Text:Rudolf von Tavel/Der Donnergueg/Kapitel 18

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XVIII.

Zwo Chüniginne. Vo Bumbe, Granaten und Umhangstängeli

In ere Bresche vo der alte Feschtung Gaëta isch mit der Rueh von ere Marmorstatue d’Chünigin Maria vo Neapel gstande, um se-n-umen es paar Offizier, wo se nid us den Ouge gla hei, währed nid wyt dervo der Major Wieland im längschößige, verribsete Wafferock, es chlyses Chäppi schreeg uf em Chopf, dem General von Schumacher rapportiert het. Vor use, dür d’Bresche, het men über nes Tal wäg uf ne Bärgabhang voll Räben und altersgraui Terrassemuure gseh. Dert äne hei sech vo Zyt zu Zyt wyßi Dampfwülkli um ne Füürblitz ballet, und hienachen und dertnache het’s donneret und gchnatteret, daß Luft und Bode zitteret hei. Hinder der Bresche, i de Greben und den änge Zuefahrten us der Stadt, hei di tapfere Verteidiger — abgmagereti, martialischi Soldaten us aller Herre Länder — gschuflet und picklet, under Byschten und Bärze Kanonen ufe zogen und Munition zueche treit, wi wenn’s gar nid müglech wär, daß öpper chönnti troffe wärde. Und doch hei d’Bluetlache zwüsche de Schutthüüffe dütlech zeigt, was es gulte het. Über di bruune Decher vo der äng zsämegrückte Stadt wäg het ds Meer i syr ändlose herrleche Blöui glüüchtet, und juscht het e mächtigi schneewyßi Wulken e Zylete vo stolze Chriegsschiff umwalmet. I der ganze Stadt het alles, was nid niet- und nagelfescht gsi isch, zitteret und gchlefelet, und uf der innere Syte vo de Wäll het’s Stoubwulke gä, gchrachet und gchlepft und gchroset, daß niemer meh sys eige Wort verstande het. Descht meh het men enanderen agluegt, für sech z’verstah, d’Soldaten ihri Offizier, d’Offizier ihri höchere Kommandante, und alles, was se mit dem Oug het mögen errecke, het uf di schöni, stolzi Frou gluegt, wo dert obe, i der Bresche, mit ihrer Holdsäligkeit alles das Mannevolk het zwunge, Gfahr und Müehsal z’vergässe. Grad het’s wider zu ihrne Füeße gstübt, so daß si uf nen Ougeblick wi vom Ärdbode verschwunden isch. Aber bald het men ihri schöni Gstalt wider dür e Rouch düre mögen erchenne. Und du het di glaarigi Sunne wider uf ihrne Juwele blitzet, aber o uf de rubinrote Bechli, wo zu ihrne Füeßen us der Bruscht vo mene jungen Offizier grunne sy. Verwunderet het mänge Chrieger ufgluegt; aber di chüniglechi Frou het niemerem Zyt gla, sech z’bsinne. E Blick, e Wink, und jede het sech wider a sy mörderischi Arbeit gmacht. Us der nächschte Zuefahrt isch e dicke Schwarm vo Bajonett und Chäppi uftouchet, und en Ougeblick später isch — allne vora der Houpme Chilchbärger mit blankem Däge — e Colonne vo wild begeischterete Schwyzer-Soldate dür d’Bresche vüre gstürmt: «Evviva la nostra regina Maria!» hei si us volle Häls brüelet und sech mit Wuet uf di piemontesischi Infanterie gstürzt, wo het welle der Wall uuf chräble.

Mit nere wahrhaft majeschtätische Rueh het d’Chünigin ihrne treue Soldate nachegluegt, wi si di fräche Belagerer der Bärg ab tröhlt und verjagt hei, und mit fründleche Worte het si se grüeßt, wo si, Ma um Ma, erschöpft wider dür d’Bresche zrück cho sy. Ihre tapfere Füehrer aber, der Houpme Chilchbärger, het nümmen uf eigete Füeße d’Breschen erchlätteret. Mit verschmätteretem Fueß hei si ne der Bärg uuf treit. Wo si mit ihm us em Schatten a di hälli Sunnen ufe cho sy, het er d’Ougen ufgschlagen und — i ds Gsicht vo der Chünigin gseh. Si het sech über ihn bückt und ihm es Chrüzli uf e Wafferock gheftet. Stolz und under freudigem «evviva!» sy di wackere Jeger i ihri alti Stellung zrück marschiert. Für hütt isch Gaëta no nid gfalle.

