härdgrüebli hei agleit gha, isch e bestimmti Reservation agwise, dem Töldi unumschränkti Polizeigwalt über ds Fädervieh übertreit worde. Derfür isch du d’Eierproduktion im nächschte Monet um öppe sibezig Prozänt abegange. D’Gäns hei sech zur Wehr gsetzt, sy aber bald mit grobem Gschütz hinder e große Weier zrüggtribe worde. Di schöne grüenglänzigen Änten einzig hei Gnad gfunde vor em Töldi, wäge de Fädere, wo-n-er bi Glägeheit als Sportle zoge het, o bevor si «fällig» gsi sy. Später isch du, für d’Landschaft z’beläbe, a Platz vom büürsche Fädervieh es Pfauepaar i Garte gla worde.

Bis dahi sy am Schärme vom Schloß Brätterbygete, Stock und Boumstämm, ja sogar ganz ordinäri Schyterbygen aglähnt gsi. Da het du Mannevolch zueche müesse, und der ganz Vorrat isch i nes Holzhuus gwanderet. Um ds Huus umen isch e subere Wäg und e Bluemebanden agleit worde. Du isch es über d’Chise härgange. D’Bord sy abgstoche, z’plätzewys sogar usgmuuret worde. Wägen und luschtigi Brüggli hei sech mit de Windunge vom Bach verschlunge, und a mängem Ort sy Rosestöck und anders Gstrüüch gsetzt worde. Dert, wo der Läärlouf vom große Weier mit rüejig breitem Wasserspiegel der Garte gäge ds offene Fäld abgränzt het, isch es Miniatur-Wasserschlößli erstande. Pflanzen und Zierböum het me vo wytume zuechegschleipft, und am Änd vo jeder Wuche het’s z’Hünigen öppis Neus gä z’bewundere.

Jede Morge, wenn der Oberscht ds Fänschter ufta het, isch ihm sys Hei schöner vorcho, und mängisch het er sech gseit, er heig doch bis jitz gar nid gwüßt, was er dranne heig. Vo allne Herrschaftssitzen i der Nachbarschaft sy d’Lüt cho luege, und so viel Komplimänt wie jitz i eier Wuche het der Oberscht i syne beschte Zyte nid i mene Jahr g’ärntet. Sy Bewunderung für ds Kätheli isch geng größer worde. Bald isch er sowyt gsi, daß er ihm ds unmüglechschte Verlange nümme hätti chönnen abschla. Mängisch het er sech gfragt, was eigetlech o gange sygi. Wenn jitz d’Lüt ga Hünige z’Visite cho sy, so hei si alles grüehmt, sogar Sache, wo vo jehär da gsi sy und wo früecher niemer nüt dranne gfunde het. Meh als einisch het er Lüt zu syr Frou ghört säge: «Was heit Dir für famosi Dienschte, so tifig, fründlech, comme-il-faut!» Und doch isch keis Bei neu agstellt worde sit der Hochzyt, nume daß men eint und anders Meitschi us der Gäged meh beschäftiget het als früecher. Ob allem däm het er sech geng vorgworfe, ihm syg doch o gar nüt z’Sinn cho.

Ei Tag isch der Dießbacher mit syr Frou agrückt, was sälte gscheh isch, wil er eigetlech no im französische Dienscht gstanden isch und de i synen Urlebszyte z’Dießbach gnue Arbeit gfunde het.

Di beide Paar sy nam Ässen i ds Wasserschlößli ga sitzen und hei sech chöschtlech underhalte. Der Herr vo Wattewyl isch grüüslech hälluuf gsi und het eis Güntli über ds andere vo Paris zum Beschte gä, und bi eim etwütscht es ihm, z’säge, däm und däm Freiwärber syg’s schier gange, wie «üsem Pfarrer».

«Was isch däm passiert?» fragt der Oberscht verwunderet.

«Was? — Du weisch das nid?»

