Text:Rudolf von Tavel/Der Houpme Lombach/Kapitel 11

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XI.

Lombachs letschte Fäldzug.

Über em Bärnerland isch wieder einisch e heiterblaue Maiesunntig ufgange gsi. Da isch e Ma imene länge, graublaue Soldatekaput, es früsches Buechezweigli im Muul, dür ds hällgrüene, gothische Gwölb vo der Bolliger-Allee ufe gwanderet. Under syr höche, gäl passepoilierte Polizeimütze hei graugschprägleti Haar füregugget. Ds Gsicht isch schtark ygfalle gsi, d'Nase schmal und ziemlech rot. Aber d'Backebärtli vor de-n-Ohre-n-abe-n-und der Schnouz sy no ganz jugedlech bruun gsi. Näbe de blanke Metallchnöpf hei uf der Bruscht no e chlyne-n-Ordesschtärn und e chupferigi Medaille-n-i der Sunne glänzt. Es isch der Ludi gsi, wo syr alte Heimet zuegschtüüret isch. I syr Bruscht hei sech allerhand Gfüehl gschtritte. Di dankbari Rekonvalescänte-Schtimmung, d'Freud am schöne Wätter und a der Maiepracht hei sech nid welle la dämpfe dür di wehmüetige-n-Erinnerunge, wo mit jedem Bonmschatte vo der länge-n-Allee über sy chriegerischi Figur gfloge sy. Dusse, bi'm Siechehus, wo d'Allee ufhört, isch er e Momänt blybe schtah, het sech uf sy b'schlagene Fäldweibelsschtäcke gschtützt und mit dem blaughüslete Naselumpe der Schweiß abgwüscht. Aber er isch dermit nid nume-n-über d'Schtirne gfahre, sondere zwöi, drü mal o under de-n-Ougsbraue düre. »Es isch halt doch no geng ds Schönschte«, seit er halblut. Syni Gedanke hei Landschafte dürfloge vo Schpanie bis nach Pole, und es het ne dunkt, es syg doch Alles nid viel schöner als sys Heimetdorf i der Maiebluescht. Z'ringsetum di saftige, bluemige Matte, uf de Bärge vor sech di dunkle Tannewälder und uf allne Huble-n-und Halde Boumzylete-n-und Hoschtete-n-i voller Bluescht. Grad um ds schpitzige, schwarze Schindeldach vo ds Bickhards Heimetli dert obe-n-isch e Chranz vo Öpfelbluescht gläge, und der Chilchsturm het schier grau gschine zwüsche de Chrone vo de-n-Öpfelböum. Sy höche Schindelhälm het i der Sunne gschimmeret wie matts Silber.

»Was wärde si säge? – Kenne si mi ächt ume?« so het er sech i eim yne gfragt. Bald het er sech uf e böschte-n-Epfang gfaßt gmacht, de het er de wieder dänkt, er wärd ne große-n-Ydruck mache. Item, er isch bald a der Wägmühli vorby, übere »pont d'Arcole« und het der Fueßwäg linggs zur Chilche-n-ufe-n-ygschlage. E was isch doch Alles gange, sitdäm er zum letschtemal uf däm Chilchhof gsi isch! Vor em Grab vo der Muetter isch der Ludi blybe schtah, und lang, lang het er mit nasse-n-Ouge druuf abe gluegt und dänkt: »Du liebi, liebi Muetter, hätti dir nume gfolget!« Wär er nid dür sys Soldateläbe chly abgschtumpft gsi, so hätt er dä Gedanke nid usghalte. Mit schwärem Härz isch er wieder uf ds Bänkli a der Chilche ga sitze. Verschtande het er d'Wort nid vo der Predig, aber dem alte Pfarrer sy liturgisch abgschtimmti Gälle het er grad umegkennt. – Jitz singe si – e myn Troscht wie langsam! So cha me nume z'Bärn. Derfür hei si de nume-n-ei Värs gsunge. Aha – jitz chöme si. D'Türe gyret, und d'Froue schtröme-n-uf e Chilchhof use. E Teil dervo chunt am Ludi vorby. Di Meischte luege ne mit schüüche Blicke-n-a und gange vorby. Si wüsse nid rächt, was si us ihm sölle mache. Es alts Muetterli chunt wieder zrück. Si het dem Ludi syni verschtümmlete Händ gseh, wo nume no di halbe Finger dranne gsi sy, und bringt ihm e Chrüzer. Aber der Ludi wehrt ab: »Nid, nid, Muetter, i mangle's nid.« – »E wou« seit si, »nimm ume, du wirsch es wou chönne bruuche.« – »Gwüß nid. Gät's lieber Eim, wo's nötiger het.«

»Bischt öppe-n-o im Rueßland gsi.«

»Äbe juscht.«

»Hesch Bänz niene gseh? – Mofer-Bänz?«

»Nei wäger nid. I b'chenne dä nüt.«

»Si hi drum di male gsit, er syg o dert yhe.«

»Ja, da sy're halt gar viel gsi, gueti Muetter.«

Uuderdesse sy e chly wyter äne-n-es paar schtattlechi Meitscheni zu mene Trüppeli zsämegloffe. Der Ludi het bald di meischte dervo umegkennt, aber er het nüt derglyche ta. Es het ne glächeret, wie si ne gschouet und de d'Chöpf zsämegschteckt hei. Ds Schärmemüllers Liseli chunt o zue ne, und si zeige-n-ihm der Invalid a der Chilchemuur.

»E, das isch ja üse Schuelmeischter, luegit jitz emel o«, seit ds Liseli, und ohni Wärweisse chunt's uf e Ludi zue und schtreckt ihm d'Hand dar. E chly erchlüpft isch es scho ob ds Ludis Finger. Di Andere chöme nache, und bald na de Meitscheni chöme-n-o d'Buebe. Zerscht hei si Alli grüslech schüüch ta und nid rächt zueche dörfe. Aber der Ludi het agfange, se bi de Näme rüefe, und du hei si sech zuechegla. D'Meitscheni hei afah frage, und du het Eis ds Andere gä, so daß si sech rächt lang by-n-ihm versuumt hei.

D'Manne hingäge hei e Boge-n-ume Schuelmeischter ume gmacht und ne nume vo wytem gschouet. Wohl het se der Gwunder gäge Ludi zue tribe. Aber Keine het's z'erscht welle la merke, und die, wo i der Gmeind öppis hei gha z'säge, hei scho brummlet, jitz laj er sech zueche, wo-n-er »gschtrupfierte« syg. Furtloufe bi Nacht und Näbel und dernah, wenn me nüt meh schaffe chönni, der Gmeind cho ufhocke, so trybe si's. Me müeß öppe luege, wie me däm abchöm.

Vo däm Allem het der Ludi zwar nüt ghört; aber er het's de Gmeindsmanne völlig ab de Buggle chönne-n-abläse, wo si d'Schtraß us dervo trappet sy. Am schwärschte-n-isch ne der Gang zum Gottlieb acho. Für nid grad sy Gaschtfründschaft müesse-n-i Aschpruch z'näh, isch er i ds Wirtshus ga z'mittagässe. Und dert hei sech richtig bald eint- und anderi Gwundernase zuechegla. Der Ludi het afah erzelle, het aber bald usegschpürt, daß er vor unglöubige Lüte redt. Es het sech Niemer derfür welle ha, Ludi's Bricht für baari Münz z'näh. Es chönnti da e-n-iedere cho ge brichte, het's öppe gheisse, ke Möntsch wüssi, was wahr dranne sygi. Und o die, wo dem Ludi Alles gloubt hei, hei ne nid zuetroulecher agluegt, als e Chue e frömde Mälcher. Gäge-n-Abe het Eine nam Andere glüpft und gseit: »I mueß däich ga ge luege« und isch verschwunde. D'Schtube-n-isch wieder läär worde und der Ludi het sech uf e Wäg gmacht zum Hübeli ufe.

Soviel Reschpäkt synerzyt der Gottlieb vor sym glehrte Brueder gha het, so tief het er ne jitz verachtet, und, wenn er ne het g'macht i d'Schtube-n-yne z'cho, so isch das weder us Erbarme, no us brüederlecher Güeti gscheh, sondere nume wäge de Lüte. Der Gottlieb het nid es Brüel um z'Hus ume welle ha, wo ds halb Dorf chönnti zuelose. Aber i der Schtube-n-inne het er du dem Ludi ds Mösch putzt, wie dä's i syr ganze sibejährige Dienschtzyt nie ghört het.

