Text:Rudolf von Tavel/Der Frondeur/Kapitel 11
11.
Vor sächs oder sibe Wuchen isch ds Regimänt Wärdtmüller z’Padua übere Ponte Molino abmarschiert. Ds Land isch verguldet gsi vom Herbscht und der Himmel ohni Wulke, emel sowyt er uf italiänische Boden abe gluegt het. Gäge Norden isch d’Bläui nah-ti-nah i nes fyschters Grau übergange, so daß sech di früsch überschneite Grät dütlech abzeichnet hei. Das isch o der Grund gsi, warum der Oberst Wärdtmüller pressiert het. D’Soldaten und di jüngeren Offizier hei wohl Längizyti gha na daheim; aber na de böse Tage vo Dalmatie het es se du hie, uf der schöne Terra firma vo Venezie, wo si wieder z’ässe gnue übercho hei und guete Wy, schier afah reue, us däm Sunneschyn furt. Und d’Houptlüt sy nume widerwillig marschiert. Si hei alli no großi Guethabe gha bi der venezianische Regierung und hei eigetlech gfunde, es wäri gschyder gsi, vorem Dogepalascht blybe z’hocke, bis me sy Sach heig. Aber der Oberst het gseit, me müeß mache, daß men über d’Bärge chömi, bevor es ywinteri, sünsch wäre si de erscht übel dranne. Und das isch nid schwär gsi z’gloube. Für das Gäld yz’tryben isch wieder der Oberstlütenant Herbort dahinde gla worde. Wär hätti das sicherer fertig bracht als är? Und wil er sälber ordlech Gäld z’guet gha het, isch er no bald yverstande gsi z’blybe.
Er het ds Regimänt bis ga Padua begleitet, und bim Abdefiliere hein ihm syni Kamerade no allerhand gueti Wünsch zuegrüeft. Bim Troß sy drü Soumroß mit Chischte voll schöne Sache gsi, für d’Turnälle, als vorlöufige Grueß für d’Frou Nicolette.
Mit der Reis ga Venedig zrück het er’s gmüetlech gnoh. Bim Ymarsch z’Padua hei sech jungi Schwyzer zuechegla, wo dert a der höche Schuel gstudiert hei, und mit dene het er du no der Tag zuebracht.
Am andere Morgen isch er, suber useputzt, der Brenta nah gritte bis ga Stra. Sit däm Tag, wo-n-er neren am Canal Grande Liedli gsunge het, isch er niemeh i d’Neechi cho vo der Nobildonna Michaila. Daß ihre Ma se ds sältmal ga Stra useta het, nid grad hinder Schloß und Rigel, aber doch i Sicherheit vorem Orso elvetico, het der Herr Heros erscht vor churzem erfahre, wo si mit dem Regimänt z’Venedig glandet sy und er na nere gfragt het. Di Angscht het ne numen amüsiert, und er het dänkt, na so mängem Jahr wärde d’Wächter wohl nümme so scharf uf ihn ufpasse.
Dadrinne het er sech nid trumpiert. Es het scho lang niemermeh ufpasset i der Villa Candiani. Und sit vorgeschter, wo ds Regimänt vorbymarschiert isch und’s uf allne Wägen und us de Fänschter gheiße het: «Gli Svizzeri! Gli Svizzeri ritornano nelle loro montagne», wär’s erscht rächt niemerem meh z’Sinn cho, daß me sötti wachtstah.
So isch du undereinisch der Colonello-tenente im Hof vo der Villa vom Roß gsprungen und het nam Signore gfragt, trotzdäm er ganz guet gwüßt het, daß er z’Venedig isch, und du na der Nobildonna. Die isch nid übel verwunderet gsi. Si het ne ja vorgeschter gseh vorbyryten und sech gfragt, ob er se ganz vergässe heigi. Grad bsunders heimelig isch es nere nid gsi bi där Visite. Sbirre sy zwar keini da usse gsi, aber sünsch Ouge gnue mit verbünschtige Müler drunder zueche. Si het der Herr Heros in eren offene Loggia epfangen und ihm Spys und Trank la uftrage. Und nachhär het si ne-n-im Garten umenandere gfüehrt, under den Ouge vo der Dienerschaft, so daß si nid en Ougeblick allei gsi sy. Aber ds Härz isch nere wieder ufgange. Si het ihm nid dörfe nei säge, wo-n-er se gfragt het, ob er nid sys Roß hie chönnti ystelle, bis er heireisi. Z’Venedig het er mit däm Roß nüt chönnen afah, und i nes paar Tage, het er agnoh, syg er mit syr Abrächnerei fertig und de heigi de o ihm d’Stund gschlage für hei.
D’Nobildonna het ihm Nachtquartier abotte, und im stille het er ghoffet, es fahri nid so bald es Schiff dür d’Brenta abe. Lieber no het er nere-n-under Ufsicht welle der Hof machen als gar nid. Aber zu syr große Verwunderung isch am andere Morge scho bizyten e prächtigi Gondle mit der Candiani-Flagge parat gläge. Vier Ruederchnächte hei ne mit eleganter Sicherheit der Fluß ab gstoße, dür d’Lagune gruederet und vorem Dogepalascht abgstellt. So het er’s befole. Isch er am Morge, im erschten Ougeblick, no chly piquiert gsi ob der Angscht vo der Nobildonna und der glatte Manier ne-n-abz’schiebe, so het er underwägs überleit, me müessi us jeder Situation luege Nutze z’zieh. Sy Berächnung wär nid schlächt gsi. Sit dem Ougeblick, wo-n-er, d’Schnouzspitzen i der Luft, z’mitts dür alles Ländtivolk düre gäge Markusplatz yne gloffen isch, sy keini zwo Stund vergange, so het me z’ringsetum ume Platz bis i alli Egge hindere gwüßt, daß der Orso elvetico i der Candiani-Gondle derhär sygi cho z’fahre.
Wenn er aber gmeint het, das tüej de di glychi Würkung wie ds vorder Mal, so isch er lätz brichtet gsi. Wuchen um Wuchen isch verstriche, der Herr Heros het sech Schueh abgloffe vo eim Palazzo i andere, aber no kei Scudo usen übercho. Derfür aber het er e Kuppele Sbirre hinder sech här gha, wie Fliegegschmöus, und d’Donna Michaila Wächter a jedem Husegge.
Der Oberstlütenant het a d’Regierunge vo Bärn und Zürich gschribe, für ne z’brichte, wie d’Sache stande, und Vollmacht gheusche, trotzdäm er wohl gwüßt het, daß Bött und Briefe, wenn si überhoupt über d’Bärge chöme, jitz no meh Zyt bruuche. Liecht amenen andere wäri das Warte verleidet; aber es isch öppis i der Luft gsi, wo der Herr Heros zrückgha het. Di Herre vo der Signoria hei o gwüßt, was me dem Bär mueß beize, und hei so zwüschedüre la verlute, me hätti nid übel Luscht, es neus Regimänt az’wärbe, dasmal de nume Bärner, und da bruuchti me sech de nid lang z’bsinne, wäm me das würdi avertroue. Das isch es gsi, was dem Herr Heros ghulfe het hübscheli z’trappen und sy Geduld z’üebe. Es het würklech alli Gattig gha, jitz ändlech — ändlech well’s ihm grate.