«Wohär sött i? I ha ne scho lang nümme gseh.»

D’Frou vo Wattewyl trappet ihrem Ma mit sanftem Druck uf e Fueß, für ne dra z’mahne, daß si sech vorgnoh heigi, niemerem nüt z’säge vo ds Pfarrers Abetüür. Aber jitz isch ds Gheimnis scho zvorderscht am Vüretrohle gsi, und d’Frou Kätheli isch uf e Dießbacher los, daß es nid liecht isch gsi, sech z’wehre. Wohl het er no probiert und gseit: «Nei, nei, wenn Dir’s no nid wüsset, i wott nid d’Schuld sy, daß es uschunnt.» Aber zletscht het’s doch use müesse. «Wenn Dir mer Beidi versprächet, daß Ders’ für Euch bhalte weit, so mira!» Und du het er di ganzi Gschicht erzellt, wie der Landvogt vo Interlachen ei Tag agrückt syg mit syne füf Töchteren und so wyters. Ds Wasserschlößli het dröhnt vom Lache. Und si hei nid chönne höre. Der Töldi het’s ghört änet der große Gartemuure, wo-n-er trotz dem strängschte Verbot gchoslet het. Ganz ungsorget chunnt er cho z’loufe, i der Hoffnung, es gäb öppis Luschtigs. Daß er vo obe bis unde voll Grasfläcken und Charreselbi gsi isch, het er gar nid gmerkt. Chuum isch er aber unden am Stägli vom Wasserschlößli erschine, fahrt d’Frou Oberschti uuf: «Du Erzgusi! Wo chunnsch du här? Weisch nümme, was i der gseit ha?» Der Töldi isch vor Angscht und Chlupf wie agnaglet blibe, wo d’Mama ds Stägli ab chunnt cho z’ruusche, und no göb er zue sech cho isch, het er d’Etdeckung gmacht, daß di fyne schmale Händ vo der Frou Kätheli merkwürdig feschti Konsischtänz gha hei. Er het sech nachhär gfragt, warum ächt albe d’Herre der Mama Müntschi uf di Händ gäbe, wenn si se grüeße, und ob’s ächt öppis abtreiti, wenn er’s künftighi o miech.

So schön dä Tag, so luschtig d’Unterhaltung hütt gsi isch, am Aben isch men allgmein nümme ganz à son aise gsi. Der Töldi zwar isch no am gleitigschte mit dem Schicksal usgsöhnt gsi. Hingäge ds Mühlikäthi het es Gwitter erläbt, wie no keis sit der neuen Ornig. Ds Ehepaar vo Wattewyl isch über e Verrat am Pfarrer verstimmt gsi und het sech Vorwürf gmacht. D’Frou Kätheli het gfunde, ihre Ma syg monoton. Der Oberscht het zwar albeneinisch no ne heiteren Aflug gha, wenn er a di Hischtori vom Pfarrer dänkt het; aber er het’s doch nid gärn gha, daß ds Wasserschlößli so uf Chöschte vo menen alte Husfründ isch ygweiht worde. Eigetlech et er sech g’ergeret über e Pfarrer und gfunde, es gschej ihm rächt; nume bruuchte nid ander Lüt drum z’wüsse. Er möchti de trotz allem nid über der dumme Gschicht no mit dem Pfarrer i ds Ungreis cho. Er het sech jitz undereinisch wieder druuf bsunne, daß eigetlech der Pfarrer wytume der einzig Möntsch sygi, wo uf syni Ideen ygangen isch. Jitz het er sech o chönnen erkläre, warum er so lang nümme cho sygi. Öb er jitz am Änd us Schüüchi vor em Kätheli gar nümme sech wärdi zuechela?