Z'gueterletscht het's du no gheisse: »U jitz? – Was wosch jitz?« – Natürlech het der Gottlieb nüt anders erwartet, als daß er sy invalide Brueder wärd müesse-n-i ds Hus näh und für ihn sorge. Aber so wyt isch dem Ludi sy Demüetigung no nid gsi. Er het gseit, er well de scho luege, wie-n-er sech düreschlaji, und einschtwyle heig er no i der Schtadt z'tüe. Truurig und verschlage-n-isch er wieder zur Wägmühli abe-n-und der Schtadt zue gwanderet. Erscht jitz, nadäm er z'gschpüre-n-übercho het, wie di alte Gsichter und di heimelige Hüser ihm etfrömdet gsi sy, isch ihm so rächt klar worde, wie viel er dür d'Untreui a syne guete Vorsätz i der Juged verlore heig. Isch es nid grad dert gsi, i der Allee zwüschem Burdlefhölzli und der Schtadt, wo-n-er dem Fritz Lombach no tapfer Schtand ghalte-n-und gseit het, me müessi syne Neigunge chly Zwang atue? – Wär er nume derby blibe! Der Lombach het's zur rächte Zyt no g'merkt, wohi ne syni Prinzip chönnte füehre. Är, Ludi, het ne ja no druuf higwise. Ja, ja, grad sövel nütze di guete Vorsätz, wenn me ne sälber nid treu blybt.

So het der Ludi philosophiert, wo-n-er sech im Burdlefhölzli mit soldatischem Inschtinkt es Nachtquartier usgsuecht het.

Es macht Eim nüt e so truurig, wie d'Erchenntnis, daß me dür eigeti Schuld öppis für alli Zyte verlore het, syg's Vermöge, syg's d'Liebi vo mene Möntsch oder gar irged es inners Guet oder es nützlechs Läbe. O wie gräßlech weh tuet Eim e settigi grusami Etdeckung, wenn de no der Gedanke derzue chunt, daß me di gsündischte Jahr scho hinder sech heig und daß me nid wüssi, öb me no Zyt heig, e dicke Schtrich drunder z'mache-n-und e neui Rächnung az'fah. Und doch sy settigi fyschteri Ougeblicke di heilsamschte-n-und fruchtbarschte. Warum? – Will da ändlech der Herr Möntsch mueß zuegä, daß er vo sich us nüt cha. Settigi Bankerottschtimmunge wünsche-n-i jedem Läser vo Härze; denn wär nie d'Nacht z'grächtem erläbt het, dä gseht o nie es schöns Morgerot, und wär nie i ds Grab gleit wird, schteit o nie uf.

Di fyschteri Schtimmung isch bi'm Ludi no dür di üsseri Umgäbung vertieft worde. Wohl het er als Soldat mängisch gnue im Wald übernachtet, aber sit dem Friedhof vo Rostna isch er nie meh so ganz allei und so ganz syne Gedankeschtürme prysgä gsi. Wär's nid erläbt het, weiß nid, wie uheimelig es i schtockfyschterer Nacht im Wald inne-n-isch. Was me da für merkwürdigi Grüüsch ghört und wie merkwürdigi Schätte me da gseht, sobald ds Oug sech a d'Dunkelheit gwahnet het. So het di Nacht nid verfählt, dem Ludi mit schwarze-n-Ouge-n-i d'Seel yne z'luege. Aber wie merkwürdig isch es ihm gange! Je miserabler er sech vorcho isch, deschto rüejiger und friedlecher isch's ihm um z'Härz worde, so daß es ihm eigetlech gar nid leid gsi wär, wenn er mitsamt de dürre Bletter, Zweigli, Chäferlarve-n-und was alles vo Trümmer us vergangener Naturpracht um ihn ume gläge-n-isch, zerfalle-n-und i Bode versunke wäri. Und i Würklechkeit sy Sorge, Leid und Weh wie dürr's Loub vo-n-ihm gfalle und e tiefe, sälige, troumlose Schlaf isch über ihn cho. O wie herrlech isch doch so-n-e Schlaf, wo alles dürtuet und wo kei Uhr dry yne tigget und kei Glogge dry tönt! Aber no viel schöner isch ds Erwache gsi. Dür di breite, grüenschimmerige Buechenescht isch d'Morgesunne mit guldigem Duft i ds Waldinnere dürebroche-n-und het früsches Läbe-n-uf di Maiepracht vom Waldbode-n-usgschüttet. D'Vögel hei scho z'oberscht uf ihrne schwankende, grüene Luschtgärte g'gygampfet und grytiseilet und hei ihri Freud usgchündet. Wo der Ludi sech uf eis mal so us schwarzer Nacht i d'Herrlechkeit versetzt gseh het, isch ihm ds Härz i-n-es wortloses und doch schtürmisches Dankgebätt usbroche. Er isch ufgschprunge, het sy Kaput usgschüttlet und sech ghörig gschtreckt. Mit mene ganz bsundere Gfüehl het er uf das Mieschbett abe gluegt. Es het ne dunkt, er möcht das Plätzli da für sich bhalte-n-und e Haag drum ume mache. Für emel syni Gedanke-n-i nere sichtbare Wys feschtz'nagle, nimmt er ds Sackmässer füre-n-und chritzet i di großi Bueche zu syne Höupte: »Hier ruht in Gott der Invalide L. B. – 1. April 1784 – 10. Mai 1813.«

Druuf isch er dür ds Holz us und het de Finke z'Trotz vor sech ane pfiffe.

Di große Vorsätz sy mit de Sorge-n-im Burdlefhölzli blybe liege-n-und verfulet. Vo jitz a het bim Ludi nume no ei Grundsatz gulte: überall sy Ma z'schtelle, chöm er hi, wo-n-er well.

Ga Bärn isch er mit nere ganz beschtimmte-n-Ufgab cho. Er het nämlech im Uftrag vom Major Lombach als éclaireur sölle ga sondiere, ob überhoupt bim Blanche no öppis z'mache sygi. Das isch Alles no verabredet worde, wo sech di drei Fründe nam russische Rückzug trennt hei. Är Ludi het als Invalid der Abschied übercho, der Houpme Brambärger het bim Regimänt müesse blybe, und der Lombach isch o i sy Garnison z'rück, für dem Ludi sy Bricht abzwarte. Nachhär het er de o sy Abschied welle näh.

Der Ludi het natürlech keini Vollmachte gha, sondere schtränge Befähl, nume-n-uf em unverfänglechschte Wäg z'rekognosziere. Z'erscht het er i bekannte Gägede welle ga schpioniere-n-und isch zu ds Brambärgers ga schnouse. Dür ds Schoßhaldehölzli uf isch er langsam a der Waldegg vorby g'schpaziert und het bald sy früechere Prinzipal underem Boum uf em »Schnägg« gseh sitze, wo-n-er nach alter Gwohnheit scho am früeche Morge mit syne Klassiker sech d'Längizyti vertribe het. Im Gköchgarte, grad a der Schtraß, isch ds alte Chöchi gruppet und het Suppechrütli abgschnitte. Der Ludi leit d'Ellböge-n-uf e Zuun und seit: »Dir heit allwäg e Hamme vo ds Bickhards über, daß der sövel Peterlig abrupfet?« – Ds Chöchi luegt uf und gschouet dä frömd Soldat. »E z'Tüüner! Syt Dir da, Herr Bickhard? I hätt' Ech gwüß wäger bald nid ume b'chennt. – Wo chömit Dir jitz här?« seit's und chunt dem ehemalige Huslehrer vom junge Herr cho d'Hand gä.

»Darf i ächt ufe zum Herr?«

»E ja, ganget nume. Eh, eh, dä wird Ouge mache.«

Der Ludi het dem alte Herr Brambärger sy Ufwartung uf em »Schnägg« gmacht und isch über Erwarte guet epfange worde. Sogar d'Frou Brambärger het ne gnädig agla, und Beidi hei-n-ihm danket für sy tapferi Rettung vo ihrem Suhn. Der Ludi isch bewirtet worde-n-und het müesse-n-erzelle bis gäge Mittag.

D'Houptsach isch aber e gheimi Verabredung mit dem Chöchi gsi. Das het der Ludi zu mene Chacheli Café yglade, uf ne Tag, wo-n-es gwüßt het, daß d'Herrschaft de furt isch. Als Underoffizier het der Ludi das wohl dörfe-n-anäh. Er het sech ygfunde, und es isch ihm ganz heimelig gsi i där subere Chuchi. D'Schteiplatte vom Bode, der Tisch und der Chachelbank sy früsch gfägt gsi, und d'Gasserolle-n-und di möschige Pfanne hei vom Chemischoß abe gschpieglet, daß es e wahri Pracht gsi isch.