Grad i dene Tagen isch es gsi, wo-n-er einisch i der Nacht erwachet vo mene merkwürdige Lärme. Er isch zwäggschossen und het glost und Füür gschlage für Liecht z’mache. Aber alles isch still gsi, alles a sym Platz. Er dänkt nache, was es chönnti gsi sy, und du chunt ihm z’Sinn, es sygi ufe Dupf der Lärme gsi, wo albe der Felladen i der Schlafstube daheim machi, wenn er ne-n-am Morgen ufstoßi, für z’luege, was für Wätter es sygi. Richtig, seit er sech, vo daheim han i troumet — oder isch mr d’Turnällen erscht düre Chopf gschosse wäge däm Lärme? Er trouet der Sach no nid rächt. Ds Liecht lat er la brönne. Aber es blybt still, wie-n-es nume z’Venedig cha still sy. Er geit a ds Fänschter, wo uf ne Kanal geit, so schmal, daß me fascht chönnti i ds Nachbarhus übere gumpe. Alles isch still und pächschwarzi Nacht. — Still! — Los! — Numen am Gluntschen erratet me, daß da tief unde, i däm schwarze Schrund, e Gondle düreschlüüft. — Was isch das? — Er luegt der Rigel a der Türe nachen und leit ds Ohr a ds G’reis. — Nüt. Totestill. Er leit sech wieder uf ds Bett, di gladeni Pischtolen uf der Dechi. Und jitz chunt er i ds Nachedänke. Der unerklärlech Alarm füehrt syni Gedanke zu de Chefigitter, wo-n-er i der Turnälle het a de Fänschter la mache. Ja ja, die sy guet verwahret. Und wyter gange syni Gedanke, halb mit Bewußtsy, halb Troum. Und — kurios — er gseht d’Frou Nicolette im Bett, ufrächt, aber uf ei Syte glähnt, wie wenn si losti. — Was ghörsch? — Es dunkt ne, er müessi se wecken und chönn sech nid bewege. Vo mene tiefen Atezug oder Ton us der eigete Bruscht erwachet er wieder, gseht, daß ds Liecht no brönnt. Er löscht, und bald druuf schlaft er y.
Aber am Morgen und du no mänge Tag isch ihm dä Troum wieder z’Sinn cho, und geng het er sy Frou so merkwürdig gseh dalige, halb ufgrichtet.
Wenn er jitz nume nid so grusam viel vürigi Zyt hätti, für settigem nachez’stuune!
Nu, mit deschtmeh Überlegung geit er syne Gschäft nache, bhuetsam, aber unermüedlech und mit gspitzten Ohre. Hie und da gseht er öppis, wo ne chly uf anderi Gedanke bringt, öppen am Hafen oder in ere Chilche. Ga Stra use trouet er sech nid, er merkt z’guet, daß er kei Schritt allei tuet. Das isch längwylig, aber was nimmt me nid uf sech, wenn me merkt, daß me sym Läbeszil naachet! Uf syne Gäng dem Hafe nah versuumt er sech fascht jedesmal bim Gygerbuebli, wo us den Ämmetaler Liedli uf sy Art Gwinn schlat und eigetlech dem Oberst Längizyti macht. So hei mir’s ja. Es macht is schier z’plääre, aber glost ha müesse mr doch.
Ei Tag het’s wahrhaftig echly gschneierlet. Me het z’grächtem gfroren und deschtmeh a di warme Stuben änet de Bärge dänkt. Sibe Wuche sys emel jitz scho gsi sit dem Abmarsch vom Regimänt. Da bringt me dem Herr Heros zwee Briefe. Ändlech! Eine vo der Frou Nicolette. Der ander macht Gattig, vom Gideon z’sy. Mit Müej und Not het er im Kamin vo syr Stube nes Cholefüürli ablaset gha, für sech echly z’werme. Jitz lat er’s la sy. Z’erscht müesse di Briefe gläse sy, vorewäg dä vo der Frou.
Da fahrt dem Herr Heros e Pfiff zwüsche de Zände vüre. Di Haar da! Die sy vom Bueb. Was söll das bedüte? Es wird ihm doch nid öppis begägnet sy? Da isch ja — Bluet dranne. — Er list. Mhm. — Doch nid so gfährlech. Ds Meitschi, ja. Der Vincenz. Ja, scho rächt; aber... Dä wird wohl no möge gwarte. Mr wei de luege. Jitz hingäge zieht der Herr Heros d’Ougsbrauen i d’Höchi und chlepft mit de Finger. — Döni, Döni! Das gfallt mr nid. — Armi Colette! — Ja, i gseh scho, das geit nümme däwäg, i mueß hei.
Und jitze der zwöit Brief, dä vom Döni. Er wird sech öppe wellen usebyße, wenn er gmerkt het, daß d’Mama mir gschribe het, dänkt der Herr Heros; aber chuum het er ds Sigel ufbroche, wird’s ihm ganz schwarz vor den Ouge. Es isch ihm, er müeß sech a öppisem ha. Er steit uf und geit a ds Fänschter vüre, wie wenn er meh Liecht bruuchti, für dä Brief z’läse. Und geng und geng bhanget er a den erschte Worte, mueß geng wieder vornen afah, wil er synen Ouge nid trouet. Da heißt es:
- Liebwerther und hoch zu verehrender Herr Vater!
- Es will mir fast nit von der Hand, so traurigen Bericht habe ich Euch zu geben, indeme am 8. Novembris beschechen, was wir ehedem oftmalen befürchtet, aber just in letztverwichener Zeyt am allerwenigsten, nemlich daß unsre theüre Frau Mutter des Morgens vor Tag, als da niemand bei ihre gewesen, entschlafen ist. Lieber Herr Vater, da uns vermeldt worden, das Regiment seye auf dem Heimweg, war ich mit ihrer Erloubniß Euch gan Zürich entgegengeritten. Habe daselbsten den Hh. Obersten Wärdmüllern und die Hh. Berner Houptleüthe gefunden und hat mir der Hh. Oberst Eure Saumrosse mit denen Sachen übergeben. Bin mit selbigen stracks heimzue verritten, sintemalen die Hh. mir versicheret, daß Ihr vor Mitte Decembris heimzekomen keins Fals vermögend seiet.
- Bin dann den 7. Novembris gegen der Mitternacht hie ankomen und habe mich ohne allen Lermen zur Ruhe begeben. Habe nur Anneloren an Felladen geklopfet, mir aufzuthun, worauf sie mir bericht, daß unsre liebe Frau Mutter guten Mutes über Eure vorhabende Heimkunft sich niedergeleget, also daß wir beyde um das mehr erschrocken warend, sie morndrist ohne etliches Lebenszeichen im Bette zu finden und sind wir des Gentzlichen unwissend, aus was Ursach sie verstorben ist.
- Ist uns zu tun nüt anders bliben, dann zäntum Bericht machen und zur Lycht bieten. Habe Bescheid gemacht an den Herren zu Röthenbach und, wie es von Euch vorbestimmet worden, die liebe Mutter gan Würzbrunnen hinauff führen und allda an der Kilchen beysetzen lassen. Von der ganzen Herrschafft ist fast alles Volck zum Gleit komen bis an Schwendlenstutz. Von dannen weg habe ich nur die von der Turnällen mitgenomen. Es seynd aber ander Leüth underwegen hauffenweis mitgeloffen, zuletzt die von der Goucheren und ist alles in Ehren vür sich gangen. Habe hingegen auf dem Heimweg viel böser Gesichter zu sehen bekamen. Mir scheinet, es kome in Sonderheit die verstockten Wiedertäufer sauer an, Obedienz zu erweysen. Ihr sollet Euch aber derhalben nit sorgen, lieber Herr Vater, ich will das Pfärdt schon reyten und dazu schauen, daß Rät und Burger von Bern nit Ursach finden. drein zu reden. Wie man höret, soll ehestens eine neüe Landjegi angelassen werden. Ist grad recht. Es wird die Widerspenstigen schon lehren. Sonst hätte es sich jetzt schön still in den Dörferen.
- Verhoffend, daß wir Euch bald wohl und gesund allhier wiedersehend, grüßen Euch, lieber Herr Vater,
- Euere tiefbetrübeten Kinder
- Gideon und Annelor.
