Text:Rudolf von Tavel/Der Frondeur/Kapitel 4

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4.

In ere warme Summernacht isch e Ma, e junge, chreftige Bursch, mit mene Räf ufem Rüggen übere Ringgis hindere gloffe, der Stucki Hans. Zwüschen Ämme, Chiesen und Rotache het me ne schier i jedem Dörfli gkennt, will er gar viel uf der Straß gsi isch. A der rächte Hand het ihm der Duume gfählt. Drum isch er nid rächt z’bruuche gsi zum Mälche. Er het der Bott gmacht für d’Lüt ufem ganze länge Ringgischamme. Gwachse wie-n-e jungi Tanne, het er o a sich sälber alles la wachse, wie’s welle het. E blunde Chrüselibart isch ihm vo eim Ohr zum andere gloffe, und mit syne Haar hätti es Meitschi chönne Staat mache; si wäre de o öfter als numen all Sunntig einisch gstrählt worde. Was de Lüten ygä het, ihm «der Gouchere-Zebedee» z’säge, weiß eigetlech niemer. Gar nid öppe dumm, isch er eifach es Chind bliben und het alli andere Lüt o meh oder minder für Chinder gnoh. Uf Kommando het er gsunge — geng Psalme — oder frommi Värsen ufgseit. Und drum hei si uf mängem Hof gärn der Löl gmacht mit ihm. Alli Wält het eigetlech gwüßt, daß er Wiedertöufer isch, aber niemerem wär’s ygfalle ne z’denunziere. Dä tüej niemerem nüt z’leid, het me gseit. Der Landvogt vo Signau hätti eine numen abrüelet, wenn me der Zebedee wär ga agä. Und für was er im Landgricht Konolfingen umenand gsunge het! Herrjere, bis e Chlag z’Bärn gsi wäri, vorem Venner vo Metzgere!

Der Stucki-Hans isch o hütt vo mene Bottegang heicho. Wo-n-er vore Wald use chunt und ds Land zu syne Füeße gseht schlafe, d’Bech i der Tiefi unde zwüsche de pächschwarze Waldhuble ghört ruusche, so sydefyn und de zu Höupte nes Stärneheer gseht zwitzere, wie me’s äbe numen uf de Bärge gseht, chunt’s über ne. Der Geischt, wo i där usgschüttete Herrlechkeit läbt und Tag und Nacht d’Zunge suecht, setzt sech uf dä Eifalt, und dä lat ihm, was er het. Uf sy länge, abgfieggete Bärgstäcke gstützt, seit er der nünzächet Psalm uf: «Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündiget seiner Hände Werk.» Hie het sech niemer gchrümmt vor Lachen obem Zebedee. Und är het erläbt, was mänge Gschydere vom Erwache bis zum Stärbe vergäblech ersähnet, er het di schwäri Hand nümme gspürt, wo-n-is d’Füeß a Bode drückt.

Da druuf hi isch er hei, i d’Gouchere, het sys Räf abgstellt und e Blick i d’Chuchi und i ds Meischters Stubefänschter ta. Er hätt’ ihm so grusam gärn no öppis gseit, wo’s ne dunkt het, me chönni das i der Fyschteri besser über d’Läfzge bringen als a mene heitere Morge. Aber es isch alles fyschter gsi. Niemer het sech grüehrt, und dem Hans isch nüt anders blibe, als halt o uf sy Strouhsack z’schnaagge. Am andere Morgen isch er der erscht vor der Hütten usse gsi und het nid möge gwarte für dem Meischter z’brichte, was ne schier ume Schlaf bracht hätti; aber er het wohl gwüßt, daß z’erscht no öppis anders chunt. Der Vatter Blaser isch für nüt gsi z’ha, bevor me ds Morge-Bätt het verrichtet gha. Ihreren es Dotze sy si ume Tisch ume gstanden und hei andächtig uf ds Amen gwartet, gäb eis e Löffel agrüehrt het. Und dernah erscht no isch nüt gredt worde. Het eis vo de Chinder öppis welle säge, so het ihm d’Muetter abgwunke, jitz sygi Ässeszyt. Si het’s mit ihrem Ma gha, wo der Meinung gsi isch, zum Rede chömi me geng no früech gnue, und wenn’s einisch nid der Fall sy sötti und eis sy Wysheit für sich bhalte müeßti, henusode, so wär de no lang nüt versuumt. Der Blaser-Chrischte het usgseh wie-n-e Kapuzinerpater im Chüejergwand. Es offes, ärnschts und doch heimeligs Gsicht het er gha und e Patriarchebart und d’Oberlippe suber rasiert. Er het wohl gmerkt, daß der Hans möchti der Chropf lääre. Wenn er albe, vomene Bottegang hei, eso Ouge gmacht het wie Wägerichbluescht und vor Yfer i sy Bart het afah söufere, so het me wohl gwüßt: jitz chunt öppis, er het aber öppis gseh oder erläbt. Aber de juscht grad het der Vatter Blaser ne drümal für einisch gschweigget. Und so het der Hans glehrt überlege, bevor er öppis zum Beschte gä het.

Si hei dä Vormittag Bschütti usta uf ne-n-abgweideti Matte. Erscht na der vierten oder füfte Bänne blybt der Meischter stah zum Verschnuufe, und syni luteren Ouge säge zum Hans: So red jitz!

«Grüslig Sache gseh han i nächti», leit dä los. «Bi vo Frymettigen uehe cho, übere Barschwandhubel. Ha no uf der Hämlismatt zuehe welle. Du han i ghöre göiße, ganz tüf im Wald inne. Es isch dert so-n-e Grabe, wo ds Frymettige-Bechli vürechunt. Dick Studi u derhinger so-n-es Bödeli. I bi obe düre, dem Bort nah, i de Fahrne. Du ha se du gseh. Jung Lüt. Meitleni u u u Buebe — ja, u eine het g’örgelet, ume hübscheli. Aber da isch luschtig gange. Tanzet u karisiert u...» Der Hans macht mit der Hand, wie wenn er e Bächer läärti. «Ja, u wüeschti Gsatz gsunge.»