So het a der Syte vo ihrem Ma, uf bluetige Trümmer, d’Chünigin Maria ihri Herrschaft usg’üebt, ihri Chrone verteidiget, wo Pärlen um Pärle druus gfallen isch, und ds letschte Bollwärk vom Chünigrych beider Sizilie bhouptet.

*

Der Herr Hans Chilchbärger het der Fall vo Gaëta nümmen erläbt. Im Lazarett isch er na wenige Tage dem Wundfieber erläge. D’Nachricht dervo isch für ds Annemarie Sunnefroh e neue schwäre Schlag gsi. Gseit het ihm niemer nüt, aber es het doch usegspürt, daß di glyche Lüt, wo a ds Herr Houpmes Liebi zue-n-ihm so übel hei gläbt gha, jitze d’Schuld a ds Hanses Tod uf ihns gschobe hei. Und no einisch het es i sym Härz alles müesse düremache, was es scho zimlech het verwärchet gha. Nah-ti-nah erscht het es du sys Gwüsse mit der Überlegung chönnen abfinde, daß der Hans Chilchbärger synetwäge nid wider i frömde Dienscht bruucht hätti. Er sygi halt mit Lyb und Seel Soldat gsi, und, wär weiß, es hätti ne nid emal als sy Frou möge dervo zrück bha.

Ds Annemarie het sech geng no mit dene Gedanke plaget, wo-n-es a mene schöne Morge d’Yladung überchunnt, mit sym Herr Papa am Donnschtig druuf zum Herr Notar Gattschu z’cho, zur Eröffnung vo ds Herr Hans Chilchbärgers Teschtamänt. Vatter und Tochter sy mit ganz verschidene Gfüehl uf di Schrybstube gange. Beidi hei agno, der Herr Houpme wärdi dem Annemarie öppen es Legatli vermacht ha oder villicht e chlyni Ränte. Der Papa het ghoffet, ds Vermächtnis sygi nid z’bescheiden usgfalle, ds Annemarie hingäge het ihm gar nüt dernah gfragt, wil es nid begährt het, de Gschwüschterti vom Herr Hans i ds Gheeg z’cho. «I weiß nid, was i drum gäb, wenn i dörfti dusse blybe», het’s vor der Schrybstubetüre zu sym Vatter gseit. Und wo-n-es du gar no Herr und Frou Chilchbärger und d’Tante Gatschet mit Armsündergsichter gseht da sitze, isch’s ihm schier gschmuecht worde. Es hätti sech gärn z’hinderscht a d’Wand drückt; aber der Herr Gattschu het ihm na neren umständleche Begrüeßung der Stuehl z’vorderscht vüre gstellt. Das het emel du der Vorteil gha, daß es di anderen alli nid het bruucht az’luege.

Im Ougeblick, wo me di fyrlechi Sitzung het wellen eröffne, het’s dem Herr Sunnefroh sy Spazierstäcke mit dem beinige Hundschopf, wo mit dem Zylinder druffen im Egge gstanden isch, undenuus gno, und er isch usgrächnet under e Stuehl vo der Frou Charlotte gsäglet. Jitz het’s es allgemeins Ufstah, Stuehlrücken und Komplimäntiere gä. Der Stäcke wär no bald wider davorne gsi, aber jitz het du am Hundschopf es gääls Glasöugli gfählt. Me het gluegt und gsuecht. Aber findet es settigs Chrälli, wo zwo Crinoline di halbi Schrybstube fülle! Der Herr Sunnefroh het inständig bätte, me söll sech doch nid wyter la dérangiere, und der Notar het tröschtet, me findi’s de bim Stubewüsche. «Ssela ne manggera pas.» Uf das hi isch er a sys Stehpult gange, het mit sym unändleche bluemete Foulard-Naselumpe d’Brüllegleser gwüscht, es Schriftstück us neren abgfieggete Lädermappe vüre gno und agfange:

«Verehrtischti Damen und Herre!»