- d. d. Turnällen, den 12. Novembris.
- Postscriptum. Soll ich die Saumroß verkauffen oder behalten bis Ihr wieder da seyd? Könnte den Hodler in Oberstocken um ein Bott anfragen.
Wie mängs Mal het ächt der Herr Heros dä Brief mit syr herte Hand zwäggstriche, wil er’s eifach nid het chönne gloube? Zwüschenyne het er sech mit der glyche herte Hand d’Ouge gwüscht. Er isch d’Stuben uf und ab gloffe, het gschlückt und zwängt und z’letscht doch e Ton us der Gurgle la etwütsche, wo a Ersticke gmahnet het, es unerchants Yzieh. Chehrium het er di beide Briefe geng wieder gläse, mitenand verglichen und zsämegrächnet und sech ygredt, er begryfi’s nid — und het’s doch so grusam guet begriffe. Besser het no kei Rächnung gstimmt. So het’s ja müesse cho. Herr Gott! Daß i das erscht jitze gseh! Es wär ja eigetlech es Wunder gsi, wenn’s anders cho wär. — Gott — Gott im Himmel! Warum hesch du mir das nid früecher gseit?
Stuben uf — Stuben ab Er louft, louft, chehrt um, steit und stieret und chräschlet mit dem Briefpapier.
«Alles für nüt... alles für nüt... alles für nüt! Colette! — Armi, armi Colette! Herr Gott! Nei, so han i’s nid gmeint, so wahr i dastande. So han i’s nid gmeint.»
Nie het er so dütlech gseh, wie jitz, daß d’Frou Colette d’Schönheit, d’Freud und ds Liecht vo sym Läbe gsi isch. Und was er neren alles zuegmuetet und ufglade het! Sächs Jahr se daheime gla, i der Wält umegfahre, für was eigetlech? Und du, ja, und du! Wieder furt. Se-n-im... ja ja, säg’s nume: im Stich gla mit de Chinder und... chrank.
Es isch eigetlech o nid rächt, daß eim der lieb Gott nid z’rächter Zyt d’Ougen uftuet. — Natürlech, öpper mueß für settigs verantwortlech sy. Und wär wär’s sünsch! Mit däm isch er uf der Leitere gsi, wo’s ufem letschte Seigel heißt: für was hesch du mi gschaffe, wenn’s doch so het müesse cho? A allem mueß z’letscht und am Änd Gott d’schuld sy.
Das sy nid heimeligi Ouge, wo-n-er jitz macht, währed er, beidi Händ i syr Haarmähne, dasteit und i ds Lääre luegt. D’Briefe ligen einen ufem Stuehl, der ander ufem Bett. Er begährt se nümme z’läse. Di furchtbari Addition mit der Summa Summarum: Alles für nüt. — Was wären ihm jitz syni Turnälletröum no — ohni Colette? — He ja, es isch doch wahr, lügt er sech a, für si han i’s doch welle mache, für se-n-ändlech z’etschädige. — Und jitz! Jitz lyt der venezianisch Lüüchter, wo einisch mit sibemal sibe Cherze der Glanz vom Schloß Hürnbärg het söllen aller Wält und nid z’letscht dene Herre Rät und Burger, denen Erz-Profoße, dartue, i de Chischten im alte, gstorbene Hus, Schärben i de Schärbe vom Glück. — D’Colette het’s ja gar nid begährt, Heros, das weisch du besser als irged öpper. — Ja, wär wüßti’s no? Äbe wüsse’s no anderi. D’Frou Anna weiß es, d’Cleo weiß es, der Schwager Chrischtoph, der Grafferied, der Diesbach, der Dießbacher und sy Frou, ja, wär weiß es nid? Und jitz chönne de die alli säge: «Hei mr’s nid gseit, es chöm de so?»
Und wenn’s mit däm no fertig wär! Aber was jitz erscht de no alles chunt!
Und d’Chinder! Der Bueb! Gheit mit dem Pack umenand, suuft mit ne-n-und ma nüt erlyden und wott jitz regiere!
Uf eismal git sech der Oberst e Ruck, versorget syni Briefe, strycht sech d’Haar zwäg. I d’Stifel, der Dägen um. — Furt! — Hei! — Choschti’s, was es well, i mueß hei. Und wenn mr ds Roß im Schnee verreckt, i mueß hei. D’Sach i d’Hand näh. D’Müler stopfe.
Und d’Stägen ab. Ufem chürzischte Wäg i Palazzo, ga Urleb näh. Schicke si mira vo daheim en anderen um das Gäld us! Vo mir cha niemer verlange, daß i da no länger drum söll bättle. — I ha myni Chinder.
Im Wyterstürme dür di änge Gasse, über di schmale Brüggli chunt ihm z’Sinn: jitz begryfen i dä Troum. Er faht afah nacherächne. Es mueß stimme mit der Zyt. Wie het er gschribe? — Er heig a d’Felläde gchlopfet. «Vor Tag, als da niemand bei ihr gewesen.» — Niemand bei ihr gewesen! Ganz allei het si müesse gah.
Bi der nächschte Brügg, wo-n-es Gländer isch zum Druufsitze, zieht er der ander Brief vüre. Er mueß es no einisch läsen und weiß doch, daß es ihm ds Härz zsämeschnüert, schier zum Ersticke: «Und wenn Gott es füeget, daß ich von dannen soll, ohne dich wieder gesehen zu haben, so sollst du wissen, daß ich dich lieb gehabt und dich in Ehren gehalten bis an letzten Atemzug.»
Er versorget der Brief wieder und sitzt da uf sym Brüggli zwüsche de höche Muuren und luegt dür ne schmale Kanal hinderen und weiß nümme wyter. Jitz ga reden und verhandle? — I cha eifach nid. Und abreise — geit o nid. Langsam und du nah-ti-nah gleitiger geit er wieder sym Quartier zue. A menen Ort zieht’s ne i ne fyschteri Chilche. — M’m, o nid. — Vor der Hustüre blybt er wieder stah. — Was söll i da obe? — Aber ga rede? Nei. Na churzem Bsinne geit er d’Stägen uf, probiert ds Kaminfüür wieder az’machen und blybt dervor sitze. Vorlöufig chunt er no nid wyter als bis zur Überlegung, di Herre vo der Signoria dörfe nid merke, daß er so erschütteret sygi, und o nid, daß es ihm pressieri für hei. Ob däm isch ihm der Räschte vom Tag verstriche. Es isch fyschter worde, und er isch a sym erloschene Füür ygschlafe. Irgedeinisch i der Nacht isch er erwachet und het lang bruucht, bis ihm wieder alles klar vor Ouge gsi isch. Er het sech uf ds Bett gleit und afah studiere, was jitz gah söll. Vor allem mueß dem Gideon gschribe sy und zwar dütlech. Das pressiert, vowäge bis i hei chume, cha mängs gscheh. Es hei Sätz afah umeschwümmen i sym Chopf. «Überlege wohl, was du thust.» — «Wer regieren will, soll sich vorsehen, daß er nicht auf halbem Wege rückwärts buchstabieren muß.» «Ein geschickter Reuter geht sparsam um mit Sporrenhieb und Zügelreißen. Das Pferd muß ohne das merken, daß er fest im Sattel. Man muß festsitzen lernen, aber im Sattel und nit im Wirthshaus, von dannen der Weg in Graben gar kurz ist.» — «Wenn du Rats ermangelst, halte dich an den Herrn von Diesbach in Wyl oder allenfalls — — — an den Pfarrer in Biglen.» — Warum grad die? Wil der Herr Heros gwüßt het, daß die ihm nid Rät und Burger i ds Hus bringe, der Diesbach, wil er gwüßt het, daß der Turnäller das nid ha wott, der Pfarrer Schöni, wil er nid alles Heil vo Bärn erwartet. Dä het mi doch begriffe, dänkt er jitz. Het er mr nid das Wort gä vom Fürscht, wo sys Volk erlöse söll? Undereinisch sy jitz dem Herr Heros di Wort wieder wie us nere blaue Tiefi ufgstigen und läbig worde. Er het se ja geng für nes Horoskop gnoh und dra gloubt und alles, was ihm begägnet isch, uf das Orakel zwängt. — Gseht’s eigetlech nid us, wie wenn o jitz wieder alles sech druuf zuespitzti, daß syni Plän doch no in Erfüllung gange? Anders frylech, als er sech’s het dänkt gha, das wohl; aber grad das chönnti e Bestätigung sy, wenn’s so ganz, ganz anders geit und doch druuf zue louft. Das furchtbare «Alles für nüt», wo ne nächti no däwäg i Verzwyflung bracht het, isch verschwunde, wie d’Sunnefläcke, wo me ne Zytlang im zuenen Oug het. Frylech isch es e bösi Deception, daß jitz d’Frou Nicolette nütmeh dervo söll erläbe. Gott weiß, warum das het sölle sy; aber — wär weiß...! Dem Herr Heros syni Gedanke chömen i Schuß. Es gruset ihm schier, so wyt fahre si.