«Du sott nid ga d’Nase zuehe ha a settigen Orte», seit der Vatter Blaser.

«Bi nüt zuehe. Ume gluegt im Verbygang, ganz oben i de Fahrne. Ha drum z’ersch gmeint, es brüeli öpper z’Hülf. Bi grad ume wytersch, wo-n-i gseh ha, was da geiht.»

«Hesch öppere bchennt?»

«Ä, ä, niemere bchennt. Nid lang gluegt. Scho z’fyschter gsi. U wyter glüffe.»

«Hesch ghört, Hans? A settigen Orte sott di nie zuehela.»

Der Chrischte Blaser het nüt gschinen uf dä Bricht z’gä. Er het wieder afah a der Bänne zieh. Aber zu sich sälber het er halblut gseit: «Äbe, mit Verbieten isch no nid alles gmacht. Üser gnädige Herre löi eis Verbott über ds angere la ergah. Aber der bös Gihscht isch mit däm de Lüte no nid ustribe. Vorume mache si di Gfölgige u hingerum verschlüüfe si si mit ihrem Wüeschttue i d’Studi. Dert — dert sötti di Herre ga sueche u de nid am heiter-hääle Tag. — Aber wär weiß, si troue si nid ga z’luege. Si fände de villicht Lüt derby, wo’s ne lieber wär, me fung se nid a settignen Orte. Es isch niene ke Zucht u Gottsäligkeit meh im Land, ke Gottesfurcht u ke Rischpäkt vor der Oberkeit. Wär nid vo Gotts und Gwüsses twäge von ihm sälber guet tuet, dä cha me lang ringgle, es wird glych nüt Grächts us ihm.»

Der Hans hätti no ganz anderi Sache chönnen erzelle, aber er het syni Gründ gha, warum er se trotz aller Eifalt für sich bhalte het. Verwiche het er ga Wiftrech abe sölle mit Gwobnem. Er isch erscht am Namittag vo der Gouchere furtcho und het d’War no im Fambach hinde müesse ga reiche. Da isch d’Sunne scho überem Längebärg gstande, wo-n-er müed und durschtig usem Dießbachgrabe vüre gäge ds Dorf chunt. Sünsch het me dert under den alten Ösche nüt ghört als ds Gurgle vom Bach, aber a sälbem Tag het er grad gmerkt, daß öppis los isch. Ds große Tor vom alte Schloßhof isch offe gstanden und allerhand Lüt vom Dorf dervor, wo ynegaffet hei. Der Hans isch o ne-n-Ougeblick blybe stah und het ynegluegt. Da isch e grüsleche Verchehr gsi. Emel es halb Dotze Gutsche sy da gstande, wie me se sünsch nume ganz sälten uf der Landstraß begägnet het, und Roß, e ganzi Zyleten am Brunne. Chnächte hei se-n-umenandere gfüehrt, tränkt, under de Vorschärmen abunden und derzue wichtig ta. Hinder der änere Hofmuure het’s i di alte Lindechronen ufe gmusiket.

«Was git’s da?» fragt der Hans, ds Räf ufem Rügge, d’Händ am Stäcke.

Da luegen ihreren es paar ume, Bueben und Meitschi, und lache, und eine seit: «Potz Stärnebärg! Jitz wohl, jitz chü si ala da inne. Der Gouchere-Zebedee wär da.»

Und es Meitschi fragt: «Bischt öppen o zur Husröucki botte? — Du muesch ne-n-eis ga singe, dene Herrschafte. Mach di nume zuehe!»

Der Zebedee het gwüßt, daß er niene söll d’Nase zueche ha, wo’s ne nüt ageit, und isch, trotzdäm’s ne schuderhaft gluschtet het, e chly d’Gwundernase z’fuettere, wyter trappet. Aber da chunt eis vo de Chuchimeitli vom Schloß mit nere Zablete Förnli im Garn vom Fischchaschte här. «Seh, Zebedee, bischt o da? Chumm, chumm, du muescht o öppis ha vo der Husröucki. Seh, mach nid der Gätzi-Bock! Chumm, chumm ume! Es Schnäfeli Hammen oder Bratis schadt dir nüt.» Und das Meitschi het’s verstande, syni Lüt abz’fasse, amene Profoß z’trotz. I eier Hand di silberige Fisch, a der andere der Zebedee, stüüret’s z’mitts dür das Gständ düre, i Hof, dür nes zwöits Tor, und wyst der Stucki Hans a ne Tisch im hindere Hof vor de Chuchifänschter. «Da, hock zuehe!»