I däm Momänt gseht er, daß e guldige Sunnestrahl näbem Bluemechranz inwändig a der Capoten und de Röschtiwys o d’Ouge vo der Tante Gatschet unliebsam erheiteret. Dienschtfertig isch er ds Umhängli ga zieh. Natürlech isch du ds Umhangstängeli us em Ringschrübli cho und di ganzi Machetschaft a Bode gfloge. «Ach waß!» — Me het du d’Store mit dem Schloß Chillon druffen abe gla, und du ändlech het er chönne zuefahre:

«Also, verehrtischti Damen und Herre! I ha hie di letschti Willesverfüegung vom sälig verstorbene Herr Hans von Kilchbärger, gewäsenem Hauptmann im Dienschte seiner Majeschtät des Königs beider Sizilie. Dises Teschtamänt isch hie z’Bärn usgfertiget und mit den üeblechen Underschrifte versähe worden am Tag, wo der Herr Houpme sälig zum letschtemal nach Neapel verreiset isch. — Hmkrhgkähä.»

Di verschidene Mitglider vo der Familie Chilchbärger hei sech zimlech erstuunet agluegt, und der Herr Notar het furtgfahre:

«Ich ändesunterfertigter Wilhälm Albrächt Hans von Kilchbärger erkläre hiermit, daß ich bei vollem Bewußtsein und ungetrüebte Verstandeskräfte für den Fall meines Abscheidens aus diesem Läbe, es geschehe früeh oder spät, über mein Hab und Guet folgende letschtwillige Verfüegung getroffe habe:

Durch ein mich in tiefschter Seele betrüebendes Verhängnis habe ich das Unglück gehabt, in Verteidigung der Fahnen des 4. Schweizerregimänts im Dienschte seiner Majeschtät des Königs beider Sizilien den Fourier-Aschpiranten Harzkopf zu töte, der, wie ich nachmals erfuhr, mit meiner lieben Braut, Fräulein Annemarie Sonnenfroh, in inniger und edler Freundschaft verbunde gewäse war. Dieweil ich meiner lieben Braut wider meinen Willen einen Schade zuegefüegt, den zu heile nicht in menschlichem Vermöge liegt, ich aber im Friede mit Gott und erlöster Seele meine Lebenstage zu beschließe begähre, so gäbe ich meiner lieben Braut, der ich unwissend alles genommen, nun auch alles hin, was mein ischt und setze sie zu meinem Haupterben ein.»

Di ganzi Gsellschaft isch wi glähmt dagsässe. Ihri Totestilli isch numen underbroche worde dür ds Schluchze vom Annemarie.

«Es ischt somit», het der Herr Notar furtgfahre läse, «bemeldter Jungfer Annemarie Sunnefroh nach Ausrichtung der hienach verzeichnete Legate mein ganzes Vermöge, beschtehend in der Liegeschaft des alte Schlößli zu Gerzesee, Wärtschriften und Baargeld, Hausmobiliar, Schiff und Geschirr als ihr alleiniges und unbeschränktes Eigentum zu übergäbe. Als einzige Bedingung lege ich ihr auf die Erfüllung meines Härzenswunsches, daß sie in Gerzesee Wohnsitz nähme und mit Gottes Beistand fortfahre, dasälbscht an Hoch und Niedrig Guetes zu tuen, wie es ihr liebereiches Härz ihr befehle mag. Ich habe erfahre, daß sie meines Hauses Licht und gueter Geischt ischt und wünsche, daß meinem Hause dieses koschtbare Guet erhalte bleibe.»

Im Wytere sy du e Zylete schöni Legat cho, vorewäg für ds Herr Hanses neveux, wo jedem sy Sach isch zuegschide gsi.

Der Herr Notar het sy Vorläsung mit allnen üebleche Formalitäte bschlossen und du ds Annemarie gfragt: «Erklärt sech d’Houpterbin bereit, di Erbschaft az’näh?»