Richtig, am Pfarrer Schöni isch er vori gsi. Ja, äbe. Was het er neue da no gseit, vom Stei, wo geng umechömi, wenn me ne wägstoßi, bis er eim z’letscht der Chopf verschlaji? D’Wahrheit, het er gmeint. Der Herr Heros het das nie rächt welle begryfe. Het er’s öppe nid geng mit der Wahrheit gha?... Afin eigetlech isch es gschyder, so chunt er zum Schluß, dä Pfarrer usem Spil z’la.
Nah-ti-nah schrumpfet dä Brief a Gideon geng meh z’säme. Und am Morgen isch vo allem nütmeh blibe als es paar wahri Wort übere Tod vo der Muetter, es paar Troschtwort a d’Chinder und der Befähl a Gideon, allne Lüte z’säge, der Herr Oberscht sygi uf der Heireis. Das het geng no di beschti Würkung müesse tue, im Hus und i der Herrschaft umenand.
I der nüechtere Tagheiteri isch du dä Brief z’stand cho, eifach, dütlech, wohlüberleit und usem schwär verwundete, aber mit Mannszucht gmeischterete Vatterhärz use.
So — Sigel druuf. Und jitz zu dene Herre von Orelli dermit. Über d’Bärge mueß er, dä Brief, oder drum ume. Es ma choschte, was es will. — Und ig, ja, i chume nachhär o düre. Da wett’ i doch de gseh...
Nid zäche Schritt wyt isch der Herr Heros gsi, so merkt er, daß ihm wieder eine vo dene Sbirren uf de Färseren isch. Si hei ne geschter gseh ufem Brüggli sitzen und Briefe läsen und du wieder heischlyche, wie wenn er sech nid wyter troueti.
Geng no mit nere schwäre, me cha wohl säge tränenasse Gedankefracht, aber doch feschter isch er jitz sy Wäg ufe Markusplatz gange.
Het men ihm agseh, daß er a Geduld nümme viel usz’gä het oder isch underdessen öppis gange, churz und guet, es het d’Gattig gmacht, es well afah rütsche mit dem Gäld. Ne Teil vom Guethaben isch ihm agwise worde. Und wäge der Verabschidung und dem Gleit het’s gheiße, er söll sech keini Sorge mache. Ds Wichtigste schier isch aber gsi, daß men ihm ungheuschen en Audiänz bim Doge versproche het. Da druuf frylech het er no nes paar Tag sölle warte, und die het er du bruucht, für afange ga Stra z’fahre, ga luege, wie’s mit sym Roß standi. Das het er wohl dörfe wage, wil d’Donna Michaila ja jitz i der Stadt, im Winterquartier gsi isch. Ds Roß het gueti Gattig gmacht und isch läbig worde, wo’s sy Meischter umegseh het. Der Stallmeischter het ihm’s gsattlet, und der Herr Heros het e Chehr gmacht mit ihm. «Ja, ja, bis nume zfride. I chume de di anderi Wuche, und de geit’s de gäge heizue», seit er zum Roß. Und du rächnet er mit dem Stallmeischter ab und fahrt wieder ga Venedig yne.
Jitz nume no di Audiänz, und de cha’s losgah. Der Winter isch bis jitze no gar nid sträng worde, so daß me d’Reis vermuetlech ganz guet cha wage.
Gspässig, wie de albe d’Lüt undereinisch Öl i de Gleich hei, wenn si wüsse, daß me zum Staatsoberhoupt botten isch oder sünsch zu eim, wo öppis z’säge het. Uf jedem Stägetritt im Palazzo ducale het so-n-e schlüferige Trabant gservitörlet. Der Herr Heros dänkt, e Bär machi meh us, wenn er ufrächt standi und blybt vorem Doge stah, schön und breit. Aber dä Läcker geit nid druuf y. Er schwygt eifach, bis der Colonello-tenente svizzero brav uf ds Polschter absitzt, wo-n-ihm öpper vo hinden i d’Chneuäcke schiebt. Jitz erscht wird gredt. Der Doge füehrt ds Wort, aber wie Schildhalter sy zwee Prokuratore näben ihm, und der Proveditore Cappello isch o derby, wie uf mene Sprungbrätt. Uf ne ganz verzwackti Manier wird d’Uszahlung vom Räschte mit der Kapitulation vo mene neue Regimänt verhänkt, wo de dasmal ganz vo Bärn sötti gstellt wärde. Me git dem Herr Heros z’verstah, wenn er das z’stand bringi, so söll ihm e Generalsstell offe blybe, und damit er’s ehnder gloubi, wird ihm ds Oberschtepatänt i d’Hand drückt.
Jitz blybt ihm nütmeh anders, er mueß Zyt heusche zum Überlege. Uf ei Wäg gluschtet ne, was ihm abotte wird, aber ynetrappe möcht er de nid. Guet, es wird abgmacht, er söll sech’s no überlegen und de brichte. Mit däm Bscheid und mit nere Pärgamäntrollen underem Arm chunt er d’Stägen ab. Und no bevor er ufem Platz ussen isch, het er der Proveditore näbe sech, wo-n-ihm seit, am Änd chöm’s de nid druuf a, ob er luter Bärner i däm Regimänt heigi. D’Houptsach sygi, daß er Lüt härebringi.
Da steit er jitz wieder der Ländti ussen und weiß nume, daß er sys Roß wohl no nes paar Tag z’Stra ussen am Haber cha la stah. Di Sach git ihm z’dänke. Jitz hätt’ er das Trom i der Hand, wo-n-er gsuecht het, der Schlüssel zum große Schloß Hürnbärg. Es chunt hindedry, aber villicht no nid z’spät. Das git z’dänke gnue für nes paar Tag. Und damit er emel ja nid z’gschwind zu menen Etschluß chömi, git’s jitz no Umständ bim Ylöse vo der Awysung vom Guethabe. Es fähli no en Underschrift, heißt es. Und dä, wo se sötti gä, isch, es weiß niemer wo. Also no einisch Geduld! Aber zum z’hindervürwärden isch es de scho.
Der Herr Heros het jitze der Strich meh zum Arsenal use gnoh, wo’s geng öppis het gä z’luege. Dert hei Schiff gländtet, wo ihri Fracht nid vor aller Wält hei söllen usspreite, wie d’Choufherren usem Orient. Als Oberscht het er zueche dörfe. D’Sbirre hei ne nid us den Ouge gla, aber sit der letschten Audiänz sy si meh im Hindergrund blibe.