Hübscheli, hübscheli het der Invalid ds Gschpräch uf d'Familie Hackbrätt übere greiset und allerhand Wichtigs vernoh. Der Alt sygi tot, dä Uflath, het's gheiße. Es syg öppe-n-afe Zyt gsi, daß dä undere cho syg. Es syg gar nid z'säge, wie-n-er dene Töchtere Verdruß und Schand ane gmacht heig. »Er isch afe gsi, wie-n-es Tier,« het si brichtet, »alls het er verschlage. U dänkit nume-n-o, wo-n-er beärdiget isch gsi u si einisch Blueme-n-ufe treit hei, het ihm öpper im Verschleikte-n-e Ghüderchratte voll verschlages Gschirr uf ds Grab ta gha. Ja gwüß wäger.«

»Und di Töchtere?«

»He di Jüngeri het ghürate. Neuis da Eine-n-us em Wältsche, grusam e fürnähme.«

»Und de di Elteri?«

»Dere-n-isch bös gange. He, Dir wärdit das wohl wüsse.«

»Nei, i weiß nüt.«

»E wohl. Si isch richtig o öppis d'Schuld. Si isch ja da Eim geng e chly nacheglüffe, da däm Lombach. U dä het se du la hocke. Uf ei Wäg isch villicht no guet. I gloube geng, es syg de no chly e wüeschte gsi. So settig, wo dienet hei, sy mängisch nid suber über ds Niereschtück. Nüt für unguet.«

»Het ere de süsch Niemer der Hof gmacht?«

»E bhüetis! A jede Finger hätt si Eine chönne ha u de no wettig, nid nume dere-n-usgmerglete Jaghüng. Die isch halt undersetzt. Das hätt e bravi Frou gä. Aber si het e Keine meh agluegt sider däm, daß se dise-n-agschmiert het. Si het si schier hindersinnet u geng u geng gmeint, er müeß de no umecho.«

»Rächnet si de geng no uf ne?«

»I gloube's nid; si isch du e so gottsälig worde. Si het bald meh Regelion weder ds Schüttibäbi, di frommi Schtürme.«

»He, läbt das o no?«

»E bhüetis ja, das chychet no all Tag der Haschpel uf. Es hocket da usse vor em Hus u schnurpfet.«

»So, so, i wott's de o no ga grüeße. Aber loset, was macht si de jitz? Isch si allei daheime?«

»D'Jumpfer Plantsch? – He, si isch du zu dene Töchtere Hackbrätt ufezüglet. Aber das isch kei Läbtig dert. Die hei sech Beide zsäme gwirfet, wüsset Der, zsälbisch, wo si im Mälchebüehl usse mit der Wattüre-n-usgläärt sy, und siderhär sy si halt Beidsame chrächelig. Di Mindereri isch no schier besser z'wäg weder di Tölleri.«

Mit däm het eigetlich der Ludi ds Nötige gwüßt. Aber für der Gägeschtand vo syr Rekognoszierung müglechscht allsytig la z'belüüchte, isch er du no zum Schüttibäbi ufe-n-und het das o gwüßt uf d'Familie Hackbrätt z'bringe. Sachlech het es nid meh gwüßt als ds Chöchi; aber es het dem Ludi der psychologisch Befund über ds Blanche abgä.

»Si het halt o ihres Härzblatt la schieße,« het ds Schüttibäbi gseit, »bis es se g'wörgget het. Hätt si der Chnebel früecher drüber bunde, so wär's ere nid so übel gange.«

»Was meinet Dir eigetlech mit däm Härzblatt?« fragt der Ludi.

»He wohl, bi ihre isch es ds Mannevolch. Si isch halt scho gar jung mannssüchtig gsi. I ha res geng agmerkt. Und öppis wird ere wohl ihrer Läbtig blybe.«

»Das wird ere-n-öppe jitz wohl verleidet sy.«

»Nei, nei,« seit ds Bäbi, währed es mit usgschtreckte-n-Arme-n-und zrückgleitem Chopf e neue Nätlig yfädmet, »lueget, d'Liebi isch zäjer weder d'Hübschi.«

Uf sym Heiwäg i d'Schtadt het sech der Ludi vorgnoh, er well jitz, für besser z'wüsse, wora-n-er syg, no d'Hübschi dür ne-n-Ougeschyn ga feschtschtelle. Und wenn er Glägeheit gfunde hätti, o no grad uf irged e-n-Art z'bherte, daß es mit der Liebi würklech no nid us sygi, so wär er froh gsi. Aber wie das aschtelle, ohni sech z'verrate? Da isch dem Ludi sys Detektivgenie am Änd gsi.

Vorlöufig het er nach Jegermanier der »Wächsel« vo sym Wild gluegt use z'finde-n-und isch bald drüber cho, daß dä uf e Chilchhof gfüehrt het. Sobald er das gmerkt het, isch der Ludi alli Tag uf d'Plattform gange.

Dert het o mängs g'änderet gha. Böum und Bänk sy zwar no am glyche-n-Ort gschtande. Aber d'Lüt sy nümme di glyche gsi. Vo de-n-ehmalige »Lächemanne«-n-isch bloß no der Larron regelmäßig cho. Der Luron het bekanntlech uf mene-n-andere Chilchhof es Läche-n-aträtte, der Herr Brambärger het dem profanum vulgus uf em forum nüt meh nahgfragt, sit syr Etrücknng i Olymp uf em »Schnägg« obe, und dem Oberscht Muxmernit isch der Schnuuf öfter usgange-n-als der Epaisse. Di graziöse Französinne sy o verschwunde gsi. Unschtrytig isch jitze ds Blanche di interessantischti Erschynung gsi uf em Chilchhof. A Schönheit het es i ds Ludis Ouge gar nüt abgä gha, im Gägeteil. Di bleiche, regelmäßige Züg und di schtill-lüüchtende-n-Achat-Ouge hei e harmonische-n-Usdruck gha, dä jitz dem Ludi bsunders verschtändlech gsi isch, und us däm er het gmeint chönne z'errate, daß o ds Blanche, grad wie-n-är, e Schtrich under sy Rächnung zoge heigi. Mit syr imponierende Sicherheit isch es i mene famose Kontrascht gschtande zu dene beide-n-alte Tante, wo nid vo syr Syte gwiche sy und under ihrue capote-soufflets füre g'öuglet hei, wie-n-e Wächter dür ne-n-Absichtsdünkel. Di marmorartigi Rueh vom Blanche het dem Ludi mächtig imponiert, und er het sech gfragt, öb ächt da der Schtrich under der Rächnung sech nid o grad under em Guethabe vom Fründ Lombach dürezieji. Er isch so unsicher worde, daß er uf eis mal gar nümme drüber cho isch, was er dem Lombach söll ga brichte. Was aber e Schlychpatrouille gilt, wo nüt z'mälde weiß, het der Ludi als alte Soldat z'guet im Bsinne gha. Drum isch er hinder sym Boum füre-n-und het dem »Find« welle ga i d'Ouge luege. Er het es paar mal der Cher um d'Plattform i-n-etgägegsetzter Richtung gmacht, so daß er dene Froue mehrmals het müesse begägne. Scho bim zwöite mal het er sech im Brönnpunkt vo ds Blanche's Blicke gschpürt, und es het ne dunkt, es syg es Fünkli i dene schwygsame-n-Ouge-n-ufgange. Bi der dritte Begägnung het er gmerkt, daß si ne-n-umekennt und het das für nes guets Zeiche-n-agnoh.

Natürlech het ne ds Blanche umegkennt, und für sys Läbe gärn hätti's der Ludi nam Fritz Lombach gfragt. Aber es het däm Wunsch kei Schpilruum gla. Allwäg het es e Schtrich under sy Rächnung zoge gha – das het der Ludi guet errate – und sitdäm dä Schtrich zoge gsi isch, wär i de-n-Ouge vom Blanche jede Zoll vo avance gäge-n-e Herr e Sünd und e Frävel a der Frouewürdi gsi. Öb der Schtrich o dür ds Guethabe vom Lombach gange syg, da drüber het me sech hingäge nid Rächeschaft gä. Aber sövel isch sicher, daß der Gwunder uf beidne Syte je länger, descht epfindlicher gschtoche het. Zue gärn hätti der Ludi d'Lunte zueche gha, für z'luege, öb der Füürtüfel no z'naß sygi. Aber der Lombach het ihm so dütlech ygschärft gha, er dörfi überhoupt vo syr Exischtänz nüt la merke, daß er ihm gar nümme hätti dörfe-n-under d'Ouge cho, wenn er sech verschnäpft hätti. So hei si sech Beidi g'meischteret, ds Blanche und der Ludi. Es het aber nüt abtreit, vowäge, wär du d'Gwundernase nid het möge-n-ebha, sy di zwo alte Tante gsi. Sobald ne ds Blanche verrate het, dä Invalid da, wo alli Tag uf e Chilchhof chömi, syg der ehmalig Huslehrer vo ds Herr Brambärgers und dä syg ja synerzyt gar befründet gsi mit mene gwüsse-n-Öpper, dä me-n-am liebschte schteckbrieflech verfolget hätti, für ne-n-uf em chürzischte Wäg dem Schinter uszlifere, het d'Tante Beatrice uf der Schtell dem Ludi dür nes Meitli e Vorladung la zueschtelle. Der Ludi het scho bim Epfang vom däm Zedeli di halbi Fassung verlore. E wytere Viertel dervo isch ihm abhande cho, wo-n-er bi de Töchtere Hackbrätt uf di üeblechi Frag vom Meitli »wär het glütet?« dür ds Schtägehus ufbrüelet het: »Nume-n-i.«