Ds Annemarie het sys Gsicht i Naselumpe versteckt und nume der Chopf gschüttlet.

«I möchti d’Jumpfer Houpterbin bätte ha, sech dütlecher usz’spräche», het der Notar gseit und derby mit ufgrißnen Ougen über d’Brülle wäg gluegt.

Ds Annemarie het ne-n-uf Antwort la warte. Erscht na nes paar Minute, währed dene verschideni Lüt vergässe hei der Ate z’zieh, seit es, ohni ufz’luege: «Dem Herr Houpme sy Wunsch will i erfülle. Aber schuldig isch er mir nüt gsi, und i cha sys Vermächtnis, so wi’s da steit, nid anäh.»

Der Herr Gattschu seit: «I mueß d’Jumpfer Houpterbin druuf ufmerksam mache, daß si entweder alles anäh oder alles ablähne mueß.»

«Also», antwortet ds Annemarie jitze scho feschter, «so lähnen i alles ab. Es chunnt nid mir zue.»

Der Familie Chilchbärger het d’Erliechterung schier us de Luftröhre pfiffe. Der Papa Sunnefroh hingäge het nüt meh begriffen a syr Tochter, und doch het er se bewunderet und sech schier afa geniere vor nere. «Bsinn di», het er nere zuegchüschelet. «Nid daß de di de reuig wirsch!» Aber er het grad gmerkt, daß ds Annemarie bi sym Etschluß blybt. So isch me du under höfleche Redesarten usenandere gange.

Vo däm Tag ewäg isch der Papa Sunnefroh ganz in es anders Verhältnis cho zu syr Tochter. So wunderlech ihm ds Ufträtte vom Annemarie zerscht vorcho isch, so dütlech het er bald afa gspüre, wi rächt es gha het, und dermit het er nah-ti-nah sy eigesinnigi Herrschaft über ihns prysgä und isch vo Tag zu Tag meh under ds Charme vo syr Tochter grate.

D’Erbschaft isch du ihre natürleche Wäg gange, und der Herr Eduard isch mit syr Familie z’Gerzesee blybe sitze. Er het ds Gfüehl gha, me sötti sech dem Annemarie uf irged e schicklechi Art dankbar zeige; aber er het lang der Rank nid chönne finde, wil er vor syr Frou nid rächt mit der Sprach het dörfen userücke. So wi-n-er se gkennt het, wäri vo ihre chuum en andere Bscheid gsi z’erwarten als öppe: «Es hätt sech bim tuusig no gfählt, daß di Chrott das Teschtamänt agno hätti!» Aber der Herr Chilchbärger het äbe nid gwüßt, daß gwüssi Sigellacktröpf sy Frou geng no a de Finger brönnt hei, wenn me ne scho nüt agseh het, und drum isch er ganz erstuunet gsi, wo ei Morge d’Frou Charlotte zue-n-ihm seit: «Säg los! Eigetlech dunkt’s mi, me sötti däm Annemarie uf irged en Art sech dankbar erwysen und luege, daß dem Hans sy letschte Wunsch in Erfüllung gieng. Äs duuret mi eigetlech. Es versuuret da mit sym wunderleche Papa a der Brunngaß hinde. Wi wär’s, wenn me ne ds obere Huus überließ?»

Der Eduard het vor Freud ob däm unerwartete Vorschlag ganz brönnig nassi Ougen übercho und isch syr Frou, zum erschtemal sitdäm si der Röbeli zur Wält bracht het, um e Hals gfalle. Si sy beidi ganz sälig worden ob ihrem Etschluß.

I menen überuus fründleche Brief het du der Herr Eduard ds Annemarie yglade, mit sym Papa ufe z’cho und im obere Huus sech cho nider z’la, für dem Herr Houpme sys Vermächtnis cho z’erfülle.

Di Buebe Chilchbärger sy schier lätz worde vor Freud, wo’s gheiße het, ds Annemarie chömi jitz de z’grächtem mit sym Papa ga Gerzesee, Summer und Winter. Ds ganze Guet isch eis Freudegschrei gsi, und der Fritzli het mit dem Gottfried e regelrächti Zanggete gha, wele se mit dem Chaisli uf d’Station dörfi ga reiche.