A mene früsche, glaslutere Wintermorge steit der Herr Heros emel wieder dertussen und luegt, wie si Schiffskanone montiere. Zwüschenyne lat er syni Blicken über ds Lagunewasser spaziere. Ganz wyt usse chunt vo Norde här um d’Stadt umen es Sägelschiff. Es het uf ds Arsenal zue und wird hübscheli größer. Am Bueg stoßt es e Schuumchranz vor sech här. Di bruunrote Sägel hei Luft und buuche sech i der Sunne wie Chupfercheßle, wo’s wott verspränge. — Schön z’luege, wie das chunt. — Es nachet und wachst und wachst. Da gramslet’s im Takelwärch vo Manne, und undereinisch schlampe di Sägel. Me zieht sen y. A der Ländti louft Mannevolk zsäme. Seili wärde gschlängget und azoge. Ds Schiff lyt a de Ländti-Stüd, und es wird e Brügg ygrichtet.
Jitz geit’s a ds Uslade. Vo Ware gseht me nid viel; aber Chopf a Chopf steit Mannevolk uf däm Schiff. Es wird kommandiert, und si chömen use, geng zwee und zwee a de Füeß zsämebunden und mit eier Hand a ne Stange. Es geit ruuch zue. Eine, wo näbem Oberst steit, seit: «Vagante für uf d’Galeere!» Aber mit settige Ruederchnächte chömi me nid wyt, die müeß me de z’erscht no uffuettere. — Armi Tröpf, dänkt der Oberst, wo chöme si ächt här? Ihm isch es ja nüt Neus gsi, daß me d’Galeere däwäg mit Mannschaft versorget. D’Staatsraison het zu där Zyt keis Härz gha, bsunders nid für Vergrateni. Entweder het me guet ta, und de isch gsi z’läbe, oder me isch bruucht worde für Sache, wo’s um anderi schad gsi wär. Und wenn e Regierung mit den Ufölgige nütmeh anders het gwüßt az’fah, het si se derthi gä, wo me se het chönne bruuche. Das isch Politik gsi und het d’Nütnutze, wo vo de Chriege här verwilderet gsi sy, in Egi bha. Der Oberst Herbort het scho allergattig settigs gseh gha, und wenn’s ihm mängisch o schier ds Härz verdräiht het, so isch er doch dra gwanet gsi, nid dry z’rede, wo’s ne nüt agangen isch. Aber uf eismal wärde syni Ouge stober. Er geit es paar Schritt neecher zuechen und luegt, wie eine, wo über ne Find wott härfalle. Er weiß nidemal, daß er d’Füüscht ballet und sech uf d’Lippe byßt. — Was isch das? — Dert sy ja — Lüt, wo-n-er kennt. Lüt us der Gäged — vo der Turnälle, vo der Gouchere!
Der Zug geit dür nes Tor yne, in e Hof vom Arsenal. Der Oberst macht sech Wäg dür d’Lüt und stürmt i dä Hof, de Gfangene nache, vo Paar zu Paar. — Da sy si. Und no bevor er a se zueche chunt, ghört er eine säge: «Dert isch der Herr Houptme vo der Turnälle.» — Und di Stimm, di Stimm! — Es isch, weiß Gott, der Stucki Hans, der Zebedee! — Und mit ihm zsämebunde der Eyer-Fridel und hinder ne no zwee, wo-n-er nid bim Name kennt; aber er gseht doch grad, daß es Töufer sy und us der Gäged vom Ringgis. — Herr Gott! — Es nimmt ihm der Ate. Bald isch er blaurot im Gsicht, bald wyß.
Sobald si still stande, macht er sech zueche: «Was söll das bedüte? — Wie chömet dir dahäre?»
Der Zebedee und di beiden andere Töufer fallen uf d’Chneu und strecken ihri einti, freji Hand na-n-ihm us. Er fasset se, di Händ, wo sech a de Ringgisbörter hert gwärchet hei, und findt schier d’Stimm nid, für se wyter z’frage. Wie-n-e Stud i der glahrige Sunne steit der Eyer-Fridel da, mit Ouge wie Chesselniete, so hert und chalt und bös. Und ds Muul het er zsämebisse, für — me gspürt ihm’s a — nid alles im Himmel und uf Ärde z’verflueche. Di drei andere jammere, er söll sech erbarmen und ne hälfe. Und uf eismal grupet und chneuet alles um ne-n-ume, so guet di arme Tröpf trotz ihrne Stange, wo si dra gchettelet sy, zueche chönne. Alles bättlet um Hülf. Vo allne Syte zieht’s an ihm. Si bruuchten ihm gar nüt z’säge, er weiß wohl, was ne wartet, er het scho mängi Galeere gseh. Wenn er nume mit mene Bieli dörfti di Stangen und Chettenen und Seili verschla!
D’Profoße chöme cho z’springe, meine, der Oberst wärdi beläschtiget, und houe mit Pöitsche dry, wo’s breicht.
«Halt! Halt!» befiehlt er und stellt der Füehrer vo däm truurige Transport z’Red, wie är zu dene Lüte chömi und was er mit ne well. Aber dä isch nid schnitzig, Uskunft z’gä. Es git es Brüel und es Händverwärfe, und bald druuf gseht me der Oberst mit däm Füehrer in ere Hustüre verschwinde.
Im Hof usse lige di Zsämegchetteleten ufem Pflaschter i der Sunne. Di einte hei sech scho ergä gha i ihres truurige Gschick. D’Lyde vom Transport hei ihre Widerstand broche. Aber dä Offizier, wo ganz unvermuetet da erschinen isch, het usgseh wie-n-e Möntsch. Alli hei grad gspürt: da schlat ändlech wieder es Härz. Und e Schwyzer isch es. E Hoffnung isch i ihri Neechi cho, und alli hei se-n-am Gwand ergriffe. Es syn eren es paar, wo jitz geng z’Hülf rüefe, wie wenn si am Ertrinke wäre. Di drei Töufer hocke da, ds Gsicht im Arm vergraben und bätte — bätte. Der Eyer hingäge luegt geng uf di Türe, wo der Oberst ynen isch. Die mueß doch wieder ufgah. Er mueß wieder usecho. Und dä mueß es no wüsse — gschehj de nache, was well — dä mueß es no wüsse, daß sy Bueb d’schuld isch a ihrem Unglück, daß er ihm ds Meitschi abgjagt und ihn, Fridel, de Hartschierer verrate het.
Im Hus inne, in ere Halle vom Arsenal, steit der Oberst vorem Züügherr und dem Transportfüehrer und heuscht mit sym ganze Gwicht d’Schwyzer use, alli Schwyzer. Das syg en Irrtum. Die ghören i sys Regimänt, seit er, und nid uf d’Galeere. Di Lüt wei nüt wüsse vo däm Regimänt. Der Züügherr lachet nume, das Regimänt sygi ja hei marschiert. Es gäbi da gar nüt z’reklamiere. Er wärdi wohl wüsse, daß e Vertrag abgschlosse sygi über d’Versorgung vo Verbrächer uf de Galeere.
«Was Verbrächer? Das sy doch keini Verbrächer!»
Der Füehrer leit statt aller Antwort syni Papier vor, wo alles schwarz uf wyß dargleit isch. A der Gränze heig er se-n-übernoh mit dem Rodel. Da chönn er luege.