Es sy no anderi Mandli dagsi und Froueli, wo öppe bi Glägeheit im Schloß vorbycho sy und jitz hei gschmöckt gha, daß es nachen isch zum Yzug i ds prächtige neue Giböu. Us de Chuchifänschter het’s dampfet und gar tusigs guet gschmöckt und gcheßlet und tschäderet, und di Meitli sy ynen und use gschosse mit Platten und Tällereten und hei enanderen agräägget und de wieder glachet und g’göisset. Und albeneinisch isch e tolli Platte voll gueti Bitzli ufe Tische vo dene «Hindersäße» cho, und de sy si drüber härgfalle wie-n-e Näschtete hungerigi Spatze, nume de mit de Finger. Eint und anders het öppe no nes Mässer gha zum Vertrome. Aber di meischte hei’s sünsch gmacht und sech ds jus la über d’Händ loufen und se de abgschläcket bis a d’Ellböge hindere. Das feiße Fleisch het natürlech Durscht gmacht. Usem Chäller sy wohl o Channe für di Lütli dahindere gschickt worde, aber si sy gwöhnlech läär ufe Tisch cho, und nid öppe will si grunne hätte. So hei si albeneinisch am Brunne müesse ga ne Schluck Luterbacher näh, und derby sy ne d’Ouge schier a ds Hinderhoupt grütscht us Angscht, es chönnti underdessen e neui Platteten ufe Tisch cho. Der Stucki Hans het na sym länge Marsch vom Fambach här villicht der gröscht Durscht vo allne zsäme gha, aber er het der Wy gförchtet und isch zfride gsi mit Brunnewasser. G’ässe hingäge het er für drei. Es het ne so guet düecht — o so schuderhaft guet! Am wenigschte het er dem Gwunder möge Meischter gwärde. Drum isch er du de Muure nah vo Türe zu Türe gschliche, für öppis vom Tryben um ds neue Schloß ume chönne z’ergüggele. Aber er isch niene zueche cho, bis er du ändlech erlickt, daß es paar Bueben uf neren Ösch im innere Hof sitze. Das chan i o, dänkt er, und gäb’s numen öpper g’achtet het, isch er grittligen uf menen Ascht, wo über d’Muur yne hanget. Z’erscht het er gar nid viel gseh vom Fescht. Nume ds neue Schloß mit syne stolze Bogefänschter, de schöne Gitter und de Chemi, wo wie chlyni Türm usem mächtige Dach ufgwachse sy. Und de dervor, i mene große, vordüre vergitterste Hof schön gvierti Mätteli mit luschtig gschnittene Böumli i de vier Eggen und de hindenuse, i der Richtung gäge ds Stockhorn, e neu apflanzeti, längi Allee und zwüschem Schloß und der Allee o dere Mätteli und Weiher mit Sprützbrünne. Ja, schön isch es de scho gsi, so junggrüen, suber und neu alles und dä Blick uf di offene Fälder use mit der Abedsunne druff. So öppis het me hie zu Land de no niene gseh.

D’Lüt sy im Schloß inne gsi. Vo dert här het me se ghört rede, vieli, vieli. Und du ghört me Stüehl rütsche, und ds Rede lärmet us jedem Fänschter. Aha, jitz zeigt sech doch öppis. Da chömen es paar Musikanten i ds einten Eggpavillon vom Hof. Und bald druuf chunt’s us der Hustüre, Paar um Paar, i allne Farbe. Potz guggerschieß! Lueg mir eine di Froue! Geng eini stolzer als di anderi. Wie si di paar Tritten ab chöme! I breite schwärsydige Röck, chupferrot, daß es i der Abedsunne wie Gluet schynt, grüen, gääl, blau, schwarz. D’Chöpf sitzen uf ihrnen armsdicke Mülisteichräge wie uf mene Täller. Und d’Gsichter luege vürnähm usem Rahme vo gwaltige Pelzbrämichappe. Über d’Gstalt abe blitze Barettlichettene. D’Manne sy nid minder stattlech. Es sy o farbigi derby, emel di junge. Di eltere Herre sy meh schwarz. Langsam verstreue si sech uf de Gartewäge. Acht Paar vo de Jüngere stelle sech so uf mene Mätteli uf, und währed di alte Dame wie agwachse dastanden und zueluege, fah di Jungen afah tanze. Aber da isch nüt vo Drähjen und Würblen und Gumpen und Juze. Me dänkti ehnder a ne Soldatemuschterig. Si bücke sech vorenand, tüe Schrittli hie use, dert use, alles wie am Schnüerli und under de stränge Blicke vo den Alte. Luschtig z’luegen isch es einewäg.

Di eltere Herre standen und gange z’trüppeliswys oder zu zwee und zwee. Dert linggs usse standen ihreren es paar. Zwee Ratsherre reden ufenand y, und e Schritt vonen ewäg steit dä vo der Turnälle — was für ne stattleche Chriegsma! Er luegt, wie si tanze — der Suhn isch derby — aber me gseht ihm vo wytem a, daß er so luegt ohni z’luege. Es macht d’Gattig, er losi meh uf di beide Ratsherre. Hie, neecher, steit der Manuel vo Utzige. Dä het allwäg echly. Er pralatzget uf di Froue los, was är jitz de us sym Utzige well mache. Da blybi de das Dießbach es Ofehüsi dergäge. Si lache ne-n-us, di Froue. Der Wattewyl, der Gaschtgäber, o nid grad e magere, merkt’s, nimmt ne bim Arm und geit ihm syni Weiher ga zeige, und di Froue danken ihm mit ihrne luschtige Blicke.

Dem Hans chunt es vor, es sygi öppis los under dene Herre, si syge neue nid, wie men öppe sünsch na mene gueten Ässe sygi. Nume di Junge sy hälluuf und lachen und charmiere mit de Töchtere. Di Alte hingäge stande geng i Trüppeleni binenand, ihrere drei, vier, mit gspreizte Füeße, und studiere vor sech ane, währed eine mit de Finger i der Luft umefahrt und redt und redt. Dert gangen ihrere zwee langsam, o so d’Bärt im Chrage, derdürus. Das sy gwichtigi, allwäg vo Bärn. Di beide, wo vori hinderem Turnäller so yfrig gredt hei, gange wyters. Er schilet ne nache, und wo si hie unde vorby chöme, ghört der Hans eine dervo säge: «I gloube, dä byßt a. Dasmal hei mr ne.» Es sy di beide Herre vo Münsige. Si lachen enand i d’Ouge. Bald druuf gratet der Turnäller da unde, ganz nach vom Hans, a nes anders Küppeli. Es geit nid lang, so git’s da Füür. Si rede schuderhaft ufenanderen yne.