Di ganzi französischi Revolution het no nid gnue Schutt gliferet für e soziale-n-Abgrund zwüsche de Tante Hackbrätt und dem Bickhard usz'fülle. Und trotzdäm isch er i ds Salon gfüehrt worde. Warum nid nume-n-i d'Vestibüle-Äßschtube, wo-n-er dem Hofceremoniell na highört hätti? Eifach, will me ne müglechscht hermetisch vo allne-n-unberuefene-n-Ohre het welle-n-absöndere. Trotz allne schöne Sache, wo das übriges ganz nüechtere Salon gfüllt hei, isch der Ludi i syr rote Gala-Montur und de wyße Hose nächscht dem Blanche doch der schönscht Gägeschtand gsi. Es isch ihm sälber so vorcho; aber nüt deschtweniger isch es ihm im Chugelräge vo Polotzk behaglecher gsi als hie. Me het ne gheiße, sy breite Hinderteil uf nes Höckli vo gälem Sydedamascht sänke. D'Bäremütze het er dernäbe-n-a Bode gschtellt und sech dem Verhör prysgä. Trotz syr innere Bedrängnuß hätt er no bald müesse lache-n-ob de wyte-n-Umwäge, wo di Tante gmacht hei, für uf e Houpme Lombach z'cho; denn daß dä ds Ziel sygi, isch dem Ludi gauz usser Zwyfel gsi. Er het ne ganz e nätte-n-Abriß über d'Chriegsgschicht sit der Erfindung vom Schießpulver gä, für ne z'gueterletscht als einzigi, sicheri Nachricht vom Houpme Lombach z'brichte, er heig ne ghulfe-n-übere Niemen z'rückschleipfe, da syg er i mene Schlitte gläge, es Hüfli Eländ i nere Schtrouburdi. Öb si-n-ihm beidi Bei abgschosse gha heige-n-oder nume-n-eis, heig me nid chönne gseh. Jedefalls heig er di hölzige no nid gfasset gha, will der Napoleon alli Vorratsbei heig la bruuche-n-als Schpeiche-n-a di brochene Kanonereder. Z'Polotzk heige d'Russe geng z'churz gschosse, drum syg de Franzose geng alles i d'Bei gfahre.

D'Würkung vo der blague isch rasant gsi. D' Tante Felicie het plötzlech ihri Füeß afah gschpüre-n-und isch dervo gwatschlet, und währed d'Beatrice brümelet het, es gäb doch no e Grächtigkeit uf Ärde, het ds Blanche d'Hand, wo-n-es der Chopf druuf gschtützt gha het, grüüschlos über d' Ruehbettlähne la abesinke-n-und der Ludi mit Ouge voll Etsetze-n-agschtieret.

Der Ludi het under dene Blicke der letscht Viertel vo syr Fassung verlore-n-und het na syr Bäremütze griffe, für sech im Gschwindschritt uf freis Fäld z'verzieh. Aber, no bevor er d'Absätz z'sämegschlage het, für sech abz'mälde, fallt ds Blanche uf d'Chneu und leit sy Chopf under chrampfhafte Zuckunge der Tante Beatrice uf d'Schoß. »Ma pauvre enfant,« het die gseit und ihri chnochige Händ uf di guldige boucles gleit, währed der Ludi zur Tür us gschobe-n-isch. I sächs Gümp isch er vom dritte-n-Etage-n-i Husgang abe polderet. Jitz het er undereinisch meh gwüßt, als ihm lieb gsi isch. Chatzangscht isch's ihm worde. »Wenn er nume-n-um alles i der Wält no früech gnue chunt.« Er het sech würklech ybildet, es chönnti de no fähle. Dä guet Kärli het no kei Ahnnng dervo gha, wie viel im Grund d'Froue möge verlyde.

I der Angscht inne het er sech uf der Schtell dra gmacht, mit syne verschtümmlete Finger dem Major Lombach z'schrybe:

»Lieber Freund!
Es ist günstig, aber periculum in mora. Darum rathe ich dir mit der nächsten Eilpost anher zu reysen, sonst könnte es noch ein accident absetzen; denn sie weynet um dich, da ich ihr deynen äußerst pitoyablen und erbermlichen Zustand auf der retraite geschildert habe. Es ist von Nöthen, daß du dich ihre in tiefster Demuth näherst; denn sie hat viel um dich ausgestanden, und es ist die beste spéculation, an ihr Erbarmen zu appellieren.
Der Alte ist tot. Aber die beiden Drachen leben noch und schnauben. Ich habe wohl bemerkt, daß sie dir die schlimmste torture gönnen würden, und dir in den Weg legen werden, was etwa ein verbittert Menschengemüth ersinnen kann. Das Schwierigste wird seyn, zu ihr selbsten zu gelangen; denn wie übel du hier seit deinem Ausreyssen ästimiert bist, habe ich nun wohl erfahren. Sie hingegen soll diverse glenzende Partheyen ausgeschlagen haben, ist dir also treu geblieben.
Es ermahnt dich aber inständiglich zu gründlicher Demüthigung, ohne welche du nicht reüssieren wirst, dein treuer
Ludi Bickhard.
Bern, den . . . . . 1813.«

Jitz wird bekanntlech nüt so heiß g'ässe, als es gkochet isch. Und wenn der Lombach uf ds Ludi's Alarmbrief scho z'morndrisch hätti welle verreise, so hätt er doch nid chönne; denn e Major chunt nid so ring ab, wie-n-e Rekrut, bsunders i Chriegszyte. Der Fritz Lombach isch bim Regimäntsdepot gsi und het Arbeit gnue gha.

Ei Abe gäge-n-Änds Herbschtmonet, wo der Ludi i syr Chammere-n-im »Chrüz« am Schtalde-n-über d'Simse vom Dachfänschter useligt und luegt, wie d'Nachtvögel ume Nydeggturm flattere, chlopfet's a syr Türe, und wo-n-er geit ga Bscheid gä, tönt ihm gar e heimeligi Schtimm us em Fyschtere-n-etgäge: »Grüeßti, Ludi, was läbsch?« Und im nächschte Momänt schüttlet ihm sy ehmalige Kompagniechef, der Houpme Brambärger, d'Hand. Er syg vor nere Schtund mit dem Lombach z'Bärn aglanget. Si heige sech z'Froubrunne rendez-vous gä und syge vo dert ewäg zsäme gfahre. Jitz well är i d'Schoßhalde-n-use zu syne-n-Eltere. Är, Ludi, hingäge söll uf der Schtell zum Lombach, ihm ga brichte.

Di Beide hei grusam Freud gha sech wieder z'gseh und hei gägesytig gfunde, si bchyme sech emel wieder. »Und der Lombach«, fragt der Ludi, »isch er wieder übermüetig?« – »Das grad nid, aber chly chächer als uf der große retraite gseht er scho us«, meint der Brambärger. Und wo-n-er du no seit: »I chume grad no mit der ufe«, het's der Ludi dunkt, es schpucki öppis i däm Gsicht ume. »I weiß ja scho, wo-n-er wohnt«, seit er. Aber der Brambärger het öppis brümelet vo vergässe-n-und ga reiche-n-und isch dem Ludi vorus d'Schtäge-n-uf grönnt.

Si chöme-n-i ds häll belüüchtete Cabinet vom Lombach, und dert sitzt e Ma mit schtrubem Bart und länge Haare, i mene blätzete Burechittel mit offenem Hemli und lachet der Ludi a.

»Um ds Himmels Wille! Was söll jitz das vorschtelle?« platzet der Ludi use, »was chunt di a?«

»Bi-n-i jitz »erbermlich« gnue, für Ydruck z'mache?« fragt der Lombach, schteit uf und präsentiert sech dem Ludi i syr ganze Maskerade. – Der Ludi het sech der Buuch vor Lache.

»Meinsch, i chönn jitz däwäg a ihres Erbarme-n-appälliere?« fahrt der Lombach furt.

»Ja, wenn de di de o dämnah uffüehrsch . . . . . Aber i förchte nume, es grus'nere de no ab der. Emel zu dene Tante darf'sch de nid e so.«

»Aber jitz sitz da chly zueche, Ludi! Grüeß di, wie geit's?« seit der Lombach, zieht der Ludi näbe sech uf ds Ruehbett und hout ihm mit syr flache Hand übermüetig uf d'Chneu.

»Das hei mer guet ygfädmet. Wenn's de lätz geit, so bisch du de d'Schuld, vo wäge du hesch mer d'Idee gä mit dym Brief. I bi nämlech scho lang im Land. I ha mi z'Froubrunne sit öppe mene Monet verschteckt, für mi wieder i d'Verfassig vom Rückzug z'versetze. Und jitz mache mer's e so: Bsinnsch di no, was de mer uf em Niemen gseit hesch? I glychi dem Fährschtumme vo Rychebach, ha ha ha ha. Jitz hei mer is mit dem Fährschtumme verabredet, daß er mi a sy Platz laj, sobald si de z'Rychebach sygi, und de passe-n-i der Momänt ab, für se-n-einisch allei über d'Aare z'füehre. So chume-n-i dänk de doch zueche, trotz Tante-n-und andere Wächter. Und bi-n-i einisch allei mit ere-n-im Schiff, so wei mer de luege, wär's ma.«

Der Ludi het der Chopf gschüttlet. »So ha-n-is zwar nid gmeint. Aber du bringsch alles fertig«, seit er.