Zmorndrisch isch der Oberscht über Land gritte, was gwöhnlech nid der Straß nah, aber o nid i gedankelose Jagden über Matten und Ächer gscheh isch, sondere mit Zwäck und Verstand. Er isch de Lüte nachegritte, ga luege, was si tryben und was si brichte. Sy si de mängisch höhn worden über ihn, wil er alli Gredi dür nes Fäld uus gritten isch und di tiefe Hueftritte nid zellt het, so isch dä Schade rychlech usgliche worde dür sy Ufsicht, wo alli Lüt gnötiget het, flyßig bi der Arbeit z’sy. Der Oberscht het trotz aller Bewunderung und Liebi chuum sy Frou gfragt, ob ihre rächt sygi, was er machi, gschwyge de syni Undergäbene. Und das isch mit voller gründlecher Überlegung gscheh. Isch er i de große politischen Anschouunge syr Zyt wyt voruus gsi, ja, möcht säge, ganz druus use gsprunge, so isch er i allem Einzelne doch es Chind vo syr Zyt gsi. Regäntewysheit het er nume sich sälber zueerchennt; die aber isch ihm de öppis Heiligs gsi und nid öppe numen es Ruehbett. Sorgen und dänke het er welle für alles, was im Bann vo der Herrschaft Hünige dasumegloffen isch.

Hütt isch der Oberscht über e Stalde oder, wie d’Bure gseit hei, über e Stulle gritte. Da trifft er der Stulle-Hans-Ueli, eine vo dene Bure, wo vor em Chrieg feiß worde sy, wo i Trög und Schäft sogar Silbergschirr gha hei, wie-n-es i denen unsälige guete Jahren ufcho isch. Jitz sy si da gläge, di Kredänzbächer, hei uf besseri Zyte gwartet und einschtwylen ihrne Besitzer Groll und bösi Stunde verursacht.

«Wie geit’s, Hans-Ueli?» fragt der Oberscht, währed der Falbtschägg, schwarz vo Brähme, stampfet und rangglet.

Der Buur schnydt am Hag es Rüetli und wehrt dem Roß d’Brähme.

«O», meint er, «es mueß es eso tue. Weder es isch o derfür gsorget, daß me nid übermüetig wird.»

«Was git’s de z’chlage?»

«He, wäge de Hase. U de brichte si neuis da vo ’re Wildsou im Glasholz äne. — Luegit, wies da usgseht!»

Der Hans-Ueli geit es paar Schritt wyter mit dem Oberscht und zeigt ihm Pflanzblätze, wo vo Chabis- und Chöhlichöpfe nüt meh da gsi isch als d’Storze. — Schandtate vo ds Oberschts herrschaftleche Hase.

«Wenn isch das gscheh?» fragt er.

«O, das giit jitz scho lang eso.»

«Ja, warum seit mer de niemer nüt? — Und di Sou? — Het se-n-öpper gseh?»

«I wiiß nid, si hi neuis da di mau gha dervo; Schlupf-Sami het weue ha, si hiig ihm ds haub Hiimetli verhergget.»

«Aber zum T..., warum seit me mer de o nüt?»

Jitz blinzlet der Stulle-Hans-Ueli mit syne grauen Öugli und zieht syni schmale Lippen under em graue strube Bart i d’Breiti und seit: «Si troue si haut nümme zueche.»

«Warum?»

«O vowäge...»

Im Oberscht het’s afa choche. Er schüttlet der Chopf und rytet wyters.

Der Freuderuusch vo dene letschte Wuche het der Oberscht nid la merke, daß di Querulanten und Hülfsuechenden im Schloß abgnoh hei, je meh daß der Garte sech i nes Paradies verwandlet het. — Jitz isch ihm uf eismal da drüber es Liecht ufgange. «’s isch wahr», het er sech gseit, «sit der Hochzyt isch eigetlech nid mänge meh by mer gsi, und di letschte vierzäh Tag isch kei einzige meh cho. Chummlecher wär’s ja scho gsi däwäg; aber uf d’Längi het das nid so dörfe wytergah.» Ob em Heiryten isch dem Oberscht wieder z’Sinn cho, was ds Mühlikäthi gseit het: es syg de nümme ds Glyche. Dä Stich het er no geng gspürt, und jitz isch schon e zwöite dernäbe gsässe: si troue sech nümme zueche. Und das, nahdäm er ne doch a der Hochzyt no so zuegredt und versproche gha het, es blybi de alles bim Glyche, ja, es söll no besser wärde.