Der Herr Heros gseht, daß da nütmeh z’machen isch. Er weiß o, daß es ihm nüt abtreiti, bi der Signoria z’reklamiere. Er chönnti ja di Lüt useheusche für sys künftige Regimänt, aber bis er e Bscheid hätti...! Nei, so fahrt’s ihm düre Chopf, da git’s numen eis. Under Venezianer uf venezianischi Manier fächte. Useha mueß er se. Na churzem Bsinne fragt er mit lischtigem Blinzle, was so-n-en arme Tropf choschteti. Da fasle vier Händ i der Luft ume. — Was är sech ybildi, frage di beide Venezianer mit Etrüschtung. Si wüsse, was si als Amtslüt vo der Republik z’tüe heige. D’Muetter Gottes und der heilig Markus müesse zuechestah, für z’bherte, daß hie um Gäld nüt z’ha sygi. Und wo-n-er seit, di Heilige wäre jedefalls mit der Möntscheschindterei nid yverstande, der San Marco wäri der allererscht, wo alli Chettene gieng ga dürhoue, lache di Herre nume. Er dröiht mit der Signoria. Es nützt alles nüt. Aber wo-n-er ändlech seit, er well ne de scho dra dänke, und der Türe zuegeit, louft ihm der Füehrer nache, zieht ne-n-i ne Sytegang und fragt, was er per Chopf würdi biete. Der Oberst bietet und der ander märtet i d’Höchi. Für mänge ma’s nid grecke; aber di vier, di vier wott er use, choschti’s, was es well. Viel Gäld treit er nid mit sech ume, aber e Schuldschyn isch bald usgstellt. E Fätze Papier und e Fädere sy im Arsenal liecht ufz’trybe, und i nes paar Minuten isch der Handel fertig. I der Mittagszyt, wenn me se müeß zum Ässe loschettele, well men ihm se de zwägstelle, a der Ländti usse. Dem Profoß, wo se-n-usestelli, löi me ne Scudo lige.
Ungeduldiger als di Mittagsstund het der Herr Heros i sym Läbe no nüt erwartet gha. Es het ne dunkt, es well und well nid rücke. Und wo-n-er du ändlech a di Ländti chunt, nimmt’s ihm schier der Ate vor Ufregung. Aber, wahrhaftig, i menen Ougeblick, wo’s gstillet het und d’Lüt sech, d’Chappen ufem Gsicht, i der Sunnen uf ds Pflaschter strecke, chöme si derhär. Der Profoß zeigt ne, wohi si sölle, und erluußet, wo der Colonello sys Gäldstück hileit. Di vier Gsichter — ja, wär chönnti säge, wie die lüüchte! Ds luter Wasser louft ne-n-über d’Backen ab, wo si ds Chneu mache vorem Oberst und er ne d’Hand schüttlet. Si sueche na Worten und finde se nid und schlücke. — Wenn me dänkt, was si düregmacht hei, vom Ougeblick ewäg, wo si daheim usem Versteck sy vürezoge worde, und was ne gwartet het! Der Zebedee wott afah singe. Aber der Oberst gschweigget ne. Er befiehlt ne, überhoupt z’schwygen und unuffellig hinder ihm här z’loufe. Im Fondaco dei Tedeschi isch er se ga versorgen und het ne gseit, si sölle sech dert still ha, bis er se wieder chöm cho reiche. In es paar Tage reisi me de de Bärge zue. Dem Fridel isch öppis wie-n-e Juzer etwütscht. Nei, däm Turnäller jitz no anebänggle, was er sech het vorgnoh gha, der ganz Chyb uf sy Sohn — m’m, emel jitz no nid. Villicht de speter einisch.
Uf di böse Nachrichte vo daheim abe sy di Gsichter vo denen Erlöste dem Oberst e großi Wohltat gsi. Es het ne nume greut, daß er nid no meh dra gwagt het, für emel o di andere Bärner no losz’choufe. Zwüschenyne het er sech de mängisch a Chopf griffen und gseit: dä Döni, dä Döni! Was reiset mr ächt dä Bürschtel no a? Jitz mueß abgreiset sy. Dem Doge sägen i einschtwyle zue, me cha de nachhär geng no luege. Wenn i das Regimänt nid formiere, so tuet’s en andere. Im Louf vom Tag isch er no nid zu nere rüejigen Überlegung cho; aber wie meh es gnachtet het, descht dütlecher isch es ihm worde, wie hert es pressieri, daß er heichömi. Geng und geng wieder syn ihm di Manne vorcho. Um ds Himmels-Gottswille! Wenn mr die jitz nid under d’Ouge cho wäre, di arme Kärleni! I darf ja nid dra dänke. Und wär weiß, wie vieli no däwäg i ds Unglück grate sy! Döni, Döni, was hesch du mir agstellt? Nei, es blybt nüt anders. — Am Änd wär’ es gschyder, i packti no di Nacht zsäme, ließ der Doge la Doge sy und machti mi mit dene vier Mannen usem Stoub, für daheim no z’rette, was z’retten isch. Aber i der Nacht isch es nid liecht, es Schiff ufz’trybe. Es chönnti Lärme gä. Aber morn, morn am Morge wott i um nes Schiff us.
Obem Nachesinnen über dä Plan isch er ygschlafe. Wie lang er ma gschlafe ha, weiß er nid, wo-n-er ganz plötzlech erwachet. Es isch stockfyschteri Nacht. Was git’s? — Wie wenn öpper a der Türe würdi umestryche. — Es sy Lüt da. Me ghört Schritten und es Chüschele. Und jitz e Stimm, wo im Name vo der Signoria befiehlt, ufz’tue. Das isch bald gseit, dänkt der Oberscht, es bruucht de no eine, wo’s gloubt. Aber es isch ihm uheimelig. Er het d’Pischtolen und der Däge parat, bevor er fragt: «Wär da?»
Und wieder di Stimm. Ganz höflech. Es sygi e pressante Brief da usem Palazzo ducale.
«Vo wäm?»
«Vom Inquisitore-Collegium.»
Was han i mit däm z’tüe? fragt er sech, aber er weiß, daß Widerstand ihm nüt nützt. Übrigens springt, ohni daß er nachehilft, d’Türen uf, und yne chömen ihreren emel es halbs Dotze mit schwarze Maske vor de Gsichter. Latärneliecht flimmeret uf Pischtolelöuf und Däge.
No het der Oberst der Duumen ufem Hahne vo der Pischtole, für ne z’spanne, wo sech e frömdi Hand uf sy Arm leit und drei, vier wyteri Händ ne vo hinde packe, währed der Capitano Grande, der Kommandant vo de Sbirre, ihm e Haftbefähl vorlist, der Oberst Heros Herbort sygi under Achlag uf Bestächung vo Amtspärsonen unverzüglech i ds Staatsgfängnis abz’füehre. Er tüej besser, sech nid z’wehre, seit men ihm no. Das wär nid nötig. Er gseht’s ja wohl. Er seit nume, er appellieri a Doge. Vo da-n-ewäg wird keis Wort meh gredt.
Ohni z’wüsse, wär ne da i der Gwalt het, mueß der Herr Heros d’Stägen ab, i eis vo dene schwarze Schiff. Ohni alle Lärme schießt dä grusig Sarg dür ds Wasser. Nidemal d’Rueder mache nes Grüüsch. D’Chnächte sy barfueß uf de Gondlespitze, vornen und hinde, und mache so hübscheli, wie wenn men Angscht hätti, öpper z’wecke. D’Fänschter sy verhänkt. Na nere chlyne halbe Stund öppe wird a menen Ort agleit. Es geit es paar Stägetritten uf, i nes Gäßli. Der Gfange weiß nid, wo-n-er isch. Und jitz wird ihm no ne Kapuzen übere Chopf gworfe. Vo unbekannte, herte Füüscht umchlammeret, wird er gfüehrt über Steiplatte — Steiplatte — Steiplatte. Bald chunt er us der Nachtfrüschi i ne nüechteligi Stinkluft. Me stoßt ne-n-uf ne Strouhsack. Er ghört schwäri Rigle gyre. Jitz isch er allei. Ds Tuech hei si-n-ihm vom Chopf gnoh, aber er gseht einewäg nid d’Hand vorem Gsicht. Eigetlech weiß er nidemal, öb er allei isch, aber er ghört nüt, gar nüt, als hie und da öppis wie Aplatsche vo Wasser a ne Muure.