»Si isch nämlech scho dusse z'Rychebach. Der Brambärger het mer das usfindig gmacht. Morn gange-n-i i aller Früechi use.«

»Wenn hesch de das mit dem Schtumme-n-abgmacht?« sragt der Ludi wyter.

»He vor füf Wuche scho. I bi denn heimlecherwys scho z'Rychebach gsi. Begryf, i ha nid i der Schtadt zueche welle, i das Wäschpinäscht yne.«

»Wenn si der de nume nid no vor Chlupf us em Schiff gumpet!«

»Gschej nüt Bösers! Es wär nid z'erscht mal, daß i nere nachegieng.«

»Ja nu, mer wei hoffe, du heigisch wieder dys g'wohnte-n-uverschante Glück. – Aber, wie lang wottsch de uf se beite? Das geit villicht lang, bis si über d'Aare fahrt.«

»Isch Alles überleit. Der Brambärger geit morn mit mene junge Maler düre-n-Ängiwald ab und vis-à-vis vom Schloß schtelle si d'Schtaffelei uf und nähme ds Schloß uf. Das wird se de scho übere zieh. Wenn si a mene-n-Ort e Maler a der Arbeit weiß, so isch si im Schtand e Schtund wyt z'loufe, für ihm ga zue z'luege, gschwyge de, wenn si eine gseht, wo Rychebach ufnimmt.«

»Das isch ja di reinschti Trybjagd. Wenn si's de nume nid merkt!«

»Was miech das? – Si söll's merke, so gseht si emel de, daß mer dranne gläge-n-isch.«

»Also, so wei mer dänk«, underbricht se jitz der Brambärger, »guet Nacht und au revoir nam Überfall.«

»Guet Nacht! Verschlaf di de nid i dym Bärner-Bett.«

»Du blybsch jitz grad bi mir, Ludi, seit druuf der Lombach, vowäge du muesch mit mer der dürus und mer hälfe bi'm verchleide.«

Der groß Tag het afah düreschimmere dür ne dicki Näbelschicht, und üsi zwee Helde sy der Aargauerschtalde-n-uf und gäge Worbloufe gwanderet, der Lombach i ne länge Mantel ygmacht. Wo si im Wald ob Rychebach Halt gmacht hei, isch's ne ganz z'Muet gsi wie albe vor nere Schlacht. E-n-unermässlechi, wyßi Näbelschlange het sech über em Aarebett um di rot und gäle Buechewälder und Tannehuble vom Brämgarte gwunde. Drunder füre het's gruuschet und gruuschet. Ab und zue het i mene Burehof e Güggel gchräit, sünsch isch es toteschtill gsi. Me het sech gfragt, öb ächt d'Umgehungskolonne scho i ihrer Position ufmarschiert syg underem Schutz vom Näbel. Einschtwyle het me d'Maske vom Lombach vervollschtändiget, Huet, Mantel und Schtifel hinder mene Busch versorget und grobi Holzschueh agleit. Der Ludi het sy hälli Freud gha a der Metamorphose. Der Lombach het ihm no erklärt, er heigi jede Blätz a Chittel und Hose kopiert. Druuf hei si no es Chehrli gwartet, bis sech der Näbel no meh verzoge het und d'Sunne-n-uf em nasse Loub het afah glitzere. Du isch der Lombach gäge ds Fährhüsi abe gange, und der Ludi het sech obe-n-a der Flueh hinder ne Boum gsetzt, für jede Schritt vo der Undernähmung chönne z'verfolge. Er het nid grad ds feschtischte Vertroue-n-i ds Glinge gha. Mit descht größerer Schpannung het er zuegluegt.

Der Lombach isch z'erscht zum Fahr gange, für sech e chly z'oriäntiere, damit er sech nid z'früech dür irged e-n-ungschickte Handgriff verrati. Er isch am Aarebord gschtande und het afah schtudiere, was er nere de eigetlech well säge. Was er sech vorhär i schlaflose Nachtschtunde het zwäg gleit gha vo demüetige Bekenntnis und zärtlecher Abbitt isch ihm undereinisch wieder dumm vorcho, und er het's gwüssermaße-n-i d'Aare-n-use bängglet, daß es mit de silberige Wälle der dürab schwümmi. Vor däm gwaltige Wahrheitssinnbild, däm chrestige, klare Schtrom, sy-n-ihm alli syni säntimäntale-n-Etwürf zur Lugi worde, und sy Grad-ane-Charakter het ihm mit grobe Finger alli usdüftelete Gschpinscht verrisse, grad e so, wie di ufquellende Wälle dert usse-n-ihri reizende Schuumnetzleni und Pärleschnüer verschprängt hei. Dä guet Lombach isch ersch jitz zur Überzügung cho, daß er öppis abändlet heig, wo-n-är gar nid der Ma derzue syg, für's düre z'füehre. Schturm und schtürmer isch er worde-n-i der Hascht vo syne Gedanke, und zletscht isch er vom Wasser zrück gange mit dem Etschluß, sech mit flachem Rügge-n-uf sys Schicksal z'lege – vo göttlecher Füehrung het er ja wenig klari Vorschtellung gha – und sech la z'schwemme, wohi der Schtrom well, und z'rede, was der Ougeblick ihm us sym ufrichtige Härz jagi.

Wie-n-er sech umchehrt und gäge ds Fährhüsi zue wott, für mit dem Schtumme ga d'Rolle z'tuusche, chunt dä grad under de große Böum füre. Wie vo unsichtbarer Hand gschlage, blybt er vor em Lombach schtah und glotzet ne-n-a. Was isch jitz das? Da chunt ja Eine-n-us em Wasser ufe, wo syni Hose-n-anne het, sy Chutte? Er kennt sy eigete Bart ume, syni Haar, sys ganze Gsühn, churz Alles, nume nid der Lombach. Das het i sym arme, aberglöubische Hirni e greulechi Confusion gä. Ohni dörfe der Rügge z'chehre, geit er langsam hindertsi, geng mit verzwyflete Blicke-n-uf sy Doppelgänger. A dä Herr, wo vor füf Wuche by-n-ihm gsi isch, het er nid gsinnet. Der Lombach geit ihm nache, winkt ihm, redt ne fründlech a; aber der Schtumm flieht und flüchtet sech z'letscht i sys Hüsi. Der Lombach wott ihm nache. Aber der Schtumm het d'Türe vo inne verha und vor Angscht afah brüele. Jitz het der Lombach dänkt, ja nu, gschej am Änd nüt bösers, sitzt vor em Hüsi uf nes Holztütschi und wartet.

Der Ludi het scho lang über d'Böum ewäg gseh, wie sech der Maler am änere Bord uf em exponiertischte Punkt etabliert het. Und richtig, nadäm der Lombach scho-n-es Chehrli vor em Fährhüsi gwartet het, chunt vom Schloß här di schlanki Gschtalt vom Blanche dür ds Fueßwägli abe. Der Ludi rütscht füre, sowyt er cha, für besser z'gseh; grittlige sitzt er a sym Boumschtamm und lat d'Bei z'beid Syte-n-über d'Flueh ab hange-n-und umarmet der Boum i ateloser Schpannung.

Jitz – jitz chunt si über ds Bechli – jitz um ds Hüsi ume. Der Lombach schießt uf, nickt ere göhlehaft zue – famos – bravo Fritz! und – tschalpet vor nere här a d'Ländti. So chly zaghaft schynt si dem Ludi doch nache z'gah. »Ach, wenn nume dä verdammt Ascht nid wär da vorne,« seit er halblut, »dä deckt mer grad ds Schiff. – Was? – potz Chäs, jitz isch's gfählt!«

Si sy no nid bi'm Schiff aglanget gsi, so schtürzt sech, wie-n-es wilds Tier, der Schtumm us sym Hüsi und uf e Lombach los. Chuum, chuum het dä Zyt gha, sech umz'chehre, sünsch wär's ihm übel ergange. Voll Etsetze flüchtet sech ds Blanche über ds Brüggli i d'Matte zrück, für vo dert us zuez'luege, wie sech di beide Manne-n-under de Böum ume prügle. Z'erscht het der Ludi so förchterlech müesse lache, daß er schier abenandere gange-n-und linggs und rächts i zwee Bitze vom Boum abegfalle wär. Aber z'letscht isch's ihm du afe-n-angscht worde-n-um sy Fründ. Bald isch der Lombach obenuff gsi, bald der Schtumm, und der Ludi het undereinisch nümme chönne-n-underscheide, weles der rächt und weles der lätz isch. Si hei sech tschuppet und ghoue-n-und umenanderegwälzt, wie zwee Schuelbuebe. Und derwähred hei si däne-n-a ihrem Gmäld targget und gschlirgget, was d'Lynwand het möge verlyde.

Ändlech het sech der Lombach chönne loswinde-n-und isch der Bärg uf cho z'graagge, verchutzet, vermoset und verschunte, daß es Eine nume so erbarmet het. Der Ludi isch ihm etgäge gange-n-und het ihm ufe ghulfe. Nachhär sy si Beidi i ds Loub gläge, der Ludi für sech vor Lache-n-am Bode-n-ume z'tröle, der Ander für z'verschnuppe-n-und vo obe-n-abe zuez'luege, wie der Schtumm under de-n-unbeschryblechschte Capriole dem Blanche het welle ga erkläre, was gscheh syg. Das guete Blanche het uf dä Schräcke-n-abe wenig Luscht meh gha, sech la übere z'schtoße-n-und het sech i ds Schloß z'rückzvge.