Der Oberscht het gstudiert, was er chönnt astelle, für d’Lüt wieder zuetroulecher z’mache. Frylech, der Gedanke, was de d’Frou Kätheli derzue wärdi säge, wenn si de wieder alli Tag mit dräckige Schuehnen und Stalldüften i ds Schloß chöme, het sech nid so liecht la underdrücke. — Und doch het der Oberscht um kei Prys welle ds Gfüehl i sech la ufcho, daß sy Frou und syni Prinzip sech nid sötte zsäme vertrage. «Das cha und darf nid sy und ’s isch eigetlech o nid», het er sech mit halbem Gloube tröschtet.

Vo denn ewäg het der Oberscht mit mene Gspänscht gfochte: mit der Angscht, sys Ideal, für das ihm der Stärn vo Buebebärg ds Sinnbild gsi isch, chönnti ds Glück vo syr Frou störe. Um jede Prys het das müesse verhüetet sy. Was er dänkt, was er gsunne, was er befolen und verbotte het, isch under däm Gsichtspunkt überleit worde. Und so het er ohni sech desse bewußt z’sy, Tag für Tag es Hämpveli vo sym eigete stille Glück furtgnoh und uf das vo syr Frou ta. Und ds Kätheli het’s gnoh und sech nüt anders dänkt derby, isch heiter, glücklech und schön blibe, so daß äs allei je länger descht usschließlecher dem Oberscht sys Glück und sy Troscht, der Oberscht geng meh sy Gfangene worden isch. Di Sorg um ds Käthelis Glück het’s du mit sech bracht, daß sech der Oberscht alles schwärer und komplizierter gmacht het als nötig. Im Grund sy di Beide ja i ihrnen Ansichte gar nid so wyt usenandere gsi. Der ganz Underschid isch dä gsi, daß ds Kätheli vo der Voruussetzung usgangen isch, ds Wohlergah vo der Herrschaft Hünige bedüti ds Glück vo den Undertane, währed der Oberscht ds Proschperiere vo allne, wo syr herrschaftleche Fürsorg avertrouet gsi sy, frü sys Ideal gnoh het.

Als Witlig het der Oberscht albe befole, so und so wott i und het niemer gfragt, ob’s kommod sygi. Jitz het er sech geng e chly länger bsunne — nume für sech z’überlege, uf weli Manier er sy Wille der Frou am agnähmschte chönnti mache. Und i den allermeischte Fällen isch es de viel ringer gange, als er erwartet het; ja gwöhnlech isch si so gschwind und liecht druuf ygange, daß er sech gseit het: si merkt nid, was drinne steckt, si nimmt’s vo der lätze Syte. Wie hätt’s o anders chönne gah? Welle hei si eigetlech ds Glyche, nume hei si nid di glyche Motiv gha.

So isch es emel o gange, wo der Oberscht vom Stulle-Hans-Ueli hei cho isch. Er het sech no bsunne bis am Abe, und erscht wo ne d’Abedsunnen uf em Gköchgartebank so rächt heimelig i ds Gsicht zündtet het, isch er usegrückt mit syne Sorge. Es syg doch o nes tuusigs Züüg mit dene Lüte, het er gseit, er syg ne drüber cho, daß si us Schüüchi sech nid zum Schloß welle zueche la, und doch sött me sech ihrne Sorgen und Laschten anäh.

«Das macht nüt», het d’Frou Kätheli gmeint. «Bis du froh, wenn si der nid uf de Füeß umetrappe. Si sölle wäge däm glych nid z’churz cho. Die, wo eim geng uf der Türschwelle sitze, sy sowieso nid di brävschte. I will die scho finde, wo’s nötig hei, daß me zue ne luegt; me gseht de o grad, wie si daheim hushei.»