Und jitz gseht me di beide Gwichtigen ussedüre gah, dür ne Fäldwäg gäge d’Schüüren abe. — Aha, jitz erscht gseht der Hans, daß dert o no e Tischeten isch. Dert sitze d’Burelüt, und es macht Gattig, si heige nid Längizyti. Di beide Herre gangen uf se zue, und wo si no öppe zäche Schritt vom Tisch ewäg sy, stillet’s undereinisch. Eine vo de Bure steit uf und chunt se cho grüeße, gar grüslech underwürfig. Das sy uf all Fäll lindti, dänkt der Hans, wo se jitz eso schön vor der Sunne gseht, wie us Papier gschnitte, di beide Herre mit dem Houpt im Äcke, schön graduuf, der Bur barhoupt und boge wie-n-e Birchezwisel. Ihri Schätte schnaagge wyt über d’Matte här, bis fascht a ds Hofgitter, wie wenn si da öppis sötte cho säge.

Jitz mueß der Hans wieder nidsig luege, vowäge, da ganz i der Neechi wärde di Herre lut. «Nei, ghänkt nid,» ghört er der Turnäller halb mit Lache, halb ergerlech zu denen andere säge, «aber gchöpft. Z’Bärn ghört eim der eiget Möntsch nume vom Hals ewäg nidsig.» Der Hans weiß nid, was das bedütet. Er gseht nume, daß di andere Herre lut uflache. Es nähm ne z’tusig wunder...

Autsch! — Di junge Damen ufem Mätteli stoße ne Göiß us. Der Tanz isch gstört, und alles luegt bockstill ufe Hans Stucki, wo verschmejet am Rand vom Tanzmätteli sitzt und sturm um sech luegt. Di übermüetige Buebe hinder ihm hei’s fertig bracht, ne mit mene verabredete Ruck, wo du o grad der Ascht broche het, vo sym Sitz abz’schnelle, so daß er mit mene Pürzelboum i d’Cour d’honneur vom Schloß abegflogen isch.

Er bsinnt sech nid lang. Chuum wieder bi syne Sinne, springt er uf und zum nächschte Töri us, i üssere Hof. En Ougeblick isch uf de Gazons und Wägli alles still gstande, und jede vo dene Herre het der ander agluegt, ob är ächt well dä Ma ga zsämeläsen oder ob er am Änd sälber sötti, währed d’Musikante, wo vo allem nüt gmerkt hei, ungstört wyter blase. Dem Hans sy Flucht het alli usem Wärweißen erlöst, und under Lachen und Necke het me sech i di verrissene Tanzfigure wieder gluegt ynez’finde.

Dusse, im Stallhof, isch der Stucki Hans mit großem Halloh epfange worde. No chly sturm, louft er zum Brunne. Dert hei si ne du gnoh. «Nid, nid», het’s gheiße. «Das isch nid gsung, so chalts Wasser ufe Chlupf abe.» Di Chnächte hei ne z’mitts im Hof gmacht a Bode z’chneule, und eine het befole: «Hans Joggeli, bätt!» — «Nei,» brüelet en andere, «Hans Joggeli, suuf!»

Der Hans het nüt begährt; aber mit Gwalt hei si-n-ihm usem Zougge von ere Channe ne Schwetti Montbenay ygschüttet, meh uf ds Mal, als er i sym ganze Läbe bis jitz Wy het trunke gha. Der Wy isch ihm uf allne Syten über d’Chleider abegloffe. Er het sech überschlückt, und d’Bueben und d’Chnächte hei der Hof voll glachet und brüelet und nümme dra dänkt, daß me das änet der Muure ghöri.

Uf ei Chlapf fahrt alles usenand. Das Mannevolch isch wie wägblaset, hinder Wägen und Roß und Stüd, und güggelet usem Versteck ufe Stucki, wo no da chneulet vorem Turnäller und d’Händ gägen ihn ufhet wie zum Bätten und jammeret: «Der tusig Gottswille, Herr, verzieht, i cha nüt derfür, i ha nid welle.»

«Uf!» befiehlt der Houptme Herbort. «La gschoue, Hans, schäm di! Was machsch du da?»

«I ha ja nid bigährt, i... i...»

Der Houptme lat ne nid usrede. «Gang du nes Hus wyter, Hausi, du ghörsch nid dahäre!» Daß er’s nid bös meint mit ihm, merkt me grad. Der Hans trabet gäge ds üssere Tor zue, währed der Houptme no syni Blicken im Hof umenandere schickt. Er vermuetet wohl, was gangen isch; aber hie isch är Gascht und nid Befählshaber. Er seit wyters nüt und geit zrück i Schloßgarte.

Jitz la si sech wieder vüren us ihrne Guggeli.

«Hausi! — U ds Räf?» brüelet eine zum Tor us, und en andere: «U ds Wubb?»

Der Hans trouet sech nümme zueche, und doch darf er nid wyters ohni sys Räf. Verdatteret steit er dussen a mene Boum, bis es Meitli sech syneren erbarmet und ihm’s usebringt. Es hilft ihm no i d’Schlängge. Der Hans plampet wyters, gäge ds Dorf abe, der Spott vo de Buebe hinder sech.

Er chräzet sy Lascht wyters, über d’Chiese, gäge d’Huben ufe. Nah-ti-nah dämmeret ihm düre, er heig sech vergange. Am Hubestutz ghört er geng no vom Schloß här d’Klarinetten über ds Dorf ewäg bäägge. Und derzue wirft er sech sälber vor: Hans Stucki, sturm im Gring — sturm im Gring! — Was hesch gmacht? — Ha ja nid welle... Warum hesch d’Nase zueche gha?