»Was wei mer jitz mache?« fragt der Ludi.

»He da isch nüt meh z'mache. Dä Löl isch nid z'brichte. Gang säg du ne-n-übere, si sölle ga, sünsch male die no bis am Abe wyter. I warte der de hie.«

So het me's du gmacht. Der Ludi, wo dä Ougeblick zivilisierter usgseh het als der Lombach, het sech la übereschtoße-n-und isch nachhär mit dem Brambärger zrückcho. Der Maler het sy Arbeit nid welle la sy, um so weniger, als der Lombach sech verpflichtet gha het, ihm de sys Gmäld abzchoufe. Di drei Fründe hei der Rückzug aträtte, na verlorner Schlacht, und hei sech i der Wirtschaft vo Zollikofe bis am Abe d'Zyt vertribe, für de bi'm Vernachte-n-i d'Schtadt z'gah. Der Lombach het sech natürlech jitz no weniger dörfe la gseh, als am Morge.

So sy si du wieder einisch vor Lombachs Kaminfüür gsässe, hei tubaket und berate, was wyter ga söll. Der Lombach isch chly hässig gsi und het sech nid welle la brichte. Di beide-n-Andere hei ihre Schpott gha mit ihm und ihm gseit, er heig etschide Päch i däm Rychebach. Ändlech hei si-n-ihm vorgschlage, si welle für ihn ga wärbe.

»Was fallt ech eigetlech y?« brüelet er und hout mit der Zange-n-i ds Füür yne, daß d'Funke-n-umenandere fahre. »Bi-n-i öppe nid Manns gnue, für sälber z'gah?«

»He ja,« seit der Brambärger, »aber für was hesch de di Comedi mit dem Schtumme-n-agschtellt?« – Uud der Ludi het vo Neuem betüüret, me laj der Lombach nid yne. »Wenn si z'befähle hätti, scho,« het er gseit, »aber die wird ghüetet, wie-n-e Schtaatsverbrächer.«

Jitz zuckt öppis dür ds Lombachs Gsicht. Er chrauet sech hinderem Ohr und seit: »Nu, so ganget halt! Es mueß jitz rücke. Aber i wott nüt anders, als daß der mit nere-n-es rendez-vous verabredet. Ds Wytere mache-n-i de sälber.«

Di Beide hei du no bi'm Lombach usgmacht, si welle de z'morndrisch am Namittag ga Rychebach use. Der Major het gschine-n-yverschtande z'sy und het ne gseit, si sölle de der Bscheid so gschwind wie müglech bringe. »He,« meint der Ludi, »chumm du de grad use; villicht channsch de no morn vorschpräche.« – »Guet,« autwortet er, »i warte-n-ech de z'Brämgarte bi der Chilche.« – »Also, abgmacht.«

Daß di beide Fründe-n-ihm sölle ga d'Cheschtene-n-us em Füür reiche, het's dem Lombach gar nid chönne. Er hätti ne i däm Punkt nie nagä, wenn ihm nid plötzlech d'Luscht i Chopf gfahre wäri, dene Beide-n-e Schtreich z'schpile.

Bi sym verfählte Manöver mit dem Schtumme-n-isch er sowieso zur Überzügung cho, daß er dem Blanche gägenüber nümme dörfi Komedi schpile. Het er sech scho dä Morge, i syr Verchleidung, gar nid wohl gschpürt, so het er sech jitz, nadäm di beide Fründe furt gsi sy, afah schäme. Es syg doch eigetlech nid rächt, het er sech gseit, mit settigem Bländwärk welle-n-es Meitschi ga z'überrumple. Syr ufrichtige Reuji bruuch me nid no-n-es costume ga umz'hänke. No vor em Yschlafe-n-isch sy Etschluß feschtgschtande, syne Fründe z'vorz'cho.

Am andere Morge-n-isch er zum Coiffeur, het sy Mähne la schäre-n-und der Bart la rasiere – dem Zopf het scho währed dem russische Fäldzug e cheiserlechi Ordre der Garuus gmacht gha – und isch im schönschte Schtaat gäge Rychebach use gwanderet, dasmal düre-n-Ängiwald.

Wie-n-er druuf grächnet het, isch sy Maler wieder a der Arbeit gsi, was ihm Ussicht gmacht het, ds Blanche wärdi sech de über d'Aare la löcke. Öppe-n-e Schtund isch er hinderem Maler im Waldsoum gsässe, so gseht er ds Blanche uf di underi Garteterrasse cho. Si het aber gar nid Miene gmacht, sech für di Malerei z'interessiere, sondere het sech under ne Loube vo füürrote, kanadische Räbe verschloffe. Jitz dänkt halt der Lombach, es sygi gschyder, är gangi übere-n-und winkt dem Fährme, für sech la übere z'schtoße. Ds Schiff chunt, und wo der Schtumm der Lombach a der Ländti gseht und als dä Herr erchennt, wo vor füf Wuche mit ihm isch cho abrede, het er e grüslechi Freud gha. Er hätt ihm du möge brichte, was er geschter erläbt und wie-n-er Eine gchlopfet und furtgjagt heigi, wo ne heig welle derzwüsche grate. Aber frömde Lüte het sech äbe dä arm Tropf nid chönne verschtändlech mache. Am änere-n-Ufer zieht er sy Passagier zum Fährhüsi und dütet ihm, er söll da uf em Bänkli absitze-n-und e chly warte. Z'erscht het der Lombach dem Handel nid rächt trouet; er het wenig Luscht gha, sech no einisch mit däm Kärli nächer y z'la. Was het er chönne wüsse, was ne de no achömi? – Aber bald fallt ihm y, er well's doch no la druuf abcho, villicht bring er ne de mit de Schloßlüte-n-i Verchehr. Emel e-n-Ougeblick well er da warte. Der Schtumm louft dervo, und wo der Lombach um e-n-Egge vom Hüsi ihm nacheluegt, gseht er ne i große Gümp der undere Garteterrasse zueschpringe. »Aha,« seit er sech, »das schynt de no nid so dumm welle-n-use z'cho. Dä geit wahrschynlech sy Dolmätsch ga reiche. – Oder het er am Änd gar öppis gmerkt?«

Ja, ganz e so dumm, wie der Lombach uf ds geschtrige-n-Abetüür abe gmeint het, isch der Fährschtumm doch nid gsi. A mene Möntsch mit so ängem Horizont macht alles Ussergwöhnleche gar e tiefe-n-Ydruck. Bhüetis, dä het doch nid vergässe, daß ds sältmal, wo ds Blanche ohni ihn i ds Fahrschiff gschtige-n-und du verunglückt isch, dä schön, jung Herr da mit im Schpil gsi isch, daß er se der Bärg uf und i ds Schloß treit het. Är, der Schtumm, vor däm sech Niemer i-n-Acht gnoh het, dä me nid meh gschoche het als irged e Schtud am Wäg, het gar mängs gseh und ghört i sym Schiff und um ds Schloß ume. Är het mit syr Gönnerin gschpürt und epfunde, viel meh als si's g'ahnet het. Drum isch er jitz atelos zue nere-n-i Garte cho z'loufe-n-und het mit nere-n-Art vo Freudeghüül und grüsleche Geste se gheisse gschwind, gschwind öppis cho luege. Si het dänkt, er heig öppe ne bsunders große Hecht gfange-n-und het ihm d'Freud gmacht cho z'luege.

Wo der Lombach di Beide gseht us em Gartetor cho, isch's ihm äng worde. Jitz het er gschpürt, daß d'Etscheidungsschtund chunt. Vergäbe het er na Wort gsuecht. Es isch ihm Alles etfalle. Jitz ghört er ihri Schritte, jitz chöme si um ds Hüsi ume.

Wie verschteineret blybt ds Blanche schtah. Beidne-n-isch der Ate-n-usgange. Und der Schtumm het mit unbeschryblechem Schtolz uf di Begägnung gluegt und nume no nid gwüßt, ob ds Blanche z'erscht ihm oder z'erscht dem Lombach wärdi ume Hals falle.

Ändlech chunt's dem Lombach. »Mys Glück,« seit er, »het mi dahäre gfüehrt. I bi's nit wärt. – Dir heit ds Rächt, mi vo-n-Ech z'schtoße, Blanche. Aber nume-n-Eis möcht ig Ech no dörfe säge: Us Liebi zu Euch bi-n-i synerzyt gflohe.«

Nid di haschtig füregschtoßene Wort hei ds Blanche möge, aber d'Ufregung und di ganzi Haltung vom Lombach. I däm Ougeblick isch i ihrem Härz di alti Liebi ufgflammet. E wahre Sunnenufgang het's da inne gä, und wie Liecht und Wermi isch es ere dür alli Glieder grunne. Si het vor Emotion afah zittere, isch zum Hüsi gwankt und het sech dert uf ds Bänkli niedergla.