Eine vo synen erschte Gedanke — scho underwägs im Schiff — isch gsi: Und myni vier Manne? Was gscheht ächt mit dene? Kei Zwyfel, d’Sbirre sy ne jedefalls geschter uf und nache gsi. Me het gseh, wo-n-er se higfüehrt het. — Isch jitz o da alles für nüt?
Und är sälber? E Heros Herbort ergit sech nid gschwind. Stocknacht isch es um ihn ume. Es treit nüt ab, Liecht und Luft z’sueche. Zu däm blybt ihm vermuetlech Zyt gnue. Numen im Chopf taschtet er alli Wänd ab. Der Doge! Der Doge het ihm wohl welle, het ja nes Regimänt welle. Dä wird also de scho na-n-ihm frage. Das emel isch es Speltli, wo Heiteri derdür yneschynt. — Ja, sicher wird er nam Colonello Svizzero, nam Orso frage. Aber wän wird er frage? Und wird ihm öpper d’Wahrheit säge? Der Herr Heros müeßti nid scho lang z’Venedig sy, für nid z’wüsse, daß er tief verlochet isch, daß dicki Muuren um ne-n-umen und zu syne Höupten alles verhei, daß er wyt, wyt vom Dogen ewäg isch. Bis jitze het er Venedig us de Zueschouerbänk gseh, mängisch o schreeg hinder d’Coulisse chönne luege, ohni daß es für ihn gfährlech worde wäri. Jitz hingägen isch er hinder der Bühni oder drunder. Es tramplet über ihm. Da wird e Komedi gspilt für di andere, füre Doge, e Komedi überen Orso, und är cha nid dry reden und das Lugiwärch verryße. O, er het gnue gseh i dene paar Jahre, für z’wüsse, was es heißt, i de Hände vo den Esecutori dei Dieci z’sy. Gäge die cha o der Doge nüt mache, wil si ne nid löi la yneluegen i ihres Gspinscht.
Was cha men eigetlech ihm, Heros, zur Lascht lege? Daß er es paar vo syne Landslüt losgchouft het? — Warum würde si nid ehnder die ysperre, wo ds Gäld gnoh hei? O, es isch nid das, was er z’förchte het. Aber juscht äbe, daß er scho z’viel hinder d’Coulisse gseh het. Es sy ihrere gnue, wo wüsse, daß er ne-n-über d’Achslen i d’Charte gluegt het und daß er se chönnti under d’Bleidächer lifere, wenn er wett. So eine darf men äbe nid i der Neechi vom Doge la. Und wenn jitz gar no der Doge möcht e General us ihm mache, wo de öppis z’säge hätti!
Da hilft alles Nachegrüble, alles Proteschtiere nüt, er weiß: Jitz isch er zwüsche Seil und Rolle vo-n-ere härzlosen und uheimelig gschyd usdänkte Maschine. Es wird ihm vo Stund zu Stund dütlecher, da git’s nume no ei Müglechkeit, wieder drus z’cho: Bärn mueß sech syneren anäh, d’Tagsatzung mueß ne-n-useheusche. Und das wird wohl o cho. Aber wenn? Ma’-n-er’s so lang ushalte hie? — Ja, wahrhaftig, Rät und Burger müesse für ihn ystah. — Rät und Burger. Die sy o-n-e gschyd usdänkti Maschine, und der Herr Heros, der Turnäller, cha sech vor sym Gwüsse nümme länger usrede, daß er besser ta hätti, sich sälber i die Maschine la yz’boue. Es wär alles anders cho. Jitz mueß er se doch la dry rede, da hilft alles nüt.
Es isch öppis Kurioses; aber geng chunt ihm der Pfarrer Schöni wieder i Sinn mit sym Stei, wo eim z’letscht der Chopf verschmätteret, wenn me ne dänne stoßt, für zum Hung z’cho. Wie wyter me ne wägstoßt, descht rüücher chunt er ume. Wahrheit, Wahrheit, du bisch unerchannt hert.
Herr, Gott, wie söll i das ushalte, so lang! Und underdesse geit’s wyter i der Turnälle. Wohi füehrt dä Wäg, wo der Döni druffe rytet? Das Haarbüscheli, wo d’Nicolette gschickt het, der Bricht «er weyß des Trinkens kein Maß und prasset mit Gesellen, so ihm gut Wort geben, ihn umb seyn Geld und Verstand bringen», und syni eigete Wort «ich will das Pferdt schon reyten» und jitz di Lüt für d’Galeere, und daß er ufem Wybervolk isch, das het der Herr Heros mängisch gnue gmerkt. Ja, wenn me das alles als Schwirren yschlat vo ds Dönis no so jungem Läbeswäg und de drüber ewäg visiert, wohi zilet das?
Mit allem däm hie ygsperrt sy! Wär hielt das us! Aber da stande d’Muure, der pflaschteret Bode, ds Gwölb, toub, hert und stumm.
Es chunt en erschte schwache Tagesschyn. Dert isch es Heiterloch. Der Herr Heros geit druuf zue, setzt Fueß vor Fueß, für nid i nes Loch z’trappe. Armsdicki Ysestange mache nes Gitter. Ganz nach dervor gluntschet Wasser. Der Schlamm stinkt. Grediübere graui Muure. Jitz dämmeret ihm uf, wo-n-er sy chönnti. In ere Chefi unden im Dogepalascht, öppe zwüsche der Süüfzerbrügg und dem Ponte della Paglia. Vo Liecht und Sunne wird’s jitz es paar Wuche lang nütmeh gä — oder Monete — oder am Änd Jahr? — Und chalt isch es.
Jitz erscht, wo-n-er alles düredänkt het und geng und geng wieder a di glychi Wand cho isch und geng wieder dem Pfarrer Schöni sy Stei gseht cho z’fahre, chunt ds Eländ über ihn. Er chruglet sech uf sym Strouhhuufe zsäme, und du ändlech chunt der Schlaf, urüehjig und voll schwäri Tröum, aber emel Schlaf. Und im Schlaf isch er wyt ewäg cho, i alti, vergangeni Zyte, hei und a Ort, wo-n-er vor Jahre gsi isch, het syni Eltere wieder gseh, so daß es bim Erwache Zyt bruucht het, bis er zue sech cho isch und begriffe het, wo-n-er isch. Der Tag isch häller worde: A der Muure grediübere sy Liechtschynen umegfahre, Refläxe vo der Sunnen ufem Wasser. D’Wänd vo der Chefi hei ne trüebe Liechtschimmer übercho. Me het ihm z’Ässen und z’Trinken ynegschobe. Hie und da het sech vom Hafe här es Brüel i Kanal hindere verloffe, oder d’Gondle vo de Wächter isch vorem Gitter düre gluntschet. Es gwunderigs Mannsgsicht het ynegluegt. Mängisch isch der Ton von ere Chilchegloggen uf ds Wasser abegsunke.
Das isch jitz mys Läbe. — Stundelang isch er uf und ab gloffen i syr schmale, tiefe Chefi. Es sy Momänte cho, wo-n-er sech der Chopf hätti möge sturm schla a der Muure, für nümme müesse z’dänke. O, das etsetzleche, grusame Dänke, wo so zu keim Änd füehrt! Wie-n-es Tier i menen Amphitheater louft es geng rundum, möchti furt, use, und isch geng wieder am glyche. — Am meischten isch er bi syne Chinder. Wo sy si? Was mache si? Uf eismal het er jitz es Verlange, dä Chly z’gseh, wo-n-er no nie vor Ouge gha het. I Zorn und Wuet sinnet er sech yne dadrob. Er möcht brüele: Löit mi use! Löit mi hei, zu myne Chinder! — Aber es ghörti’s ja kei Möntsch.