So geit er im Plamp über d’Huben y. Im Wald lat er sech a ds Bort fallen und faht afah plääre vor Eländ und Scham. Er achtet’s gar nid, wie us der Tiefi vom Wald d’Fyschteri derhärchunt, so still, daß me jedes Blettli, wo der Luft umchehrt, ghört chräschle. Und doch isch es, wie wenn öpper hinder de Böume düre gieng und dürri Eschtli würdi bräche. Numen a eim Ort, dert, wo der Wäg vom freie Fäld düre Waldsoum yneschlüüft, gseht der Zebedee no ne rötleche Schyn. Es isch der letscht Huuch vo der Sunnen uf der Falkeflueh. Er chehrt sech no dervo ab. Dert ussen isch di bösi — — und doch so schöni Wält. No weniger als d’Fyschteri het er der Schlaf ghöre cho. Wo-n-er wieder erwachet, weiß er mit dem beschte Wille nümme, wo-n-er isch. Nütmeh isch byn ihm als sys böse Gwüsse. Da dänkt er, jitz heig ne der lieb Gott i nes fyschters Loch ta, daß er chönni Bueß tue. Und er faht afah singe. Kei Möntsch ghört ne, sünsch hätte d’Lüt natürlech gseit, es sygi unghüürig im Hubewald.

Ungfähr um di glychi Zyt sy hinder nere Fackle här Lüt der Chiese nah vo Dießbach gäge Stulle vüre gange. Me het o nid viel anders ghört als ihri Schritten und ds Gurgle vom Bach. D’Facklen isch gange wie-n-es Irrliecht, geng vo eim Wägbort zum andere, vowäge der Tschägg het se treit. Aber wenn ihm eine gseit hätti: Tschägg, du hesch glade, so hätt’ er Stei und Bei gschwore, das sygi nid wahr. Er wüssi öppe, was voll sy welli säge. Der Gideon und sy Schwöschter hei hie und da glachet ob däm Fackeltanz, d’Mama het sech g’ergeret drüber und dänkt, gottlob träffi me niemermeh a. Aber no meh het nere ds Schwyge vo ihrem Ma gä z’dänke. Chuum drü Wort uf tused Schritt! Und de no Bscheid, wie wenn er hert ghörti. Är, wo gwöhnlech juscht mit mene guete Schluck hinderem Halszäpfli rächt i ds Reden und Brichte graten isch. Schlächter Luun isch er nid gsi, der Herr Heros. Daheim, im Lampeliecht, hei syni Ouge Glanz gha, wie albe, wenn er öppis im Schild gfüehrt het, wo-n-er so mit dem ganze Ma derby gsi isch.

D’Frou Nicolette isch o a de nächste Tage nid usem Stuunen usecho. Ganz gäge sy Gwanheit het der Herr Heros z’morndrisch der Gideon i d’Kur gnoh, für ne-n-i allne Herrschaftssache z’instruiere. Am Morge het er ne sogar i sys Sanktuarium ufe gnoh und ihm e förmlechi Lätzge gä i der Buechfüehrung. Am Namittag isch er mit ihm i Wald, de Marche nah, und zwüschenyne het er geng vo de Bure brichtet, wie me se müessi näh, vo syne Bure, wie me Sorg söll ha zue ne, nüt uf se sölli la cho, wo ne chönnti Schade bringe. «Geng zäche Schritt vom Lyb ewäg! Geng der Herr blybe — nid mit herrschelig Tue, nie eine demüetige, wo’s nid absolut sy müessi — aber ufrächt, suber, gschyd und guet. A Verstand und Härzesgüeti mueß me de Lüt überläge sy, de cha men alles mit ne mache. Und geng bim Wort blybe. Si müesse wüsse, daß, wenn du ja gseit hesch, es de o ja isch und daß nei, einisch gseit, nei blybt. Und drum mueß men überlege, gäb me redt.»

So het’s jitz alli Tag tönt. D’Frou Nicolette het gar nüt dergäge gha. Im Gägeteil, si het geng meh a ihrem Ma ufegluegt. Alli Tag meh het si drüber gstuunet, wie viel Verstand und Güeti und Chraft da binenandere syge, und will jitz vo Boue nümme d’Red gsi isch, het si geng zuversichtlicher i d’Zuekunft gluegt. Einisch nume, zwüschenyne, wo si zsämen am Abe düre Garte träppele, de Blueme nah, und ne ds Härz ob der stille, stattleche Schönheit vo ihrem Turnälle-Paradies ufgangen isch, fragt si ne: «Aber, los, Heri, dänksch du gar nümme dra, der Bueb no i ne besseri Schuel z’tue, so... du weisch, wie-n-i’s meine? Du seisch ihm geng, überläge müeß me sy...»

Der Herr Heros leit nere der Arm um d’Taille, fescht wie-n-en ysige Reif. «Das cha me geng no, wenn’s de nachen isch — wenn i öppis gfunde ha, wo mir für ihn passet. Einschlwyle söll er mr hie Würze trybe, daß er weiß, wo-n-er daheim isch und daß mit däm, wo-n-er einisch de het, öppis az’fah isch.»

Der Frou Nicolette het’s gar nid pressiert, ihre Suhn furtz’gä. Im Gägeteil, es het nere vor däm Ougeblick ehnder gruset. Es het se nume so dunkt, es läg ja ganz im Sinn vo ihrem Ma, der Gideon no i ne rächti Schuel z’tue. Nume wundergnoh het es se, was er dänki und was ihre vo da nache warti.

Dem Gideon sälber het du nah-ti-nah afah uffalle, daß der Papa ihm uf de Gäng vo Hof zu Hof glägetlech d’Mama a ds Härz gleit und gseit het: «Häb Sorg zue-n-ere, bis höflech und galant gäge se, wie gäge jedi anderi Dame, aber nid nume so ussenum. Was e rächte Suhn isch, hanget mit sym Blick i den Ouge vo der Muetter und löst sech kei Schuehrieme, bevor er nere ds Wytischte zuechetreit het. Begryfsch, was i meine?»

«Ja, Papa, i begryfe’s. — Aber...? Heit Dir Angscht um d’Mama?»

«Nei, i ha nid Angscht um se. Aber einewäg, me weiß nie, wie lang me sech no het.»