Das het du dem Lombach Muet gä. Er isch zue nere gange, het sech uf nes Chneu niedergla und gseit:

»Gloubet mer's, Blanche. Vor sibe Jahre hätti nid mit guetem Gwüsse dörfe-n-um Eni Hand ahalte. I weiß, daß ig Ech großes Unrächt ta ha. I bitte-n-Ech nid emal, mer z'verzieh. Aber, wenn ig Ech dörfti säge, warum ig Ech im Schtich gla ha . . .«

Bis jitz het si ne nid agluegt. A d'Wand aglähnt, het si gäge d'Aare-n-use gschtuunet, überwältiget vo ihrem innere Liechtschtrom. Aber jitz dräit si der Chopf und dermit bricht ere d'Liebi us de-n-Ouge. Da het du der Lombach erchennt, wora-n-er isch. Und er het's gwagt, z'frage:

»Oder darf i doch no druuf hoffe, daß Der mer chönnet verzieh?«

Si het vor sech abegluegt und gschwige. Und, wie für se besser chönne z'gseh, macht er e Schritt z'rück. Da nimmt si sy Hand und seit: »Blybet!«

»Blanche,« fragt der Houpme mit nere gwüsse Lydeschaft, »tüet Der mi nid verachte? – Heit Der mi trotz Allem no e chly gärn?«

»D'Liebi cha nid abschtärbe, das gschpüre-n-i,« seit si. »I hätt' Ech gärn bhalte, o, wenn Der mi für geng verla hättet.«

»Blanche! – Blanche!« rüeft er, und zieht se-n-a sech. Ohni Widerschtand het si's la gscheh. – »Blanche, weit Der mer verzieh? – Weit Der trotz Allem no my Frou wärde?« Da nickt si, leit ihre Chopf a sy Bruscht und wüscht sech d'Träne-n-ab.

Mit es paar lydeschaftleche Müntschi hei si ihre Bund besiglet, zum himmlische Gaudium vom Schtumme, dä vo Wytem zuegluegt het. Und nachhär sy si i ds Schloß ufe, hei Unggle-n-und Tante ds fait accompli vo ihrer Verlobung gmäldet und verabredet, wie si de am Namittag d'Brutwärber welle-n-uf ds Ysch füehre. Ds Blanche isch grad druuf ygange-n-und het sech druuf gfreut, di beide Fründe de chly i d'Ängi z'trybe.

Der Unggle het es famoses Ässe-n-ufgschtellt, und nachhär het me-n-i freudiger Ungeduld uf di Beide passet. Ändlech chöme si i Hof. Me het se äxpräß e chly la warte-n-im Vestibüle, damit me-n-emel ja nüt verrati. Der Lombach het sech zwüsche der Doppeltüre vom Saal zur Äßschtube-n-ufgschtellt und d'Türe vom Saal nume zuezoge, so daß er Alles het chönne ghöre.

Ds Blanche het Alles agwändet, für dene Beide z'imponiere. Und es het gar nid viel bsunderi Chunscht derzue bruucht. Es het o dem Lombach imponiert, wo-n-es i sym eifache-n-und doch so elegante, liecht usgschnittene, schwarze-n-empire-Rock z'mitts im Salon gschtande-n-isch, sicher und schtolz wie-n-e Chünigin.

Übere-n-Äcke het's e längi, wyßsydigi écharpe treit, die-n-ihm über beidi Achsle vorne-n-abe ghanget isch, bis schier a Bode. Mit dere het es graziös gwüßt z'schpile. Bald het's di schöne, wyße-n-Arme dermit deckt, bald het es se la füre lüüchte. Nume ds rächte Handglänk het es meischtes drinne verschteckt. Wenn öppis ihns hätti chönne verrate, so wär's sy gloriose Gsichtsusdruck gsi. Dä het's Müj gha z'verschtecke. Under de luschtig frisierte Büggeli, wo-n-es uf de Schläfe-n-à la Marie-Louise frisiert gha het, het di glatti Schtirne gar so heiter gschine, häller als der Pärleboge-n-uf em höche, guldige Schträhl überem Haarwirbel. Herrlich isch si da gschtande mit glychmäßig wogender Bruscht, wo di beide rote Schwyzer, prächtig putzt, aber ziemlech verdatteret, ynecho sy.

Mit nere glatte Handbewegung het ds Blanche di Chriegsmanne gheisse sitze-n-und het sech vis-à-vis uf nes Ruehbett niedergla.

Beidi hei natürlech Härdöpfle-n-im Hals gha, und Jede het uf e-n-Andere gwartet, öb er nid well loslege. Ändlech faht der Brambärger afah schtaggle:

»Dir syt ... mer chöme ... mer ... ö ... Dir syt gwüß verwunderet, daß mer Ech da usse chöme cho inkommodiere. Mer ... ö ... chöme-n-im Uftrag vo mene guete Fründ, dä .. ö ... dä-n-Ech vo früecher här o sehr guet bekannt isch, vom Herr Major Lombach.

»Mhm?« macht ds Blanche.

»Dir wüsset villicht, daß er der russisch Fäldzug mitgmacht het.«

»Der Herr Bickhard isch scho so fründlech gsi, is dervo z'erzelle.«

»Ja äbe. Ja nu . . . er isch äbe jitz umecho. Er isch z'Bärn.«

»A so, er isch wieder hie?«

»Ja, ersch sit es paar Tage. Er lat sech äbe nid gärn under d'Lüt. Er isch halt gar chrank us Rußland umecho.«

»Äbe het der Herr Bickhard is brichtet.«

Dem Ludi isch es so ungmüetlech gsi bi der Visite, daß er ganz chalti Schweißtröpf uf der Schtirne gschpürt het.

»Äbe,« fahrt der Brambärger furt, »und jitz möchte mer is erloube, Ech e Bitt vor z'lege.«

»Nämlech?«

»I gloube, i irre mi nid, wenn i mi rächt bsinne, der Herr Lombach heig Euch vor Jahre-n-e gwüssi Neigung kundgä. Er isch du leider dür d'Verhältnis . . . . .«

»Ach so, dür d'Verhältnis?« underbricht ne ds Blanche, »es isch neue sünsch nid grad sy Art gsi, sech dür d'Verhältnis la z'schiebe.«

»Ja, afin, nei, wenn Der weit. S'isch ja wahr. Er git's zue, daß er gfählt het, daß er bsunders Euch unrächt ta het, idäm er so vo Bärn furt isch, ohni Öpperem es Wort z'säge. Aber i bi überzügt, daß Der ne nit so schträng würdet jugiere, wenn Ech äbe di Verhältnis nächer bekannt wäre.«

»Ja«, hänkt jitz der Ludi y, »und i cha-n-Ech's versichere, daß er sech grusam reujig isch. Es het ne-n-alli di Jahr sider plaget.«

»Ja«, hilft der Brambärger nache, »er het is mängisch gseit, wenn er's doch numme wieder chönnti guet mache. Wo-n-er da ei Zyt gmeint het, er überschtandi's nümme, isch sy letschte Gedanke-n-a Euch gsi.

»Gloubet Der würklech?« fragt ds Blanche.

»Dir wärdet Ech pärsönlech am beschte dervo überzüge,« meint der Brambärger, »der Zwäck vo üser Visite-n-isch nämlech nume, Ech z'bitte, daß Dir üsem Fründ Glägeheit wellet gä, Ech pärsönlech cho Abbitt z'tue.«

Uf das hi schteit ds Blanche uf und seit mit Chelti: »Nei, es isch mer leid. Das cha-n-i nümme.«

Di Beide sitze da wie bschütteti Pudle, und wo ds Blanche halt blybt schtah, wie-n-e Bildsüüle, schtande sie eifach o uf und dräje Huet und Bäremütze-n-i de Finger ume. Der Brambärger nimmt no einisch e-n-Alouf:

»Isch Ech das würklech ärnscht? Nid emal e Visite? – Dir würdet Ech ja durchuus nüt vergä. Gäbet ihm doch nume-n-e Glägeheit, Ech Abbitt z'tue.«

»Nei, das cha-n-i nid.«

»Ach! ...«

»Gäbet Ech nume gar kei Müj meh. Es isch nüt meh z'mache.«

Na däm Bscheid het sech ds Blanche gäge ds Fänschter dräit, für ne Lachchrampf besser chönne z'verschtecke.

Der Brambärger seit, ganz gschlage: »Das isch mer sehr leid,« macht e Serviteur und wott zur Türe. Da undernimmt der Ludi no e letschte Versuech: »I hätt' Ech die Herti nid zuetrouet. Chönnet Dir däm arme Kärli de nid verzieh? – Dir tüet gwüß z'hert über ihn urteile.«

»So? – Findet Dir das z'hert, Herr Bikhard?« fragt ds Blanche mit vorwurfsvollem Blick. »Verlanget Dir würklech vo nere Tochter, die so lang im Schtich gla worde-n-isch, daß si ihre-n-untreue Verehrer no söll mit offene-n-Arme-n-epfah, wenn er de mit zwöine hölzige Bei wieder hei chunt, nadäm er sech, weiß Gott wo, i der Wält umetribe het?«

Da schießt der Brambärger uf: »Comment? – Hölzigi Bei! – Wär het Euch jitz das agä?«

»Dä Herr da,« seit si und zeigt uf e Bikhard.