A der Brunngaß het me bald einisch di würdigen Ahnherre, wo dem Papa Sunnefroh so mängisch prediget hei, was är ihrem Name schuldig sygi, schön verpackt in e Fuehrbänne gleit, und ds Megerts «Draguner» und d’Fülimähre hei zsämethaft di vornähmi Gsellschaft mitsamt de Funk-Commoden und dem Silber à filet ga Gerzesee ufe gfüehrt. Und wahrhaftig het’s ume donneret, wo si der Talguet-Stutz uuf gfahre sy, aber nume vo wytem, und ekei unzytige Räge het di schöni Meiebluescht verderbt. D’Matte sy voll guldigi Söublueme gstande, und me het sech scho uf der Louben am obere Huus im warme Sunneschyn chönnen etabliere.

Dert het jitz di anderi Chünigin, ds Annemarie Sunnefroh, ihre Thron ufgrichtet und, ohni ne Quadratschueh Land zu verbriefetem Eigetum z’ha, g’regiert. Eis um ds anderen isch zue-n-ihm cho, um Rat, um Hülf, um Troscht, um Liebi. Das hölzige Löubli mit de heitergäälen und rote capucines, de veieliblaue Bethunia und de rosefarbe Nägeli isch e Freistatt für allerhand plageti Lüt worde. Mit denen im alte Schlößli isch me wi ei Familie gsi, und niemer meh het übel dranne gläbt, daß me vom obere Huus so guet i Garten und Hof abe gseh het. Ja, einisch, a mene stille schöne Summerabe, isch sogar d’Frou Charlotten im verschleikten i ds Löubli ufe cho und het dem Annemarie bychtet, wi’s nere gange sygi, wo si heig welle d’Gwundernase fuetteren und ds Pütschierwachs Füür gfasset heigi.

Der Gottfried het tapfer glächnet mit syr junge gwirbige Frou, und mit den Alten im Stöckli het me mängisch es heimeligs Dampi gha. Wo einisch der Papa Sunnefroh dert zum Chrischte gseit het, es nähm ne doch eigetlech wunder, warum si im Dorf ume syr Tochter «der Donnergueg» säge, chunnt ds Annelysi derzwüsche: «Wou, wou, Herr Sunnefroh, die ghört’s i de Gringe donnere, wenn z’änetum no niemer ekeis Wüukli gseht!»

Ja, wi ne Chünigin het ds Annemarie g’regiert. Gmerkt hei si’s nid grad eso und geng gmeint, si machen alles sälber und es syg nen alles sälber z’Sinn cho. Aber wär dür und dür hätti chönne luege, dä hätti doch gseh, daß vom Löubli am obere Huus öppis usgangen isch, wo i de Härze vo de Lüt chlyni verschwigeni Wunder verrichtet het. Ds Annemarie het niene, was me heißt, ds Muul dryghänkt, und doch isch es unsichtbar bi mänger Wahl und Abstimmung derby gsi, wil es, ohni daß si’s gmerkt hätte, mänge Ma het glehrt luegen und dänke. So het es i syr zwöite Heimet es großes, schöns, unsichtbars Huus bouet, wo’s allne Lüte drin isch wohl gsi. Na vile schöne Jahre het du o dem Annemarie sy Stund gschlage. Z’schaarewys sy si cho us der ganze Gmeind, us de Dörfer vom Seftigamt und vo Bärn ufe, und hei di treui Volksfründin bi der Chilchen i ds Grab gleit. I mängem verwätterete Buregsicht het e Träne glänzt, und mänge Junge, wo nid het welle der Name ha, isch mit Härzweh zum Fridhof uus gange. Der Großrat Fritz Chilchbärger het syr «Tante» la uf e Grabstei setze: «Selig sind die Sanftmüetigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.»

Das isch jitz scho lang här, und dir suechtet hütt dä Grabstei vergäbe; aber d’Spure vo ds Annemaries Pilgerfahrt fänd me no i mängem Huus, und sys Wäse läbt zum Glück no geng im Bärnerland.