Am allermeischte sy du aber d’Mama und d’Chinder verwunderet gsi, wo öppen acht Tag na der Dießbacher Husröucki der Herr Heros het la sattlen und gsunntiget ga Bärn yne gritten isch.

Hei si ne-n-ächt z’Dießbach änenume bracht oder geit er mit dem Boumeischter ga rede? — Der Frou Nicolette isch es uheimelig gsi. Wo-n-er abgritten isch, het er gar nid wie sünsch öppe nes Gspäßli gha mit nere. Wohl het er gfragt, ob si ne bsundere Wunsch heigi; aber es isch nere vorcho, es drähj ihm öppis der Chopf uf d’Syte, wo-n-er hätti sölle säge, was er eigetlech z’Bärn inne welli. Wie mängisch doch het si ne scho däwäg gseh abryte! Fründlech, galant, aber so mit mene Gheimnis vor sech im Sattel. So höflech und doch mit allem Wortmache so gränzelos verschwige, so: Frag mi nid! — Liecht en anderi hätti sech scho lang nütmeh dadrus gmacht. Isch er nid no jedesmal i der beschte Zueversicht umecho? — Aber der Frou Nicolette isch es trotzdäm vo Mal zu Mal uheimeliger worde. Es geit öppis, het si sech gseit, i gsehn ihm nid ufe Grund. Ganz gägen ihri Gwanheit isch si, chuum daß si sech derhinder gmacht gha het, wieder furtgloffe, i Hof use, under di üsserschte Böum vo der Terrasse, dem Ma ga nacheluege, wo me doch längschtes nüt meh von ihm het chönne gseh. Was geit er mr ga astelle? Die Frag hätti men ere hütt der ganz Tag chönnen abem Gsicht abläse. Bim Nähje, i der Chuchi, im Garte, überall, wo si zur Sach gluegt und befole het, isch es geng gsi, wie wenn si uf öppis passeti und losti, wo, Gott weiß wo, vor sech giengi.

Merkwürdigerwys het si du grad ds Ungwanete, wo hütt im Hof usse, vor de Chuchifänschter lut worden isch, nid ghört. Erscht, wo’s scho bald vorby gsi isch, chunt si no derzue. Si het i der Chuchi öppis welle ga säge. Da standen ihri Meitli wie Schattefiguren a de vergitterete Fänschter, währeddäm e vergässeni Schweitzi ufem Öfeli sprätzlet. Dusse glahret der Sunneschyn uf de Gsichter vom Gideon, vom Annelor, vom Tschägg und de Schüürelüt. Und e Stimm — nid e leidi — wo si scho meh ghört het, singt juscht usem Lied «Verzage nicht, du Häuflein klein» der zwöit Värs:

«Dich tröste nur, daß deine Sach’
Ist Gottes, dem befiehl die Rach’,
Laß ihn alleine walten.
Er wird durch einen Gideon,
Den er wohl weiß, dir helfen schon,
Dich und sein Wort erhalten.»

Der Zebedee het zwar no wyter gsunge, aber glost hein ihm nume no die dusse. I der Chuchi het d’Frou Houptmänni mit dem hölzige Bratisschlegel ufem Tisch abgchlopfet. D’Meitli sy vo de Fänschter zrückgfahren und hei nid bruuche z’frage, was gmeint sygi. «Gäbet ihm z’ässen und schicket ne!» het’s gheiße, und du isch d’Chuchitüre hinder der Frou i ds Schloß gfalle. Wie vom Himmel aben isch si undereinisch im Hof usse gstande. Si het ihrne Chinder i ds Hus gwunke, dem Sänger uf ds Bättlerbänkli, und di anderen alli sy verstobe gsi, ohni Befähl abz’warte.

Schmählete het’s wyters keini abgsetzt. «Dir wüsset, daß i das nid ha wott.» Das isch alles gsi, wo der Gideon und ds Annelor hei z’ghören übercho. Erscht am Namittag isch me du wieder uf das Ständli vom Zebedee cho z’rede, wo d’Frou Nicolette ghört het, wie ds Annelor sy Brueder ufzieht und d’Stimm vom Zebedee nachemacht: «Er wird durch einen Gideon, den er wohl weiß, dir helfen schon.» Da het’s du gheiße: «Jitz eis für allimal, i wott di Singerei vom Stucki-Bueb eifach nümme ghöre.»

«Aber Mama...»

«Was i gseit ha, isch gseit. Es chönnti einisch ganz e bösi Sach drus wärde. Das Töuferwäsen isch verbotte, und es chönnti dem Papa e fatali Gschicht ytrage, wenn es bekannt würdi, daß me dä Bursch hie lat singe.»

«Aber er singt ja an allnen Orte», erloubt sech der Gideon syr Mama etgägez’ha.

«I weiß es wohl,» seit si, «aber was ander Lüt löi la gscheh, geit üs nüt a.»

«Di arme Töufer sötte niene sy und hei doch niemerem nüt z’leid ta.»

«Äbe drum. Nid nume tüe si niemerem nüt z’leid, si sy im Gägeteil e Säge für ds Land. Und drum wär’s gschyder, si hätte sech still, bis es besseri Zyte git für se. Lue, es isch leider so. Under de fromme Lüte git’s gar vieli, wo kei Takt hei. Si meine geng, si müessen andere ga d’Wahrheit säge, wo villicht nid minder Bscheid wüssen als si sälber. And das lat sech nid jede gfalle. Wie liecht cha’s da gscheh, daß si a eine grate, wo’s nid ma erlyden und se de verchlagt!»

«Das isch aber nüt gmacht,» meint da ds Annelor, «ein ga z’verrätsche, wenn men eim echly ds Mösch putzt. Si sölle ne doch sälber usegä!»

«Du hesch rächt, aber verchlagen isch äbe liechter als usegä, und wenn me sech de mit Verrätsche cha bi der Obrigkeit lieb Chind mache...»