Und wieder faht er a Gott verchlage: Warum hesch du mir di Chinder gä, wenn si doch sölle z’grundgah? Und geng chunt’s wie-n-es Echo uf ihn zrück: Ja, warum, Heros? Warum sy si dert und du hie? Warum louft der Suhn i sys Verderbe, warum? — Da chunt wieder dä verwünscht Stei cho zrückz’plampe. Geng wieder und geng wieder. Heros, wenn hörsch de uf, ne dännez’stoße? Er isch ja doch da. D’Wahrheit isch herter als dy Chopf.
Mit Verfluechen und Verwünsche vergiftet er sech ganzi Stunden und Tage. Es wird geng erger. Warum wirden i nid chrank i der füechte Stinkluft? — Ja, der Herr Heros het nid für nüt vieli Chriegsjahr düregmacht. Er isch abghertet wie nid grad eine, a Lyb und Seel. Und i Lyb und Seel het er gsundi, starki Närve, wo no gar nid stumpf oder lahm worde sy. Alles, alles gspürt er.
Ei Abe, wo-n-er am Fänschtergitter lähnt und i violette Dämmer use luegt, chunt öppis zuen ihm hindere, uf Fäcke, vom Ponte della Paglia här. Ämmetaler Liedli. Er möcht sech d’Ohre verstopfe, aber er mueß lose. Er mueß eifach.
Jitz nimmt’s ne, jitz chunt’s über ihn, ganz heiß. Er cha gar nümme vom Gitter ewäg. Erscht wo-n-es schwygt, ds Gygerbuebli, geit er hindere, wirft sech ufe Strouhsack und verhet sech d’Ohre. Aber da cha me lang verha, wenn me sy Heimet umegseht, wenn si, Gott weiß uf welem Wäg, eim i di zuedrückten Ouge chunt. Er gseht se nid, wie si jitz isch im Schnee und totestill. Er gseht se-n-i der Summer-Morgestilli, wenn der Näbel dervostrycht und d’Bärge düre Dusem düresilbere. Wenn men usem Meer vo de Hublen und Wälder das fyne, fyne Ruusche ghört und sünsch alles schwygt, bis öppen e Dängeler underem vermieschete Strouhdach i Tag yne täggelet oder e Güggel chräit. Er gseht sech am Waldrand ufem Ringgis, wo i der erschte Sunnewermi d’Tanne vo Harz schmöcke, wo’s so herrlech ameißelet und ds Chries duftet und z’oberscht i de bolzgrade Stämm es Eichhörnli chäflet und e Zapfen abeschmeißt.
Da unde springe d’Firschte vo heimelige Burehüser usem Bort, es paar Böum drum ume. E Saarboum luegt als treue Wächter über di anderen und über ds Dach ewäg. Ma und Frou und Chinder... Herr, Gott! Nei, er cha’s nümme gseh. — Dert use hei si se gjagt. Underem Trouf vüregschrisse hei si se, di Manne, wil si ihre bsundere Gloube hei. Hiehäre gschleipft hei si se. Üsi arme brave Buremandli als Ruederchnächte zwüsche Röuber und Mörder yne verdinget — damit d’Religion nid Schade lydi. — Oder... oder, sy si am Änd dir im Wäg gsi, Döni? — Öppe will’s Gott nid! Was hesch du mit dem Eyer-Fridel gha? Er isch Deserteur, ja, aber jitz, wo ds Regimänt ufglöst isch! Für was ne no jitz uslifere? — Was steckt da derhiner? — und der Zebedee... der Zebedee uf nere Galeere!
Der Oberst springt uf. Er rönnt vo Wand zu Wand, er fahrt sech mit de Finger dür di strube Haar. Er schlat mit de Händ a d’Muure, wie wenn er erscht no müeßti gryfe, was er doch scho lang weiß, daß jitz das eso isch und eso blybt, no lang, lang, und daß underdesse daheim alles z’Schande geit, d’Chinder, d’Lüt, ds Hus, d’Herrschaft, alles, was schön und guet isch.
Na mänger Wuchen erscht — er het scho usgseh wie di Strübschte vo dene, wo der Chrieg synerzyt i d’Wälder gschüücht het, wie die, wo Gras gfrässen und bald nütmeh anne gha hei, als was der lieb Gott ne-n-am eigete Lyb het la wachse — na Wuchen erscht isch er überegfüehrt worde zum Verhör, ja, der Oberst Heros Herbort, über d’Süüfzerbrügg. Är het’s nid gwüßt, si hein ihm wieder e Kapuzen übere Chopf ab zoge. Vorem Richter het er proteschtiert, sech ufe Doge beruefe, na syne Manne gfragt. Syni eigete, schuldlose Lüt heig er zue sech gnoh, das sygi sys Verbräche, und jede vo dene vier sygi meh wärt als der süberscht i däm Palascht hie. Chuum isch das use gsi, chunt ihm z’Sinn, er verderbi sy Sach nume no meh. Er appelliert a ds Härz vo syne Richter und seit ne, er heigi Chinder daheim, wo ohni ihn z’grundgange. — Was geit es di Herren im Dogepalascht a, wenn änet de verschneite Bärge Chinder z’grundgange? — Me findt, dä Ma sygi no nid murb gnue und füehrt ne zrück, aber dasmal änet der Brügg d’Stägen uf, i ne Chammeren underem Bleidach.
Es nimmt ihm der Ate scho uf der Schwelle, und chuum isch d’Türe zue, stüpft er dergäge, hout mit de Füüscht dra. «Löit mi use! I ersticke!»
Si kenne das. So het no jede ta, wo me hie ygsperrt het. — Si gwane sech de scho dra — oder me het bald eine weniger ufem Tagesrapport.
Der Oberscht ryßt sech d’Chleider uf, er lat sech uf d’Brütsche fallen und weiß bald nütmeh vo sech. Und wenn er wieder zue sech chunt, so schreit er na de Chinder, schreit na der Frou und weiß doch, daß ne niemer cha ghöre, gar niemer.
Und Wuche verstryche. D’Früehligssunne chunt über ds Meer und schynt uf ds Bleidach vom Dogepalascht und uf d’Schneefälder vo den Ämmetalerbärge. A de Waldsöum güggele d’Läberblüemli vüre, d’Schneeglöggli. Es touet und schmöckt na Schneeschmelzi.
Und underem lötig heiße Bleidach, i der änge, fyschtere Chammere lyt eine, wo i der Schwyzer Bärgluft ufgwachsen isch, und brüelet: «Isch es no nid gnue? — La mi gah! — La mi stärbe! I cha nümme.» Ja, er brüelet das. Der Heros Herbort isch scho lang über dä Zuestand use gsi, wo me verhouen und erschöpft uf der Brügi sitzt und süüfzet: Wenn doch o der lieb Gott wetti nes Ynsähe tue und mr hälfe! Er het es Füür im Chopf gha, wo ne z’zytewys ume Verstand bracht und de wieder so het la erlächne, daß er gspürt het: Jitz machen i’s nümme lang, jitz isch es us mit mr. Und er het o nüt anders meh begährt, als d’Ouge zuez’tue und z’stärbe. Aber de isch undereinisch i sym Fieber d’Turnälle wieder vor ihm gstanden und d’Chinder — d’Chinder. Und de het’s ne-n-ufgsprängt und er het müesse brüele — mit Gott, ja wie-n-e Wüetige, mit ballete Füüschte, bis ds Schwyge vo de tote Wänd ne wieder bodiget het.