Der Ludi isch rot worde wie-n-es Chirsi und schtagglet füre: »Ja ... äbe ..., es isch äbe du schynt's nid so bös usgfalle wie-n-i erwartet ha ... i ... ha ... i ... äbe ... es isch ...«

I däm Ougeblick geit di bloß zuegschtoßeni Türe zur Näbedschtube-n-uf, und im elegantischte-n-Ufzug schteit da – der Fritz Lombach.

»O Ludi, Ludi – du bisch e herrleche Kärli,« rüeft er, chunt yne-n-und lachet us vollem Hals.

Ds Blanche zieht ne zue sech, leit der lingg Arm uf sy Achsle, schtreckt di rächti Hand gäge di halb verschteinerete Wärber und seit: »Da lueget und läset!« Vo ihrer wyße Hand isch ds Ändi vo der länge-n-écharpe abegfalle, so daß es bracelet vo gflochtene Haar mit mene guldige Schloß zum Vorschyn cho isch. Der Brambärger het sech z'erscht gfasset gha, nimmt di schöni Hand, füehrt se-n-a d'Lippe-n-und liest, was uf em Schloß vom bracelet graviert gsi isch:

La cadenette lie
Nous deux pour toute la vie.

Z'mitts inne-n-isch ds Datum vom Abetüür i der Aare gschtande.

»Jitz wüsset der, wo my cadenette hicho isch,« erklärt der Lombach. Er het se scho bevor er i bairische Dienscht isch, la flächte-n-und fasse. Syne Fründe het er mit Schpott und Hohn danket für ihri rüehrendi Fürschprach. Und si hei sech's gärn la gfalle, hei dem Lombach und syr schöne Brut vo Härze gratuliert und sech gfreut wie d'Chinder.

»Jitz gange mer uf e Schouplatz vo üsem Schiffbruch abe, üsi souvenirs ga uffrüsche,« schlat der Lombach vor und bietet dem Blanche der Arm.

»Ja halt,« proteschtiert der Brambärger, »jitz wei mir z'erscht no wüsse, wie dir ghäxet heit. Das nimmt mi de doch wunder.«

»Das wei mer ech de brichte; aber jitz hätte mer bald no öppis vergässe,« antwortet der Major mit mene verschtändnisvolle Blick uf ds Blanche.

»Richtig,« seit si. Und der Lombach fahrt furt. »Dir heit no eue Lohn z'guet. – Auf ein Glied angetreten! – t'Achtung!« Di Beide hei sech näbenandere gschtellt, d'Absätz z'sämegschlage-n-und d'Chöpf ufgreckt.

»Augen rechts!«

Di Beide dräje d'Chöpf. Ds Blanche chunt mit voller Grazie zueche-n-und git a mene Jede-n-es Müntschi uf di linggi Backe.

»Augen links!«

No so gärn hei si gfolget, für di anderi Backe dar z'ha, und wo der Ludi ds zwöite g'kriegt, etrünnt ihm es längs behaglechs »m«.

»Steht!«

»So das isch d'Quittung gsi für Eui treue Fründesdienschte,« seit der Lombach, und ds Blanche seit: »Und das isch für ds Lüge« und pflanzet mit syr schöne Hand dem Ludi e zierlechi Ohrfyge-n-uf sy ruuchi Backe.

Druuf sy si düre Schloßhof gäge d'Aare-n-abe zu der Schtell, wo vor dryzäche Jahre dem Lombach sy Zopf dem glückleche Paar ds Läbe grettet het. Si hei dürs Holz und Loub zsämetreit, es Füürli agmacht, sech drum ume-n-i ds Gras gsetzt und d'Öpfel, wo si im Vorbygah i der Hoschtet ufgläse hei, bratet.

Es isch e prachtvolle Herbschtabe gsi. D'Sunne het der füürigrot Buechewald über em Zächetermätteli häll belüüchtet, währed di dunkelgrüene-n-Aarewälle mit heimeligem Ruusche zwüsche wyße Grienbänk düre-n-i di schattige Buchte vo Brämgarte vorbygrunne sy. Ds blaue Röuchli vom Füür isch i luschtige Wülkleni dem früsche Luftzug über der Aare zue gflohe-n-und het z'ringsetum alles mit sym heimelig bränntelige Gruch erfüllt. D'Öpfel hei afah singe-n-und pfuse, und währed der Ludi Bikhard se mit mene Rüetli agschpießt und serviert het, het der Lombach zum Beschte gä, wie-n-er de Brutwärber mit sym gwohnte, uverschante Glück z'vorcho sygi.

»Ja, ja, Fritz,« meint der Ludi, »dir isch es guet gange.«

»Du wottsch dänk säge, i heig's nid verdienet. S'isch o wahr. Du hesch rächt,« git ihm der Lombach zue; aber er het wohl gschpürt, daß der Ludi e Zuesatz verschlückt het, daß er het welle säge: »mir, Ludi, isch es hingäge weniger guet grate.«

Dä Gedanke het dem Lombach doch e chly wehta. Alli hei's gschpürt, aber Keis het's gwagt, e Ton dervo la z'merke, will me di unbeschryblechi Freud nid het welle trüebe. Der Schloßherr vo Rychebach het sech's nid la näh, di drei Fründe zum souper z'bhalte, und het sälber der Ton agä für di luschtigschti Underhaltung. Er het sech nam souper im Saal a ds Schpinet gsetzt und allerhand übermüetigi Liedli zum Beschte gä. Dem Blanche schpeziell het er es alts Burevärsli vorgsunge:

My Schatz isch cho, my Schatz isch hei!
I ghöre Pfyfe-n-und Trumme. –
Los, Meitschi, du bisch bas allei,
Dy Schatz isch lahm und chrumme.
My Schatz isch cho, my Schatz isch hei!
I möcht ne grad verdrücke.
Und hätt er o-n-es hölzigs Bei,
I nähm ne mit der Chrücke.

Es Jedes het sy Portion übercho, und si hei enandere-n-alles vorgha, was si sit Jahre zsäme-n-erläbt hei. Und derby isch ne de o wieder z'Sinn cho, was es Jedes dem andere het gha z'verdanke, so daß d'Freud no-n-es ganz es bsunders agnähms Chüschtli übercho het.

Wo na däm luschtige-n-Abe der Ludi mit sym Houpme ga Bärn gwanderet isch – der Lombach isch erscht gäge Mitternacht hei gange –, het er nid gar heiter dry gluegt. D'Frag, was er eigetlech jitz söll afah, isch no nid glöst gsi. Mit der geischtleche-n-und mit der militärische Carriere-n-isch es für alli Zyte-n-us gsi. Der jung Brambärger isch nume-n-uf Urleb da gsi, und uf ne Fründ, wo sech früsch verlobt het und i sym Glück schwelget, isch gwöhnlech nid z'rächne.

Um so meh isch er verwunderet gsi, wo scho am andere Morge bi Zyte der Lombach by-n-ihm arückt und ihm chunt cho säge, är syg mit syr Brut eis worde, sie welle ne zue sech i ds Hus näh, bis daß er sech wieder e-n-Exischtänz g'macht heigi. Das syg ds Erschte, wo-n-er vo syr Brut erlanget heigi, und das mach ne jitz no ganz bsunders glücklech. Natürlech het der Ludi Komplimänt gmacht und gseit, er well sech nid ihne cho a d'Chuttefäcke hänke. Aber der Lombach het ihm syni Sorge-n-usgredt, und no am glyche Tag het der Ludi sech bi sym Fründ müesse-n-yquartiere. Derby het er dänkt, es heig doch »wüescht« g'änderet mit dem Lombach, sitdäm er ihm bi'm Burdlefhölzli usse gseit heigi, me müeß sech nid welle für anderi Lüt chrüzige. Der Ludi het's du uf ds Puntenöri gnoh, ds Lombachs nid länger uf der Hube z'blybe-n-als nötig. Er het sech no so gärn vom Schloßherr z'Rychebach, wo ds sältmal z'Bärn ds Poschtregal gha het, als Poschtiljon la aschtelle und isch no mängs Jahr mit syne bsundere-n-Erinnerunge-n-über d'Neubrügg gfahre.

So het der Fritz Lombach sym Fründ Dank erschtattet derfür, daß er ihm albe d'Wahrheit gseit het. Ihm sälber het d'Liebi vo syr Frou z'Vollem düreghulfe. Sorglos hei si scho bald na ihrer Verlobung di erschti Visite bi ds Landorfers i der Schoßhalde g'macht. D'Frou Elisabeth het se fründlech epfange, umtobet vo ihrne sächs Buebe. Und si isch geng no schön gsi, rein und schön, wie di chöschtlechi Fründschaft, wo si uf Läbeszyt erneueret hei.