Da ballet der Gideon syni junge chreftige Füüscht und blitzet mit glänzigen Ougen i ds Land use. «So eine sött mr i d’Finger cho. Dä hätti zum letschtemal grätschet.»

«Ja,» seit d’Mama, «wehr di nume für di arme, plagete Lüt!» Si strycht ihm mit der Hand über sy Leuemähne. Si cha sech nid ebha, ihm es Müntschi z’gä. — Gott? Ihre Bueb! So-n-e schöne chärngsunde Kärli! Wenn’s doch sy dörfti, daß da, a ihrem Härz eine würd ufwachse, wo ne der Meischter zeigti! — Wäm? — Ja... äbe...! Und i stolze Glanz vo ihrnen Ouge rünnt öppis schier Truurigs, wil si überleit, was so-n-e junge Möntsch müeßti düremache, bis sys tapfere Härz offene Wäg hätti. Und de... Das het si-n-ihm jitz doch grad müesse säge: «Aber weisch, Gideon, vor allem mueß men über sich sälber Meischter wärde, mueß sälber lehre d’Wahrheit ertrage, gäll?»

«O, das chan i, das macht mir kei Chummer.»

«Mr wei’s hoffe.»

Und ds Annelor deklamiert, halb zum Necke, halb im Glouben a sy Brueder: «Er wird durch einen Gideon, den er wohl weiß, dir helfen schon. — Ui! — Nid so ruuch!»

Es macht sech us den ysige Finger vo sym Brueder los und springt dervo, d’Stägen uf i ds Hus, wo me’s no einisch im Gwölb vom Gang ghört: «Er — wird — durch — einen — Gideon... helfen schon... Gideon... helfen schon.»

Eigetlech hätt’ si sölle schmähle mit dem Meitschi. Si het e fascht aberglöubische Reschpäkt gha vor geischtleche Lieder — sy si öppe nid e Bitz Gotteswort? — Aber wie froh isch si gsi drüber, daß di beide Chinder ’s eso guet chönne hei zsäme! Drum het si se nid gärn meh als nötig gschuelmeischteret. Der Bueb — das het me wie länger, descht dütlecher gseh — het i allem sym Vatter nachegschlage. Het er nid o dä Trotz und Widerspruch gägen alles i sech, was grad Trumpf und Moden isch oder — ja, säge mer’s graduse: Gäge das, was d’Obrigkeit für guet findt? — Und de derzue dä Trib, sech dürez’setzen und öppis z’tue, ob’s de gfalli oder nid! — Und nid lang wird’s gah, so isch de o ihm d’Turnälle z’chly und z’äng wie dem Papa. — Was de? Was de? Es isch ja doch nume das, was der Herr Heros ga Bärn tribe het. Ja, wenn alben öppis gangen isch, wenn me sech dusse mit de Lüte balget und düryne verergeret gha het und müed und gnietig ume heichunt, de isch de albe ds Turnälle-Paradies ume guet, de bin i de albe wieder ds Colette, da schwört me nid höcher, und der ganz Yäs macht sech Luft i Zärtlechkeit; und ig, i Dumms, bi de albe so sälig — aber i wetti die gseh, wo’s anders miech a der Syte vomene settige Ma! Di Gwalt isch ja mys Glück. — Aber wie wär’s, wenn i’s jitz einisch probierti mi choschtbar z’mache? — Das het sen uf eismal packt. Sogar de Chinder isch es ufgfalle, daß si im Louf vom Tag anders worden isch. Z’mittag no so verstuunet, schier trüebsälig, und du düre Namittag nah-ti-nah geng heiterer, so — wie-n-es Meitschi, wo sech uf ne Streich freut. Si het sech vorgnoh, hinecht de rächt hinderheltig z’tue, chalt, ne Mouggere z’mache. — Oder wenn si sech am Änd chrank stellti, ne dermit würd’ erchlüpfe? Ja, das wär no der sicherer Wäg. Aber es het nere’s doch nid rächt chönne. Me mueß mit settigem nid gspasse. — Nei, ehnder duble. Das isch luschtiger.

Mit Härzchlopfe het si der Aben erwartet. Si het d’Ohre gspitzt wie no nie. Der Tag isch läng gsi. Es het keinisch welle fyschtere. Aber es isch doch Nacht worde, bis der Herr Heros heicho isch.

Im Husgang brönnt es Ölliecht, wie geng. Aber sünsch isch es wie usgstorbe. Kei Frou Nicolette, wo eim di weichen Armen ume Hals leiti. Er geit i d’Äßtube. Dert isch Tisch deckt für ihn, der Lüüchter mit azündtete Cherzen ufem Tisch, alles i der Ornig, aber niemer da. — Was söll jitz das bedüte? — Der Herr Heros geit zur Chuchi. «Wo isch d’Frou Houptmänni?»

«Eh, si isch grad der Ougeblick no da gsi.»

Er geit i d’Schlafstube, i Saal, alles fyschter, niene kei Frou Nicolette.

Jitz chunt’s ihm doch afange verdächtig vor. Das isch öppis ganz Neus. — Hm. — Aber en alti Chriegsgurgle chunt nid so gschwind usem G’reis. Geng mit dem glyche rüejige Schritt geit er i d’Äßstube zrück, sitzt a Tisch zuechen und ißt und trinkt. — Und du geit er i ds Bett.

Und will ne der Versuech vo der Frou, ihm z’duble, amüsiert, bhaltet er obem Yschlafe — der Ritt het ihm gschwinder zum Schlaf verhulfe, als er grächnet het — e heiteren Usdruck ufem Gsicht.