Das het dem Oberscht du no yglüüchtet, und er isch erliechteret zu däm übergange, was ihm der Stulle-Hans-Ueli vom Gwildschade brichtet het. Da gumpet di jungi Frou uuf: «Das isch ja herrlech! Mer mache ne Jagd. Famos! Famos! Mer lade nes paar Jeger y, der Brächt und syni Fründe. E großi Jagd und e Reigelbeizi!»

Der Oberscht lachet stillvergnüegt vor sech abe. Nid daß er aparti Verlange gha hätti nam Brächt und syne Fründe — Aber zletscht und am Änd... warum nid? E chly zgrächtem het me ja doch hinder das Gjeg müesse, und wenn me dermit doch no öpperem het chönne ne Freud mache! — Di Idee isch nen i d’Bei cho, und si sy Arm in Arm düre Garte gspaziert. «Weisch was?» meint der Oberscht, «mer chönnte der Liebegger mache z’cho, der Herr vo Graviseth, dä hätti gwüß e Mordsfreud. Es paar Tagreise schüücht dä nid, wenn’s e flotti Jagd git.»

«Bravo! — Ja, dä mueß häre, das git e luschtigi Gsellscheft.»

«Aber weisch, vo Reigelbeizene git’s de hie nüt. Wo nähm me d’Reigle här? Da müeßti me scho i ds Münsigemoos abe. — Aber me chönnti’s sünscht mit nere Vogelbeizi probiere.»

Der ganz Räschte vom Abe hei si du Plän gschmidet, grächnet wäg em Platz im Schloß und i de Ställe, was me no vo Hünd und Roß sötti ha, was me für Lüt well astelle zum Trybe, wo me Jagdfalke härnähm und wie men am beschte dem Liebegger chönnti Bscheid mache.

D’Vogelbeizene sy dennzumal eigetlech us der Mode cho z’Bärn, wil di wenigschte Lüt ds Gäld und d’Geduld derzue gha hei. Der Oberscht Wendschatz het im stille dänkt, eigetlech syg es dumm, öppis eso ga az’stelle; aber er het syr Frou di Freud nid welle verderbe, und was ne o no chly derzue agmacht het, isch äbe d’Bewunderung für ds Kätheli gsi; er hätti’s gar z’gärn einisch als Falknerin zu Pfärd gseh.

So het me sech du uf d’Suechi gmacht na mene Falkner und mene Vogel. Mit Hülf vom Liebegger het men ändlech im Aargäu unde so nes Tier uftribe und ’s mitsamt dem Ma, wo’s dressiert gha het, und allem Gruscht ga Hünige la cho. Halbtagelang het du d’Frou Oberschti dä Vogel i menen ysige Ring müesse dasume pantschen und fuettere, damit er sech a se gwöhni. Di erschte Tag het sech di ganzi Hushaltig nume no um dä Vogel dräit, wo mit syne böse, schlauen Öugli drygluegt het, wie wenn er di ganzi Gsellscheft wetti zum Narre ha. Einisch het der Töldi, wo der Vogel vor Dressur und Hungerkur afange schier lätz worden isch, a syne Finger z’gspüren übercho, für was so nes Tier e chrumme Schnabel het. Na der Dressur uf ds Fuetter, isch du d’Dressur uf d’Hand cho. Me het dem Vogel es Hübli oder, besser gseit, e chlyne Hälm mit mene Fäderestrüüßli über e Chopf gsteckt, und es Schälleli a nes Bei, und du het ne d’Frou Kätheli zerscht z’Fueß, später zu Pfärd, uf em dicke läderige Fuuschthändsche spaziere treit. Luschtig z’luegen isch es de richtig gsi, di schöni Frou uf menen elegante Roß und mit däm ufputzte Falk uf der Hand.