D’Frou Colette het sech di Sach anders dänkt gha. Im fyschterschten Egge vo der Stube, wo si ihres Handarbeitsgnischt gha het und wo me se geng gfunde het, wenn men öppis von ere begährt het, sitzt si, der Chopf i d’Hand gstützt, und wartet. Si het ne ghört cho, umeloufe, sueche. Er het d’Türen o zu ihrer Stuben ufta, aber, wo si fyschter gsi isch, wieder i ds Schloß zogen und isch ga z’nachtässen und i d’Schlafstube gange. Das alles het si ghört — und jitz? Daß er’s fertig bringt, ga z’schlafe, ohni sech im mindischten um mi z’inquietiere, das han i de no nid erläbt — Es wörgget se. — Bin i dir glych, so bisch du mir’s o. — Das wär, was men ihm jitz sötti gä z’verstah. Und doch bin i erscht no so schwär chrank gsi. Und denn het er chönne tue, wie wenn’s ihm ds Härz abdrähje wetti. — Ja ja, me vergißt gschwind. Aber... am Änd fählt ihm öppis. Oder er isch mit mene schwäre Verdruß heicho. Oder isch er am Änd hindenuse, mi ga sueche?

Es bhet se nümme. Si mueß doch ga luege. Ohni eigetlech bestimmt z’wüsse, wie si de wyters mache well, nimmt si ne Cherzestock und düüßelet, mit der Hand vorem Liecht, i d’Schlafstube. Richtig, da lyt er im tiefschte Soldateschlaf, ds Muul echly offe, d’Züg losbunde, wie-n-en offene Schueh, und schnarchlet ganz liecht.

Aber da schimmeret öppis uf ihrem Houptechüssi. Was isch das? — Mhm, me het gchramet. Es isch e großi pièce für vornen a ds Corsage, prächtigi Steine. Der Gwunder löökt se; aber jitz ma si sech gmeischtere, d’Frou Nicolette. Ah, seit si sech, du meinsch, das gangi däwäg, Heri, mon vieux? — No hübscheliger als vori düüßelet si um ds Bett umen und leit das Bijou vor syr Syten uf ds Schaffäll a Bode, grad under d’Hand, wo-n-er lat abehange. — Das muesch du mir mit offenen Ougen und weniger schwygsam gä, Heriheri. Mit mene Triumph im Härz schlycht si sech uf ihri Syte. Keis Müüsli macht hübscheliger, wenn’s i sys Näschtli schlüüft, als d’Frou Colette. Chuum wagt si der Ate z’zieh, da — wott nere schier ds Härz still stah. — Er redt. Im Schlaf. Mit nere kuriose tonlose Stimm brümmelet er öppis. — «Mueß halt mit dem Wärdtmüller drüber rede.»

D’Frou Nicolette cha nüt dadrus mache. Wärdtmüller? Weiß nid, wär das isch.

Am andere Tag hei di beide Chinder bim Dejeuniere mit großgwunderigen Ougen über ihri Tassen ewäg uf d’Eltere gluegt und de wieder enand agluegt und nüt begriffe. Es isch öppis chrumm. Si gönnen enandere nid ds Wort.

Der Herr Heros isch früech uf, het natürlech nid uf sys Schaffäll vorem Bett gluegt. Nume ne Blick uf d’Frou het er ta, wo da glägen isch, wie wenn si schlief, und isch use, syne Herrschaftssache nache. Wo-n-er zum Dejeunieren ynechunt, erwartet er offeni Armen und es Merci. — Nüt. Nidemal es «guete Tag».

Wo d’Chinder use sy, steit der Herr Heros uf und fragt: «Was isch los?»

Z’erscht überchunt er kei Antwort. No vor de Wort chöme d’Träne.

«Red! — Han i dr öppis z’leid ta?»

«Du gönnsch mr ds Wort nümme. — I bi dr gar nütmeh. Früecher hesch mr doch albe no gseit, was du vorhesch, wenn du furt bisch. I bi bald nume no da, für dr ds Hus z’hüeten und d’Chinder z’goume.»

«Ach was! Was hättisch dervo, wenn i dr vo Politik würdi rede!»

Der Herr Heros luegt mit uwirschem Blick zum Fänschter us. D’Frou Nicolette merkt ihm a, daß es ihm unglägen isch, meh z’säge, und si weiß jitz erscht rächt, daß öppis zwüsche si beidi ynecho isch.

I däm Ougeblick chlopfet’s a d’Türe, und ds Meitli chunt der Frou Houptmänni cho brichte, es heigi bim Stubemache da öppis gfunde. D’Frou Nicolette het das Bijou i der Hand. D’Morgesunne blitzet uf Smaragden und Diamanten i schwärer Guldfassung. Was söll si jitz? — Verläge luegt si uf ihre Ma. Es isch nere grate, nüt la z’merke, daß si das Stück nid zum erschtemal i der Hand het. — Und är, gottefroh über dä Fund, hänkt y: «Ah! Das ghört dir. I ha dr’s nächti beizt, ufem Chopfchüssi, wil — und jitz het er es Triümphli i den Ougen und e chly Bosheit i der Stimm — wil i d’Madame Colette im ganze Hus niene gfunde ha. Es mueß abegfalle sy. — Wenn me halt so fyschterligen i ds Bett schlüüft und nidemal es Guetnacht het für sy Ma, wo müed heichunt...»

D’Frou Nicolette het ganz guet gwüßt, daß si jitz na der Rolle, wo si het agfange gha spile, hätti müessen antworte: «I wott das nid. Bhalt’s nume! Es wär mr lieber, du schänktisch mr wieder dys Vertroue.» Das wär nam Sinn gsi vo der Frou Cleophea. — Aber äbe...! Settigi Wort het si nid über sech bracht. Si lat sech der Schmuck vo ihrem Heros la us der Hand näh und a ihri Bruscht hefte. Er zieht se no besser i d’Sunne. Si weiß nütmeh anders, als ihm d’Armen ume Hals z’lege, ihm mit mene Müntschi z’danken und ihri nassen Ougen a sym Chleid z’tröchne.